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In Singapur hat die Wasserversorgung Kriege beeinflusst, die Wirtschaft geformt und die Gesundheit der Menschen geprägt. Ein Land mit extremem Wassermangel zeigt der Welt, wie man mit Wasser umgeht, wenn es zur Mangelware wird.

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Transkript
00:00Willkommen in Singapur, ein pulsierender multikultureller Stadtstaat direkt am
00:05Äquator. Sechs Millionen Menschen auf engem Raum.
00:10Internationales Drehkreuz für Handel und Finanzen und bekannt als sauber,
00:15sicher, modern, wohlhabend und grün. Es fehlt nur eines, natürliche
00:22Süßwasserressourcen. Doch mit wachsender Wirtschaft und Bevölkerung könnte sich
00:27der Wasserbedarf bis 2060 fast verdoppeln. Aber keine Sorge, Singapur
00:32hat das im Griff. Nichts von dem, was sie getan haben, ist
00:35Zauberei. Das ist Peter Gleick, ein preisgekrönter
00:39Wasserexperte. Er macht Singapurs Erfolg an dem sanften Weg zur Problemlösung
00:44fest. Der sanfte Weg für Wasser steht im
00:50Gegensatz zur harten Methode des letzten Jahrhunderts.
00:54Massive Infrastruktur bauen, der Natur, Wasser entziehen und die Umweltfolgen
00:59ignorieren. Der sanfte Weg setzt auf Effizienz und neue
01:07Versorgungsquellen. Wasser sorgfältig und sparsam nutzen.
01:13Um Singapurs Erfolg zu verstehen, muss man wissen, wo er herkommt.
01:20Die Geschichte des Wassers in Singapur beginnt mit dem Zweiten Weltkrieg.
01:26Das ist John Church, Wasserexperte der Vereinten Nationen. Die Singapurer
01:31würden sagen, dass die Geschichte viel länger zurückreicht, aber 1942 hat das
01:36Thema mit Sicherheit die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
01:39Damals kämpften alliierte Truppen auf der Insel Singapur, die damals eine
01:43britische Kolonie war, gegen das faschistische Japan. Die Alliierten waren
01:48auf importiertes Wasser angewiesen, was ein Problem darstellte, als die
01:52japanischen Streitkräfte die Wasserleitungen sprengten.
01:56Die Brücke zwischen Malaysia und Singapur wurde bombardiert und die Stadt
02:01litt unter einer schlimmen Wasserknappheit.
02:07Die Alliierten verloren die Schlacht um Singapur, doch nach Japans Kapitulation
02:12blieb die Insel britisch. Über 20 Jahre später wurde Singapur unabhängig.
02:17Aber die Unabhängigkeit löste nicht die Wasserkrise. Wasserrationierung, schlechte
02:23sanitäre Bedingungen und Überschwemmungen blieben Alltag. Mit der
02:27neuen Kontrolle begann die Stadt aber langfristig zu planen.
02:30Cecilia Tortachada hat fast drei Jahrzehnte lang die Wasserpolitik in der
02:35ganzen Welt erforscht und ist fasziniert von Singapurs Weg.
02:41Mit der Unabhängigkeit plante Singapur von Wasser, Nahrung und Energie unabhängig zu
02:46werden und Systeme zu schaffen, die Stress aushalten.
02:49Das war 1965 für das Jahr 2060.
02:57Der ursprüngliche Masterplan wurde im Laufe der Jahre zu einer Wasserstrategie
03:01weiterentwickelt, die sie ihre vier nationalen Wasserhennen nennen.
03:04Erstens Wassereinfuhr, zweitens Entsalzung, drittens Wassersammeln, viertens New Water.
03:14Tauchen wir ein. Zunächst einmal wusste Singapur, dass es hier reichlich Wasser
03:20gibt. Zwei Abkommen über den Import von Wasser aus Malaysia in den 60er Jahren
03:25brachten die Wasserhenne wieder zum Laufen.
03:28Es ist billig und Millionen von Litern werden täglich über die Grenze gepumpt.
03:31Aber die Hälfte des Wassers vom Nachbarn zu kaufen ist auf Dauer nicht tragbar.
03:36Ganz im Gegenteil, von Anfang an hat Malaysia gedroht die Versorgung abzustellen
03:41und sich über den Preis gestritten.
03:43Die Spannungen haben sogar zu Warnungen vor einem militärischen Konflikt geführt.
03:48Die Führung Singapurs weiß um ihre Schwachstelle und will deshalb bis 2061
03:52kein Wasser mehr importieren.
03:53Umso wichtiger sind die anderen drei Wasserhenne.
03:57Wasserplanung ist sehr wichtig, denn Singapur hat so wenig Wasser,
04:01dass es dafür sorgen muss, dass dieses Wasser sinnvoll genutzt wird.
04:06Und das Ziel dieses Masterplans ist es, das Beste aus jedem einzelnen Tropfen
04:10Wasser zu machen.
04:13Das bedeutet, Flüsse und Abflüsse sauber zu halten,
04:15Milliarden zu investieren, mehr Wasser zu sammeln, es zu reinigen
04:19und das zu nutzen, was der Inselstaat bereits hat, zum Beispiel den Ozean.
04:24Singapur trägt die Entsalzungstechnologie voran.
04:27Diese hochmoderne unterirdische Anlage behandelt normalerweise Abwasser
04:31und entsalzt in Trockenzeiten mehr Wasser.
04:34Zusätzlich dient sie als Park.
04:38Heute liefern fünf Entsalzungsanlagen 25 Prozent der Wasserversorgung.
04:43Bis 2060 sollen es 30 Prozent werden,
04:46um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
04:50Ist das volle Autonomie?
04:52Noch nicht. Was kommt also als Nächstes?
04:58Bingo. Regen.
04:59Singapur nutzt jeden Tropfen.
05:02Zwei Drittel der Landesfläche dienen dem Auffangen von Regenwasser.
05:07Ein weitläufiges Netz aus Flüssen, Kanälen und Drainagen
05:11leitet das Wasser in 17 Stauseen.
05:13Das größte ist Marina Barrage mit 10.000 Hektar.
05:18Sie hält Süßwasser davon ab, ins Meer zu fließen und reduziert Überschwemmungen.
05:24Auch ein unterirdischer Wassertank fängt bei starkem Regen das Überlaufwasser auf.
05:29Selbst dieses Wasser könnte aufbereitet werden.
05:32Bis 2060 plant Singapur 90 Prozent der Fläche
05:35für das Sammeln von Regenwasser zu nutzen.
05:39Regenwasser sammeln ist das eine.
05:41Aber was passiert mit dem Wasser, das bereits im Kreislauf ist?
05:49Singapur sammelt das Abwasser, bereitet es auf und verwendet es wieder.
05:53Singapur investiert weit mehr als die meisten Länder.
06:00Eine 206 Kilometer lange,
06:0310 Milliarden Dollar teure Abwasserleitung
06:05leitet das Wasser in modernste Aufbereitungsanlagen.
06:10Okay, Singapur ist eines der reichsten Länder der Welt
06:13und kann sich solche Investitionen leisten.
06:16Noch dazu ist es eine gelenkte Demokratie,
06:19welche seit der Unabhängigkeit im Jahr 1965 von der gleichen Partei regiert wird.
06:24Das erleichtert natürlich die Umsetzung.
06:28Der Untergrund Singapurs ist ein riesiges Kanalisationsnetz.
06:33Doch der Stolz der Wasserstrategie Singapurs ist das,
06:35was nach dem Sammeln des Wassers geschieht, die Aufbereitung.
06:40Die Behörden nennen es New Water.
06:43Es wird durch Mikrofiltration, Umkehrosmose und UV-Bestrahlung hergestellt.
06:50Ein Teil dieses Wassers ist so rein,
06:53dass Singapur es in der Chip-Industrie verwendet,
06:55die ultra reines Wasser benötigt,
06:58was ein Hinweis auf die gute Qualität dieses Wassers ist.
07:03Weltweit fließt die Hälfte des Abwassers unbehandelt ins Meer.
07:07Nur 11% werden wiederverwendet.
07:10In Singapur deckt recyceltes Wasser bereits 30% des Bedarfs.
07:16Bis 2060 sollen es 55% werden.
07:20Das meiste davon wird von der Industrie verwendet.
07:23Nur ein Bruchteil davon wird in die Trinkwasserversorgung gemischt,
07:26weil wir so zimperlich sind.
07:29Es ist umstritten, weil wir Abwässer nutzen,
07:32die normalerweise als Abfall gelten.
07:34Aus Toiletten, Kanalisation und Industrie.
07:42Wie holt man die Leute ins Boot?
07:49Wassersparen soll sich lohnen.
07:52Landesweite Kampagnen fördern wassersparende Amaturen
07:55mit Rabattgutscheinen für nachhaltige Produkte.
07:59Digitale Wasserzähler erfassen den Verbrauch und spüren Lecks auf.
08:06Singapur hat nur 5% Wasserverlust.
08:10Weltweit liegt der Durchschnitt bei schätzungsweise 30%.
08:16Singapur hat seine Bevölkerung sehr gut verständigt.
08:20Singapur hat seine Bevölkerung beeindruckend aufgeklärt.
08:24Die Menschen verstehen ihre Wasserprobleme und die gewählten Lösungen.
08:34Klar, Singapur hat Vorteile.
08:36Es ist reich, streng organisiert und hat kaum Landwirtschaft.
08:39Dadurch kann es sich ganz auf die Wiederaufbereitung
08:42von städtischen und industriellen Abwässern konzentrieren,
08:45ohne die Probleme einer wasserintensiven Nahrungsmittelproduktion.
08:49Trotzdem zeigt Singapur, was möglich ist.
08:51Es braucht nicht nur Geld, sondern auch klare Entscheidungen,
08:54gute Politik und langfristige Planung.

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