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00:00 10 Millionen Jahre vor unserer Zeit entwickelte sich eine der tödlichsten Kreaturen, die
00:04 jemals existiert hat in den Weltmeeren.
00:06 Der riesige, mit Zähnen bewaffnete Urzeitwahl, Leviathan.
00:10 Benannt nach dem mythischen Seerungeheuer aus der Bibel, Leviathan.
00:14 Ein Monster, das von Menschen nicht besiegt werden kann und am Ende der Zeit von Gott
00:18 selbst vernichtet werden wird.
00:20 Ein passender Name für eine derart beeindruckende Kreatur wie den Killer Potwhal.
00:24 In diesem Video sehen wir uns mal an, wie Leviathan sich entwickelt hat, wie er lebte
00:28 und warum er, obwohl er vielleicht sogar das stärkste Meerestier aller Zeiten war, nach
00:33 ein paar Millionen Jahren komplett ausgestorben ist.
00:36 Das ist der Aufstieg und Fall des Leviathan.
00:39 Von der Existenz dieses räuberischen Urzeitwahls wissen wir noch gar nicht mal so lang.
00:44 Erst 2008 hat man das erste Fossil entdeckt, und zwar in den Sedimenten der Pisco-Formation
00:49 in Peru.
00:50 Das hier sind sie, die ersten Überreste von Leviathan, die wir entdeckt haben.
00:54 Ein Teil des Schädels und ein Teil des Unterkiefers und ein paar Zähne.
00:57 Das sieht auf den ersten Blick noch nicht nach viel aus, aber man kann bereits aus diesen
01:01 Fundstücken eine Menge Informationen über das Tier erhalten.
01:04 Durch den genauen Fundort im Sediment wissen wir auch, aus welcher Zeit die Knochen stammen,
01:08 nämlich aus dem Tortonium im Juzehn.
01:11 2010 beschrieben die Forscher, die die Fossilien entdeckt haben, eine neue Spezies und gaben
01:17 ihr den Namen Leviathan Melvilli, benannt nach dem Monster aus der Bibel und dem Autor
01:22 von Moby Dick.
01:23 Allerdings gab es bereits ein Tier mit dem Namen Leviathan, und zwar ein Mastodon aus
01:27 Missouri.
01:28 Deshalb nannte man den Wal kurzerhand um in Leviathan.
01:31 In den folgenden Jahren hat man an verschiedenen Orten ein paar weitere Zähne gefunden, die
01:36 von der Größe her mit 32 Zentimetern einem Leviathan gehören könnten.
01:40 Allerdings ist es bei einzelnen Zähnen oft schwer, sie genau zuzuordnen, wenn sie nicht
01:45 exakt zu den anderen Funden passen.
01:47 Und außer diesen Zähnen, dem Schädelteil und dem halben Unterkiefer haben wir leider
01:52 noch keine Fossilien entdeckt.
01:54 Trotzdem wissen wir aber schon ein bisschen was über diesen Wal, zum Beispiel wie groß
01:58 er ungefähr gewesen sein muss.
02:00 Ganz offensichtlich ziemlich groß, das sieht man hier ganz gut, wenn man die Schädelbruchstücke
02:05 mit einem Menschen vergleicht.
02:06 Ein Leviathan hätte einen erwachsenen Mann also ohne jegliche Probleme komplett verschlingen
02:12 können.
02:13 Sein Schädel allein war mehr als 3 Meter lang und an der breitesten Stelle 1,9 Meter breit.
02:18 Wenn man den Schädel jetzt mit denen von heute lebenden Potwallen oder dem Zygophyseter
02:23 vergleicht, können wir die Körperlänge von Leviathan ganz gut berechnen.
02:27 Und zwar auf 13,5 bis 17,5 Meter.
02:30 Die Schädelform ist bei beiden Tieren etwas anders, weswegen man einen Toleranzbereich
02:34 braucht.
02:35 Außerdem haben wir leider nicht viele verschiedene Schädel, von denen wir einen Durchschnitt
02:39 errechnen können, sondern nur den einen.
02:42 Allerdings haben wir Zähne von verschiedenen Exemplaren, die alle etwa 30 bis 34 Zentimeter
02:47 lang sind, weshalb das Exemplar, von dem unser Schädel stammt, wahrscheinlich ein normal
02:52 großer Leviathan gewesen ist.
02:54 Die geschätzte Größe spielt dann natürlich auch beim errechneten Gewicht eine große
02:58 Rolle.
02:59 Die höhere Schätzung mit 17,5 Meter Länge hätte ein Körpergewicht von etwa 60 Tonnen.
03:04 Das entspricht in etwa dem Gewicht eines normal großen männlichen Potwalls.
03:08 Die kleinere Schätzung mit 13,5 Metern hätte ein Gewicht von nur 35 Tonnen und entspricht
03:14 damit dem eines weiblichen Potwalls, und der Mittelwert liegt bei 50 Tonnen für ein Leviathan
03:19 mit 15,5 Meter Länge.
03:21 Aber warum ist Leviathan überhaupt so groß geworden?
03:24 Nun, Gigantismus hat ein paar bedeutende Vorteile.
03:28 Dadurch war Leviathan selbst sicherer vor anderen Raubtieren.
03:31 Zu seiner Lebenszeit gab es eine Reihe von relativ großen Haien, die ihm ansonsten ziemlich
03:36 gefährlich werden könnten.
03:37 Außerdem sorgt ein großer schwerer Körper auch dafür, dass ein Tier seine Temperatur
03:41 leichter halten kann.
03:43 Riesige Tiere brauchen viel länger, bis sich der Körper der Umgebungstemperatur anpasst.
03:47 Für warmblütige Säugetiere wie Wale, die eine Temperatur von 37 Grad haben, ist das
03:51 wichtig.
03:52 Und was natürlich auch wichtig ist, die Größe von Leviathan ermöglicht die Jagd auf große
03:57 Beutetiere.
03:58 Und von denen gab es zur Zeit des Raubwals aufgrund günstiger Klimabedingungen immer
04:02 mehr.
04:03 Leviathan war zusammen mit einigen weiteren ausgestorbenen Arten ein Teil der Stammlinie
04:08 der Potwale, gehörte also zur Überfamilie Physeteroide.
04:12 Von seinen heute noch lebenden Verwandten, dem Potwal und dem Zwergpotwal, unterscheidet
04:17 er sich, weil er auch Zähne im Oberkiefer besetzt, während die anderen beiden nur einen
04:22 bezahnten Unterkiefer haben.
04:23 Die ersten Potwale entwickelten sich vor etwa 25 Millionen Jahren, am Ende des Oligozehens.
04:29 Die meisten Arten, die sich entwickelten, wurden nicht größer als Orcas.
04:33 Acrophyseter, Brygmophyseter und Zygophyseter waren genau wie Leviathan auch auf die Jagd
04:39 großer Beutetiere spezialisiert.
04:41 Ein Merkmal, das sie doch etwas vom modernen Potwal unterscheidet, der sich auf die Jagd
04:45 von Tiefseetintenfischen spezialisiert hat, die zugegeben aber auch recht groß sind.
04:50 Ein besonderes Merkmal, das diese Gattungen verbindet, sind das Spermaketiorgan und die
04:55 Junkmelone.
04:56 Diese seltsame anatomische Struktur im Kopf von Potwal nimmt etwa ein Drittel der Körperlänge
05:01 ein und besteht aus Fettlinsen, die den früher mal sehr begehrten Walrat enthalten.
05:06 Was genau die Funktion dieses Organs ist, ist noch nicht komplett entschlüsselt.
05:10 Es dient aber sicher schon mal zur Echo-Ortung, die bei modernen Potwalen sogar wichtiger
05:15 ist als ihr visueller Sinn, vergleichbar mit dem als Melone bezeichneten Organ von anderen
05:20 Zahnwalen.
05:21 Aufgrund der enormen Dimensionen des Spermaketiorgans und der Junkmelone sollen sowohl der Potwal
05:27 als auch Leviathan eine weitere Fähigkeit nutzen können, die Schallkanone.
05:31 Damit können Beutetiere betäubt und somit leichter gefangen und verspeist werden.
05:36 Eine weitere mögliche Funktion ist der Rambog.
05:39 Computersimulationen haben gezeigt, dass die spezielle Gewebestruktur im sogenannten Junk
05:44 die Belastung des Kopfes bei Rammangriffen um fast die Hälfte reduzieren würde.
05:49 Das eröffnet Leviathan und dem Potwal bei Angriffen ganz neue Möglichkeiten.
05:53 Hinweise darauf stammen von Berichten über die Rammattacken von Potwalen auf Walfangschiffe
05:58 und Kämpfen zwischen Potwal-Männchen.
06:01 Bestätigt ist die Rammstoßtheorie damit allerdings noch nicht.
06:04 Leviathan unterschied sich außerdem ein bisschen in der Kopfform.
06:08 Er hatte eine breitere und kürzere Schnauze mit riesigen Zähnen, während der Potwal
06:12 einen längeren Kopf und ein weniger stark ausgeprägtes Gebiss hat, was ihm mehr Platz
06:17 für Junkmelone und Spermaketiorgan bietet, weshalb die speziellen Fähigkeiten des Potwals
06:22 bei Leviathan vermutlich etwas schwächer waren.
06:25 Möglicherweise diente sein spezielles Organ auch als Resonanzkammer, um seine Schallwirkung
06:29 zu verstärken, damit er über längere Strecken kommunizieren konnte.
06:33 Leider wissen wir nicht wirklich, was davon zutrifft und was nicht.
06:37 Es könnte alle Funktionen gehabt haben, oder auch nur eine davon.
06:41 Mehr darüber erfahren wir wahrscheinlich, sobald wir die Funktion des Walrats im Kopf
06:45 von heute lebenden Potwalen erforschen.
06:47 Aber was hat Leviathan mit seinen 34 Zentimeter langen und 10 Zentimeter breiten Zähnen
06:52 und seinen möglichen Fähigkeiten wie Schallkanone und Rammstoß eigentlich gejagt?
06:56 Seiner Größe und Bewaffnung nach zu urteilen, muss er sich von ziemlich großen Beutetieren
07:01 ernährt haben.
07:02 Man geht davon aus, dass Leviathan eine ähnliche Nische eingenommen hat wie der heutige Orca.
07:07 Für den Urzeitwal bedeutet das, dass er große Tiere nahe der Oberfläche jagte, hauptsächlich
07:12 mittelgroße Bartenwale, zum Beispiel aus der Familie der Cetoteride.
07:17 Überreste dieser 5 bis 8 Meter langen Bartenwale fand man nämlich in der gleichen Ausgrabungsstätte
07:22 wie Leviathan.
07:23 Mit mehreren Tonnen Gewicht und vollgepackt mit Fett und Nährstoffen boten sie eine hervorragende
07:28 Mahlzeit und gleichzeitig keine wirkliche Gegenwehr, also die optimale Beute für Leviathan.
07:34 In der gleichen Formation in Peru fand man außerdem noch die Überreste von Schnabelwalen
07:39 wie Messapicetus, dazu noch die urzeitlichen Vorfahren von Flussdelfinen wie Brachydelfis
07:45 und auch die Überreste von Urzeitschildkröten wie zum Beispiel Pacificheles urbanae, sowie
07:50 urzeitliche Vertreter der Hunsroben und eine Vielzahl von verschiedenen Knorpelfischen
07:55 und Haien.
07:56 Alles mögliche Beutetiere für Leviathan.
07:59 Als Spitzenpredator hatte er die freie Wahl und wahrscheinlich auch einen sehr großen
08:04 Einfluss auf die gesamte Struktur der Meerestiere während des Miocenes.
08:08 Das einzige Tier, das sich ihm in den Weg stellen konnte, war Otodos Megalodon, der
08:13 zur gleichen Zeit im gleichen Gebiet Jagd auf die gleichen Beutetiere machte.
08:17 Die Konkurrenz um Nahrung hat damals sicher für einige Kämpfe gesorgt, aber das schauen
08:21 wir uns später nochmal etwas genauer an.
08:23 Was die Jagdstrategien für Wale angeht, so vermuten Forscher bei Leviathan ein ähnliches
08:28 Vorgehen, wie es der Orca an den Tag legt.
08:31 Die hetzen Wale, auf die sie Jagd machen, und treiben sie so lange, bis sie müde werden
08:35 und ertränken sie dann.
08:37 Große Gruppen von Orcas versuchen einen einzelnen Wal von seiner Gruppe zu trennen, um ihn dann
08:41 möglichst leicht und ohne Risiko zu töten.
08:44 Ein Wal mit den Ausmaßen von Leviathan konnte aber wahrscheinlich auf solche Manöver verzichten
08:49 und ganz alleine Bartenwale jagen.
08:51 Aber dennoch bestand höchstwahrscheinlich ein großer Teil seiner Nahrung aus ganz verschiedenen
08:55 Tieren, die noch ein gutes Stück kleiner waren.
08:58 Dass Leviathan sich nicht wie der moderne Potwal von den Kalmaren in der Tiefsee ernährte,
09:02 kann man von seinen Zähnen ableiten.
09:04 Wie vorhin schon erwähnt hatte Leviathan auch im Oberkiefer Zähne.
09:08 An den Abnutzungsstellen kann man erkennen, dass diese Zähne beim Beißen aneinander
09:12 vorbeischliffen.
09:13 Dadurch war es Leviathan möglich, große Fleischstücke aus seinen Opfern herauszubeißen.
09:17 Die Zähne waren außerdem tief im Zahnfleisch verankert, fast dabei halb Beute, die sich
09:22 gewährt hat, festzuhalten.
09:24 Mit über 30 Zentimetern waren Leviathans Zähne die größten im Tierreich, zumindest
09:29 dann, wenn wir Stoßzähne nicht mit dazuzählen.
09:31 Interessanterweise hatte Leviathan dafür aber wiederum weniger Zähne als ein Potwal.
09:36 Und bei dem ist ja nur der Unterkiefer bezahnt.
09:39 Bis zu 26 Stück sind es und zwar auf beiden Seiten, also insgesamt bis zu 52 Stück.
09:44 Und jeder einzelne davon bringt etwa ein Kilogramm auf die Waage.
09:48 Leviathan hat dagegen nur 22 Zähne im Unterkiefer und 18 im Oberkiefer, also insgesamt nur 40
09:55 Stück.
09:56 Damit hatte dieser Wal weniger Zähne als alle anderen Gattungen der Potwal-Überfamilie.
10:01 Dafür waren seine Zähne denen der später lebenden Tiere aber überlegen.
10:05 Sie besaßen nämlich einen dicken Zahnschmelz, der von sogenannten Hunter-Schreger-Bändern
10:09 durchzogen war.
10:11 Diese prismenbildenden Strukturen sind in Schichten unterschiedlicher Dicke etwa rechtwinklig
10:15 zueinander angeordnet.
10:17 Hunter-Schreger-Bänder stärken den Zahnschmelz und verhindern, dass sich Risse durch den
10:21 Zahn ausbreiten.
10:22 Dadurch können die Zähne einer größeren Krafteinwirkung widerstehen.
10:25 Diese Eigenschaft besitzt die heute lebende Potwal-Verwandtschaft nicht mehr.
10:30 Fairerweise haben Potwale heute dafür aber auch keine Verwendung mehr.
10:34 Aber wie konnte es eigentlich passieren, dass Leviathan mit all seinen Fähigkeiten
10:37 und seinen beeindruckenden Eigenschaften, die teilweise sogar heutigen Tieren überlegen
10:42 waren, ausgestorben ist?
10:43 Wie so oft war etwas dafür verantwortlich, dass noch viel größer und mächtiger ist
10:48 als jedes Raubtier, und zwar das Klima.
10:50 Wie vorhin schon erwähnt lebte Leviathan im Miocen und zwar während der Tortonium-Stufe.
10:56 Zu dieser Zeit war der Räuberische Wal auf der Südhalbkugel der Erde weit verbreitet,
11:01 denn in warmen Gewässern, vor allem rund um Südamerika, fühlte sich Leviathan richtig
11:05 wohl und fand viele Beutetiere.
11:07 Doch dann ist er plötzlich verschwunden und es finden sich keine weiteren Fossilien mehr.
11:12 Die spätesten Funde, die wir Leviathan zuordnen können, stammen aus dem frühen Pliocen und
11:17 sind damit etwa 5 Millionen Jahre alt.
11:19 Das waren ein paar 30 bis 32 Zentimeter lange Zähne, die man in der Nähe der Küstenstadt
11:25 Tondeklip Bay in Südafrika gefunden hat.
11:28 Was ist vor 5 Millionen Jahren also passiert?
11:31 Genau hier begann das Klima sich zu verändern.
11:33 Das warme Klima des frühen Pliocens endete und es begann ein kühler werdender Trend,
11:38 der bis zur modernen Zeit anhielt.
11:40 Ausgelöst durch sinkende Kohlenstoffdioxidwerte.
11:43 Vor 3,5 Millionen Jahren war die Temperatur immer noch 2 bis 3 Grad Celsius höher als
11:48 heute und der Meeresspiegel 25 Meter höher.
11:51 Für Leviathan und vor allem für seine Beutetiere war das aber bereits zu kalt.
11:56 Die vielen verschiedenen mittelgroßen Bartenwalarten, auf die Leviathan Jagd gemacht hatte, starben
12:01 aus, stattdessen entwickelten sich Arten, die selbst für Leviathan zu groß waren,
12:05 denn durch die gigantische Körpergröße konnten diese Wale besser mit kälteren Temperaturen
12:10 klarkommen.
12:11 Zudem entwickelte sich eine neue Bedrohung, die viel besser auf die neuen Gegebenheiten
12:15 des Meeres angepasst war, und zwar der Orca.
12:18 Intelligenter als alle bisherigen großen Meerestiere mit komplexem Gruppenverhalten
12:23 und all den unglaublichen Eigenschaften, von denen ich euch schon oft genug erzählt habe,
12:27 war das hier ein harter Konkurrent, der genau zu der Zeit entstand, als die Leviathan-Population
12:32 durch das geringere Beuteaufkommen sowieso schon zu sinken begann.
12:36 Gigantismus bringt eine Menge Vorteile mit sich, solange das Nahrungsangebot ausreichend
12:41 ist, aber sobald sich das ändert, wird die Größe durch den enormen Kalorienverbrauch
12:45 zu einem Hindernis, das sogar über das Fortbestehen der Art entscheiden kann.
12:49 Und so geht Leviathans Herrschaft über den Ozean zu Ende, nicht mit einem Knall, sondern
12:54 mit einem leeren Magen.
12:56 So ziemlich das gleiche Schicksal, nur etwas später hat auch Othodos Megalodon ereilt.
13:01 Aber welcher dieser zwei Giganten war eigentlich größer, Megalodon oder Leviathan?
13:06 Und haben diese Tiere damals wirklich gekämpft?
13:09 Nun, ersteres kann man leider nicht genau sagen, aber wir können uns ja zumindest mal
13:13 die neueren Schätzungen von Megalodon kurz ansehen.
13:16 Der Paläobiologe Professor Kensho Shimada hat sich 2019 nochmal mit dem Thema auseinandergesetzt.
13:22 Er hat die Länge des größten Megalodon-Zahns genommen und die dann in die Total Height
13:26 Tooth Regression Equation des Haiforschers Michael D.
13:29 Gottfried eingegeben, um eine Maximalgröße bestimmen zu können.
13:33 Das Ergebnis war 15,3 Meter Länge.
13:36 Da der Hai einen recht starken Körperbau hatte, wäre sein Gewicht wahrscheinlich
13:39 auch vergleichbar mit dem eines gleichlangen Leviathan-Wals.
13:43 Andere Forscher errechneten im Jahr 2021 mit einer anderen Methode, bei der nicht die Länge
13:48 des Zahns, sondern seine Breite für die Berechnung verwendet wurde, jedoch eine Maximalgröße
13:53 von bis zu 24,2 Metern mit einer Mindestgröße von 17,4 Metern.
13:58 Also wie gesagt, es ist schwer hier etwas Genaues zu sagen, da die Schätzungen bei
14:02 Megalodon so weit auseinanderliegen.
14:04 Entweder waren große Exemplare des Hais etwa genauso groß wie ein durchschnittlicher Leviathan
14:09 oder aber selbst kleine Megalodon-Haie waren größer als große Leviathans.
14:14 Eine sichere Aussage kann man bei dieser Frage also nicht treffen.
14:17 Aber haben diese zwei Spitzen-Predatoren sich wirklich gegenseitig bekämpft?
14:21 Immerhin hatten sie es ja auf ein sehr ähnliches Beutespektrum abgesehen.
14:25 Die Antwort darauf lautet "Höchstwahrscheinlich zumindest ab und zu".
14:29 Was eine große Rolle dabei spielt, ist, ob Leviathan ein Einzelgänger war oder aber
14:34 wie Orcas in der Gruppe gejagt hat.
14:36 Eine Gruppe Leviathans würde auch eine Megalodon auf jeden Fall besiegen.
14:40 Was am ehesten daran herankommt, wäre der Konflikt zwischen dem großen weißen Hai
14:44 und dem Orca, der in Wirklichkeit sehr eindeutig aussieht.
14:48 Orcas sind schließlich nicht nur intelligenter und agieren in der Gruppe, sie sind auch noch
14:52 ein gutes Stück größer als die Haie.
14:54 Wenn Orcas Jagd auf einen großen weißen Hai machen, hat dieser eigentlich keine Chance.
14:59 Bei Megalodon und Leviathan würde das schon etwas anders aussehen, da beide entweder gleich
15:04 groß waren oder der Urzeit-Hai vielleicht sogar etwas größer war.
15:07 Aufgrund mangelnder Fossilien ist es aber schwer zu sagen, wie solche Kämpfe abgelaufen
15:12 sind und wie oft es wirklich dazu gekommen ist.
15:14 Eine Sache, in der Leviathan aber mit ziemlicher Sicherheit gewonnen hätte, wäre ein Messen
15:19 der geistigen Fähigkeiten.
15:21 Denn falls ihr euch mal die Frage gestellt habt, welches Urzettier das größte Gehirn
15:24 von allen hatte, dann habt ihr hier die Antwort, es war Leviathan.
15:28 Obwohl vom weichen Gewebe mittlerweile natürlich schon lange nichts mehr übrig ist, können
15:32 wir durch ein paar einfache Überlegungen sehr schnell auf diese Antwort kommen.
15:36 Das Tier mit dem größten Gehirn, das heute lebt, ist der Potwal.
15:40 Leviathan war der größte Potwal der Urzeit, also schon mal ein guter Hinweis.
15:44 Gewisse Sauropoden waren zwar sogar größer als der Wal, aber sie hatten extrem kleine
15:48 Köpfe und für ihren Körper auch extrem kleine Gehirne.
15:51 Megalodon war zwar ähnlich groß wie Leviathan, aber als Hai wahrscheinlich weniger intelligent
15:56 als ein Säugetier.
15:58 Die Meeresreptilien, die auch an diese Größe heranreichten, hatten wahrscheinlich nicht
16:02 annähernd die gleiche Hirnmasse.
16:04 Leviathan war also mit ziemlicher Sicherheit das Urzettier mit dem größten Gehirn, was
16:09 aber natürlich nicht bedeutet, dass er zwangsläufig das intelligenteste Tier von allen war.
16:13 Was nämlich auch sehr wichtig ist, ist die Faltigkeit des Gehirns.
16:16 Deshalb sind zum Beispiel Koalas sehr dumm.
16:19 Ihr Gehirn ist nicht nur ziemlich klein, sondern auch noch glatt, weshalb die Oberfläche
16:23 nochmal zusätzlich viel kleiner ist als bei einem faltigen Gehirn.
16:27 Da aber sowohl moderne Potwale als auch Killerwale, die ja die gleiche Nische bedienen wie Leviathan
16:32 damals, ein großes und faltiges Gehirn haben, war auch der Urzettwal bestimmt nicht dumm.
16:38 Eine Frage, die ich häufiger gesehen habe, welches Tier hatte eigentlich die stärkere
16:42 Beißkraft, Megalodon oder Leviathan?
16:45 Bei Megalodon können wir zumindest einen ungefähren Wert berechnen, da wir die Beißkrafttests
16:49 von großen weißen Haien haben.
16:52 2008 hat ein Team von Wissenschaftlern die Ergebnisse eines 2,5 Meter langen, großen
16:56 weißen Haies mit einer Formel auf die Größe von Megalodon angepasst.
17:00 Da Stärke ja nicht direkt proportional zur Masse zunimmt, ist das ein wenig aufwendiger
17:05 als man vielleicht denkt.
17:06 Kurz erklärt, der stärkste 100kg Athlet schafft einen Deadlift mit 431kg, der stärkste
17:12 200kg Athlet schafft aber nicht das Doppelte, sondern nur 70kg mehr.
17:17 Doppeltes Körpergewicht ist also nicht gleich doppelte Kraft.
17:20 Das Ergebnis der Hochrechnung für Megalodon lautet deshalb 108.514 Newton für die kleinere
17:26 Schätzung und 182.201 Newton für die größere Schätzung.
17:31 Okay, jetzt brauchen wir nur noch die Beißkraft von Liviathan und da wird es schwierig.
17:36 Einen Potwal kann man als Vergleich nicht hernehmen, da der ja ein völlig anderes Gebiss
17:40 hat.
17:41 Außerdem haben wir da sowieso keine Beißkraftergebnisse.
17:44 Das einzige Tier, das wir für eine Hochrechnung verwenden könnten, wäre der Orca.
17:49 Leider fehlen uns hier aber auch tatsächliche Messwerte.
17:52 Das macht die Angelegenheit leider sehr schwierig.
17:54 Manche schätzen die Orca-Beißkraft auf 19.000 PSI, aber andere Stimmen behaupten, der Wert
18:00 sei viel zu hoch und ohne irgendeinen Test kann ich leider gar keine genaue Aussage dazu
18:03 treffen.
18:04 Außerdem können wir Newton und PSI ja schlecht vergleichen.
18:07 Wird langsam mal Zeit, sich hier auf eine einzelne Einheit zu einigen.
18:10 Newton wäre hier wohl die sinnvollste Einheit.
18:13 PSI hat auch seinen Wert, schließlich spielt es auch eine Rolle, wie spitz die Zähne sind,
18:17 aber ich denke für die beste spezienübergreifende Vergleichbarkeit wäre Newton die erste Wahl.
18:21 Vermutlich wird sich die Beißkraft von Liviathan und Megalodon nicht allzu sehr unterscheiden
18:26 und wäre bei einem potenziellen Kampf auch kein wichtiger Wert, um einen Sieger zu bestimmen.
18:30 Allerdings würde ich es trotzdem ganz gerne wissen.
18:33 Manche von euch stellen sich vielleicht auch die Frage, ist es möglich, dass Liviathan
18:37 heute noch lebt?
18:38 Nein, ganz sicher nicht.
18:40 In der Vergangenheit haben Menschen eine Menge über Wale gelernt, leider auch dadurch, weil
18:45 sie diese Tiere aggressiv gejagt haben.
18:47 Da Liviathan sich auch von mittelgroßen Walen ernährte, hätten wir damals auch eine Menge
18:52 Wale mit großen Narben von Liviathan-Angriffen finden müssen, die nicht zum Tod geführt
18:56 haben.
18:57 Schließlich hat kein Raubtier eine hundertprozentige Jagderfolgsquote.
19:00 Liviathan hätte bestimmt auch manchmal Boote attackiert, so wie es auch der moderne Potwal
19:05 getan hat, aber das ist auch nicht passiert.
19:08 Im Gegensatz zu einem Hai, der Kiemen hat, kann ein Wal sich auch nicht einfach ruhig
19:12 und unauffällig dauerhaft am Meeresgrund bewegen.
19:15 Genauso wie alle anderen Wale müsste Liviathan immer wieder zum Luftholen an die Oberfläche
19:19 kommen und dabei wäre er mit Sicherheit schon mal von irgendwem gesehen worden.
19:24 Ein so gigantisches Tier kann sich nun mal nicht so leicht verstecken, wie es zum Beispiel
19:28 ein kleiner Quastenflosser kann, den man ja öfters mal als Beispiel hernimmt für Tiere,
19:32 von denen man nicht wusste, dass sie wirklich noch existieren.
19:34 Und wenn Liviathan existieren würde, dann kann man sich sicher sein, dass wir ihn deutlich
19:39 häufiger sehen würden als den modernen Potwal, der ja wirklich in bis zu 2000 Meter Tiefe
19:44 seine Beute jagt und damit viel unauffälliger ist als ein räuberischer Wal, der an der
19:48 Oberfläche auf die Jagd geht.
19:50 Liviathan ist also mit Sicherheit ausgestorben.
19:53 Aber eine Frage, die ich noch ganz interessant finde, ist wenn Liviathan noch leben würde,
19:58 würde er uns Menschen fressen?
19:59 Der erste Gedanke ist vielleicht, warum sollte er das nicht tun, aber Orcas, die ja die gleiche
20:04 Nische einnehmen wie Liviathan, haben auch die Möglichkeit und sind locker groß genug,
20:08 um Menschen zu fressen und trotzdem gab es in der Wildnis noch nicht einen einzigen bestätigten
20:13 Fall, bei dem das passiert ist.
20:15 Genauso wenig gibt es einen bestätigten Fall von einem Potwal, der einen Menschen gefressen
20:19 hat.
20:20 Also könnte man solche Aufnahmen auch ohne große Gefahr von einem Liviathan machen,
20:24 wenn er noch existieren würde?
20:26 Möglicherweise schon.
20:27 Aber was meint ihr?
20:28 Schreibt es in die Comments.
20:30 So, das war der Aufstieg und der Fall und ein paar interessante Fragen über Liviathan.
20:34 Ich hoffe, dass euch das Video gefallen hat.
20:36 Also macht's gut, bis zum nächsten Mal, ciao!

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