• vor 5 Monaten
Überraschend erhält Rechtsanwalt Dr. Renz einen Anruf aus dem Untersuchungsgefängnis. Ein des Mordes an einem früheren Schuldirektor beschuldigter Stadtstreicher namens Pankraz hat sich kurz vor Prozessbeginn mit seinem Anwalt überworfen und bittet Dr. Renz nun, seine Verteidigung zu übernehmen. Denn, wenn überhaupt einer in der Lage ist, ihn aus seiner misslichen Situation herauszuholen, dann er.
Doch nach dem ersten Gespräch mit Pankraz und nach dem Studium der Akten ist Renz äußerst skeptisch, ob er für den Stadtstreicher etwas erreichen kann. Zu eindeutig sprechen die Fakten gegen ihn. Zur Sicherheit aber soll Matula die polizeilichen Recherchen noch einmal überprüfen. Doch auch der findet zunächst nichts Gravierendes heraus, bis ihm zwei Rentner über den Weg laufen, die einen Verdacht äußern, der in eine ganz andere Richtung geht. Hat nicht ein resoluter Bauunternehmer schon seit längerem ein Auge auf das Haus des Ermordeten gehabt? Und hat dieser sich nicht standhaft geweigert, ihm das Haus zu verkaufen?
Matula berichtet Renz, dass die Polizei offensichtlich nur in eine einzige Richtung Beweise gesucht hat, weil es immer einfacher ist, einen Wehrlosen zu beschuldigen als einen angesehenen Bürger. Doch Dr. Renz ist von Matulas Recherchen nicht besonders angetan – und am nächsten Tag beginnt der Prozess. (Text: ODEON-Film)

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Transkript
00:00Warum haben wir alles falsch gemacht? Alles.
00:23Wir haben nie zueinander gepasst.
00:24Das ist nicht wahr! Nie, nie, nie!
00:31Das Gegenteil ist wahr. Wir waren füreinander bestimmt.
00:35Und dann haben wir uns zerfleischt. Ach, Quatsch!
00:42Vielleicht waren wir dazu bestimmt, uns zu zerfleischen.
00:57Sag was! Sag was, sag was, sag was!
00:59Ich weiss nichts mehr. Ich kann nicht mehr.
01:00Ich will nicht mehr. Lass uns aufhören!
01:01Es hat keinen Zweck!
01:02Es hat keinen Zweck!
01:32Herr Krüger! Hallo! Herr Krüger!
02:01Hallo! Hallo!
02:21Es kann doch gar nicht sein, dass der den Wecker nicht hört.
02:48Es kann doch gar nicht sein, dass der den Wecker nicht hört.
03:16Das ist ein Fall für die Mordkommission.
03:22Also, ich hab Ihre Stimme, die Stimme von der Frau Krüger,
03:29die hab ich gehört. Mindestens bis zwölf.
03:33Das Haus ist ja so hellhörig, das glauben Sie ja gar nicht.
03:37Und dann ist die Frau gegangen.
03:39Ja. Also, das könnte ich nicht beschwören.
03:42Ich meine, ich hätte Schritte im Treppenhaus gehört.
03:45Ob das nun sie war oder er.
03:48Na, er könnte es ja nicht gewesen sein.
03:52Und Sie sagen, dass es bei den Krügers öfter diese heftigen Streitereien gegeben hat.
03:57Oh, furchtbar war das.
03:59Dass die sich nicht schämen, wo das Haus doch so hellhörig ist.
04:02Sachen haben die sich an den Kopf geschmissen.
04:04Ausdrücke, also die kann ich gar nicht wiederholen.
04:07Worum ging es denn bei diesen Streitereien?
04:10Eifersucht. Fast immer Eifersucht.
04:13Holen Sie sich doch eine Tasse Kaffee?
04:15Nein.
04:16Sie, die Frau Krüger, ist etwas leichtlebig.
04:21Sie hielt das nicht so genau mit der ehelichen Treue.
04:24Manchmal ist sie die ganze Nacht weggeblieben.
04:27Und er? Mal hat er es mit derselben Münze heimgezahlt.
04:30Und dann hat er sogar Weiber mit in die Wohnung gebracht.
04:35Und anschließend dann die Versöhnung.
04:39Also, ich will nicht brüllen, aber was die da so aufgeführt haben, das...
04:46Haben Sie mal Feuer?
04:48Nein. Hatte es vorher schon mal einen Selbstmordversuch gegeben?
04:53Nein, nicht, dass ich wüsste.
04:55Aber von Mord und Totschlag war immerzu die Rede.
04:58Was genau wurde gesagt?
05:00Na ja, also jedes Wort verstehe ich natürlich auch nicht.
05:03Aber man kriegt schon mit, worum es geht.
05:06Na gut, Frau Sagen, das genügt mir dann fürs Erste.
05:10Vielen Dank.
05:12Vielleicht muss ich Sie dann später noch einmal aufs Präsidium bitten.
05:16Ja? Was ist denn jetzt genau passiert da drüben?
05:20Das sind wir gerade dabei zu rekonstruieren.
05:31Na, wie geht's?
05:34Ja, was haben Sie?
05:38Ja, also wir gehen zur Zeit doch schon einen Fall gut aus.
05:42Infolge der Verletzungsmotivation.
05:45Dafür spricht das Ertrockene hier am Boden.
05:48Und die doch in großer Zahl offensichtlich schon im Glas abgerüttelt, würde ich sagen.
05:53Was ist denn?
05:54Eine Frau Krüger für Sie, dringend.
05:57Du, ich rufe dich am besten nachher noch mal an, ja? Tschüss.
06:01Stellen Sie durch.
06:05Renz?
06:10Wie kommen Sie denn ausgerechnet auf mich?
06:14Von einer Justizbeamte?
06:18Also gut, dann komme ich am besten vorbei und wir besprechen die Sache in Ruhe.
06:24Nein, heute geht es auf keinen Fall.
06:26Frühestens morgen. Und da auch erst am Nachmittag.
06:31Tut mir leid, dann müssen Sie einen Kollegen bemühen.
06:36Also gut, dann bis morgen.
06:4316 Uhr.
06:46Bräuniges Heim.
07:01Guten Tag.
07:07Guten Tag.
07:13Ich gehe schon mal durch.
07:15Ja, bitte. Und einmal zurück, bitte.
07:17Ja.
07:20Ja, vielen Dank.
07:22Wiedersehen.
07:31Guten Tag.
08:02Guten Tag, Herr Dr. Renz.
08:04Guten Tag, Frau Krüger.
08:06Danke sehr.
08:32Ja.
08:34Ja.
08:37Also.
08:39Das war so.
08:42Mein Mann hat sich in der Nacht von Sonntag auf Montag das Leben genommen.
08:48Mit Schlaftabletten.
08:51Ich war am Nachmittag und am Abend mit ihm zusammen.
08:54Wir hatten Krach. Einen unserer üblichen Kräche.
08:58Unsere Ehe ist kaputt.
09:00Unsere Ehe ist kaputt, das lässt sich nicht leugnen.
09:03Wir hatten beide einiges getrunken.
09:10Gegen halb neun Uhr bin ich weggegangen.
09:12Habe in meiner Wut weiter getrunken.
09:14Habe in einer Bar einen Mann kennengelernt und bin mit ihm essen gegangen.
09:18Und dann in ein Hotel.
09:23Als ich am Montagnachmittag nach Hause kam, war die Polizei da und hat mich festgenommen.
09:28Sie behaupten, ich wäre in der Nacht bis ein Uhr zu Hause gewesen
09:32und hätte gewusst, dass mein Mann Tabletten genommen hat.
09:36Das stimmt nicht.
09:38Man beschuldigt Sie nur der unterlassenen Hilfeleistung.
09:41Ja, ich glaube.
09:43Woher will die Polizei wissen, wie lange Sie in der Wohnung waren?
09:46Ich weiß nicht. Von den Nachbarn?
09:49Sie können den Mann, mit dem Sie in der Nacht zusammen waren, benennen.
09:52Ja.
09:54Ja.
09:56Geben Sie mir einen Namen und Adresse.
10:00Er heißt Harry. Die in der Bar, im Chat-Set, kennen ihn.
10:04Ich finde ihn leicht, wenn ich hier rauskomme.
10:11Glauben Sie mir nicht.
10:13Es geht nicht darum, dass ich Ihnen glaube.
10:16Herr Dr. Renz, bitte, Sie müssen mich verteidigen.
10:20Ich bin völlig am Ende.
10:23Mein Mann...
10:25Natürlich haben wir gestritten, aber ich...
10:29Ich habe ihn geliebt.
10:31Er war der Einzige, den ich geliebt habe.
10:35Auch wenn es andere gab.
10:46Hier. Unterschreiben Sie mir diese Vollmacht.
10:49Ich werde einen Haftprüfungstermin beantragen.
10:52Wie lange dauert das?
10:54Vielleicht geht es schon morgen. Das hängt vom Haftrecht ab.
10:57Bitte helfen Sie mir. Ich muss hier raus.
11:07Auf den Aussagen der Nachbarin beruhen die Behauptungen,
11:10dass Frau Krüger zur Zeit der Tabletten-Einnahme in der Wohnung war.
11:15Hat diese Nachbarin Frau Krüger in der Wohnung gesehen?
11:19Doch wohl kaum.
11:21Hat sie Sie weggehen sehen?
11:24Ja.
11:26Nein, Herr Staatsanwalt, sie hat Sie weggehen gehört.
11:29Genauer, sie hat Schritte im Treppenhaus gehört.
11:32Sie hat die Stimme von Frau Krüger bis gegen 12 Uhr, 0 Uhr, deutlich gehört.
11:38Sie hat einen Streit gehört.
11:40Ob sie durch die Wende Frau Krügers Stimme von anderen Stimmen unterscheiden kann,
11:44gehen wir auf einen Test an.
11:45Wer soll sich da gestritten haben?
11:47Sie sollten die Aussage genauer lesen, Herr Staatsanwalt.
11:49Die Nachbarin hat nämlich auch gesagt,
11:51dass Erich Krüger, wenn seine Frau das Haus verließ,
11:54mehrfach andere Frauen in die Wohnung geholt hat.
11:56Er hat die Wohnung doch gar nicht verlassen.
11:58Erstens ist auch das ungeprüft und zweitens gibt es Telefone.
12:01Man kann doch nicht eine Frau einfach per Telefon...
12:03Oh doch, Herr Staatsanwalt, man kann.
12:08Frau Richterin, meine Mandantin hat die fragliche Nacht
12:11mit einer Zufallsbekanntschaft verbracht.
12:13Wir sind bereit, diesen Zeugen beizubringen.
12:15Dazu ist es allerdings notwendig, dass Frau Krüger auf freiem Fuß
12:19und in der Lage ist, ihn zu suchen.
12:21Da wegen eines Deliktes der unterlassenen Hilfeleistung kaum Fluchtgefahr besteht,
12:25beantrage ich die Aufhebung der Untersuchungshaft.
12:27Wir ermitteln nicht nur wegen unterlassener Hilfeleistung,
12:30sondern auch wegen Mordes.
12:32Das ist absurd. Es handelt sich hier...
12:35Bitte, meine Herren, dazu ist die Hauptverhandlung da.
12:37Hier geht es lediglich um eine Haftprüfung.
12:40Wiederholungsgefahr und Fluchtgefahr nehme ich nicht an.
12:44Verdunklung, nun ja, die Fakten werden für sich sprechen.
12:47Herr Rechtsanwalt, wenn ich es recht verstanden habe,
12:49kennt Ihre Mandantin den Alibi-Zeugen für die fragliche Nacht nur flüchtig,
12:53kann ihn aber namentlich nicht benennen.
12:55Ich kenne nur den Vornamen.
12:57Und Sie möchten ihn auffinden.
12:59So ist es.
13:01Dann ergeht Beschluss.
13:04Der Vollzug der Untersuchungshaft wird ausgesetzt.
13:07Es werden folgende Maßnahmen angeordnet.
13:31Frau Krüger?
13:33Guten Tag.
13:35Mein Name ist Martula, ich bin Privatdetektiv.
13:38Dr. Renz hat mich gebeten, Ihnen bei der Suche nach Harry zu helfen,
13:41weil Sie nichts dagegen haben.
13:43Nein.
13:45Ja, ich möchte mich so gern bei Dr. Renz bedanken.
13:48Ich bin ihm so dankbar, dass er mich hier rausgeholt hat.
13:51Dazu werden Sie schon noch Gelegenheit haben.
13:53Kommen Sie, da steht mein Wagen.
13:55Ja, gut, wie Sie meinen.
13:58Ist das der Gerner, der Sie bedient hat?
14:01Ich bin nicht ganz sicher.
14:03Ich war ja nicht mehr ganz nüchtern, als ich hier reinkam.
14:06Wo haben Sie gesessen?
14:08Hier in der Bar, zwei Hocker weiter.
14:10Und dieser Harry, war der schon hier, als Sie reinkamen?
14:13Ja, er saß da drüben.
14:15Er hat mir einen Trink rübergeschickt, dann ist er nachgekommen und hat sich neben mich gesetzt.
14:19Sagen Sie, hatten Sie am Sonntagabend noch eine Chance?
14:24Sagen Sie, hatten Sie am Sonntagabend Dienst?
14:28Schon wie? Wie bitte?
14:30Alle Welt scheint sich dafür zu interessieren, ob ich am Sonntagabend hier Dienst hätte.
14:33Hat schon vor mir jemand danach gefragt.
14:35Ja, er sah nach Bull aus.
14:37Das tun Sie auch.
14:39Warum sprecht Ihr Euch nicht miteinander ab, wer was erledigt?
14:41Ihr könnt Zeit sparen und Steuer gelten.
14:43Wahrscheinlich wollte Euch alle mal einen Trink aufs Spesen hauen.
14:45Noch einen?
14:47Ja, bitte.
14:49Wer kann sich da erkundigen?
14:51Sie hören es doch, die Polizei.
14:53Wahrscheinlich versuchen Sie Harry vor uns zu finden.
14:56Kennen Sie die Damen?
14:59Nein.
15:01Nie gesehen?
15:03Ich sehe so viele Gesichter.
15:05Aber das ist doch eines, das man nicht so schnell vergisst.
15:08Das bitten sich alle ein.
15:10Sind Sie immer so höflich?
15:12Ich lasse mich nur ungern ausweiden, wissen Sie.
15:15Sind Sie sich absolut sicher, dass Sie diese Dame am Sonntagabend hier nicht gesehen haben?
15:19Ich bin mir überhaupt nicht sicher. Ich kann mich nur nicht erinnern, das ist alles.
15:22Und einen Harry kennen Sie auch nicht?
15:24Wie gesagt, Sie sollten sich mit Ihrem Kollegen besser absprechen.
15:27Dem habe ich bereits alles Wissenswerte erzählt.
15:29Sie müssen mich jetzt entschuldigen.
15:31Ich habe noch andere Gäste, solche, die keine Fragen stellen, sondern bestellen.
15:34Bitte, bitte.
15:49Guten Abend, Herrschaft.
15:50Guten Abend.
15:52Sagen Sie, ist es richtig, dass Sie auch am Sonntagabend hier gedient haben?
15:58Ja, sicher, mein Herr.
16:00Auch an diesem Tisch hier?
16:01Ja.
16:03Dann erinnern Sie sich doch sicher an die Dame?
16:06Aber selbstverständlich.
16:10Und an den Herrn, mit dem Sie hier waren?
16:16Sie erinnern sich?
16:18Aber selbstverständlich, gnädige Frau.
16:23Sie haben Avocados mit Schrimps gegessen und anschließend Baby-Steinbrot, habe ich recht?
16:28Ja, und es war sehr gut.
16:31Sie haben Chablis Premier Cru getrunken und zum Nachtisch Eis mit heißen Himbeeren zu sich genommen.
16:37Richtig.
16:38Sie trugen ein weinrotes Kleid und dazu eine Nerzdola.
16:44Nein, das stimmt nicht ganz.
16:47Sollte ich mich so getäuscht haben?
16:50Es ist wichtig, dass Sie sich an das Kleid erinnern.
16:54Tut mir leid, es war weinrot.
16:57Gut, reden wir von dem Begleiter.
17:00Kommt er öfter hierher?
17:02Nein, er ist mir nicht bekannt.
17:05Sagen Sie, war vorhin schon jemand hier und hat ähnliche Fragen gestellt?
17:09Ein Polizist war da und hat sich in einem Ton nach einem gewissen Harry erkundigt, der hier mit einem leichten Mädchen gegessen haben soll.
17:17Ich sehe da keinerlei Zusammenhang.
17:20Reden wir von dieser Dame.
17:22Sind Sie absolut sicher, dass sie am Sonntagabend zwischen halb zehn und halb elf hier gespeist hat?
17:29Ja, das meine ich.
17:33Wie ich schon sagte, ich erinnere mich sehr genau an eine sehr elegante Dame in einem weinroten Kleid, die hier Baby Steinbrot gegessen hat und vorher Avocados mit Schrimms und nachher...
17:48War es diese Dame?
17:51Ja, also, ich kann nur sagen, wenn es nicht diese Dame gewesen sein sollte, dann muss es eine gewesen sein, die ihr verblüffend ähnlich sah.
18:02Die gleiche Haarfarbe, das gleiche fein geschnittene Gesicht.
18:07Sie erlaubt, gnädige Frau, dass ich sowas sage.
18:10Die gleiche Klasse.
18:14Ich danke Ihnen.
18:16Wenn ich Ihnen etwas empfehlen darf, wir haben heute ganz frischen Baby Steinbrot da.
18:20Danke, wir haben keinen Appetit.
18:23Ich wollte den Rollmops empfehlen. Hausvornaht.
18:34Eine Frau, ungefähr 1,65 groß, kurzes, dunkles Haar, große Augen.
18:39Wie der Mann aussieht, weiß ich nicht.
18:41Ich kann mich nicht erinnern.
18:43Herr Kreuter, Sie konnten sich schon ein paar Mal nicht erinnern, wenn kriminelle Elemente in diesem Hotel Unterschlupf gesucht haben.
18:49Man sieht den Elementen Ihrer Kriminalität leider nicht an.
18:52Ich jedenfalls nicht. Und Sie tragen auch keine Plakette oder sowas.
18:57Ich nehme an, in einem Hotel wie diesem muss man bei der Anmeldung keinen Pass zeigen.
19:02Als Polizist sollten Sie wissen, dass man in keinem deutschen Hotel einen Pass zeigen muss.
19:07Es genügt, die Anmeldekarte auszufüllen.
19:09Das ist auch im Grau-Hotel so, falls Sie dort schon einmal gewohnt haben sollten.
19:14Wenn Sie allerdings wünschen, dass Paare, die in ein Hotel gehen, ihren Trauschein vorlegen müssen,
19:19dann machen Sie doch einen entsprechenden Gesetzesvorschlag.
19:22Darf ich jetzt mein Buch zurückhaben? Danke.
19:25Die Herrschaften wünschen...
19:27Ein Doppelzimmer, bitte.
19:28Wenn sich das Ordnungsamt hier mal genau umsieht, können Sie Ihre Bude zumachen.
19:32Verstehen Sie das, Herr Kreuter?
19:34Mit oder ohne Bad?
19:35Mit.
19:36Sie können die Tür hinter sich zumachen, das ist alles, was Sie im Moment können.
19:39Bitte, Zimmer Nummer 25.
19:42Wenn ich sofort um die Begleichung der Rechner sprechen dürfte, das macht 70 Mark.
19:49Jetzt genug Theater.
19:51Die Dame, die dieser Oberpolizeiobwachmeister sucht, ist diese.
19:56Sie erinnern sich? Sonntag auf Montag.
19:59Ich erinnere mich nie an gestern.
20:01Es wäre in meinem Interesse. Ich muss beweisen, dass ich hier war. Das ist sehr wichtig für mich.
20:05Verstehen Sie?
20:07Die Polizei will mir was anhängen, was ich nicht getan habe.
20:09Deshalb waren Sie auch hier. Verstehen Sie das?
20:12Ich erinnere mich nie an Gäste. Tut mir leid.
20:15Die Herrschaften wünschen...
20:17Ein Doppelzimmer, bitte.
20:18Mit oder ohne Bad?
20:20Mit.
20:21Zimmer Nummer 25, bitte.
20:23Wenn ich sofort um die Begleichung der Rechnung sprechen dürfte, das macht 70 Mark.
20:40Sie gestatten? Bitte.
20:48Schmeckt's?
20:50So, so.
20:55Ich muss mich bei Ihnen bedanken.
20:58Es kommt nicht allzu häufig vor, dass die Ermittlungsbehörde sich die Mühe macht,
21:02einen Alibi-Zeugen für eine Angeklagte zu übernehmen.
21:05Wenn diese Suche beweist, dass es keinen Alibi-Zeugen gibt, was der Mühe wäre?
21:10Ich glaube nicht, dass dadurch, dass Sie etwas nicht finden,
21:13schon bewiesen ist, dass es nicht existiert.
21:16Waren Sie bei Ihrer Suche erfolgreicher?
21:19Sagen wir zäher.
21:23Da bin ich aber gespannt.
21:27Sie haben recht.
21:29Sie haben recht.
21:32Sie haben recht.
21:34Das Essen ist wirklich bescheiden.
21:38Na ja, aber noch etwas.
21:41Sie sprachen von Mord anstatt von unterlassener Hilfeleistung.
21:45Wie kann sie denn daten?
21:47Ich werde das in meiner Anklageschrift genauer darlegen.
21:51Davon bin ich überzeugt.
21:53Aber ich bin so neugierig.
21:55Können Sie mir nicht einen kleinen Vorgeschmack geben?
21:58Aber die Teppiche will ich mal sehen.
22:00Nehmen Sie auch ein Nachttisch.
22:07Wenn eine Frau ihren Mann dazu überredet,
22:10gemeinsam Selbstmord zu begehen,
22:12weil die Ehe zerrüttet ist
22:14und es keine Glücksmöglichkeit mehr gibt,
22:17wenn Sie diesen gemeinsamen Suizid beschließen
22:20und dann die Frau die Schlaftabletten nicht oder nur scheinbar nimmt
22:26und so lange bei dem Mann bleibt,
22:29bis sie sicher ist, dass er die tödliche Dosis geschluckt hat
22:32und dann geht.
22:35Wie würden Sie das nennen?
22:37Schwer.
22:39Schwer zu sagen.
22:41Moralisch würde ich es auch als Mord bezeichnen.
22:44Rechtlich schwer zu sagen.
22:47Und ganz schwer zu beweisen.
22:51Ein Brief könnte da helfen.
22:53Was?
22:54Ein Brief?
22:55Von wem an wen?
22:57Von dem Toten an seine Mutter, zum Beispiel.
23:01Kurz vor der Tat geschrieben.
23:04Wo er der Mutter erklärt, dass er und seine Frau
23:07dieses gemeinsam,
23:10gemeinsam beschlossen haben
23:14und in dieser Nacht tun werden.
23:16So ein Brief wäre ein starkes Beweisstück.
23:19Ein so starkes, dass es sicher beim Haftprüfungstermin
23:22vorgelegt worden wäre.
23:24Vielleicht hat die alte Dame die Mutter, meine ich,
23:27eine Weile gebraucht, bis sie verstanden hat,
23:29dass sie diesen Brief der Polizei geben muss.
23:33Jetzt ist es ihnen doch gelungen.
23:35Was?
23:36Mir den Abitur zu verderben.
23:44Moment.
23:45Was willst du denn sagen?
23:47Mach dir keine Sorgen.
23:49Wenn du vorgibst, ein Polizist zu sein,
23:51ist das Amtsanmaßung und Führen eines falschen Titels.
23:54Danke.
23:55Darf ich jetzt?
24:05Ja?
24:06Frau Krüger?
24:07Ja?
24:08Frau Krüger, wir ermitteln in Sachen Ihres Sohnes
24:11und haben da noch eine Frage.
24:13Ja?
24:15Es geht um den Brief Ihres Sohnes.
24:17Ja.
24:18Haben Sie den noch?
24:20Das verstehe ich nicht.
24:22Den habe ich doch Ihnen, oder was, Ihnen, Kollege?
24:25Den habe ich doch der Polizei gegeben.
24:27Danke, Frau Krüger, dann ist alles in Ordnung.
24:30Auf Wiederhören.
24:38Aber das kann gar nicht sein.
24:40Erich kann einen solchen Brief nicht geschrieben haben.
24:45Ja, natürlich, er hat mit Selbstmord gedroht, oft.
24:48Ich habe auch sicher mal gesagt, gut, dann gehe ich am besten gleich mit.
24:52So was sagt man vielleicht mal.
24:54Aber...
24:57Nein, das ist einfach nicht wahr,
24:59dass wir einen gemeinsamen Selbstmord beschlossen haben.
25:02Nun, wir wissen jetzt nur, dass es einen Abschiedsbrief gibt.
25:06Den Wortlaut kennen wir noch nicht.
25:08Bleibt der Zeuge.
25:10Wenn wir die nicht finden, sieht es düster aus.
25:14Meinen Sie, man wird mich wegen Mord anklagen?
25:27Wenn...
25:29Wenn dieser Harry...
25:31Vielleicht heißt er auch gar nicht so,
25:33vielleicht ist das nur ein Spitzname.
25:35Wenn Harry wüsste, worum es geht für mich,
25:38würde er sich sicher melden.
25:40Gute Idee.
25:41Darauf hätte ich auch kommen können.
25:54Frankfurter Zeitung?
25:55Die Lokalredaktion, bitte.
25:57Ich verbinde.
26:00Schultes?
26:01Könnte ich mit Herrn Wieland sprechen?
26:03Ich verbinde.
26:05Aberle?
26:06Renz, Herrn Wieland, bitte.
26:08Tut mir leid, der ist in Urlaub.
26:11Wann kommt er wieder?
26:12Am 16.
26:14Und wer ist dein Vertreter?
26:15Herr Menzel.
26:17Kann ich ihn haben?
26:18Sekunde.
26:20Menzel?
26:21Mein Name ist Renz, Rechtsanwalt Renz.
26:23Eigentlich wollte ich mit Ihrem Kollegen Wieland sprechen.
26:26Er hat öfter über Prozesse, in denen ich die Verteidigung hatte, berichtet.
26:30Ich weiß, Herr Doktor.
26:32Wir suchen einen Zeugen, der sich bei der Verteidigung melden müsste.
26:36Könnten wir da vielleicht einen entsprechenden Artikel haben?
26:39Und was hat dieser Zeuge denn gesehen?
26:42Er...
26:44Er hat die Nacht mit einer Frau verbracht.
26:47Das soll er bezeugen.
26:49Weil diese Frau beschuldigt wird, in dieser selben Nacht einen...
26:54an einem Mord beteiligt gewesen zu sein.
26:56Wer ist der Ermordete?
26:58Ein gewisser Erich Krüger.
27:00Und wie ist er umgekommen?
27:01Durch Schlaftabletten.
27:02Entschuldigen Sie, Herr Doktor Renz, aber das ist doch keine Sache für die Zeitung.
27:05Ach so, ich bin da anderer Meinung.
27:07Was glauben Sie, wie viele Leute sich jeden Tag mit Schlaftabletten umbringen?
27:10Erich Krüger, wenn Sie mal eine Story mit Hatti Krüger haben, gerne.
27:14Also, entschuldigen Sie, es geht immerhin darum, ob ein Mensch ins Gefängnis muss oder nicht.
27:19Herr Renz, hunderte von Menschen kommen täglich ins Gefängnis oder auch nicht.
27:23Das ist für den Betreffenden sicher sehr wichtig.
27:25Aber von öffentlichem Interesse ist das nicht.
27:27Außerdem, Herr Doktor Renz, ist die Presse nicht dazu da, in schwebende Gerichtsverfahren einzugreifen?
27:32Herr Menzel, äh...
27:35Ach was, danke, wiederhören.
27:39Althaldi.
27:49Frankfurter Zeitung.
27:50Die Chefredaktion, bitte.
27:52Ich verbinde.
27:54Chefredaktion Handel.
27:56Mein Name ist Renz, ich möchte mit Ihnen Chefredakteur sprechen.
28:00Worum handelt es sich?
28:01Ich möchte einen Termin mit ihm machen.
28:03Sie müssen mir schon sagen, worum es sich handelt.
28:06Es geht um einen sehr interessanten, verwickelten Kriminalfall,
28:09über den ich etwas in Ihrer Zeitung veröffentlicht haben möchte.
28:12Da verbinde ich Sie am besten mit Herrn Menzel, der ist von uns zuständig.
28:19Mann, oh Mann.
28:23Wenn es ein Prominenter wäre, wenn es eine Sensation wäre,
28:27Schüsse fielen und Blutflöße, ja.
28:30Aber es waren nur Schlaftabletten. Und es war nur Erich Krüger.
28:33Aber nicht mit mir. Wir werden Artikel kriegen.
28:36Und wenn nicht in der Morgenzeitung, dann eben in der Abendzeitung oder sonst wo.
28:41Sensation.
28:43Sensation!
28:44Etwas ist dann eine Sensation, wenn man es zu einer macht?
28:47Aber dazu sind diese Dilettanten offenbar nicht fähig.
28:54Der Angeklagte ist schuldig.
28:56Er hat sich schuldig bekannt.
28:58Und damit mehr Einsicht gezeigt als üblich.
29:02Nachdem das geklärt ist, geht es mir um ein anderes.
29:06Nämlich darzulegen, dass der Angeklagte Umstände anführen kann,
29:11die ihn ebenso zum Opfer wie zum Täter gemacht haben.
29:14Entschuldigen Sie bitte, Herr Vorsitzender, ich brauche dringend Rechtsanwalt Dr. Renz.
29:17Jetzt? Hier in einer Verhandlung?
29:19Eine Frau steht auf einem Dach von einem Hochhaus.
29:22Sie will springen. Wir versuchen sie zu retten, doch sie lässt niemanden an sich ran.
29:26Sie will nur mit Dr. Renz reden.
29:28Wenn er nicht sofort kommt, springt sie.
29:30Ich bin Rechtsanwalt Renz.
29:32Kommen Sie. Sie gestatten, Herr Vorsitzender?
29:35Gut, Herr Dr. Renz.
29:36Vergessen Sie Ihre Rede nicht.
29:39Die Verhandlung ist unterbrochen.
29:57Die Verhandlung ist unterbrochen.
29:59Die Verhandlung ist unterbrochen.
30:25Bleibt er rechts.
30:29Halt! Gehen Sie weg!
30:31Frau Krüger! Frau Krüger!
30:33Bleiben Sie, wo Sie sind, sonst springe ich.
30:35Frau Krüger, bitte seien Sie vernünftig.
30:38Halt! Bleiben Sie stehen!
30:40Was ist los?
30:41Die Presse wollte eine Sensation, jetzt hat sie eine.
30:44Ich muss Harry finden.
30:46Ich will nicht ins Gefängnis.
30:48Lieber bringe ich mich um.
30:50Was soll Ihrer Meinung nach geschehen?
30:52Erzählen Sie den Reportern meine Geschichte.
30:54Sagen Sie ihnen, ich bin hier, weil niemand mir hilft.
30:57Weil ich unschuldig bin.
30:59Sagen Sie Harry, ich bringe mich um, wenn er sich nicht meldet.
31:02Wir können Harry nicht sagen.
31:04Doch, die sollen das schreiben.
31:06Dann wird Harry sich melden, ich weiß es.
31:08Er lässt mich nicht im Stich.
31:10Seien Sie vernünftig.
31:13Wir gehen runter und reden mit den Reportern.
31:15Nein! Sie gehen.
31:17Erst wenn es in der Zeitung steht, gehe ich.
31:19Frau Krüger, bis die Zeitungen erscheinen...
31:22So lange bleibe ich hier.
31:25Bitte.
31:27Seien Sie vernünftig.
31:29Gehen Sie, sagen Sie es ihnen.
31:31Das ist die Geschichte, die diese Frau an den Abgrund getrieben hat.
31:58Aber es kommt noch etwas hinzu.
32:00Die zynische Ablehnung der Presse, Ihnen in dieser Situation zu helfen.
32:03Sie hätten doch eine Anzeige aufgeben können unter der Rubrik, bitte helfen.
32:06Sehen Sie, genau das meine ich mit zynisch.
32:08Herr Doktor Renz, Sie können uns auch nicht zur Berichterstattung zwingen.
32:11Oh doch, man kann.
32:13Und zwar durch das einzige Gesetz, dem Sie sich offenbar verpflichtet fühlen.
32:16Durch die Sensation.
32:18Jetzt. Leider erst jetzt werden Sie nämlich berichten.
32:21War das Ihre Idee, Herr Doktor Renz?
32:22Was?
32:23Der bühnenmäßige Auftritt Ihrer Mandantin.
32:25Nein, das war es nicht.
32:26Ich kämpfe zwar für Menschen.
32:28Aber ich spiele nicht mit ihrem Leben.
32:30Vorsicht!
32:39Halt!
32:40Bleiben Sie still!
32:41Gehen Sie weg da, weg!
32:43Ruhe, Schatten.
32:45Ganz ruhig.
32:47Ich habe mit den Reportern gesprochen.
32:49Sie werden schreiben.
32:51Sie werden Harry sagen, dass er sich melden muss.
32:54Nein!
32:55Bleiben Sie stehen!
32:56In der nächsten Ausgabe.
32:58Aber die kann nicht vor morgen erscheinen.
33:01Seien Sie vernünftig.
33:03Kommen Sie her.
33:06Wenn ich hier weggehe, schreiben die nicht.
33:08Im Gegenteil.
33:10Wenn sie jetzt runtergehen und selbst mit Ihnen sprechen,
33:12schreiben sie bestimmt.
33:15Mit einem Foto von Ihnen. Verstehen Sie?
33:17Damit Harry Sie erkennt.
33:19Verstehen Sie?
33:21Wo ist denn mein Mann?
33:24Es wird alles gut.
33:27Ruhe, ganz ruhig.
33:30Es wird alles gut.
33:32Ich verspreche es Ihnen.
33:48Die Presse stellt ernsthaft die Frage,
33:50ob ich diese Sache inszeniert habe.
33:52Hast du nicht.
33:54Sag mal, bist du wahnsinnig?
33:56Unter uns.
33:57Ich bin wirklich der Meinung, dass sie auf die Idee gekommen ist,
33:59als du über den Sensationshunger der Presse geredet hast.
34:01Hier in diesem Raum.
34:03Sie wusste weder Aus noch Ein.
34:05Da tut man sowas.
34:08Oder sie war eiskalt.
34:10Und wollte dich und alle Welt,
34:13aber vor allem dich,
34:15davon überzeugen, dass es diesen Harry gibt.
34:18Wenn es ihn in Wirklichkeit nicht gibt.
34:20Ich habe schon dem Staatsanwalt gesagt,
34:22dass die Tatsache, dass er jemanden nicht findet,
34:24kein Beweis für dessen Nicht-Existenz ist.
34:29Es gibt nicht einmal eine Spur von ihm.
34:31Diese ganze Presserunne war doch sinnlos.
34:33Faktisch vielleicht, psychologisch nicht.
34:36Herr Dr. Renz, hier ist ein Herr Weber,
34:38der Sie in Sachen Janine Krüger sprechen möchte.
34:41Ich lasse bitten.
34:47Guten Tag.
34:50Guten Tag.
34:52Ich bin Harry.
35:03Wo ist Janine?
35:20Harry.
35:22Janine.
35:50Ich wusste nicht, was passiert ist.
35:54Das konntest du ja nicht wissen.
35:59Es tut mir leid.
36:01Das mit deinem Mann.
36:06Ich hoffe, er hat es nicht wegen uns getan.
36:10Lass uns nicht darüber sprechen.
36:12Wir haben uns nicht verliebt.
36:14Er hat es nicht wegen uns getan.
36:17Lass uns nicht darüber sprechen.
36:21Ich bin schuldig, ich weiss das.
36:24Aber nicht so, wie die Polizei das meint.
36:38Glauben Sie mir jetzt, Herr Dr. Renz?
36:45So froh, dass du gekommen bist.
36:48Das ist doch selbstverständlich.
36:51Ich bin so froh.
37:01Merkwürdig.
37:03Ehe es den Zeugen gab, war ich überzeugt, dass es ihn gibt.
37:07Jetzt, wo er da ist, glaube ich nicht an ihn.
37:10Hat er was Falsches gesagt oder getan?
37:12Nein, nein.
37:14Das Wiedersehen des Zufallspaares war ganz rührend.
37:17Nichts daran auszusetzen und gleichzeitig absolut verlogen.
37:20Was meinst du genau?
37:22Haben Sie sich nie vorher gesehen oder ist es ein alter Bekannter von ihr?
37:25Oder Liebhaber, der ihr jetzt aus der Patsche hielt?
37:28Das Zweite klingt plausibler.
37:31Aber ich glaube mehr an das Erste, nie vorher gesehen.
37:34Warum sollte er der Krüger helfen?
37:37Er muss damit rechnen, dass er vereidigt wird.
37:39Und ein Meineid ist kein Kavaliersdelikt.
37:44Und was hat er davon?
37:46Geld hat die Krüger nicht.
37:49Und wenn er erwartet, dass sie die Hilfe in der Not mit weiblicher Münze honoriert?
37:54Naja.
37:56Unattraktiv ist sie nicht.
37:59Du stellst die Frage falsch.
38:01Du übersiehst die menschliche Eitelkeit.
38:04Was glaubst du, wie viele Leute sich selbst eines Verbrechens bezichtigen,
38:07nur um aus der Anonymität ihres Daseins herauszukommen?
38:10Und je schwerer das Verbrechen, umso besser.
38:13Lieber ein Mörder als ein Niemand, verstehst du?
38:16Und du meinst, Lieber ist er jemand?
38:18Ich weiß nicht.
38:20Er ist von Beruf Masseur in der Paradies-Sauna.
38:23Spür ihm nach, bring was raus.
38:25Vor allem über die Nacht vom 7. auf den 8.
38:27Und über den Menschen.
38:29Seine finanzielle, seine soziale Lage, sein Umfeld.
38:32Ja, ja, ja, das kriegst du ja von mir.
38:34Ich muss einfach Klarheit haben.
38:37Wenn Weber ein Winter ist, schadest du deiner Mandantin.
38:40Ich will die Wahrheit wissen.
38:43Das Gericht ist dann die zweite Instanz.
38:46Was immer das heißen mag.
38:49Harry.
38:51Er heißt Kurt Heinrich Weber, nicht Harry.
38:54Er sagt, das sei sein Spitzname.
38:56Harry.
38:59Guten Tag.
39:01Guten Tag.
39:03Einmal Sauna und Massage, bitte.
39:07Macht's 40 Mark.
39:13Aber ich möchte von Harry massiert werden.
39:15Harry?
39:17Wir haben keinen Harry.
39:19Als ich das letzte Mal hier war, wurde ich von Harry massiert.
39:22Wann war denn das?
39:24Vor ungefähr zwei Monaten.
39:26Wir haben als Masseure Rolf und Dimitri und Kurt.
39:29Warten Sie mal.
39:31Er hieß Harry Weber.
39:34Weber haben wir, aber der heißt Kurt.
39:36Kurt Weber.
39:38Und er ist heute nicht da.
39:40Und nicht genau Harry.
39:42Vielleicht ist das sein Spitzname.
39:44Hier nennt ihn niemand so.
39:46Also, zu wem wollen Sie?
39:48Rolf oder Dimitri?
39:50Zu Ihnen.
39:52Ich massiere nicht. Rolf oder Dimitri?
39:55Dimitri.
39:57Wie haben Sie Janine kennengelernt an dem Abend?
39:59Im Jet Set.
40:01Nicht wo, wie.
40:03Ich möchte es genau wissen.
40:05Haben Sie sie angesprochen oder Janine Sie?
40:07Sie saß allein an der Bahn.
40:09Wo da?
40:11Ja, also, wenn man zur Tür reinkommt,
40:13rechts.
40:15Auf dem vorletzten Hocker.
40:17Oder auf dem drittletzten.
40:19Ja, weiter.
40:21Ich habe ihr dann einen Trink rübergeschickt.
40:23Was für einen?
40:25Einen Plumbers Punch.
40:27Das ist so ein...
40:29Weiter.
40:31Naja, sie hat den Keeper wohl gefragt von wem der ist
40:33und er hat er für mich gezeigt.
40:35Also, ich saß am anderen Ende der Bar.
40:37Schräg vis-a-vis.
40:39Die Bar ist
40:41in einem Karree.
40:43Sie hat gelächelt
40:45und mir zugeprostet
40:47und ich ihr dann auch.
40:49Und dann bin ich rüber zu ihr,
40:51habe mich neben sie gesetzt
40:53und mich vorgestellt.
40:55Mit Harry?
40:57Ja.
40:59Nur mit Harry?
41:01Ja, ich bin Harry, habe ich gesagt.
41:03Ich heisse Janine, sagte sie.
41:05Naja.
41:07Und wie das dann so ist.
41:09Worüber haben Sie sich unterhalten?
41:11Sagen Sie mal, was soll das?
41:13Warum fragen Sie mich so aus?
41:15Was glauben Sie, was der Staatsanwalt tun wird?
41:17Wieso?
41:19Ich sage aus, dass ich die Nacht mit Janine zusammen war.
41:21Und fertig.
41:23Sind Sie so naiv oder tun Sie nur so?
41:25Glauben Sie, das Gericht wüsste nicht,
41:27dass Sie und die Angeklagte Zeit zur Absprache hatten?
41:29Der Staatsanwalt
41:31hat in dieser Richtung ermittelt.
41:33Er weiß, dass sich niemand an Sie und Janine erinnert.
41:35Weder im Chat-Set,
41:37noch im Restaurant, noch im Hotel.
41:39Aber das ist doch egal.
41:41Jetzt, wo ich mich gemeldet habe.
41:43Der Staatsanwalt wird Sie und Janine getrennt befragen, nach jedem Detail.
41:45Und wenn da irgendwelche Widersprüche auftauchen,
41:47wird er Sie einduften.
41:49Wegen Meinheit.
41:51Und Janine wegen Mord.
41:53Was hatte Janine an?
41:55Beschreiben Sie es genau.
41:57Ein rotes Kleid
41:59mit weißem Tragen.
42:01Vorne v-förmig ausgeschnitten.
42:03Kurt ist ein Zocker.
42:05Der spielt alles.
42:07Poker, Würfel,
42:09Roulette, Skat
42:11und dann natürlich Wetten.
42:13Nicht nur Pferde.
42:15Er wettet alles.
42:17Bayern München gegen Borussia Dortmund.
42:19200 Mark.
42:21Ob es morgen um zwölf regnet,
42:23ein Hunderter.
42:25Europapokal, 500 Euro.
42:27Kann er sich das denn leisten?
42:29Der ist halt ein richtiger Zocker im Schnitt.
42:31Da gewinnt er ja auch mehr, als er verliert.
42:33Aber manchmal ist er auch ganz schön down.
42:35Ich jedenfalls spiele nicht mehr mit ihm.
42:37Zu fest?
42:39Nein, geht schon.
42:41Mogelt er?
42:43Nö, das tut er nicht.
42:45Der hat ganz einfach Schwein.
42:47So, das war's.
42:51Dann haben wir zuerst
42:53Sherry getrunken,
42:55dann Avocados mit Schrimps gegessen,
42:57anschließend ein Baby-Steinbutt
42:59und dazu eine Flasche Chablis.
43:01Der Kellner kann es bestätigen.
43:07Nein, Frau Krüger.
43:09Der Kellner weiß nur,
43:11dass eine Person, die Ihnen ähnlich sah,
43:13das gegessen und getrunken hat.
43:15Und außerdem hat er die Kleider der Frau falsch beschrieben.
43:17Das hat er verwechselt?
43:19Damit ist seine ganze Aussage unglaubwürdig.
43:21Wir werden ihn jedenfalls nicht als Zeugen laden.
43:27Nach dem Essen haben wir ein Taxi genommen.
43:29Ja, das stimmt.
43:31Diese Aussagen stimmen zwischen Ihnen und Herrn Weber überein.
43:33Fast zu gut.
43:35Wie meinen Sie das?
43:37Ein kleiner Widerspruch hier und da
43:39ist nur natürlich.
43:41Menschen erinnern sich nicht an alles.
43:43Ich habe ein gutes Gedächtnis.
43:45Ja, und Weber auch.
43:47Sie haben beide ein sehr gutes Gedächtnis.
43:49Wenn er wenigstens mit Schreck
43:51oder Kreditkarte bezahlt hätte,
43:53das wäre ein Beleg, aber alles bar.
43:55Er ist Spieler und hatte gewonnen.
43:57Ja, ich weiß.
43:59Wie stehen die Chancen?
44:09Seien Sie ganz offen.
44:13Weber gegen diesen fatalen Brief.
44:15Ein Lebender gegen einen Toten.
44:19Ich weiß nicht, wie das auskommt.
44:21Aber ich kann Ihnen sagen,
44:23dass ich das nicht so gut verstehe.
44:25Ich kann Ihnen sagen,
44:27ich weiß nicht, wie das ausgehen wird.
44:31Ich weiß es wirklich nicht.
44:37Zwölf?
44:39Ich nehme drei.
44:57Mit.
45:01200.
45:09300 und 200.
45:23Mit.
45:27100.
45:29100.
45:41100.
45:43100.
45:55200.
46:13200.
46:23200.
46:43200.
46:45200.
47:03Da oben ist eine feine Sache,
47:05aber in Wohlhausen nun mal besser.
47:07Es gibt Tage, da läuft halt nichts.
47:09Und andere, da geht alles.
47:13Etwas noch, was ich die ganze Zeit im Kopf hatte und immer wieder vergessen habe.
47:18Warum sind Sie mit Frau Krüger in ein Hotel und nicht zu sich nach Hause gegangen?
47:24Ich lebe mit meiner Mutter zusammen.
47:28Sie sind ein erwachsener Mensch.
47:30Trotzdem, meine Mutter hat das nicht so gern.
47:34Na gut, dann habe ich keine weiteren Fragen mehr.
47:37Dieter, kann ich mit dir sprechen?
47:40Ja, sicher.
47:42Allein.
47:44Sie entschuldigen mich einen Moment.
47:50Ja, was ist denn?
47:55Weber lügt.
47:56Was?
47:57Er hat die ganze Zeit gelogen.
47:58Er war nicht zusammen mit Janine in der Nacht.
48:00Woher willst du das wissen?
48:01Er ist ein Spieler.
48:02Das hast du mir schon mal gesagt.
48:03Lass mich doch ausreden.
48:05Er hat in der Nacht vom 7. auf den 8. Poker gespielt mit zwei anderen.
48:09Ich habe mit den beiden anderen geredet.
48:10Sie sagen, er hätte von nachmittags um 4 bis morgens um 4 mit ihnen gespielt.
48:14Und wo sind die beiden Zeugen?
48:16Wo sind sie?
48:18An ihrem Arbeitsplatz wahrscheinlich.
48:19Was nützen mehr Zeugen, wenn sie nicht da sind?
48:21Aber ich sage doch, er hat mit ihnen zusammen gespielt.
48:24Was heißt du sagst?
48:25Irgendwelche Zocker haben irgendetwas behauptet.
48:27So wie Weber behauptet, mit Janine zusammen gewesen zu sein.
48:30Wem soll ich denn jetzt glauben?
48:32Diesen Leuten, die ich nicht einmal gesehen habe?
48:34Oder Weber, der mein Hauptzeuge ist und über den ich mir ein Urteil erlauben kann?
48:39Ich glaube, ich stehe im Wald.
48:41Du schickst mich los, um herauszureden...
48:42Um Beweise beizubringen.
48:44Aber nicht irgendwelche Behauptungen von irgendwelchen Leuten.
48:46Wenn es dir in den Kram passt, dann bringe ich Beweise.
48:49Und wenn es deiner Mandantin schadet, dann sind es bloße Behauptungen.
48:52Herr Sarah Krüger, bitte eindringen.
48:57Du willst da nicht wirklich mit einem falschen Zeugen in die Verhandlung gehen?
49:00Was wahr und was unwahr ist, entscheidet das Gericht, nicht du.
49:03Lass mich los.
49:10Herr Vorsitzender, ich möchte Sie bitten,
49:13dass ich den Abschiedsbrief des Toten an seine Mutter vorlesen darf.
49:18Ja, bitte.
49:21Liebe Mutter, verzeih mir.
49:25Ich werde, wenn du diesen Brief liest, nicht mehr leben.
49:30Ich kann es nicht mehr. Wir werden nicht mehr leben, Janine und ich.
49:37Wir haben uns gegenseitig kaputt gemacht, seit wir uns kennen.
49:41Wer die Schuld hat...
49:45Ich habe in einem Roman gelesen,
49:48alle Schuld hat die salzige, bittere Erde von Anbeginn.
49:56So ist es wohl.
49:59Wir nehmen heute Nacht gemeinsam Schlaftabletten.
50:05Immer ging alles darum, wer mit wem schläft.
50:08Nun, beim letzten Mal ist es geklärt.
50:11Sie mit mir, ich mit ihr. Für immer.
50:16Verzeih uns, Mutter.
50:21Gezeichnet, Erich.
50:28Möchten Sie sich zu diesem Brief äußern?
50:31Sehen Sie nicht, dass meine Mandantin dazu im Moment nicht in der Lage ist?
50:36Dann bitte ich, den Zeugen Weber zu hören.
50:40Der Zeuge Weber, bitte.
50:43Herr Zeuge, warum gibt es keine Eintragung im Hotel Wendekreis?
50:50Das weiß ich doch nicht.
50:52Antworten Sie nicht mir, sondern dem Hohen Gericht.
50:55Das weiß ich doch nicht.
50:57Das weiß ich doch nicht.
50:59Der Mann an der Rezeption hat 70 Mark haben wollen, gleich im Voraus.
51:04Mehr hat er nicht verlangt.
51:07Dazu werden wir den Zeugen Zanecki hören.
51:11Herr Weber, warum erinnert sich weder in der Bar Jet Set,
51:17noch im Restaurant Cogdor jemand an Sie oder Frau Krüger?
51:24Vielleicht, weil wir so unauffällig sind.
51:30Sie haben hier keinen Grund, Witze zu machen.
51:33Die Antwort des Zeugen war sachlich. Unter einem Witz verstehe ich etwas anderes.
51:37Schon gut, Herr Doktor Rennes. Bitte Ruhe. Fahren Sie fort, Herr Staatsanwalt.
51:44Frau Krüger hat vor der Polizei ausgesagt,
51:47sie habe die Nacht mit einem Mann namens Harry verbracht. Sie heißen Kurt.
51:54Ich habe mich ihr als Harry vorgestellt.
51:57Warum?
52:00Eine Laune. Ich würde ganz gerne Harry heißen.
52:05Und das erlaube ich mir manchmal. Einmal. Die Woche.
52:14Herr Zeuge, trug die Angeklagte irgendwelchen Schmuck?
52:19Ja. Ohrringe. Ich glaube aus Gold.
52:24Sonst noch Schmuck?
52:27Einen Ehering, falls Sie das als Schmuck ansehen.
52:33Sie sind also mit der Angeklagten in ein Stundenhotel gegangen, wissend, dass die verheiratet war?
52:38Diese Frage wird kaum zur Wahrheitsfindung beitragen.
52:41Sie brauchen die Frage nicht zu beantworten.
52:45Sie ist bereits beantwortet.
52:49Soll der Zeuge vereidigt werden?
52:52Bitte. Ja.
52:57Sie schwören bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden,
53:00dass Sie nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt und nichts verschwiegen haben.
53:04Heben Sie die rechte Hand und sprechen Sie mir nach.
53:07Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe.
53:10Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe.
53:20Nun, da Sie sich gefasst zu haben scheinen,
53:24was sagen Sie zu dem Brief Ihres Mannes?
53:31Ja.
53:43Wir haben oft über Selbstmord geredet.
53:47Vielleicht zu oft.
53:51Ich glaube sogar, ich habe davon angefangen.
53:57Ich wollte nicht mehr.
54:00Ich konnte nicht mehr.
54:06Ich habe ihm immer wieder wehgetan und ich habe mich geschämt dafür und
54:10ich wollte oft nicht mehr leben.
54:14Dann hat er gesagt, ich gehe mit dir.
54:19Das ist ja alles wahr.
54:26Aber dass wir es für den Sonntag verabredet hatten,
54:31das stimmt nicht.
54:35Und dass ich dabei gewesen sein soll, als er die Tabletten genommen hat
54:39und ich ihn habe sterben lassen, absichtlich.
54:43Das ist absurd.
54:48Das ist gemein.
54:52Das ist so gemein.
54:57Entschuldigung, dazu kann ich nichts sagen.
55:10Im Namen des Volkes wird folgendes Urteil verkündet.
55:14Die Angeklagte Janine Krüger wird freigesprochen.
55:40Stolz?
55:43Ja, ich bin stolz.
55:46Ich habe meiner Mandantin schließlich zu einem Freispruch verholfen.
55:50Lieber hatte er zu dem Freispruch nicht.
55:53Er hat es nicht verstanden.
55:56Er hat es nicht verstanden.
55:59Er hat es nicht verstanden.
56:02Er hat es nicht verstanden.
56:05Ich bin schließlich zu einem Freispruch verholfen.
56:08Lieber hatte er zu dem Freispruch verholfen.
56:11Und der lügt.
56:13Warum bist du nicht aufgestanden und hast das gesagt?
56:16Ich war nicht als Zeuge benannt.
56:18Jeder, der eine sachdienliche Aussage machen kann,
56:21hat das Recht, es zu tun.
56:23Ich? Jetzt auf einmal bin ich schuld.
56:26Nicht du, der dem Gericht einen falschen Zeugen benannt hat.
56:29Ich weiß nicht, ob Weber gelogen hat.
56:31Du behauptest es zu wissen.
56:34Hörensagen. Gerüchte.
56:36Vor Gericht gelten Beweise. Beweise, sonst nichts.
56:39Lässt es dich kalt, dass eine Mörderin frei herumläuft?
56:42Mörderin. Mörderin.
56:45Was in dieser Ehe jahrelang geschehen ist,
56:47darüber hast du nicht zu urteilen und ich nicht.
56:49Aber einer muss urteilen.
56:54Du bist dran.
56:58Ich habe vor 25 Jahren lange darüber nachgedacht,
57:01ob ich Richter werden soll oder Rechtsanwalt.
57:04Ich bin Anwalt geworden,
57:06weil es mir schwerfällt, Menschen zu verurteilen.
57:09Aber wenn es dich danach gelüstet, bitte.
57:13Der zweite Bildungsweg steht dir offen.
57:31Der dritte Bildungsweg steht dir offen.
58:01Untertitel der Amara.org-Community
58:31Untertitel der Amara.org-Community

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