Star Wars Outlaws - Test-Video zu Ubisofts Open-World-Abenteuer

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Star Wars Outlaws für PC, PS5 und Xbox Series X/S führt uns als Schurkin Kay Vess gleich auf mehrere Welten im Outer Rim und lässt uns zwischendurch sogar mit dem eigenen Raumschiff rumfliegen.

Im Test musste sich Star Wars Outlaws jetzt beweisen und zeigte einen überraschend gut funktionierenden Gameplay-Mix, der kein Element überstrapaziert und genau deshalb oft überzeugt.

Und auch die Figuren tragen das Unterwelt-Abenteuer durch die eine oder andere Schwäche. Den eigentlich macht Star Wars Outlaws nichts herausragend gut, doch am Ende ist es mehr als die Summe seiner Teile.

Kleine Korrektur übrigens : Dimi hat sich im Video versprochen, Outlaws spielt zwischen Episode 5 und 6 nicht zwischen 4 und 5.
Transcript
00:00Star Wars funktioniert als Open World einfach nicht, habe ich vor ein paar Monaten wagemutig
00:19im GameStar-Podcast behauptet.
00:20Klar, im Krieg der Sterne gibt's natürlich jede Menge coole Planeten, aber will ich wirklich
00:25stundenlang mit nem Speeder über die staubigen Dünen von Tatooine flitzen?
00:30Was soll's denn da zu sehen geben?
00:32Feuchtfarben?
00:33Will sagen, nicht jeder coole Filmschauplatz gibt automatisch ne vielfältige Open World
00:39her.
00:40Star Wars Outlaws will mir das Gegenteil beweisen.
00:44Doch als ich es vor ein paar Wochen während des Summer Game Fests in Los Angeles angespielt
00:48hab, herrschte Ernüchterung.
00:50Outlaws fühlte sich da an wie ein modern Action-Adventure The Game.
00:56Jede Facette des Spiels kannte ich schon von irgendwo anders in besser.
01:00Klettereien wie in Uncharted, Ballereien wie in jedem ex-beliebigen Deckungsshooter, Ressourcensammelkram
01:06darunter Data-Pads für den obligatorischen Story-Fluff und permanentes Hintergrundgequassel
01:12von Hauptfigur Kay Vess und ihrer Crew, damit ich bloß nicht merke, wie sehr das alles
01:18hier nach Checkliste zusammengestöpselt wirkt.
01:21Ich hatte da, wie Han Solo sagen würde, ein ganz mieses Gefühl, bevor ich jetzt für
01:26den Test von Star Wars Outlaws die komplette Kampagne in drei Tagen durchgespielt hab.
01:32Aber, und jetzt kommt's, ich bin selbst überrascht, dass ich nach all den schlechten Vorzeichen
01:38sagen muss, Star Wars Outlaws ist ein richtig, richtig gutes Spiel geworden.
01:42Allerdings ist das warum hier so spannend wie selten, denn rein auf dem Papier sticht
01:49Outlaws tatsächlich in absolut keiner Kategorie heraus.
01:53Gucken wir's uns mal an.
01:54Das beste Beispiel für dieses Nicht-Herausstechen ist die Story.
02:12In Star Wars Outlaws spielt ihr Kay Vess, eine junge Gaunerin, die sich in der Casino-Metropole
02:19die wir alle aus Star Wars 8 kennen, zur Zeit des Imperiums zwischen Episode 4 und 5 mit
02:26allerhand krummen Dingern über Wasser hält.
02:28Dann geht ein Auftrag mächtig schief, Kay flieht vor Kopfgeldjägern durch die Galaxis
02:33und muss auf vier Planeten ne Crew zusammenstellen, um sich mit dem größten Raubüberfall aller
02:39Zeiten wieder nach oben zu kämpfen.
02:41Das klingt nicht sonderlich innovativ und das ist es auch nicht.
02:46Kay Vess verkörpert die klassische, liebenswürdige Schurkin, der Crew-Aspekt ähnelt dem von
02:52Jedi Fallen Order und auch als Star Wars Fan bekomme ich hier kaum neue Ideen präsentiert.
02:58Kay rangelt mit dem Pyke-Syndikat aus der Boba Fett Serie, mit Crimson Dawn aus dem
03:04Solo-Film und mit den Hutten aus, naja, allen Filmen, also altbekannten Fraktionen.
03:11Lediglich der sogenannte Arschiger-Clan auf der Schneewelt Kijimi ist wirklich neu, aber
03:17ausgerechnet der fühlt sich a. kaum wie ein echtes Gangster-Syndikat an, weil es storytechnisch
03:22vor allem um interne Thronstreitigkeiten auch Kijimi selbst geht und b. erfahre ich generell
03:28kaum spannende Details über die Unterwelt des neuen Disney-Kanons.
03:32Alle Gangster-Syndikate agieren gleich, mir wird zwar gesagt, dass sie unterschiedlich
03:37vorgehen, aber ich sehe davon abseits von zwei, drei Zwischensequenzen nichts.
03:42Gleichzeitig verpasst Outlaws die Chance, wirklich neue Akzente zu setzen, indem sie
03:46beispielsweise die berüchtigte schwarze Sonne von Prinz Xizor ins Rampenlicht rücken oder
03:51auf große Schurken des alten Kanons wie Talon Karde oder den größenwahnsinnigen Tiber
03:56Zen mit seinen Sprengstoff-Ewoks aus Empire at War zurückgreifen.
04:00Das klingt jetzt vielleicht alles eher meh, aber Star Wars Outlaws ist der beste Beweis,
04:06dass eine Geschichte weder besonders raffiniert noch bahnbrechend sein muss, solange sie euch
04:11emotional mitreißt.
04:12Und das schafft Outlaws vor allem mit seinen Hauptfiguren.
04:15Die Story von Outlaws steht und fällt mit Kaye Vess.
04:19Ja, ihr Charakter folgt grob der Lovable-Rogue-Schablone, aber Entwickler Massive zeichnet sie genau
04:25mit den richtigen Strichen, um mich mitfiebern zu lassen.
04:29Kaye kämpft sich aus hochproblematischen Verhältnissen empor, sie stolpert mit besten
04:33Absichten von einem Schlamassel in den nächsten, keiner will ihr so richtig mal einen Moment
04:38der Ruhe gönnen.
04:39Sie entwickelt sich aber über das gesamte Abenteuer hinweg von einem zerrütteten Abziehbild
04:43ihrer megatoxischen Mutter zu einer eigenständigen Erwachsenen.
04:48Es macht einfach Spaß, ihr dabei zuzuschauen.
04:51Wie schon bei Jedi Fallen Order gilt auch hier, diese Geschichte hat einfach Herz.
04:56Kayes Freundschaft zu ihrem kleinen zotteligen Begleiter Nyx ist in allen Haupt- und Nebenbeschäftigungen
05:02spürbar.
05:03Ihre Partnerschaft zum Killer-Droiden ND5 fängt zwar recht langweilig an, wird aber
05:08mit jeder Story-Mission interessanter.
05:10Und gerade weil ich so mit Kaye, Nyx und ND5 mitfühle, funktionieren die drei, vier großen
05:16Wendepunkte der Geschichte umso besser.
05:18Man könnte fast meinen, Star Wars ist immer dann am besten, wenn es um Freundschaft, um
05:24Wiedergutmachung und den Mut der wenigen gegen die vielen geht.
05:29Das müsste nur mal jemand Disney sagen.
05:32So, und mehr dazu kann ich euch aus Spoilergründen nicht sagen.
05:36Oh doch, eine Sache noch, Outlaws trifft genau die richtige Mitte, seine Story einerseits
05:41gerade gegen Ende ans größere Ganze des Star Wars Universums anzudocken, ohne mich
05:47mit Cameos und Anspielungen und billigem Fanservice zu überfluten.
05:52Davon hatten wir jetzt wirklich genug.
05:54Oh, und apropos genau die richtige Mitte finden.
05:57Kategorie Nummer zwei, über die ich reden will, das Missions- und Kampagnen-Design.
06:02Auch hier gilt, das ist nicht herausragend, aber gut genug.
06:06Denn eigentlich hätte Outlaws seine Open World gar nicht gebraucht.
06:10Und das meine ich hier als Pluspunkt.
06:12Wie im guten alten Mafia bietet die Kampagne des Spiels nämlich in der Abfolge richtig
06:17gut gebaute Singleplayer-Missionen, die teilweise über eine Stunde dauern und oft in Arealen
06:23völlig abseits der Open World stattfinden.
06:26Um aus Spoiler-Gründen nur mal drei kleine Schlagrichter zu werfen, Kay erkundet beispielsweise
06:32einen Schiffswrack der Hohen Republik, sie bricht, wie es sich gehört, in Jabba's Palast
06:37ein und sie schleicht sich durch eine imperiale Raumstation.
06:42Dieses abwechslungsreiche Missions-Design färbt sich übrigens auch auf die Nebenaufträge
06:46ab, die in puncto Inszenierung und Länge den Haupt-Missionen anderer Open World Spiele
06:50den Rang ablaufen würden.
06:51Übrigens auch anderer Ubisoft Open World Spiele.
06:55Zudem gibt's dann noch prozedural generierte Fraktionsmissionen, mit denen ihr euch bei
06:59den vier Syndikaten gutstellen könnt, falls ihr nach all den Haupt- und Nebenmissionen
07:04immer noch Bock auf mehr habt.
07:06Eure Reputation bei den Verbrecherfraktionen wirkt sich vor allem darauf aus, in welche
07:10Areale ihr reinkommt, ohne dass euch wer rauswerfen will.
07:14Also wie im echten Leben.
07:15Das erleichtert manche Missionen enorm.
07:17Auch innerhalb der Story müsst ihr immer mal wieder entscheiden, welcher Fraktion ihr
07:22irgendwas zuspielen wollt.
07:24Bis auf eine Ausnahme hat das aber keine gravierenden Auswirkungen auf die Geschichte.
07:29Lediglich am Ende gibt's so ein paar unterschiedliche Nuancen, je nach eurem bevorzugten Syndikat.
07:35Aber ansonsten, die Story insgesamt ist eine komplett lineare Angelegenheit.
07:40In puncto Gameplay setzt das Spiel, und hier hat sich seit der Summer Game Fest-Demo vor
07:45ein paar Wochen nichts geändert, auf die heilige Uncharted-Dreifaltigkeit aus Kraxeln, Ballern
07:51und gelegentlichen Rätseln.
07:53Darüber hinaus kann Kay außerdem schleichen, es ist also quasi eine Vierfaltigkeit.
07:59Allerdings sticht Outlaws in keinem dieser Bereiche wirklich heraus.
08:03Die Kämpfe beschränken sich auf arcadige Blastergefechte.
08:07Wie eine echte Revolverheldin setzt Kay über das gesamte Abenteuer hinweg auf ihre Pistole.
08:12Die lässt sich zwar in Richtung Schnellfeuer, Explosions-Ammo und Ionengewitter upgraden,
08:19aber im Kern erwarten euch trotzdem die immer gleichen rudimentären Deckungsschießereien.
08:24Hier und da könnt ihr kurzzeitig die Knarren von Gegnern benutzen, beispielsweise den berühmten
08:29E11-Blaster der Sturmtruppen, aber kein Gefecht geht über ein Schießt-sich-ganz-nett-hinaus.
08:35Ob ihr jetzt gegen Imperiale oder Kartelle kämpft, wirkt sich ebenfalls nicht groß
08:39aus.
08:40Ubisoft-typisch unterscheidet das Spiel grob in leichte und schwere Gegner, gelegentlich
08:45durchmischt von ein paar besonders tödlichen Tieren.
08:49Recht unterhaltsame Bosskämpfe finden sich bloß zwei, drei Mal im ganzen Spiel.
08:53Die Schießereien spielen sich flott und spaßig, keine Frage, bleiben aber deutlich hinter
08:58der Gegner- und Waffenvielfalt älterer Star Wars-Shooter wie Jedi Knight oder Republic
09:03Commandos zurück.
09:04Und beim Schleichen wiederholt sich dieses Muster.
09:07Es ist nicht herausragend, aber gerade so gut genug.
09:11Kaye pirscht sich geduckt durch feindliche Festungen, streckt unachtsame Feinde per Takedown-Manöver
09:16nieder, sabotiert Kameras, Geschütztürme und Laserbarrieren.
09:20Leider spielt sich das Schleichen merklich fummeliger als das Ballern.
09:25Gerade wenn ihr Feinde per Pfiff um die Ecke lockt, funktionieren die Takedown-Tasten
09:29oft nicht richtig.
09:30Kaye springt dann plötzlich aus der Deckung und vorbei ist es mit dem Schleichen.
09:35Außerdem lassen sich die Sichtkegel der Gegner oft nicht richtig einschätzen.
09:39Mal sehen euch die Kollegen aus gefühlt drei Kilometer Entfernung, mal hockt ihr
09:44direkt neben ihnen und es juckt sie nicht, mal entdecken sie euch, obwohl ihr getarnt
09:48seid.
09:49Das nervt vor allem, weil das Schleichen in Outlaws viel mehr Raum einnimmt als das Kämpfen.
09:54Ich würde sogar so weit gehen und sagen, ihr könnt Outlaws fast komplett als Stealth-Game
09:59durchspielen und müsst nur in ganz wenigen Kampagnenmomenten zur Pistole greifen.
10:04Deshalb sollte Massive hier dringend noch ein bisschen Feinschliff nachpatchen.
10:09Was ich aber sehr cool finde, ist die Freiheit, die ihr beim Schleichen bekommt.
10:13Weil oft bekommt ihr riesige Anlagen wie die hier, wo ich schon aus der Ferne zig Eingänge
10:18finde, über die man in die Basis rein kann.
10:20Sowas liebe ich.
10:22Tja und mit dem Kraxeln und Rätseln bin ich schnell fertig, denn hier bekommt ihr Genre-Standard.
10:28Kaye hüpft per Tastendruck von Vorsprung zu Vorsprung, schwingt auch mal an einem Seil
10:33oder klettert an Gittern hoch.
10:35Das spielt sich alles schon fluffig, aber unterm Strich nicht so dynamisch wie beispielsweise
10:39Jedi Fallen Order und Survivor.
10:41Und das gilt auch für die Rätsel.
10:43Wo Jedi-Sprössling Cal Kestis mit der Macht einen riesigen Werkzeugkasten hat, um Kugeln
10:48zu rollen, Hebel zu ziehen oder Aktionen zu timen, muss Kaye nur hier und da mal Generatoren
10:54im richtigen Moment mit so einem Ionenschuss aktivieren, um eine Plattform zu bewegen.
10:58Das ist alles super rudimentär.
11:01Und ich weiß, auch das klingt jetzt alles vielleicht nicht sonderlich berauschend.
11:05Und es ist es auch nicht, sofern man, wie ich es gerade gemacht habe, jeden Gameplay-Aspekt
11:10von Outlaws einzeln sensiert.
11:12Aber es gibt zwei große Stärken des Spiels, die dafür sorgen, dass ich das beim eigentlichen
11:16Spielen nicht wirklich tue.
11:18Die erste Stärke ist Nyx.
11:21Also nicht Nix Nix, sondern Nyx, der kleine Pelzgefährte, der nicht nur der nächste drollige
11:28Sidekick nach Cal Kestis BD-1 ist, sondern ein essentieller Bestandteil jedes einzelnen
11:34Gameplay-Features in Outlaws.
11:36Er funktioniert im Prinzip wie das Hacking in Watch Dogs.
11:39Auf Tastendruck lenkt Nyx Feinde ab, er klettert durch Schächte, um Schalter umzulegen, wirft
11:44sich im Kampf dem Gegner auf den Kopf oder deaktiviert Alarme.
11:49Es macht unheimlich viel Spaß, mit dem kleinen Knirps herumzuspielen und letztlich heaft
11:53er die Kämpfe, Schleichanlagen und Rätseleien auf ein Level, das sich ausreichend von der
11:58Konkurrenz abheben kann.
12:00Die zweite Stärke ist vielleicht ein bisschen esoterischer als der zottelige Nyx, aber noch
12:05wichtiger.
12:06Outlaws findet, ähnlich wie Uncharted, einen hervorragenden Rhythmus.
12:11Keine Spielmechanik überstrapaziert ihre Halbwertszeit, bevor die nächste wieder an
12:16der Reihe ist.
12:17Das heißt konkret, ich düse mit dem Speeder zum Beispiel zu Jabbers Palast, schleich mich
12:22dann an der Klippe zum Hintereingang, danach wird ein bisschen geballert, dann schleich
12:26ich wieder, dann folgt ein Bosskampf, dann düse ich zum nächsten Missionsziel und da
12:31gibt's dann ein größeres Gefecht an der Seite von ner Partnerin und dazwischen immer
12:35wieder coole Story-Sequenzen.
12:37So wird kein Aspekt so richtig langweilig und das rettet dem Spieler ein bisschen den
12:43Hintern.
12:44Star Wars Outlaws ist für ein Open-World-Spiel generell kompakt.
12:48Selbst wenn ihr 80% der Drumherum-Beschäftigungen mitnehmt, seid ihr nach rund 30 Stunden fertig
12:54damit.
12:55Folgt ihr nur der Story, kommt ihr sogar in unter 20 Stunden durch.
12:59Und das ist auch genau die richtige Entscheidung, denn so bleiben Schießereien, Schleichanlagen
13:04und Co. gerade unterhaltsam genug, bevor sich deren fehlende Substanz allzu sehr bemerkbar
13:10macht.
13:11Und wenn wir gerade schon bei der Open-World sind, sprechen wir doch mal über den großen
13:16Bunter im Raum.
13:18Funktioniert Star Wars denn nun mit ner offenen Spielwelt?
13:20Die Open-World von Outlaws ist ziemlich schlecht lesbar.
13:25Und das ist eine ihrer großen Stärken.
13:27Wenn ihr die drei großen Open-World-Planeten Toshara, Akiva und Tatooine bereist, denn
13:36die vierte Welt, Kijimi, ist in erster Linie ne Hubstadt ohne Umland.
13:40Also wenn ihr diese drei großen Open-Worlds bereist, dann erschlagen euch keine 200 Fragezeichen
13:46auf irgendeiner Weltkarte.
13:48Stattdessen läuft in Outlaws, und das passt ja irgendwie zum Szenario, sehr viel über
13:53Hörensagen.
13:54Ein Beispiel.
13:55Ich stoße immer wieder auf Laserbarrieren, für die ich ein spezielles Hacking-Tool brauche.
14:01Wo es das gibt?
14:02Keine Ahnung, ist auf der Map nicht verzeichnet.
14:05In der Kantine von Toshara belausche ich dann ein Pärchen, das von ner mächtigen Hackerin
14:11erzählt.
14:12Leider steckt die, finde ich heraus, mitten in ner imperialen Festung.
14:17Und sobald ich den Hinweis hab, bekomme ich diese Festung auf meiner Karte markiert, ich
14:21reise dorthin und infiltriere diese Anlage.
14:24Und hier merke ich schnell, Outlaws setzt auf Klasse statt Masse, und das ist ne klare
14:30Abkehr von Ubisofts sonstiger Open-World-Strategie.
14:33Statt 100 imperialer Festungen gibt es auf Toshara nur zwei oder drei, aber die haben
14:39es dafür in sich.
14:40Ich brauche fast ne ganze Stunde, um mich durch dieses Labyrinth aus Lüftungsschächten,
14:45Nebeneingängen und Wartungsbereichen zu bewegen, ohne dass ein Alarm losgeht.
14:49Dabei, wenn ein Alarm losgeht, wird es zumindest auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade
14:54richtig, richtig tödlich.
14:56Klar, Outlaws ist jetzt kein GTA, ihr könnt hier kein wildes Physik-Chaos anrichten, aber
15:02das Fahndungssystem transportiert trotzdem sehr wirksam, dass es ne dumme Idee ist, das
15:07Imperium zu ärgern.
15:09Ballere ich zum Beispiel in der Festung wild rum, dann habe ich prompt die höchste Fahndungsstufe
15:13und Todes-Truppler jagen mich quer durch die Spielwelt und ich bekomme absolut nichts
15:18mehr gebacken.
15:19Und es ist vergleichsweise kompliziert, dieses Fahndungslevel wieder loszuwerden, indem ich
15:23Code-Karten von ISB-Offizieren stehle, die wiederum von Todes-Trupplern bewacht werden
15:28und ja, es ist definitiv keine gute Idee, das Imperium zu reizen.
15:31Aber zurück zur Festung.
15:34Nachdem ich dann die Hackerin befreit habe, passieren zwei Dinge.
15:37Erstens, ich fühle mich mega gut, weil ich, wie gesagt, nicht einfach ein Fragezeichen
15:41abgeklappert habe, sondern wirklich meiner eigenen Spur gefolgt bin.
15:45So geht gutes Open-World-Design.
15:47Und zweitens habe ich ne Lehrmeisterin freigeschaltet.
15:51Und die ist wichtig, denn Star Wars Outlaws ist kein Rollenspiel.
15:56In Outlaws gibt's keinerlei Erfahrungspunkte oder Charakterlevel.
16:01Ebenfalls ein starker Bruch mit Ubisofts sonstiger Spielweltformel.
16:05Stattdessen entwickelt ihr Fertigkeiten bei insgesamt acht Lehrmeistern, die ihr erstmal
16:10finden müsst.
16:11Auch das ne sehr coole Entscheidung, denn es ist gut möglich, das gesamte Spiel durchzuspielen,
16:16ohne auch nur vier dieser acht Trainer zu finden.
16:20Umgekehrt fühle ich mich umso selbstständiger, wenn ich in den härtesten Story-Missionen
16:24selbst dicke Garmoreaner und Todes-Truppler per Takedown lang machen kann, weil ich auf
16:29eigene Faust den entsprechenden Lehrmeister für diesen Skill gefunden habe.
16:34Das zeige ich euch jetzt hier aus Spoiler-Gründen nicht, weil, ne, Late-Game-Missionen, die will
16:38ich euch nicht verraten.
16:40Pro Lehrmeister gibt's dann vier oder fünf Fertigkeiten zu lernen, für deren Freischaltung
16:44ihr wiederum ein paar Challenges absolvieren müsst, beispielsweise so und so viele Kopfschüsse.
16:49Es gibt also schon genug zu tun in dem Spiel.
16:51Nicht alle Skills sind super nützlich, aber einige dafür umso mehr.
16:55Beispielsweise schleicht Kay deutlich schneller oder kann plötzlich ne Gatling-Blaster-Knarre
17:00von Sturmtruppen benutzen, was ihr im Late-Game massive Vorteile verschafft.
17:04Auch hier, das ist nicht herausragend gut designt, aber doch deutlich besser als die
17:095 Millionen 1,5% Boosts in nem Assassin's Creed Valhalla.
17:15Abseits davon sammelt ihr Ressourcen-Krams, um neue Jacken, Hosen, Blaster und Gleiter-Upgrades
17:20freizuschalten, die wiederum bestimmte Perks und Boni bieten, beispielsweise mehr Heil-Fiolen,
17:26nen Turbo-Boost für den Speeder und so weiter.
17:28Alles wenig aufregend, aber nützlich.
17:30Und ich könnte euch jetzt noch diverse andere Dinge aus der Kategorie wenig aufregend auflisten,
17:36beispielsweise das Hacking- und Schlösserknack-Minispielchen, das in so nerviges Rumprobieren ausrattet,
17:42dass ihr die Dinge am besten im Optionsmenü ausschaltet.
17:45Zum Glück geht das, macht es, vertraut mir.
17:48Oder ich könnte über meinen sperrigen Speeder reden, mit dem ich durch die Landschaft düse.
17:53Der bietet mit seiner schrecklich fummeligen Fahrphysik, Fahrspaß der Kategorie, zurück
17:57zum TÜV durchgefallen.
17:59Aber gut, der Fairness halber will ich aber erwähnen, dass meine Teamkollegen Nathalie
18:02und Heiko das Speederfahren ziemlich spaßig finden, also vielleicht ist es auch nur mein
18:08persönlicher Geschmack, der da einfach nicht so richtig getroffen wird.
18:10Aber am Ende des Tages schlägt eintrumpf all diese wenig berauschenden Aspekte von
18:15Outlaws, dass das Erkunden in der Welt so verflixt viel Spaß macht.
18:22Weil euch in Outlaws eben keine 200 Hotspots pro Planet erwarten, sondern eher 20, kann
18:27Massive Entertainment massiv die Qualität pro Schauplatz hochkurbeln.
18:33Natürlich gibt es auch hier und da mal diese typischen kleinen Hütten- oder Banditenlager,
18:36wo dann bloß eine Schatztruhe wartet, ganz wird Ubisoft seine Formel nicht los, aber
18:41unterm Strich bekommt ihr hier unheimlich viel und vor allem viel Fältiges zu entdecken.
18:47Zum Beispiel entdecke ich auf der Dschungelwelt Akiva völlig nebenbei eine ganze Grabungsanlage
18:52des Imperiums und kann hier 20 Minuten lang erkunden, was das Imperium wohl sucht.
18:57Sith-Artefakte oder gute Drehbücher für Star Wars Sequels.
19:03Oder Nix flitzt plötzlich los, weil er irgendwas erschnuppert hat und ich hechte ihm durch
19:09ein Labyrinth hinterher, an dessen Ende ein Schatz auf mich wartet und eine bombastische Aussicht.
19:17Oder ich setze mich mit Nix an den Imbiss und völlig aus dem Nichts geht ein so wittiges
19:22Quicktime-Event los.
19:24Ich weiß, niemand mag Quicktime-Events, aber das ist so drüber, dass ich es einfach feiern muss.
19:32Diese Faszination am Entdecken setzt sich übrigens auch im Weltraum fort, denn Kay
19:36schlägt sich auch als Pilotin wacker.
19:38Also zumindest tut sie das in der Story, denn die Raumschiff-Kämpfe spielen sich fürchterlich
19:43unpräzise und träge, weil Kays Raumschiff so wendig ist wie ein Gabelstapler.
19:48Da sind selbst die Dogfights in Battlefront 2 besser gewesen.
19:52Aber das Erkunden im All macht umso mehr Spaß.
19:56Beispielsweise erwartet mich im Orbit von Kijimi ein gigantischer Asteroiden-Nebel,
20:02in dem sich haufenweise Schiffsfraks und andere Schätze und Gefahren verbergen.
20:06Dass das Erkunden so viel Spaß macht, liegt aber natürlich auch an der oft sehr detailreich
20:12gestalteten Spielwelt.
20:13Auf dem PC könnt ihr euren Rechner mit angeschaltetem Raytracing und RTX Direct Lighting so richtig
20:19zum Glühen bringen, denn dann schwitzt selbst eine RTX 4090 ganz ordentlich.
20:25Hier sollte Massive noch dringend optimieren.
20:27Auf meiner RTX 3080 läuft das Spiel mit niedrigem Raytracing hingegen meist butterweich, jenseits
20:33der 60 Bilder pro Sekunde in WQHD.
20:36Außerdem gibt's noch etliche Einstellungsmöglichkeiten, mit denen ihr das Spiel an eure Hardware
20:40anpassen könnt.
20:42Zudem gibt's in der PC-Version auch alle üblichen Optionen für Spracheinstellungen
20:46und Steuerungen und ja, auch das Field of View.
20:49Nur, dass man beim HUD fast alles ausschalten kann, bis auf die ziemlich riesigen Treffermarkierungen,
20:55ist etwas ärgerlich.
20:56RTX Direct Lighting gibt's übrigens ausschließlich in der PC-Version und diese Technik sorgt
21:02dafür, dass Licht und Schatten realistischer mit der Umgebung reagieren.
21:07Schatten sind weicher und werden auf Entfernung schwächer.
21:10Bei der globalen Beleuchtung flimmern sie hingegen nicht so stark.
21:13Die Unterschiede sind manchmal subtil und manchmal sehr deutlich.
21:17An einigen Stellen bekommt ihr mit Direct Lighting sogar mehr dynamische Schatten, so
21:21wie hier bei diesen Gartenlampen.
21:25Blasterfeuer erzeugt mit Direct Lighting zudem Echtzeitschatten und ich erwähne das hier
21:28ganz besonders zur Freude meines Kollegen Fritz, der mit jedem Mündungsfeuerschatten
21:32ein bisschen glücklicher wird.
21:34Allerdings ist die Integration von RTX Direct Lighting noch stellenweise fehlerhaft und
21:38sorgt mitunter für massive Framerate-Einbrüche.
21:41Auch hier braucht es unbedingt noch Updates, denn sonst bleibt das Feature vorerst noch
21:47Zukunftstechnologie.
21:48Das normale Raytracing, besonders für die Spiegelungen, läuft hingegen schon recht
21:51gut und sorgt an manchen Stellen für eine sehr auffällige Verbesserung, während es
21:55bei anderen Reflexionen kaum ins Gewicht fällt.
21:58Und falls ihr euch vor allem für die Konsolen-Version interessiert, die ja auch unterschiedliche
22:02Performance-Modi anbieten, dann schaut mal bei den Kolleginnen und Kollegen von der
22:05GamePro vorbei, die haben da auf GamePro.de auch ziemlich viel für euch vorbereitet.
22:10Überhaupt ist Star Wars Outlaws auch auf mittleren Einschlägen noch ein sehr schönes
22:14Spiel.
22:15Auf mittleren Details sind die Landschaften von Outlaws immer noch eine Augenweide und
22:19da widerspreche ich mir ein bisschen selbst, denn es macht tatsächlich Spaß über die
22:23Dünen Tatooines zu düsen, wenn sie so vielfältig und so gut aussehen.
22:28Selbst aus dem kargen Wüstenplaneten holen die Entwickler viel Abwechslung raus, von
22:33weiten Ebenen über Canyons und Kraterlandschaften bis hin zu den weltberühmten Feuchtfarmen.
22:40Lediglich die Gesichtsanimationen, vor allem bei den Menschen, bleiben ein Stachel in Ubisofts
22:44Open Worlds, weil die NPCs allesamt so aussehen, als hätten sie nach zweistündigen Abteilungsmeetings
22:50jeden Lebenswillen verloren.
22:52Aber gut, vielleicht ist das so beim Imperium.
22:54Und selbst Kay's Mimik bekommt ihre Gefühle lange nicht so überzeugend transportiert,
22:58wie es die hervorragende deutsche Vertonung eigentlich verdient hätte.
23:02So, jetzt rede ich schon lang genug, also machen wir den Sack mal zu.
23:17Ihr merkt, warum Star Wars Outlaws mich überrascht.
23:20Ich kann kaum einen Aspekt rauspicken, abseits vom drolligen Nix, der dem Spiel so richtig
23:26herausragend gut gelingt.
23:28Ja, die Story packt mich mit Herz und Charme, sie ist aber selten originell.
23:32Ja, die Schießereien und Schleichanlagen sind ganz launig, bieten aber kaum Tiefe.
23:37Und ja, die Open-World-Erkundung macht Spaß, Speeder-Bike und Raumschiff aber definitiv
23:43nicht.
23:44Und trotzdem würde ich jetzt am liebsten mein Gedächtnis blitzdingsen und direkt wieder
23:49von vorne anfangen, so viel Spaß hatte ich mit diesem Spiel, obwohl ich es in drei Tagen
23:54durchprügeln musste.
23:56Während der Gamescom.
23:57Dass das Ganze manchmal mehr ist als die Summe seiner Teile, das klingt ja mittlerweile
24:02wie ein abgedroschener Kalenderspruch, aber das stimmt hier einfach wie selten bei einem
24:06Open-World-Spiel.
24:07In Outlaws und dessen Helden-Duo Kay und Nix steckt einfach unheimlich viel Seele, ich
24:14kann es nicht besser beschreiben.
24:16Entwickler Massive weicht bewusst von der Ubisoft-Formel ab, spart sich den üblichen
24:20Fragezeichen-Größenbahnen und setzt stattdessen auf kompaktere, aber immer noch ausufernde
24:26Star-Wars-Themenparks, in denen ich stundenlang coole, kleine wie große Abenteuer in der
24:33Unterwelt des Kriegs der Sterne erlebe.
24:35Und das fühlt sich definitiv tausendmal befriedigender an als The Book of Boba Fett.
24:41Und das ist doch mal was.

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