Commandos: Origins bringt die Serie zurück, die einst das Sub-Genre der Taktik-Schleichspiele erfunden hat. Und diesmal geht's zum Release auch gleich auf PC und Konsole - auf PC und Xbox sogar direkt im Game Pass.
Entwickelt vom deutschen Studio Claymore Game Studios führt uns das neue Commandos zurück in die ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs, denn hier geht es ja um die Anfänge der Spezialeinheit. Und deshalb tauchen auch die sechs Helden wieder auf, die wir aus den Klassikern kennen.
Im Test-Video zu Commandos: Origins fasst Dimi für euch zusammen, wo die Stärken und Schwächen des neuen Serienteils liegen.
Entwickelt vom deutschen Studio Claymore Game Studios führt uns das neue Commandos zurück in die ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs, denn hier geht es ja um die Anfänge der Spezialeinheit. Und deshalb tauchen auch die sechs Helden wieder auf, die wir aus den Klassikern kennen.
Im Test-Video zu Commandos: Origins fasst Dimi für euch zusammen, wo die Stärken und Schwächen des neuen Serienteils liegen.
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VideospieleTranskript
00:00Eigentlich ist Commandos Origins ein Geschenk. Seit 22 Jahren warten Fans
00:09händeringend auf eine Rückkehr dieses Großvaters der Echtzeit-Taktik. Ohne ein
00:14Commandos gäbe es kein Desperados – also das Spiel, nicht das Bier. Es gäbe kein Shadow Tactics,
00:19Shadow Gambit oder Partizans 1941. Ohne Commandos würde ein ganzes Subgenre der Schleichspiele
00:26überhaupt nicht existieren. Der spanische Originalentwickler Pyro macht seit Ewigkeiten
00:30keine PC-Spiele mehr. Für die Wiedergeburt der Serie wurde mit Claymore ein komplett neues,
00:35deutsches Studio gegründet. Und auf dem Papier klingt das neue Commandos Origins wie ein wahr
00:40gewordenes Träumchen. Packende Stealth-Action während des Zweiten Weltkriegs? Check. Eine
00:45Truppe aus sechs Spezialeinheiten, die Sichtkegel für Sichtkegel aus Vogelperspektive durch Nazi-Hochbogen
00:51pirscht? Check. Dove Wachen, die ich mit einem Störsender in Bärenfallen ködere? Sowas von
00:57Check. Aber Commandos Origins ist – und jetzt bin ich mal sehr egoistisch – auch deshalb ein
01:01Geschenk, weil die Testversion Wochen vor Release eingetrudelt ist. Ich hatte ewig Zeit,
01:06mich durch die rund 20-stündige Kampagne zu arbeiten. In der Regel sind solche Testphasen
01:11ein gutes Zeichen. Diesmal leider nicht. Die Testversion von Origins wird von vielen
01:17technischen Problemen geplagt. In puncto Performance läuft das Spiel auf meiner GeForce RTX 3080 auf
01:23maximalen Details in WQHD zwar butterweich, aber ich stolpere immer wieder über Bugs. Bei jedem
01:29zweiten Quickload fällt der Ton zum Beispiel komplett aus. Und man lädt in diesem Spiel
01:33verflucht oft. Und noch schlimmer, ein Plotstopper-Bug verhindert, dass ich die Kampagne
01:38weiterspielen kann. Ihr seht das hier, die Mission ist durch und wenn ich auf Nächste Mission klicke,
01:42dann lande ich im Hauptmenü. Die Missionsauswahl wird durch den Bug außerdem dauerhaft kaputt
01:47gemacht. Hier mussten die Devs mir sogar mit einem Savegame helfen. Außerdem gibt's diverse
01:52Fehler in der Kategorie, einzeln verschmerzbar in der Summe aber nervig. Soldaten glitschen
01:56durch Wände, die KI friert mal ein oder reagiert umgekehrt überempfindlich auf Geschehnisse,
02:00die sie eigentlich gar nicht sehen kann. Eine derart verbuggte Version bekommt ihr zum Glück nicht zu
02:11spielen. Direkt zum Release hat Commandos nämlich seinen Day-One-Patch bekommen und der fixt zumindest
02:15bei mir die gröbsten Schnitzer, also diesen Sound-Bug, den Plotstopper und so weiter. Die
02:21Community klagt auf Steam aber immer noch über diverse Probleme, vor allem Abstürze oder eben
02:26diese kleineren Patzer. Also selbst wenn die größten Klopper bei mir gefixt sind, solltet ihr euch
02:31immer noch auf ein holpriges Spielerlebnis einstellen. Und auch meine Version läuft noch nicht 100% rund.
02:36Also wer auf der sicheren Seite sein will, wartet noch ein paar Patches ab, aber zumindest lässt sich
02:48Commandos jetzt einigermaßen gut spielen. Also reden wir mal über das Spiel selbst, denn eigentlich ist
02:54Origins kein schlechtes Spiel, nur ein sehr spezielles. So, worum geht's denn nun in Commandos Origins? Origins
03:01strebt in jeder Hinsicht zurück zu den Wurzeln. Erneut geht's in die Schützengräben des zweiten
03:06Weltkriegs. Und mehr noch, ihr erlebt in Origins, wie sich die namensgebende Kommandotruppe als
03:11Spezialeinheit formiert. In dieser Vorgeschichte des Originals verkörpert ihr deshalb auch dieselben
03:16sechs Socken wie damals im ersten Teil. Den Green Beret, den Scharfschützen, den Pionier, den Taucher,
03:21den Spion, sowie den Fahrer. In seinen besten Momenten entfaltet die Story ein wenig Inglorious
03:27Bastards Charme. Wenn der Pionier den berüchtigten Green Beret beispielsweise aus einer britischen
03:31Zelle boxen muss, weil der Kerl seinem eigenen Vorgesetzten aufs Maul gehauen hat. Insgesamt
03:35fungiert die Story aber bloß als Rahmen. Von der richtigen Geschichte zu sprechen wäre eigentlich
03:40schon zu viel. Und das geht auch so in Ordnung. Schließlich ging es in Commandos nie um tragische
03:45Wendungen, sondern um spannende Szenarien. Und von denen bietet Origins glücklicherweise eine ganze
03:50Menge. Ich starte mitten in einer Belagerungsschlacht in Nordafrika, kämpfe mich im krassen Kontrastprogramm
03:56durch verschneite Außenposten im Polarkreis, überfalle bei Nacht eine Wüstenfestung, krieche
04:01durch den feuchtfröhlichen Morast der norwegischen Lofoten und so weiter. Klar, der Zweite Weltkrieg
04:07bleibt der Zweite Weltkrieg, also erwartet jetzt nicht die spielerische oder optische Vielfalt
04:11eines Shadow-Tactics oder Desperados. Die Kommandos sind Soldaten, sie infiltrieren Nazi-Festungen.
04:16Innerhalb dieses grau-braun-Szenarios kannst du halt eben nur so viel machen. Aber Origins holt doch
04:22erstaunlich viel aus dem mittlerweile sehr ausgeschlachteten Setting heraus. Insgesamt 14
04:26Missionen bietet das Spiel, an den meisten hockt ihr irgendwo zwischen 45 Minuten und zwei Stunden.
04:32Je nach Situation fühlt sich dieses Hocken unheimlich spannend an oder zäh wie Kaugummi.
04:38Kollege Fritz spielt ebenfalls gerade Kommandos Origins und adressiert den Elefanten im Raum,
04:46im Chat mit mir ziemlich treffsicher. Die Spiele von Mimimi Games haben uns nämlich verzogen.
04:51Kommandos Origins fühlt sich im Vergleich zu Shadow-Tactics und Desperados 3 sehr altmodisch
04:56an. Im Guten wie im Schlechten. Erst die Sonnenseite. Origins spielt sich wirklich wie Kommandos. Ich
05:03bewege mich mit ein paar Hanseln, tief hinter feindlichen Linien und muss in erster Linie mit
05:08Köpfchen, aber auch mit Timing die zahlenmäßige Überlegenheit zu meinen Gunsten drehen. Heißt
05:12konkret zum Beispiel als Spion in Wehrmachtsuniformen einen Offizier abzulenken, während der Pionier von
05:17hinten mit dem Messer kommt. Oder der Green Beret wirft so nebenbei eine Statue um. Oder ich
05:22positioniere meinen Scharfschützen auf einem Aussichtsturm und knipse wichtige Späher aus,
05:26damit mein Pionier Zäune durchtrennt und den Kollegen den sicheren Weg ebnet. Vor allem im
05:31Zusammenspiel aller Kommandos-Fähigkeiten fühlt sich das so klasse an wie eh und je.
05:36Aber Origins flutscht auch an keiner Stelle so wie ein Shadow Tactics. Mimimi hatte in seinen
05:46Spielen ein deutlich besseres Gespür für Spielfluss. Es wechselten sich beinharte,
05:50aber auch leichte Passagen häufiger ab. Kommandos Origins besteht jedoch, wie das große Vorbild von
05:551998, fast ausschließlich aus bockschweren Situationen, an denen ihr euch selbst auf dem
06:01mittleren der drei Schwierigkeitsgrade regelmäßig die Zähne ausbeißt. Der magte Serienveteranen jetzt
06:06sagen, ja gut, so funktioniert Kommandos eben, aber in ihren besten Momenten spielen sich
06:09Echtzeit-Taktik-Spiele eigentlich wie Sandkästen und nicht wie eine Abfolge linearer Kopfnüsse mit
06:14wenig Spielraum für Experimente. Ich will Areale von fünf Seiten angehen und diverse Skills kombinieren
06:20können, damit sich Erlösungsweg wirklich wie mein eigener anfühlt. Das neue Kommandos bietet das zwar,
06:25aber in zu wenigen Leveln. Deshalb macht Origins auch dann am meisten Spaß, wenn ich den Spion und
06:31den Taucher dabei habe. Beide verfügen über vielseitige … oh ne, jetzt ist ja wieder das
06:34rückwärts fährender Auto. Ich fasse es ja nicht. Also, sie verfügen über vielseitige Instrumente,
06:40können Wachen ablenken, aus Distanz töten, zum Beispiel mit der Harpune. Leider kann ich nie
06:45selbst bestimmen, welche Spezialisten ich pro Mission mitnehme. Im schlimmsten Fall erledige ich
06:49die halbe Map als Green Beret mit den immer gleichen Tricks. Das zieht sich teils wie Gummi, weil ich gefühlt immer
06:55nur den einen Weg suche, den die Game Designer vorgesehen haben. Auch hier bringt Kollege Fritz es
07:00auf den Punkt. Origins fühlt sich über weite Strecken ein bisschen überkonstruiert an. Mehr
07:04wie ein Rätselspiel als wie eine Stealth-Sandbox. Oder anders. In Shadow Gambit oder Desperados 3
07:10wechseln sich leichte Passagen mit Backsteinwänden ab, gegen die ich immer wieder anlaufe. Commandos
07:15Origins besteht fast nur aus solchen Backsteinwänden. Auch beim Drumherum bleibt Origins oldschool. Ihr
07:20erledigt keine Challenges, schaltet keine Fertigkeiten frei und optionale
07:24Missionsziele innerhalb der Aufträge, bringen euch nichts außer der Befriedigung,
07:27halt optionale Missionsziele erledigt zu haben. Origins hält es wie Spiele aus der PS2-Ära. Ihr
07:33findet ein paar Konzeptgrafiken innerhalb der Level und das war's. Ein paar Modernisierungen gibt's
07:39allerdings schon. Zum Beispiel den Zeitlupen-Modus wie in Shadow Tactics. Auf Tastendruck halte ich
07:43die Zeit an, gebe meinen Kommandos Befehle und kann sie dann zeitgleich ausführen. Etwa zwei Wachen
07:48simultan mäucheln. Und natürlich hat sich auch optisch ne Menge getan. Die Areale sind
07:56detailreich gestaltet, ihr könnt weit hineinzoomen, stufenlos zwischen drinnen und draußen wechseln.
08:01Und auch die Charaktermodelle sehen klasse aus, sofern sie nicht in Zwischensequenzen zu nahe an
08:06die Kamera rücken. Bei Gesichtsanimation und Co. kommt ein kleines Studio wie Claymore an dessen
08:11Grenzen. Aber mei, das ist jetzt ja auch nicht, worum es in Kommandos geht. Auch der Koop-Modus ist ne nette,
08:16wenn auch sehr spezielle Ergänzung. Zwei Leute können gemeinsam ne Map bearbeiten und sich abstimmen.
08:22Allerdings ist das sehr enge Level-Design des Spiels selten wirklich auf Koop ausgelegt. Gerade
08:27in den ersten Missionen dürfte Spieler 2 größtenteils Däumchen drehen, weil es für
08:32Pionier oder Scharfschütze einfach nix zu tun gibt, während der Green Beret die ganze Arbeit
08:36erledigt. Und dann gibt's auch immer noch Bugs. Hier steckt der Spion beispielsweise bei mir in
08:40ner Wehrmachtsuniform, aber bei Kollegin Natalie hat er keine an und kann deshalb keine Wachen ablenken und
08:46solche Sachen. Es gibt also einiges zu kritisieren am neuen Kommandos. Ein bisweilen sehr zäher
08:51Spielfluss, ein recht aufgesetzter Koop, außerdem natürlich die ganzen Bugs und Glitches. Aber in
08:57seinen besten Momenten macht es trotzdem ne Menge Spaß. Ich habe das Original Ende der 90er geliebt
09:02und bekomme hier ein Wiedersehen mit einem Spielgefühl, das Mimimi ganz bewusst nie
09:07adressiert hat. Also komplexes Spec Ops Spektakel im zweiten Weltkrieg. Gerade in den späteren Missionen
09:12entfaltet sich dann auch die taktische Vielfalt. Mit dem Spion und dem Scharfschützen entferne ich
09:16dann ganz gezielt Zahnräder aus dem Getriebe. Der Fahrer wirft sein Zigarettenpäckchen, um Leute
09:21aus besonders großer Distanz anzulocken. Mit Green Beret und Pionier stelle ich derbei Fallen auf,
09:26während der Taucher als Allzweckwaffe auch mal Duos im Alleingang plättet. Dieser Flow-Zustand kommt
09:32leider noch zu selten zustande, aber immerhin das Revival der altgedienten Kommandos-Truppe hätte
09:38auch deutlich schlechter ausfallen können.