In einem neuen Video spricht Marco von Nerdkultur über die genialen Tricks, mit denen Peter Jacksons \"Herr der Ringe\" zu einem unvergleichlichen Erlebnis wurde.
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VideospieleTranskript
00:00Wusstet ihr, dass der Schrei von Viggo Mortensen hier echt ist?
00:09Weil, ja weil, okay ihr wisst das. Jeder weiß das.
00:17Wenn die größten und schönsten und umfangreichsten DVD-Extras in der Heimkino-Geschichte eines
00:26dann, dass wir bereits seit über 20 Jahren den Herrn der Ringe mit anderen Augen sehen.
00:31Denn wenn man es einmal weiß, kann man es nicht mehr nicht sehen. Und das gilt für
00:35so vieles in Mittelerde. Neulich sah ich wieder etwas genauer hin, bei meinem endlich wieder
00:41alljährlichen Rewatch der kompletten Trilogie und für mich zum ersten Mal seit über 20
00:46Jahren wieder im Kino. Und was ich dort endlich wieder ausgebreitet auf der großen Leinwand
00:53sah, inspirierte mich zu diesem Video. Also was könnte ich euch erzählen, was ihr bis
01:03hierhin noch nicht wusstet? Nun, ich möchte euch stattdessen etwas zeigen, drei Dinge
01:09sogar. Drei Tricks, die Peter Jackson anwendet, um den Herrn der Ringe zu diesem einzigartigen
01:14Erlebnis zu machen, das es bis heute bleibt. Und ihr habt diese drei Tricks alle gesehen,
01:19nur vielleicht nicht wirklich darauf geachtet. Euer Unterbewusstsein allerdings schon. Lasst
01:25mich für euch mit dem Finger drauf zeigen. Und danach seht ihr nicht nur Ahagons Zeh mit
01:30anderen Augen. Sein Zeh ist nicht das einzige, was sich für Peter Jackson um die eigene
01:40Achse dreht, denn das gilt auch für die Kamera. Jackson begann seine Karriere im feinsten
01:45Sam Raimi-Stil als Indie-Filmer für Horrorkomedies. Und weil er eigentlich nur Spezialeffekte machen
01:51wollte, kann ich euch deren Spezialeffekte nicht mal zeigen. Die sind bis heute indiziert. So
01:56speziell sind sie. Und genau wie Raimi mit seinen mittlerweile deindizierten Evil-Dead-Filmen
02:02experimentierte Jackson dafür mit der Kamera. Machte mit ihr Dinge, die man im konventionellen
02:07visuellen Storytelling eben nicht tun würde. Diese jungen, wilden Indie-Filmemacher waren
02:13revolutionär. Sie benutzen den Schnitt, um zu tricksen und sie benutzen die Kamera,
02:18um uns auf eine ganz neue Art und Weise in den Film selbst hineinzuziehen. Auch schön zu sehen
02:23in Jacksons späterer Gruselkomödie The Frighteners. Jener Fantasy-Film, den er seinen Herr-der-Ringe-Drehbüchern
02:29beilegte. So dass Cast und Crew verstanden, was er da eigentlich tun will und dass er das auch tun
02:34kann. Sodass sie Vertrauen in seine inszenatorischen Fähigkeiten entwickeln können. Und eben nicht nur,
02:40weil er in The Frighteners seine Nazgûl vorwegnahm. Jacksons Stil ist durch und durch unkonventionell.
02:48Wir erinnern uns, eine schiefe Kamera bereitet uns Unwohlsein. Sie gibt uns das Gefühl,
02:57dass etwas mit dieser Situation nicht stimmt. Eine im Moment verdrehte Perspektive, um unsere
03:03Perspektive auf diesen Moment zu krümmen. Eine Technik aus dem hochstilisierten Film noir und
03:09sehr pointiert einzusetzen. Die Sehgewohnheiten ja nicht überstrapazieren, sonst wird es für uns
03:14genauso anstrengend wie für die Figuren selbst. Jackson weiß das und doch vertritt er die Kamera
03:21in den über neun Stunden Kinolaufzeit andauernd. Doch er kippt sie nicht willkürlich. Der Herr
03:27der Ringe ist ein Epos und so fängt er es auch ein. In großen Panoramen. Establishing-Shots wie aus
03:33dem Bilderbuch, mythisch und märchenhaft und darum natürlich all das in Gerade. Alles ist im
03:39wahrsten Sinne des Wortes im Lot. Noch ist nichts hier in Schieflage geraten, alles hat ja noch seine
03:46Ordnung. Anders in der Nähe des organisierten Chaos nahe Mordor oder wenigstens Mordor nahestehend.
03:56Oder wann immer unsere Helden mit dem Bösen aus Mordor konfrontiert werden, wenn sich ihre Welt
04:02für sie auf den Kopf stellt. Übertrieben deutlich dann in den ausufernden Kamerafahrten durch deren
04:14Welt. Durch die gigantischen Miniaturen, die Biggages. Jackson tritt hier so frei wie die
04:19Kamera selbst. Er reserviert das Schiefe für alles Unmenschliche, alles Unnatürliche. Nimmt
04:25der Welt nur in diesen Momenten ihre geordnete Magie und ersetzt sie durch Chaos. Und wir sind
04:32dem ausgesetzt. Ganz anders als in den magischen Welten, die der Sponsor dieses Videos bei mir
04:48zu Hause arrangiert. Magic Halls. Schon mehrere Bucknucks von Magic Halls zaubern ihre eigene
04:54Welt in meinem Bücherregal. Dazu gesellt sich jetzt der Luminous Globe. Wieder in rund vier
04:59Stunden liebevollster Kleinstarbeit von mir selbst zusammengesteckt. Und das selbstleuchtende Ergebnis
05:04kann sich sehen lassen, aus jedem Winkel, egal wie ich es drehe. Auf MagicHalls.de findet ihr noch
05:11sehr viel mehr Holz- und Geschenkideen, dabei mit Gratis-Versand ab 35 Euro in Deutschland und in
05:17Österreich. Und auch wenn diese detailverliebten Bucknucks zwischen den Büchern überhaupt nicht
05:21so aussehen, sie liegen ziemlich genau in dieser Preisrange. Ein ideales Weihnachtsgeschenk für
05:27Leseratten und Glembaustein-Fans und Bastler. Dazu habe ich noch 15% Rabatt für euch auf alle
05:33Produkte mit dem Code KULTUR15, frei kombinierbar mit allen anderen Rabatten. Einen direkten Link
05:40zum fantasievollen Sortiment findet ihr in der Videobeschreibung. Und mit KULTUR15 spart ihr
05:45dann sogar auf eure eigene kleine verträumte Welt.
05:51Wo gehst du hin?
06:21Er machte sie eindringlicher und doch merkwürdig schön.
06:28Seine unzähligen Erben wie John Woo und die Wachowskis zogen die Zeitlupen sogar in die Extreme.
06:34Sie überstilisierten diese Schönheit der Gewalt.
06:42Du bist leer. Du auch.
06:46Die weitaus gängigere Methode ist das Einfrieren der Zeit, um den Gefühlen freien Lauf zu lassen.
06:55Das Isolieren der Emotionen, ohne das Drumherum. Peter Jackson kombiniert beide Methoden.
07:01Emotionen inmitten der Action, in atemberaubenden Bildern festgehalten, immer und immer wieder.
07:08Stilisierend und trotzdem ergreifend, egal wie viel Drumherum passiert.
07:16Und gerade weil er das so oft macht, kann er deswegen die restliche Handlung nicht in der Zeit einfrieren.
07:23Er macht dann genau das, was man tunlichst vermeiden würde.
07:26Er schneidet die entschleunigte Zeitlupe gegen mit der Hektik davor und danach.
07:31Nur für die Figur im Fokus vergeht die Zeit anders, nicht für die anderen.
07:36Eigentlich eine riesige Schere zwischen erzählter und gefühlter Realität und wie diese dann von ihnen wahrgenommen wird.
07:43Ein Kontrast, der hier aber funktioniert.
07:49Wir fühlen uns selbst mit ihnen in dieser Sekunde verbunden, können ihre Gefühle interpretieren und abstrahieren
07:55und in den unterschiedlichen Situationen erzeugen sie deswegen völlig unterschiedliche Aussagen.
08:01Mal isoliert sie die Zeitlupe von der Schlacht, lässt sie hilflos zurück angesichts solch eines tollkühnen Hasses.
08:13Run! Run!
08:18Oder die Zeitlupe gießt einen Heldenmomentenstein, wenn der wahre König eben nicht der Versuchung des Ringens verfällt,
08:25sondern dem Halbling vertraut, wenn er bereit ist, für ihn zu sterben.
08:30Als er sich einer Übermacht entgegenstellt, die unaufhörlich und vor allem schnell auf ihn zurollt.
08:36Run!
08:40Oder wann immer wir die Schwere von Frodes Bürde spüren sollen, zieht uns die Zeitlupe in denselben Bann wie ihn.
08:47Zeit bleibt eben relativ.
08:51Stars are all alight, mist and shadow.
09:01Wann immer Peter Jackson seine Kamera verdreht oder die Zeit manipuliert,
09:05endet er am allerliebsten und allerspätestens im Umschnitt auf einem Gesicht.
09:10Nah, sehr nah, in der Nahaufnahme, im sogenannten Close-Up.
09:21Fade
09:26Und wenn ein Regisseur wie er oder wie der große Sergio Leone
09:29immer und immer wieder sehr große und leinwandfüllende Close-Ups filmt,
09:33muss ich an diesen einen Satz denken, der Leones Stil sehr gut beschreibt.
09:38Er zeichnet Gesichter wie Landschaften.
09:45Gerade bei Western bildet so der Cut von dem weiten, leeren Panorama
09:49auf die dichte Nahaufnahme den größtmöglichen Kontrast.
09:52Und trotzdem verschmelzen die Furchen beider Bilder miteinander,
09:56eben Gesichter wie Landschaften.
10:07Das hat beim Herrn der Ringe nicht nur rein künstlerische Gründe,
10:10sondern durchaus auch ökonomische.
10:13Zeigt Jackson uns erst das Panorama und schneidet dann wieder in die Gesichter,
10:18oder verbinden wir im Kopf Ort und Handlung miteinander?
10:21Dann ist es egal, dass wir eigentlich nur ein Digital Matte Painting gesehen haben
10:24und dass die Darsteller sogar in unterschiedlichen Sets stehen können.
10:28In unserem Kopf wird das eins.
10:31Wir sehen eine konsistente Welt, egal wie inkonsistent sie in Wirklichkeit gedreht werden muss.
10:36Alles verschmilzt miteinander. Wir verschmelzen mit dem Film.
10:48Go on. Go for help.
10:51Squeal!
10:53Und so verbindet Jackson die weiten Trickaufnahmen mit Close-Ups,
10:56in denen nur ein paar Statisten hinter ihm stehen müssen,
10:59um diese Illusion aufrecht zu erhalten.
11:07Gerade in seiner Hobbit-Trilogie sehen wir, was passiert,
11:10wenn er von dieser Formel abweicht.
11:13Sind es zu viele, zu halbtotale Aufnahmen,
11:16die ein lauter Greenscreen und Budget hier eben erlauben kann,
11:19serviert er uns eine Verschmelzung von Welt und Figur in einem einzigen Bild.
11:24Und alles darin ist dann einzig und allein davon abhängig,
11:27wie echt es zusammen dann noch aussieht.
11:37Doch abseits davon, dass mehr Close-Ups einfach billiger sind,
11:41ist es auch Jacksons bevorzugte Art, seine Charaktermomente zu erzählen.
11:45Er verzichtet weitestgehend auf platte Schuss-gegen-Schuss-Dialoge
11:49mit dem Gegenüber im Vordergrund und leichtem Anschnitt.
11:52Dieses kleine Spielfilm-Einmaleins.
11:57Jackson geht lieber näher ran, zeigt uns jede Regung in ihrem Gesicht.
12:08Im Flashback zwischen Arwen und Aragorn verzichtet er sogar komplett darauf,
12:12uns irgendetwas vom malerischen Bruchteil zu zeigen.
12:15Stattdessen verharrt Jackson komplett in seinen Close-Ups.
12:19Während die Vorentscheidung über das Schicksal Mittelerdes in Helms Klamm fallen soll,
12:23während dieses riesige Damoklesschwert über ihren Köpfen schwingt,
12:27währenddessen geht Jackson näher heran und konzentriert sich nur auf ihre Gefühle.
12:42Halt es.
12:56Ende?
12:59Die Reise endet nicht hier.
13:12Selbst wenn sie nicht gerade gegen einen Helm treten.
13:42Nein.
13:46Nein, es ist nicht.