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Transkript
00:00Der größte oder der schwerste Stein wiegt ca. 50 Kilo.
00:10Die Rippenbrüche führen natürlich zu einer Einschränkung der Atemleistung.
00:16Man kann davon ausgehen, dass der Geschädigte noch gelebt hat.
00:20Im vorliegenden Fall hatte das Tatopfer eine mehrtägige Leidenszeit zu durchstehen,
00:32hatte schwerste Verletzungen und ist ganz qualvoll gestorben.
00:35Guten Abend. Ein außergewöhnlicher Fall heute in Kripo live Tätern auf der Spur.
00:54Für uns beginnt er im Sommer 2020 mit einer kurzen Meldung der Kripo Dresden an einem Sonntag.
01:00Ein Leichnam wurde in einem Wald bei Großenhain gefunden.
01:04Ist das noch ein Thema für die aktuelle Sendung, fragen wir nach.
01:07Doch die Polizei veröffentlicht zunächst keine weiteren Informationen.
01:11Erst Monate später werden die grausamen Details der Tat bekannt.
01:17Großenhain in der Nähe von Dresden.
01:20Ca. 20.000 Einwohner leben hier.
01:24Im Zentrum der Stadt fällt einer Frau am Abend des 13. Juni 2020 eine ungewöhnliche Situation auf.
01:33Es gab eine Augenzeugin, die beobachtet hat, wie am Großenhainer Rahmenplatz
01:38das spätere Opfer von vier Personen, vier Männern, scheinbar in ein grünes Fahrzeug geschoben wurde.
01:48Die Frau hat sich das zunächst nicht so richtig erklären können oder konnte es nicht einordnen.
01:53Eine Entführung oder ein Missverständnis?
01:58Auf die Zeugin wirkt das Geschehen nicht eindeutig und vor allem nicht lebensgefährlich.
02:03Wie sich später herausstellt, eine fatale Fehleinschätzung.
02:09Die Ermittlungen führt die Dresdner Mordkommission.
02:13Thomas Geitner schildert Kripo Live den Fall und zeigt Fotos aus den Ermittlungsakten.
02:22Wir reden von einem Quartett, zwei Frauen und zwei Männer.
02:26Die Tat war geplant, wurde in die Falle gelockt, Entführung, abgelegenes Irrtum
02:30und dann die Tat, sprich die Tötung, zu Ende zu bringen.
02:34Einige Wochen zuvor in einem Wohnhaus am Stadtrand von Großenhain.
02:40Hier lebt die zu diesem Zeitpunkt vierfache Mutter Stefanie W., 33 Jahre alt und Reinigungskraft.
02:48Ihr aktueller Liebhaber, Stefan B., 29, ist Landwirtschaftshelfer.
02:54Von ihrem Mann Dirk hat sich Stefanie W. getrennt.
03:00Gegenüber Freunden und Bekannten soll Stefanie W. geäußert haben, der muss weg.
03:07Das Leben von Stefanie W. ist turbulent.
03:10Viel Alkohol ist auch dabei.
03:12Aktuell hat sie mindestens zwei Liebhaber und ist erneut schwanger.
03:17Wer der Vater ist, unklar.
03:19Ihr Noch-Ehemann Dirk W. ist es jedenfalls nicht.
03:23Zwar wäre Dirk W. nicht der biologische Vater gewesen, aber da die Ehe immer noch bestand,
03:29wäre er der juristische Vater gewesen.
03:31Und das war unter anderem ein Motiv für die Ausübung dieser Tat.
03:37Plötzlich verschwindet Dirk W.
03:40Das Handy ist ausgeschaltet.
03:42Seine Mutter macht sich Sorgen und geht zur Polizei.
03:45Begleitet wird sie von Dirk W.'s Ehefrau Stefanie.
03:48Doch die Beamten sehen keinen Handlungsbedarf.
03:52Erwachsene, die im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte sind,
03:56haben grundsätzlich das Recht, ihren Aufenthaltsort frei zu wählen.
04:01Das heißt, es ist erst mal gar nicht Aufgabe der Polizei, Aufenthaltsermittlungen durchzuführen,
04:05sofern keine Gefahr für Leib und Leben besteht.
04:09Anhaltspunkte für eine konkrete Gefahr fehlen zu diesem Zeitpunkt.
04:13Die Polizei prüft daher nur allgemein die Gefahrensituation für den Vermissten.
04:19Eine Gefahr für Leib und Leben ist immer dann anzunehmen,
04:22wenn z.B. eine Person verschwindet,
04:26die aber auf lebenswichtige Medikamente angewiesen ist.
04:29In anderen Fällen wäre z.B. eine vorherige Suizidankündigung durch die gesuchte Person
04:35oder bei Minderjährigen.
04:37Hier ist immer Eile geboten bei den Suchmaßnahmen.
04:40Nichts davon trifft auf Dirk W. zu.
04:43Suchmaßnahmen finden insofern nicht statt.
04:47Aber es gibt einen privaten Suchaufruf bei Facebook.
04:53Jetzt kommt die Zeugin vom Parkplatz ins Spiel.
04:57Sie sieht den Facebook-Aufruf und erinnert sich an die Situation,
05:02die ihr vor einigen Tagen aufgefallen war.
05:05Dort war die Besonderheit, dass die Zeugin zwar die Person nicht identifizieren konnte,
05:10aber aufgrund der sehr guten Beschreibung des Autos, also der Menschen,
05:14war den Kollegen des Reviers vor Ort sehr schnell klar,
05:17da gibt es sehr Auffälligkeiten, Übereinstimmungen mit dem persönlichen Umfeld,
05:21des Gesuchten.
05:23Das grüne Auto, das die Zeugin gesehen hat, könnte der Ex-Frau des Vermissten gehören.
05:29Denn Stefanie W. fährt einen grünen Opel Zafira.
05:33Aber warum sollte sie ihren Noch-Ehemann entführen?
05:36Handelt es sich möglicherweise doch um ein Missverständnis?
05:42Am Anfang wird die Polizei vermutlich noch gar nicht von einer kritischen
05:46oder dramatischen Lage ausgegangen sein.
05:49Zum einen war ja der Geschädigte und seine Frau getrennt.
05:52Zum anderen war es in dieser Beziehungskonstellation auch nicht unüblich,
05:57dass Konfliktpotenziale und Streitigkeiten auftraten
06:00und dass man sich mehrere Tage nicht gesehen hat.
06:03Das war in diesem Fall nichts Ungewöhnliches.
06:05Dass allerdings der Geschädigte sich für mehrere Tage nicht bei seiner Familie gemeldet hat,
06:10das war unterdessen schon ungewöhnlich.
06:13Die Polizei prüft, ob Stefanie W. etwas mit dem Verschwinden ihres Ex-Mannes zu tun haben könnte.
06:19Weitere Personen geraten in den Fokus.
06:22Neben Stefanie W. ihr Liebhaber Stefan B. und das Pärchen Anke F. und Andreas R.
06:30Alle vier brauchen jetzt rechtlichen Beistand.
06:34Linda Röttig hat an diesem Tag anwaltlichen Bereitschaftsdienst und erhält einen Anruf.
06:43Das Telefon klingelte ungefähr 22.30 Uhr. Es war relativ spät schon.
06:49Und da hieß es nur, ja, es ist die Mordkommission. Es wurden vier Personen festgenommen.
06:55Eine Person hat schon anwaltlichen Beistand und wir brauchen noch drei Rechtsanwälte.
07:01Und so ging das eigentlich erst mal los.
07:04Der Zeitpunkt des Anrufs bei Linda Röttig wird später im Prozess eine Rolle spielen.
07:10Denn möglicherweise ist er zu spät erfolgt.
07:14Stefanie W. und ihre Komplizen wurden an diesem Tag bereits vernommen.
07:19Als Zeugen ohne rechtlichen Beistand.
07:22Dabei ist es den Ermittlern gelungen zu rekonstruieren, was passiert ist.
07:27Einer aus der Gruppe, Stefan B., hat umfassend ausgesagt und alle vier schwer belastet.
07:35Jeder Beschuldigte hat das Recht, zu schweigen. Er hat genauso das Recht, auszusagen.
07:41Er hat aber jederzeit das Recht, auch einen anwaltlichen Beistand zu kontaktieren.
07:47Oder eben kontaktieren zu lassen durch die Polizei. Und die müssen da auch behilflich sein.
07:52Erst recht, wenn es wie hier mutmaßlich um eine schwere Straftat geht.
07:57Die Ermittler wissen jetzt, wohin die Gruppe mit Dirk W. gefahren ist.
08:02Und dass der 38-Jährige nicht mehr lebt.
08:05Sie machen sich auf den Weg zum Tatort.
08:08Die Fahrt geht raus aus Großenhain, ca. 7 km in Richtung Südwesten.
08:13An einem Feld mit angrenzendem Waldstück soll Dirk W. zurückgelassen worden sein.
08:18In einer Mulde im hohen Gras wird schließlich sein Leichnam gefunden.
08:23Ich bekam in meinem Bereitschaftsdienst am 19.06.2020 in den späten Abendstunden
08:29den Anruf zum Leichenfundort zu fahren.
08:37Der Fundort war am Rande des Waldes zu einem Befahrbares Feld.
08:42Dort warteten schon zahlreiche Kriminal- und Polizeibeamten auf mich.
08:47Im Dickicht des Waldes ist der Leichnam von der nahegelegenen Straße aus
08:52bzw. vom Feld nicht zu sehen.
08:57Der Leichnam liegt hier bereits seit mehreren Tagen.
09:02Die Haut war schon verändert.
09:05Braun, schwarz verfärbt, lederartig vertrocknet, starker Madenbefall.
09:10Dort am Leichenfundort konnte ich in der Tat gar nicht so viel sagen.
09:15Eben durch diese Fäulnisveränderung.
09:18Das Einzige, was festzustellen war,
09:21war, dass eine eher undefinierte Wunde im Stirnbereich linksseitig aufwies.
09:26Und eine widernatürliche Beweglichkeit des linken Armes.
09:30Dass dort ein Knochenbruch vorlag.
09:33Weitere Zeichen der Gewalteinwirkung
09:36konnte ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht feststellen.
09:40Der Leichnam wird ins Institut für Rechtsmedizin
09:44der Technischen Universität Dresden überführt.
09:48Die Reaktion leitet Dr. Jakobi.
09:54Es fanden sich zahlreiche Rippenbrüche beidseits.
09:58Wir konnten Brüche sowohl im Bereich des Hirns
10:02als auch Gesichtsschädels feststellen.
10:05Mit doppeltem Unterkieferbruch.
10:08Brüchen im Bereich des Stirnbeins linksseitig
10:11und der linken Augenhöhle.
10:13Auch Brüche im Bereich des Kehlkopfgerüstes im Halsbereich.
10:17Brüche im Bereich des Hirns.
10:19Sowie auch noch Brüche der rechten Elle
10:22mit Abbruch des Hakenfortsatzes.
10:24Durch die Vielzahl der Knochenbrüche
10:26war es doch von einer erheblichen Gewalt auszugehen.
10:29Mehrfachen Gewalt auch auszugehen.
10:32In den Vernehmungen lautet der Tatvorwurf jetzt.
10:36Mord an Dirk W.
10:38Die Beschuldigten werden festgenommen.
10:41Inzwischen haben sie rechtlichen Beistand.
10:46Dann bin ich zum Polizeigewahrsam gefahren.
10:49Hab mit dem Mandanten gesprochen.
10:51Das war der 1. Kontakt.
10:53Da war die Haftbefehlseröffnung.
10:55Da wurde der Haftbefehl erlassen und in Vollzug gesetzt.
10:58Die Ermittler haben Informationen
11:00zu einem möglichen Tatablauf gesammelt.
11:03Jetzt muss alles überprüft werden.
11:06Eine Quelle, die Überwachungskamera einer Tankstelle.
11:11Hier hatte das Quartett bei der Entführung
11:14einen Zwischenstopp eingelegt.
11:19Über die Videoauswertung und diese Zeugen
11:22konnte man einen guten Zeitstrahler stellen.
11:25Was sich in diesen Stunden abgespielt hatte.
11:2813. Juni 2020.
11:30Stefanie W. wartet mit ihren Komplizen auf ihren Ex-Mann.
11:34Er soll den gemeinsamen Sohn sehen dürfen, hat sie ihm erzählt.
11:38Stefanie W. hat ihren Ex-Partner
11:40heimtückisch per Chatnachricht in eine Falle gelockt.
11:43So, dass dieser völlig arglos und wehrlos war.
11:47Dirk W. wird überrumpelt und entführt.
11:50Was die 4 mit ihm vorhaben, ahnt er vermutlich nicht.
11:58Die Täter waren mit einem grünen U-Bahn-Saphir unterwegs.
12:02In 6-Sitzer.
12:03Sie sind dann erst mal in eine Tankstelle gefahren.
12:07Dort waren sie, wie die Ermittlungen ergeben haben,
12:10eine halbe Stunde tatsächlich.
12:12Sie haben dort Bier getrunken, haben sich einen Kaffee bestellt.
12:16Sie sind dann von dort noch mal weiter.
12:19Das mörderische Quartett
12:21verschleppt Dirk W. in das Waldstück außerhalb von Großenhain.
12:25Der Ort ist abgelegen.
12:27Hier ist die Gruppe mit Dirk W. alleine.
12:30Dort hat man Dirk W. aus dem Auto,
12:33ihn zu Boden geworfen und dann sehr massiv, brutal getreten.
12:38Gegen die Rippen geschlagen,
12:40mit Zuhilfenahme eines Tischholzbeines.
12:48Und wirklich sehr stark verletzt.
12:51Mit diesen Verletzungen hat man ihn zurückgelassen.
12:57Dirk W. liegt bewegungsunfähig im Wald.
13:01Sollte er um Hilfe gerufen haben, niemand hätte ihn hören können.
13:08Die Gruppe um Stefanie W. ist zurück in Großenhain.
13:12Aber offenbar sind sie sich unsicher, ob Dirk W. tatsächlich tot ist.
13:19Am selben Abend kehrten die Täter noch mal zurück
13:22und schauen, wie der Gesundheitszustand jetzt ist.
13:25Da haben sie gemerkt,
13:27dass er noch am Leben war.
13:29Es gab neuerliche Tritte, diesmal gegen den Kopf.
13:32Dann ist man wiedergegangen.
13:38Am nächsten Tag ist man noch 2-mal gekommen,
13:41hat sich nach dem Opfer informiert, wie es dem geht.
13:44Und im 3. Tag war man noch mal da
13:46und hat sich die Tat zu Ende gebracht.
13:50Am Ende haben sie 7 Steine insgesamt.
13:53Der Größte hat 50 kg auf den Kopf und den Oberkörper des Mannes geworfen.
13:58Letztlich starb er dann auch.
14:01In den Vernehmungen werden die 4 mit dem Tatvorwurf
14:05der Tötung von Dirk W. konfrontiert.
14:07Die Tat war verbreitet.
14:09Aber es waren keine Flüchtlinge, sondern nur ein paar Männer.
14:13D.h. nicht nur die Männer, sondern auch die Männerinnen,
14:16die da standen, sondern auch die Männer,
14:19die da standen.
14:21Es gab keine Verantwortung.
14:23Denn es hat sich im Verhältnis zu der Tat aufgedrängt,
14:27mit dem Tatvorwurf der Tötung von Dirk W. konfrontiert.
14:31Auf anwaltlichen Rat hin schweigen alle, bis auf Stefan B.,
14:35der Liebhaber von Stefanie W.
14:40Stefan B. sagt jetzt im Beisein seines Anwalts noch einmal umfangreich aus.
14:49Auch Rechtsanwältin Linda Röttig rät ihrem Mandanten zu schweigen.
14:54Stefan B. und Stefanie W. haben dem befreundeten Paar versprochen,
14:59von Dirk W.'s Sterbegeldversicherung zu profitieren.
15:15Während Staatsanwaltschaft und Verteidigung den Prozess vorbereiten,
15:19befinden sich die Beschuldigten in Untersuchungshaft.
15:22In der JVA Chemnitz ist Haupttäterin Stefanie W. inhaftiert.
15:27Die vierfache Mutter aus Großenhain erwartet zu diesem Zeitpunkt Zwillinge.
15:34Die JVA Chemnitz ist zuständig für die Vollziehung freiheitsentziehender Maßnahmen
15:41wie Freiheitsstrafe, U-Haft, Jugendhaft etc. an Frauen aus Thüringen und Sachsen.
15:50Eike König-Bender leitet die Haftanstalt seit zwölf Jahren
15:54und kennt unter den Strafgefangenen viele Mütter.
15:58Über einzelne inhaftierte Personen wie Stefanie W. darf die Anstaltsleiterin nicht sprechen.
16:06Doch sie gewährt Kripo Live einen Einblick in das Familienleben von Müttern
16:11hinter den Mauern ihrer Justizvollzugsanstalt.
16:19Eine Inhaftierung bedeutet eine Trennung von der Familie
16:22und insbesondere eine Trennung von den Kindern.
16:25Um diesen Leidensdruck auch etwas zu minimieren, dem begegnen zu können,
16:32wir haben die Möglichkeit erstmal von umfangreichem Briefverkehr.
16:35In der JVA Chemnitz verfügt jeder Haftraum über eine Telefonanlage.
16:41Das heißt, sie kann jederzeit den Kontakt und wenn wir insbesondere
16:46über die Frau und ihre Kinder sprechen, Kontakt zu ihren Kindern aufnehmen.
16:55Weitere Möglichkeiten bestehen, um es zu minimieren,
16:58dass wir die Möglichkeit schaffen von Familienzusammenführung.
17:03Auch bei Inhaftierungen ist es möglich, Ausführungen in Begleitung von Bediensteten,
17:08eine Familienzusammenführung außerhalb der Justizvollzugsanstalt
17:14in das familiäre Umfeld herbeizuführen.
17:19Für Strafgefangene im offenen Vollzug gibt es sogar die Möglichkeit,
17:24die Haft gemeinsam mit ihren Kindern zu verbringen.
17:28Hier sehen Sie einen Haftraum für eine Mutter mit zwei Kindern.
17:32Wir haben vier Hafträume für Mütter mit einem Kind,
17:36einen fünften für eine Mutter mit zwei Kindern, kindgerecht eingerichtet,
17:41sodass im Endeffekt das Kind auch gut versorgt ist.
17:47Maximal drei Jahre alt dürfen die Kinder sein, um mit ihren Müttern hier leben zu können.
17:55Die Strafgefangenen bekommen Hilfe im Alltag und lernen zum Beispiel,
17:59für sich und ihre Kinder zu kochen mit frischen Lebensmitteln.
18:03Für manche ist das neu.
18:06Hier haben wir das Spiel- und Gemeinschaftszimmer
18:09des offenen Vollzuges und der Mutter-Kind-Abteilung.
18:12Hier werden die Kinder den ganzen Tag durch ihre Mütter beschäftigt.
18:17Die Mütter haben abends Zeit, hier Fernseh zu schauen.
18:21Fernseher haben wir in den Zimmern keine,
18:24um im Endeffekt die Ruhe für die Kinder, die Nachtruhe zu gewähren.
18:28Für Langzeit-Strafgefangene wie Stefanie W.
18:32ist diese Unterbringung nicht möglich.
18:35Die jetzt sechsfache Mutter verbüßt ihre Strafe von Beginn an
18:39im geschlossenen Teil der JVA.
18:45Wenn eine Mutter nicht für die Unterbringung geeignet ist,
18:49dann besteht die Situation mehrerer Möglichkeiten.
18:53Dass das Kind beim Kindsvater untergebracht wird,
18:58bei Angehörigen, in einer Pflegefamilie.
19:04Oder auch, dass die Mutter die Kinder zur Adoption freigibt.
19:10Es wird immer abgestimmt in Zusammenarbeit
19:13zwischen der Mutter und dem Jugendamt
19:16unter Begleitung und Betreuung der Fachdienste.
19:19Und hier vor allem der Sozialarbeiter,
19:22gegebenenfalls auch eines Psychologen.
19:25Wenn es gravierende Probleme gibt, erziehen wir auch einen Psychiater bei.
19:31In der Zeit ihrer Untersuchungshaft
19:34hat Stefanie W. Zwillinge zur Welt gebracht.
19:37Die Mädchen sind gesund und leben inzwischen beim Vater.
19:41Februar 2022.
19:44Am Landgericht Dresden fällt das Urteil
19:47gegen Stefanie W. und ihre Komplizen.
19:50Ein 10-monatiger Prozess liegt hinter den Beteiligten.
19:54Die öffentliche Aufmerksamkeit ist groß.
19:57Das mediale Interesse war am Anfang schon sehr groß.
20:01War auch Fernsehen da, natürlich auch die örtliche Presse war da.
20:05Teilweise haben wir wirklich früh um 9 Uhr angefangen,
20:09wobei es nie pünktlich losging.
20:12Und dann manchmal, nee, immer muss ich dazu sagen,
20:16aber manchmal wirklich bis 18, 19 Uhr.
20:19Und das zerrt dann schon ganz schön.
20:22Mit 41 Prozestagen
20:25ist der Fall einer der umfangreichsten des Jahres in Sachsen.
20:29Es geht um lebenslängliche Freiheitsstrafen für die Angeklagten.
20:34Die Staatsanwaltschaft sieht gleich mehrere Mordmerkmale als gegeben.
20:41Alle 4 Verurteilten haben das Mordmerkmal grausam verwirklicht.
20:45Grausam handelt, wer bei der Tötung Leid zufügt,
20:50was deutlich über das zur Tötung erforderliche Maß hinausgeht.
20:54Im vorliegenden Fall hatte das Tatopfer
20:57eine mehrtägige Leidenszeit zu durchstehen,
21:00bevor es dann letztendlich an einem Polytrauma verstorben ist.
21:04Hatte schwerste Verletzungen und ist ganz qualvoll gestorben.
21:08Bei Stephanie W.
21:10wird darüber hinaus das Mordmerkmal der niederen Beweggründe angenommen.
21:15Ihr Motiv für die Tötung ihres Ex-Mannes
21:18hatte sie nachweisbar vor allen geäußert.
21:21Sie hatte gesagt, der muss weg.
21:24Niedrig sind Beweggründe dann,
21:26wenn sie nach allgemeiner Anschauung
21:28auf sittlich tiefster Stufe stehen, nach gerade verächtlich sind.
21:32Die Frau des Tatopfers hat im vorliegenden Fall gehandelt,
21:36um das Scheidungsverfahren abzukürzen
21:38und um Sorgerechtsstreitigkeiten, um den gemeinsamen Sohn zu vermeiden.
21:44Das mit dem Tatopfer befreundete Pärchen
21:47hat noch das Mordmerkmal der Habgier verwirklicht.
21:50Habgier bedeutet ein Handeln in einem Gewinnstreben um jeden Preis,
21:55auch um den Preis eines Menschenlebens.
21:58Im vorliegenden Fall hatte das befreundete Pärchen
22:01die Perspektive aus der Sterbegeldversicherung
22:04der Frau des Tatopfers etwas zu erlangen
22:07und hat aus diesem Grund gehandelt.
22:10Das Mordmerkmal Heimtücke trifft auf alle Tatbeteiligten zu.
22:15Heimtücke bedeutet die bewusste Ausnutzung
22:18der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers zur Begehung der Tat.
22:22Sie haben diesen Geschädigten gezielt in das Auto gelockt,
22:26unter einem Vorwand.
22:28Die Frau hat gesagt, er könne seinen Sohn sehen.
22:31Und da ist er praktisch hingegangen
22:33und hat sich dann in diese Situation hineinbegeben
22:36und hat natürlich überhaupt nicht damit gerechnet,
22:39warum ein Angriff auf seine Person erfolgen könnte.
22:42Und war natürlich infolge dieser Situation
22:45auch stark eingeschränkt in seiner Verteidigungsfähigkeit.
22:49Trotz der erdrückenden Beweislage
22:51versuchen die Anwälte der Verteidigung,
22:54das drohende Urteil grundlegend infrage zu stellen.
22:59Um es vorwegzunehmen, ich habe Freispruch beantragt,
23:03aus dem Grund, dass ich der Meinung war,
23:06dass man bestimmte Sachen nicht verwerten kann.
23:09Z.B. diese erst durchgeführte Zeugenvernehmung,
23:12die dann schlagartig geändert wurde in der Beschuldigtenvernehmung.
23:17Aus diesem Grund wurde Stefan B. allerdings ein 2. Mal vernommen,
23:22im Beisein seines Anwalts.
23:24Davon gibt es sogar eine Videoaufzeichnung.
23:27Seine Schilderungen des Tatablaufs, auch vor Gericht,
23:31schienen plausibel und ohne Zweifel.
23:35Dann hatte ich auch im Prozess noch den Gutachter abgelehnt.
23:39Viele Zeugenaussagen waren aus meiner Sicht völlig belagenlos.
23:43Was zumindest mit der individuellen Schuld meines Mandanten
23:47in irgendeiner Weise übereinstimmt.
23:50Die Tötung von Dirk W.
23:52sieht das Gericht als gemeinschaftlich begangenen Mord.
23:58Alle 4 Angeklagten
24:00wurden zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

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