Die türkische Regierung will herrenlose Hunde töten lassen, weil sie eine Gefahr darstellen. Tierschützer protestieren.
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NewsTranskript
00:00Sie schlagen lautstark Alarm. Und das schon seit Wochen.
00:05Istanbuler Tierschützer wie Canay Altay wollen, wie sie sagen, einen Massenmord verhindern.
00:11Den nämlich plane die türkische Regierung an den vielen Straßenhunden des Landes.
00:17Ein neuer Gesetzesvorschlag der Regierung sieht die mögliche massenhafte Einschläferung von herrenlosen Hunden in Istanbul und anderswo vor.
00:27Dagegen will Canay seine türkischen Landsleute mobilisieren.
00:32Wir bekommen überwiegend positive Reaktionen. Alle kennen doch aus ihrem Wohnumfeld Tiere, die auf der Straße leben.
00:40Und viele haben zu diesen Tieren auch Beziehungen aufgebaut.
00:44Tiere wie Seytin. Die herrenlose Hündin lebt auf der asiatischen Seite von Istanbul und ist Canay Altay besonders ans Herz gewachsen.
00:55Er kennt das Tier von klein auf. Die Pläne der Regierung sind für den Tierschützer das Ergebnis einer gescheiterten Politik.
01:04Die wissen nicht einmal, wie viele Straßenhunde es im Land überhaupt gibt und wie viele schon erfolgreich sterilisiert worden sind.
01:13Das Einzige, was ihnen einfällt, ist, die Tiere einzufangen und wenn sie nach vier Wochen keinen Besitzer gefunden haben, zu töten.
01:23Um die zwei Millionen Straßenhunde soll es in der Türkei geben. Geschätzt.
01:29In Istanbul gehören sie zum Straßenbild wie die Katzen. Für Touristen sind die Tiere ein beliebtes Fotomotiv.
01:39Hunde gelten strenggläubigen Muslimen allerdings als unrein.
01:44Trotzdem haben viele auf den Straßen ein friedliches Leben und nur wenige treten aggressiv auf.
01:51Nun aber plant die Regierung, Hunde aus den überfüllten staatlichen und kommunalen Hundeasylen zur Adoption anzubieten, per Internet.
02:02Finden sie keinen neuen Besitzer, sollen sie eingeschläfert werden.
02:06Die freien Plätze sollen dann wieder mit eingefangenen Straßenhunden aufgefüllt werden.
02:11Das soll so weitergehen, bis das Problem der Straßenhunde gelöst sei.
02:16Staatspräsident Erdogan gibt sich von den anhaltenden Protesten gegen den Gesetzesvorschlag unbeeindruckt.
02:25Die bisherige Methode, die herrenlosen Hunde einzufangen und zu sterilisieren, ist gescheitert und brachte keine Lösung.
02:35Wir werden für die Adoption der Tiere eine Kampagne starten.
02:39Wenn wir mit der Erfolg haben, brauchen wir hoffentlich nicht zum nächsten Schritt überzugehen.
02:47Der nächste Schritt, das wäre die Tötung der nicht vermittelten Hunde.
02:53Ohne Aktivisten wie Caner und seine Freunde würden viele Straßentiere in der Millionenmetropole nicht überleben.
03:01Sie verteilen Futter und kümmern sich um kranke Tiere.
03:06Wir leben doch in dieser Stadt mit den Tieren schon lange zusammen.
03:10So wie mit unseren menschlichen Nachbarn teilen wir den städtischen Raum um uns herum.
03:15Und wie mit den Menschen verbringen wir Zeit miteinander, unterhalten und unterstützen uns.
03:25Sedat Cagaygan sieht das anders.
03:28Er gehört zu einer Bürgerinitiative, die das geplante Gesetz befürwortet.
03:34Er meint, die herrenlosen Hunde seien im ganzen Land zu einer Gefahr für die Menschen geworden.
03:40Kinder werden von den Hunden auf dem Schulweg angegriffen.
03:44Es gibt unzählige Tote nach Verkehrsunfällen, die von diesen Tieren verursacht werden.
03:49Und sie sind nicht allein für Menschen gefährlich, sondern auch für die Natur.
03:53In den Wäldern und Naturparks greifen die Hunde Wölfe, Füchse und Reha um.
04:00Doch solche Probleme könnten gelöst werden, ohne zu töten, meint Cana Altay.
04:06Und findet dafür Unterstützung bei Tierärztinnen wie Ünsile Celebi.
04:12Das Vorhaben der Regierung, sagt sie, sei praktisch kaum durchführbar.
04:30Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es Kolleginnen und Kollegen gibt, die sich an der Tötung beteiligen.
04:37Dem Plan der türkischen Regierung stehen also noch einige Probleme im Weg.
04:42Vielleicht werden Cana Altay und die anderen Tierschützer das Gesetz gegen die Straßenhunde ja noch stoppen können.
04:49Damit auch Hündin Zeytin auf Istanbuls Straßen weiter friedlich ihre Wege ziehen kann.