• gestern
Frank W. hat zwei Menschenleben auf dem Gewissen. Seinen
ersten Mord beging er gemeinsam mit einem Freund 1982 bei
Eilsleben im Altkreis Wanzleben, heute Bördekreis. Das Opfer
ist ein Mitarbeiter der Staatssicherheit, die auch sofort die
Ermittlungen übernimmt.

Kurze Zeit später flüchtet Frank W.
über den Grenzzaun in die BRD. Sein Komplize wird gefasst,
gesteht die Tat und wird zu lebenslanger
.....

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Transkript
00:00In den 80er Jahren zeigt sich der Kalte Krieg zwischen Ost und West in vielen Facetten.
00:07Ein skrupelloser Mord wird so zum Politikum.
00:11Der Fall Frank W. ist den Händen der Justiz schon in einem sehr frühen Stadion entglitten.
00:20Er hatte sich Lederhandschuhe und Kabel mitgebracht und hat versucht, den dort umzubringen.
00:35Eine derartige Kaltblütigkeit habe ich in keinem anderen Mordverfahren je erlebt.
00:50Wie der ganze Tatjagd war. Das kommt hier oben. Das hört nicht auf.
01:081. Januar 1983 an der bestgesicherten Grenze Europas.
01:14Ein junger Mann aus der Nähe von Magdeburg wagt die lebensgefährliche Flucht in den Westen.
01:26Ein Flüchtling aus der DDR ist beim Überwinden der Grenzanlagen schwer verletzt worden.
01:32Nach Angaben der Polizei wurde er von sieben Geschossen einer Selbstschussanlage in die Beine getroffen.
01:38Trotz der schweren Verletzungen konnte sich der 22-jährige Arbeiter auf niedersächsisches Gebiet schleppen.
01:45Die westdeutsche Presse feiert Frank W. als ersten Flüchtling des Jahres.
01:51Niemand ahnt, dass der Mann, der in der DDR als Schäfer arbeitete, Zeuge in einer Mordermittlung ist.
01:59Man hat uns auch da eine Bildzeitungsseite gezeigt, dass also dem Schäfermeister die Flucht in die Freiheit gelungen ist.
02:09Nach seiner Flucht wird Frank W. für die Ermittler in der DDR zum Hauptverdächtigen.
02:19Ein paar Monate zuvor. In diesem Haus in Völpke bei Magdeburg lebt Ingolf Hauser bei seinen Eltern.
02:28Der 24-Jährige ist ein Einzelgänger, hat nur wenige Kontakte. Ab und zu trifft er seine Schwester.
02:38Ingolf war ein sehr ruhiger, zurückhaltender Mensch, der nicht viel erzählt hat und seinen eigenen Weg ging.
02:55Ingolf Hauser ist überzeugter Sozialist. Nach seinem dreijährigen Armeedienst arbeitet er im nahegelegenen Tagebau an der deutsch-deutschen Grenze.
03:10Als Wachmann observiert er die Kohlezüge. Am 8. Oktober 1982 kommt der junge Mann wie üblich von der Arbeit nach Hause.
03:22Es ist der Abend vor seinem zweiwöchigen Urlaub.
03:27Als Letzter gesehen hat ihn meine Mutti. Er hatte sich gewaschen und fein angezogen gehabt.
03:34Und dann hat sie noch zu ihm gesagt, ach wo willst du denn hin? Ach, hat er gesagt, ich komme bald wieder. Und das war das letzte Mal.
03:43Als Ingolf Hauser nach seinem Urlaub nicht zur Arbeit erscheint, wird eine Vermisstenanzeige veröffentlicht.
03:52Ein verschwundener Grenzbewacher, das alarmiert sofort die staatlichen Behörden.
03:58Sie fürchten, Ingolf Hauser könne in den Westen geflüchtet sein und organisieren eine Großwarnung.
04:05Für Brigitte Wagner ein absurder Gedanke.
04:09Er war damals sehr von der DDR eingenommen. Und darum, wie viele denn erzählt haben, ach der ist abgehauen.
04:19Und das konnte ich immer nicht verstehen und das habe ich auch immer nicht geglaubt.
04:23Ich habe immer gesagt, es muss was passiert sein.
04:27Es war eine sehr grausame Zeit. Was das für eine Belastung ist. Ja, wo ist er?
04:36Was macht er? Wo könnte er sein?
04:41Bernd Lamprecht ist damals Ermittler bei der Magdeburger Morduntersuchungskommission.
04:47Er bekommt die Vermisstenanzeige erst drei Wochen später auf den Tisch.
04:53Von der Polizei hatte da noch keiner dran gearbeitet. Dieses erste Ermittlungsergebnis kam von MFS.
05:01Das MFS, das Ministerium für Staatssicherheit, hat eine Spezialkommission.
05:07Sie ermittelt bei Verdacht auf Republikflucht, bei besonderen Kapitalverbrechen oder bei Verbrechen, die die Sicherheit der DDR gefährden.
05:17Die sind zu meinen Eltern nach Hause gekommen.
05:20Die haben auch Dinge auf seinem Zimmer inspiziert und haben auch Fragen gestellt bezüglich, wo könnte er sein.
05:31Die Ermittlungen der Spezialkommission sind oft geheim. Staatsanwalt Wilmer Bohmeier weiß damals nichts davon.
05:40Dass die ersten Ermittlungen durch die Staatssicherheit geführt wurden, habe ich erst im Nachhinein erfahren können.
05:50Es waren also interne Ermittlungen unter Einbeziehung von IEMs.
05:57Weder die inoffiziellen Mitarbeiter noch die hauptamtlichen Ermittler der Stasi finden einen Hinweis auf eine Republikflucht oder den Verbleib von Ingolf Hauser.
06:08Sie vermuten ein Verbrechen und übergeben den Fall Bernd Lamprecht und seinen Kollegen.
06:14Nach ersten Ermittlungen im Dorf finden die Kriminalisten ein wichtiges Indiz, das Sparbuch des Vermissten.
06:23Es kam dann dazu, dass nachher auf einmal von seinem Konto, ich sag mal circa 25.000 Mark fehlten.
06:32Und das war natürlich für unsere Ermittlungen sehr wichtig, weil wir uns ja nun danach kümmern, darum kümmern konnten,
06:40wer hat denn da vielleicht über seine Verhältnisse gelebt.
06:44Die Spur des Geldes führt die Ermittler schließlich zu einem Verdächtigen.
06:50Klaus J. ist ein Bekannter des Vermissten und wohnt ebenfalls in Völpke.
06:55Er hatte im Dorf erzählt, dass er sich einen teuren Farbfernseher kaufen will.
07:00Die Kriminalpolizei veranlasst die Durchsuchung seiner Wohnung.
07:04Staatsanwalt Wilmer Bohmeier macht im Wohnzimmer eine interessante Entdeckung.
07:11Dort stand ein Funkelnagel, ein neues Fernsehgerät, was 6.500 DDR-Mark gekostet hat.
07:22Und ich saß auf einer Couch-Garnitur, die nach meiner Schätzung zwischen 4.000 und 4.500 auch gekostet hat.
07:32Man muss dazu sagen, dass man beides zu DDR-Zeiten nicht auf Kredit kaufen konnte.
07:37Sondern man musste das Geld auf den Tisch legen.
07:42Mit der teuren Wohnungseinrichtung macht sich Klaus J. verdächtig.
07:49Außerdem ist er eng mit Frank W. befreundet, der nur zwei Monate nach dem Verschwinden von Ingolf Hauser in den Westen geflüchtet war.
07:59Beide Männer haben sich regelmäßig mit dem Vermissten getroffen, um an Autos zu schrauben.
08:04Weil Frank W. nicht befragt werden kann, besuchen die Kriminalisten seine Frau in Völpke.
08:12Sie erzählt den Ermittlern eine abenteuerliche Geschichte über ihren Mann und seinen Freund Klaus J.
08:21Dass also die Männer nachts Geld mitgebracht haben, und das hat sie dann versteckt.
08:29So wie sie es im Film gesehen hatte, hat sie die Geldscheine zusammengerollt und in die Mehltüten gesteckt.
08:37Und hat sich gefreut, weil er weiß, dass er in der Bundesrepublik gelandet war in der Zwischenzeit.
08:44Und wir haben bei der Durchsuchung, die dazu gemacht wurde, dieses Geld nicht gefunden.
08:49Klaus J. steht nun unter dringendem Tatverdacht, gemeinsam mit dem Republikflüchtling Frank W. einen Raubmord begangen zu haben.
08:57Immer wieder bestellen die Ermittler Klaus J. zu Vernehmungen aufs Revier.
09:04Der Verdächtige gerät mehr und mehr unter Druck.
09:14Und als er kam in unser Vernehmerzimmer, wollten wir eigentlich sagen, heute machen wir Nägel mit Köpfen.
09:20Aber er hat nur zu uns gesagt, kann ich noch einen rauchen?
09:26Und da haben wir gesagt, natürlich, weil wir eigentlich mit der Vernehmung dann beginnen wollten.
09:31Und dann hat er gesagt zu meinem Kollegen, am besten Sie holen ein Auto und wir fahren da raus, wo die Leiche liegt.
09:38Ein Dreivierteljahr nach Hausers Verschwinden, gesteht Klaus J. schließlich den Mord an seinem Freund.
09:47Wenn die Straftat zum Beispiel verortet ist als Schuld und die möchte ich abtragen,
09:55dann kann es sein, dass der Täter sehr schnell auch aussagt, wenn ihm die Möglichkeit geboten wird.
10:01Klaus J. fährt mit den Ermittlern in ein abgelegenes Gebiet und zeigt ihnen dort die Leiche von Ingolf Hausen.
10:09Das war die Lieblingsangelstelle von Weißen und Jagen.
10:15Die sind dort immer zum Angeln hingefahren. Hier an dieser Stelle ist die Leiche vergraben.
10:26Er hat auch Einzelheiten geschildert, wie die Leiche zu finden ist, was sie noch an Bekleidung anhat,
10:33dass eine Schnapsflasche, die sie ausgetrunken haben, hinterher auf der Leiche liegt,
10:37das alles hat sich dann so genau bestätigt. Und wir haben dann mit der Rechtsmedizin diese Leiche dort so geborgen.
10:46Klaus J. gesteht, gemeinsam mit Frank W. den Mord an dem Freund über mehrere Wochen akribisch vorbereitet zu haben.
10:55Um an das Geld von Ingolf Hauser zu kommen, verfolgen die Männer einen perfiden Plan.
11:01Sie wissen, dass Hauser gern ein Auto gehabt hätte und es auch bar bezahlen kann.
11:07Die beiden versprechen ihrem Kumpel, dieses Auto für 25.000 Mark zu besorgen.
11:16Er muss das Geld beschaffen und dann fahren sie nach Magdeburg und er kann abends sein Auto kriegen.
11:22Aus dem Grund hat er das Geld abgeholt. Sie haben ihm sogar erklärt, dass er, da er keine Fahrerlaubnis hatte,
11:32auch die Fahrerlaubnis noch mit dazukriegt. Wenn noch 2000 dazukommen, kriegt er die Fahrerlaubnis auch noch.
11:37Am 8. Oktober 1982 treffen sich die drei Freunde außerhalb der Stadt, um nicht gesehen zu werden.
11:46Klaus J. und Frank W. überzeugen sich, dass Hauser die 25.000 Mark dabei hat.
11:53Bevor Hauser eingestiegen ist, hat Frank W. noch gesagt, lass den ruhig einmal noch mal im Auto vorne sitzen.
12:00Ingolf Hauser nimmt ahnungslos auf dem Beifahrersitz Platz. Frank W. setzt seinen Plan in die Tat um.
12:10Er hatte sich Lederhandschuhe und Kabel mitgebracht und auf der Fahrt, gleich nach zwei, drei Kilometern,
12:18hat er dann Kabel von hinten auf den Beifahrer gelegt und hat versucht, den dort umzubringen.
12:26Doch der Plan geht nicht auf.
12:29Da aber Hauser unheimlich sportlich gut trainiert war, hat Hauser erstmal diese Autoscheibe von innen beschädigt.
12:39Da ist seitdem ein Riss drin gewesen. Er hat das aber nicht geschafft, die Autoscheibe von innen zu beschädigen.
12:48Er hat dann auch von seinem Sitz aus so lange gewirkt, bis Hauser tot war.
12:58Dass sie beide da so einig sind, da spricht schon dafür, dass sie sich nicht mehr so einig sind,
13:04dass sie sich nicht mehr so einig sind, dass sie sich nicht mehr so einig sind, dass sie sich nicht mehr so einig sind,
13:09dass sie sich nicht mehr so einig sind, dass sie sich nicht mehr so einig sind,
13:13dass sie sich nicht mehr so einig sind,
13:18das spricht schon dafür, dass sie das auch akribisch geplant haben müssen.
13:22Und dann wirklich ganz rational immer wieder den Tatablauf angepasst haben an das Verhalten des Opfers.
13:27Das ist ja das, was den Tätern oft nicht gelingt.
13:30Aus kriminalpsychologischer Sicht gehen die Täter besonders skrupellos vor.
13:37Sie haben sich ein Opfer aus ihrem sozialen Netzwerk gesucht. Das ist ja schon mal eine Hürde.
13:43Sie haben eine Legende gestrickt, die genau auf dieses Opfer passt.
13:47Sie haben die Motivlage des Opfers ausgenutzt, um an ihr Geld zu kommen.
13:52Und dann haben sie sogar das Tatmittel mitgeführt.
13:56Sie wussten, was sie hinterher mit dem Opfer machen, wenn sie es getötet haben.
13:59Das Geld von Ingolf Hauser teilen die Täter unter sich auf.
14:09Jeder bekommt 12.500 Mark für das Leben ihres Freundes.
14:15Man muss sich das bildlich vorstellen.
14:20Wo ich das alles gelesen habe, wie der ganze Tatjahrgang war.
14:25Das kommt hier oben. Das hört nicht auf.
14:31Und man kann nicht abschließen. Das wird man nie können.
14:36Es ist ja doch ein Fleisch und Blut.
14:41Klaus J. wird festgenommen und in einem Prozess in Magdeburg zu lebenslanger Haft verurteilt.
14:50Durch sein Geständnis ist die Beweislast gegen seinen Komplizen Frank W. erdrückend.
14:57Doch Frank W. lebt im Westen immer noch auf freiem Fuß.
15:01Die DDR erlässt im Sommer 1983 einen Haftbefehl gegen ihn und stellt ein Auslieferungsersuchen an die BRD.
15:11So euphorisch wie Frank W. in der Bundesrepublik begrüßt worden ist,
15:18als erster Flüchtling, dem es 1983 gelungen ist, in die Bundesrepublik zu fliehen,
15:26hat das natürlich sehr schwierig gemacht.
15:30Weil viele der Meinung waren, die DDR will bloß den Flüchtling wieder haben.
15:34Die wollen ihn vor Gericht stellen und die ganze Mordgeschichte sei eine Legende.
15:44Der Generalstaatsanwalt der DDR hat gestern erneut sein Auslieferungsersuchen
15:50nach dem flüchtigen DDR-Staatsbürger Frank W. bekräftigt.
15:54In diesem Zusammenhang stellte er dem Generalstaatsanwalt beim Oberlandgericht in Hamburg weitere Beweise zur Verfügung.
16:02Die DDR schickt weitere Ermittlungsergebnisse in den Westen.
16:07Frank W. kommt zwar in Hamburg in Untersuchungshaft, aber das Auslieferungsersuchen wird abgelehnt.
16:14Von dort kam lediglich ein Nein. Es gab keine Begründungen. Es gab nur dieses Nein.
16:25Ich würde klar vermuten, dass in diesem Fall gesagt wurde, wir trauen den Behörden in der DDR nicht.
16:35Wir gehen davon aus, dass derjenige dort kein rechtsstaatliches Verfahren bekommt.
16:42Und deswegen steht der Angeklagte auch ein Stück weit unter einem besonderen Schutz.
16:47Der mutmaßliche Raubmörder Frank W. befeuert den Kalten Krieg zwischen Ost und West.
16:55Grundsätzlich hatten DDR-Bürger einen anderen Status im bundesdeutschen Rechtssystem als andere Ausländer.
17:07Was einfach damit zusammenhängt, dass sie als Deutsche angesehen wurden.
17:10Und insofern stand natürlich in Frage, ob man jetzt einen Deutschen quasi in den anderen Teil Deutschlands ausliefern sollte.
17:22Eine Auslieferung eines Deutschen in einen anderen deutschen Staat wäre das Gleiche gekommen mit einer Anerkennung der Justiz und der gesamten Gesellschaftsordnung der DDR.
17:38Die DDR-Behörden geben nicht auf, liefern immer wieder Beweise in die Bundesrepublik.
17:45Im Sommer 1984 wird Frank W. in Hamburg wegen Raubmordes angeklagt.
17:52Doch der mutmaßliche Täter schweigt zu den Vorwürfen. Und die Akten aus der DDR allein reichen dem Gericht nicht aus.
17:59Die Hanseatische Justiz beantragt Zeugen und Sachverständige aus der DDR zum geplanten Prozess nach Hamburg reisen zu lassen.
18:07Dieses Ersuchen wiederum ließ die DDR unbeantwortet.
18:11Kriminalisten und Zeugen aus der DDR dürfen nicht nach Hamburg reisen.
18:17Ganz grundsätzlich bestand natürlich für die Kriminalpolizisten, die dann in der Bundesrepublik gewesen wären, auch die Gefahr einer Abwerbung.
18:23Etwa durch westdeutsche oder westalliierte Agenten.
18:28Und da sie Geheimnisträger waren und Einblick in die Sicherheitsarchitektur der DDR hatten, war das letztendlich indiskutabel.
18:36Und dazu hätte die Ausreise der Zeugen ein Nachgeben in diesem Streitfall bedeutet. Und dazu war die DDR-Seite nicht bereit.
18:44Unsere Kriminalisten, unsere Sachverständigen, die wären wiedergekommen.
18:51Aber es artete aus zur Prinzipienreiterei.
18:581984 verlässt Frank W. das Gericht als freier Mann. Das Urteil zwei Jahre nach der Tat – Freispruch.
19:09Die Medien in der DDR berichten, anders als bei anderen Verbrechen, ausgiebig über den Mord und kritisieren die Justiz der Bundesrepublik.
19:24Und auch der Westen hält sich mit Kritik an der DDR nicht zurück.
19:31Auch an andere Ostblockländer liefern wir nicht aus. Wir haben da keine Verträge, weil wir in Grundfragen des Rechtsstaats und der Menschenrechte keinen gemeinsamen Nenner finden.
19:43Reicht es für die Höchststrafe, die lebenslange Freiheitsstrafe dann aus, wenn es nur Beweise aus zweiter Hand gibt?
19:50Wenn das Gericht die Zeugen nicht direkt befragen konnte?
19:54Es ging gar nicht so sehr um den eigentlichen Fall. Also es ging gar nicht unbedingt nur darum, um die Frage, wo erwartet den Angeklagten ein gerechtes Verfahren.
20:05Sondern es war tatsächlich so, dass in diesem Fall die Diplomatie und die dahinterstehenden Fragen um Souveränität, um Anerkennung eigentlich zentral waren.
20:18Ein Jahr nach dem Freispruch wird der Fall in Hamburg noch einmal aufgerollt. Wegen eines Formfehlers kommt Frank W. erneut vor Gericht.
20:30Gleichzeitig findet auf der anderen Seite der Grenze ein sogenanntes Beweissicherungsverfahren statt.
20:37Es soll den Westen dazu bewegen, Frank W. doch noch auszuliefern.
20:41Dazu sind auch seine Verteidiger und eine Staatsanwältin aus der Bundesrepublik geladen.
20:48Durch die Anwesenheit der beiden Verteidiger von W. und einer Staatsanwältin der Bundesrepublik, die dafür zuständig war, kam es natürlich darauf an, dass wir auch keinen Formfehler machen.
21:04Dass er streng nach den Gesetzen der DDR, aber eben auch den entsprechenden Gesetzen der Bundesrepublik stattfindet.
21:15Das ist wohl einmalig bloß passiert. Und bei dieser Gerichtsverhandlung hat man unsere Tonbandprotokolle, unsere Vernehmungen gehört.
21:25Hat auch den Jagen als verurteilten Mörder ja denn schon als Zeugen gehört.
21:31Ob dieses Verfahren Einfluss auf die bundesdeutsche Justiz hat, ist nicht belegt.
21:37Trotzdem wird Frank W. im Oktober 1985 zu lebenslanger Haft verurteilt.
21:43Drei Jahre nach dem kaltblütigen Mord an seinem Freund Ingolf Hauser.
21:48Die Gesamtschau aller Beweise lasse bei dem Angeklagten letztendlich urteilten die Richter keine andere Würdigung zu, als in ihm einen Raubmörder zu sehen.
22:00Zwei Herzensschlagen in meiner Brust. Damals war ich enttäuscht, dass er nicht ausgeliefert wurde.
22:08Und bin so ein bisschen der Propaganda auf den Leim gegangen. Die bösen Dessis, die liefern uns einen Raubmörder nicht aus.
22:18Eigentlich ist es für die Rechtsgeschichte völlig egal, wer ihn verurteilt. Ein Raubmörder hat seine Strafe gekriegt.
22:28Mehr konnte kein deutsches Gericht machen. Egal ob in Ost oder in West.
22:36Und schlimm nur, dass man daraus beide Seiten politisches Kapital schlagen wollte.
22:43Der Mittäter Klaus J. hat Ende der 90er Jahre seine Strafe abgesessen und lebt wieder in Völpke.
22:52Im selben Ort wie auch die Schwester des Opfers.
22:55Er kommt mir entgegen und ich gehe ihm entgegen. Ich habe erst mal gedacht, mir bleibt der Atem stehen.
23:04Und dann tut dieser Mensch mich auch noch kackfrech grüßen. Ich habe gedacht, das kann es doch wohl nicht sein.
23:12Frank W. verbüßt seine Haftstrafe in Hamburg.
23:181995 tötet er erneut. Mit einem Komplizen ermordet er auf gerausame Weise einen Mithäftling, um an dessen Schmuck zu kommen.
23:30Das Urteil noch einmal lebenslänglich. Seit 2021 ist Frank W. wieder auf freiem Fuß.
23:39Über seine Verbrechen hat er bis heute kein Wort verloren.
23:47Untertitel der Amara.org-Community

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