In aller Freundschaft: Realitäten | Folge 1059

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00:00Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
00:30Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
00:46Wow.
00:47Sorry, sorry, sorry. Mir ist das Boot weggerutscht.
00:50Ich hab's ein bisschen heilig.
00:52Heilig, wobei, sich und anderen die Knochen zu brechen?
00:55Ich befürchte, das hab ich schon hinter mir.
00:57Oh, wie ist das denn passiert? Beim Skateboardfahren?
00:59Mhm. Hab mich voll hingelegt.
01:01Und dann sind Sie direkt wieder aufgestiegen und sind hierhergekommen.
01:04Respekt. Andere hätten erst mal den Rettungsdienst gerufen.
01:07Aber board mich doch viel schneller.
01:09Verstehe. Zeit ist Geld.
01:12Nee.
01:14Zeit ist viel wertvoller als Geld.
01:16Na ja, dann haben wir ja Glück gehabt, dass Sie mich verschont haben.
01:18Vielleicht kann ich Ihnen helfen.
01:20Wieso? Kennen Sie einen guten Arzt?
01:22Ähm.
01:24Sogar den besten.
01:30Hallo.
01:31Hallo.
01:32Kein Arzt heute?
01:33Äh, kommt sofort.
01:34Fang ich trotzdem schon mal an.
01:36Alina Hembach, 32, kreislauftbedingte Synkope.
01:39Patientin bei ein Treffen wieder ansprechbar.
01:41Kaltschweißigdruck bei 90. Blutzucker war okay.
01:44Hallo, Frau Hembach.
01:45Ich wollte auch nie, dass man mich hierher bringt,
01:47aber es war wohl das nächste Krankenhaus.
01:49Ich frag mal nach, wer heute Dienst.
01:53Andro.
01:55Undro.
01:57Andro.
01:59Genau das wollte ich eben nicht.
02:01Das ist keine gute Idee, dass ich Sie behandle.
02:04Ich schicke jemand anders.
02:08Sehen Sie hier? Das Mittelglied des Zeigefingers ist gebrochen.
02:11Dazu stark verschoben. Das können wir so nicht lassen.
02:15Okay, das heißt?
02:17Ein kleiner Eingriff, den Frakturbereich, den eröffnen wir.
02:21Der Knochen wird gerichtet und mit Drähten stabilisiert.
02:25Na gut, dann ist das so.
02:27Hört sich jetzt nicht so kompliziert an.
02:29Nö, ist es auch nicht.
02:30Und Sie werden relativ kurzfristig wieder volle Funktionen haben.
02:35Sehr gut. Langfristig plane ich es sowieso nicht mehr.
02:39Wie meinen Sie das?
02:40Ja, ich habe so eine Art Zeitbombe in meinem Kopf.
02:44Ein Karbonom am ventralen Hirnstamm.
02:49Das tut mir leid.
02:50Muss es nicht, ich bin okay.
02:52Wann haben Sie diese Diagnose erhalten?
02:55Vor circa einem halben Jahr.
03:00Und das Karbonom ist?
03:03Inoperabel.
03:05Es liegt vorne zum Rachen hin, da kommt man nicht ran.
03:08Verstehe.
03:10Wissen Sie, wenn man weiß, dass man jeden Moment tot umfallen könnte,
03:15man lebt anders, intensiver.
03:22Hallo, Frau Hembach. Ich bin Dr. Brentano.
03:25Hallo. Sie hat Fieber. 38.5.
03:29Die Notärztin sagte mir, Sie haben auch Kopfschmerzen.
03:32Ja, hier, wo ich operiert wurde.
03:35Ich gucke mir das mal an. Den Kopf bitte mal nach links drehen.
03:42Das sieht nach einer heftigen Wundinfektion aus.
03:45Unter der Narbe hat sich ein kleiner Abzess gebildet.
03:49Daher das Fieber.
03:51Wir müssen die Wunde im OP noch mal öffnen.
03:54Dazu ist eine stationäre Aufnahme erforderlich.
03:56Außerdem bekommen Sie ein Antibiotikum.
03:58Das kriegen wir schnell wieder in den Griff.
04:00Ich freue mich, dass Sie mich behandeln.
04:05Ich bin über Ihre Historie mit Dr. Stein informiert.
04:08Das sind schwere Antibiotika.
04:11Ich bin über Ihre Historie mit Dr. Stein informiert.
04:14Das sind schwere Anschuldigungen, die Sie gegen ihn erheben.
04:17Ich weiß.
04:19Ihnen ist bewusst, welche Auswirkungen das alles für ihn hat,
04:22zumal Sie seinen vollen Namen in der Öffentlichkeit genannt haben.
04:25Manchmal muss man die Dinge beim Namen nennen,
04:27beziehungsweise die Täter.
04:30Dr. Stein ist aber kein Täter.
04:33Hallo, Dr. Stein. Gut, dass ich Sie treffe.
04:35Frau Marquardt.
04:36Wegen der Pressekonferenz morgen. Wie wollen wir denn da vorgehen?
04:39Ich meine, wir wollen ja vermeiden,
04:41dass dieser Terrier von einem Journalisten, dieser ...
04:44Sören Boschke.
04:45Genau, dass der sich wieder an irgendeiner Bemerkung festbeißt,
04:48wo sich das jetzt gerade so ein bisschen beruhigt hat.
04:51Sie meinen, ich soll mich überhaupt nicht äußern?
04:54Naja, um bei der Formulierung zu bleiben.
04:56Vielleicht wird mir keiner mehr was sagen.
04:58Ich habe eben auch meine Zweifel. Ich weiß nicht, ob man mir glaubt.
05:01Und jetzt bin ich der Hembach schon wieder begegnet.
05:04Wie, die ist wieder in der Klinik?
05:06Ja, ich habe sie gleich an Dr. Brentano übergeben.
05:08Na gut.
05:09Auf jeden Fall möchte ich die Sache jetzt ein für allem erklären.
05:12Das verstehe ich natürlich.
05:13Und dabei weder meinen, noch den Ruf der Klinik schädigen.
05:17Natürlich nicht.
05:19Aber ich kann Ihnen sagen,
05:20dass ich mich jetzt nicht mehr an die Klinik schädigen werde.
05:23Aber ich kann Ihnen sagen,
05:24dass ich mich jetzt nicht mehr an die Klinik schädigen werde.
05:28Okay.
05:37Warum sind Sie eigentlich so sau auf mich?
05:40Weil Sie behaupten,
05:41dass Dr. Stein mich gegen meinen Willen angefasst hat.
05:46Das behaupte ich nicht. Das habe ich gesehen.
05:48Nein, Sie haben gesehen, wie er mich untersucht hat.
05:51Mehr nicht.
05:53Sokrates ist auch missverstanden worden.
05:55Und das soll mich jetzt aufmuntern?
05:57Ja.
05:59Die Meinung von ein paar wenigen Leuten ist nicht immer richtig.
06:03War Sokrates nicht der, der hingerichtet wurde?
06:06Ja, aber ein bisschen ähnelt er euch schon.
06:10Immerhin war er ein Held, bis zuletzt.
06:16Ich bin doch auf Ihrer Seite.
06:18Sie interessieren sich doch nicht mal für das, was ich sage,
06:21sondern nur für Ihre Follower.
06:22Das stimmt nicht. Ich tue das für Sie.
06:24Ich habe Sie nicht darum gebeten.
06:25Ich will mit Ihren Verleumdungen nichts zu tun haben.
06:29Ich wollte Ihnen nur helfen.
06:31Ich weiß nicht, was mit Ihnen nicht stimmt.
06:33Aber Sie sind so kurz davor,
06:35mit Ihrer Lüge das Leben eines unschuldigen Menschen zu ruinieren.
06:38Und das Ganze unter dem Vorwand weiblicher Solidarität.
06:41Ich lüge nicht.
06:42Doch, das tun Sie.
06:43Und damit ziehen Sie die Glaubwürdigkeit aller Frauen
06:46in den Dreck, die wirklich missbraucht wurden.
06:48Das ist echt das Letzte.
06:54An die Öffentlichkeit zu gehen, ist auf jeden Fall der richtige Schritt.
06:57Hoffentlich. Letztendlich steht ja auch Ihr Wort gegen meins.
07:02Nicht, wenn ich sage, wie es wirklich gewesen ist.
07:05Also, mein Angebot steht.
07:07Ich kann bei der Pressekonferenz morgen dabei sein.
07:09Das ist sehr nett von Ihnen.
07:11Ich möchte Sie aber nach wie vor aus der ganzen Sache raushalten.
07:14Frau Hartem wäre eine glaubwürdige Zeugin.
07:16Ich will aber keine Zeugin brauchen müssen.
07:20Ich will, dass man mir glaubt, weil es ja auch so stimmt.
07:22Du hast selbst gesagt, dein Wort steht gegen Iris
07:25und sie ist das vermeintliche Opfer.
07:27Ja, und damit darf sie nicht durchkommen.
07:29Es geht ja nicht nur um deinen Ruf.
07:30Deine Karriere steht auf dem Spiel.
07:32Ja, ist gut.
07:38Danke, dass Sie das für mich tun wollen.
07:43Sag mal, hast du schon viele Carvanova behandelt?
07:47Einige. Wieso?
07:48Auch nur so.
07:49Ich habe gerade einen Patienten operiert
07:51mit einem Carvanom am ventralen Hirnstamm.
07:55Du hast was?
07:57Keine Sorge, ich habe nur seine Fingerfraktur gerichtet.
08:01Und das Carvanom?
08:03Inoperabel.
08:05Sagt wer?
08:07Offenbar alle Ärzte, die ihn bisher behandelt haben.
08:10Wahrscheinlich, weil die Gefäßmissbildung
08:12in der Medulla oblongata liegt. Gibt es Bilder?
08:15Habe ich interessehalber mal bei seinem Arzt angefordert.
08:18Aber die Kollegen sagen ja nicht ohne Grund,
08:20dass man da nichts mehr machen kann.
08:22Der Patient ist ziemlich abgeklärt.
08:24Er lebt jeden Tag, als wäre es sein letzter.
08:26Wie alt ist er denn?
08:2728.
08:29Ein Grund mehr, warum sich das noch mal jemand angucken sollte.
08:33Nach der Diagnose hat er sein Studio verkauft.
08:36Er ist Fotograf.
08:37Hat irgendwie anscheinend was geerbt.
08:40Ist jetzt viel unterwegs, reist um die Welt.
08:44Untertitelung aufgrund der Audioqualität nicht möglich
08:58Frau Himmach denkt, ich sei zu blöd, um zu kapieren,
09:01dass Dr. Steyr mich belästigt hat,
09:03und dass ich zu schwach bin, um mich zu wehren.
09:05Das ist schon krass, damit macht sie dich jetzt ein Opfer.
09:09Mir reicht es jetzt.
09:10Deswegen sage ich bei dem Pressetermin auch,
09:12wie es wirklich war.
09:13Was willst du da sagen, dass Frau Himmach lügt?
09:16Ja klar, oder wie würdest du das nennen?
09:20Hat sie überinterpretiert, anscheinend Situation.
09:23Vielleicht hat sie ja sowas wie eine kognitive Dissonanz.
09:26Darf ich vorstellen, unser Psychologe Dr. Haas.
09:28Steht zu Diensten, ich bin die ganze Woche da.
09:30Nee, das ist keine kognitive Dissonanz.
09:32Die will sich wichtig machen.
09:34Aber das stimmt schon,
09:352 Menschen sehen nie genau das Gleiche.
09:37Da gibt es ganze Studien zu.
09:39Denkst du jetzt auf einmal auch,
09:40dass ich irgendwas nicht mitbekommen habe?
09:42Nein, das meine ich damit nicht.
09:43Aber die Frage ist doch,
09:44warum ist die Frau so überzeugt von dem, was sie gesehen hat?
09:52Hallo.
09:53Hallo.
09:57Ich bin Dr. Fahn, Neurochirurgin.
09:59Ich würde gerne mit Ihnen über Ihr Kapellon sprechen.
10:03Da sind Sie nicht die Erste.
10:04Ich weiß, ich habe mir Ihre Unterlagen angesehen.
10:07Ich kann Sie operieren.
10:09Lassen Sie mich raten,
10:10Sie haben über einen Zugang durch den Mund nachgedacht.
10:13Wäre eine Möglichkeit,
10:14ist aber mit einer höheren Sterblichkeit verbunden.
10:17Deswegen würde ich eher einen endonasalen,
10:20transklibalen Eingang nehmen.
10:22Und jetzt immer für Dummies?
10:26Das ist eine Operation über beide Nasenlöcher.
10:30Durch die Schädelbasis hier.
10:34Aber, was ist der Haken?
10:36Im gesamten OP-Gebiet
10:37gibt es fast nur lebensnotwendige neurologische Strukturen
10:41und dazu große Blutgefäße.
10:43Das heißt also, ich könnte dabei sterben?
10:45Theoretisch wäre das möglich.
10:47Aber so, wie ich das Verfahren durchführen möchte,
10:50kann ich die Risiken deutlich minimieren.
10:52Und wenn alles gut geht,
10:53sind Sie danach vollständig wieder gesund.
10:55Ja, und wenn es schlecht läuft, bin ich tot.
10:58Danke, aber nein.
11:07Das ging ja schnell.
11:09Ich hatte mir gedacht, dass dich die Geschichte interessiert,
11:12aber dass du jetzt schon mit dem Patienten gesprochen hast.
11:15Er will sich nicht operieren lassen.
11:29Ich kann mir vorstellen,
11:30dass Dr. Fahren sie umgehauen hat mit ihrem Vorschlag.
11:33Ja.
11:34Auf dem OP-Tisch zu sterben, steht nicht auf meiner Bucketlist.
11:38Verstehe ich.
11:39Aber ich kenne Dr. Fahren.
11:41Wenn sie den Eingriff vorschlägt,
11:42dann gibt es auch eine reelle Chance, dass...
11:44Wissen Sie, früher, also vor der Diagnose,
11:50ich war ein ziemlich ängstlicher Typ.
11:55Ich hatte Angst davor,
11:57nicht gut genug zu sein, Fehler zu machen.
12:00Falsche Entscheidungen zu treffen
12:02oder krank zu werden und zu sterben.
12:04Und dann, als ich die Diagnose bekommen habe,
12:07war die Angst weg.
12:09Muss sie mir jetzt noch passieren?
12:13Zum ersten Mal in meinem Leben
12:15habe ich mich wirklich frei gefühlt.
12:18Und ich werde jede Sekunde, die mir noch bleibt,
12:21so gut es geht genießen.
12:24Ohne Angst und ohne irgendwelche Einschränkungen.
12:27Sie denken an die möglichen Risiken der OP.
12:29Ja.
12:30Das ist für Sie wahrscheinlich schwer nachvollziehbar.
12:32Sie sind Arzt.
12:33Sie wollen Menschen gesund machen.
12:35Doch, ich verstehe Sie.
12:38Sehr gut sogar.
12:48Als ich vorhin gesagt habe,
12:50dass Sie all den Frauenschaden,
12:51die wirklich schon mal besucht wurden,
12:53da habe ich auch von mir selbst gesprochen.
13:00Ich bin hier in der Klinik mal von einem Patienten
13:03belästigt worden.
13:05Die haben mir zwischen die Beine gefasst.
13:08Es tut mir sehr leid.
13:10Ich habe den Mann damals angezeigt.
13:13Glauben Sie, es hätte ich bei Dr. Steinig genauso gemacht?
13:16Ja.
13:17Ich habe den Mann damals angezeigt.
13:21Glauben Sie, es hätte ich bei Dr. Steinig genauso gemacht?
13:25Sie waren halbnackt.
13:27Und er hat Sie angefasst.
13:29Nein.
13:30Ich hatte diesen Husten.
13:31Und er hat mich untersucht.
13:33Aber später habe ich gesehen, wie Sie geweint haben.
13:37Ich habe geweint, weil ich an eine Freundin denken musste,
13:39die vor einiger Zeit gestorben ist.
13:45Ihre Tränen und die ganze Situation.
13:51Sie müssen mir glauben, ich wollte Ihnen damit nicht schaden.
13:55Und keine Frau, der so etwas jemals passiert ist.
14:04Weil Sie selbst eine davon sind.
14:08Du kannst einfach kein Nein akzeptieren, oder?
14:11Nicht, wenn ich weiß, dass meine Methode
14:13perfekt für den Mann geeignet ist.
14:16Ich werde ihn schon noch überzeugen.
14:18Ich habe gerade mit ihm geredet.
14:21Und?
14:23Hast du ihn hoffentlich zur OP geraten?
14:26Wollte ich zuerst.
14:28Aber dann habe ich ihn nicht gesehen.
14:31Und?
14:33Hast du ihn hoffentlich zur OP geraten?
14:36Wollte ich zuerst.
14:37Aber dann...
14:39Ich verstehe ihn.
14:41Es gibt bei jedem Eingriff Risiken.
14:44Und in der Neurochirurgie sind die eben ein bisschen gravierender.
14:47Sollen wir deshalb aufhören, Menschen zu operieren?
14:50Nein, aber wir sollten ihren Willen respektieren.
14:53Es ist seine Entscheidung, sein freier Wille.
14:56Diese angebliche freie Wille
14:58ist laut Hirnforschung sowieso eine Illusion.
15:01Worum geht es dir eigentlich?
15:03Um dir zu helfen oder einen prestigeträchtigen Eingriff zu machen?
15:07Was willst du damit sagen?
15:09Dass ich Menschen operiere aus Geltungssucht?
15:13Darf ich?
15:15Gerne.
15:25Was würden Sie machen, wenn Sie wüssten, dass Sie einen Eingriff haben?
15:29Ich würde mich um einen Eingriff kümmern.
15:32Ich würde mich um einen Eingriff kümmern.
15:35Ich würde mich um einen Eingriff kümmern.
15:38Ich würde mich um einen Eingriff kümmern.
15:41Was würden Sie machen, wenn Sie wüssten,
15:44dass Sie nicht mehr lange zu leben haben?
15:47Ich würde wahrscheinlich auch möglichst viele Dinge tun,
15:51die Spaß machen.
15:53Reisen noch mal, was erleben.
15:56Ich glaube, ich würde viel Zeit mit Menschen verbringen,
16:00die mir was bedeuten.
16:02Der einzig wichtige Mensch in meinem Leben
16:05war meine Freundin Maja.
16:07War?
16:09Ich hab sie weggeschickt.
16:11Hab ihr gesagt, dass ich sie nicht mehr liebe.
16:15Was gelogen war.
16:17Ich wollte einfach nicht, dass sie mit mir auf den Tod wartet.
16:30Ich war die Beste im Handballverein.
16:33In der Schule war ich eher schlecht.
16:36Ich wusste nicht, was der Sport mir alles bedeutet.
16:42Mein Trainer, ich mochte ihn sehr.
16:45Er hat mir immer das Gefühl gegeben,
16:48dass ich etwas ganz Besonderes bin.
16:51Er war nett und charmant und fürsorglich.
16:55Eigentlich ein super Typ.
17:01Es fing ganz harmlos an.
17:03Körperkontakt gehört zum Sport.
17:06Ich hab mir nichts dabei gedacht.
17:09Und sein Lob, seine Anerkennung, das war mir wichtig.
17:13Das hatte ich sonst nirgendwo bekommen.
17:16Aber dann wurde es plötzlich anders.
17:26Sie sind verbrannt geworden!
17:29Hat er Sie zu irgendwas gezwungen?
17:32Nein, er wollte mich nie.
17:34Zwischendurch gab es eine große Vertrautheit.
17:38Er war mein Mentor.
17:40Ich hätte ihn niemals enttäuschen wollen.
17:43Deswegen haben Sie sich auf Dinge eingelassen,
17:46die Sie normalerweise nicht getan hätten.
17:49Ich war 15 und total naiv.
17:52Aber ich wusste, dass ich alles kaputt mache,
17:55wenn ich ihn zurückweise.
17:57Er hat es schamlos ausgenutzt.
18:00Aber das Schlimme ist,
18:02dass ich mir all die Jahre gar nicht ausgenutzt vorkam.
18:06Für mich war das irgendwie normal.
18:11Wie lang ging das denn?
18:14Drei Jahre. Bis zu meinem Abitur.
18:18Dann hab ich in einer anderen Stadt studiert
18:21und den Sport ganz aufgegeben.
18:25Sie hätten ihn doch auch nachträglich noch anzeigen können.
18:30Bis eben habe ich mit niemandem hier darüber gesprochen.
18:42Die neue Patientin in Zimmer 4 braucht ihre Infusion.
18:45Und ich hatte Sie gebeten, Herrn Weber zum MRT zu bringen.
18:48Ich gehe sofort.
18:50Ich habe ihn schon selbst gebracht.
18:52Entschuldigung.
18:54Ist denn mit Frau Hemberg alles in Ordnung?
18:57Sie hat mir einiges von sich erzählt.
19:00Schön, dass sie sich Ihnen anvertraut hat, aber ...
19:03Es hätte sie vielleicht schon viel eher,
19:05wenn ich etwas aufmerksamer gewesen wäre.
19:07Es wäre gut, wenn wir mehr auf unsere Patienten eingehen könnten.
19:10Aber dazu fehlt uns fast immer die Zeit.
19:12So ist nun mal unser Job.
19:14Die medizinische Versorgung steht an erster Stelle.
19:17Wir tun ja schon unser Bestes.
19:22Ich gehe schon.
19:28Dr. Stein?
19:30Ja?
19:32Haben Sie einen Moment?
19:34Klar. Was ist?
19:36Diese Pressekonferenz.
19:38Ich habe noch mal nachgedacht.
19:40Ich würde Ihnen wirklich gerne helfen, aber ich kann das nicht.
19:44Verstehe ich jetzt nicht.
19:46Sie waren sehr entschlossen.
19:48Ich weiß, aber die Situation hat sich geändert.
19:52Inwiefern?
19:54Frau Hemberg hat in der Vergangenheit etwas Schreckliches erlebt.
19:58Deswegen hat sie die Sache falsch bewertet.
20:01Falsch bewertet?
20:03Sie beschuldigt mich in aller Öffentlichkeit des Missbrauchs.
20:06Ja, aber das war nicht Ihre Absicht.
20:08Im Grunde hat es mit Ihnen nichts zu tun.
20:11Was Sie da macht, ist Rufmord.
20:13Sie schadet der ganzen Klinik.
20:15Das spielt auf einmal keine Rolle mehr?
20:17Das kann nicht Ihr Ernst sein.
20:19Nein, natürlich nicht.
20:22Ich will damit nur sagen,
20:24dass ich Sie in der Öffentlichkeit nicht als Lügnerin darstellen kann.
20:28Die Frau braucht selbst Hilfe.
20:30Sie ist das Opfer.
20:51Du fällst mir.
21:21Hast du einen Öffner?
21:36Warte nicht.
21:38Ich mach das.
21:40Du hast dir im Moment Ruhe verdient.
21:43Das Ganze ist eine ziemlich miese Angelegenheit.
21:46Hier kommt die Rettung.
21:54Ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll.
21:57Ich weiß nicht, was richtig ist.
22:00Die Flaschen aufmachen, das wäre schon mal ein guter Anfang.
22:05Ich weiß auch nicht, was richtig ist.
22:10Morgen wird sich alles aufklären.
22:15Okay.
22:44Du fällst mir auch.
22:51Morgen, Frühstück ist da.
22:56Können Sie Dr. Fahn rufen?
22:58Ich muss dringend mit ihr sprechen.
23:00Natürlich, sag Bescheid.
23:07Kein Fieber mehr, die Entzündungswerte gehen auch zurück.
23:11Aber Ihr Blutdruck ist immer noch sehr niedrig.
23:16Hallo, Frau Hartem.
23:18Bitte passen Sie gut auf Reimbach auf.
23:20Sie muss sich noch schulen.
23:27Wie geht es Ihnen?
23:30Ich möchte gerne mit Dr. Stein sprechen.
23:34Ich denke, das ist keine gute Idee.
23:37Ich finde, ich muss mich bei ihm entschuldigen.
23:40Ich schulde ihm wenigstens eine Erklärung.
23:43Sie haben doch gehört, was Dr. Brentano gerade gesagt hat.
23:46Sie sind nicht in der körperlichen Verfassung,
23:48um irgendwo hinzugehen.
23:54Gut.
23:56Aber ich komme mit.
23:58Und ich finde, wir sollten unter diesen Umständen
24:00die Pressekonferenz absagen.
24:02Aber bis gestern hätten Sie das doch auch
24:04ohne die Unterstützung von Frau Hartem gemacht.
24:07Seit ich weiß,
24:09dass Frau Hembach selbst Missbrauchsopfer war,
24:12möchte ich sie nicht mehr öffentlich bloßstellen.
24:15Aber das hebt die Vorwürfe, die sie gegen Sie erhoben hat,
24:18nicht auf.
24:20Nein, aber mir ist jetzt erst klar geworden,
24:22dass es nie um mich persönlich ging.
24:24Dass sie mir nie persönlich schaden wollte.
24:26Sie meinen,
24:28sie hat Ihr persönliches Trauma auf Sie projiziert?
24:31Das denke ich, ja.
24:33Aber es hat Sie nicht nur Ihnen geschadet.
24:35Ich weiß.
24:37Und natürlich ist es mir auch wichtig,
24:39alle Vorwürfe zu entkräften.
24:42Aber nicht um diesen Preis.
24:44Nicht auf Kosten einer Frau, die unseren Schutz benötigt.
24:48Genau.
24:50Und wie Sie schon ganz richtig sagten,
24:53schlafende Hunde sollte man nicht wecken.
25:00Hey, Lilly.
25:02Warte mal kurz.
25:04Wegen gestern.
25:06Tut mir leid.
25:08Was genau?
25:10Dass ich dir widersprochen habe.
25:12Das ist nicht das Problem.
25:14Aber dass du mir vorwirfst,
25:16ich würde riskante Operationen durchführen,
25:18nur um mich zu profilieren, das lasse ich mir nicht sagen.
25:20Das denke ich gar nicht.
25:22Tut mir leid, wenn das so rübergekommen ist.
25:24Du hast also, bevor du gesprochen hast,
25:26nicht drüber nachgedacht?
25:28Entschuldigung, ich habe das nicht ganz verstanden.
25:31Ich habe nicht richtig nachgedacht.
25:34Entschuldige.
25:38Der Patient hat in die OP eingewilligt.
25:41Ich habe dich als Assistentin eingetragen.
25:44Freu dich nicht zu früh.
25:46Du musst noch eine Menge lesen vorher.
25:52Dr. Stein.
25:55Können wir kurz sprechen?
26:03Dr. Stein.
26:05Schön, Sie wiederzusehen.
26:07Was ist los?
26:09Wo sind die anderen?
26:11Die Pressekonferenz ist abgesagt, Herr Waschgen.
26:13Sie haben es nicht mitbekommen.
26:15Das ist ja komisch.
26:17Ist auch ein bisschen schade.
26:19Wieso denn?
26:21Dazu möchte ich wieder mal nichts sagen.
26:23Es ist traurig,
26:25dass die Außenwelt nie erfahren wird,
26:27wie es so richtig war.
26:29Ich möchte etwas dazu sagen.
26:31Das ist schön.
26:33Und Sie sind?
26:35Alina Hembach.
26:37Jetzt wird die Sache doch noch mal interessant.
26:39Das ist vielleicht keine so gute Idee.
26:41Wollen Sie wirklich riskieren,
26:43dass er etwas Falsches über Sie schreibt?
26:45Ich will Ihnen die Wahrheit sagen.
26:47Wahrheit und Waschge widersprechen sich.
26:51Nur, wenn wir dabei sind.
26:53Na, das wäre mir
26:55ein ganz besonders großes Vergnügen.
27:05Sie wollen mir also sagen,
27:07dass Sie sich geirrt haben
27:09und Dr. Stein sich der Krankenpflegerin
27:11gar nicht genähert hat?
27:13Ja, genau.
27:15Also, ich meine,
27:17er hat sich ihr genähert,
27:19und diese Erkenntnis haben Sie seit wann?
27:21Oder hat Dr. Stein
27:23etwas mit Ihrem plötzlichen Sinneswandel zu tun?
27:25Mann, Waschke, was soll das?
27:29Ich bin die Pflegerin,
27:31um die es hier geht.
27:33Und ich kann bestätigen,
27:35dass Dr. Stein sich vollkommen korrekt verhalten hat.
27:37Gut.
27:39Also hat Frau Hembach die ganze Zeit gelogen.
27:41Nein, es hat sie nicht.
27:43Sondern?
27:45Frau Hembach war
27:47in der Vergangenheit
27:49Opfer von sexuellem Missbrauch.
27:51Und?
27:57So eine Erfahrung
27:59steckt man nicht einfach so weg.
28:01Sie kann verheerende
28:03psychische Konsequenzen haben,
28:05die einen täglich,
28:07manchmal ein Leben lang verfolgen.
28:11Das lässt einen die Dinge
28:13nicht in die Augen sehen.
28:19Wir reden also über eine verzerrte Wahrnehmung?
28:23Wenn Sie so wollen.
28:29Frau Hembach wollte mich schützen.
28:31Und ja, Dr. Stein wurde zu Unrecht
28:33beschuldigt, und es ist schlimm.
28:35Aber da draußen gibt es so viele Opfer,
28:37für die sich niemand interessiert.
28:39Also im Zweifel
28:41können wir einfach einen Unschuldigen zum Täter machen.
28:43Nein, natürlich nicht.
28:47Ich will, dass die Menschen hinsehen und reagieren,
28:49wenn sowas passiert.
28:51Und es darf keine Vorverurteilungen geben.
28:55Aber doch auch keine Gleichgültigkeit.
29:11Nochmal für alle.
29:13Unser Ziel heute ist,
29:15das Kavernom vollständig zu entfernen,
29:17ohne Schäden im Hochrisikobereich zu verursachen.
29:19Dabei hilft uns
29:21ein umfangreiches Neuromonitoring.
29:23Unsere Anästhesistin gibt uns sofort Bescheid,
29:25wenn wir uns kritischen Strukturen nähern.
29:27Bist du bereit?
29:29Auf geht's.
29:41Kriegst du sie? Ja klar.
29:43Danke.
30:01Ich schäme mich so.
30:05Ich komme mir so vor,
30:07als hätte ich völlig versagt.
30:09Ich verstehe Sie.
30:11Aber Sie haben nicht versagt.
30:21Ich weiß,
30:23es ist vielleicht ein komischer Vergleich,
30:25aber
30:27stellen Sie sich mal vor,
30:29Sie würden hier in der Klinik arbeiten.
30:31Es wird ein Patient mit einer Schussverletzung eingeliefert.
30:35Dein Zustand ist kritisch.
30:39Wir versuchen alles, um ihn zu retten.
30:41Schockraum,
30:43Blutkonserven,
30:45Reanimation.
30:47Aber er schafft's nicht.
30:53Wer ist jetzt schuld an seinem Tod?
30:55Sie?
30:57Oder der, der auf ihn geschossen hat?
31:09Frau Harder,
31:11haben Sie eine Minute?
31:13Mhm.
31:17Was Sie da
31:19vorhin gesagt haben,
31:21das war sehr berührend
31:23und eindrücklich.
31:25Ich möchte mich für Ihre Worte bedanken.
31:29Ich hätte trotzdem
31:31schon für ihr hinterfragen müssen, was los war.
31:33Hätte ich damals
31:35einfach in Ruhe mit ihr gesprochen,
31:37aber
31:39es war zu viel los an dem Tag.
31:41Ja.
31:43Das ist leider hier
31:45unser Alltag.
31:47Ja.
31:49Ich liebe meinen Job,
31:51aber ich wünschte,
31:53ich müsste weniger Zeit in Bürokratie
31:55und Dokumentation investieren.
31:57Das verstehe ich.
31:59Was würden Sie denn
32:01stattdessen lieber tun?
32:07Eine ganzheitliche Pflege,
32:09die den Menschen
32:11wirklich sieht.
32:15Genau das, was Sie heute getan haben.
32:19Ja.
32:23Und es hat sich richtig gut angefühlt.
32:33Bis später.
32:37Bis später.
32:47Das Kavernom ist entfernt.
32:49Ich küretiere jetzt die Höhle.
32:55Wir haben hier
32:57einen kleinen Kavernom-Rest.
32:59Ich entferne ihn.
33:01MEPs fallen ab.
33:03Säubern.
33:05Saugen.
33:09Die MEPs fallen wieder.
33:13Gut.
33:15Ich versuche es aus der anderen Richtung.
33:17Lass es gut sein, Lilly.
33:19An den letzten Rest kommst du nicht ran.
33:21Wer sagt das?
33:23Wenn die MEPs fallen, heißt das,
33:25dass du an Strukturen arbeitest,
33:27die ihren Verletzungen eine Lähmung zufolge haben.
33:29Wie weit willst du denn noch gehen?
33:31Wenn es raus ist.
33:33Alles andere wäre falsch.
33:35Wenn ich es nicht vollständig entferne,
33:37kann es wiederkommen.
33:39Dann ist alles hier umsonst gewesen.
33:41Wenn du jetzt weitermachst,
33:43riskierst du eine schwere bleibende Behinderung.
33:45Du riskierst gerade,
33:47dass ich dich rausschmeiße.
33:49Ich bringe es jetzt in Ordnung.
33:51Saugen.
34:01Ja, bitte.
34:05Frau Harten, wie schön.
34:07Ich wollte auch gleich zu Ihnen.
34:09Der Stein hat es mir schon berichtet.
34:11Bitte nehmen Sie doch Platz.
34:13Danke.
34:15Dank Ihrer Geistesgegenwart
34:17haben Sie nicht nur Dr. Stein,
34:19sondern auch der Sachsen-Kliniker
34:21in großen Gefahren getan.
34:23Danke.
34:25Muss ich Ihnen was sagen?
34:27Ja, bitte.
34:29Danke.
34:31Es freut mich.
34:35Haben Sie noch was anderes auf dem Herzen?
34:37Ja.
34:41Ich habe mich dazu entschieden,
34:43die Klinik zu verlassen.
34:49Wie bitte?
34:51Wissen Sie,
34:53die ganze Sache,
34:55die hat mir einfach gezeigt,
34:57dass Frauen, die Opfer sexueller Gewalt sind,
34:59dringend Hilfe brauchen.
35:01Ja, aber dafür gibt es doch Fachkräfte.
35:03Genau.
35:05Und dazu würde ich mich gerne weiterbilden lassen,
35:07damit ich Frauen wie Alina Hembach
35:09helfen kann.
35:11Also,
35:13Sie wissen, dass ich Sie wirklich
35:15nur sehr ungern gehen lasse.
35:21Das ist wirklich,
35:23das ist sehr, sehr schade.
35:27Aber wenn Sie meine Unterstützung brauchen,
35:29in welcher Form auch immer,
35:31dann melden Sie sich bitte.
35:33Danke, Frau Marquardt.
35:43Mann, das war viel zu knapp.
35:45Aber wir hatten Glück.
35:47Wir haben es geschafft.
35:49Glück spielt ja eine untergeordnete Rolle.
35:51Es geht um Präzision und Fachwissen.
35:53Klar, aber...
35:55Was ist mit der Chirurgie?
35:57Müssen wir dran glauben,
35:59dass das Unmögliche möglich wird?
36:01Zögern und Zweifeln bringen einen ja nicht weiter.
36:03Ganz im Gegenteil.
36:05Das kann verheerende Folgen haben.
36:07Ich weiß, es klingt vielleicht kaltschneuzig
36:09und zu ehrgeizig für dich,
36:11aber nur so funktioniert es für mich.
36:13Ich bin nervös geworden,
36:15weil ich mich persönlich verantwortlich gefühlt habe.
36:17Ich habe die OP ins Spiel gebracht.
36:19Für mich gehören persönliche Gefühle
36:21einfach nicht in den OP.
36:23Wenn wir das nicht schaffen,
36:25stoßen wir andauernd an unsere Grenzen.
36:27Wenn wir die nicht überschreiten,
36:29dann gibt es keinen Fortschritt.
36:31Ja, wahrscheinlich hast du recht.
36:33Wenn du willst, kann ich dir ja zeigen,
36:35wie weit ich bei Dr. Heilmanns Stammzellen bin.
36:37Du willst immer noch
36:39aus Dr. Heilmanns Knochenmark Zellen extrahieren,
36:41um sie ihm dann ins Auge zu injizieren?
36:43Ich glaube dran,
36:45dass das Unmögliche möglich wird.
36:53Ich lebe noch.
36:55Es hat doch geklappt.
36:59Das Karbonom konnte
37:01vollständig entfernt werden.
37:03Es war eine schwierige OP,
37:05aber Sie haben keinerlei Schäden davongetragen.
37:15Jetzt können Sie wieder planen.
37:19Ich habe keine Ahnung,
37:21wie das aussehen soll.
37:25Vielleicht
37:27kann Ihnen ja jemand dabei helfen.
37:51Danke.
38:17Ich denke darüber nach,
38:19meinen Tränen nachträglich anzuzeigen,
38:21damit ich endlich abschließen kann.
38:31Alles Gute.
38:41Ich möchte mich entschuldigen.
38:45Ich weiß, dass ich Ihnen
38:47das Leben zu Hölle gemacht habe.
38:49Es tut mir sehr leid.
38:53Ich werde mir Hilfe holen.
38:57Vielleicht können Sie mir irgendwann verzeihen.
39:03Ganz bestimmt.
39:05Tschüss.
39:07Tschüss.
39:35Ich verstehe einfach nicht,
39:37warum das alles so schnell gehen muss.
39:39Ich habe noch jede Menge Resturlaub
39:41und ich will keine Zeit verlieren.
39:45Ehrlich gesagt,
39:47weiß ich nicht,
39:49ob ich mich morgen noch traue.
39:53Miri,
39:55es kam doch für mich
39:57jetzt auch ganz überraschend.
40:01Ich weiß,
40:03dass es für mich so schwer ist.
40:11Dann ist also kein Gerücht?
40:15Und was hast du jetzt vor?
40:17Hast du irgendeinen Plan oder so?
40:21Ich dachte, ich informiere mich mal beim Sozialdienst,
40:23was es so für Möglichkeiten gibt.
40:25Also ich kenne eine Klinik,
40:27die deine Hilfe ganz gut gebrauchen könnte.
40:29Das ist gerade nicht mehr das Richtige für mich.
40:33Ich will mich weiterbilden,
40:35vielleicht studieren,
40:37Sozialpädagogik oder so.
40:39Ich glaube, das ist genau das,
40:41was ich immer gesucht habe.
40:43Finde ich ehrlich gesagt,
40:45ziemlich cool von dir.
40:47Ich ja auch.
40:49Ich kann echt stolz auf dich sein.
40:53Mann, ich bin doch nicht aus der Welt.
40:55Du willst mir trotzdem ziemlich viel.
40:59Mir auch.
41:03Ihr wollt nur, dass ich heule.
41:17Vorsicht, Hüftgold mittig vor dir platziert.
41:19So.
41:21Ja.
41:23Auf dich.
41:25Und darauf,
41:27dass dieser Irrtum jetzt endlich aufgeklärt ist.
41:31Irrtümer sind die Pflaster auf dem Weg zur Wahrheit.
41:33Wo hast du denn das aufgeschnappt?
41:35Wieso denkst du gleich,
41:37ich hab was aufgeschnappt,
41:39wenn ich mal was Kluges sage?
41:41Also ich hab bei der ganzen Angelegenheit
41:43auch etwas gelernt.
41:45Für einen verdammt hohen Preis.
41:47Das stimmt.
41:49Aber ich dachte die ganze Zeit,
41:51ich wäre das alleinige Opfer.
41:53Mir war nicht klar,
41:55dass Frau Hembach auch eins war.
41:57Ich würde vorschlagen,
41:59wir trinken auf Frau Hartem,
42:01die wir ja leider als Mitarbeiterin verlieren.
42:03Sie verlässt uns?
42:05Auf eigenen Wunsch.
42:07Weil wir ja so viele Pflegekräfte haben.
42:09Naja, lassen wir das.
42:11Entschuldigt.
42:13Sören Waschke hat ein Online-Artikel gepostet.
42:15Die Überschrift
42:17Nicht länger wegsehen.
42:21Aber eigentlich schreibt er genau das,
42:23was Frau Hartem gesagt hat.
42:25In unserer Gesellschaft
42:27wird bei sexuellem Missbrauch
42:29noch viel zu häufig weggesehen.
42:31Oh, erstaunlich.
42:33Dass sogar ein Waschke die Realität anerkennt,
42:35auch wenn sie so traurig ist.
42:37Realität?
42:39Da hat sich das Haus nie darum geschert,
42:41was wir von ihr halten.
42:43Jetzt wirst du ja auch so philosophisch.
42:45Nicht von mir.
42:47Ich hab vergessen, von wie.
42:49Also,
42:51auf uns.
42:53Zum Wohl.

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