Ukrainische Postbotin ist letzte Hoffnung für Menschen an der Front
Postbotin Ganna Fesenko liefert an der Front in der Ostukraine Briefe, die Rente und Medikamente aus. Die zumeist älteren Menschen hier haben sonst niemanden – und so ist die 39-Jährige auch eine Art Sozialarbeiterin. Dabei begibt sie sich jeden Tag selbst in Lebensgefahr.
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00:00Ganna Fezenko ist mit ihrem Postfahrzeug unterwegs im Osten der Ukraine, direkt an der Front.
00:07Sie hat nicht nur die Post dabei, sondern auch Lebensmittel und Medikamente und die
00:12Renten vieler Menschen, die hier trotz der Granaten der russischen Armee geblieben sind.
00:17Banken gibt es nicht mehr und es sind viele Ältere, die nicht mehr weggehen wollten in
00:22den Westen.
00:23Wenn nur der Krieg bald endet, ich habe ihn so satt.
00:30Ich habe den Krieg gegen die Nazis miterlebt, aber der war nichts im Vergleich zu dem hier.
00:35Gott möge so etwas verhindern.
00:37Damals haben die deutschen Soldaten auf den Feldern gekämpft, heute haben wir Russen
00:42in unserem Dorf.
00:43Sie haben alles kaputt gemacht, sie schießen jeden Tag, ich halte es nicht mehr aus.
00:51Fezenko hilft den Menschen mit Behördenbriefen, aber vor allem mit Gesprächen.
00:56Jeder hat Angst, immer.
01:02Jedes Mal, wenn ich losgehe, weiß ich sehr genau, dass ich vielleicht nicht wiederkomme.
01:06Ich weiß nicht, was mich erwartet, wir sind jetzt schon so oft beschossen worden.
01:11Manchmal schießen sie gezielt auf uns, auf unser Auto, dieses Auto hier.
01:15Ich weiß nie, was mich erwartet, wenn ich morgens aus dem Haus gehe und ob ich zurückkomme.
01:21Im Krieg wurden schon mehrere Postangestellte getötet, als sie Briefe austrugen.
01:28Doch Fezenko will nicht aufhören, sie hat selbst im Krieg alles verloren.
01:32Wenn wir die Renten verteilen, dann sagen uns viele, dass sie gar nicht wissen, ob
01:38wir uns noch einmal begegnen werden.
01:40Ich sage allen, dass ich an sie glaube, dass wir uns wiedersehen werden, das mache ich
01:44jeden Monat.
01:45Wir versuchen irgendwie zu überleben in dieser Situation.
01:49Das Einfachste wäre jetzt, alles hinzuwerfen und wegzugehen.
01:53Am schwersten ist es, hier zu bleiben und den Job zu Ende zu machen.
01:56Und dann geht es weiter für die Postbotin, sie hat noch einige Dörfer, die ohne sie
02:03ganz aufgeschmissen wären.