Der seltene Statuenmarmor, den Michelangelo verwendete, wird in einem toskanischen Mega-Steinbruch abgebaut. In einer Höhe von etwa 1.000 Metern wird der Marmor aus massivem Gestein geschnitten. Wir waren dabei.
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NewsTranskript
00:00Auf 1000 Metern Höhe in Italien wird eines der kostbarsten Produkte der Welt gefördert.
00:09Nur hier gibt es den feinsten Marmor mit einer sehr speziellen Qualität, die schon der Renaissance-Bildhauer Michelangelo geschätzt hat.
00:31Ein Block kann über 10.000 Euro kosten. Die Herstellung von feinen Marmorscheiben dauert mehrere Tage.
00:44Geologe Daniel Mantovani und sein Team produzieren viele tausend Tonnen davon pro Jahr.
01:14Das ist Marmor für Statuen. Man erkennt ihn, weil er ein Weiß besitzt, das sich von anderen Weißtönen unterscheidet.
01:25Wenn man diesen hier gegen das Licht hält, sieht man, wie es durchscheint. Das kommt von der Körnung im Hintergrund.
01:36Die Region liegt an der westlichen Mittelmeerküste Italiens und die Schürfrechte besitzt die Firma Henro.
01:44Bis zu 20 Stunden kann es dauern, bis sie mit solchen Bandsägen die Formationen aus dem Felsmassiv geschnitten haben.
01:51Für horizontale Schnitte verwenden die Arbeiter riesige Kettensägen. So entstehen die sogenannten Bänke.
01:57Sie müssen gekippt werden, damit sie abtransportiert werden können.
02:00Dazu verwenden sie ein Kissen, das Schritt für Schritt aufgepumpt wird. Mit Keilen wird der Spalt fixiert, bis die Bänke fallen.
02:08120 Tonnen wiegt diese Bank. Manchmal zerbrechen sie, weil es Marmoradern gibt, die aufplatzen. Aber den Rest können sie noch gut verwenden.
02:18Auch andere Marmorsorten werden hier abgebaut. Dafür müssen die Geologen jeden Punkt des Berges vorher genau bestimmen, denn jeder Kunde bestellt eine andere Marmorierung.
02:28Je nach Projekt und Kunden suchen wir Marmor mit bestimmten Mustern aus.
02:34Deshalb müssen wir möglichst die passendsten Blöcke für die Bestellung finden, die wir beliefern.
02:40Und ich überprüfe dabei den gesamten Produktionsprozess der Firma.
02:44Mehrmals am Tag werden die Blöcke mit dem LKW ins Tal gefahren.
02:50Es wird noch viele Stunden dauern, bis daraus solche Tafeln entstehen, die Gebäude verzieren sollen. Aber dazu später mehr.
02:57In der Produktion von Hennero. Bis zu 60 Tonnen können die Quader schwer sein, die hier erst einmal registriert werden.
03:05In der Sägerei werden sie in feine Scheiben von über zwei Zentimetern Durchmesser gesägt.
03:10Aber das kann 20 Stunden dauern, von einem Morgen bis zum nächsten.
03:15Gino Cinquini ist hier der Chef. Und für seinen Job braucht er nicht nur viel Geduld, sondern auch viel Wasser.
03:23Eine Maschine benötigt ungefähr 1000 bis 1100 Liter pro Minute.
03:31Es ist aber recyceltes Wasser aus einem Kreislauf, kein Einmalverbrauch.
03:36Es ist Wasser, das jetzt gereinigt wird, aus einem geschlossenen Kreislauf.
03:43Fast alle Steinsägen haben Industriediamanten an den Zargen, damit sie härter sind als Marmor.
03:49Am nächsten Tag kommen die gesägten Scheiben in die Politur.
03:53Erst erhalten sie eine Kunstharzschicht, die wieder abgeschliffen wird. Aber der Harz füllt die Haarrisse des Marmors und glättet ihn.
04:01Die Platten kosten bis zu 300 Euro den Quadratmeter. Die können sehr dünn sein, 5 Millimeter oder mehrere Zentimeter.
04:09Poliert wird mit Bürsten, Gummi und Diamantaufsetzen.
04:13Nicht alle Marmorsorten sind gleich. Wir haben weißen, schwarzen, roten oder grünen.
04:17Jedes Material benötigt seine eigene Art des Polierens.
04:22Im Zuschnitt werden dann unterschiedliche Formate hergestellt. Hier sind es sehr dünne Fliesen.
04:28Und so sehen die Bauprojekte aus, die Henro beliefert.
04:32Für eine Moschee in Abu Dhabi, Geschäftszentralen in den USA oder kostbare Bodenbeläge.
04:39In der Konfektionierungshalle werden die Stücke nach passenden Farbmustern zusammengepuzzelt, damit es an der Wand der Kunden am besten aussieht.
04:56Paolo Cali ist Chef und Eigentümer der über 200 Jahre alten Traditionsfirma.
05:01Hat er keine Angst, dass der Marmorberg, der seiner Firma gehört, bald irgendwann einmal ganz verschwunden ist?
05:13Nein, wir sprechen da über Jahrtausende. Unser Steinbruch am Monte Altissimo ist nur minimal abgearbeitet.
05:21Wir verbrauchen keine massiven Mengen an Quadern.
05:24Der weiße Statuenmarmor gehört zum Kerngeschäft der Firma.
05:28Damit das in der Zukunft so bleibt, investiert sie auch in ein 3D-Labor, in dem moderne Skulpturen für Künstler entstehen.
05:36Zur Marketingstrategie gehört auch, dass die Firma schon immer mit bedeutenden Künstlern wie Hans Abt zusammengearbeitet hat, mit Henry Moore oder Tony Craig.
05:46Kunst hilft uns dabei, die modernste Kunst zu entwickeln.
05:49Kunst soll der Maßstab sein für das Niveau unserer Produktion. Auch beim Architekturdesign, das ist unser Alleinstellungsmerkmal.
05:57Um den Nachwuchs auszubilden, arbeitet die Firma mit der lokalen Berufsschule zusammen.
06:02Und hier formen sie das Auge nach dem großen Vorbild, Michelangelos berühmter Skulptur David.
06:09Auch der verwendete schon den Marmor aus ihrer Region.
06:12Beim Abbau müssen sie sich von oben nach unten voranarbeiten.
06:19Und sie haben noch viel vor sich, denn bislang sind sie noch immer erst auf der Bergspitze.