Zwei Geschichten – Israels Staatsgründung

  • 4 years ago
Vor zwei Jahren feierte Israel sein 70-jähriges Bestehen: Am 14. Mai 1948, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Holocaust mit sechs Millionen jüdischen Opfern, wurde mit UNO-Unterstützung Israel als Staat der Juden gegründet. Für die Palästinenser, die aus ihren Gebieten flüchteten oder vertrieben wurden, gilt dieser Tag als der Tag der Katastrophe, dem Krieg und Besatzung folgten. Im „WELTjournal +“ zeigen der damalige Israel-Korrespondent Ben Segenreich und Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary, wie unterschiedlich sich das Leben der beiden Völker entwickelt hat – in einem Land, das nur so groß ist wie Niederösterreich, über das aber ständig debattiert wird.

Ben Segenreich beginnt seinen Streifzug durch Israel bei aus Österreich stammenden Zeitzeugen, die sich vor den Nazis in den entstehenden jüdischen Staat retten konnten: Aviva Schneider, geboren 1926 in Wien, erinnert sich an dessen Geburtsstunde und an den Angriff der arabischen Armeen. Heute, mehr als 70 Jahre später, erklärt die junge Offizierin Shir Portman, warum der Wehrdienst in Israel eine Selbstverständlichkeit ist. Die muslimische Karatemeisterin Hanan Drawshe spricht über die gespaltene Identität der israelischen Araber. Segenreich schildert, wie sich das kleine Land zu einer „Startup-Nation“ und einer Innovations-Supermacht entwickelt hat, die etwa bei der Entwicklung des Autos der Zukunft eine große Rolle spielt. Und er besucht Netiv Haassara, jenes israelische Dorf, das am nächsten beim Gaza-Streifen liegt – es ist wie ein Symbol für Israels Lage: gute Lebensqualität hinter Schutzmauern.

Karim El-Gawhary zeigt die zweite Seite der Staatsgründung: die Palästinenser nennen sie „Al-Nakba“, die Katastrophe. Für sie ist es nicht nur ein Datum in ihrer Geschichte, sondern ein fortwährender Zustand. Eine „Quelle des Verlustes und des Leides“, wie es die prominente palästinensische Politikerin Hanan Ashrawi im Gespräch bezeichnet. El-Gawhary trifft den 81-jährigen Abu Khaled, der die Vertreibung als Kind erlebte und der heute noch die Schlösser seines früheren Elternhauses aufbewahrt. In Betlehem besucht er die palästinensische christliche Souvenirhändlerin Claire Anastas, deren Geschäft im Schatten der Mauer liegt, die die Israelis als Sicherheitswall gegen Terrorismus bezeichnen, die Palästinenser hingegen als Apartheid-Mauer.

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