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24 Jahre nach dem Original kehrt das auf dem gleichnamigen Romane basierende Strategiespiel Empire of the Ants in hübscher Unreal-Engine-5-Grafik zurück und schickt uns in die Schlacht gegen andere Insekten - in der Story-Kampagne von der KI gesteuert, im Online-Multiplayer von anderen Menschen. 

Den kompletten Testartikel zu Empire of the Ants findet ihr hier

Das französische Entwickler-Studio Tower Five lässt uns Ameise Nr. 103.683 steuern und im Auftrag ihrer Königin neue Gebiete erobern, Ressourcen sichern und Feinde bekämpfen. Das sieht wunderschön aus, spielt sich aber nicht immer so. Warum Empire of the Ants trotzdem kein Grafikblender ist, erklären wir im Test-Video.

Wichtig: Unser im Video angesprochenes Testsystem nutzte übrigens Windows 11, 32 GB RAM, einen AMD Ryzen 9 7950X und eine RTX 4070 Ti.
Transkript
00:00Ah, ist das nicht schön. Überall herumwuselnde Ameisen, Käfer, Läuse und Schnecken und dann
00:15diese Grafik als wäre es eine Doku. Da will man doch direkt rausgehen und… okay,
00:21bleiben wir vielleicht lieber drin und bei Empire of the Ants. Das zeigt uns die schönste Seite in
00:27der Natur nämlich ganz ohne diese lästige Realität außen herum. Und anschauen solltet
00:33ihr euch das neue Ameisenspiel des französischen Studios Tower 5, denn zumindest die Schauwerte
00:38sind hier wirklich herausragend. Allerdings solltet ihr euch auch nicht blenden lassen,
00:44denn diese Neuauflage einer mittlerweile 24 Jahre alten Buchumsetzung hat schon auch ihre
00:50Schwächen. Im Video zeigen wir euch gleich beide Seiten, von denen die eine dank Unreal Engine 5
00:57wahnsinnig hübsch ist und auf unserem Testsystem auch stabil und flüssig läuft.
01:02Im Gegensatz zum ebenfalls heuer erschienenen Ameisentitel Empires of the Undergrowth spielt
01:11ihr in Empire of the Ants aus der Third-Person Perspektive einer einzelnen Ameise. In der
01:17Kampagne ist das die Arbeiterin 103683, die von ihrer Königin mal zum Nahrung sammeln oder auf
01:26Schlachtfelder geschickt wird. Entsprechend der Aufgabe verändert sich dann das durchaus
01:31vielseitige Gameplay. Auf Erkundungs- oder Überquerungsmissionen krabbelt und hüpft
01:37ihr durch wunderschöne Wald-, Sumpf- und Strandlandschaften, mal mit leichtem Zeitdruck
01:42und mal ganz ohne, sodass ihr euch nach belieben Umsehen und Szenerie bewundern könnt.
01:48Manchmal sammelt ihr dabei vermisste Arbeiterinnen ein, oder fangt Glühwürmchen und Schmetterlinge
01:56ein, was durchaus eine kleine Herausforderung sein kann. Die Steuerung der Ameise birgt da
02:02doch so einige Tücken. Und das vor allem, wenn es schnell gehen muss. Wie ihr hier seht,
02:08will die Ameise nicht immer ganz so, wie wir es wollen, vor allem beim Übergang von Objekten,
02:15die eine kleine Distanz zwischen sich haben oder wenn wir Kopf überlaufen müssen. Ein Loslassen-Button
02:21hätte uns da öfter mal geholfen, insgesamt ist die Steuerung aber gut und kein größeres Hindernis.
02:28Außerdem ist vor allem die erste Hälfte der Kampagne recht einfach. Hier etwa überqueren
02:34wir ein überflutetes Gebiet und dürfen nur nicht ins Wasser fallen. Und selbst wenn,
02:39dann setzt euch das Spiel direkt zu einem der vielen Kontrollpunkte zurück. Es gibt
02:44zwar keine Speicherstände, viel Zeit verliert ihr aber eigentlich nie. Auf diese Weise bleibt
02:50Raum zum Erkunden der Umgebung, wo kleine Story Happen oder aus Ameisensicht merkwürdige Objekte
02:57zum Untersuchen auf euch warten. Und wenn ihr trotzdem mal etwas nicht finden könnt,
03:02weisen euch eure Fühler den groben Weg. Zumindest wenn das Objekt der begehrte
03:08Teil des Missionsziels ist. Und wer besonders genau hinschaut wird, neben vielen liebevollen
03:13Details außerdem ein paar gut versteckte Goldkäfer für die Achievement-Liste finden.
03:18Zwischen den Missionen besucht ihr dann mehrere Ameisenhaufen, die als Story und Quest-Hub dienen.
03:24Die könnt ihr allerdings nicht direkt betreten, sondern nur das vielbeinige Spektakel außen
03:30herum bewundern. Doch auch so gibt es genug zum Bestaunen. Hochauflösende Holztexturen,
03:36vielgliedrige Farnblätter, der Schattenwurf auf bemoßte Steine oder Lichtreflexionen an
03:42der metallenen Kante eines Abwasserrohrs. Und im Hintergrund betört der hervorragende
03:49Soundtrack eure Ohren.
04:06Die Spielwelt von Empire of the Ends ist also ein echtes Meisterwerk, wenn gleich alles in
04:22relativ kleine Level unterteilt ist, die maximal 20 bis 30 Minuten in Anspruch nehmen. Eine Open
04:29World dürft ihr also nicht erwarten. Und auch alternative Schwierigkeitsgrade gibt es nicht.
04:35Dafür ist aber das Kampf-Gameplay relativ simpel und mag sich für Einsteiger eigenen.
04:41Auf dem Schlachtfeld findet ihr Nahrung, Holz und Nestplätze, die ihr oder feindlich gesinnte
04:48Ameisen einnehmen könnt. Sich dort auszubereiten ist wichtig, weil jedes Nest nur eine Legion
04:54unterstützen kann und nur eine begrenzte Anzahl an Bauslots anbietet. Mit denen generiert ihr
05:00zusätzliche Nahrung und Holz, erhöht das Fassungsvermögen für Ressourcen, erweitert
05:06die Nestverteidigung, wertet Truppen auf und schaltet Pheromone frei. Diese Pheromone
05:11gewähren eurer Anführerameise Unterstützungsfähigkeiten. Dazu gehört ein kurzzeitiger
05:17Schadens- oder Geschwindigkeitsboost, ein temporärer Gesundheitsbuff für alle Legionen
05:22in der Nähe oder auch das Aufdecken aller gegnerischen Einheiten. Und das kann super
05:28nützlich sein, um den Gegner auszumanövrieren. Denn die drei Legionstypen Arbeiter, Schütze
05:34und Soldat kontern sich im typischen Steinschere-Papier-Prinzip gegenseitig aus. Es ist also
05:40wichtig, welche Ameisen ihr wo einsetzt. Im Maximum befehligt ihr sieben Legionen,
05:47darunter Spezialeinheiten wie Mistkäfer, fliegende Hornissen oder eine Schnecke,
05:52mit deren Schleim die Ameisen außerhalb des Kampfes langsam einen zusätzlichen Lebensbalken
05:57aufbauen. Und der ebenfalls fliegende Riesenkäfer transportiert bis zu zwei
06:02Legionen über beliebige Hindernisse hinweg. In der Kampagne werden diese Kooperationen
06:10allerdings kaum erklärt und das bringt uns zum größten Versäumnis von Empire of the Ants. Das
06:17vermittelt nämlich so gut wie keine weiterführenden Informationen über das Ameisenleben und das
06:22Ökosystem um sie herum. Als Leerspiel ist es daher leider ungeeignet. Stattdessen erzählt
06:29die 15-20 stündige Kampagne eine recht langweilige Geschichte über rivalisierende
06:35Ameisengattungen und Königinnen und profitiert dabei auch nicht gerade von der Inszenierung.
06:41In den Erzählsequenzen stehen nämlich meist einfach zwei Ameisen nebeneinander und geben
06:47ein paar Laute von sich, während die Kamera ganz langsam um sie herum fährt. Doch das ist
06:53eben Ausrichtungssache. Empire of the Ants will ganz offensichtlich keine Dokumentation sein,
06:59sondern ein Echtzeit-Strategiespiel, in dem ihr euch sogar online mit der KI,
07:03Freunden oder Fremden messen könnt. Da schickt ihr dann eure Legionen gegeneinander,
07:09erobert oder verliert Nester, kundschaftet das Feindgebiet aus, um Schwachstellen zu finden
07:14oder um direkt mit einem starken Stoßangriff und mehreren Pheromon-Aktivierungen den Hauptbau des
07:21Feindes auszuheben. Allerdings ist das Kerngameplay dann eben doch so simpel und die Optionsvielfalt
07:27an Einheiten so gering, dass ihr schnell alles mal gesehen habt. Und dazu kommt dann noch die
07:34Steuerung. Aus Bodenhöhe lässt sich so ein Schlachtfeld eben nicht sehr gut überblicken.
07:38Und auch wenn das aus Immersionsgründen zweifellos die Absicht war, macht es das
07:44Ganze nicht unbedingt besser. Wegen dieser Perspektive werdet ihr euch häufig an der
07:48Minimap orientieren müssen, statt an dem hübschen Bildausschnitt vor euch. Und wenn
07:53ihr in euren Nestern was bauen wollt, müsst ihr immer erst mit eurer Ameise dorthin rennen
07:58und direkt auf dem Slot stehen, um das Vorhaben in Auftrag zu geben. Und das führt natürlich
08:04zu einer Menge Rennerei. Durch diese etwas lästigen und langwierigen Mechaniken wird
08:10vor allem das Anfangsgameplay einer Partie dann doch schnell monoton und die fehlende
08:16Optionsvielfalt kann einfach nicht genügend Wiederspielwert bieten.
08:20Immerhin ist aber das Zusehen bei den Kämpfen einen Genuss. Die vielen Beine,
08:25die über den Boden huschen, Ameisen, die Marienkäfer hochnehmen und durch die Gegend werfen,
08:31herabstürzende Hornissen oder eine riesige Schnecke, die wie ein friedlicher Ozeandampfer
08:36durch die Gegend pflügt. Es ist wirklich herrlich. Alles in allem ist Empire of the
08:42Ends daher trotzdem sein Geld wert, wenn ihr mit einem visuell beeindruckenden Titel zufrieden
08:49seid. Wer dagegen ein komplexes Strategiespiel mit Wissensvermittlung und vielleicht sogar
08:54einer Prise Humor sucht, ist dagegen bei Empires of the Undergrowth besser aufgehoben. Das
09:00allerdings sieht echt scheußlich aus und nicht nur im Vergleich mit diesem wirklich
09:06wunderschönen Empire of the Ends.

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