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00:00:30Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2017
00:01:00Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2017
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00:07:30Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2017
00:07:48Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2018
00:08:00Sag mal, warum heißt euer Haus eigentlich Sophien Lund?
00:08:21Das ist der Titel vom Papas ersten Buch.
00:08:23Stell dir vor, sein erstes Buch ist gleich in 24 Sprachen gesetzt worden.
00:08:27Tja.
00:08:31Wie spät ist es genau, Selma?
00:08:33Gleich vier, gnädige Frau.
00:08:34Ach, der Tag nimmt kein Ende.
00:08:35Nicht nervös werden, liebe gnädige Frau.
00:08:37Ach, Selma.
00:08:38Aber, aber, auch der Abend geht vorüber und leichter als Sie glauben.
00:08:42Ich habe auf alle Fälle eine Flasche Cognac bereitgestellt.
00:08:45Was soll ich dir viel erzählen, Siegfried?
00:08:47Du wirst es ja selbst erleben.
00:08:48Meine Mutter ist das zauberhafteste Geschöpf, das ich überhaupt kenne.
00:08:52Deswegen fehlt es mir auch so schwer, eine Freundin zu finden.
00:08:55Wirklich, neben ihr kann einfach keine andere Frau bestehen.
00:08:58Na, hör mal.
00:09:00Ist sie das?
00:09:01Ja.
00:09:02Du, ich kann's nicht leugnen, ich bin richtig in sie verliebt.
00:09:05Weißt du, die anderen ziehen uns manchmal damit auf.
00:09:07Unser Brautpaar, sagt Papa.
00:09:09Verrückt.
00:09:10Na, sagt das...
00:09:12Du, bitte, setz dich einen Moment hin.
00:09:14Ich komm gleich wieder, ja?
00:09:15Gut.
00:09:26Kommen wir.
00:09:49Junge, Michael.
00:09:52Siegfried, du.
00:09:53Lass mich doch!
00:09:54Lass mich doch mal los!
00:09:55Ich denk ja gar nicht dran. Napoleon hat mal gesagt, drei Küsse.
00:09:58Einen auf den Mund und auf jedes Auge ein.
00:10:02Ach du, ich krieg ja gar keine Luft mehr.
00:10:05Was sind denn das für Dummheiten, du großer Kindskopf?
00:10:08Wieso bist du denn schon da? Dein Zug kommt doch erst um fünf.
00:10:10Ich wollte dich überraschen. Ich bin doch nicht allein da.
00:10:13Nicht allein?
00:10:14Nein, gestrenge Frau.
00:10:16Eine Freundin?
00:10:17Bist du eibesüchtig?
00:10:18Aber geh!
00:10:18Nein, tu zu deiner Beruhigung. Ein Freund, der mich im Wagen hergebracht hat.
00:10:22Du hast ihn doch nicht etwa für heute Abend eingeladen?
00:10:25Ein Gast zum Geburtstag?
00:10:27Ja, ich habe auch geglaubt, mich trifft's erschlag.
00:10:30Wo ist denn meine Frau?
00:10:31Auf der Terrasse.
00:10:32So.
00:10:34Schade, dass Sie nicht über Abend bleiben können.
00:10:36Ja, es tut mir wirklich leid, aber meine Eltern sind nur noch ein paar Tage in Ischof.
00:10:39Das kann ich vollkommen verstehen.
00:10:41Sie dürfen sie auf keinen Fall warten lassen.
00:10:43Aber schade ist es doch, Mr. Milroy.
00:10:45Sie müssen nämlich wissen.
00:10:46Wollen wir die Herren nicht erst miteinander bekannt machen, Gabi?
00:10:48Ach ja, richtig.
00:10:49Das ist James Milroy, wenn ich recht verstanden habe, Michaels Freund.
00:10:53Und das ist, kurz gesagt, unser Papa.
00:10:56Die Welt kennt ihn.
00:10:57Die Würde seiner Erscheinung spricht für sich selbst.
00:11:00Verzeihen Sie mir meine naseweise Tochter.
00:11:02Verzauberlich.
00:11:03Danke, mein Junge.
00:11:04Darf ich zum Tee bieten?
00:11:05Sie sind ein Sohn von Robert Milroy?
00:11:07Gewiss, Herr Eckberg.
00:11:08Wissen Sie, dass ich mit Ihrem Vater zusammen studiert habe?
00:11:10Davon hat er mir gleich gezählt, als er mich als Namen hörte.
00:11:12Wir hatten eine so schöne Zeit damals zusammen.
00:11:15Bitte?
00:11:16Ich habe James gebeten, bis heute Abend zu bleiben, aber er will durchaus nicht.
00:11:19Ich wiederhole, dass ich das tief bedauere.
00:11:21Wir haben nämlich an jedem Familienfest einen riesen Krawall.
00:11:24Und je mehr Leute, desto schöner der Krawall.
00:11:26Aber Gabi...
00:11:27Wieso? Das Feuerwerk am Papis 50. war das nicht?
00:11:30Wir hatten uns alle Vollbärte umgehängt.
00:11:32Meiner fing Feuer.
00:11:33Und plötzlich ging eine ganze Kiste mit Raketen in die Luft.
00:11:37Na, und die Seeschlacht voriges Jahr an meinem Geburtstag.
00:11:39Das war doch fundig, nicht?
00:11:40Also erzählen Sie das ja nicht weiter, Mr. Milroy,
00:11:42sonst verliere ich meinen ganzen Kredit beim ernsthaften Publikum.
00:11:45Ich habe auch schon mal fünf Anekdoten über dich verkauft.
00:11:48Stück zu 28 Schilling.
00:11:49Was?
00:11:52Brauchst du das Geld dringend für mein Kaninchenstall.
00:11:54Aber kannst beruhigt sein, waren alle sehr geschmackvoll.
00:11:56Und von Arbeitszeit erlogen.
00:11:58Ach so, weißt du, Gabi, du bist wirklich ein kleines Biest.
00:12:01Papi, ist das wahr?
00:12:01Ja, ja, ja, ja.
00:12:02Ich bin nicht ein Biest. Gib mir einen Kuss.
00:12:05Vater und Tochter.
00:12:06Man könnte gar nicht mal sagen, dass sie sich ähnlich sehen.
00:12:09Aber sie sind sich ähnlich.
00:12:11Sie wissen gar nicht, wie richtig sie haben.
00:12:13Aber im Ernst, findet ihr es nicht langweilig,
00:12:14dass wir gerade an dem Tag ohne Gäste sind,
00:12:16wo unsere Jungs mannbar werden?
00:12:24Du wolltest sagen, volljährig.
00:12:25Das meine ich ja.
00:12:26Wo sie das werden, was man richtige Männer nennt.
00:12:28Und das ist doch ein Tag, da müssten eigentlich alle Minen springen.
00:12:36Mr. Milroy.
00:12:37Ja?
00:12:37Falls Sie nicht den gesamten Zucker requiriert haben.
00:12:39Oh.
00:12:42Könnten Sie mir vielleicht auch eine Prise davon zukommen lassen?
00:12:44Verzeihung.
00:12:45Wie viel darf ich Ihnen geben?
00:12:46Zwei, bitte.
00:12:46Nur zwei?
00:12:48Zwei.
00:12:49Drei, ja?
00:12:50Mir kannst du auch gleich geben.
00:12:51Bitte eins.
00:12:52Mir bitte auch eins.
00:12:56Seelenverwandtschaft.
00:12:57Hast du eigentlich Lampenfieber?
00:12:59Nein.
00:12:59Wieso, glaubst du?
00:13:01Naja, das ist ja das erste Mal, dass Michael öffentlich spielt.
00:13:03Ach so, das Konzert.
00:13:04Das ist doch erst übermorgen.
00:13:06Naja, ein komisches Gefühl im Magen habe ich ja, wenn ich daran denke.
00:13:09Also, er müsste es doch befasst machen, dass ich morgen ein paar Stunden übe.
00:13:14Sagen Sie, Mr. Milroy, hat Ihr Vater noch immer die alte Leidenschaft fürs Theater?
00:13:18Damals saßen wir Abend für Abend hoch oben auf dem Olymp
00:13:22und bewunderten die, die nun längst erloschen sind.
00:13:26Peter Helgers, Alexander Thies.
00:13:28Und vor allem doch Stella Söring.
00:13:39Sie wissen von Stella Söring?
00:13:41Mein Vater sprach manchmal von ihrem frühen Tod.
00:13:44Als ob die Götter sie uns nicht länger gegönnt hätten, sagte er mal von ihr.
00:13:49Ja, genau so war es.
00:13:52Knut, willst du nicht Mr. Milroy noch raus zu Stella zeigen?
00:13:54Natürlich, gern.
00:13:56Oh ja, und unsere Solitude müssen Sie auch sehen.
00:13:58Was ist die Solitude, wenn ich fragen darf?
00:14:00Unser Gartenhaus.
00:14:01Dort erholt sich unser berühmter Papa in vornehmer Abgeschiedenheit von seiner tumultösen Familie.
00:14:06Schäm dich, Gabi.
00:14:07Nein, nein, ich arbeite dort nur am liebsten.
00:14:09Bitte vergessen Sie nicht, Ihren Vater herzlichst von mir zu begrüßen.
00:14:12Sehr gern. Vielen Dank, gnädige Frau.
00:14:14Versprechen Sie mir, dass Sie bald wieder zu uns kommen.
00:14:15Alles verspreche ich gern, nur nicht, dass ich nicht wiederkomme.
00:14:18Ach, komm.
00:14:18Und vor allem meine Kaninchen müssen Sie sehen.
00:14:21Saffo Stella Söri.
00:14:41Sag mal, glaubst du, dass es in ihrem Sinne war?
00:14:44In Stellas Sinne? Was?
00:14:46Dass wir es bis heute hinausgeschoben haben.
00:14:49Sicher war es in ihrem Sinne.
00:14:50Den einzigen Menschen, den sie geliebt hat, ist nur Gutes daraus entstanden.
00:14:54Ja, aber ich habe mir doch eigentlich ihr Glück angemasst.
00:14:56Gerade die Freuden des Lebens, die das Schicksal ihr versagt hat.
00:15:01Sag, Liebste, möchtest du einen Tag missen von den 18 Jahren, die hinter uns liegen?
00:15:07Nein, ehrlich, keinen.
00:15:18Aber Gabi, du bist ja immer noch nicht fertig.
00:15:20Warum gibt es denn heute Abend so ein Festessen?
00:15:22Musst du alles wissen, du kleine schwarze Katze?
00:15:24Zieh dich lieber an, ich habe dir dein neues Dichesskleid herausgelegt.
00:15:27Das Dichesskleid?
00:15:32Du Michael!
00:15:34Was ist denn?
00:15:35Komm doch mal.
00:15:38Tja.
00:15:39Was zieht ihr Knaben denn heute Abend an?
00:15:41Mutter wünscht Smoking.
00:15:42Also Familiengala.
00:15:45Was habt ihr denn?
00:15:46Wisst ihr, was es heute Abend zum Essen gibt?
00:15:47Nein.
00:15:49Hühnerfrikassee und hinterher Punschtorte.
00:15:51Im Eischrank steht Sekt.
00:15:52Ach, Unsinn, wir haben doch morgen erst Geburtstag.
00:15:54Wenn ich es euch sage, habt alles inspiziert.
00:15:56Es ist was im Gange.
00:15:58Vielleicht hat Papa einen Orden bekommen.
00:16:00Schon wieder?
00:16:04Was meinst du, Erich?
00:16:06Sagen wir es vor dem Abendessen oder nachher?
00:16:08Vor dem Essen.
00:16:09Seelische Erregungen sind nüchtern bekömmlicher.
00:16:12Wenn das nur gut geht.
00:16:13Selma hat heute sowas besonders Gutes gekocht.
00:16:16Na, das schmeckt uns dann nachher umso besser.
00:16:18Außerdem leitet hinterher das gemeinsame Abendessen
00:16:21leicht und unaufdringlich in den gewohnten Alltag hinüber.
00:16:24An was du alles denkst?
00:16:26Na ja, wenn einer verpflichtet ist, die Situation zu beherrschen,
00:16:28so bin es doch ich.
00:16:29Ganz aufrichtig, Erich.
00:16:31Hast du gar kein bisschen Angst?
00:16:32Angst?
00:16:33Wovor?
00:16:34Also ich komme vor, als müsste ich vor Gericht erscheinen.
00:16:37Du, und ich wäre ein Schauspieler vor einer ganz großen Premiere.
00:16:41Und wie heißt das Stück, das gespielt wird?
00:16:44Wie sagen wir es unseren Kindern?
00:16:56Kinder, es wird immer toller.
00:16:58Mami zündet Kerzen an wie zu Weihnachten
00:17:00und vorhin sind zwei Telegramme gekommen,
00:17:01die hat Papi ungeöffnet liegen lassen.
00:17:03Na?
00:17:04Dabei stand gar nichts Besonderes drin.
00:17:05Schick dich.
00:17:06Ich hab sie ja wieder zugeklebt.
00:17:08Na, sowas macht man nicht.
00:17:09Kinder, ich bin doch so aufgeregt.
00:17:15Kerzen?
00:17:17Warum denn so feierlich?
00:17:19Du, sie sind schon an der Terrasse.
00:17:45Bitte tu mir die Liebe und lauf nicht herum.
00:17:48Du hast ganz recht.
00:17:49Eine Tragödie wird zur Komödie, wenn man sich setzt.
00:17:52Siehst du, jetzt sagst du auch schon Tragödie.
00:17:54Bitte gib mir einen Korn.
00:17:56Aber das war doch eine ganz allgemeine Bemerkung.
00:17:58Ja, aber es zeigt mir, wie es in dir aussieht.
00:18:02Also, eigentlich sind wir albern,
00:18:04dass wir vor den Kindern beinahe Angst haben.
00:18:06Dabei haben wir doch wirklich nur Gutes gewollt.
00:18:08Ja, aber es zeigt mir, wie es in dir aussieht.
00:18:10Also, eigentlich sind wir albern,
00:18:12dass wir vor den Kindern beinahe Angst haben.
00:18:14Dabei haben wir doch wirklich nur Gutes gewollt und getan.
00:18:16Das alleine genügt nicht.
00:18:18Sondern ob wir es auch klug gemacht haben.
00:18:20Und wenn wir es nur ganz dumm gemacht haben?
00:18:22Dann hätten wir beinahe besser etwas Schlechtes getan.
00:18:24Wie meinst du das?
00:18:26Kluge Menschen, die etwas Schlechtes wollen,
00:18:28sind meistens für die Allgemeinheit weniger gefährlich
00:18:31als dumme Menschen, die etwas Gutes wollen.
00:18:33Steht in einem deiner Bücher. Prost.
00:18:38Also soll ich die Kinder jetzt rufen?
00:18:40Ein paar Minuten noch, Selma.
00:18:42Nein, nein, nein.
00:18:44Rufen Sie die Kinder herein.
00:18:46Jawohl, Herr Eckberg.
00:18:54Gaby, Michael, Knut!
00:18:56Bitte reinkommen.
00:19:07Was ist denn hier los?
00:19:09Also Papa, wir sind auf das Schlimmste gefasst.
00:19:11Solltest du inzwischen Geheimrat
00:19:13oder Professor geworden sein?
00:19:15Bitte setzt euch und spielt erwachsen.
00:19:25Danke, die erste Reihe.
00:19:28Sag mal, Mutter, für wen hast du dich eigentlich so schön gemacht?
00:19:31Für die, die es sehen.
00:19:35Meine lieben...
00:19:37Meine lieben Jungen,
00:19:39wenn wir uns am Vorabend
00:19:41eures 21. Geburtstages hier versammeln,
00:19:44so hat er seinen ernsten
00:19:46und gewichtigsten Besuch
00:19:48in der Kirche.
00:19:50Er hat sich sehr wohl gefühlt.
00:19:52Er hat sich sehr wohl gefühlt.
00:19:54Er hat sich sehr wohl gefühlt.
00:19:56Er hat sich sehr wohl gefühlt.
00:19:58Er hat sich sehr wohl gefühlt.
00:20:00Er hat sich sehr wohl gefühlt.
00:20:02Er hat sich sehr wohl gefühlt.
00:20:04Er hat sich sehr wohl gefühlt.
00:20:06Er hat seinen schnellsten
00:20:08und gewichtigen Grund.
00:20:10Hört, hört!
00:20:12Bitte sei jetzt still.
00:20:14Gaby ist zwar erst 18 Jahre
00:20:16und hat keinen Geburtstag,
00:20:18aber das, was gesagt werden muss,
00:20:20betrifft auch sie.
00:20:22Also bitte bleib jetzt ruhig sitzen
00:20:24Siehe, Frau Mutter, was ist denn? Wir hören ja doch alle zu.
00:20:29Als ich ein siebzehnjähriges Mädchen war,
00:20:32steckte mich mein Vater in ein Pensionat bei Montreux.
00:20:36Es war eine sehr schöne Zeit für mich.
00:20:39Hell und sorglos.
00:20:41Eines Tages bekamen wir einen neuen Zeichenlehrer.
00:20:44Es war ein Italiener.
00:20:46Umberto hieß er.
00:20:48Und wir verliebten uns alle bis über die Ohren in ihn.
00:20:52Er hatte glänzende schwarze Augen, braune Haut und
00:20:57die weißesten Zähne, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.
00:21:02Ja, und ich gefiel ihm wohl auch ein bisschen und
00:21:07wir verliebten uns und liebten uns
00:21:12und ich wurde seine Frau.
00:21:16Kann ich wohl noch einen Cognac haben?
00:21:18Bitte.
00:21:23Danke.
00:21:32Umberto hatte ein Motorrad
00:21:34und heimlich fuhren wir die Sonne abends in die Berge.
00:21:37Ich kann euch nicht beschreiben, wie das alles war.
00:21:40Er war für mich das Leben selbst.
00:21:42Stark, mutig und lachend.
00:21:46Niemand ahnte von all dem etwas.
00:21:48Wir waren geschickt und schlau wie die Eidechsen.
00:21:52Ja, Gabi.
00:21:55Und dann kam ein Freitag im August.
00:21:59Umberto war allein zum Rhonegletscher gefahren
00:22:03und in der Nacht kam ein Anruf,
00:22:06dass man ihn gefunden hatte.
00:22:09Tot.
00:22:11Er war in einer Kurve abgerutscht und
00:22:14über 100 Meter in die Tiefe gestürzt.
00:22:16Oh.
00:22:18Wir begruben ihn auf dem kleinen Friedhof droben in den Bergen.
00:22:21Ja, aber Mami, warum erzählst du uns das alles?
00:22:28Im Sommer darauf bekam ich ein kleines Mädchen
00:22:30und ich nannte es Gabriele.
00:22:33Auch Gabriele?
00:22:35Wieso auch?
00:22:38Du bist es doch, Gabriele.
00:22:42Ich?
00:22:45Das ist doch...
00:22:47Aber Papa,
00:22:48da bist du ja gar nicht mein Vater.
00:22:50Ich bin wohl dein Papa,
00:22:52aber nicht dein Vater.
00:22:59Ja, aber
00:23:02wie hat er denn ausgesehen, mein Vater?
00:23:05Hier ist sein Bild.
00:23:18Wein doch nicht, Mami, ist doch nicht so schlimm.
00:23:21Er gefällt mir ja auch sehr gut.
00:23:24Und so verlor ich eine Tochter.
00:23:27Papi.
00:23:30Eigentlich bist du ja ein fremder Herr.
00:23:33Arme, arme Mami.
00:23:35Liebe Gabi.
00:23:38Das ist ja eine vorbildliche Familie.
00:23:41Na ja, was weiter geschah, können wir uns ja denken.
00:23:44Papa hat die Mutter der kleinen Gabi geheiratet.
00:23:49Aber
00:23:54eines
00:23:57eines ist mir völlig schleierhaft.
00:24:03Wie kommt es denn,
00:24:08dass Gabi jünger ist als Knut und ich?
00:24:13Ja, natürlich.
00:24:15Sie müsste ja älter sein.
00:24:17War Papi dann auch Lehrer in eurem Pensionat?
00:24:21Du kleines Schäfchen,
00:24:22dann hätte ich die Jungen doch schon mit 15 Jahren zur Welt bringen müssen.
00:24:27Willst du damit sagen, dass du nicht meine Mutter bist?
00:24:30Und meine auch nicht?
00:24:33Erich, bitte hilf mir doch.
00:24:37Meine Lieben, eure Frage ist vollkommen berechtigt.
00:24:41Das, was euch Mutter eben erzählt hat,
00:24:43war nur der erste Teil der Geschichte.
00:24:45Bitte sage uns klipp und klar, bist du unser Vater oder nicht?
00:24:48Beruhige dich, mein Sohn, ich bin es.
00:24:50Vielleicht erinnert ihr euch,
00:24:51dass wir vorhin beim T.I. von einer Schauspielerin,
00:24:54Stella Söring, gesprochen haben.
00:24:57Also bitte, Knut.
00:24:59Das gehört sich doch nicht.
00:25:02Also bitte, wir wollen doch alles.
00:25:03Ruh' dich doch bitte zusammen.
00:25:08Entschuldigung, aber ich kann mir nicht helfen.
00:25:11Knut, du mit dem Gefallen.
00:25:13Beherrsch dich doch.
00:25:16Stella bedeutete für mein Leben etwa das Gleiche,
00:25:19was Umberto für das Leben von Mutter bedeutete.
00:25:23Auch sie war jung und schön wie er,
00:25:26aber niemals ganz gesund.
00:25:28Die Anforderungen, die ihr Beruf an sie stellte,
00:25:30waren einfach zu groß.
00:25:33Und so gingen wir für ein Jahr in den Süden.
00:25:36Und dort war es auch,
00:25:38wo sie euch, meine Jungen, zur Welt brachte.
00:25:41Ein Geschenk an mich,
00:25:43für das sie das Schönste gab,
00:25:45was die Welt damals für mich hatte.
00:25:49Ihr Leben.
00:25:51Denn euer Geburtstag
00:25:53war ihr Sterbetag.
00:26:05Um also kurz zu wiederholen.
00:26:08Unsere Mutter ist nicht unsere Mutter.
00:26:11Gabis Vater ist nicht ihr Vater.
00:26:13Wohl aber der unsere.
00:26:16Gabis Mutter.
00:26:19Oder viel mehr.
00:26:24Entschuldig bitte,
00:26:25aber es ist wirklich etwas viel.
00:26:29Ich kann es meinem Bruder...
00:26:31Bruder?
00:26:32Doch, das stimmt.
00:26:33Ich meine, ich kann es Michael nachfühlen.
00:26:35Ich muss mich in den Trommern dieser Familie
00:26:37auch erst etwas zurechtfinden.
00:26:39Gute Nacht.
00:26:43Herich, was denn nun?
00:26:45Geduld, mein Liebling.
00:26:47Natürlich brauchen sie etwas Zeit.
00:26:49Komm, Mami.
00:26:51Wir gehen jetzt auf dein Zimmer
00:26:52und besprechen alles in Ruhe.
00:26:55Wir Frauen unter uns.
00:26:58Ich finde das Ganze einfach fürchterlich.
00:27:00Es ist das Fantastischste,
00:27:02was ich in meinem Leben gehört habe.
00:27:04Ja, bist du denn überhaupt nicht empört?
00:27:07Nicht ausschließlich.
00:27:09Jedes Ding hat zwei Seiten.
00:27:11Für mich hat es nur die eine Seite
00:27:13und die lehne ich ab.
00:27:14Vergiss nicht,
00:27:15dass wir zum Beispiel
00:27:16eine sehr schöne Jugend hatten.
00:27:18Siehst du,
00:27:19und die Erinnerung daran
00:27:20ist mir nun auch verdorben.
00:27:21Sag, was du willst,
00:27:22ich mache das einfach so.
00:27:23Ich will nicht,
00:27:24dass du mir das sagst.
00:27:25Es ist mir verdorben.
00:27:26Sag, was du willst,
00:27:27ich mache das einfach nicht mit.
00:27:36Wenn du gestattest, Vater,
00:27:37ich habe noch eine Frage an dich.
00:27:39Setz dich, mein Junge.
00:27:40Ich möchte wissen,
00:27:41was eigentlich aus uns wurde
00:27:42nach unserer Geburt.
00:27:44Ihr kamt in ein Kinderheim
00:27:45unten im Süden
00:27:46und als ihr drei Jahre alt wart
00:27:47und Sigrid meine Frau da,
00:27:49haben wir euch hierher gebracht.
00:27:50Danke.
00:27:51Sehr nett von euch,
00:27:52dass ihr wenigstens nicht vergessen habt,
00:27:53uns aus dem Kinderheim abzuholen.
00:27:57Ich verstehe nicht, Knut,
00:27:58warum du dich so bockbeinig weigerst,
00:28:00einzusehen,
00:28:01dass Sigrid und ich
00:28:02euch etwas Gutes getan haben.
00:28:04Denkt euch einmal
00:28:05eure schöne Jugend
00:28:06ohne das Gefühl Mutter.
00:28:09Ich bin ohne dieses Gefühl
00:28:10groß geworden
00:28:11und ich weiß,
00:28:12was es heißt,
00:28:13eine mutterlose Jugend zu haben.
00:28:14Seine guten Taten
00:28:15soll man nicht selber anerkennen,
00:28:16sondern die anderen.
00:28:18Und du erkennst sie also nicht an?
00:28:20Nein, nie.
00:28:24Herr Knut,
00:28:25das Abendessen.
00:28:26Mir ist der Appetit vergangen,
00:28:27gründlich.
00:28:31Entsetzlich.
00:28:33Dreck!
00:28:35Dreck!
00:28:38Dreck!
00:28:44Und Gaby ist nicht meine Schwester.
00:28:47Herr Eckberg,
00:28:49wie lange soll ich denn noch warten?
00:28:51Ach ja, das Essen.
00:28:53Na, was sagt denn meine Frau?
00:28:55Gar nichts.
00:28:57Dann stellen Sie mir eine Kleinigkeit
00:28:58ins Schlafzimmer.
00:29:00Und eine halbe Flasche Rotwein.
00:29:01Aber vom allerbesten.
00:29:03Von dem aus der hintersten Ecke.
00:29:05Die ganze Mühe umsonst.
00:29:07Ja, sehen wir,
00:29:08so ist das schon manchmal im Leben.
00:29:10Da denkt man sich etwas
00:29:11ganz Besonderes aus
00:29:13und dann nimmt es einem keiner ab.
00:29:15Solange ich im Haus bin,
00:29:16ist mir sowas noch nicht passiert.
00:29:18Mir auch nicht,
00:29:19Selma.
00:29:20Trösten Sie sich.
00:29:24Gaby!
00:29:26Gaby!
00:29:34Nimm mal, Gaby, dein Essen.
00:29:35Jetzt weißt du, wie alles war.
00:29:37Ich kann mich so gut verstehen.
00:29:39Die Nacht meines Süßes.
00:29:49Was machst du denn hier?
00:29:53Und wo warst du?
00:29:55Was geht denn dich das an?
00:29:57Entschuldige, gar nichts.
00:29:58Aber so blitzartig,
00:29:59wie hier eine Familie umgebaut wird,
00:30:01arbeitet mein Bauernschädel nicht.
00:30:03Alter Brummbär,
00:30:04gib mir einen Kuss.
00:30:05Ach, lass das.
00:30:06Du, es ist wahnsinnig aufregend.
00:30:08Ich habe Mami getröstet.
00:30:09Sie hat mir jetzt alle Einzelheiten
00:30:10ihrer Geschichte erzählt.
00:30:11Auch das noch.
00:30:12Als sie im Main
00:30:13mit ihrem Baby nach Hause
00:30:14zu ihren Eltern kam,
00:30:15einfach toll, sag ich dir,
00:30:16was sie durchgemacht hat.
00:30:18Bei Eis und Schnee
00:30:20musste sie das elterliche Haus verlassen,
00:30:22das unmündige Baby im Arm.
00:30:25Und dieses Baby war ich.
00:30:27Bei Eis und Schnee.
00:30:29Im Mai.
00:30:30Sei doch nicht so pedantisch.
00:30:32Auf alle Fälle war es kalt und neblig.
00:30:34Sie hatte nichts als das,
00:30:36was sie auf dem Leib trug.
00:30:38Ein Mond scheint es da draußen
00:30:40zu verrückt werden.
00:30:42Bloß nicht.
00:30:45Silberne Paläste
00:30:47stehen über dem See.
00:30:50Eine Wolke vor dem Mond
00:30:52und sie stürzen ein.
00:30:54Ein Windhauch
00:30:57und sie wachsen wieder.
00:30:59Essen Sie doch von meinem Hühnerfrikassee.
00:31:01Wie?
00:31:03Nein, nein, nein, nein.
00:31:05Gehen Sie nur ruhig schlafen, Selma.
00:31:08Entsetzlich.
00:31:14Und dann kam der Tag,
00:31:15wo sie plötzlich in der Zeitung eine Annonce findet.
00:31:18Schriftsteller sucht für einige Wochen
00:31:20gewandte Sekretärin.
00:31:22Für ihren letzten Groschenbuchstäblich
00:31:24fährt sie mit der Straßenbahn hin.
00:31:26Das Herz klopft ihr bis zum Hals,
00:31:28als sie vor dem Mann steht,
00:31:30der ihr Schicksal werden sollte.
00:31:32Und was meinst du?
00:31:34Wer war das?
00:31:36Preisfrage.
00:31:38Die Lösung in jedem Dreigroschenheft.
00:31:40Du Ekel.
00:31:42Mir schlaft auch noch nichts.
00:31:43Jetzt kommst du.
00:31:45Das Beste, was du verpasst.
00:31:47Ich erzähle Knut gerade Mamis Geschichte, also pass auf.
00:31:49Bei Eis und Schnee muss...
00:31:51Hör doch endlich auf mit dem verdammten Kitsch.
00:31:53Er ist nur neidisch,
00:31:55weil ich schon so viel durchgemacht habe.
00:31:57Bitte behalte den Quatsch für dich.
00:31:59Es sind schließlich die Affären deiner Familie.
00:32:01Eure ist auch nicht ohne.
00:32:03Theater, Schauspielerin, romantische Liebe,
00:32:05Bums, Krach, Flucht nach dem Süden.
00:32:07Fantastisch,
00:32:09dass wir überhaupt nicht mehr miteinander verwandt sind.
00:32:11Ja, habt ihr euch das eigentlich schon klar gemacht?
00:32:13Ja.
00:32:15Das ist allerdings komisch.
00:32:18Gute Nacht.
00:32:20Du, der nimmt das tragisch.
00:32:22Ob er sich was antut?
00:32:24Ach, Unsinn. Sich tut er überhaupt nichts.
00:32:26Sein Höchstens anderen.
00:32:28Knut ist der größte Egoist, den ich kenne.
00:32:30Lass man. Jedermann ist ein Egoist.
00:32:32Und wird deswegen geliebt?
00:32:34Gabi,
00:32:36was verstehst du von Liebe?
00:32:38Vielleicht lerne ich es noch,
00:32:40du weiser, vollbärtiger Knabe.
00:32:44Knut.
00:32:46Ja?
00:32:48Ich wollte dir rasch noch etwas sagen.
00:32:50Wenn du auch nicht mehr mein Bruder bist
00:32:52und ein alter Brummbär.
00:32:54Ich hab dich doch sehr gern.
00:33:09Darf ich den ehemaligen Herrn Bruder bitten,
00:33:10das Gemach seines ehemaligen Fräulein Schwesters zu räumen?
00:33:14Bitte, du Schaf.
00:33:32Sigrid.
00:33:34Ja, mein Junge.
00:33:41Wir müssen noch ein bisschen miteinander reden.
00:33:43Ja.
00:33:47Ich weiß, dass du es am schwersten hast von uns Fünfen.
00:33:50Und ich will dir helfen, alles ganz klar zu sehen.
00:33:53Ich sehe alles ganz klar.
00:33:56Und ich fühle mich sehr unglücklich.
00:33:58Ja, aber warum denn, Michael?
00:34:00Zwischen uns braucht sich doch nichts zu ändern.
00:34:03Fühlst du denn nicht, dass ich alles ändern muss?
00:34:06Schon geändert hat dadurch,
00:34:08dass du nicht mehr meine Mutter bist.
00:34:11Das weißt du doch.
00:34:13Du bist mir viel, viel mehr.
00:34:15Aber Michael,
00:34:17es gibt so viele reizende Frauen auf der Welt,
00:34:20viel jünger und hübscher als ich.
00:34:22Ich werde niemals eine andere Frau lieben als dich.
00:34:26Man sagt niemals und ewig,
00:34:28weil man keine anderen Worte hat,
00:34:30einen Übermass an Liebe auszudrücken.
00:34:32Aber mit der wirklichen Zeit hat das gar nichts zu tun.
00:34:36Glaub mir, man kann ganz gut im Leben mehrmals ewig leben.
00:34:41Nach Scherzen ist mir nicht zumute.
00:34:44Mir auch nicht, Michael, überhaupt nicht.
00:34:47Ich möchte nur das bleiben, was ich immer für dich war.
00:34:50Dein bester, zuverlässigster Freund.
00:34:52Nein, Freund, das ist ganz was anderes.
00:34:54Man braucht ihn, man verlässt sich auf ihn und umgekehrt.
00:34:57Man opfert sich vielleicht sogar für ihn.
00:34:59Aber du bist für mich einfach alles.
00:35:03Sozusagen der Quell, von dem alles ausgeht.
00:35:07Der Stern, in dem sich alles wieder sammelt.
00:35:10Gut, nach einem Stern soll man sich richten.
00:35:13Aber das Ziel muss man sich doch auf der Erde suchen.
00:35:16Sonst bleibt man ja sein Leben lang
00:35:18ein ewig enttäuschter, armer Träumer- und Poet.
00:35:21So, und nun geh schlafen.
00:35:23Was hat Napoleon noch mal gesagt?
00:35:26Drei Küsse, einen auf den Mund und auf jedes Auge einen.
00:35:32Und wenn du aufwachst morgen früh,
00:35:34dann denke mit klarem Kopf noch einmal darüber nach.
00:35:36Du willst doch ein tüchtiger Musiker werden,
00:35:39der in Tönen nicht nur fühlt, sondern auch denkt und handelt.
00:35:42Der Erfolg hat und die Menschen bezaubert.
00:35:46Auch die Frau.
00:36:36Siegfried!
00:37:06Siegfried!
00:37:31Bist du verrückt geworden?
00:37:36Kein Mensch im Haus schläft los, du alter faul Pilz.
00:37:39Na, was willst du denn?
00:37:41Weißt du, was eben passiert ist?
00:37:43Mami war bei Michael.
00:37:45Na und, was ist denn dabei?
00:37:47Na hör mal, wo sie doch nicht mehr seine Mutter ist.
00:37:50Ach, Quatsch!
00:37:52Er wollte ihr nach.
00:37:54Siegfried, hat er gesäufst.
00:37:56Wie ein Kühne.
00:37:58Jetzt steht er auf dem Balkon und schaut den Mond.
00:38:00Mach, dass du wieder rüberkommst.
00:38:02Kann ich doch nicht. Was soll er denn von mir denken?
00:38:04Na, wieso?
00:38:06Wo du gar nicht mehr mein Bruder bist.
00:38:08Raus!
00:38:10Raus!
00:38:12Pst!
00:38:18Er kann doch immer nicht schlafen.
00:38:20Aber du schläfst dich jetzt sofort ins Bett.
00:38:28Früher warst du mein großer Bruder,
00:38:30jetzt hast du mir gar nichts mehr zu sagen.
00:38:36Na, komm.
00:39:02Du bist hier?
00:39:04Ich dachte, Vater.
00:39:06Was treibst du denn hier?
00:39:08Ich versuche, mein Innenleben zu ordnen.
00:39:10Na, viel Spaß.
00:39:15Ist das unsere Mutter?
00:39:18Wie findest du sie denn?
00:39:20Sehr schön.
00:39:22Aber fremd.
00:39:24Na, du scheinst dich ja schon so ziemlich abgefunden zu haben
00:39:27mit diesem Hanebüchen und Durcheinander.
00:39:29Im Gegenteil.
00:39:31Knut, du wirst dich wundern.
00:39:32In mir hat sich eine grundlegende Wandlung vollzogen.
00:39:35Du, Knut, ich bin entschlossen, so handeln.
00:39:38Ach nee, auf einmal.
00:39:40Und was hast du vor?
00:39:42Entschuldige, wenn ich dich nicht in mein Vertrauen ziehe.
00:39:45Aber die Sache muss ich mit Papa allein besprechen.
00:39:48Natürlich.
00:39:50Du bist ja auch so ein Ausnahmemensch.
00:39:52Die Herren Künstler unter sich.
00:39:54Unseiner ist ja viel zu primitiv.
00:39:56Nur die Ochsen wissen,
00:39:58dass man einen Karren zu zweit leichter aus dem Dreck zieht.
00:40:00Also, Bill will nicht ausfallen.
00:40:02Ich habe sie überhaupt keine Veranlassung dazu gegeben.
00:40:05Bitte, bitte, bitte.
00:40:07Ich will dich auch gar nicht länger stören
00:40:09bei der Ordnung deines Innenlebens, du, du, du Seelenakrobat.
00:40:13Er feuchte nicht recht.
00:40:15Anstatt zu handeln, führe ich selbst Gespräche.
00:40:19Hallo, Freund, Telegramaufnahme.
00:40:30Ich verstehe deinen seelischen Aufruhr vollkommen,
00:40:51aber deshalb brauchst du ja das Frickersee nicht
00:40:53allein aufzugießen.
00:41:00Das ist ja lauwarm.
00:41:11Du glaubst, ich fange mitten in der Nacht noch an zu kochen?
00:41:13Warte, ich mache Scheiß.
00:41:15Lass das stehen!
00:41:17Au!
00:41:24Die arme Frau, die dich mal heiratet.
00:41:26Braucht mich ja keine zu heiraten.
00:41:28Wird dich auch keine heiraten.
00:41:31Sie haben das Küchen.
00:41:33Und das weitaus Positivste in diesem Haus.
00:41:35Du, das ist sehr ungerecht.
00:41:37Ich will dir mal was sagen.
00:41:39Mamis eingemachte Früchte sind auch nicht zu beachten.
00:41:47Sag mal, Knut,
00:41:50kränkt es dich eigentlich sehr, dass ich nicht deine Schwester bin?
00:41:53Sei nicht albern, Ess.
00:41:55Aprikosen ohne Kern, koste mal.
00:41:58Nein.
00:42:00Bitte.
00:42:15Wenn ich mal heiraten sollte,
00:42:17das Rezept musst mir Mami geben.
00:42:19Wer dich heiratet, ist gestraft genug,
00:42:21denn wer doch das beste Essen nicht trösten kann.
00:42:24Du, da kommt noch ein Halbverhungerter.
00:42:27Was habt ihr denn da?
00:42:29Frikadier und Kompott.
00:42:31Fantastisch.
00:42:33Fertig mit deinem Innenleben?
00:42:35Also, ich frage mich vergebens,
00:42:38welche von den beiden Frauen er mehr geliebt hat.
00:42:41Stella oder Sigrid?
00:42:44Das ist doch vollkommen gleichgültig.
00:42:46Es war auf alle Fälle charakterlos und geschmacklos,
00:42:49eine andere Frau zu heiraten, wenn er unsere Mutter wirklich liebte.
00:42:52Bei meiner Reizenden Mama kann ich das nicht sagen.
00:42:54Vielleicht liebt er Stella sogar weiter,
00:42:57trotz Sigrid.
00:42:59Auch möglich.
00:43:01Gefühle sind ja etwas sehr Kompliziertes.
00:43:03Mein Quatsch, es gibt keine komplizierten Gefühle.
00:43:05Entweder sind Gefühle einfach oder es sind überhaupt keine.
00:43:08Mitternacht.
00:43:10Jungs, ihr habt Geburtstag.
00:43:12Musst ihr es essen?
00:43:14Ich finde, wir haben nicht den geringsten Grund zum Feiern.
00:43:17Ach, du Laster.
00:43:19Ich schon.
00:43:24Es ist das erste Mal,
00:43:26dass ich mit zwei netten jungen Leuten meiner Bekanntschaft
00:43:28nachts beim Sekt zusammensitze.
00:43:30Ich will nur noch ein bisschen Musik zum Tanzen.
00:43:32Blödsinn.
00:43:34Wer nicht das Bedürfnis hat,
00:43:36manchmal etwas absolut Blödsinniges zu tun,
00:43:38ist absolut blödsinnig.
00:43:40Auch eine Weisheit.
00:43:42Steht im Papas allerersten Buch.
00:43:44Da passt es auch hin.
00:43:49Michael,
00:43:51Knut, dein Glas.
00:43:55Auf euer Wohl, Jungs.
00:43:57Auf, dass ihr als Männer so nett bleibt,
00:43:59wie ihr als meine Brüder wart.
00:44:01Prost.
00:44:03Prost.
00:44:05Das klingt ja wie ein Abschied.
00:44:07Nee, das kann ich nicht hören.
00:44:09Michael, du hast ja einen süßen Schwips.
00:44:11Komm, sei nicht traurig.
00:44:13Wir bleiben hier bei dir.
00:44:15Ja.
00:44:17Eigentlich solltet ihr jetzt auf mein Wohl anstoßen.
00:44:19Denn eigentlich bin ich ja die Hauptperson.
00:44:21Ohne mich hätte Mami sich keine Stellung gesucht,
00:44:22als er euren Papa nicht kennengelernt.
00:44:24Und ihr hättet jetzt, was weiß ich,
00:44:26für einen Drachen als Stiefmutter.
00:44:28Das ist wahr.
00:44:30Sigrid.
00:44:32Prost, Gary.
00:44:35Noch ein Glas.
00:44:37Nein, hier ist Schluss.
00:44:39Ich muss mich rüsten,
00:44:41einen schweren Gang zu tun.
00:44:43Ist dir schlecht?
00:44:45Muss zu Papa.
00:44:47Ich auch. Also bitte, ich hab's zuerst gesagt.
00:44:49Aber er schläft doch wahrscheinlich schon.
00:44:50In Anbetracht der Wichtigkeit dieser Angeldinger
00:44:52ist das vollkommen gleichgültig.
00:44:54Ich wollte ihn zu uns sprechen, als ich runterkam.
00:44:56Also bitte.
00:44:58Da ist zwischen uns beiden kein Vorhang des Altes.
00:45:00Es gibt schleifvolle Knobeln.
00:45:02Gut. Schere, Stein, Papier. Bitte.
00:45:04Eins, zwei, drei.
00:45:10Papi?
00:45:12Ja?
00:45:14Schläfst du schon?
00:45:16Anscheinend nicht.
00:45:21Ich hab vergessen, dir Gute Nacht zu sagen.
00:45:23Das kann man ja nachholen.
00:45:26Oder möchtest du,
00:45:28dass unsere Sitten und Gebräuche sich nun auf einmal alle ändern?
00:45:31Im Gegenteil.
00:45:34Und dann möchte ich dir noch etwas sagen.
00:45:36Na, was denn?
00:45:38Bitte, ärgere dich nicht, wenn deine Jungs so flapsig sind.
00:45:40Besonders Knut.
00:45:42Weißt du, er ist eben mit Leib und Seele Landwirt.
00:45:44Das soll nicht etwa heißen,
00:45:46dass er schwerer begreift als wir, aber
00:45:48es ist doch selbstverständlich,
00:45:50dass bei ihm erst mal alles wie Kraut und Rüben durcheinander geht.
00:45:52Nicht?
00:45:54Eins, zwei, drei.
00:45:56Gewonnen.
00:45:58Also, mach's kurz.
00:46:02So.
00:46:10Du warst auch bei Papa?
00:46:13Wenn du nichts dagegen hast.
00:46:21Herein.
00:46:24Entschuldige bitte, dass ich dich jetzt noch störe, aber
00:46:26es ist leider unvermeidlich,
00:46:28da ich morgen in aller Frühe das Haus verlasse.
00:46:31So.
00:46:33Und was hast du vor, wenn ich fragen darf?
00:46:36Ich leite alles Erforderliche ein,
00:46:38um mich selbstständig zu machen.
00:46:40Ja, denn dass ich in diesem Hause nichts mehr zu suchen habe,
00:46:43das nur auf zusammengelogenen und zusammengedichteten Fundamenten steht,
00:46:48das versteht sich doch wohl von selbst.
00:46:50Natürlich.
00:46:52Aber immerhin freut es mich,
00:46:54dass du dich in unserem unmoralischen Haus und
00:46:57bei unseren durch und durch zerrütterten Familienverhältnissen
00:47:01zu einem so geraden und aufrechten Charakter entwickelt hast.
00:47:06Wieso?
00:47:08Denk mal ein bisschen darüber nach.
00:47:10Natürlich, nur sofern wir deine Zukunftspläne Zeit dafür lassen.
00:47:13Gute Nacht, mein Junge.
00:47:15Gute Nacht.
00:47:17Es gibt überhaupt nur zwei Möglichkeiten.
00:47:22Entweder ich verzichte,
00:47:25dann bin ich ein waschlappiger Träumung-Poet.
00:47:30Oder ich verzichte nicht,
00:47:33dann bin ich ein Mann.
00:47:35Folglich bin ich ein Mann.
00:47:37Oder ich verzichte nicht,
00:47:39dann bin ich ein Mann.
00:47:46Herr Reint!
00:47:51Herr Hart?
00:47:55Eine sehr ernste und folgenschwere Angelegenheit
00:47:59führt mich zu dieser späten Stunde hierher.
00:48:03Komm, setz dich, mein Sohn.
00:48:05Nein, nein, bitte.
00:48:07Los, los, los.
00:48:09Na also, wo drückt dich denn der Schuh?
00:48:11Also, es ist mir aufrichtig leid,
00:48:14weil du doch mir gegenüber in jeder Weise
00:48:17alles, was recht ist, immer tallos.
00:48:20Danke.
00:48:22Durch deine heutigen Eröffnungen
00:48:25hast du mich in einem furchtbaren Konflikt gestürzt.
00:48:28Ach, aber es gibt überhaupt gar keinen anderen Ausweg.
00:48:32Also, kurz und gut,
00:48:34ich will dich, Sigrid, freizugeben.
00:48:37Ich möchte meine Mutter heiraten.
00:48:42Ja, und womit begründest du diesen für mich,
00:48:47wie du sicher verstehen wirst, etwas überraschenden Entschluss?
00:48:51Das ist ganz einfach.
00:48:53Ich liebe sie.
00:48:55So, und du denkst, dass ich sie nicht liebe?
00:48:58Doch.
00:49:00Aber ich liebe sie mehr.
00:49:01Bestimmt?
00:49:03Ganz bestimmt.
00:49:05Ich liebe sie nämlich ewig.
00:49:08Und das heißt so viel wie über alles Maß.
00:49:12Da kann also gar niemand mit.
00:49:15Und sie liebt mich auch.
00:49:18Das hat sie mir selbst gesagt.
00:49:21So.
00:49:23Und, äh, die ist es auch ernst damit?
00:49:26Sehr ernst.
00:49:28Und nachdem ich einmal diesen Entschluss gefasst habe,
00:49:31möchte ich dir das doch sofort sagen.
00:49:34Denn sonst kenne ich mir dir gegenüber wie ein schuffdumpfer Tröer vor.
00:49:39Das ist sehr schön und männlich von dir gedacht, Michael.
00:49:42Danke.
00:49:44Aber findest du nicht, dass die Sache ein bisschen zu ernst ist,
00:49:49um so spät in der Nacht zwischen Tür und Angel verhandelt zu werden?
00:49:53Ja, das sehe ich ein.
00:49:55Da hast du recht, Papa.
00:49:57Michael, ich mache dir einen Vorschlag.
00:49:58Mutter und ich ziehen morgen früh für ein paar Tage rüber in die Solitude.
00:50:02Aber Papa!
00:50:03Doch, doch, doch.
00:50:05Weißt du, Michael, ich bin mir völlig im Klaren darüber,
00:50:08dass durch diese Eröffnungen heute Abend für uns fünf eine vollkommen neue Situation entstanden ist,
00:50:14mit der wir versuchen müssen, fertig zu werden.
00:50:16Und da ist es bestimmt gut, wenn ihr ein paar Tage ungestört allein seid
00:50:21und unbeeinflusst eine Stellungnahme findet,
00:50:25in welcher Form unser Leben weitergehen soll.
00:50:29Zum Glück ist ja nur ein kurzer Weg von uns zu euch.
00:50:33Ja, mein Junge.
00:50:35Und wenn man einmal entschlossen ist, einen Weg zu gehen,
00:50:38ist es dann überhaupt wichtig, ob er kurz oder lang ist?
00:50:42Papa, du hast recht.
00:50:44Alles wird so gemacht, wie du es wünschst.
00:50:47Und ich war.
00:50:49Du nimmst es mir nicht übel.
00:50:51Aber es muss eben sein.
00:50:52Und zwischen Ehrenmännern lächerlich das zu betonen.
00:50:57Aber du verstehst mich schon.
00:50:59Meine Hochachtung für dich.
00:51:01Nicht nur als mein Vater.
00:51:03Ich meine überhaupt als mein Freund.
00:51:06Einfach prima.
00:51:09Schon gut, mein Sohn.
00:51:11Ich danke dir für dein männliches Wort.
00:51:14Gute Nacht.
00:51:16Mein lieber Erich.
00:51:18Oh, du.
00:51:20Erich, erwartest du noch viel Besuch heute Nacht?
00:51:24Nein.
00:51:26Nur noch einen.
00:51:50Guten Morgen, mein Herz.
00:51:52Guten Morgen.
00:52:17Guten Morgen mein Herz.
00:52:19Das Geburtstagsständchen für Deine Söhne.
00:52:26Ja, ich höre.
00:52:27Reinhard?
00:52:28Guten Morgen.
00:52:29Guten Morgen, Seppi.
00:52:30Guten Morgen.
00:52:31Bitte bringen Sie doch das Frühstück für uns in die Solitär.
00:52:34Mein Mann und ich ziehen für die nächsten Tage ganz hinüber.
00:52:38Was?
00:52:39Oder ist es Ihnen nicht recht?
00:52:40Mir ist alles recht, Herr Eckberg.
00:52:43Entsetzlich.
00:52:44Du, Erich.
00:52:45Sag, ist es nicht ein bisschen herzlos, die Kinder sich so ganz selbst zu überlassen?
00:52:53Im Gegenteil.
00:52:54Je mehr wir ihnen erst mal aus dem Wege gehen, desto schneller binden sie sich zurecht.
00:52:59Ich möchte viel lieber hinlaufen, uns in die Arme nehmen.
00:53:04Ja, ja, ich verstehe natürlich vollkommen dieses spontane Bedürfnis deines mütterlichen
00:53:09Herzens.
00:53:10Aber bitte verlass dich ganz auf mich und meine Erfahrung.
00:53:13Die Erfahrung kann ich nicht gut sagen, weil mir so was zum ersten Mal im Leben passiert.
00:53:16So, nehmt euch Kaffee, Kugelhupf könnt ihr essen, so viel ihr wollt, der bleibt heute
00:53:22doch bloß übrig.
00:53:23Weißt du, mein Herz, ich habe mich so viel mit der Mentalität der jungen Menschen von
00:53:30heute beschäftigt.
00:53:31Wo sind sie denn?
00:53:32Wer?
00:53:33Äh, meine grünen Manschettenköpfe.
00:53:34Äh, was wollte ich denn sagen?
00:53:36Ach ja, richtig.
00:53:37Also auf diesem Gebiete, da gibt es einfach für mich keine Überraschungen mehr.
00:53:42Na also, da sind sie ja.
00:53:44Vergiss nicht, dass du diesmal keinen Roman schreibst.
00:53:46Es handelt sich um die nackte Wirklichkeit.
00:53:49Willst du damit sagen, dass meine Romane Wirklichkeit fremden?
00:53:52Das würde ich mir doch nie erlauben.
00:53:54Übrigens, weißt du, bei einem guten Grundleinfalter, da geben sich die harmonischen Lösungen ganz
00:54:00von selbst.
00:54:01Das ist im Leben genauso wie in der Kunst.
00:54:03Hilf mir doch da ein bisschen.
00:54:05Der Verlauf dieser Nacht war aber gar nicht in deinem Programm.
00:54:08Wieso?
00:54:10Also bitte, was ist denn eigentlich passiert?
00:54:13Die Charaktere unserer Kinder haben sich in erfreulicher Selbstständigkeit entfaltet.
00:54:17Und weiter wird auch nichts geschehen.
00:54:19Die schöne Idee unserer Familie wird sich ganz von selbst durchsetzen.
00:54:22Glaube mir.
00:54:23Armer Papi, Beordnung muss sein.
00:54:31Du sollst auch nicht zu kurz kommen.
00:54:33Du kommst dafür an mein Bett.
00:54:38Morgen, Knut.
00:54:39Hast du schon das Neueste gehört?
00:54:40Schon wieder was Neues?
00:54:41Ja.
00:54:42Papa und Sigrid ziehen rüber in die Solitär.
00:54:43Nein.
00:54:44Woher weißt du das?
00:54:45Michael hat's mir heute Nacht erzählt.
00:54:46Da bitte, zieh dir das an.
00:54:52Das ist typisch.
00:54:53Zuerst brocken sie uns das alles ein und dann lassen sie uns hier sitzen.
00:54:56Du offengestanden, ich find das gar nicht so schlimm.
00:55:04Oh, na hör mal.
00:55:05Aber das ist doch etwas, was man sonst höchstens im Kino erlebt.
00:55:07Krach bei Eckbergs.
00:55:09Große Familientragödie mit allen Schikanen.
00:55:15Weißt du, ich wundere mich eigentlich über mich selbst.
00:55:18Ich bin wie erlöst und eigentlich sehr glücklich.
00:55:21Du, mir geht es genauso.
00:55:23Was brauchen wir die ganze Welt, wenn wir nur uns haben?
00:55:26Oh, mein Erich.
00:55:27Komm, trink noch ein bisschen Tee.
00:55:29Danke.
00:55:31Mein lieber kleiner Freund.
00:55:33Mein lieber kleiner Freund.
00:55:36Das hast du damals im Montreux zu mir gesagt,
00:55:38als wir zum ersten Mal zum Schloss Chillon gingen.
00:55:40Ja, ja, ja.
00:55:41Du hattest ein schottisch kariertes Kleid an
00:55:43und unter dem Arm diese rührende Wachstuhl-Akten-Mappe,
00:55:46mit der du immer zum Bestellungskram zu mir kamst.
00:55:48Und du hattest mir gerade das erste Gehalt ausgezahlt.
00:55:50Du zahltest damals für die Schreibmaschinenseite einen Franken.
00:55:53Einen Franken?
00:55:54Da muss ich aber schon sehr verliebt gewesen sein.
00:55:56Sonst habe ich immer 40 Rappen bezahlt.
00:55:58Du warst auch sehr verliebt.
00:56:00Mehr noch, als ich sagen kann.
00:56:03Mehr noch, als ich sagen kann.
00:56:06Spannende Musik
00:56:10Mein lieber kleiner Freund.
00:56:19Mehr noch, als ich sagen kann,
00:56:21lieb ich dich,
00:56:25Mehr noch, als ich fragen kann,
00:56:29frag ich mich,
00:56:31Ob du mir dein Herz auch gibst,
00:56:33Gib's, ich frag und frag, ach sag, oh sag, ob du mich liebst,
00:56:41denn mehr als eine saufte Welt bist du mir.
00:56:48Du hast mir bis heut' gefehlt, schwör' ich dir.
00:56:54Immer wieder denk' daran und glaub' an mich,
00:57:00mehr noch als ich sagen kann, lieb' ich dich.
00:57:08Worte gib' ich, voll von Gefühl, wie oft ein Liebender spricht.
00:57:15Worte folg' ich, voll von Mutti, doch mir genügen sie nicht.
00:57:26...
00:57:37Weißt du, woran ich jetzt denken muss?
00:57:39An den Abend, als wir ganz weit auf den See hinausgerudert sind.
00:57:42Und da toll der Stern im Himmel war.
00:57:44Und aus dem Restaurant vom anderen Ufer her klang unsere Melodie hier rüber.
00:57:50mehr als eines auf der Welt bist du mir.
00:57:57Du hast mir bis heut gefehlt, schwer ist dir.
00:58:02Immer wieder denk daran und glaub an mich,
00:58:09mehr noch als ich sagen kann.
00:58:21Du, da kommt Knut.
00:58:23Der will bestimmt zu dir, ich verschwinde.
00:58:25Feigling.
00:58:26Wie hast du gestern so feierlich erklärt?
00:58:28Wenn einer verpflichtet ist, die Situation zu beherrschen, bin ich es.
00:58:31Ja, ja, ja.
00:58:32Nun bitte, beherrsche.
00:58:37Papa, ich würde dich gerne noch einmal sprechen, bevor ich fahre.
00:58:40Bitte, mein Junge. Setz dich.
00:58:42Dankeschön.
00:58:45Ich glaube, es ist unter uns Männern am richtigsten, wenn man offen über alles spricht.
00:58:49Ein Hörnchen?
00:58:50Danke.
00:58:51Ich bitte dich mir klar zu sagen, was du mir eigentlich vorwirfst.
00:58:55Das fragst du mich noch, was ich dir vorwerfe,
00:58:57dass du mir meine Mutter unterschlagen hast.
00:58:59Ich bin 21 Jahre alt geworden und habe noch nicht mal ein Bild von ihr gesehen.
00:59:04Im wahrsten Sinne des Wortes totgeschwiegen habt ihr sie
00:59:07und Sigrid hat dir noch dabei geholfen.
00:59:12Sieh mal, es ging doch nur das eine oder das andere.
00:59:17Ja, die Lüge oder die Wahrheit?
00:59:22In einer behutsamen Lüge kann manchmal viel mehr Liebe und Verehrung liegen
00:59:26als in einer ausbackenden Wahrheit.
00:59:28Naja, du bist dem ein Dichter und die nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau.
00:59:33Es freut mich, dass du auch einmal recht hast.
00:59:35Denn zweifellos ist Dichten eine erlesene und höhere Form des Lügens.
00:59:39Und so habe ich eine Familie zusammen gelogen oder zusammen gedichtet.
00:59:46Auf alle Fälle ist Lügenkönnen eher ein Beweis für Geist als für Dummheit.
00:59:49Und es ist nur für die Leute ein Verdienst, die Wahrheit zu sagen,
00:59:52denen es keine geistige Anstrengung bedeuten würde, gegebenenfalls auch gut zu lügen.
00:59:57Baba, ich glaube, es ist besser. Ich gehe. Wir sind zuverschieden.
01:00:02Glaubst du das wirklich?
01:00:05Gnädige Frau, Sie sind so vergnügt.
01:00:07Das hätte ich nie gedacht nach heute Nacht.
01:00:09Ja, aber warum denn nicht?
01:00:11Endlich bin ich mit meinem Mann allein und habe ihn ganz für mich.
01:00:14Wo sind denn die Kissenbezüge?
01:00:16Hier, hier bitte.
01:00:18Dankeschön.
01:00:20Stellen Sie sich doch vor, was das heißt, mal nichts von der Welt zu wissen.
01:00:23Keine Zeitung, kein Radio, keine Sorgen, kein Alltag.
01:00:27Und Selmaschen.
01:00:30Kein schlechterzogener Knut und keine launenhafte Gabel.
01:00:33Gnädige Frau, Sie sehen aus wie ein richtig glücklicher Mensch.
01:00:36Ach Selma, irgendwo ist wohl jeder Mensch unglücklich.
01:00:40Aber auf möglichst glückliche Art unglücklich zu sein, darauf kommt es an.
01:01:00Papi.
01:01:02Ja, Gabilein.
01:01:04Fein, dass du mich besuchst. Na, wie hast du denn geschlafen?
01:01:07Nicht gut. Ich musste so furchtbar viel nachdenken.
01:01:10Ja, worüber denn?
01:01:12Papi, darf ich dich etwas fragen?
01:01:14Ja, aber gern, mein Kind. Was betrifft es denn?
01:01:16Etwas Seriöses.
01:01:18Oh, und was ist etwas Seriöses?
01:01:20Was einem Schmerzen macht.
01:01:22Und was macht einem Schmerzen?
01:01:24Was macht einem Schmerzen?
01:01:26Was macht einem Schmerzen?
01:01:28Liebe.
01:01:30So, es handelt sich also um Liebe.
01:01:34Um die Liebe der kleinen Gabi.
01:01:36Natürlich alles rein theoretisch.
01:01:38Das will ich hoffen.
01:01:40Woran spürt man eigentlich, ob man jemanden liebt?
01:01:44Wenn man bereit ist, die Fehler eines Menschen als Vorzüge zu empfinden, dann liebt man ihn.
01:01:49Und wenn derjenige nun gar keine Fehler hat?
01:01:52Das gibt es doch wohl nicht.
01:01:54Doch, doch, das gibt's.
01:01:57Oder man liebt ihn so sehr, dass man seine Fehler gar nicht mehr sieht.
01:02:00Möglich.
01:02:02Der einzige Fehler ist, dass dieser Mensch gar nicht merkt, dass man ihn liebt.
01:02:06Vielleicht will er es nur nicht zeigen.
01:02:08Aber dann braucht er sich doch nicht so scheußlich gegen mich zu benehmen.
01:02:12Ja, tut er denn das?
01:02:14Ja, ausgesprochen scheußlich.
01:02:16Ja, wen meinst du denn?
01:02:20Weißt du es wirklich nicht?
01:02:22Na ja, ich kann es mir vielleicht denken.
01:02:27Aber wenn ich vielleicht doch ein bisschen zu alt für dich ist.
01:02:30Ach, die paar Jahre.
01:02:31Nur ein paar Jahre.
01:02:33Meinst du, dass ich's ihm sagen sollte?
01:02:35Noch feiner wäre es es ihm zu zeigen.
01:02:38Meinst du, dass es ihn freuen würde?
01:02:40Ach, Gabi, nein. So was freut er sich nicht mehr.
01:02:43Ach, wie schön, dass man dir alles anvertrauen kann.
01:02:47Mein lieber, süßer, immer gut rasierter Papa.
01:02:49Also, bitte, Kindchen, Kindchen, ja.
01:02:52Hast du eigentlich mal darüber nachgedacht,
01:02:56wie mein zukünftiger Mann aussehen wird?
01:02:58Ans Aussehen habe ich nicht gedacht.
01:03:00Aber an den Kern.
01:03:02Aber mein hochseriöser Papa,
01:03:04man verliebt sich doch nicht in den Kern,
01:03:06sondern in das Aussehen.
01:03:08Sehr richtig, mein lebenslugesvoller Tochter.
01:03:10Man verliebt sich in das Aussehen,
01:03:12aber man liebt den Kern.
01:03:14Papi, du bist zu süß, wenn du auf dem historischen Irrtum bestehst.
01:03:16Ich sei deine Tochter.
01:03:18Wie möchtest du mich denn nun lieber haben?
01:03:21Als Tochter oder einfach nur als alleinstehende junge Dame?
01:03:23Für mich ist es besser, wenn du meine Tochter bist.
01:03:25Ehrlich gesagt,
01:03:27ich finde es sehr schön, dass du nicht mein Vater bist.
01:03:29So?
01:03:31Warum denn?
01:03:33Es hat so was Sensationelles.
01:03:35Ach, du Kindskopf, du.
01:03:37Gehst du jetzt angeln?
01:03:39Ja.
01:03:41Nimmst du mich mit?
01:03:43Na, schön, aber verschaue ich mir die Fische nicht.
01:03:45Ich sage schnell Mutti, wo wir sind,
01:03:47und du lauf rüber zu Selma,
01:03:49möchte wissen,
01:03:51wann man endlich mal vernünftig wird.
01:03:59Selma!
01:04:11Knut!
01:04:13Knut!
01:04:19Michael!
01:04:41Selma!
01:04:43Selma!
01:04:45Selma!
01:04:48Selma!
01:04:50Guten Morgen.
01:04:54So, bitte.
01:04:58Ach, gnädige Fräulein.
01:05:00Ups.
01:05:02Ich wollte mir nur erlauben,
01:05:04beim zum heutigen Jubeltag
01:05:06äh, ihre Familie zu gratulieren.
01:05:08Das ist alles.
01:05:10Zwei gleiche weiße Hauttümpchen
01:05:12für die, äh,
01:05:14Zwillingsgeburtstagskinder.
01:05:17Äh, die, die eine
01:05:19Gloxinie, Gloxinie?
01:05:21Gloxinie, Gloxinie
01:05:23für Ihre Frau Mutter
01:05:25und die andere
01:05:27der Vollständigkeit halber
01:05:29für Ihren Herrn Vater.
01:05:31Der, wo ist es nun?
01:05:33Ja, und dieses,
01:05:35dieses
01:05:37Altenfeilstück für Sie,
01:05:39mein sehr verehrtes, gnädiges Fräulein.
01:05:41Als, ähm, Symbol
01:05:43die, die, die wundervolle Harmonie
01:05:46Ja, wie sinnig.
01:05:48Vielen herzlichen Dank, Mr. Möhre.
01:05:50Ich werde es ausrichten.
01:05:52Hoffentlich machen Sie uns bald wieder einmal das Vergnügen.
01:05:54Selma?
01:05:56Was ist um Himmels Willen mit Knut?
01:05:58Ich weiß nicht.
01:06:00Vor fünf Minuten ist er aus dem Haus gerannt
01:06:02auf sein Motorrad und weg.
01:06:04Ich glaube nach Salzburg.
01:06:06Oh Gott, Selma.
01:06:08Rufen Sie gleich Mami an und erzählen Sie ihr alles.
01:06:10Ja.
01:06:12Und wir packen die Thermosmaschine.
01:06:15Einen Moment. Hätten Sie Lust mit mir in die Stadt zu fahren?
01:06:17In die Stadt? Ja, ja gerne.
01:06:19Das heißt selbstverständlich.
01:06:21Na dann los.
01:06:23Wollen mal sehen, was Ihre Mühle hergibt.
01:06:35Ja, es ist furchtbar.
01:06:37Das Beste ist nur,
01:06:39die Frau kommen rüber.
01:06:41Selma?
01:06:43Sind Sie allein?
01:06:45Ja du meine Güte, wie sehen Sie denn aus?
01:06:47Es ist furchtbar.
01:06:49Selma, sagen Sie, was ist bloß heute Nacht passiert?
01:06:51Das müssen Sie mich nicht fragen, Herr Michael.
01:06:53Das übersteigt meine Kompetenz.
01:06:55Selma, war es denn so schlimm?
01:06:59So, jetzt frühstücken Sie erst einmal tüchtig.
01:07:01Aber vorher habe ich noch etwas auf dem Herzen.
01:07:03Ja?
01:07:05Meine allerbesten Glückwünsche zum Geburtstag.
01:07:07Den wollen wir doch nicht ganz vergessen, nicht?
01:07:10Ich wünsche Ihnen alles, was Sie sich selber wünschen
01:07:12und vor allem, dass Sie Ihr Konzert morgen
01:07:14besonders schön spielen.
01:07:16Das Konzert.
01:07:18Du großer Gott.
01:07:20Habe ich das geträumt, oder?
01:07:22Sagen Sie, Selma, wissen Sie, ob ich heute Nacht
01:07:24ein Telegramm aufgegeben habe?
01:07:26Ich weiß es nicht, aber möglich ist hier ja alles.
01:07:28Ich werde gleich einmal nachfragen.
01:07:30Ja bitte, tun Sie das.
01:07:34Ja, können Sie mir wohl sagen,
01:07:36Fräulein, ob heute Nacht
01:07:39von Anschluss auf ein Telegramm aufgegeben worden ist?
01:07:43Ja, danke schön.
01:07:47Das Fräulein sagt, es ist heute Nacht
01:07:49kurz vor zwölf Uhr ein Telegramm aufgegeben worden.
01:07:53Gut, aus.
01:07:55Erledigt.
01:07:57Was?
01:07:59Selma, ich habe mein Konzert abgesagt.
01:08:01Nein, sowas.
01:08:05Haben Sie nicht einen Strick, mit dem ich mich aufhängen kann?
01:08:08Nein.
01:08:39Gabi ist vernünftiger als wir.
01:08:41Sie tut wenigstens etwas.
01:08:43Ja, frag sich nur, ob vernünftig ist, was sie tut.
01:08:45Siehst du, jetzt bekommst du es auch mit der Angst.
01:08:47Aber nein, ich bitte dich, werde nur nicht nervös.
01:08:49Warum hat sie denn wenigstens Selma nicht gesagt,
01:08:51wo sie hin will, wann sie zurückkommt?
01:08:53Aber glaube doch gar nicht, dass das etwas zu bedeuten hat.
01:08:55Nein, danke schön.
01:08:57Ein Kind nach dem anderen läuft uns weg.
01:08:59Selma, wo ist denn Michael?
01:09:01Ja, eben in der Heu gefrühstückt.
01:09:03Ich sehe ihn aber nicht.
01:09:05Dann wird er wieder oben sein.
01:09:08Soll ich das gleich ins Boot bringen?
01:09:10Ja, bitte.
01:09:12Was? Du bringst es wirklich über das Herz, jetzt angeln zu gehen?
01:09:14Ja, ich wüsste beim besten Willen nichts Gescheiteres zu tun.
01:09:16Zum Arbeiten fehlt mir die Konzentration.
01:09:18So, und an mich denkst du wohl überhaupt nicht.
01:09:20Willst du vielleicht mitkommen?
01:09:22Aber du fängst ja nie etwas.
01:09:24Ich habe wirklich andere Sorgen.
01:09:26Dann gebe ich dir einen guten Rat,
01:09:28leg dich nochmals ins Bett und schlafe ein Stündchen.
01:09:30Du glaubst, mit dieser Angst im Herzen
01:09:32könnte ich auch nur ein Auge zutun?
01:09:34Nein, es genügt nicht, du musst beide zuwachen.
01:10:08Selma, was glauben Sie denn?
01:10:10Wie das ausgehen wird?
01:10:12Drecklich, wenn der Herr Michael schon das Konzert absagt.
01:10:14Wer hat was abgesagt?
01:10:16Der Herr Michael, sein Konzert.
01:10:18Das weiß die gnädige Frau noch gar nicht.
01:10:20Nein, das ist ja entsetzlich.
01:10:22Das hat er auch gesagt.
01:10:24Er ist rückwollter, um sich aufzuhängen.
01:10:28Michael!
01:10:38Michael!
01:10:42Michael!
01:10:50Michael, du lieber, guter Junge,
01:10:52bitte mach doch keine Dummheiten.
01:10:54Antworte doch.
01:10:56Sag doch ein Wort, Michael.
01:10:58Ja.
01:11:00Ich kann mir ja so gut vorstellen,
01:11:02wie es in dir aussieht,
01:11:04aber ich flehe dich an.
01:11:07Beiß die Zähne zusammen,
01:11:09schluck's herunter,
01:11:11wenn's auch noch so bitter ist.
01:11:13Sei tapfer und stark,
01:11:15mir zuliebe, Michael.
01:11:19Ja, ja.
01:11:21Willst du nicht aufmachen und mich zu dir lachen?
01:11:23Nein.
01:11:25Aber du musst mir versprechen, vernünftig zu sein.
01:11:27Ich verspreche es dir.
01:11:29Kann ich sonst gar nichts für dich tun?
01:11:31Wenn du mir einen Gefallen tun willst,
01:11:33dann geh jetzt bitte.
01:11:35Ich komm schon nach.
01:11:37Gut, Michael, ich geh jetzt.
01:11:39Du weißt, ich verlasse mich fest auf dein Wort.
01:12:01Hallo!
01:12:05Hey, Nina!
01:12:13Wenn das Wetter nicht so saumäßig wäre
01:12:15und Sie nicht durch Ihre Familienfeier
01:12:17in Anspruch genommen wären ...
01:12:19Ja, ja, ein Onkel kommt selten allein.
01:12:21Ich mein, es ist richtig schön hier.
01:12:23Ja, ja, ja.
01:12:25Ja, ja, ja.
01:12:27Ja, ja, ja.
01:12:30Ich mein, es trifft immer alles zusammen.
01:12:32Dann würde ich Sie nämlich bitten,
01:12:34den ganzen Tag über mich zu befürchten.
01:12:36Ich müsste dann nur von irgendwo
01:12:38mit meinen Eltern telefonieren.
01:12:40Sagen Sie bitte, wissen Sie über Eckbergs Bescheid?
01:12:42Ja, so ziemlich.
01:12:44Da muss ja etwas Furchtbares passiert sein.
01:12:46Wieso?
01:12:48Ich hab heute Nacht ein Telegramm bekommen.
01:12:50Ach bitte, zeigen Sie doch mal her.
01:12:52Bitte?
01:12:54Barbara Klebing, sind Sie das?
01:12:56Ja.
01:12:59Dann kann ich spielen.
01:13:01Verständiger Direktor,
01:13:03über alle Maßen trostlos, Michael.
01:13:29Hallo.
01:13:49Knut!
01:13:51Knut!
01:13:53Ich mein, Knut, wo kommst du denn her?
01:13:55Komm schnell, ich bin ihm ausgerissen.
01:13:58James Milroy, er telefoniert.
01:14:08Winzgauern.
01:14:10Verarbeitendes Futter von feuchten Wiesen,
01:14:12besonders gut.
01:14:14Ich find unsere Kühe zu Hause mindestens genauso schön.
01:14:16Ach, ich will nichts mehr wissen von zu Hause.
01:14:20Du, Knut,
01:14:22wenn du gar nicht wegkommst
01:14:24über den Bruch in unserer Familie,
01:14:27ich könnte zum Beispiel Michael heiraten,
01:14:29wenn wir alle wieder miteinander verwandten.
01:14:31Michael?
01:14:33Anderen Bruder hast du ja nicht.
01:14:37Du bist doch überhaupt nicht musikalisch.
01:14:39Dann willst du dir das etwa anhören,
01:14:41dass Cello gedudelt den ganzen Tag?
01:14:45Schön ist ja was anderes,
01:14:47aber einer muss sich eben opfern.
01:14:49Idiotischer Gedanke.
01:14:51Eigentlich hab ich auch mehr Interesse für Landwirtschaft.
01:14:57Es war sehr nett von Ihnen,
01:14:59mich hierher zu rudern.
01:15:01Darf ich mir erlauben
01:15:03für ein Glas Bier?
01:15:05Vielen Dank,
01:15:07aber ich bin Antialkoholiker.
01:15:09Oh, das tut mir leid.
01:15:11So was soll's Ihnen aber nicht leidtun,
01:15:13Fräulein Kleving.
01:15:15Kommen Sie, ich bringe Sie schnell zu Eckbergs,
01:15:17ich bin dort so gut wie zu Hause.
01:15:19Nicht wahr?
01:15:21Sie behalten es für sich,
01:15:23was ich Ihnen erzählt habe.
01:15:25Verstatten Sie, Erich Eckberg.
01:15:27Michaels Vater?
01:15:29Gott, wie peinlich.
01:15:49Geben Sie doch.
01:15:51Ach Sigrid,
01:15:54Sie müssen mich ja in Bekannt machen.
01:15:56Fräulein Barbara Kleving,
01:15:58meine Frau.
01:16:00Hier im Himmels Willen Sie sich.
01:16:02Ich hab Sie nicht aus dem See gefischt.
01:16:04Aber Ihnen, wenn ich etwas warmes
01:16:06und außen herum etwas trockenes
01:16:08wird Fräulein Barbara sicher guttun.
01:16:10Danke, danke, wirklich.
01:16:12Entschuldigen Sie bitte vielmals.
01:16:14Darf ich mich gleich wieder verabschieden?
01:16:16Ja, aber warum?
01:16:18Ich sehe, es ist gar nichts passiert
01:16:20und ich mache Ihnen doch nur alles nach.
01:16:23Selma, Selma!
01:16:35Alter Brummbär,
01:16:37meinst du, dass du dich an mich gewöhnen könntest?
01:16:39Ich brauche mich ja nicht an dich zu gewöhnen.
01:16:41Ich kenne dich ja.
01:16:43Eigentlich bist du fein raus.
01:16:45Bin ich auch.
01:16:47Bin ich noch immer deine Schwester?
01:16:49Ich merke gerade, dass es höchst erfreulich ist,
01:16:52aber du weißt ja für mich nichts Halbes und nichts Ganzes.
01:16:54Und was bin ich jetzt?
01:16:56Etwas Ganzes.
01:16:58Etwas ganz Großes.
01:17:12Na, rausgeschlagen?
01:17:14So ziemlich.
01:17:16Einen Cognac?
01:17:18Nein, danke.
01:17:21Ich würde dich nur bieten,
01:17:23wenn es möglich ist,
01:17:25zu vergessen
01:17:27das von heute Nacht.
01:17:29Ich glaube, ich habe mich ganz unverantwortlich benommen.
01:17:31Schon gut, mein Junge.
01:17:33Hast du Mutter was gesagt?
01:17:35Natürlich nicht.
01:17:37Ich wäre dir sehr dankbar,
01:17:39wenn du es für dich behalten würdest.
01:17:41Na, aber das ist doch selbstverständlich.
01:17:43Es bleibt unter uns Männern.
01:17:45Anständig von dir, Papa,
01:17:47es wird doch nicht wieder vorkommen.
01:17:49Und nun lass dir von deinem greisen Vater alles Gute wünschen.
01:17:51Danke, Papa.
01:17:53Weißt du,
01:17:55wenn ich heute Nacht gesagt habe,
01:17:57ich liebte Sigrid mehr als du,
01:17:59dann war ich sicher ein bisschen beschwipst.
01:18:01Sicher, mein Junge.
01:18:03Glaube mir,
01:18:05man kann Liebe nicht messen und vergleichen.
01:18:07Sie ist das Unmessbarste,
01:18:09was es auf diesem
01:18:11seltsamen Stern Erde gibt.
01:18:13Ich weiß sehr wohl,
01:18:15dass du Sigrid liebst
01:18:18und niemand wäre unglücklicher darüber als ich,
01:18:20wenn du meine Frau nicht liebtest.
01:18:22Na, heute mit klarem Kopf wirst du sicher
01:18:24ganz anders über diese Dinge denken
01:18:26und genau wissen,
01:18:28dass niemand zerstören kann,
01:18:30was in 18 Jahren zusammengewachsen ist.
01:18:32So wie zwei Bäume,
01:18:34die ganz eng nebeneinander stehen
01:18:36und niemand weiß mehr zu sagen,
01:18:38von welchem Baum dieser Ast
01:18:40und von welchem Stamm jene Blüte.
01:18:42So,
01:18:44und jetzt geh in den Garten in die frische Luft,
01:18:47das wird dir gut tun.
01:18:49Ich glaube, Mutter ist auch draußen.
01:19:03Barbara!
01:19:17Ja, Barbara!
01:19:19Guten Tag, Michael.
01:19:21Du hast Besuch bekommen.
01:19:23Ja, wie ist denn das möglich?
01:19:25Na, hab ich nicht recht gehabt,
01:19:27heute Abend ihn zu sehen.
01:19:29Ich wusste ja, dass ich einen guten Fang
01:19:31nach Hause bringen werde.
01:19:33Kommen Sie, Frau Lenk-Leving,
01:19:35Mutter und Sohn haben sich etwas anzuvertrauen.
01:19:39Sie ist ein sehr liebes Geschöpf,
01:19:41warum hast du mir nie von ihr erzählt?
01:19:44Oh.
01:19:46Immer noch traurig und verwirrt?
01:19:48Ja.
01:19:50Aber Michael, denk doch an unser Gespräch von gestern Abend.
01:19:52Ja, gerade dessen.
01:19:54Sigrid, ich komme mir hoffnungslos
01:19:56dumm und töricht vor.
01:19:58Aber warum denn, Michael?
01:20:00Kein echtes Gefühl ist töricht,
01:20:02man braucht sich seiner nie zu schämen.
01:20:04Auch das Herz wächst und wird eines Tages mündig.
01:20:10Äh, Michael,
01:20:13was ist das mit morgen?
01:20:15Du spielst doch dein Konzert in der Hochschule.
01:20:17Aber natürlich, ich ruf sofort das Konservatorium an.
01:20:23Na Mensch, was ist los mit Barbara?
01:20:25Also Leute, ich war eben bei ihrer Wirtin,
01:20:27Barbara ist verreist.
01:20:29Verreist? Bei dir piepst wohl.
01:20:31Aber hört doch zu, heute Nacht ist ein Telegramm von Michael gekommen.
01:20:33Bei ihm zu Hause muss irgendetwas Furchtbares passiert sein,
01:20:35ein Trauerfall oder so etwas.
01:20:37Und unsere Barbara ist Hals über Kopf hingefahren.
01:20:39Wenn Barbara nicht spielt, dann ist das Quintett geschmissen.
01:20:41Mit Michaels Solo können wir überhaupt das ganze Konzert absagen.
01:20:43Da weinen wir nicht gleich.
01:20:45Ja, also Michael muss spielen und wenn wir ihn mit Ketten aufs Podium schleppen.
01:20:47Nicht sehr pietätvoll.
01:20:49Ist denn auch tot sicher jemand tot?
01:20:51Ja, das wusste die Wirtin auch nicht.
01:20:53Da wollen wir nicht einfach hinfahren und nachsehen, was los ist?
01:20:55Ja, wenn es tut.
01:20:57Wir können warten.
01:20:59Der Stärke kann immer warten.
01:21:11Puh, bin ich müde.
01:21:13Ich dachte, du wärst so glücklich.
01:21:15Bin ich auch.
01:21:17Bemüde vor lauter Glück.
01:21:19Glück ist eine verdammt anstrengende Angelegenheit.
01:21:21Aber eine sehr angenehme Form von Anstrengung.
01:21:23Da hast du recht.
01:21:25Es ist mir unbegreiflich, wo Knut und Gaby stecken.
01:21:41Das war's.
01:22:03Dass Mami Ihnen das Kleid gepumpt hat.
01:22:05Darauf können Sie sich fast einbilden.
01:22:07Na?
01:22:09Seid ihr jetzt endlich fertig?
01:22:11Jawohl.
01:22:13Dann los!
01:22:37Also ich finde, Sie hätten wenigstens telefonieren können,
01:22:39wenn Sie über Abend ausbleiben wollen.
01:22:41Deine Weisheit. Immer gewähren lassen.
01:22:43Ja nichts erzwingen wollen.
01:22:47Papa! Mama!
01:22:49Würdet ihr bitte ins Arbeitszimmer kommen?
01:22:51Ins Arbeitszimmer?
01:22:53Was ist denn los?
01:22:55Keine Ahnung.
01:23:01Bitte.
01:23:03Knut! Gaby!
01:23:05Gaby, da seid ihr ja!
01:23:09Bitte Platz zunehmen.
01:23:17Meine lieben Eltern.
01:23:21Wenn wir uns am Abend unseres 21. Geburtstages hier versammeln,
01:23:25so hat das einen sehr ernsten und gewichtigen Grund.
01:23:27Hört, hört.
01:23:31Fräulein Barbara gehört zwar nicht,
01:23:33noch nicht zur Familie,
01:23:35aber was gesagt werden muss, das dürfte auch für Sie.
01:23:37Und so weiter, und so weiter, und so weiter.
01:23:41Bitte hört euch also mit Fassung an,
01:23:43was mein Bruder Knut euch zu sagen hat.
01:23:45Knut?
01:23:47Ja.
01:23:49Und ich werde mich wesentlich kürzer fassen als du gestern.
01:23:53Ich habe mich vielleicht nicht ganz richtig benommen.
01:23:57Entschuldigt das bitte.
01:23:59Jedenfalls fühle ich mich verpflichtet,
01:24:01meinen Teil zur Neuordnung unseres Familienlebens beizutragen.
01:24:07Kurz und gut,
01:24:09ich habe mich verlobt.
01:24:13Ja, aber Knut,
01:24:15mit wem denn?
01:24:21Papa hat's schon gemerkt.
01:24:27Kinder, ich flehe euch an, sprecht nicht in Rätseln.
01:24:31Mit mir, Mami, mit mir.
01:24:33Kapier's doch endlich.
01:24:35Mit Gabi?
01:24:37Ja.
01:24:39Wir haben uns verlobt.
01:24:43Ehrlich?
01:24:45Geht denn das?
01:24:47Ja, aber natürlich, wir sind doch keine Geschwister.
01:24:51Sagen mal, mein lieber Knut,
01:24:53und du bist überzeugt davon,
01:24:55dass ich meine Einwilligung zu dieser Verlobung geben werde, was?
01:24:57Ja.
01:24:59Ja, das ist gut genug.
01:25:01Und da sie dir 18 Jahre als Adoptivtochter gefallen hat,
01:25:03sehe ich nicht ein,
01:25:05warum sie dir nicht doch als Schwiegertochter gefallen sollte.
01:25:07Komm.
01:25:19Wacki, jetzt bin ich endlich mit dir verwandt.
01:25:21Wieso?
01:25:23Ich habe mir dich als Schwiegervater erheiratet.
01:25:25Bitte?
01:25:27Meine Schwiegertochter zu meiner Rechten?
01:25:29Ach, sie ist ja meine Tochter.
01:25:31Ja, gleichzeitig aber auch deine Schwiegertochter.
01:25:33Jetzt habe ich den Überblick über die Familie völlig verloren.
01:25:35Bitte, es sind eine Menge Herren draußen,
01:25:37die möchten an Michael sprechen.
01:25:39Mich?
01:25:41Bitte um Entschuldigung.
01:25:45Ja, guten Tag, Jungs.
01:25:47Wo kommt ihr denn her?
01:25:49Lieber Michael, unser allerherzlichstes Beileid.
01:25:51Wozu denn?
01:25:53Ja, habt ihr denn keinen Trauerfall?
01:25:55Aber nein, wir haben Verlobung.
01:25:57Ach, Michael, ist das wahr?
01:25:59Freilich.
01:26:01Kinder, wie mich das freut.
01:26:03Michael, du und Barbara?
01:26:05Fabelhaft, ich habe schon immer so etwas geahnt.
01:26:07Wir gratulieren dir herzlich.
01:26:09Aber nein, wir haben uns noch gar nicht verlobt.
01:26:11Wer denn?
01:26:13Mein Bruder und meine Schwester haben dich verlobt.
01:26:15Was, beide auf einmal?
01:26:17Ja, natürlich.
01:26:19So natürlich ist es natürlich nun wieder nicht.
01:26:21Wieso Doppelverlobung?
01:26:23Na ja, das sagst doch dein Bruder und deine Schwester.
01:26:25Ja, miteinander.
01:26:27Miteinander?
01:26:29Miteinander?
01:26:31Ja, aber Moment.
01:26:33Ich habe offenbar heute keine glückliche Hand.
01:26:45Na, endlich ergriffen.
01:26:47Menschenskind, so etwas muss einem doch erklärt werden.
01:26:49Da wollen wir aber nicht länger stören.
01:26:51Unsere allerherzlichste Gratulation deiner Schwester und deinem Bruder.
01:26:53Und das Konzert ist ja Gott sei Dank auch gerecht.
01:26:55Wiedersehen, Michael.
01:26:57Wiedersehen.
01:27:01Entschuldigt bitte, es waren nur meine Freunde vom Konservatorium.
01:27:03Sie hatten Sorge wegen des Konzerts morgen Abend.
01:27:05Das war doch sehr wichtig.
01:27:15Ihr Lieben,
01:27:17ich will keine Rede halten,
01:27:19sondern nur einen kurzen Trinkspruch ausbringen,
01:27:21um dem Schicksal zu danken
01:27:23und Euch,
01:27:25die es mir geschenkt hat.
01:27:39Ihr, meine Lieben,
01:27:41seid Zeugen und Mitspieler einer Familie,
01:27:43die ich zusammen gelogen,
01:27:45zusammen gefügt
01:27:47oder zusammen gedichtet habe.
01:27:51Wenn Gabi und Knut heute zu einem Paar geworden sind
01:27:53und somit eines Tages die Gründer einer neuen Familie,
01:27:57so scheint mir das der schönste Erfolg
01:27:59und ein Beweis dafür,
01:28:01dass der Begriff Familie
01:28:03nicht nur ein blutsmäßiger ist,
01:28:05sondern auch ein geistiger
01:28:07und vor allem
01:28:09eine Lebensform.
01:28:11Ich bitte Euch,
01:28:13Eure Gläser zu erheben
01:28:15und mit dem jungen Paar
01:28:17anzustoßen.
01:28:19Aber nicht zu heftig,
01:28:21denn es gibt Dinge,
01:28:23die man nicht
01:28:25zart genug anfassen kann.
01:28:27Das junge Paar
01:28:29ist Liebe hoch, hoch,
01:28:31hoch, hoch.
01:28:39Sigrid und Erich sollen nehmen
01:28:41die oberhaftesten Eltern der Welt.

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