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MusikTranskript
00:00Die Spitze unverändert.
00:06Helmarck in seinem feuerroten March.
00:08Diesen Gefolgt von Onyo Yamaruki auf Atmosi 4.
00:11Geht jetzt in die Doppelkurve.
00:14Yamaruki zieht am March vorbei.
00:15Helmarck verliert die Kontrolle.
00:16Sein rechter Hinterrhein hat sich gelöst.
00:18Der March rast über den Randstreifen, überschlägt sich, eine Explosion, der Wagen brennt, er brennt!
00:30Björn Helmarck, der Sohn des deutschen Großindustriellen, Alfred Helmarck,
00:38erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
00:47Nicht weinen, Schoko.
00:52Ich weiß, ich sehe aus wie Björn, ich spreche wie Björn
00:55und trotzdem liegt Björn Helmarck da vorne auf seiner Bahre.
01:00Aber das gibt's doch nicht.
01:03Ein Mensch kann doch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.
01:08Doch, er kann.
01:11Björn Helmarck.
01:13Ein Mann lebt zum zweiten Mal.
01:16Zufall?
01:18Wunder?
01:19Oder Vorherbestimmung?
01:21Es steht geschrieben.
01:25Es wird kommen ein Sohn unseres Volkes, denn in seinen Adern wird hießen das Blut von Xantilon.
01:33Xantilon.
01:34Der vergessene Kontinent.
01:37Vor Jahrtausenden mit in die Tiefe des Meeres gerissen.
01:41Versunken im Sog von Atlantis.
01:42Dem sagenhaften sechsten Kontinent.
01:46Wenn du nicht Björn bist, wer bist du denn dann?
01:51Ich bin ein Wesen geschaffen aus seinem Geist.
01:54Aus seinem Willen.
01:56Den physikalischen Gesetzen trotzend.
01:59Ich bin Makabros.
02:01Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer.
02:11Haben Sie Feuer, Mr. Clearwater?
02:37In jeder Hinsicht.
02:38Für die Kerze.
02:39Dann nehmen wir das Feuerzeug.
02:42Oh mein Gott, ist das finster hier.
02:45Oh nein, dieser Dreck.
02:48Ich geht spinnen.
02:51Brian, hier bleibe ich keine halbe Stunde.
02:54Ja, Mausi.
02:55Brian, du gehst sofort zurück in dieses nette kleine Wirtshaus und bestellst uns ein Zimmer.
03:00Es regnet, Mausi.
03:02Also, ich bleibe.
03:04Das kann ich mir sehr gut vorstellen.
03:06Dass Sie sich von dem Ungeziefer hier nicht abschrecken lassen, Miss Matthew Bishop.
03:09Jenny.
03:10Brian, du bist ja immer noch hier.
03:12Ja, aber.
03:12Bleib, Onkel Brian.
03:13Das hat keinen Zweck.
03:14Du wirst auf der ganzen Insel kein Zimmer für euch finden.
03:16Die Leute haben Angst vor dieser abgelegenen Holzhütte.
03:19Und sie glauben ernsthaft, wer dieses Haus betreut ist, mit dem Teufel im Bunde.
03:22Und den hat da bekanntlich keiner gern unter seinem Dach.
03:25Das ist doch nichts weiter als haltloser, kindischer Aberglaube.
03:28Sag das nicht mir, sagt das den Leuten von Innerschkier.
03:32Was ist denn so unheimlich an diesem Haus, Mr. Clearwater?
03:35Es ist das McGalligash-Haus.
03:37Das Haus der Druiden Kiona McGalligash, die vor etwa 400 Jahren hier gehaust haben soll.
03:41Und der Überlieferung nach unschuldige Mädchen ins Haus gelockt und ihnen die Pulsadern aufgeschnitten hat.
03:46Aber warum?
03:48Wozu?
03:48Um danach ihr Blut zu trinken, Miss Matterbisch.
03:51Ihr Blut.
03:59Charles Clearwater, der Sohn des kürzlich verstorbenen Antiquitätenhändlers Lawrence Clearwater,
04:06musterte die kleine Gruppe äußerst gegensätzlicher Charaktere mit einem zynischen Blick.
04:11Sein Vater hatte ihnen allen sein nicht unbeträchtliches Vermögen testamentarisch hinterlassen
04:16und somit die ungleiche Erbengemeinschaft unfreiwillig auf der kleinen, ungastlichen Insel Innischkier,
04:23westlich der irischen Küste, zusammengeführt.
04:26Das Testament des Lawrence Clearwater war aus mehreren Gründen ungewöhnlich.
04:31Den Hauptteil seiner Hinterlassenschaft hatte der Verstorbene laut Testament hier auf der Insel,
04:37auf dem von ihm vor ein paar Jahren erworbenen Grundstück des geheimnisumwitterten McGalligash-Hauses versteckt.
04:43Eine Million Pfund Sterling.
04:46Jeder der drei Parteien sollte zu gleichen Teilen Nutznießer des hier irgendwo verborgenen Schatzes werden.
04:52Allerdings mussten die Erben, um die Erbschaft antreten zu können, eine Bedingung erfüllen.
04:57Sie mussten einen Tag und eine Nacht in der dunklen, engen, halb eingefallenen Holzhütte ausharren.
05:05Und noch ein merkwürdiger Umstand war mit dem Testament des Antiquitätenhändlers verbunden.
05:09Etwa drei Wochen vor seinem Ableben hatte er in London auf der Straße ein junges Mädchen kennengelernt
05:17und von einem Tag zum anderen als Haupterbin seines gutgehenden Antiquitätengeschäfts in Galway eingesetzt.
05:25Sehr zum Missfallen seiner Schwester Jenny Fielcher und seines nicht gerade anhänglichen Sohnes Charles.
05:32Keiner hatte den plötzlichen Sinneswandel des 63-jährigen, erfolgreichen Geschäftsmannes verstanden.
05:39Und schon gar nicht die von den Testamentsänderungen Hauptbetroffene.
05:43Nairine Metterbisch.
05:45Nairine Metterbisch hatte sich als erste in ihr provisorisch zurechtgemachtes Schlafzimmer zurückgezogen
05:54und verfiel sofort in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf.
06:00Sie träumte.
06:02Sie träumte, wie sie eine Schublade öffnete und ein riesiges Fleischermesser herausnahm.
06:08Von einem über der Kommode angebrachten Bord griff sie nach einer großen, runden Tonschale
06:15und stellte diese unter die schlaff herunterhängende Hand eines ihr fremden Mädchens,
06:20das vornübergebeugt in einem alten, verstaubten Sessel saß und schlief.
06:25Verständnistlos beobachtete sich Nairine dabei,
06:29wie sie in ihrem tiefen, bildhaften Schlaf das Fleischermesser nahm
06:33und der betäubten, jungen Frau mit sicherem Schwung die Pulsadern aufschnitt.
06:39Das Blut ergoss sich über die Hand der ledlos Dasitzenden
06:42in einem dicken, pulsierenden Strahl direkt in die Tonschale auf den verrusten Bodenschwellen.
06:48Und nachdem sie bis zum Rand gefüllt war,
06:50hob Nairine Metterbisch das dampfende Gefäß vom Boden
06:54und setzte es sich gierig an die Lippen.
06:57Nein, nein, nein, nein, ich will nicht, nein, nein, nein, nein.
07:08Rask, Kanäle, Spiegel.
07:17Wie an unsichtbaren Fäden gezogen,
07:21schlug Nairine Metterbisch die Wolldecke zurück
07:23und schritt barfüßig auf die Tür ihrer Kammer zu und öffnete sie.
07:28Nicht ein einziger Lichtstrahl drang durch das tiefliegende,
07:32von grauen Holzbohlen gevierteilte Fenster,
07:34als hätte jemand ein tiefschwarzes, wollenes Tuch über die Hütte gestülpt.
07:39Trotzdem fand Nairine Metterbisch zielsicher
07:42auf kürzestem Wege den über zwei Meter breiten Schrank
07:45und schob das mächtige Möbel stoßweise beiseite.
07:52Sie blickte in das dunkle Loch eines Manns hohen Stollens.
07:56Ohne Hast setzte die Frau einen Fuß vor den anderen
08:00und durch Schritt gelassen den etwa zehn Meter langen Tunnel,
08:04der in einem fensterlosen, steinernen, feuchtkalten Gewölbe sein Ende fand.
08:09Keine drei Meter von ihr entfernt,
08:14vor einem aus unbearbeitetem Holz umrahmten Spiegel,
08:18dessen Oberfläche im Laufe der Jahre mit einem mattsilbrigen Schleier überzogen war,
08:23auf einem grob geschnitzten, einfachen Holzstuhl
08:26saß aufrecht,
08:30das Kleid vom Halswirbel bis zum Beckenknochen heruntergerissen,
08:33ein dämonisch lächelndes Totenskelett.
08:43Schau dir die vollen, prallen Brüste an.
08:46Im Anblick bis heute nur dem Satan vorbehalten.
08:48Ihr Schweine,
08:50ihr geldjährigen griechrischen Würmer,
08:53vertreiben werde ich euch wie Katalaten.
08:55So weit wird es wohl kaum mehr kommen.
08:58Los, Thomas, reich mir den Hexenstecher.
09:00Ihr könnt mich nicht töten.
09:01Ich bin unsterblich.
09:05Ihr Meister,
09:06und sind tief,
09:08damit wir sicher sein können.
09:10Du kannst beruhigt sein.
09:11Ich werde ihr den Hexenstecher bis zum Schaft in die Bauchdecke stoßen.
09:16Sie hat mir recht.
09:19Keine.
09:20Keine.
09:21Sie ist eine Hexe.
09:23Du solltest besser sagen, sie war eine.
09:25Und so.
09:26Oh.
09:26Ich verfluche dich.
09:33Und so.
09:34Oh.
09:36Ich verfluche euch alle.
09:39Alle, die auf der Insel leben,
09:42sind des Todes.
09:43Und jetzt begriff Nairin Metterbisch,
10:06warum sie nach Inischkir kommen musste.
10:08Es hatte nie einen Zweifel gegeben.
10:11Ihr Ende war ihr in die Wiege gelegt.
10:13Sie war die Wiedergeburt von Tuna MacGaligosh.
10:18Und ihr Leben hatte von Anfang an nur ein Ziel gekannt,
10:22dem vermoderten Körper der dämonischen Hexe,
10:25die Seele zurückzubringen,
10:28die ihm ein geldgieriger Hexenjäger vor 400 Jahren geraubt hatte.
10:31Willenlos ließ Nairin Metterbisch geschehen,
10:36dass das stinkende Gerippe schlurfend an sie zukam,
10:40das verfaulte Gewissen ihren schneeweißen Hals murrte
10:43und ihr hastig das Blut aus den Adern sauchte.
10:49Der Fluch der Druidin hatte seine grausame Bestätigung gefunden.
10:54Tuna MacGaligosh, die Hexe, war wiedergekommen.
10:58Ich verstehe dich nicht, Björn.
11:13Ich tu laut, Caminia.
11:14Psst, du bist so geheimnisvoll.
11:17Warum schleifst du dich wie ein Verbrecher an die Delfeherren?
11:20Ich habe meine Gründe, Schoko.
11:22Mein Leben hatte eine Wendung um 180 Grad gemacht
11:28seit dem unglücklichen Unfall damals in Südfrankreich.
11:31Im Grunde hatte ich gar keine Ahnung, was eigentlich gespielt wurde.
11:34Und dann immer diese fremden Gedanken im Kopf.
11:36Aber nach einer Weile hatte ich verstanden.
11:39Telepathie, Gedankenübertragung.
11:42Mein geheimnisvoller Gesprächs-, oder sollte ich besser sagen,
11:45Gedankenpartner, hatte sich mir als Al-Nafur vorgestellt,
11:49als einer der Meister der weißen Magie.
11:53Zuerst habe ich gedacht, der Unfall hatte wahrscheinlich doch noch
11:55ernstzunehmendere Folgen gehabt, als ich vorher angenommen hatte.
11:59Als mir dieser Al-Nafur schließlich auch noch von einem untergegangenen Kontinent erzählt hatte,
12:04mit Namen Xantilon, war ich sicher gewesen,
12:06jetzt war es soweit, ich hatte einen Sonnenstich.
12:09Aber zwei Dinge hat mir doch zu denken gegeben.
12:11Zum Ersten hatte ich einen Unfall überlebt,
12:13den man nach menschlichen Ermessen gar nicht hätte überleben können.
12:15Zum Zweiten waren meine Wunden und Brüche so schnell verheilt,
12:20als hätte ich mich bloß noch mal beim Kochen in den Finger geschnitten.
12:23Und dann war da noch was gewesen.
12:25Eine Fähigkeit, eine Gabe.
12:27Ich hatte auf einmal die Fähigkeit, mich zu verdoppeln.
12:31Ich konzentriere mich und merke,
12:33dass es in meinem Hirn eine Parzelle gibt,
12:35die ich vorher nie gespürt hatte.
12:38Und mit diesem neu entdeckten Teil meines Gehirns
12:40bin ich in der Lage, einen Körper entstehen zu lassen,
12:43der aussieht wie ich, der spricht wie ich,
12:45durch dessen Augen ich sehen kann,
12:47dessen fünf Sinne von mir wahrgenommen werden,
12:50den ich steuern kann wie eine Art Roboter.
12:53Ein Nahfuhr, mein unheimlicher Gedankenpartner,
12:56hatte mir präzise Anweisungen gegeben.
12:59Die Öffentlichkeit sollte von meinem schnellen Genesen,
13:01überhaupt von meinem Überleben nie etwas erfahren.
13:04In Genf kaufte ich mir ein Haus,
13:06gründete eine Firma für Kosmetika,
13:08die aber in Wirklichkeit vom Konzern meines Vaters allein betrieben wurde,
13:10der zusammen mit meiner liebsten Kaminia,
13:14der schönsten Frau von Wladiwostok bis Tahiti,
13:16als einziger von meinem zweiten Leben etwas wissen durfte.
13:20Die Zeit verging und wieder der nagende Zweifel an meinem Verstand.
13:24Ich hatte alles erledigt,
13:25was die fremden Gedanken in meinem Hirn mir aufgetragen hatten,
13:28aber nichts passierte.
13:29Und dann waren sie wieder da,
13:31die fremden Gedanken in meinem Kopf.
13:33Ich sollte Urlaub machen, schlug mir das Wesen vor,
13:36das nach eigenen Angaben
13:37irgendwo zwischen dem Diesseits und dem Jenseits
13:40in einem Zwischenreich umher spazierte.
13:42Kaminia sollte ich mitnehmen
13:43und an der Westküste Irlands
13:45einem Forschungsschiff mit dem schönen Namen Delphi,
13:48mit meiner eigenen kleinen Segeljacht,
13:49einen Besuch abstatten.
13:50Die Besatzung unter der Leitung
13:52eines gewissen Alex Rathley
13:54würde dort nach dem Goldschatz
13:56einer vor Jahrhunderten gesunkenen spanischen Galere tauchen.
13:59Und was habe ich damit zu tun?
14:01dachte ich fragend in Richtung
14:02meines neuen unbekannten Freundes,
14:03der mir einen sehr massiven Gedankenimpuls
14:05als Antwort in meine grauen Zellen zurückinjetierte.
14:08Meine Aufgabe wäre,
14:09alles zu tun,
14:10um zu verhindern,
14:11dass Rathley und seine Mannschaft
14:13weiter tauchen würden.
14:14Ohne weitere überflüssige Fragen zu stellen,
14:16legte ich in Rotterdam ab
14:17und segelte los.
14:18Ein Navarro hatte mir
14:19die genauen Koordinaten mitgegeben.
14:21Von Navigation verstand er dem noch auch was.
14:23Und knapp zwei Seemalen
14:24vor einer kleinen Insel namens Innischkir
14:27hatten wir zum ersten Mal
14:28Sichtkontakt mit der Delphi.
14:29So, Rathley,
14:56nachdem Ihnen gewissermaßen die Hände gebunden sind,
14:58können wir endlich mal klar Schiff reden.
15:01Was haben Sie mit George gemacht
15:02da unten auf dem Meeresgrund?
15:04Ich habe es Ihnen doch schon hundertmal erzählt.
15:06George ist tot.
15:07Und selbst wenn ich Ihnen sagen würde,
15:08was ich gesehen habe,
15:09würden Sie mir das erst recht nicht glauben.
15:11Erzählen Sie mir hier doch keine Märchen.
15:13Ich will Ihnen sagen, was passiert ist.
15:15Sie haben mit George
15:16da unten die Galere gefunden
15:17und hatten plötzlich die Eingebung,
15:20dass jetzt,
15:21da Sie wissen, wo das Gold steckt,
15:22es doch überflüssig wäre,
15:23es mit uns zu teilen.
15:24Glauben Sie mir doch,
15:25da unten ist kein Goldbrennen.
15:26Ja, das glaube ich Ihnen,
15:28wenn ich selber nachgesehen habe.
15:29Es ist alles vorbereitet.
15:31In einer halben Stunde bin ich wieder oben.
15:33Und Gnade Ihnen an Gott,
15:35finde ich da unten auch nur eine einzige Unze Gold.
15:38Ich flehe Sie an,
15:39tauchen Sie nicht.
15:40Ihnen wird das Gleiche passieren wie George.
15:41Ich habe doch nur Glück gehabt,
15:43dass ich so weit weg gewesen bin.
15:44Sie spielen Ihre Rolle gut, Mr. Rattley.
15:47Zu gut.
15:48Und deshalb glaube ich Ihnen kein Wort.
15:50Aber vielleicht ist das ein Fehler, Mr.
15:52Wer sind Sie denn?
15:54Helmark.
15:55Björn Helmark.
15:56Und Sie.
15:59Wie viele sind es?
16:00Mit Bremden Sieben.
16:01Oh, das ist eine ganze Menge.
16:03Machen wir das,
16:03wenn wir hier wegkommen.
16:04Haben Sie Schwierigkeiten, Boss?
16:06Na, sieh mal an.
16:07Und auf diese Art und Weise
16:09machte ich die nähere Bekanntschaft
16:10mit den übrigen Sexmeuterern
16:12schneller als mir lieb gewesen war.
16:14Ich hatte ja schon immer
16:14eine besondere Vorliebe für Sex.
16:16Aber was zu viel ist, ist zu viel.
16:17Dreimal schlug ich zu,
16:18doch beim vierten sah ich Sterne.
16:20Als ich wieder zur Besinnung kam,
16:21hatte ich eine gewisse Ähnlichkeit
16:22mit einem Kehrpaket aus den Vereinigten Staaten.
16:25Die sieben Herren um mich herum
16:26konnten sich nur noch nicht so recht entscheiden,
16:28an welche Adresse sie mich schicken wollten.
16:31Sieh mal an,
16:32hat die kleine Ratte sich still
16:34und heimlich Verstärkung besorgt.
16:36Mr. Hellmark,
16:38Sie werden mir sicher noch einmal dankbar sein,
16:40dass wir Sie vor dieser goldgierigen Ratte
16:42an Ihrer Seite rechtzeitig bewahrt haben.
16:44Na, ich schicke Ihnen den Scheck dann ins Gefängnis.
16:46Ich bin sicher,
16:47von da, wo Sie bald sein werden,
16:48sind Postsendungen sehr schwierig aufzugeben.
16:51Boss, das Wetter kickt bald um.
16:53Ich glaube, wenn Sie da noch runter wollen,
16:54müssen Sie sich beeilen.
16:55Na, dann verschieben wir unsere kleine Unterhaltung
16:57auch später.
16:58Sehr gut, ich bin dann hier,
16:58wenn Sie mich suchen.
17:06Als würde ich jedes seiner Worte mit den Ohren hören,
17:22schossen mir Alnafors Gedanken durch den Kopf.
17:24Du musst verhindern, dass Brandon taucht.
17:27Nicht einen einzigen Gedanken verschwendete er
17:30an meine eigene unbequeme Lage,
17:32sondern die Ironie noch auf die Spitze getrieben.
17:34Ich sollte dem das Leben retten,
17:36dem das meine kein Pfifferling mehr wert gewesen war.
17:38Aber Gott sei Dank waren mir ja die Hände gebunden.
17:41Dir schon, sagte die vertraute Stimme hinter meinem Ohr
17:43und spielte damit zweifellos
17:45auf meine neue, besondere Fähigkeit an.
17:47Es stand etwas auf dem Spiel.
17:50Die Nordspitze Xantilons,
17:52hörte ich meine innere Stimme zu mir sagen.
17:55Das war's also.
17:57Da unten auf dem Meeresgrund war etwas,
17:59das unter keinen Umständen entdeckt werden durfte,
18:02noch nicht entdeckt werden durfte.
18:04Kein Gold, kein Schatz, keine Galere.
18:06Nicht mehr und nicht weniger
18:08als die Nordspitze
18:10eines ganzen versunkenen Kontinents.
18:15Entspann dich.
18:17Nichts, dein Blut ist schwer.
18:21Dein Kopf wird schwer.
18:24Da war's wieder.
18:25Das leichte Vibrieren unter meiner Schädeldecke.
18:27Der Mentalstrom meiner Gedanken
18:28hatte in mir einen inneren Motor angeworfen.
18:31Ich hatte das Gefühl von tausend kleinen Nadelstichen auf der Haut.
18:34Die Energie schoss mir aus dem Körper
18:36und fand irgendwo im Raumzeitgefüge ihren Fokus.
18:39Ich hatte keine Ahnung wo.
18:41Noch nie hatte ich Makabros gezielt an einem Ort entstehen lassen.
18:45Jetzt spürte ich regelrecht körperlich,
18:46wie die Biostrahlen aus meinem Körper,
18:48das Plasma des Lebens,
18:50aus der Atmosphäre zogen
18:51und zu einem festen Körper materialisierten.
18:54Auf einmal sah ich mich auf dem Heck der Delphi stehen
18:56und lag doch gefesselt neben der Koje von Alex Raffli.
19:00Und da wusste ich,
19:01ich hatte es geschafft.
19:03Makabros war entstanden.
19:04Hallo, Freds.
19:31Hörst du mich?
19:32Als würdest du mir auf den Füßen stehen.
19:34Wie ist die Luft da unten?
19:35Fahl und stickig.
19:37Ich bin jetzt auf 150,
19:38gehe tiefer auf 160.
19:40Kannst du was sehen?
19:41Ja, ich sehe eine nackte Frau,
19:43die mit wippenden Brüsten mir Zeichen gibt,
19:45ich soll aussteigen und ihr die Haare kraulen.
19:47Welche Farbe?
19:48Türkis-Blau mit gelben Punkten.
19:51Das ganze sind die Haare.
19:52Ich stehe mir auf orange.
19:54Ich bin...
19:55Ich wäre verrückt.
19:56Dann komm lieber wieder hoch.
19:58Ich glaube, ich träume.
20:00Hey, Fred,
20:01zieh mal in der Kabine von Raffli nach,
20:03ob der große Blonde noch daneben liegt.
20:04Na, du hast Sorgen.
20:06Ich habe doch heute noch keinen Schluck getrunken.
20:09Komm, alles in Ordnung.
20:10Liegt verschwürt und verpackt,
20:12schlägt wie ein Baby.
20:13Warum fragst du?
20:14Ja, wie soll ich sagen?
20:15Hier vor meinem Bullauge schwimmt einer,
20:17der sieht genauso aus wie der Blonde,
20:19aber...
20:19Und jetzt bist du sauer,
20:21dass der bei der nackten Frau ist
20:22und du nicht rauskommst.
20:23Ja, ja, ich meine, nein,
20:24mal ganz im Ernst.
20:26Hier schwimmt wirklich einer
20:27und gibt mir Zeichen,
20:28ich soll auftauchen.
20:29Siehst du,
20:30jetzt hast du ein schlechtes Gewissen,
20:31dass du die beiden so schlecht behandelt hast.
20:33Wie lief?
20:34250.
20:35Das ist eine Wassertiefe,
20:37da kann man relativ sicher sein,
20:38dass man da unten alleine ist.
20:40Jetzt sehe ich den Grund.
20:42Mein Gott, das gibt's doch nicht.
20:49Jetzt erzähl uns bloß nicht noch,
20:53da unten ist ein Fußballspiel,
20:54sonst wären die Jungs hier oben
20:55aber wirklich langsam neidisch.
20:57Komm.
21:02Komm.
21:04Komm, melde dich.
21:06Ein Fluch, der Funkkontakt ist im Eimer.
21:09Es war alles sehr schnell gegangen.
21:10Ich hatte, ich meine,
21:11Makabros hatte Bränden Zeichen gemacht,
21:13er soll auftauchen.
21:14Aber Bränden schien Makabros
21:16ohne Sauerstoffflasche
21:17über 200 Meter unter dem Meeresspiegel,
21:19wohl für eine Art optische Täuschung zu halten.
21:21Wie sollte Hellmark II dem Seemann aber klar machen,
21:24dass er nur ein reines Ätherwesen war,
21:26ein Wesen aus Bioplasma,
21:27ein Mentalwesen,
21:29das weder Sauerstoff,
21:30noch Proteine,
21:30noch Flüssigkeiten benötigte,
21:32um sich am Leben zu halten.
21:33Makabros war kein Wesen aus Fleisch und Blut.
21:36Makabros war eben,
21:38wie soll ich sagen,
21:39Makabros.
21:42Und dann begann der Meeresboden,
21:44wie ein im Sand lauernder Rochen,
21:45auf das Batisca von Bränden zuzukommen.
21:47Wie ein gigantisches Unterwasserbeben
21:50schnellte der Grund nach oben
21:52und schloss sich wie eine riesige Qualle
21:54um das winzige U-Boot
21:55und knackte es wie eine Haselnuss.
21:58Das alles spielte sich ein paar Meter
21:59von Makabros ab,
22:00der verzweifelt mit der plötzlichen Strömung
22:02kämpfte,
22:03dass ich oben,
22:03260 Meter über dem Geschehen,
22:05körperlich zusammenzuckte.
22:07Die Riesenqualle,
22:07deren Ausmaße für Makabros
22:09nicht zu übersehen waren,
22:10hatte das U-Boot zerdrückt
22:11und im bildlichen Sinne ausgelutscht.
22:13Bränden musste sofort tot gewesen sein.
22:15Das Wasser beruhigte sich schnell wieder
22:18und fragte mich,
22:19wieso das galatartige Wesen
22:21nur Bränden angegriffen hatte
22:22und Makabros regelrecht ignorierte.
22:24Ich stellte die Probe aufs Exempel.
22:26Ich ließ Makabros langsam
22:28auf die Riesenqualle zutauchen,
22:30aber das Monster reagierte
22:31mit Bewegungslosigkeit.
22:33Mit der Gewissheit,
22:33dass mir selbst ja nichts passieren konnte,
22:35solange ich zusammengeschnürt
22:36auf dem Kajütenboden der Delphi lag,
22:38ließ ich Makabros vorsichtig
22:39auf das blassgrau schimmernde Riff zu schwimmen,
22:43hinter dem ich gewissermaßen
22:44den Schwanz der Qualle vermutete.
22:46Doch selten in meinem Leben
22:47hatte ich mich so geirrt.
22:48Die Qualle musste die Oberfläche
22:49eines Quadratkilometers haben.
22:51Kein Ende war abzusehen.
22:53Makabros kraulte auf einen
22:55vielleicht 20 Meter breiten Spalt
22:57im Felsen zu
22:57und ich erkannte,
22:59dass dahinter eine Art Durchgang sein musste.
23:02Grün-gelbes fluoreszierendes Licht
23:04glänzte aus der Felsenöffnung
23:05Makabros entgegen.
23:06Denn was Makabros sah,
23:09verschlug mir 300 Meter über ihm
23:10den Atem.
23:12Eine Stadt unter Wasser.
23:14Ein spindelartiger Turm
23:15überragte die anderen
23:17erstaunlich gut erhaltenen,
23:18aber fremdartig konstruierten Bauwerke.
23:21Die Nordspitze des Santillons
23:23schoss mir ein Gedankelächeln auf.
23:25Und es war nicht mein Heid.
23:32Mr. Reswee,
23:33Brandon ist verschwunden!
23:34Was sagen Sie das mir, Fred?
23:35Erlauben Sie,
23:36ich falle weinend auf die Knie
23:37und fange an Kränze zu binden?
23:38Nein,
23:39aber wir wollten wissen,
23:40ob er noch eine Chance hat.
23:41Wie lange ist die Verbindung
23:42schon abgelassen?
23:43Über eine halbe Stunde!
23:44Dann könnt ihr ihn vergessen.
23:45Mr. Reswee,
23:46die ganze Geschichte
23:46war eigentlich nur
23:47Tom Brandons Idee.
23:49Und jetzt, wo er tot ist,
23:50könnt ihr mich am Leben lassen?
23:51Mr. Reswee,
23:52wir hätten niemals zugelassen,
23:53dass Ihnen etwas zustößt.
23:55Binden Sie mich los, Fred!
23:56Na, sofort, Sir!
23:58Ich glaube,
23:59das Gold hat uns allen
24:00den Verstand geraubt.
24:01Und Brandon und George
24:02das Leben.
24:04Hey, Mr. Hillmark!
24:06Wachen Sie auf!
24:08Na,
24:09die hatten Nerven.
24:11Während ich nicht gewusst habe,
24:12wohin mit meiner Angst,
24:13machte er in aller Ruhe
24:14ein kleines Nickerchen.
24:16Hey,
24:17Mr. Hillmark!
24:18Ja, was?
24:18Wie, was, wo?
24:20Im selben Augenblick
24:21löste sich mein Doppelgänger
24:22300 Meter unter mir
24:23im Wasser auf.
24:25Meine Leute sind wieder
24:26zur Besinnung gekommen.
24:27In einer halben Stunde
24:28hieben wir den Anker
24:30und dann nichts weg!
24:32Mr. Rathley,
24:32bitte geben Sie mir
24:33ein U-Boot.
24:35In dem Moment,
24:36in dem ich den Satz sagte,
24:37fühl mir auf,
24:38dass ich ihn selbst
24:38gar nicht sagen wollte.
24:39Aber Al-Nafor
24:40hatte sich so massiv
24:42in meine Gedankenströme
24:43eingemischt,
24:44dass ich unreflektiert
24:45den Gedanken
24:46Al-Nafors
24:46einfach laut ausgesprochen hatte.
24:48Und damit saß ich
24:49in der Tinte.
24:51Sagen Sie das nochmal,
24:52Mr. Hillmark.
24:53Was wollen Sie?
24:54Ja,
24:55Sie halten mich
24:55wahrscheinlich für verrückt.
24:56Das wäre leicht untertreben.
24:59Ich will mal so sagen,
25:00ich bin nicht rein zufällig hier.
25:01Und ich weiß auch sehr genau,
25:03was Sie da unten gesehen haben,
25:04Mr. Rathley.
25:05Das wahre ich zu bezweifeln.
25:07Stichwort Qualle,
25:08wenn Sie wissen,
25:08was ich meine.
25:09Hä?
25:11Über Funk benachrichtigte ich
25:12Caminia von den neuesten
25:13Schicksalswendungen,
25:14wobei meine inneren Gespräche
25:16mit dem Meister der weißen Magie
25:17allerdings mein Geheimnis blieben
25:18und ließ mich
25:19von der Mannschaft der Delphi
25:20langsam in meinem U-Boot
25:22ins Meer gleiten.
25:23Hoffentlich hatte die Riesenqualle
25:24mit Bränden vorerst
25:26ihre Ernährungsprobleme gelöst
25:27und wartete nicht schon gierig
25:29auf ihr Nachtmahl,
25:30das gerade die Luke
25:31über seinen Kopf geschlossen hatte
25:32und auf Tauchstation ging.
25:38Oh, Gott.
25:39Charles Clearwater saß allein im Kerzenschein
26:04auf seinem improvisierten Nachtlager.
26:06Der Zufall hatte es gewollt,
26:09dass er im ersten Stock des Hauses
26:10in einer Art Bibliothek
26:12einen Platz gefunden hatte,
26:14der mit wenigen Handgriffen
26:16einigermaßen menschenwürdig
26:17zurechtgemacht werden konnte.
26:20Charles Clearwater hatte die Titel
26:21auf den verstaubten Buchrücken,
26:24mit dem für ihn so typischen
26:25zynischen Lächeln überflogen,
26:27und war an dem Band
26:29über das Leben der Druidin
26:30Mekgaligosh interessiert,
26:32verharrt.
26:35Kiyuna Mekgaligosh,
26:37Geheimnis und Leben einer Druidin,
26:40dargestellt von Tabor dem Einsiedler.
26:42Er hatte das Buch aus dem Regal genommen
26:48und blätterte nun flüchtig
26:50in den in kunstvoller Handschrift
26:52beschriebenen Seiten.
26:54Belustigt hatte er das Kapitel
26:56über den Tod und den Fluch
26:57der Druidin gelesen
26:59und fand im letzten Drittel des Buches
27:01Tuschzeichnungen,
27:04Abbilder von Dämonen
27:05und anderen Hexen und Hexenmeistern.
27:07Das letzte, vergilbte Blatt
27:10der Biografie
27:11war eine kolorierte Federzeichnung
27:13einer jungen Frau
27:14und darunter
27:14war in schwungvollen Zügen
27:16ein Name vermerkt.
27:19Kiyuna Mekgaligosh.
27:22Clearwater stutzte.
27:24Das ist doch nicht möglich.
27:26Wie gebannt starrte Clearwater
27:28in die grünen Augen
27:29des leicht verblassten Porträts.
27:31Es gab keinen Zweifel.
27:33Das Bild war eine jahrhundertealte
27:34Zeichnung der Druidin
27:36Kiyuna Mekgaligosh
27:37und doch blickte Clearwater
27:38in das unverwechselbare Antlitz
27:40von Nirene Mettobish.
27:46Tante Jenny!
27:47Onkel Brian!
27:49Clearwater hastete in eiligen Schritten
27:51die schmale Stiege herunter
27:53und riss die Tür zur Kammer
27:54des Ehepaars Filcher auf.
27:56Tante Jenny!
27:58Schlaf dir schon!
27:58Ich muss euch etwas...
28:01Oh mein Gott!
28:03Als hätte ihm jemand eiskaltes Wasser
28:06ins Gesicht geschüttet,
28:08war Charles Clearwater
28:09wie angewurzelt stehen geblieben.
28:11Sein Atem stockte.
28:13Das Blut fuhr ihm aus dem Hirn.
28:15Gleich wie ein Leichentuch
28:16blickte er auf den Schlachtplatz
28:18eines Gemetzels.
28:19Die beiden leblosen Kadaver
28:21seiner Tante und seines Onkels
28:22lagen übereinander geworfen
28:24wie zwei abgestochene Schweine
28:25auf dem Blut besudelten Laken der Matrazen.
28:27Noch ehe Clearwater
28:30das Ausmaß eines grausigen Fundes
28:32begreifen konnte,
28:33löste sich aus dem Schatten
28:34des Türblatts eine stinkende Gestalt
28:36und mit ihren vermorderten Knochenfingern
28:39drückte Kiona McCallie-Gosch
28:41die Tür ins Schloss.
28:42Charles Clearwater
28:43war in ihrer Gewalt.
28:46Mit schlurfenden Schritten
28:47kam das Gerippe
28:48auf den letzten lebenden Erben
28:50des Antiquitätenhändlers
28:51und privaten Sammlers
28:52opulter Schriften
28:53Lawrence Clearwater
28:54unaufhaltsam zu
28:56und leckte die blutverschmierten Szene
28:58ihres verfaulten Totenschädels.
29:14Mr. Helmark, bitte kommen.
29:16Ja.
29:17Ich habe eine Nachricht
29:18von Ihrer Begleiterin Miss Brado.
29:20Sie geht mit der Seejungfrau
29:22in der Bucht von Inischkir vor Anker.
29:23Warum das denn?
29:25Um fremde Männer aufzureißen,
29:26solange ich unter Wasser bin?
29:27So gut kenne ich mich da nicht aus.
29:30Ich kann mir nur vorstellen,
29:31es wird hier zu ungemütlich
29:32auf offener See.
29:33Na, das verstehe ich nicht.
29:35Sie kann doch sonst
29:35von Seeluft nie überdringen.
29:37Schon möglich, aber...
29:40Ich hatte die kritische Tauchtiefe erreicht.
29:42Kleine Schweißperlen
29:43sammelten sich hinter meinen Ohrläppchen.
29:46Ich tat etwas
29:46gegen alle Gesetzmäßigkeiten der Vernunft
29:48und wusste nicht warum.
29:49Ich tat es freiwillig.
29:50Niemand hatte mich dazu gezwungen.
29:52Oder?
29:53Was zog mich so unwiderstehlich hinab
29:55in die Tiefe des Atlantiks?
29:57Ein seltsames Gefühl
29:58erwartungsgespannter Freude
30:01nahm langsam Besitz von mir.
30:03Ja, Freude.
30:04Ich verstand die Welt nicht mehr.
30:05Ich war drauf und dran,
30:06mein Leben aufs Spiel zu setzen
30:07und freute mich auch noch darauf.
30:09Aber jetzt war es zu spät,
30:11es sich noch anders zu überlegen,
30:12denn soeben war der Funkkontakt
30:13mit der Delphi abgerissen.
30:15Ich war allein.
30:16Verdammt allein.
30:17Schön brav, kleine Qualle.
30:20Schön brav.
30:21Tut du, Herr Magg, nichts?
30:22Denn Herr Magg wird dir ja auch nichts.
30:24Herr Magg will nur mal kurz in die Stadt
30:25und nachsehen,
30:25was aus den Kumpels von damals geworden ist.
30:27Schön brav.
30:28Ja, so ist fein.
30:29Ich hatte das Watzgrad
30:32gerade bis auf ein paar Meter
30:33zum Meeresgrund herabgesenkt
30:35und näherte mich der Felsenöffnung,
30:36als eine kurze schlagende Bewegung
30:38am Boden den Sand durch das Wasser wirbelte
30:40und mein U-Boot von allen Seiten einnebelte.
30:42Gefasst wartete ich
30:44auf das hässliche Knacken
30:45der runden Metallhülle meines Unterseeboots.
30:48Doch es blieb still.
30:49Totenstill.
30:51Die Sicht klärte sich wieder
30:53und ich konnte den über zwei Meter breiten Rochen
30:56gerade noch sehen,
30:57wie er hinter einem Felsenriff wegtauchte.
30:58Mein Puls fing an,
31:00sich langsam wieder zu beruhigen
31:01und meine kleine Unterwasserkugel
31:03huschte durch den breiten Felsenspalt,
31:05der unsere Welt,
31:06der Wolkenkratzer,
31:07Düsenflugzeuge und Videoprogramme
31:09von der versunkenen Enklare,
31:10verborgener und aus dem Bewusstsein
31:12der Menschheit ausgelöschter Lebensform
31:13einer längst vergessenen Hochkultur
31:15über die Jahrtausende getrennt hatte.
31:18Xantilon, die Insel,
31:19der verschwundene Kontinent.
31:21Ich atmete tief durch.
31:23So etwa mussten sich die Wikinger gefühlt haben,
31:25als sie das erste Indianer-Wigwam entdeckt hatten.
31:27Die zermalmende Gewalt
31:28des Wassers
31:29hatte den bizarren Formen
31:30der skurril anmutenden Bauwerke
31:32der vergessenen Stadt unter Wasser
31:34nichts von ihrem fluoreszierenden Glanz genommen.
31:37Eine halb durchsichtige Mauer,
31:39ein im sich brechenden Licht schillernder Wall,
31:41tat sich rechts vor mir auf.
31:43Ich schwenkte das Ruder herum
31:45und tauchte dem blitzenden,
31:46schillernden Wall entgegen.
31:47Ich muss bis auf etwa 15 Meter herangekommen sein,
31:51als die Transparenz der Mauer
31:52von einer Sekunde zur anderen
31:54sich auflöste
31:55und ich gegen das harte Felsgestein
31:57eines massiven, meterhohen Schutzwalls blickte.
31:59Ich riss sofort den Steuerknüppel wieder zurück
32:01und versuchte, das Batiskab so schnell wie möglich zu wenden.
32:04Aber ein mir vollkommen unerklärlicher Sog
32:06zog mich, samt Verpackung,
32:07stetig beschleunigend in Richtung der Wand,
32:09die auf mich einen ziemlich harten Eindruck machte.
32:11Ich hatte die Kontrolle über das U-Boot verloren
32:13und musste hilflos mit ansehen,
32:15wie die dreckig-grüne Wand
32:17verdrohlich immer näher kam
32:18und schließlich das gesamte Sichtfeld
32:20des gläsernen Bullauges ausfüllte.
32:23Mit zusammengekniffenen Augen
32:24und einer leicht albern verkrampften Haltung
32:26verabschiedete ich mich kurz in Gedanken
32:28von meinen besten Freunden
32:29und hoffte inständig
32:30auf ein möglichst schmerzloses Ende.
32:33Nach etwa drei Minuten,
32:35als ich das Gefühl hatte,
32:36dass es langsam Zeit wurde,
32:37mal nachzusehen,
32:37wo denn der Aufprall geblieben sei,
32:39öffnete ich vorsichtig die Augen.
32:41Ich war aufgetaucht.
32:42Über 300 Meter unter dem Meeresspiegel des Atlantiks
32:46war ich aufgetaucht.
32:47Der Rand des Wassers teilte das gläserne Bullauge
32:49in zwei gerecht verteilte Hälften
32:51und tanzte mir vor den Augen.
32:53Vorsichtig öffnete ich die Luftdruckschleuse.
32:56Erstaunlich frische Luft drang in meinen Nasenflügel.
32:59Kein Vergleich mit dem stickigen Qualm
33:01meiner einen Mann-Unterwasserkapsel.
33:03Ich stand in einer kirchturmhohen Bogenhalle
33:06aus abgeschliffenen,
33:07vollkommen durchsichtigem Felsengestein,
33:09in deren Mittelpunkt
33:10ein milchig-transparenter Riesenwürfel
33:13auf einer aus Stein gehauenen Konsole
33:15ein warmes, helles, gelb-grünes Licht ausstrahlte.
33:19Im Innenraum des vielleicht
33:20zweieinhalb Meter durchmessenden Würfels
33:23schwebten,
33:24als wären sie in unsichtbare Watte gepackt,
33:27zwei Gegenstände,
33:28wie Fische in einem Aquarium.
33:30Ein Schwert
33:31und ein Buch.
33:34Und
33:34ich wusste nicht wieso,
33:37aber ich hatte das Gefühl,
33:39als hätten diese beiden Relikte
33:41einer längst vergessenen Zeit,
33:44über 20.000 Jahre,
33:46hier auf mich gewartet.
33:48Hilfe!
33:50Hilfe!
33:51Hilfe!
33:52Hilfe!
33:53Hilfe!
33:53Hilfe!
34:04Hilfe!
34:06Hilfe!
34:06Hilfe!
34:07Hilfe!
34:08Hilfe!
34:08Hilfe!
34:08Hilfe!
34:09Hilfe!
34:10Charles Clearwater
34:11hetzte humpelnd
34:12durch den vom Regen
34:13aufgewühlten Erbschlamm
34:15des von Pfützen durchzogenen
34:16Trampelpfades
34:17in den nächsten Ort.
34:18Clearwater hatte sich geistesgegenwärtig aus dem Ersetzen gelöst,
34:21war über die Leichen von Jenny und Brian Fielcher gehechtet
34:24und ohne lange darüber nachzudenken aus dem geschlossenen Fenster gesprungen.
34:27Atemlos erreichte er das kleine Wirtshaus und hämmerte halb wahnsinnig gegen die schwere Eingangstür.
34:34Aufmachen!
34:36Was ist denn da los?
34:37Lassen Sie mich halt!
34:38Gehen Sie mal ins Licht!
34:40Ich werde verfolgt, alle sind tot, Blut, überall Blut!
34:44Ach, Sie sind das!
34:45Machen Sie, dass Sie wegkommen!
34:49Wir wollen damit nichts zu tun haben!
34:51Sie wird mich umbringen!
34:53Sicherlich!
34:54Aber ganz bestimmt nicht in meinem Haus!
35:06Ohne dass ich es eigentlich gewollt hatte,
35:08war ich Schritt für Schritt auf den schimmernden Quader in der Mitte der Bogenhalle zugegangen.
35:12Es wäre müßig, den Versuch zu machen,
35:14das Material des Würfels näher zu beschreiben,
35:16weil es anscheinend jeder physikalischen Grundlage entbehrte.
35:19Ich griff einfach durch die Außenwand des Quaders hindurch
35:21und zog das Schwert aus dem Würfel an meinen Körper heran.
35:27Licht, die Farben des Regenbogens,
35:29grün glänzender Nebel stieg bis hinauf in die Spitze der Kirchturm-Hohen-Bogenhalle.
35:33Bronzefarbene Lichtpartikel fielen herab wie leuchtendes Konfetti
35:36und mischten sich mit den grünen Schwaden des aufsteigenden Nebels.
35:40Und einer wird kommen, das trügerische Band des tückischen Friedens zu lösen.
35:47Einer, dessen Ohren nicht taub sind für die Worte der geistigen Väter.
35:52Vereine die Reiche des Südens und Nordens
35:55und gib dem versprengten Volk die Erde wieder,
36:00die Missgunst und Verderben in die Tiefe des Meeres gerissen hat.
36:03Damit Xantilon erwache und Aufsteig zu blühendem Leben.
36:08Doch sei wachsam den mächtigen Feinden im Bund der Dämonen und Geistern der Finsternis.
36:13Sie werden versuchen, das Joch des Bösen in die Seele des Volkes zu pressen,
36:19im Dienste des Grauens, der Willkür und der ewige Püxt.
36:25Das Schwert ist das Zeichen der erwachenden Schlacht.
36:28Das Buch, der Schlüssel zu Wissen und Sieg.
36:31Aber nur der wird gegen die Dämonen und Geister des schwarzen Priester bestehen.
36:36Der Herr wird von Marlos, der unsichtbaren Insel.
36:41Denn dort wartet der Schlüssel zu ewigem Frieden.
36:48Und dann war wieder alles vorbei und beim Alten.
36:50Ich stand da, allein mit meinem Schwert, vor dem schimmernden Kubus
36:54und war auch nicht sehr viel klüger als vorher.
37:01Überrascht, junger Freund?
37:04Naja, Weihnachten ist mir lieber.
37:06Sehr richtig.
37:08Nur nie die gute Laune verlieren.
37:11Ja, also, ich bin Björn Hellmark.
37:15Und wer sind Sie?
37:15Wenn Sie mir nur die halbe Wahrheit sagen, sage ich Ihnen auch nur,
37:20dass ich so ziemlich der mächtigste, gefährlichste und größte Todfeind bin,
37:24den Sie im Augenblick vorweisen können.
37:27Ich kann mir denken, dass Sie das noch nicht begreifen,
37:29aber trotzdem können Sie Ihr neues Schwert beruhigt lassen, wo es ist.
37:33Es ist noch zu früh für einen Zweikampf.
37:36Ich will Sie auch nicht darüber im Unklaren lassen,
37:38dass mir hier unten die Hände gebunden sind, sie zu vernichten.
37:41Nichts wäre mir lieber, aber noch schützt Sie der Bann der weißen Priester.
37:47Die Zeit wird kommen.
37:49Und was hätten wir uns bis dahin noch zu sagen?
37:51Sie mir überhaupt nichts.
37:54Aber ich Ihnen.
37:56Ich will Ihnen die Wahrheit sagen.
37:59Dieses Buch in dem Kubus betrachte ich nun schon seit über 20.000 Jahren.
38:05Und nichts wünsche ich mir sehnlicher, als es in den Händen zu halten.
38:09Aber leider hat der Verfasser mehrere Vorkehrungen getroffen, genau das zu verhindern.
38:17Es gibt nur einen einzigen Menschen, der ohne Gefahr für sein Leben dieses Buch aus diesem Würfel nehmen kann.
38:24Und das ist der, dem das Schwert des toten Gottes wie für ihn geschmiedet in den Händen liegt.
38:30Es wird einem so intelligenten jungen Mann wie Ihnen nicht weiter schwerfallen zu erraten, um wen es sich dabei handelt.
38:38Es gibt auch keine Macht der Welt, die jenen Auserwählten abhalten kann, das Buch in seinen Besitz zu nehmen.
38:44Nur im selben Augenblick, in dem das Buch den Schutz des Würfels verlässt, schließt Cleomorphap für immer das Tor zur anderen Welt.
38:55Und Buch und Mensch sind auf ewig in diesen Mauern eingeschlossen.
39:00Ich empfehle mich.
39:01So überraschend, wie der in schwarzes Tuch gehüllte Herr erschienen war, so schnell war er auch wieder verschwunden.
39:12Er löste sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auf.
39:16Ich blickte skeptisch herunter auf das federleicht mir in der Hand liegende Metallschwert aus dem Würfel und war relativ ratlos.
39:22Augenscheinlich hatte meine Person auch etwas mit dem in Bälde zu erwartenden Auftauchen eines ganzen Kontinents zu tun.
39:29Und ich hatte Feinde, Todfeinde, die sich in den Kopf gesetzt hatten, mich auf irgendeine gemeine Art und Weise endlich ins Reich der absolut Toten zu befördern.
39:37Das Schwert ist das Zeichen der erwachenden Schlacht.
39:41Das Buch ist der Schlüssel zu Wissen und Sieg.
39:44Es blieb mir also gar nichts weiter übrig, als ein zweites Mal in den Kubus zu greifen und mir das Buch unter die Arme zu klemmen.
39:51Leider hatte der Herr im schwarzen Mantel die Wahrheit gesagt.
39:55Und gewonnen hat die losen Nummer 8.
39:59Die Quadratkilometer große Riesenquark, die sich die ganze Zeit so hübsch friedlich verhalten hatte,
40:03machte eine gigantische Rolle rückwärts, die ich durch die durchsichtigen Wände der Kuppelhalle aus nächster Nähe bewundern durfte
40:09und versperrte mir mit ihrem halbdurchsichtigen, quabbeligen Leib offensichtlich den 20 Meter breiten Felsenspalt und damit den Rückzug ins bürgerliche Leben.
40:18Kleomorpha, was für ein seltener Name für eine Qualle.
40:23Turm.
40:25Spiegel.
40:25Ein frischer Gedanke hatte sich in meiner eigenen Überlegung über Fug und Unfug von Tiernamen dazwischen gemengt.
40:32Ich atmete auf.
40:33Hatte mich der alte Xantilon ja doch noch nicht ganz vergessen.
40:36Ich musste hier raus.
40:38Denn auf einmal verstand ich Majesthetics aus Asterix und Obelix, irgendwie hatte ich Angst, dass mir der Himmel auf den Kopf fällt.
40:43Ich lief durch Gänge, Flure und Hallen, aber ich erreichte geleitet von den fremden Gedanken des Meisters der weißen Magie den Absatz des Turmes.
40:52Keiner stellte sich mir in den Weg.
40:53Der Schutzband des Buches leistete mir immer noch hilfreiche Dienste.
40:57Am anderen Ende des Ganges erkannte ich eine menschliche Gestalt.
41:00Ich lief auf sie zu.
41:01Sie kam mir entgegen.
41:02Ich stellte fest, es war mein eigenes Spiegelbild gewesen.
41:04Und ein frevelhafter Gedanke kam mir in den Kopf.
41:07Ich sollte in den Spiegel steigen.
41:09Ich stockte.
41:11Na, jetzt wird doch der Hund in der Pfanne verrückt.
41:14Der Spiegel war gar kein Spiegel.
41:15Ich meine schon, denn ich sah ja mein Spiegelbild.
41:17Aber nicht nur, denn meine Hand fand keinen Widerstand auf der Glasscheibe.
41:21Sie glitt einfach hindurch und verschwand hinter der reflektierenden Scheibe.
41:26Na also, dann auf ins nächste Abenteuer.
41:29Ich nahm einen kurzen Anlauf und sprang in den Spiegel.
41:31Aber ich hätte doch lieber vorher nachsehen sollen, denn als ich wieder zurück wollte,
41:34weil es mir hinter dem Spiegel ganz und gar nicht gefallen hatte,
41:36stieß meine Stirn gegen harten, eiskalten Granit.
41:40Es stank fürchterlich und meine Haut zerfärbte sich grün.
41:43Der schwere Ast in der Hand von Charles Clearwater
42:08rast Kiona Megaligosch hart gegen den Oberarmknochen der Bersten zu Boden.
42:13Wie ein Berserker droscht der Mann auf das Skelett ein,
42:16bis schließlich nur noch ein Haufen verfaulter, gespaltener Knochen
42:18vor ihm in einer matschigen Pfütze lang.
42:24Charles, du hast es geschafft.
42:26Da erstaunst du, Lawrence Clearwater.
42:29Du sadistische, senile Schwein von einem toten Vater.
42:32Du hast es gewusst.
42:34Du hast es vorher geplant.
42:36Du kanntest das Geheimnis der Druidin
42:38und wusstest, dass Nairine Mettobisch ihre Wiedergeburt war.
42:43Das Bild in dem Buch hat es dir gesagt.
42:46Oh, wie musst du uns gehasst haben.
42:49Wir sollten von einem Goldschatz gekögert
42:51alle im Haus der Hexe vor dir runtergehen.
42:53Und ich bin sicher, im ganzen Megaligash-Haus sind keine fünf Cent versteckt.
42:57Aber die Rechnung...
43:02Nein.
43:05Charles Clearwater hatte kaum mehr die Kraft, sich aufzurichten,
43:09aber er musste.
43:10Denn der Knochenhaufen hatte sich wie von Geisterhand erhoben
43:13und wieder blickte Charles Clearwater
43:15in das dämonische Grinsen des vor wenigen Sekunden
43:18noch zertrümmerten Totenschädels von Fjuna Megaligash.
43:22Mit letzter Kraft rannte er auf die Küste zu.
43:24Auf der Insel gab es keinen drinnen für ihn, das wusste Clearwater.
43:28Er musste ein Boot, eine Jolle oder sei es auch nur einen Baumstamm finden.
43:32Denn auf der Insel lauerte der sichere Tod.
43:35Schweratmend erreichte er das Ufer dadurch.
43:37Es war wie im Traum.
43:38Vor ihm lag gegen den Felsen gekippt
43:40eine offensichtlich in Seenot geratene Segeljagd.
43:43Im fahlen Mondlicht erkannte er auf dem Buch des Schiffes den Namen.
43:46See, Jungfrau.
43:47Er kletterte den zerklüfteten Felsen hoch
43:49und ließ sich einfach auf das Deck des Schiffes fallen.
43:51Die Welt drehte sich vor seinen Augen in etwas Weiches, berührte seinen Arm.
43:54Zu Tode erschrocken riss er den Kopf herum
43:56und blickte in das schmerzverzerrte Gesicht von Camilla Brado,
44:00der Freundin, Geliebten und Lebenspartnerin von Björn Helmer.
44:04Hilfe, retten Sie mich!
44:06Sie machen mir Spaß.
44:08Mein Bein ist gebrochen,
44:09mein Freund ist unter Wasser verschollen,
44:11der Skipper liegt bewusstlos unter dem gebrochenen Mast
44:14und Sie wollen gerettet werden.
44:16Bringen Sie mich in Sicherheit!
44:17Sie will mich töten!
44:18Sie tötet uns alle!
44:19Miss Camilla, wo sind Sie?
44:24So, Focles, hier!
44:26Ich glaube, ich habe mir das Bein gebrochen
44:28und neben mir liegt ein Irrer, der will gerettet werden.
44:31Sehen Sie doch, da vorne am Ufer, da steht sie.
44:35Mein Gott, was ist denn das?
44:38Das ist aber gar nicht so für den Fremdenverkehr.
44:40Machen Sie keine Witze!
44:41Wir müssen hier weg, haben Sie nichts,
44:43wo wir uns einschließen können.
44:44Das Cockpit!
44:45Schnell, sie kommt!
44:47Machen Sie doch endlich!
44:48Kaminia und der Skipper kannten zwar die Hintergründe nicht,
44:54aber das auf sie zukommende Knochenskelett,
44:56das gerade den Felsen passiert hatte,
44:57überzeugte sie dem Rat des Fremden zufolgen.
45:01Schauen Sie die Tür!
45:02Mein Gott, das Fenster!
45:05Das ist aus Panzerglas!
45:06Aber es hat einen Sprung!
45:07Durch Nest und vor Kälte zitternd,
45:11kauerten die drei auf dem Boden des Cockpits.
45:14Die meterhohen Wellen peitschten wütend gegen das Schiff,
45:17das dem Bergsten nahe hin und her bebt.
45:24Schritt, hören Sie!
45:26Jetzt, Gnade uns Gott, zum Kopf!
45:28Bewegungslos starten die drei auf den hässlichen Riss
45:34in der Glasscheibe der Kabine.
45:40Die schwarzen Taubenlöcher der Hexe glotzten teuflisch
45:44im Mondlicht funkelnd durch das kaputte Fenster der Kajunen.
45:48Breiiger Schlamm lag Knöchel hoch auf dem Boden
46:02und stank nach Kot und Schwefelsäure.
46:05Nur mühsam gelang es mir, den Brechreiz zu unterdrücken.
46:08Widerwillig stapfte ich durch die schwarzbraune Suppe.
46:11Die wirklich erschreckende Entdeckung machte ich,
46:13als ich beiläufig auf den Rücken meiner Hände blickte.
46:16Schuppen!
46:17Grüne, schleimige Schuppen wuchsen wie Krebsgeschwüre aus meinen Pogen.
46:23Und nicht nur die Hände.
46:24Die glitschigen Hautlappen reichten mir bereits bis zu den Ellenbogen.
46:28Du musst dich beeilen.
46:29Allnach vor bestätigte mir meinen furchtbaren Verdacht.
46:32Ich musste dieser Hölle entkommen,
46:33bevor die Schuppen meinen ganzen Körper erfasst hatten,
46:35sonst gab es keinen Rückweg mehr für mich in meine Welt.
46:38Den Ekel unterdrückend rannte ich durch die bestiale stinkende Brühe,
46:42als vier Schuppenwesen sich mir in den Weg stellten.
46:45Das Schwert.
46:46Wieder half mir mein neuer Freund aus dem Zwischenreich der magischen Kräfte.
46:49Was sollte ich tun?
46:50Gleichzeitig stürzten sie sich auf mich und ich reagierte eine zehnte Sekunde zu spät.
46:55Eines der Schuppenwesen war mir zwar direkt in die Klinge gesprungen
46:58und riss mir mit seinem fallenden Körper das Schwert aus der Hand,
47:01aber die anderen,
47:02ich trat einer der glitschigen Gestalten in die berühmte empfindliche Stelle
47:05und war sichtlich erleichtert,
47:07dass diese sich auch bei den Schuppenmenschen am üblichen Platz befand.
47:10Eifrig fortan mit sich selbst beschäftigt,
47:13zog sich der zweite Angreifer daraufhin zurück.
47:15Es fliegen noch zwei.
47:16Einer hastete auf seinen durchstoßenden Kumpan zu
47:18und versuchte ihm das Schwert aus dem Leib zu ziehen,
47:20was ihm glücklicherweise nicht gelang.
47:22Mit einem meiner gefürchteten Handkantenschläge
47:24schickte ich den dritten ins Land der Schuppenträume,
47:26worauf dem vierten offensichtlich schlagartig eine andere Verabredung einfiel,
47:29der eifrig nachzukommen gedachte.
47:31Ohne große Probleme, von den seelischen Mal abgesehen,
47:34zog ich dem getöteten Wesen,
47:35das mich entfernt an eine Eidechse erinnerte,
47:38mein Schwert aus dem Körper
47:39und konzentrierte mich ganz auf die innere Stimme,
47:42die mich zum Ausgang aus diesem Hexenkessel führen sollte.
47:45Perplex ließ mich allen nah vor,
47:47vor einer massiven Felswand einfach stehen und verließ mich.
47:50Langsam hatten die grünen Hautlappen schon meinen Hals verziert
47:53und verzweifelt drückte ich meine schuppige Hand gegen den Felsen
47:56und griff ins Leere.
47:58Noch ein Spiegel, dachte ich.
48:00Ohne zu überlegen sprang ich meine Hand hinterher
48:02und landete, von Schuppen befreit,
48:04in den Armen einer bereitliegenden, grünäugigen, jungen Frau.
48:09Das hätte mir schon gefallen.
48:11Aber leider war die Dame Mause tot
48:12und roch schon leicht nach Verwesung.
48:14Ich steck mit Eis und steig mir die Scheibe ein.
48:29Ist sie denn durch gar nichts aufzuhalten?
48:31Ich habe eine Leuchtpistole.
48:33Dann schießen Sie doch!
48:35Das hat doch alles keinen Zweck.
48:36Tote kann man nicht mehr schießen.
48:37Ich hatte mich gerade kurz orientiert, wo ich eigentlich gelandet war,
48:43als ich die Schüsse hörte.
48:45Gefahr.
48:46Selten hatte ich Al-Nafos Gedanken so deutlich verstanden.
48:50Obwohl ich in dieser Nacht eigentlich schon genug durch die Gegend gerannt war,
48:52holte ich aus meinem Körper die letzten Kraftreserven.
48:55Zum Ufer, mahnte mich Al-Nafo in Gedanken
48:58und schon von Weitem ahnte ich,
49:00als ich die Yacht in der Felsenbucht entdeckt hatte,
49:02für wessen Leben ich diesmal wieder mein eigenes riskieren sollte.
49:10Es hat keinen Zweck.
49:12Die Kugeln gehen durch Sie hindurch.
49:14Schlaft Sie!
49:15Ihr müsst sie schlagen!
49:16Dann gewinnen wir Zeit!
49:19Hilfe!
49:20Sie kommt zu mir!
49:22Mit einem abgerissenen Tischbein
49:24prügelte Charles Clearwater
49:26wie ein Verrückter auf das wandelnde Totenskelett ein.
49:28Aber diesmal schienen die Knochen aus Eisen zu sein.
49:31Wirkungslos prallten die Schläge am Gerippe ab.
49:35Geh weg!
49:37Schlagen Sie!
49:38So schlagen Sie doch!
49:42Ja!
49:44Jan Hellmark hatte die Tür aufgebrochen.
49:47Genau in der richtigen Sekunde.
49:48Schon senkte sich der stinkende Schädel der Hexter
49:50auf den kaffeebraunen Hals der schönen Frau.
49:53Im letzten Moment hieb Hellmark mit seinem magischen Schwert
49:55auf die Wirbelsäule des Skeletts,
49:58das sofort in zwei Teile auseinanderfiel.
50:01Benommen blickten die vier
50:03auf die vermoderten Knochen von Kuna Megaligosch,
50:07die sich in Sekundenschnelle dunkel verfärbten,
50:10als würden sie verbrennen.
50:12Schwarzer Qualm stieg aus dem Gerippe
50:14und langsam lösten sich die Knochen auf,
50:18als hätte sie jemand in ätzende Säure geworfen.
50:20Der schwarze Rauch stieg auf
50:24und suchte sich seinen Weg
50:26durch das zerbrochene Fenster der Kabine.
50:30Dort, wo eben noch die Überreste von Kuna Megaligosch
50:33gelegen hatten,
50:34zeugte nur noch ein hässlicher Brandfleck
50:36von ihrer todbringenden Anwesenheit.
50:40Der Fluch der Druidin
50:42war für immer gebannt.
50:45Wie hatte sich Al-Nafur vor ein paar Tagen
50:49in Genf noch ausgedrückt?
50:50Ich sollte Urlaub machen.
50:52Ich beschloss,
50:53sollte Xantilon jemals auftauchen,
50:55würde ich ein paar grundlegende Änderungen
50:57der Freizeitgestaltung
50:58in die Diskussion mit einbringen.
50:59Ich wollte gerade Inischkir
51:01schon für immer Lebewohl sagen,
51:03als mir schon wieder
51:04ein fremder Gedanke kam.
51:06Ich sollte den Spiegel
51:07aus dem engen Gewölbe
51:08des Megaligosch-Hauses,
51:09durch den ich der ekelhaften Welt
51:11der Schuppenwesen
51:11im letzten Moment den Rücken gekehrt hatte,
51:13von Charles Clearwater,
51:15dem letzten lebenden Erben
51:16des Grundstücks, kaufen.
51:18Schwert, Buch und Spiegel
51:19sollte ich in einem besonders gesicherten Raum
51:22in meiner Genfer Villa deponieren.
51:24Ich ahnte,
51:26dass mein Abenteuer der vergangenen Nacht
51:28nur ein kleiner Vorgeschmack gewesen war
51:29auf das,
51:31was mich in nächster Zukunft
51:32noch erwarten sollte.
51:33skнуme
51:36her
51:37•
51:39kommt
51:40her
51:42•
51:43•
51:46•
51:47•
51:50•
51:52•
51:52•
51:52•
51:53•
51:53•
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51:54•