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Transkript
00:00Ein Morgen am Hamburger Hafen, in schnell wechselnden Filmszenen.
00:03Sabine Postel als Anwältin, Isa von Brede, Mitte 60, blonde Schulter, langes Haar, elegant gekleidet.
00:09Herbert Knaup als Anwalt, Markus Gellert, Mitte 60, groß, braunes Haar mit hoher Stirn, schmale Augen.
00:14Mattel de Buncho als Assistentin, Charly, Ende 20, dunkelblond, große grau-blaue Augen.
00:19Marie-Anne Fliegl als Isas Mutter, Marion, Anfang 80, weißes Haar mit Pagenschnitt.
00:24Mischlingspudel Teddy, weiß mit dunklen Knopfaugen.
00:28Die Kanzlei, heute leichte Beute.
00:31Happy Birthday to you.
00:34Im hinteren Bereich der Kanzlei Marion, Isa und Gellert mit seiner Gitarre.
00:39Zwischen ihnen schwebt ein rosa Helium-Ballon-Erz.
00:42Charly sitzt am Tisch vor einer Sahnetorte mit brennenden Kerzen, sie bläst sie aus.
00:46Teddy sitzt aufrecht auf einem Stuhl neben ihr, auf dem Tisch bunte Papierschlangen.
00:53Alles Liebe zum Geburtstag.
00:56Gellert umarmt Charly.
00:57Von mir auch, alles Liebe.
00:58Vielen Dank.
00:59Und alles, alles Gute auch von mir.
01:01Na los, auspacken.
01:02Ein Paket in Zeitungspapier.
01:05Das eigentliche Geschenk ist, dass ich's selber eingepackt habe.
01:08Das sieht man.
01:09Das hat mich mehr Zeit gekostet als ein Plädoyer in einem Mordfall.
01:12Aber deine Plädoyers sind eindeutig besser.
01:14Charly packt eine hellbraune lackierte Ukulele aus und strahlt Gellert an.
01:19Gefällt's dir?
01:21Danke.
01:23Die ist aber schön.
01:24Charly zupft die Saiten.
01:26Gellert beginnt zu spielen.
01:28Charly setzt ein.
01:29Der Rahmen der Ukulele glitzert.
01:34Isa tauscht bewundernde Blicke mit ihrer Mutter.
01:36Die beiden wippen zaghaft im Takt.
01:42Ist das auch eine Anwaltskanzlei?
01:44Das hört sich eher an wie eine Jazzkneipe.
01:47Das nehme ich doch jetzt mal als Kompliment.
01:50Guten Tag, Frau Pauls.
01:52Das ist kein guter Tag.
01:53Ich habe keine guten Tage mehr.
01:54Ich werde terrorisiert.
01:56Aber Sie haben Spaß hier.
01:57Wunderbar, ganz wunderbar.
01:58Ich habe leider gleich einen Termin.
02:00Haben Sie mir nicht zugehört?
02:01Ich habe Probleme.
02:03Ernsthafte Probleme.
02:04Da muss jemand etwas unternehmen.
02:06Und zwar sofort.
02:07Meine Partnerin, Frau von Brede, die kümmert sich natürlich gern um Sie.
02:11Ja, aber die kenne ich nicht.
02:13Kann die nicht ihren Termin übernehmen und Sie kümmern sich um mich?
02:15Paulsen schlendert zum Geburtstagstisch.
02:17Ja, das würde ich machen.
02:19Nein, auf gar keinen Fall.
02:21Also, Frau Paul, send entweder.
02:24Wir machen für morgen früh einen Termin aus
02:26oder Sie sprechen mit meiner Kollegin.
02:28Ja, na gut.
02:30Gut, Frau Paulsen, dann gehen Sie doch schon mal vor in mein Büro, bitte.
02:35Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?
02:37Ich möchte Hilfe, aber ein Kaffee ist auch nicht schlecht.
02:40Ich bin völlig übermüdet.
02:42Wer ist denn das?
02:44Diese Nervensäge, die Ihre ganze Nachbarschaft terrorisiert hat.
02:48Ihr Nachbar hat Sie mit Kameras überwacht.
02:49Wir haben Sie vertreten.
02:50Das ist die.
02:52Gellert ist weg.
02:54Vielen Dank.
02:56Frau Paulsen verschwindet mit einem Stück Torte in Isas Büro.
03:00Isa schüttelt empört den Kopf und folgt ihr.
03:04Der Kuchen ist grandios.
03:06Freut mich. Bitte.
03:08Marion bringt eine Tasse Kaffee und bleibt.
03:10So, um was geht es denn?
03:13Überwacht Ihr Nachbar Sie wieder mit Kameras?
03:15Ich weiß nicht, ob er das ist oder jemand anders.
03:17Auf jeden Fall will mich irgendjemand in den Wahnsinn treiben.
03:20Ganz ruhig, ganz ruhig.
03:22Das sagen Sie so.
03:23Ich kriege keinen Schlaf mehr.
03:25Ich bin völlig durch den Wind.
03:27Angefangen hat es mit diesem Klingelstreichen.
03:29Das hat mich zwar gestört, aber ich dachte, naja, Kinder.
03:31Aber dann hat es mitten in der Nacht geklingelt.
03:33Immer wenn ich gerade eingeschlafen war.
03:35Haben Sie nicht einfach die Klingel abgestellt?
03:37Das habe ich doch, aber das war erst der Anfang.
03:39Plötzlich waren da diese Schmierereien.
03:41Widerliches Zeug an meiner Haustür, auf den Wänden.
03:44Dann haben Sie ekligen Kram in meinen Briefkasten geworfen.
03:47Und nachts hat immer irgendjemand an mein Fenster geklopft.
03:49Das war total unheimlich.
03:51Also jetzt wollen Sie denjenigen verklagen,
03:53der dafür verantwortlich ist, ja?
03:56Sie hören mir nicht zu.
03:58Ich habe keine Ahnung, wer das ist.
04:01Und was sollen wir jetzt tun?
04:04Paulsens blaue Augen funkeln eindringlich.
04:06Ich will die Polizei verklagen,
04:08weil die nichts unternimmt, um mich zu schützen.
04:10Die Polizei?
04:12Ja.
04:14Dieser grinst breit.
04:18Über grünen Rasen geht Gellert beschwingt
04:20auf das Gerichtsgebäude zu.
04:22Im Gang sitzt eine unruhig blickende Frau mit Handschellen.
04:25Sie hat einen rotblonden Pagenschnitt mit Pony,
04:28trägt einen grünen Hosenanzug, eine Brille und Lippenstift.
04:31Neben ihr steht eine Polizistin.
04:33Als die rotblonde Gellert sieht, erhebt sie sich.
04:37Moin.
04:39Mir ist furchtbar schlecht.
04:41Keine Angst, das ist erst mal nur die Haftprüfung.
04:44Wird schon gut gehen.
04:46Wir verstehen uns gut.
04:48Guten Morgen.
04:50Geldermann in Robe kommt auf die beiden zu
04:52und rauscht an ihnen vorbei in den Gerichtssaal.
04:55Oh je.
04:57Die Frau schaut Gellert besorgt an.
04:59Haftbefehl gegen Erika Bolthagen wegen Mordverdacht
05:02zulasten des Anlageberaters Herbert Vogt.
05:04Herr Anwalt, bitte.
05:06Gellert steht auf.
05:08Das Opfer Herbert Vogt hat das Geld all seiner Klienten veruntreut
05:11und dadurch zum Teil deren Existenz ruiniert
05:14und sich eine Unmenge von Feinden gemacht.
05:16Meine Mandantin ist also nur eine von vielen
05:19und ist von der Polizei wahllos herausgegriffen
05:22und festgenommen worden.
05:24Meine Mandantin ist weder vorbestraft
05:26noch besteht Flucht- oder Verdunklungsgefahr.
05:28Es gibt also keine Gründe
05:30für einen weiteren Verbleib in der U-Haft.
05:34Das sieht die Staatsanwaltschaft anders.
05:36Herr Vogt wurde an einem unbekannten Ort
05:38heimtückisch von hinten erschlagen
05:40und auf einem verlassenen Industriegelände
05:42im Freihafen abgelegt.
05:44Aber es gibt nichts, was meine Mandantin
05:46mit der Tat in Verbindung bringt.
05:48Falsch.
05:50Mittlerweile haben wir Reifenspuren des Wagens
05:52der Beschuldigten auf dem Industriegelände gefunden
05:54und wir haben das Handy des Opfers ausgelesen
05:56und wissen mittlerweile,
05:58dass das Opfer vor seinem Tod
06:00mit der Beschuldigten telefoniert
06:02und sich auf einem Parkplatz im Freihafen
06:04mit ihr verabredet hat.
06:06Aber aus den Verbindungsdaten
06:08können Sie wohl kaum ablesen,
06:10dass meine Mandantin sich mit dem Opfer
06:12verabredet hat
06:14und wo dieses angebliche Treffen
06:16stattgefunden hat.
06:18Da haben Sie recht,
06:20aber es gibt eine Zeugin für das Telefongespräch.
06:22Frau Bolltagen sieht Hilfesuchen zu Gerlert.
06:24Warum weiß die Verteidigung
06:26von all dem nichts?
06:28Nichts davon stand in den Ermittlungsakten,
06:30die uns zugänglich gemacht wurden.
06:32Weil es sich hierbei um neue Erkenntnisse handelt.
06:34Wir befinden uns noch
06:36mitten in den Ermittlungen,
06:38also ist es umso wichtiger,
06:40dass die Beschuldigte daran gehindert wird,
06:42Spuren zu verwischen.
06:44Die Wahl des Treffpunktes
06:46legt nahe, dass es sich um eine geplante Tat handelte
06:48und dass das Opfer in eine Falle
06:50genockt wurde.
06:52Aber bitte, das ist doch überhaupt nicht wahr!
06:54Wer ist die Zeugin?
06:56Die Ehefrau des Opfers.
06:58Und die will bestätigen können,
07:00dass diese Verabredung stattgefunden hat?
07:02Ja.
07:04Gut, dann ergeht folgender Beschluss,
07:06die Beschuldigte bleibt in Untersuchungshaft.
07:08Das war es dann wohl.
07:10Schönen Tag noch.
07:12Geldermann packt ihre Unterlagen zusammen.
07:14Sie meidet im Blickkontakt mit Gerlert und geht.
07:16Der schaut ihr mit offenem Mund nach.
07:18Und ich hab gedacht,
07:20die Staatsanwältin und Sie,
07:22Sie verstehen sich gut.
07:24Ja, das dachte ich auch.
07:26Gerlert nimmt seine Papiere und die Tasche
07:28und steht rasch auf.
07:30Wir sprechen gleich.
07:32Barbara?
07:34Geldermann geht auf den Lift zu.
07:36Barbara?
07:38Sie steht im Lift und drückt auf den Knopf.
07:40Die Tür schließt sich vor Gerlerts Nase.
07:42Er steht einen Moment verdutzt davor.
07:44Schnell rennt er die breiten,
07:46mit geschwungenen Eisengeländer
07:48versehenen Treppen hinunter
07:50und stellt sich vor den Fahrstuhl.
07:52Er drückt auf den Knopf.
07:54Der Lift mit Geldermann öffnet sich.
07:56Was sollt ihr das,
07:58mich so auflaufen zu lassen?
08:00Das ist nicht der richtige Ort, um darüber zu reden.
08:02Dann gib mir zumindest einen Tipp.
08:04Eine Gestalt nähert sich.
08:06Ich weiß, dass Sie sich das gerne einreden,
08:08aber weder Ihre Kanzlei
08:10noch Sie genießen hier irgendwelche Vorrechte.
08:12Ja, Sie haben Akteneinsicht,
08:14aber Sie haben doch keinen Anspruch darauf,
08:16dass wir Sie, was die Ermittlungen angeht,
08:18auf dem Laufenden halten.
08:20Und das ist alles, was ich dazu zu sagen hätte.
08:22Staatsanwalt Heckner bleibt hinter Gerlert stehen
08:24und geht mit syphisantem Blick an ihm vorbei.
08:26Herr Heckner, bitte.
08:28Geldermann nickt dem Staatsanwalt zu.
08:30Kopfschüttelnd verschwindet sie mit ihm im Lift.
08:32Gerlert steht wie versteinert.
08:34Ein Polizeiauto hält vor dem Revier.
08:36Wohlers steigt aus.
08:38Isa mit einem durchsichtigen Schirm erwartet ihn.
08:40Es schneit.
08:42Moin.
08:44Herr Wohlers?
08:46Frau von Brede. Gehen Sie mal vor.
08:48Das ist ja eine angenehme Überraschung.
08:50Ich weiß nicht, ob das so angenehm ist.
08:52Wollen wir nicht lieber ein?
08:54Nein, lieber nicht.
08:56Ich habe eine Verwandtin,
08:58die den Staat auf Amtshaftung
09:00wegen Fehlverhaltens der Polizei verklagt.
09:02Ich habe sie erst mal überredet, nichts zu machen,
09:04bis ich den Sachverhalt geklärt habe.
09:06Kenn ich die Person?
09:08Isa verschmitzt.
09:10Imogen Paulsen?
09:12Und die will uns jetzt verklagen?
09:14Ja, sie behauptet,
09:16die Polizei hätte sie nicht ausreichend
09:18vor den Belästigungen geschützt.
09:20Wohlers winkt einer Frau zu.
09:22Wir waren da.
09:24Wir haben alles aufgenommen.
09:26Wir haben sogar einen Peter-Wagen-Mann
09:28eine ganze Nacht davors Haus gestellt.
09:30Alles Unerfolg.
09:32Das Problem ist, diese Person ist so verhasst
09:34in der gesamten Nachbarschaft.
09:36Alle hätten zig Gründe, es ihr heimzuzahlen.
09:38Aber was sollen wir machen?
09:40Ich kann ja nicht eine Streife
09:42der 24-7 davors Haus stellen.
09:44Dafür haben wir nicht das Personal.
09:46Und jetzt mal ganz ehrlich,
09:48dafür ist die Sache auch nicht schwerwiegend genug.
09:50Haben Sie die Nachbarn befragt?
09:52Ja, schon wieder.
09:54Mehrfach.
09:56Was soll ich sonst machen?
09:58Ich kann ja nicht alle unter Generalverdacht stellen.
10:00Sehen Sie, das ist bei mir anders.
10:02Ich kann das.
10:04Mach das dann auch.
10:06Viel Glück.
10:08Wohlers entfernt sich.
10:10Was ist denn das Problem?
10:12Isa steht versonnen da.
10:14Die Gefängniseinfahrt mit Videokameras.
10:16Ein Auto fährt durch.
10:18Im Besucherraum mit vergitterten Fenstern
10:20fährt die Polizei hin und her.
10:22In der Mitte stehen ein kleiner Tisch und 2 Stühle.
10:24An der Wand ein Schild,
10:26das Essen und Trinken untersagt.
10:28Frau Bolthagen wird hereingeführt.
10:30Die Polizistin nimmt ihr die Handschellen ab
10:32und verlässt den Raum.
10:34Frau Bolthagen sieht Gerlert besorgt an.
10:36Sie reibt sich die Handgelenke an der weichen Jacke.
10:38Beide stehen sich kurz am Tisch gegenüber.
10:40Die Mandantin setzt sich.
10:42Ihr Anwalt bleibt stehen.
10:44Das möchte ich jetzt schon mal wissen.
10:46Warum um Gottes Willen
10:48haben Sie das nicht erzählt?
10:50Und dass Sie Vogt getroffen haben?
10:52Ich dachte, das ist nicht wichtig.
10:54Nicht wichtig?
10:56Sie glauben, es ist nicht wichtig,
10:58dass Sie mit dem Mordopfer verabredet waren?
11:00Ja, aber er ist ja gar nicht gekommen.
11:02Außerdem habe ich gar nicht mit ihm gesprochen.
11:04Seine Sekretärin hat mich angerufen
11:06und mich dahin bestellt.
11:08Auf dem Parkplatz?
11:10Nein, auf dieses Industriegelände.
11:12Aber offenbar hat die Polizei eine Zeugin,
11:14die was ganz anderes aussagt.
11:16Ja, aber dann lügt sie.
11:18Oder sie hat sich verhört.
11:20Bitte, was soll ich denn jetzt sagen?
11:22Ist Ihnen das nicht komisch vorgekommen,
11:24dass die Sekretärin Sie an einen
11:26so abgelegenen Ort bestellt hat?
11:28Sie hat gesagt,
11:30das muss sein, weil die Presse
11:32Vogt auflauert.
11:34Warum hätte der Mann sich mit Ihnen
11:36treffen sollen?
11:40Die Sekretärin hat gesagt,
11:42es gibt eine Chance,
11:44dass ich mein Geld wieder kriege.
11:46Aber die anderen Gläubiger dürfen
11:48nichts davon wissen und genau deshalb
11:50das geheime Treffen.
11:54Das haben Sie geglaubt?
11:56Sie kämpft mit den Tränen.
11:58An der Backsteinfassade und auf dem Fenster
12:00eines Hauses steht mit weißer Farbe
12:02Blöde Trulla.
12:04Sind Sie sicher, dass Sie damit gemeint sind?
12:06Nein, ich bin sicher, dass Sie damit gemeint sind.
12:08Was glauben Sie, wer ist damit gemeint?
12:10Ich wohne seit 15 Jahren hier.
12:12Ah, da kommt der kleine dicke Mann mit der Brille.
12:14Hören Sie sich diese Quatsch an.
12:16Frau Paulsen, Sie bleiben jetzt mal bitte hier.
12:20Herr Kober?
12:22Sagen Sie ihm gleich, er soll den Müll da wegräumen.
12:24Herr Kober, mein Name ist Brede
12:26von der Kanzlei
12:28Brede und Gellert.
12:30Wir vertreten Ihre Nachbarin, Frau Paulsen.
12:32Was hat sie jetzt schon wieder?
12:34Sein Hausrat steht auf der Straße.
12:36Sie haben doch sicher gehört, dass die Frau Paulsen
12:38von irgendjemand terrorisiert wird.
12:40Und, was habe ich damit zu tun?
12:42Glauben Sie, ich weiß nicht, dass Sie dahinter stecken?
12:44Jetzt lassen Sie mich doch bitte endlich in Ruhe, ja?
12:46Sonst bleiben Sie hinter Ihrem Parabon,
12:48dass ich die hässliche Visage nicht sehen muss.
12:50Frau Paulsen,
12:52Sie sind in unsere Kanzlei gekommen
12:54und haben um Hilfe gebeten.
12:56Also lassen Sie mich jetzt mal bitte
12:58meine Arbeit machen.
13:00Herr Kober, das letzte Mal,
13:02als wir Frau Paulsen vertreten haben,
13:04da ging es ja um Sie.
13:06Ja, ist richtig, aber da ist rausgekommen,
13:08dass es die Frauen waren,
13:10die uns gegeneinander ausgespielt haben.
13:12Vielleicht waren die das ja wieder.
13:14Die habe ich längst überprüft.
13:16Die wohnen nicht mehr hier.
13:18Ich bald auch nicht mehr.
13:20Ich werde das Haus verkaufen.
13:22Dann muss ich mich nicht mehr
13:24über die blöde Kuh aufreden.
13:26Vorsicht mit solchen Bezeichnungen.
13:28Tut mir leid, aber die macht mich wirklich irre.
13:30Frau Paulsen lehnt derweil an einem Raumteiler.
13:32Herr Kober geht ernervt ins Haus.
13:34Wie jetzt? Das war's?
13:36Ich meine, warum sollte er so einen Aufwand betreiben,
13:38um Sie zu verängstigen?
13:40Weiß ich doch nicht.
13:42Eben, Sie wissen es nicht.
13:44Also hören Sie auf, alle Welt zu beschuldigen.
13:46Sonst haben Sie nämlich demnächst eine Klage an der Backe.
13:48Frau Paulsen nimmt ein Bügelbrett.
13:50Sagen Sie mal,
13:52mache ich mich strafbar, wenn ich das behalte?
13:54Ja.
13:56Das Bügelbrett bleibt hier, das ist ein Erbstück.
13:58Sie wirft es verächtlich in die Hecke.
14:00Isa schüttelt den Kopf,
14:02macht eine resignierte Geste und geht.
14:04In Gellerts Büro
14:06spielt Charlie versonnen auf ihrer Ukulele.
14:08Sie steht am Schreibtisch mit dem Rücken zum Fenster.
14:10Auf der Straße nähert sich eine blonde Frau
14:12mit einer kurzen rosa Jacke
14:14und späht durch die Jalousie des Bürofensters.
14:16Sie geht zur Tür.
14:18Charlie dreht sich flüchtig um und spielt weiter.
14:20Charlie schaut zur Tür,
14:22sieht die Frau
14:24und duckt sich erschrocken
14:26hinter die brusthohe Wand des Büros.
14:28Teddy kratzt an der Tür.
14:30Die Frau tritt zurück und entfernt sich.
14:32Richtig kriegt Charlie auf allen Vieren in den Eingangsraum
14:34und verschließt hastig die Tür.
14:40Alles in Ordnung?
14:42Ja.
14:44Willst du nicht doch ein Stück Torte?
14:46Nein.
14:48Charlie richtet sich auf
14:50und geht rasch in den hinteren Bereich zum Geburtstagstisch.
14:52Isa steht vor der Kanzlei.
14:54Beklommen sieht Charlie ins Leere.
14:56Marion öffnet Isa die Tür.
14:58Warum ist hier abgeschlossen?
15:00Ich weiß es auch nicht.
15:02Charlie wickelt nervös
15:04das Band ihres Geschenkpakets um die Finger.
15:06Ach, du bist ja auch schon da.
15:08Wie war es denn?
15:10Nicht so gut.
15:12Wie war es mit Frau Pausen?
15:14Irgendjemand hat es tatsächlich auf sie abgesehen.
15:16Aber die Frau ist ja wirklich so eine Nervensäge.
15:18Da kommt ja fast jeder als Täter infrage.
15:20Dann hacken wir diesen Tag für heute ab
15:22und hoffen, dass es morgen besser ist.
15:24Charlie,
15:26wollen wir nicht zur Feier des Tages mal was essen gehen?
15:28Mir ist nicht so gut.
15:30Magen.
15:32Zu viel Torte gegessen?
15:34Kann sein.
15:36Ich würde einfach nach Hause gehen.
15:38Ja, natürlich.
15:40Aber das holen wir nach.
15:42Charlie stockt an der Tür, nickt flüchtig und geht.
15:44Isa zuckt mit den Schultern.
15:46Na gut, dann gebe ich dem Tag doch noch eine Chance
15:48und versuche, was zu klären.
15:50Er geht.
15:52Verblüfft hebt Isa die Arme.
15:54Sie nimmt ihre Tasche, holt Lippenstifte raus
15:56und zieht sich die Lippen nach.
15:58Marion nähert sich ihr neugierig.
16:00Das sieht aus, als ob du dem Tag auch noch eine Chance gibst.
16:02Dein Fitness-Guru.
16:04Mama, nenn ihn nicht immer Fitness-Guru.
16:06Das ist keine Antwort.
16:08Es geht uns sehr gut.
16:10Wir sehen uns gleich.
16:12Und mehr sage ich jetzt dazu nicht.
16:14Du bist so unglaublich spießig.
16:16Ja.
16:18Aber ich freue mich für dich.
16:20Tschüss.
16:22Charlie nimmt die Jacke aus der Jackentasche
16:24und verlässt die Kanzlei.
16:26Charlie geht eilig an einem Café
16:28parkenden Autos und Fahrrädern vorbei.
16:30Ab und zu schaut sie sich nervös um.
16:32Im buntbemalten Durchgang zum Hinterhof ihrer Wohnung
16:34zieht sie ihre Schlüssel aus der Jackentasche und blickt auf.
16:36Der Start.
16:38Die Blonde mit der rosa Jacke
16:40sitzt vor dem Haus auf der Treppe.
16:42Erwartungsvoll steht sie auf.
16:44Sie trägt schwarze Leder-Leggings.
16:46Charlie dreht sich kurzerhand um und eilt davon.
16:48Enttäuscht blickt die Blonde ihr nach.
16:50Gellert betritt die Hotelbar.
16:52Er geht an kleinen Tischen mit Ledersesseln vorbei.
16:54Das Licht ist gedämpft.
16:56Geldermann sitzt am Tresen,
16:58nippt genüsslich an einem Drink
17:00und schaut vor sich hin.
17:02Gellert nähert sich ihr mit gerunzelter Stirn.
17:06Guten Abend.
17:08Geldermann stellt das Glas ab, steht auf
17:10und geht mit verliebtem Blick auf ihn zu.
17:12Guten Abend.
17:14Sie küsst ihn mit Nachdruck auf den Mund.
17:16Du bist also nicht sauer auf mich?
17:18Was sollte das denn heute Morgen?
17:20Ich weiß gar nicht, was du meinst.
17:22Du hast ganz bewusst Informationen zurückbehalten,
17:24um mich bei der Haftprüfung dumm dastehen zu lassen.
17:28Ach, und du meinst,
17:30dass ich das nur mit den anderen nicht mache?
17:32Doch, aber ich dachte nicht,
17:34dass du sowas mit mir machst.
17:36Siehst du, genau da liegt das Problem.
17:38Du glaubst, ich müsste dich bevorzugen
17:40und das habe ich wahrscheinlich in letzter Zeit sogar getan.
17:42Aber irgendwann kommt raus,
17:44dass wir was miteinander haben
17:46und dann wird jeder Fall, an dem wir beide dran waren,
17:48unter die Lupe genommen.
17:50Ja und?
17:52Na dann wird auch Thema,
17:54dass du eine vorbestrafte Tochter hast,
17:56die in deiner Kanzlei arbeitet,
17:58mit der ich ein Deal gemacht habe,
18:00damit sie nicht wieder ins Gefängnis kommt.
18:04Du hast mir übrigens noch nie gesagt,
18:06wie du überhaupt zu der gekommen bist.
18:10Ein Urlaubsflirt.
18:12Und hast du noch Kontakt zu der Mutter?
18:14Das war eine einmalige Sache.
18:16Und sie ist ja schon vor längerer Zeit gestorben.
18:18Sie hat Charly quasi auf dem Totenbett verraten,
18:20wer ihr Vater ist.
18:22Oh, das ist tragisch.
18:24Die Backsteingebäude der Speicherstadt
18:26in der Abenddämmerung.
18:28In Zeitraffer gehen in den Häusern die Lichter an
18:30und färben sich blutrot unterm Nachthimmel.
18:32Ein Blick auf die Stadt am Morgen.
18:34In Gellerts Büro schläft Charly auf dem hellen Sofa.
18:36Die Tür der Kanzlei öffnet sich.
18:38Charly erwacht und setzt sich ruckartig auf.
18:40Sie sieht Marion durch die Fenster,
18:42die das Büro vom Empfangsraum trennen.
18:44Charly sammelt sich
18:46und zieht rasch ihre Turnschuhe an.
18:48Sie bindet sich die Haare hoch,
18:50huscht unauffällig zu ihrem Schreibtisch,
18:52setzt sich und klappt das Laptop auf.
18:56Sie starrt auf dem Bildschirm und atmet durch.
18:58Marion steht an der Kaffeemaschine
19:00und entdeckt Charly verwundert.
19:02Guten Morgen.
19:04Morgen.
19:06Marion stellt eine Tasse Kaffee
19:08neben die Assistentin auf den Tisch.
19:10Wie geht's dir?
19:12Charly weicht ihren Blick aus.
19:14Danke für den Kaffee.
19:16Willst du mir nicht endlich mal sagen,
19:18was mit dir los ist?
19:20Nee.
19:22Möchte ich eigentlich nicht.
19:24Marion setzt sich auf den Tisch
19:26und schläft.
19:28Charly schläft.
19:30Möchte ich eigentlich nicht.
19:32Marion setzt sich neben sie.
19:34Wenn du dir's anders überlegst.
19:36Ich bin da.
19:38Sie sieht Charly forschend an,
19:40die nickt und blickt versonnen in die Ferne.
19:42Ein Gelände am Hafen
19:44mit Kränen und Windkraftanlagen.
19:46Isa geht mit Teddy am Fluss spazieren.
19:48Sie trägt einen dunkelblauen Mantel
19:50und einen blau-weiß-roten Schal.
19:52Verträumt lächelnd
19:54lehnt sie sich an eine Brüstung.
19:56Frau von Brede!
19:58Unwillig dreht sich Isa um.
20:00Rede reicht.
20:02Frau Paulsen eilt auf sie zu.
20:04Was machen Sie denn hier?
20:06Ich hab gesehen, dass Sie mit dem Hund
20:08aus der Kanzlei gekommen sind.
20:10Da dachte ich mir, wenn Sie Zeit für den Hund haben,
20:12haben Sie ja wohl auch Zeit für mich.
20:14Haben Sie schon was rausgekriegt?
20:16Nein.
20:18Ich meine ja, ich hab mir die Akten angesehen.
20:20Und ich weiß jetzt, dass die Polizei
20:22alles getan hat, was möglich war.
20:24Also eine Klage gegen den Staat
20:26oder die Polizei.
20:28Und mit denen wollen Sie sich natürlich nicht anlegen.
20:30Ja, Sie legen sich natürlich mit jedem an.
20:32Und gerne.
20:34Aber das ist genau Ihr Problem.
20:36Die Polizei wird auch mit viel Mühe
20:38niemanden finden, der hinter Ihnen her ist.
20:40Also klagen Sie nicht gegen den Staat
20:42oder die Polizei.
20:44Das macht keinen Sinn, Frau Paulsen.
20:46Die rotblonde Paulsen nickt verunsichert.
20:48Vergessen Sie es.
20:50Dann werde ich ihm doch verkaufen.
20:52Sie hockt sich zu Teddy
20:54und streichelt ihn.
20:56Was wollen Sie denn verkaufen?
20:58Vor einer Weile war eine junge Frau bei mir an der Tür.
21:00Sie sagte, dass sie für eine Firma arbeitet,
21:02die Immobilien bewertet
21:04und versucht, deren Potenzial auszuschöpfen.
21:06Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht interessiert bin.
21:08Aber die wollte nicht aufgeben.
21:10Die hat richtig Druck gemacht.
21:12Mir etwas von einer befristeten Änderung
21:14des Bebauungsplanes für mein Viertel erzählt.
21:16Und dass Sie da jetzt überbauen dürfen als sonst.
21:18Und dass ich dadurch mehr für mein Grundstück
21:20kriegen würde als sonst.
21:22Wenn ich mich bald entscheide,
21:24ist der Hund nicht ein bisschen fett?
21:26Isa lehnt sich entnervt an die Brüstung.
21:28Eine Klingel mit dem Namen Halla.
21:30Gerlert steht vor einer Wohnung in einem Treppenhaus.
21:32Ein Rothaariger öffnet die Tür.
21:34Tut mir leid.
21:36Die Wohnung ist nicht mehr zu haben.
21:38Ich habe die Anzeige schon gelöscht.
21:40Ich bin nicht wegen der Wohnung hier.
21:42Es geht um den Fall Vogt.
21:44Mein Anwalt hat mir geraten, mit niemandem zu sprechen.
21:46Ich habe mich vielleicht unklar ausgedrückt.
21:48Es geht nicht um den Anlagebetrug,
21:50es geht um den Fall Vogt.
21:52Darf ich reinkommen?
21:54Die Frau zögert.
21:56Wenn es sein muss.
21:58Frau Halla geht vor Gerlert ins Zimmer
22:00und räumt Papiere vom Tisch.
22:02Sie ist etwa 30, hat einen Zopf,
22:04blaue Augen und trägt Jeans
22:06und einen dünnen hellen Pulli.
22:08Verzeihen Sie, wenn ich das sage,
22:10aber es wirkt, als würde Ihnen
22:12der Tod Ihres Chefs sehr nahe gehen.
22:14Ja, stimmt.
22:16Er war ein guter Chef,
22:18aber trotzdem jemand,
22:20der eine Menge Leute um ihr Geld gebracht hat.
22:22Ich dachte, Sie wollen mit mir
22:24nicht über den Anlagebetrug sprechen.
22:26Das will ich auch nicht.
22:28Frau Halla sitzt am Tisch und trinkt aus einer Tasse.
22:30In dem Raum stehen Umzugskartons
22:32und verpackte Bilder.
22:34Es geht um die Aussage,
22:36die die Beschuldigte im Mordfall gemacht hat.
22:38Sie hat ausgesagt, dass Sie sie angerufen haben,
22:40um mit ihr eine Verabredung
22:42mit ihrem Chef auszumachen.
22:44Am Tag seines Todes?
22:46Ja.
22:48Aber da habe ich doch schon gar nicht mehr für ihn gearbeitet.
22:50Das Betrugsdezernat hat ja das Büro dicht gemacht.
22:52Nach meinem Kenntnisstand
22:54wurde das Gespräch auch vom Handy des Opfers geführt.
22:56Das ist totaler Unsinn.
22:58Ich hatte immer mein eigenes Diensthandy.
23:00Ich habe nie Anrufe vom Handy meines Chefs gemacht.
23:02Aber wie gesagt,
23:04ich war da auch schon gar nicht mehr im Job.
23:06Entschuldigung, das ist bestimmt schon wieder jemand
23:08wegen der Wohnung.
23:10Sie geht zur Tür.
23:12Gellert denkt angestrengt nach.
23:14Er sieht Papiere auf einem Umzugskarton.
23:16Gellert nimmt das oberste Blatt.
23:18Es ist eine Rechnung des Institutes für Tropenmedizin.
23:20Frau Haller kommt zurück.
23:22Er legt das Blatt wieder hin.
23:24Sie wollen umziehen?
23:26Sie wirbt nervös mit dem Bein.
23:28Ja, ich wollte mich vergrößern,
23:30aber das kann ich mir jetzt nicht mehr leisten.
23:32Ich habe ja keinen Job mehr.
23:34Und wenn die Leute hören,
23:36dass ich bei Vogt Investment gearbeitet habe,
23:38dann winken sie gleich ab.
23:40Sie senkt den Kopf.
23:42Gellert kommt gleich.
23:44Na, komm mal, Teddy.
23:46Hallo, Charly.
23:48Hallo, Mama.
23:50Morgen.
23:52So, dann lauf mal.
23:54Ich habe da was.
23:56Zirkler Immobilienentwicklungs GmbH.
23:58Seht mal zu,
24:00dass ihr so viel wie möglich über diese Firma rausfindet.
24:02Es kann sein,
24:04dass die versuchen, unsere Mandantin so zu schikanieren,
24:06dass sie auszieht.
24:08Charly, können Sie mal gucken,
24:10was hier los ist?
24:12Marion und Charly machen sich an die Arbeit.
24:14Im Besucherraum des Gefängnisses.
24:16Frau Bolthagen,
24:18ich bin nicht sicher,
24:20ob Ihnen der Ernst der Lage klar ist.
24:22Man wirft Ihnen vor,
24:24Herrn Vogt an einen abgelegenen Ort gelockt zu haben,
24:26um ihn dann von hinten zu erschlagen.
24:28Dadurch droht Ihnen eine Mordanklage.
24:30Aber bitte denken Sie, das weiß ich nicht.
24:32Warum lügen Sie mich dann an?
24:34Ich habe mit der Sekretärin gesprochen
24:36und die hat gesagt,
24:38dass sie mit Ihnen verarbeitet
24:40und dass sie auf gar keinen Fall mit Ihnen telefoniert hat.
24:42Aber sie lügt.
24:44Sie hat mich angerufen und mich dahin bestellt.
24:46Wenn wir mit der Behauptung vor Gericht antreten,
24:48dann kriegen Sie die Höchststrafe.
24:50Aber bitte, Herr Gellert,
24:52was soll ich denn sagen?
24:54Wie wäre es mal mit der Wahrheit?
24:56Sie haben Vogt angerufen,
24:58Sie haben sich mit ihm verabredet.
25:00Während des Gesprächs sind Sie zornig geworden,
25:02haben was gegriffen und zugeschlagen.
25:04Was Sie aber sofort bereut haben,
25:06haben Sie völlig anders bewerten.
25:08Aber so war es doch nicht.
25:10Wie war es denn dann?
25:12Frau Bolthagen reibt sich gequält die Hände.
25:14Er war schon tot.
25:16Gellert schaut sie entgeistert an.
25:18Was?
25:20Ich bin dahin gefahren, wie verabredet.
25:22Und er war da.
25:24Aber er war tot.
25:26Ich hatte die totale Panik.
25:28Ich bin nur noch in meinen Wagen
25:30und so schnell wie möglich da weg.
25:32Wieso?
25:34Wieso haben Sie ihn denn überhaupt angerufen?
25:36Das habe ich nicht.
25:38Die Sekretärin hat mich angerufen
25:40und mich dahin bestellt.
25:42Beide atmen tief durch.
25:44Ein modernes Einfamilienhaus.
25:46Vor der Garage steht ein graues Luxus-Cabrio.
25:48Gellert geht ins Haus.
25:50Im Wohnzimmer gießt sich eine schwarzhaarige Wasser ein.
25:52Ich bin mir gar nicht sicher,
25:54ob das legal ist,
25:56dass Sie mit mir sprechen.
25:58Als Verteidiger habe ich durchaus das Recht,
26:00mir selber ein Bild zu machen.
26:02Aber natürlich darf ich Sie nicht beeinflussen.
26:04Und Sie müssen nicht mit mir sprechen,
26:06wenn Sie das nicht wollen.
26:08Ich will mit gar keinem sprechen.
26:10Aber wen interessiert das schon?
26:12Frau Vogt geht zum Fenster.
26:14Gellert setzt sich.
26:16Bitte entschuldigen Sie, wenn ich das sage,
26:18aber Sie scheinen mir recht gefasst dafür,
26:20dass Sie gerade Ihren Mann verloren haben.
26:22Mein Mann hat unsere ganze Familie
26:24mit seinen Betrügereien in eine schreckliche Lage gebracht.
26:26Aber es ist auch ein Schlussstrich.
26:28Für uns alle.
26:30Sie haben bei der Polizei ausgesagt,
26:32dass meine Mandantin mit Ihrem Mann telefoniert
26:34und sich mit ihm verabredet hat.
26:36Mir ist nicht ganz klar,
26:38wie es zu diesem Telefonat gekommen ist.
26:40Er hat nicht nur mit ihr telefoniert.
26:42Wenn ich das richtig mitbekommen habe,
26:44hat er alle seine Gläubiger angerufen.
26:46Wozu?
26:48Er wollte Sie dazu bringen,
26:50auf die Klage gegen ihn zu verzichten.
26:52Er wollte Ihnen einreden,
26:54dass er eine Chance hat,
26:56Ihnen das Geld wieder zu beschaffen.
26:58Gut.
27:00Ihm Geld beschaffen?
27:02Nein, Leuten etwas vorzumachen.
27:04Sie sitzt auf einem Sofa.
27:06Hinter ihr steht ein großer dunkler Kerzenständer.
27:08In Isas Büro.
27:10Putzt ja nun auch keiner mehr.
27:12Verbissen wischt Isa den Telefonhörer ab.
27:14Marion bringt Dokumente.
27:16Zirkner-Immobilien.
27:18Tja, die Firma macht im Grunde überall dasselbe.
27:20Sie kaufen Bestandsimmobilien,
27:22reißen sie ab
27:24und stellen Mehrfamilienhäuser dahin
27:26für den Ladengewinn.
27:28Na ja, dann hätten Sie ja gute Gründe,
27:30jemanden, der nicht verkaufen will,
27:32so lange zu schikanieren,
27:34bis er es dann doch tut.
27:36Übrigens, Chefin von dem Laden ist eine Cornelia Zirkner.
27:38Charlie hat mal im Netz geguckt,
27:40ob es da negative Posts oder Bewertungen gibt.
27:42Hat aber nichts in der Art gefunden.
27:44Ja, dann werde ich wohl mal mit der Dame sprechen müssen.
27:46Machst du mir einen Termin?
27:48Ja, gern.
27:50In der Staatsanwaltschaft.
27:52Geldermann sitzt am Schreibtisch und studiert Unterlagen.
27:54Seine hohen Schuhe liegen neben ihren Füßen.
27:56Ja.
27:58Gellert kommt herein.
28:00Geldermann bleibt der Mund offen stehen.
28:02Was soll das werden, wenn es fertig ist?
28:04Wieso?
28:06Ich bin Verteidiger an einem Mordprozess
28:08und suche das Gespräch mit der zuständigen Staatsanwältin.
28:10Unverständlich.
28:12Sie springt auf.
28:14Was ist, wenn hier plötzlich jemand reinkommt?
28:16Äh, wirst du jetzt plötzlich paranoid?
28:18Er geht auf sie zu.
28:20Nein, ich, ich...
28:22Sie läuft vor Gellert weg.
28:24Es macht mir den Anschein,
28:26als würde mein Kollege Heckner etwas ahnen.
28:28Der wartet sowieso nur darauf,
28:30dass ich einen Fehler mache, den er mir dann ankreiden kann.
28:32Du findest, unsere Beziehung ist ein Fehler?
28:34Ja, in der... Nein!
28:36So habe ich das nicht gemeint.
28:38Geldermann setzt sich wieder.
28:40Hast du mit deiner Mandantin gesprochen
28:42und ihr empfohlen,
28:44ein Geständnis abzulehnen?
28:46Nein, im Gegensatz zu dir
28:48kenne ich Frau Bolltagen.
28:50Eine reaktive, relativ lebensunfähige Frau,
28:52die schon mit den einfachsten Dingen überfordert ist.
28:54Die verabredet sich nicht mit jemandem,
28:56um ihn dann kaltblütig zu erschlagen.
28:58Was dann?
29:00Ich denke, jemand hat sie reingelegt.
29:02Wer?
29:04Ich würde auf die Sekretärin tippen.
29:06In Wirklichkeit hat sie meine Mandantin angerufen
29:08und dahin bestellt.
29:10Vielleicht steckt auch die Ehefrau mit drin.
29:12Aber wenn ich das beweisen will, brauche ich deine Hilfe.
29:14Du hast es wirklich nicht verstanden.
29:16Ich werde hier ganz genau beobachtet.
29:18Aber ich dachte,
29:20zu den Aufgaben der Staatsanwaltschaft
29:22gehört in alle Richtungen zu ermitteln.
29:24Aber natürlich.
29:26Aber doch nicht den Fantasien der Verteidigung zu folgen.
29:28Wenn du Fakten hast,
29:30dann sehe ich mir die an.
29:32Na gut,
29:34dann muss ich mich selber darum kümmern,
29:36die Fakten zu beschaffen.
29:38Aber du darfst dich dann später nicht über die Art beschweren,
29:40wie ich das gemacht habe.
29:42Du hast mir nicht gerade mitgeteilt,
29:44dass du eine strafbare Handlung planst.
29:46Nein, ich habe dir nur mitgeteilt,
29:48dass ich vorhabe,
29:50ein Fehlurteil zu verhindern.
29:52Geldermann schaut Gellert alarmiert nach.
29:54Eine langhaarige Blonde mit Brille
29:56auf einer schlammigen Baustelle.
29:58So, okay.
30:00Die 5 Paletten im Haus sind zu viel.
30:02Okay.
30:04Frau Zirker?
30:06Ach, Frau von Brede.
30:08Es tut mir leid, dass ich Sie extra herbestellt habe.
30:10Das ist kein Problem.
30:12Es hätte genügend Mitarbeiter gegeben,
30:14um mit Ihnen zu sprechen.
30:16Sie haben also beschlossen, Ihr Haus zu verkaufen?
30:18Was?
30:20Nein, ich glaube,
30:22da hat sich meine Assistentin ein bisschen unter ausgedrückt.
30:24Ich bin Anwältin.
30:26Und ich vertrete eine Mandantin,
30:28die in der Tat darüber nachdenkt, ihr Haus zu verkaufen.
30:30Das ist auch gut.
30:32Nein, das ist gar nicht gut.
30:34Die Ruhre müssen wir damit gewichert werden.
30:36Die denkt nämlich nur darüber nach,
30:38weil sie terrorisiert wird.
30:40Klingelterror, Schmierereien,
30:42das ist ja nicht gut.
30:44Wenn Sie jetzt damit andeuten wollen,
30:46dass meine Mitarbeiter Leute aus Ihren Häusern ekeln,
30:48ich glaube,
30:50dann sollten Sie sich doch vielleicht
30:52an unseren Anwalt wenden, oder?
30:54Ich habe mich informiert über Sie und Ihre Firma.
30:56Und Sie haben ja einen untadeligen Ruf.
30:58Ich frage mich nur,
31:00ob das so bleibt, wenn sich rumspricht,
31:02dass Leute auf diese Art und Weise überredet werden,
31:04sich von Ihrem Heim zu trennen?
31:06Wollen Sie mir drohen?
31:08Nein, ich wollte Ihnen nur klarmachen,
31:10ich weiß, dass Ihre Außendienstmitarbeiterin
31:12auf Provisionsbasis arbeitet.
31:14Nein, die werden alle ziemlich gut bezahlt.
31:16Die bekommen nur einen Bonus,
31:18wenn sie erfolgreich sind.
31:20Das ist ein Anreiz, aber kein so großer,
31:22dass Sie dafür zu solchen Mitteln greifen
31:24und möglicherweise Ihren Job riskieren würden.
31:26Vielleicht sollten Sie sich mal über mich
31:28und meine Kanzlei informieren.
31:30Das ist ...
31:32Lisa folgt der Frau und versucht,
31:34dem Schlamm auszuweichen.
31:36Ich bin einmal weg, ja? Tschüss!
31:38Ich fände mich äußerst beharrlich,
31:40wenn es um den Schutz unserer Mandanten geht.
31:42Und ich sage Ihnen was,
31:44wenn Sie mir jetzt nicht helfen,
31:46dann werden meine Mitarbeiterinnen und ich
31:48weiter graben.
31:50Und dann kann ich Ihnen noch nicht versprechen,
31:52dass das Ganze nicht publik wird
31:54und irgendwas davon
31:56in den Medien landet.
31:58Frau Zirkner wechselt ihre Schuhe.
32:00Das klingt jetzt aber doch nach einer Drohung.
32:02Ach nein,
32:04das sollte nur ein guter Rat sein.
32:06Machen wir Anwälte ja gerne.
32:08Ganz schön hartnäckig.
32:10Sie hätten nicht vielleicht Lust für mich zu arbeiten?
32:12Sie lächelt offen.
32:14Nein,
32:16ich bin ganz zufrieden da, wo ich bin.
32:18Na gut, um welches Objekt handelt es sich
32:20denn überhaupt?
32:22Also das ist der Feilchenweg
32:24Nummer 8.
32:26Ah ja.
32:28Ah, ich sehe, das ist ein großes Projekt,
32:30das aber nur zustande kommt,
32:32wenn wir Feilchenweg 8
32:34und 10 erwerben.
32:36Ich sehe, dass es da schon eine Bauvoranfrage gibt.
32:38Das machen wir eigentlich nur,
32:40wenn wir alles geklärt haben.
32:42Sind Sie sicher, dass Ihre Mandante nicht doch schon länger
32:44vorhat zu verkaufen?
32:46Ganz sicher.
32:48Isa schaut irritiert.
32:50Aber ich glaube, ich weiß jetzt, was da los ist.
32:52Ich helfe gerne.
32:54Tschüss.
32:56Frau Zirkner steigt in ihr blaues Auto.
32:58Isa grübelt kurz und geht.
33:00Gellert betritt die Kanzlei.
33:02Er will den Mantel ausziehen
33:04und schaut sich suchend um.
33:06Gereizt geht er zum Telefon
33:08und nimmt den Hörer ab.
33:10Kanzleibri.
33:12Charlie kommt aus einer Ecke.
33:14Fragend sieht Gellert sie an.
33:16Aber ist Isa's Mutter nicht da?
33:18Nee, die ist mit Teddy raus
33:20und Frau von Breda hat einen Termin.
33:22Gellert stürzt.
33:24Charlie setzt sich an den Tisch und blättert in einem Heft.
33:26Auf dem Tisch eine Vase mit gelben Rosen.
33:28Hinter ihr schwebt das Ballonherd.
33:30Sag mal,
33:32wir wollten ja eigentlich heute Abend die Feier nachholen.
33:34Aber mir wär lieb,
33:36wenn wir das auf morgen verschieben.
33:38Ich hab den Kopf einfach viel zu voll.
33:40Das ist mir total recht.
33:42Kann ich irgendwie helfen?
33:44Ja, kannst du tatsächlich.
33:46Ich hab bei Fuchs Sekretärin
33:48eine Rechnung des Tropeninstituts gesehen.
33:50Die hat sich unter anderem
33:52gegen Kinderlähmung und Tollwut impfen lassen.
33:54Würde mich interessieren,
33:56wo man das zur Zeit braucht.
33:58Das ist mein 2. Vorname.
34:00Nein, ich mein's ernst.
34:02Du musst vorsichtig sein.
34:04Okay, um was geht's denn?
34:06Ich möchte, dass du die Rechner und Telefone
34:08von Fuchs Witwe und seiner Ex-Sekretärin hackst
34:10und schaust,
34:12ob du da irgendwas Ungewöhnliches findest.
34:14Okay.
34:16Das würde ich aber nicht von hier machen,
34:18wenn das okay ist?
34:20Ja, klar.
34:22Charlie springt auf und geht rasch zur Garderobe.
34:24Tschüss.
34:26Charlie verlässt die Kanzlei.
34:28Gellert lehnt nachdenklich am Tisch.
34:30Reger Verkehr an einer Kreuzung
34:32unter einer Eisenbahnbrücke.
34:34Charlie geht schnellen Schrittes
34:36an den Geschäften in ihrer Straße vorbei.
34:38Der Abend dämmert.
34:40Charlie wirft nervöse Blicke
34:42über die linke Schulter.
34:44Am Haus angekommen,
34:46lugt sie vorsichtig durch das Gitter
34:48des verschlossenen Durchgangs
34:50zum Hinterhof ihres Wohnhauses
34:52Hastig holt sie ihre Schlüssel aus der Jacke
34:54und öffnet das Tor.
34:58Sie hält inne.
35:00Hinter ihr steht die Blonde.
35:02Charlie dreht sich um.
35:04Die Blonde lächelt sie versöhnlich an.
35:06Welchen Teil von
35:08ich will nichts mehr mit dir zu tun haben hast du nicht verstanden?
35:10Oh komm, jetzt hör mir doch wenigstens mal zu.
35:12Es geht um was Ernstes.
35:14Du hast getrunken.
35:16Ja, aber wundert dich das,
35:18wenn sich meine Tochter einfach so
35:20von ihrer Familie los sagt?
35:22Das wundert mich nicht.
35:24Ich habe mich nicht von meiner Familie losgesagt,
35:26sondern von dir.
35:28Sie knallt das Tor von innen zu und verschwindet.
35:30Charlie!
35:32Die Blonde blickt ihr traurig durch das Gitter nach.
35:34Ein Blick auf den beleuchteten Vorplatz
35:36vom Hauptbahnhof.
35:38Isa betritt Demirs dunkles Fitnessstudio
35:40und bleibt an der Schwelle zum Trainingsraum stehen.
35:42Demir?
35:44Sie geht vorsichtig und erwartungsvoll weiter.
35:46In der Mitte des Raumes stockt sie.
35:48Demir?
35:50Langsam und breit lächeln
35:52tritt der schlanke Mittfünfziger aus einer Ecke hervor.
35:56Hallo.
35:58Hallo.
36:00Das Studio ist nur durch das Straßenlicht beleuchtet.
36:02Isa und Demir gehen aufeinander zu
36:04und küssen sich sanft auf den Mund.
36:06Demir hilft Isa aus dem Mantel.
36:08Ich dachte, wir gehen essen.
36:12Ich habe nur gesagt, es gibt was zu essen.
36:14Mit einer Fernbedienung
36:16erleuchtet Demir einen festlich gedeckten Tisch mit 2 Stühlen.
36:22Das ist aber romantisch.
36:24Auf weißer Tischdecke
36:26stehen 2 gefüllte Teller,
36:28Weingläser, eine Flasche Rotwein und Kerzen.
36:30Demir zündet sie an.
36:34In der Kanzlei liegt Gellert grübelnd auf dem grünen Sofa.
36:36Er hat ein leeres Weinglas in der Hand.
36:38Teddy liegt zu seinen Füßen.
36:40Hamburgs Skyline in dunkler Not.
36:44Ein Blick über die Elbe,
36:46auf den Michel in der Morgendämmerung.
36:48Bei aufgehender Sonne
36:50fährt eine Hafenfähre stromaufwärts.
36:52Es ist hell in der Kanzlei.
36:54Teddy liegt auf dem grünen Sofa.
36:56Gellert schläft,
36:58den Kopf an Teddys flauschigen Rücken geschmiegt.
37:00Er schreckt auf.
37:02Charlie beugt sich zu ihrem Vater herunter und starrt ihn an.
37:04Er blinzelt desorientiert.
37:06Ich habe mit dem Tropeninstitut telefoniert.
37:08Kinderlähmung und Tollwut
37:10sind immer noch ein Thema in Südamerika, z.B. in Guatemala.
37:12Gellert richtet sich mühsam auf.
37:14Guatemala?
37:16Ja.
37:18Der Anwalt sitzt schlapp auf dem Sofa.
37:20Guatemala hat kein Auslieferungsabkommen
37:22mit Deutschland.
37:24Scheinbar hat der verstorbene Herbert Vogt
37:26doch nicht all sein Geld verloren.
37:28Er hat einen Teil des Geldes
37:30auf einem geheimen Konto versteckt,
37:32und zwar in Guatemala.
37:34Aber wenn das Betrugsdezernat das nicht entdeckt hat,
37:36wie hast du das rausgefunden?
37:38Habe ich gar nicht.
37:40Gellert hat auf ein Schweizer Nummernkonto überwiesen,
37:42das sie anscheinend extra dafür eingerichtet hat.
37:44Aber die Rechnung vom Tropeninstitut
37:46lautet auf den Namen von Vogts Ex-Sekretäre.
37:48Ja, das könnte bedeuten,
37:50dass entweder sie einfach für ihn bezahlt hat.
37:52Ja, oder Vogt hatte vor,
37:54sich mit seiner Sekretäre nach Guatemala abzusetzen.
37:56Das würde auch erklären,
37:58wieso sie ihre Wohnung loswerden wollte.
38:00Aber das wäre doch ein ziemlich gutes Wortmantel
38:02für die Ehefrau.
38:04Allerdings.
38:06Kaffee?
38:08Die Ehefrau trägt einen Mantel und stürzt aus der Kanzlei.
38:10Vor dem Polizeirevier wartet Isa bei Schneefall
38:12unter ihrem durchsichtigen Schirm.
38:14Herr Wohlers!
38:16Isa winkt ihn zu sich.
38:18Worum geht es denn?
38:20Um diese Amtshaftungsklage von Frau Paulsen?
38:22Nein, aber ich habe eine wunderbare Idee,
38:24wie Sie Frau Paulsen vom Hals kriegen.
38:26Das ist jetzt aber ein Missverständnis.
38:28Wir von der Polizei,
38:30wir sind dafür da,
38:32um Gewaltverbrechen zu verhindern.
38:34Wir begehen keine.
38:36Es geht mehr darum, denjenigen zu enttarnen,
38:38der sie terrorisiert.
38:40Ja gut, aber da sind Sie bei mir in einer falschen Adresse.
38:42Dafür ist die Kripo zuständig
38:44und wenn ich mich da einmische,
38:46dann kriege ich Ärger.
38:48Sie müssen gar nichts machen.
38:50Sie müssen nur dastehen und böse gucken und nichts sagen.
38:52Böse gucken?
38:54Kann ich.
38:56Aber wenn ich das in Uniform mache,
38:58dann ist böse gucken eine Amtshandlung
39:00und wenn die nicht gerechtfertigt ist,
39:02dann kriege ich Ärger.
39:04Herr Wohlers, wenn es nicht gerechtfertigt wäre,
39:06dann würde ich Sie doch gar nicht darum bitten.
39:08Und ich soll mich jetzt von Ihnen breitschlagen lassen oder was?
39:10Warum?
39:12So wäre es super.
39:14Sie zwinkert ihm zu.
39:16Auf einer Klingel steht Kober.
39:18Morgen, Herr Kober.
39:20Was ist los?
39:22Paulsen und Wohlers am Tor.
39:24Ich denke, Sie wissen, was los ist.
39:26Zirkner Immobilien hat Ihnen
39:28einen sehr hohen Preis für Ihr Haus angeboten.
39:30Der Verkauf kommt aber nur zustande,
39:32wenn Frau Paulsen Ihr Grundstück auch verkauft.
39:34Und da haben Sie, der Mitarbeiterin von Zirkner Immobilien,
39:36gesagt, dass Sie ein sehr gutes Verhältnis zu Frau Paulsen haben
39:38und dass Sie sicher sind, dass Sie sie überzeugen können.
39:40Er blickt betreten.
39:42Stattdessen haben Sie zu anderen Mitteln gegriffen.
39:44Ja, jetzt gibt es 2 Möglichkeiten.
39:46Entweder Sie fahren mit uns beiden aufs Revier
39:48und bekommen dann eine angemessene Strafe
39:50oder aber wir versuchen, das außer Gericht zu machen.
39:52Ja.
39:54Entweder Sie fahren mit uns beiden aufs Revier
39:56und bekommen dann eine angemessene Strafe
39:58oder aber wir versuchen, das außer Gericht zu machen.
40:00Ja.
40:02Aber die alte Gurte hat doch nur bekommen, was sie verdient.
40:04Wenn die nicht wäre, würde ich doch überhaupt nicht verkaufen.
40:06Das erklärt es.
40:08Ist aber keine Antwort auf meine Frage.
40:10Ich soll mich bei der Schreckschraube noch entschuldigen.
40:12Schreckschraube? Ich gebe gleich was, ja?
40:14Ich meine, wenn Ihnen die Alternative lieber ist.
40:16Wohlers guckt böse und zeigt Kober die Handschellen.
40:18Frau Paulsen grinst schadenfroh.
40:20Kober kämpft mit sich.
40:22Gellert tritt in Geldermanns Büro.
40:24Sie schaut auf.
40:26Sie sieht, dass Kober die Hand schält.
40:28Du solltest du hier einziehen wollen,
40:30dann lass es mich wissen.
40:32Ich lasse dir gerne ein Namensschild anbringen.
40:34Ich freue mich auch, dich zu sehen.
40:36Das hört sich ja fast an wie ein Antrag.
40:38Träumen weiter.
40:40Was willst du denn?
40:42Du hast gesagt, es soll wiederkommen,
40:44wenn ich Fakten habe.
40:46Ja.
40:48Jetzt habe ich welche.
40:50Was ist das?
40:52Ein Aufzug eines geheimen Kontos in Guatemala.
40:54Die Witwe hat das Geld nach dem Tod von Vogt abgeholt.
40:56Ach.
40:58Ich darf natürlich nicht wissen,
41:00wie du da rangekommen bist.
41:02Nein, aber du darfst wissen,
41:04wie das Ganze abgelaufen ist.
41:06Frau Vogt hat herausgefunden,
41:08dass ihr Mann sich mit seiner Sekretärin
41:10nach Guatemala absetzen will
41:12und hat ihn erschlagen.
41:14Wahrscheinlich in der gemeinsamen Wohnung.
41:16Danach hat sie den Leichnam ins Auto verfrachtet,
41:18ihn aufs Industriegelände gebracht,
41:20meine Mandantin angerufen,
41:22so getan, als sei sie die Sekretärin ihres Mannes
41:24und hat sie dahin bestellt.
41:26Und das kannst du alles beweisen?
41:28Du kannst das beweisen,
41:30wenn die Spurensicherung
41:32sich das Auto der Frau
41:34und die Wohnung vornimmt.
41:36Dafür brauche ich
41:38einen Durchsuchungsbeschluss.
41:40Und den kriege ich nur
41:42mit einem brauchbaren Anfangsverdacht.
41:44Und das hier
41:46kann ich nicht vorlegen,
41:48denn dann müsste ich ja erklären,
41:50wo ich es her habe.
41:52Und siehste, genau da liegt das Problem
41:54mit dem Chaoshaufen,
41:56den du Kanzlei nennst.
41:58Wo bleibt denn dein Jagdinstinkt?
42:00Wir nehmen uns die Witwe vor und bringen sie zum Reden.
42:02Ganz bestimmt nicht.
42:04Meine Mandantin ist unschuldig.
42:06Das hier beweist es.
42:08Und wenn die Regeln dir verbieten, es zur Kenntnis zu nehmen,
42:10dann muss man die Regeln eben mal für einen Moment vergessen.
42:12Und das tun, was richtig ist.
42:14Geldermann sieht ihn prüfend an.
42:16Im Haus von Frau Vogt.
42:18Ich fand das ja schon seltsam,
42:20dass wir hier mit Ihnen sprechen wollen.
42:22Aber was soll der hier?
42:24Ich weiß, dass es sehr unorthodox ist.
42:26Aber da wir den entscheidenden Hinweis
42:28von Herrn Gellert bekommen haben,
42:30dachte ich, es wäre nur recht,
42:32wenn er auch mit hierher käme.
42:34Was denn für ein Hinweis?
42:36Ihr Nummernkonto in der Schweiz
42:38und wo das Geld herstammt.
42:40Wir wissen, dass Sie
42:42und nicht die Sekretärin Ihres Mannes
42:44meine Mandantin angerufen haben.
42:46Ich bin mir sicher,
42:48dass wir Ihre Fingerabdrücke
42:50noch auf dem Telefon Ihres Mannes finden werden.
42:54Frau Vogts Blick gleitet verstohlen
42:56hinter das Sofa zu dem schweren Kerzenständer.
42:58Gellert und Geldermann folgen dem Blick
43:00und sehen sich erschrocken an.
43:02Ertappt senkt Frau Vogt die Augen.
43:06Ich weiß, dass Laien immer glauben,
43:08dass sie Blut und Gewebereste
43:10restlos beseitigen könnten.
43:12Aber am Ende des Tages
43:14finden wir dann doch immer noch genug,
43:16um beweisen zu können,
43:18wo und wodurch
43:20jemand zu Tode gekommen ist.
43:22Mein Mann hat
43:24unser ganzes Leben kaputt gemacht.
43:28Unsere Freunde haben sich von uns
43:30zurückgezogen.
43:32Und statt das in Ordnung zu bringen
43:34oder zumindest die gerechte Strafe
43:36abzusitzen, wollte er sich mit
43:38seinem
43:40Betthäschen einfach davon machen
43:42und mich mit dieser Schande
43:44zurücklassen.
43:48Und da habe ich zugeschlagen.
43:50Sie sitzt verzweifelt auf dem Sofa.
43:56Ich wollte ihn aber nicht umbringen.
43:58Ich wollte ihm einfach nur wehtun,
44:00so wie er mir wehgetan hat.
44:02Aber dann war er tot
44:04und Sie mussten
44:06ihn loswerden.
44:08Ja, klar.
44:10Mir war klar, dass der Verdacht
44:12sofort auf mich fällt.
44:14Mit den Fingern tupft sie sich die Tränen ab.
44:16Ich musste also
44:18dafür sorgen, dass jemand von denen,
44:20die er
44:22betrogen hat, mit seinem Tod
44:24in Verbindung gebracht wird.
44:26Aber warum
44:28meine Mandantin?
44:30Reiner Zufall. Ich habe alle Gläubiger
44:32angerufen.
44:34Aber die haben seine Nummer erkannt
44:36und den Anruf einfach weggedrückt.
44:38Frau Bolthagen war die Einzige, die rangegangen ist.
44:40Geldermann und Gellert
44:42tauschen betretene Blicke.
44:44Vor dem Gefängnis. Frau Bolthagen rennt
44:46auf Gellert zu.
44:48Herr Gellert!
44:50Sie lässt ihre Tasche fallen
44:52und umarmt ihn stürmisch.
44:54Ganz ruhig.
44:56Ihre Arme krampfen sich
44:58um die Schultern des Anwalts.
45:00Entschuldigung.
45:02Ich muss schon wieder heulen.
45:04Dann tun Sie es doch einfach.
45:06Einfach so?
45:08Ja.
45:10Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.
45:12Indem Sie sich das nächste Mal sofort an uns wenden.
45:14Egal, ob Sie Geld anlegen
45:16oder sich mit irgendjemand dubiosem treffen wollen.
45:18Das mache ich. Versprochen.
45:20Gut. Vergessen Sie es nicht.
45:22Ich habe noch eine gute Nachricht.
45:24Zumindest ein Teil von dem Geld,
45:26das Vogt veruntreut hat, ist noch da
45:28und wird unter die Gläubiger aufgeteilt.
45:30Aber das ist ja wunderbar.
45:32Ist ja immerhin etwas.
45:34Frau Bolthagen nimmt ihre Tasche
45:36und stapft froh davon.
45:38Isa, Marion, Charlie und Teddy in der Kanzlei.
45:40Marion telefoniert.
45:46Zögernd geht Charlie zum Telefon.
45:48Kanzlei, Breda und Gellert,
45:50was kann ich für Sie tun?
45:52Gellert tritt ein.
45:54Nein, ich höre Ihnen zu,
45:56deswegen sage ich nichts.
45:58Na, alles klar bei deinem Fall?
46:00Ich bin bereit, die nächste Dummheit zu machen.
46:02Und bei dir?
46:04Oh.
46:06Wenn man vom Teufel spricht.
46:08Frau Paulsen kommt hereingestürmt.
46:10Hallo, Frau Paulsen.
46:12Na, hat er sich entschuldigt?
46:14Klar hat er das.
46:16Es blieb ihm ja auch nichts anderes übrig.
46:18Aber vorher habe ich ihm ordentlich meine Meinung gesagt.
46:20Aber Sie haben doch jetzt nicht vor,
46:22sich nicht mehr
46:24außergerichtlich zu einigen, oder?
46:26Das wollte ich zuerst nicht,
46:28aber dann hat mir dieser Kober erzählt,
46:30was Zirkner Immobilien
46:32ihm für sein Grundstück zahlen will.
46:34Ja, schön blöd.
46:36Warum hat der Trottel mir das nicht gleich gesagt?
46:38Natürlich verkaufe ich.
46:40Ich bin schon auf dem Weg zu Zirkner,
46:42Köpfen mit Nägel machen.
46:44Sie bewirft Gellert mit Papierschlangen.
46:46Ich wollte nur vorher die frohe Botschaft zukommen lassen.
46:48Paulsen macht eine Pirouette und hüpft zur Tür.
46:50Dort dreht sie sich um,
46:52winkt überschwänglich mit erhobenem Arm
46:54und verschwindet.
46:56Gellert macht eine Pirouette.
46:58Jetzt freu dich doch mal.
47:00Das ist ein Erfolg.
47:02Ich denke nur an die Nachbarn,
47:04die sich als nächstes mit dir rumärgern.
47:06Wir haben beide gewonnen.
47:08Das ist ein Grund zum Feiern.
47:10Feiern!
47:12Gellert schlägt die Fersen im Sprung zusammen
47:14und klopft mit einem Löffel auf die Gläser.
47:16Ich habe eine Ankündigung zu machen.
47:18Die junge Dame neben mir hatte vor zwei Tagen Geburtstag.
47:20Deshalb schlage ich vor,
47:22wir machen für heute die Kanzlei zu
47:24und wir feiern.
47:26Das finde ich eine gute Idee.
47:28Ich weiß nicht, ob das geht.
47:30Herr Willing hat angerufen.
47:32Er braucht ganz dringend Ihre Hilfe.
47:34Ich rufe später an.
47:36Eine Freundin von mir hat durch einen Schock
47:38einen Herzinfarkt bekommen.
47:40Ihre Kinder wollen gegen diejenigen klagen,
47:42die dafür verantwortlich sind.
47:44Leute, das kennen wir doch.
47:46Irgendwas ist immer.
47:48Keine Ausreden mehr.
47:50Wir gehen jetzt lecker essen.
47:52Guten Tag.
47:54Wir sind gerade dabei, Feierabend zu machen.
47:56Können wir Ihnen irgendwie helfen?
47:58Bist du jetzt mal ruhig?
48:00Charlie dreht sich um
48:02und starrt mit unterdrückter Wut
48:04auf die verlegen lächelnde Blonde.
48:06Darf ich vorstellen, das ist meine Mutter.
48:08Isa und Gellert blicken sich
48:10Charlie und deren Mutter ungläubig an.
48:12Das war
48:14Die Kanzlei.
48:16Leichte Beute.
48:18Eine Produktion der Letterboxd-Filmproduktion
48:20aus dem Jahre 2024.
48:22Buch Thorsten Näther.
48:24Regie Steffi Döhlemann.
48:26Die Hörfilmfassung wurde im Auftrag
48:28des Norddeutschen Rundfunks erstellt.
48:30Text Katrin Pohl.
48:32Redaktion Stephanie Schruhl.
48:34Gesprochen von Konstantin Graudus.

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