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Hertha BSC hat in einer rund zehnstündigen Mitgliederversammlung Fabian Drescher zum neuen Präsidenten gewählt. Unser kicker-Reporter Steffen Rohr erklärt, warum andere Kandidaten letztlich chancenlos waren.

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Transkript
00:00Ja, es war vorab eigentlich klar, dass es eine Marathon-Veranstaltung werden würde bei Hertha
00:06BSC. Am Sonntag wurde gewählt der neue Präsident, wurde gewählt der oder die neue Vizepräsidentin
00:12und eben die einfachen Präsidiumsmitglieder. Insofern war klar, es würde lange gehen. Dass
00:17es am Ende natürlich zehneinhalb Stunden wurden, war dann doch etwas überraschend. Fabian Drescher
00:22ist als klarer Favorit in den Wahlsonntag reingegangen. Der hat diese Favoritenrolle
00:28komplett bestätigt. Ich finde, er hat eine gute Rede gehalten an die Mitglieder. Er hatte natürlich
00:34den Vorteil sozusagen des Amtsinhabers. Er war seit Januar kommissarischer Präsident seit dem Tod
00:40von Kai Bernstein und hat dessen Berliner Weg, dessen Idee im Grunde aufgegriffen, fortgeführt.
00:48Dafür steht er auch weiterhin. Insofern hatte er natürlich das Prä, hat sich aber auch, das muss
00:53man sagen, am besten von allen Bewerbern präsentiert. Er hat in seiner Rede auch eingeflochten,
01:00eine Kritik an der eigenen Rolle im alten Präsidium unter Werner Gegenbauer, in dem er seit
01:062016 gesessen hat und wo er nicht als Revoluzzer und nicht als Visionär aufgefallen ist, sondern
01:12viele Entscheidungen, die im Nachgang zumindest strittig waren oder zweifelhaft waren für Hertha,
01:17einige davon sicherlich auch falsch. Die hat er mitgetragen. Da ist er am Sonntag Coram Publico
01:24in sich gegangen, hat Reue gezeigt, hat gesagt, er war zu wenig kritisch in den Jahren damals. Das
01:31klang für meinen Geschmack schon ehrlich, aber natürlich ist Jahre später immer die Gefahr,
01:37dass es ein bisschen Wohlfall klingt. Ich finde, Drescher hat ein ganz gutes Maß gefunden aus
01:44dem Blick nach vorne und dem Blick zurück und hat vor allem, muss man sagen, das Gefühl,
01:50die Sehnsucht vieler Herthaner bedient und angesprochen, das Gefühl nach Gemeinschaft,
01:54nach Erdung, nach Nahbarkeit. Dafür steht er, während einige andere Bewerber eben zu sehr den
02:01Fokus auch auf das Wirtschaftliche gelegt haben und eben nicht die Seele, die Seele der Mitglieder
02:07oder vieler Mitglieder erreicht haben. Hertha sehnt sich vor allem nach Ruhe, nach Beständigkeit,
02:12nach wenig Schlagzeilen und das hat Uwe Dinnebier aus meiner Sicht falsch angepackt. Er hat ein
02:18Kuvert präsentiert, in dem die Namen einiger Berliner Firmen geschrieben standen, die zwischen
02:2450 und 100 Millionen nach seinen Worten investieren würden in den Klub. Damit ist er aber bei den
02:31Mitgliedern eher auf Tauberohren gestoßen, hat am Ende des Zweitbestergebnisses nach Drescher
02:36eingefahren, aber wurde auch um Längen geschlagen. Drescher ist als Favorit reingegangen, hat gewonnen,
02:40weil er die Seele und die Sehnsucht vieler Herthaner bedient hat. Es war eine Richtungsentscheidung,
02:46Dinnebier hat von der Schicksalswahl gesprochen, das fand ich etwas überhöht. Drescher hat von
02:51einer Richtungswahl gesprochen, das traf, glaube ich, den gestrigen Sonntag mehr und er ist als
02:58Favorit in diesen Tag gegangen und mit einem triumphalen Ergebnis auch rausgegangen. Aber er
03:03ist jetzt natürlich gefordert, er hat in diesen zehn Monaten, die er die Amtsgeschäfte kommissarisch
03:08erinnert hat, hat er dieses Amt eher nach innen gelebt als nach außen. Ich glaube,
03:14das wird in Zukunft nicht mehr reichen. Er muss weiterhin natürlich als Moderator agieren,
03:20aber eben auch mehr als Macher in den Vordergrund rücken und sein Profil schärfen. Hertha hat viele,
03:26viele große Aufgaben zu bewältigen, sportlich aktuell Mittelmaß in der zweiten Liga,
03:30aber eben auch finanziell. In einem Jahr muss die 40-Millionen-Euro-Anleihe zurückgezahlt werden,
03:35das ist eine Riesenherausforderung für den Verein. Das ist eine der Aufgaben,
03:39die Hertha in den nächsten Wochen und Monaten angehen muss.

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