Barcelona, die zweitgrößte Stadt Spaniens, zieht jedes Jahr Millionen Touristen an. Die Hotelpreise steigen, tausende Wohnungen werden an Touristen vermietet. Die Stadt versucht gegenzusteuern.
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NewsTranskript
00:00Kathedrale, Strand, Ramblas, die Highlights im Fokus von Millionen.
00:05Der Tourismus wird zur Herausforderung. Nicht weit von Barcelona entfernt der Rückbau einer Strandpromenade zum Erhalt des Tourismus.
00:12Wie passt das alles zusammen?
00:15Die Antwort ist komplex, denn der Tourismus ist auch komplex.
00:19Zum einen sind da in der Tat die Massen.
00:22Rund um Barcelona Sagrada Familia und auch die Markthalle bewegen sich jedes Jahr rund 20 Millionen Menschen.
00:28Es ist oft eng. Die Stadt will das nun optimieren, gibt dafür Millionen aus.
00:37Jede Stadt versucht derzeit den Tourismus zu managen. Als positiver Wert für die Stadt?
00:41Ja, aber ab einem bestimmten Punkt bringt er keinen Mehrwert mehr für die Stadt.
00:47Am nächsten Morgen treffe ich Esther Jorquera. Sie wohnt im Stadtteil Barceloneta direkt neben dem Hafen.
00:53Vom Tourismus hat sie eigentlich genug.
00:55Ihre Meinung zu den Plänen des Rathauses?
00:58Eindeutig.
01:01Barcelona wird weiterhin überfüllt sein. Was wir hier brauchen, ist ein absoluter Rückgang des Tourismus.
01:07Gut gemacht und konkret, was dann nicht nur ein Haufen Unsinn ist, für den ich Millionen von öffentlichen Geldern investieren werde und der nicht effektiv sein wird.
01:16Die Anwohnerin ist wütend, weil die Stadt zugleich Millionen ausgibt, um die Segelregatta Americas Cup auszurichten.
01:23Im Rathaus meinen sie, solch ein Event passe zu Barcelona, bringt aber noch mehr Touristen.
01:28Doch eben nicht nur Touristen, wie die Katalanin zeigt.
01:32Vor ein paar Wochen erhielt ich diesen Brief von Engelton Völkers, in dem es heißt, dass im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Americas Cup viele Käufer in die Stadt kommen werden.
01:41Das heißt, dass die Copa America eng mit den Problemen der Spekulation verbunden ist, unter denen wir in diesem Viertel leiden.
01:50Sichtbar wird dieser Effekt des Tourismus durch Eva Vidal und Juan Blayer. Sie kämpfen gegen illegale Mietangebote in Barcelona. Zwei von 27 Inspektoren.
02:00Täglich versuchen sie zu ermitteln, ob Kurzzeittouristen in Wohnungen ohne Lizenz leben.
02:05Fast 10.000 hat die Verwaltung in den vergangenen Jahren geschlossen.
02:09Doch nicht immer kommen die Inspektoren voran. Beim ersten Termin macht erst niemand auf.
02:14Gleich fünf Wohnungen stehen kurz darauf in diesem Mehrfamilienhaus unter Verdacht. An einer Wohnungstür wird es konkret.
02:26Ich brauche Informationen. Ich will nur mit Ihnen sprechen. Wohnt hier gerade jemand oder machen Sie nach einem Auszug sauber?
02:32Ja, das ist... Nun, ich bin nur von der Reinigungsfirma. Diese Wohnungen sind für Touristen.
02:37Jetzt beginnen die Mühlen der Verwaltung zu malen. Ein langwieriges Verfahren dennoch.
02:44Vor allem bei den privaten Vermietern haben wir viel geschafft. Wenn man die erwischt, machen sie das eigentlich nicht mehr.
02:49Aber dann haben wir die Großbesitzer von 10, 15, 20, 60 Wohnungen über Barcelona verteilt.
02:54Die stören 60.000 Euro Strafe nicht wirklich, weil sie das Geld mit den anderen Wohnungen in ein paar Wochen wieder drin haben.
03:01Grenzen für die Ferienvermietung, auch Experten halten das für einen guten Weg.
03:05Gleichzeitig gibt es eine klare Absage an Tourismusalternativen.
03:12All diese Dinge müssen abgeschafft werden, aber gleichzeitig müssen wir aufpassen,
03:16dass die Veränderung dieser Situation nicht zu einer Elitisierung führt.
03:20Zu denken, dass die Lösung im Qualitätstourismus liegt, was in Wirklichkeit nicht der Fall ist,
03:25ist ein Euphemismus für einen Tourismus mit hoher Kaufkraft.
03:29Mit anderen Worten, wenn mehr reiche Leute kommen, heißt das nicht, dass der Tourismus besser verteilt ist.
03:34Und in der Tat gibt es nicht genug reiche Leute für alle.
03:41Der Americas Cup hat genau dieses Ziel, Barcelona attraktiv zu machen für Touristen mit Geld.
03:46Ähnlich wie die Anwohnerin Esther hält der Wissenschaftler den Ansatz für falsch.
03:50Ich glaube, dass diese Art von Veranstaltung zu einer katastrophalen Situation führt.
03:54Die Tatsache, dass mehr reiche Leute kommen, bereichert die Mehrheit von uns nicht,
03:58sondern verarmt uns im Gegenteil und erzeugt mehr Ungleichheit.
04:07Der Tourismus ist komplex.
04:09Er hätte diesen Sommer in Katalonien durch Wassermangel gebremst werden können,
04:13dann regnet es noch rechtzeitig.
04:16Südlich von Barcelona zeigt sich jedoch ein anderes Beispiel,
04:19wie der Klimawandel den Tourismus bestimmt und langfristig beeinflussen kann.
04:23Für viel Geld wird Sand herangekarrt, um den Strand für die Hochsaison fit zu machen.
04:28Noch!
04:30Im Ort Calafay dreht man die Zeit zurück.
04:36Wir haben 800 Meter Platz zurückgebaut.
04:39Der war hier, auf diesem Strand, den wir hier sehen.
04:42Der Platz ging bis dort, wo der Mann mit dem Sonnenschirm ist.
04:45Da gab es keinen Sand.
04:47Wir haben den Platz vor ungefähr zwei Monaten entfernt.
04:50Und natürlich hat sich der Sand gesetzt und ein neuer Strand ist entstanden.
04:57Mehr Strand für die Sommertouristen durch weniger Beton, das war ein Schritt.
05:01Weil im Winter Stürme immer wieder Sand wegspülen,
05:04bekommen die Touristen langfristig weniger Strand.
05:07Doch der bleibt.
05:09Tourismus, sein Rohstoff, ist Sand.
05:12Hier kommen sie, hier ruhen sie sich aus.
05:15Hier liegt die Hauptattraktion, die Hauptressource.
05:18Dieser Sand ist in einem Szenario wie dem, in dem wir uns befinden,
05:22mit dem Klimawandel und der starken Veränderung der Küsten,
05:25die einzige Sandreserve, die wir haben können.
05:28Die ist das, was die Dünen und diese Pflanzen halten.
05:33Das Modell Calafay gilt als Beispiel für Nachhaltigkeit.
05:37Der große Unterschied zu Barcelona ist jedoch,
05:40viele Touristen gibt es hier nur im Hochsommer.
05:43Die übrige Zeit können Anwohner und Natur sich erholen.
05:49In Barcelona gilt die Hochsaison das ganze Jahr über.
05:52Deshalb werden genervte Anwohner auch hier protestieren,
05:55gegen ihre Vertreibung und den America's Cup.