• vor 3 Monaten
Bearbeitung (Wort): Carl Dietrich Carls
Komposition: Kurt Herrlinger
Regie: Günther Sauer

Die Robot-Psychologin Dr. Susan Calvin berichtet von ihren markantesten Fällen im Umgang mit Robotern. - Zwischen einem Mädchen und seinem Betreuungsroboter hat sich eine emotionale Bindung entwickelt. Robbie ist einer der ersten Typen überhaupt, die vor 60 Jahren von der U.S. Robot and Mechanical Men Company entwickelt wurden: ein metallenes Ding mit eiförmigem Rumpf, der über einen biegsamen Stiel mit einem ebenso aussehenden Kopf verbunden ist. Elektronisch noch nicht mit allen Raffinessen ausgestattet und ohne Sprachprogramm, wird er nur noch als Kindermädchen eingesetzt. Gloria ist vernarrt in ihren gutmütigen elektronischen Spielgefährten. Aber ihre Eltern befürchten, der ausschließliche Umgang mit einer Maschine könnte die Entwicklung ihrer Tochter negativ beeinflussen und sie den Kontakt zu anderen Menschen verlieren lassen. Deshalb arrangieren sie es, daß Robbie eines Tages einfach verschwunden ist. Aber trotz aller Ablenkungen und Zuwendungen läßt sich Gloria nicht über den Verlust ihres Freundes hinwegtrösten. In der Hoffnung, sie zu desillusionieren, besichtigen die Eltern mit ihr eine Fabrik, in der Roboter zusammengesetzt werden, freilich ohne zu ahnen, daß Gloria gerade dort ihren Spielkameraden wiederfindet. Erst als sich dieser in einer lebensgefährlichen Situation bewährt, sind auch die Eltern einverstanden, ihn wieder in ihr Haus aufzunehmen.

Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion
Michael Thomas Reporter
Roma Bahn Dr. Susan Calvin
Günther Neutze George Weston
Marianne Mosa Grace Weston, seine Frau
Rosemarie Voerkel Gloria Weston, ihre Tochter
Günther Krotky Der sprechende Robot
Lothar Ostermann Ingenieur
Ernst Fritz Fürbringer Dr. Alfred Lanning

Category

😹
Spaß
Transkript
00:00Ich, der Robot
00:25von Isaac Asimov
00:27Funkbearbeitung Karl-Dietrich Kaltz
00:30Erster Teil
00:32Robby, das Kindermädchen
00:34Ich hatte den Auftrag, eine Serie über Susan Kelvin und die U.S. Robot Company zu schreiben,
01:00die beide 1982 das Licht der Welt erblickt hatten und nun 75 Jahre alt wurden.
01:06Ja, 75. Es war im Jahre 2057.
01:10Ich war damals noch ein ganz junger Reporter.
01:12Für mich war das eine Chance.
01:13Ich wollte etwas draus machen,
01:14aber ich war immer noch nicht zufrieden mit meinem Material.
01:17Es war mir zu dürftig,
01:18obgleich ich mich volle drei Tage in der Firma umgesehen hatte.
01:21Was denn doch, junger Mann?
01:23Die U.S. Robot Company und Sie, Frau Doktor,
01:25sind doch in der öffentlichen Meinung so gut wie identisch.
01:28So meinen Sie?
01:29Aber ja, ganz gewiss.
01:30Und wenn Sie sich jetzt zur Ruhe setzen, bedeutet das...
01:32Gar nichts bedeutet das.
01:34Es wird genauso weitergehen wie bisher.
01:36Das sagen Sie.
01:37Aber für unsere Leser und für die ganze Welt
01:39ist es so etwas wie das Ende einer Epoche.
01:41Und deshalb möchte ich gerne...
01:43Sie möchten die menschliche Seite der Sache aufspüren, wie?
01:46Genau das, ja.
01:47Aber ist das nicht ein Widerspruch,
01:49die menschliche Seite der Robots?
01:51Nein, nicht die menschliche Seite der Robots, Frau Doktor.
01:54Die menschliche Seite Ihres eigenen Lebens.
01:56Mich hat man auch schon einen Robot genannt.
01:58Das wissen Sie doch.
02:00Man hat behauptet, ich sei kein Mensch aus Fleisch und Blut.
02:03Wie gesagt, die U.S. Robot Company
02:05war im Geburtsjahr von Susan Calvin gegründet worden.
02:08Ein Zufall, der aber längst symbolische Bedeutung angenommen hatte,
02:12nachdem sie jetzt runde 50 Jahre dieser Firma angehörte,
02:15die inzwischen zu einem Riesenunternehmen ausgebaut worden war.
02:19Und daran war diese Frau maßgeblich beteiligt.
02:22Sie galt als ein Phänomen.
02:24Als 20-jährige Studentin hatte sie erlebt,
02:26wie der erste Robot vorgeführt wurde, der eine menschliche Stimme besaß.
02:30Ein großer, schwerfälliger, hässlicher Robot,
02:33der nach Maschinenölroch und in den Bergwerken auf dem Planeten Merkur
02:37verwendet werden sollte.
02:39Aber er konnte tatsächlich sprechen.
02:41Und was er sagte, hatte Hand und Fuß.
02:43Während Susan Calvin zuhörte
02:45und über die Einzelheiten der Vorführung weiter nachdachte,
02:48begann sich in ihr etwas zu regen wie Enthusiasmus.
02:51Sie fing an, sich auf Kybernetik zu spezialisieren
02:54und widmete ihr ganzes Leben den Robots.
02:57Im Jahre 2007 promovierte sie.
03:00Dann trat sie in den Dienst der U.S. Robot Company als Robot-Psychologin.
03:05Sie war die erste, die diese neue Wissenschaft praktisch ausübte.
03:0950 Jahre lang hatte Dr. Susan Calvin aus nächster Nähe beobachten können,
03:13wie der technische Fortschritt sich ständig wandelte
03:16und in großen Sprüngen vorwärts eilte.
03:20Jetzt bereitete sie sich darauf vor, sich zur Ruhe zu setzen.
03:23Dort drüben, wo jetzt das Feuerwehrdepot ist, da habe ich angefangen.
03:28Es war nur ein kleines Gebäude.
03:31Wir saßen zu viert in einem Raum.
03:33Mir gehörte die Hälfte eines Schreibtisches.
03:36Alle unsere Robots bauten wir in einer einzigen Halle.
03:40Wir produzierten wöchentlich drei Stück.
03:43Und nun sehen Sie, was aus uns geworden ist.
03:46Fantastisch. Eine ganze Stadt für sich.
03:49Eine Stadt der Robots.
03:5150 Jahre sind eine lange Zeit.
03:53Nicht, wenn man zurückschaut.
03:55Man fragt sich, wo die Zeit eigentlich geblieben ist.
03:59Wie alt sind Sie?
04:0026.
04:01Dann haben Sie also gar keine Ahnung, wie die Welt ohne Robots ausgesehen hat.
04:06Schwer vorstellbar, wie?
04:08Eine Zeit, in der die Menschheit dem Universum allein gegenüberstand.
04:12Ohne diese Geschöpfe, die uns heute helfen.
04:15Dem Merkur, dem Mars und überall.
04:18Geschöpfe, die stärker sind als wir selbst.
04:21Und uns trotzdem völlig ergeben.
04:23Mit anderen Worten, die Menschheit ist nicht mehr allein.
04:27Haben Sie die Sache schon einmal von dieser Seite aus betrachtet?
04:30Ehrlich gesagt, das ist mir noch nie so klar geworden.
04:33Darf ich das wörtlich zitieren?
04:34Bitte, wenn Sie wollen.
04:36Nun ja, für Sie sind Robots eben nur Robots.
04:40Aber kennen Sie sie in Wirklichkeit?
04:42Nein.
04:43Glauben Sie mir.
04:44Sie sind zuverlässiger und sauberer, anständiger und besser erzogen, als wir es sind.
04:49Das wird unsere Leser ungeheuer interessieren.
04:52Diese menschliche Seite.
04:53Sie wissen, unsere interplanetarische Presse hat eine potenzielle Leserschaft von drei Milliarden.
04:58Eine bessere Gelegenheit, aufklärend zu wirken, gibt es nicht.
05:02Die ganze Entwicklung war vorauszusehen von Anfang an.
05:06Zuerst waren die Robots zur Verwendung auf der Erde gedacht.
05:09Sie konnten damals natürlich noch nicht sprechen.
05:12Aber das war nur eine Frage der Zeit.
05:14Als es dann soweit war und sie dadurch menschlicher wurden, setzte eine zunehmende Opposition ein.
05:21Die Gewerkschaften wehrten sich gegen diese Konkurrenz.
05:24Es gab auch gewisse Widerstände aus religiösen Beweggründen.
05:28Sie meinen, dieser Fortschritt ging den Menschen zu weit?
05:31Manchen Leuten ja.
05:32Nehmen Sie zum Beispiel den Fall Robby.
05:34Robby?
05:35Ja, das war einer von den frühen Robots.
05:38Ich habe ihn leider nicht mehr kennengelernt.
05:40Er wurde demontiert, kurz bevor ich in die Robot Company eintrat.
05:44So hoffnungslos unmodern war er damals schon geworden.
05:48Aber das kleine Mädchen habe ich im Museum gesehen.
05:52Was für ein kleines Mädchen?
05:53Gloria hieß sie. Gloria Weston.
05:57Ja, Robby war also noch ein stummer Robot.
06:00Hergestellt im Jahre 1996.
06:04Und wurde nur noch als Kindermädchen beschäftigt.
06:07Als was?
06:08Als Kindermädchen.
06:11Robby!
06:13Wo bist du?
06:16Robby!
06:18Robby!
06:20Ich glaube, er ist wieder ins Haus gelaufen.
06:23Dabei habe ich ihm schon hundertmal gesagt, dass das gegen die Regeln ist.
06:26Na warte!
06:29Sie spielten Versteck im Garten.
06:31Aber Gloria konnte Robby nicht finden.
06:34Sie lief also auf das Haus zu, um ihn dort zu suchen.
06:37Aber auf halbem Wege blieb sie plötzlich stehen und drehte sich um.
06:40Sie hatte es hinter sich raschelnd hören.
06:43Und jetzt sah sie, wie ihr metallener Spielgefährte aus seinem Versteck herauskam
06:48und so schnell er konnte, auf den Baum zulief.
06:54Warte Robby, das gilt nicht!
06:58Nein, du hast versprochen, nicht zu rennen, bis ich dich gefunden habe!
07:06Gloria konnte keinen Vorsprung gewinnen.
07:08Gegen Robbys Schritte war nicht anzukommen.
07:11Im letzten Augenblick aber, nur noch ein paar Meter von dem Baum entfernt,
07:15verlangsamte er plötzlich seine Gangart bis zum Zeitlupentempo,
07:19sodass die Kleine unter Aufbietung all ihrer Kräfte ihn schnaufend überholte
07:23und vor ihm den heiß ersehnten Baumstamm berühren konnte.
07:29Robby kann nicht rennen!
07:38Robby antwortete auf seine Weise.
07:41Er fing an, im Kreise herumzulaufen, erst langsam, dann schneller.
07:45Und Gloria lief lachend hinter ihm her, mit ausgestreckten Armen,
07:49ohne ihn jedoch berühren zu können, bis er sich plötzlich umdrehte,
07:53sie packte und durch die Luft wirbelte, dass ihr Hören und Sehen verging.
07:57Dann setzte er sie behutsam ab, sie lehnte sich an sein Bein,
08:01ganz außer Atem und hielt noch immer einen seiner harten Metallfinger
08:06fest in ihrer kleinen Hand.
08:09Ganz, ganz schwindelig bin ich geworden.
08:12Böser Junge, du, eine Tracht Prügel hast du verdient.
08:15Nein, nein, hab keine Angst, ich tue dir nichts, Robby.
08:19Du brauchst deine Hände nicht vors Gesicht zu halten.
08:22Aber jetzt komm ich dran, jetzt verstecke ich mich.
08:25Und du musst mich suchen, weil du längere Beine hast als ich
08:28und weil du die Regeln nicht eingehalten hast.
08:31Los, dreh dich um.
08:33Robby war sofort bereit.
08:35Er nickte mit seinem komischen Eierkopf, der mit dem ebenfalls
08:38eiförmigen Rumpf durch einen kurzen, biegsamen Stiel verbunden war.
08:42Ja, die Menschenähnlichkeit ließ noch zu wünschen übrig,
08:46aber trotzdem war Robby ein guter Kamerad.
08:48Er wusste, wie er mit der Kleinen umzugehen hatte.
08:50Er drehte ihr also den Rücken zu, ging zum Baum
08:53und schloss seine metallenen Augenlider.
08:56Aus dem Innern seines Körpers kam ein tickendes Geräusch.
08:59Er zählte die Sekunden.
09:02Du darfst aber nicht gucken, Robby, und überspring keine Zahlen.
09:10Nachdem er 100 Sekunden heruntergetickt hatte,
09:13drehte Robby sich wieder um und durchforschte mit glühend roten Augen die Gegend.
09:17Es dauerte nicht lange, da hatte er einen Zipfel ihres bunten Kleides entdeckt,
09:21neben einem großen Stein.
09:24Langsam ging er auf ihr Versteck zu, bis er Gloria richtig sehen konnte.
09:28Dann streckte er einen Arm nach ihr aus
09:31und schlug sich mit dem anderen gegen das Bein.
09:35Du hast geguckt, Robby.
09:38Doch, du brauchst gar nicht mit dem Kopf zu schütteln. Du hast geguckt.
09:42Außerdem habe ich satt, versteckt zu spielen. Ich will reiten.
09:46Aber jetzt spielte Robby nicht mehr mit.
09:48Er war verletzt durch den ungerechten Vorwurf.
09:51Schwerfällig ließ er sich auf den Rasen nieder und schüttelte den Kopf.
09:55Sofort änderte Gloria ihren Ton.
09:58Ach, komm doch, Robby. Ich habe es doch nicht so gemeint.
10:01Lass mich reiten, ja?
10:04Bitte, Robby, bitte, bitte, lass mich reiten.
10:07Wenn du mich nicht reiten lässt, werde ich weinen.
10:10Auf den hartherzigen Robby machte diese schreckliche Möglichkeit keinerlei Eindruck.
10:15Er schüttelte wieder den Kopf.
10:17Nun blieb Gloria nichts anderes mehr übrig, als ihren Trumpf auszuspielen.
10:22Na schön. Wenn du nicht willst, dann erzähle ich dir auch keine Geschichte mehr.
10:26Keine einzige.
10:28Robby lenkte sofort ein. Bedingungslos kapitulierte er vor diesem Ultimatum.
10:33Er stand auf, hob das kleine Mädchen vorsichtig in die Höhe und setzte es auf seine Schultern.
10:38Dann lief er los.
10:40Gloria hielt sich an seinem Kopf fest, strampelte vor Vergnügen mit den Füßen
10:44und schlug mit den Hacken gegen seine Brust.
10:47Ah, Robby, du bist ein Segelflugzeug.
10:51Ja, Robby, schön. Ein großes, silbernes Segelflugzeug.
10:57Streck die Arme nach den Seiten.
11:00Das musst du tun, wenn du doch ein Segelflugzeug bist.
11:03Gegen diese Logik war nichts einzuwenden.
11:06Er breitete also die Arme aus und war ein silbernes Segelflugzeug,
11:12gesteuert von Gloria.
11:14Sie brauchte nur Robbys Kopf zur Seite zu drehen, schon legte er sich scharf in die Kurve.
11:19Dann kam sie auf die Idee, das Segelflugzeug mit einem Motor auszustatten, der brrrr machte.
11:27Und schließlich wurde Robby für sie zu einem Raumschiff,
11:30das sich mit ungeheurer Geschwindigkeit durch den Weltraum bewegte.
11:35Robby tat, was er konnte. Immer schneller raste er mit ihr durch den Garten, kreuz und quer.
11:40Aber plötzlich hielt er an mit einem Ruck.
11:44Das Gloria aufschrie und als er sie nun wieder von seinen Schultern hob und sanft niedergleiten ließ,
11:49war sie ganz außer Atem.
11:52Ich dachte schon, es gäbe eine Bruchlandung.
11:55Aber das war schön, Robby. Das war wirklich schön.
11:59Robby setzte sich neben sie und wartete, bis sie wieder ruhig atmen konnte.
12:04Dann zog er sanft an einer Locke ihres Haares.
12:08Willst du was?
12:10Ach so, ich weiß schon. Du willst eine Geschichte hören.
12:15Welche denn?
12:17Aschenputtel-Geld?
12:19Schon wieder. Ich hab dir die Geschichte doch schon fast hundertmal erzählt.
12:24Hast du sie immer noch nicht satt?
12:27Na meinetwegen.
12:29Also, es war einmal...
12:31Gloria!
12:33Mama ruft mich. Es ist wohl Zeit zum Essen. Schade.
12:36Gloria!
12:37Ich komm ja schon.
12:39Ich glaube, Robby, wir müssen gehorchen.
12:42Komm, trag mich ins Haus.
12:44Robby beeilte sich, die Kleine ins Haus zu bringen.
12:48Es warnte ihn etwas, Mrs. Weston warten zu lassen.
12:51Eine Art künstlicher Instinkt, den er in sich trug.
12:55Von Glorias Vater, einem freundlichen und verständnisvollen Mann, der nie ein böses Wort sagte,
12:59hat er nichts zu befürchten, das wusste Robby.
13:02Aber ihre Mutter war für ihn eine dauernde Quelle der Unruhe.
13:06Er wich ihr aus, wo er nur konnte.
13:08Wo bleibst du denn, Gloria?
13:10Wir haben im Garten gespielt, Robby und ich.
13:12Und ich wollte ihm gerade die Geschichte vom Aschenputtel erzählen.
13:15Aber du weißt doch, dass wir am Sonntag pünktlich essen.
13:17Heute ist Sonntag und das hatte ich ganz vergessen.
13:19Traurig genug, dass auch Robby es vergessen hat.
13:22Du kannst gehen, Robby, sie braucht dich jetzt nicht.
13:24Und komm nicht zurück, bevor ich dich rufe.
13:26Bitte, Mama, lass ihn hierbleiben.
13:28Ich muss doch halten, was ich ihm versprochen habe.
13:30Die Geschichte meine ich.
13:31Ach, Gloria!
13:32Wirklich, ich hab's ihm versprochen.
13:34Er kann sich auf den Stuhl in der Ecke setzen.
13:36Er wird sich nicht trühren.
13:37Du wirst gar nicht merken, dass er da ist.
13:39Nicht wahr, Robby?
13:40Gloria, wenn du nicht sofort aufhörst mit diesem Unsinn,
13:42darfst du Robby eine Woche lang nicht sehen.
13:44Los, Robby, verschwinde!
13:48Warum schüchterst du ihn immer so ein, Mama?
13:50Jetzt ist er ganz traurig.
13:52Aschenputtel ist doch seine Lieblingsgeschichte.
13:55Am Sonntag pflegte George Weston es sich bequem zu machen.
13:59Nach dem Mittagessen legte er sich auf die Couch,
14:02las die Zeitung und erwartete,
14:04dass man ihn für zwei oder drei Stunden völlig in Ruhe ließ.
14:07Als seine Frau das Zimmer betrat, ganz gegen ihre Gewohnheit,
14:11nahm er deshalb zunächst keine Notiz von ihr.
14:14Mrs. Weston wartete eine Weile geduldig.
14:17Dann brach sie das Schweigen.
14:19George?
14:21Hm?
14:24Also bitte, George,
14:25willst du nicht doch meine Anwesenheit zur Kenntnis nehmen
14:27und die Zeitung beiseitelegen?
14:30Was ist denn los?
14:34Du weißt doch, was los ist, George.
14:36Es handelt sich um Gloria und um diese schreckliche Maschine.
14:40Welche schreckliche Maschine?
14:42Ach, tu doch nicht so, als wüsstest du nicht, was ich meine.
14:45Den Robot natürlich.
14:47Er ist mir unheimlich.
14:49Nicht einen Augenblick lässt er Gloria allein.
14:51Das darf er ja auch gar nicht, wie du weißt.
15:00Also nein, Robbie ist wahrhaftig keine schreckliche Maschine.
15:03Er ist der beste Robot, den es auf dem ganzen Markt gibt.
15:06Bestimmt ist er klüger als die Hälfte meiner Angestellten.
15:08Jetzt hörst du mich an, George!
15:10Ich ertrage es nicht länger,
15:12dass meine Tochter einem Robot anvertraut wird.
15:15Ganz gleich, wie klug und gescheit er ist.
15:18Mein Kind ist einfach nicht dafür geschaffen,
15:20von einem Automaten beaufsichtigt zu werden.
15:22Sag mal, Grace, was ist denn plötzlich in dich gefahren?
15:24Robbie ist nun schon zwei Jahre bei uns,
15:26um Gloria zu beaufsichtigen, wie du es ausdrückst.
15:29Ich habe bisher nichts davon bemerkt,
15:31dass du dir deswegen Sorgen machtest.
15:33Im Gegenteil, du warst froh, dass er dir diese Mühe abnahm.
15:35Ja, ja, gut. Ich habe mich verführen lassen.
15:37Das gebe ich ja zu.
15:39Es war was Neues, es war modern.
15:42Aber inzwischen habe ich eingesehen, dass es unnatürlich ist.
15:45Und das meinen unsere Nachbarn auch.
15:47Ach, was geht denn das unseren Nachbarn an?
15:49Sei doch vernünftig, Grace.
15:51Ein besseres Kindermädchen als Robbie gibt es nicht.
15:53Das weißt du ganz genau.
15:55Ein besseres Kind unbedingt treu zu sein,
15:57ja, er kann gar nicht anders.
15:59Das ist mehr, als du von irgendeinem menschlichen Wesen erwarten kannst.
16:02Aber irgendetwas könnte doch mal versagen.
16:05Irgendein Teil.
16:07Ich meine, zum Beispiel eine Schraube könnte sich lösen.
16:11Ja, und was dann?
16:13Wenn dieses schreckliche Ding plötzlich durchdreht und tollwütig wird?
16:17Ach, Unsinn, das ist ja geradezu lächerlich.
16:20Ein tollwütiger Robot.
16:22Du kennst doch das erste Gesetz, das für alle Robots gilt.
16:24Also, bitte, das gibt es nicht.
16:26Dass es einem Robot einfallen könnte, einem Menschen etwas anzutun,
16:29das ist eine mathematische Unmöglichkeit.
16:31Außerdem kommt zweimal im Jahr ein Ingenieur der U.S. Robot Company,
16:34um den armen Burschen einer genauen Kontrolle zu unterziehen.
16:36Die Gefahr, dass irgendetwas mit Robbie schief gehen könnte,
16:38ist nicht größer als, als,
16:40na ja, als die Gefahr, dass du oder ich verrückt werden.
16:43Sie ist sogar bedeutend kleiner.
16:45Ja, und ganz nebenbei,
16:47wie willst du denn Gloria wegnehmen?
16:49Wo sie doch so an ihm hängt.
16:50Naja, das ist es ja gerade, George.
16:52Sie will mit keinem anderen mehr spielen.
16:54Es gibt genug kleine Jungen und Mädchen in der Nachbarschaft,
16:56mit denen sie Freundschaft schließen könnte.
16:58Aber nein, nein, sie tut es einfach nicht.
17:01Es ist nicht gut für ein kleines Mädchen, so aufzuwachsen.
17:04Du willst doch auch, dass er ein normaler Mensch wird, oder nicht?
17:08Ja, natürlich will ich das.
17:10Aber glaub mir, Grace, du siehst Gespenster.
17:12Tu so, als wäre Robbie ein Hund.
17:14Ich habe schon viele Kinder aufwachsen sehen,
17:16die ihren Hund sogar ihrem Vater vorzogen.
17:18Aber, George, ein Hund ist doch ganz was anderes.
17:22Nein.
17:23Nein, wir müssen ihn einfach loswerden, diesen Robot.
17:26Du kannst ihn ja an die Gesellschaft zurückverkaufen.
17:30Ich habe mich erkundigt.
17:31Ach, du hast dich erkundigt?
17:33Hinter meinem Rücken?
17:35Nein, Grace, ich sage nein.
17:37Es gibt dir keine Mühe, Robbie bleibt.
17:39Wir behalten ihn, bis Gloria ein gutes Stück älter ist.
17:41Und damit passt er.
17:42Ich will nichts mehr davon hören.
17:44Aber Mrs. Weston gab keine Ruhe.
17:46Schon zwei Tage später kam sie wieder darauf zurück.
17:49Diesmal auf einem kleinen Umweg.
17:52Es tut mir leid, George, aber ich muss dir sagen,
17:54dass ich langsam nicht mehr weiß, wo ich einkaufen soll.
17:59Wieso?
18:01Weil ich über einem Dorf darauf angesprochen werde,
18:03ob es denn nicht gefährlich sei, einen Robot in Hause zu haben.
18:06Ach, der Teufel soll sie holen, diese Dummköpfe.
18:08Hör nicht auf sie, Grace, das lohnt sich nicht.
18:10Damit schaffst du die Sache auch nicht aus der Welt,
18:12dass du die Leute beschimpfst.
18:13Geh du doch mal einkaufen, du wirst schon merken, was los ist.
18:16Die Robots sind nun mal das Gesprächsthema,
18:19seit in New York die neue Verordnung erlassen worden ist.
18:22Was für eine neue Verordnung?
18:24Hast du das nicht gelesen?
18:26Es ist allen Robots verboten,
18:28zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang die Straßen zu betreten.
18:32In New York? Na, wenn schon.
18:34Was geht das uns an?
18:36Niemand kann uns daran hindern,
18:37einen Robot in unserem eigenen Hause zu beschäftigen.
18:40Aber ich weiß schon, Grace, das sind so deine kleinen Tricks.
18:43Aber damit hast du bei mir kein Glück.
18:45Ich sage dir noch einmal, Robby bleibt.
18:47Das ist mein letztes Wort in dieser Sache.
18:49Robby bleibt.
18:51Das wiederholte er in den folgenden Wochen wohl ein Dutzend Mal.
18:54Immer gereizter und immer lauter,
18:56je öfter seine Frau das Thema berührte.
18:59Er wusste zuletzt nicht mehr, ob er seine Frau liebte oder hasste.
19:03Aber sie wusste es leider sehr genau.
19:06Und sie nutzt es aus.
19:09So kam denn schließlich der Tag,
19:11an dem er seiner Tochter den Vorschlag machte,
19:13mit ihm ins Dorf zu fahren, zu einer Märchenvorstellung.
19:17Gloria war überglücklich.
19:20Sie hatte nur einen Wunsch.
19:22Darf Robby mitkommen?
19:24Nein, Gloria, das geht leider nicht.
19:26Für Robots gibt es keine Eintrittskarten.
19:28Schade.
19:30Doch das ist wirklich schade.
19:32Aber du kannst ihm ja alles erzählen.
19:34Nachher, wenn wir wiederkommen.
19:36Nach der Vorstellung konnte Gloria es gar nicht erwarten,
19:39wieder nach Hause zu kommen.
19:41Kaum hatte ihr Vater den Wagen in die Garage gefahren,
19:44da war sie schon draußen.
19:46Du wirst sehen, Papa. Das ist was für Robby.
19:48Ich muss es ihm gleich erzählen.
19:50Gott hätte der sich gefreut, wenn er das hätte sehen dürfen.
19:56Robby! Robby!
19:59Sie lief durch den Garten und hielt Ausschau nach Robby.
20:02Aber plötzlich blieb sie stehen.
20:04Auf der Terrasse erschien ein wunderschöner Pudel,
20:07betrachtete sie aus ernsten braunen Augen
20:10und wedelte mit dem Schwanz.
20:12Und in der offenen Tür stand ihre Mutter.
20:15Sie lächelte.
20:17Ach, was für ein hübscher Hund.
20:19Gehört der uns?
20:21Er gehört dir, Gloria.
20:23Mir?
20:25Ja. Na komm, streichle ihn mal.
20:28Ein hübsches Tier, nicht?
20:30Ganz weich und warm.
20:32Übrigens, der kann auch viele kleine Kunststücke.
20:34Willst du mal sehen, was er alles kann?
20:36Gleich. Ich will erst mal Robby holen.
20:38Er soll es auch sehen.
20:40Robby! Wo bist du?
20:42Sicher hat er sich in seine Kammer verkrochen,
20:44weil er sich geärgert hat, dass ich ihn nicht mitgenommen habe.
20:47Ihr müsst es ihm erklären.
20:49Mir glaubt er es nicht.
20:51Aber wenn ihr es ihm sagt, dann weiß er, dass es wahr ist.
20:54Robby! Robby!
20:56Komm und schau dir an, was ich geschenkt bekommen habe.
20:59Ein Hund, Robby! Ein Hund!
21:03George Weston fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut.
21:08Nun kam der Augenblick, vor dem er sich schon die ganze Zeit gefürchtet hatte.
21:12Unsicher sah er seine Frau an.
21:15Aber sieh wich seinem Blick aus.
21:21Robby ist gar nicht in seiner Kammer.
21:23Wo kann er nur sein? Ich kann ihn nirgends finden.
21:26Wo ist Robby, Mama?
21:28Grüß nun, sag es ihr schon.
21:30Komm mal her, Gloria.
21:32Sei nicht traurig.
21:34Was ist denn?
21:36Robby ist fort, mein Kind.
21:38Fort? Ja, wohin?
21:40Ja, keine Ahnung. Er ist einfach weggegangen.
21:43Wir haben gesucht und gesucht und die Nachbarn auch, aber wir können ihn nicht finden.
21:47Meinst du damit, dass er nicht wiederkommt?
21:50Es sieht beinahe so aus.
21:52Aber vielleicht finden wir ihn ja doch noch. Wir suchen natürlich weiter.
21:55Und inzwischen kannst du mit deinem hübschen neuen Pudel spielen.
21:58Guck, der heißt Fips und er kann Männchen machen.
22:00Na, guck doch mal.
22:02Ach, der dumme Köter. Ich will ihn nicht.
22:04Ich will Robby. Papa, wir müssen ihn wiederfinden.
22:07Bitte, Papa.
22:09Gloria, weine doch nicht.
22:11Robby war doch nur eine Maschine und nichts weiter.
22:14Und um eine Maschine weint man doch nicht.
22:16Er war keine Maschine. Er war mein Freund.
22:18Ich will ihn wiederhaben.
22:21Ach, Papa, hilf mir doch.
22:23Wir müssen ihn suchen.
22:25Wir müssen ihn suchen.
22:27Da haben wir die Bescherung.
22:29Ach, lass nun. Kindertränen trocknen schnell.
22:31Sie wird sich schon wieder beruhigen.
22:33Vor ein paar Tagen hat sie vergessen, dass dieser schreckliche Robert jemals existiert hat.
22:37Leider stellte sich bald heraus, dass Mrs. Weston allzu optimistisch gewesen war.
22:42Natürlich hörte Gloria auf zu weinen.
22:45Aber sie hörte auch auf zu lächeln.
22:47Sie wurde immer blasser und stiller.
22:50Das beunruhigte Mrs. Weston.
22:52Sie war ganz ratlos.
22:54Am liebsten hätte sie alles rückgängig gemacht.
22:56Das Einzige, was sie davon abhielt, war die Tatsache,
22:59dass sie ihrem Manne gegenüber ihre Niederlage hätte eingestehen müssen.
23:04Eines Abends jedoch konnte sie nicht mehr an sich halten.
23:07Was ist denn nun schon wieder los, Gloria?
23:09Ach, es ist nicht auszuhalten.
23:11Dieses Kind bringt mich noch ins Irrenhaus.
23:13Heute musste ich sogar den Hund zurückgeben,
23:15weil sie behauptete, sie könne seinen Anblick nicht ertragen.
23:18Und jetzt will sie wieder nichts essen.
23:20Ja, vielleicht sollten wir...
23:22Ich meine, wenn du willst.
23:24Du weißt ja, die Möglichkeit besteht.
23:26Nein, nein, nein, nein.
23:28Hör nicht auf.
23:29Ich lasse mein Kind nicht von einem Robot erziehen.
23:31Und wenn ich Jahre dazu brauche, um sie zu entwöhnen.
23:34Jahre?
23:35Um Gottes Willen, Grace, ein schrecklicher Gedanke.
23:38An die hat man aber auch wirklich keine Stütze, George, das muss ich schon sagen.
23:42Weißt du, was Gloria braucht?
23:44Eine Milieuveränderung.
23:46Hier kann sie den Robot natürlich nicht vergessen,
23:48wo jeder Baum und Strauch sie an ihn erinnert.
23:51Es ist doch geradezu absurd, dass ein Kind sich zu Tode grämt,
23:54weil es einen Robot verloren hat.
23:56Bitte, Grace, bleib bei der Sache.
23:59Was für eine Milieuveränderung hast du denn im Auge?
24:01Ganz einfach, wir nehmen sie mit nach New York, das wird sie ablenken.
24:04Nach New York? Jetzt im August?
24:07Sag mal, weißt du eigentlich, wie es da ist jetzt um diese Jahreszeit?
24:09Wir müssen nach New York.
24:12Gloria hat im letzten Monat fünf Pfund abgenommen.
24:14Die Gesundheit meiner kleinen Tochter ist mir wichtiger als deine Bequemlichkeit.
24:18Schade, dass du nicht früher an ihre Gesundheit gedacht hast,
24:20dann wäre uns das alles erspart geblieben.
24:22Gloria freute sich auf die Reise
24:24und überraschend schnell besserte sich nun auch ihr Zustand.
24:27Auch das Essen schmeckte ihr wieder.
24:29Sie half beim Packen und plapperte vergnügt,
24:32als hätte sie nie den kleinsten Kummer gehabt.
24:34Und das Wort Robbie kam nicht mehr über ihre Lippen.
24:39Mrs. Preston war ihrer Sache ganz sicher.
24:42Das sagte sie auch ihrem Mann noch einmal,
24:44als sie mit ihm und Gloria das Flugzeug nach New York bestieg.
24:47Du wirst sehen, George, die Kuh schlägt an.
24:49Wir müssen ihr nur was bieten, wofür sie sich wirklich interessiert.
24:52Wir hoffen, dass du recht hast.
24:54Komm, komm, Gloria.
24:56Setz dich ans Fenster, damit du raussehen kannst.
24:58Gloria war schon öfter geflogen.
25:00Es war für sie jedes Mal etwas Neues.
25:03Aber heute wurde es ihr bald langweilig.
25:06Wie lange dauert es bis New York, Mama?
25:08Ungefähr noch eine halbe Stunde, mein Liebling.
25:10Na, freust du dich?
25:12New York ist eine große Stadt.
25:14Es gibt viel zu sehen.
25:16Jeden Tag werden wir ausgehen, ins Theater, in den Zoo, in den Zirkus.
25:19Ja, ja, Mama, das auch.
25:21Aber ich weiß genau, warum ihr nach New York fliegt.
25:24So? Warum denn?
25:26Ihr habt es mir nicht gesagt, weil ihr mich überraschen wollt.
25:28Aber ich weiß es.
25:30Wir fliegen nach New York, um Robby zu finden.
25:33Und die Detektive werden uns dabei helfen, nicht wahr?
25:36George Weston, der gerade ein Glas Wasser trank, verschluckte sich.
25:44Nicht wahr, Mama?
25:45Und deshalb machen wir diese Reise.
25:47Wegen Robby.
25:48Habe ich recht?
25:49Aber nun setz dich endlich ruhig hin und halte den Mund.
25:52George, nimm dich doch zusammen.
25:54Was sollen denn die Leute denken?
25:56Ja, ja, schon gut.
26:00New York war im Jahre 1998 ein Paradies für Vergnügungsreisende.
26:06Mehr als je zuvor in seiner ganzen Geschichte.
26:09George Weston und seine Frau schleppten Gloria von einer Sehenswürdigkeit zur anderen.
26:14Sie ließen nichts aus.
26:16Sie machten sogar einen Flug durch die Stratosphäre.
26:19Ganz à la mode.
26:20Und hielten Ausschau nach den Sternen.
26:2350 Kilometer über der dunstigen Erde.
26:26Ein paar Tage später tauchten sie in einem Unterwasserfahrzeug tief in den Long Island Sund hinunter.
26:32Und selbstverständlich besuchten sie auch den Zoo, das Aquarium und sämtliche Museen, die es gab.
26:37Zu guter Letzt auch das Industriemuseum.
26:41Dort sah ich das kleine Mädchen.
26:44Aber ich achtete zunächst nicht weiter auf sie.
26:47Ich machte mir gerade Notizen für meine Physikaufgabe.
26:51Ich besuchte noch die Schule.
26:53Es war mein erster Aufsatz über die praktische Seite der robotischen Wissenschaft.
26:58Es ging um einen frühen Vorläufer des sprechenden Robots.
27:03Er stand mitten im Raum.
27:05Kein Robot mit Kopf, Armen und Beinen, sondern ein viereckiges Ungetüm auf Rädern.
27:10Eine Maschine mit einer Grundfläche von fast 25 Quadratmetern.
27:14Ein mit Metall und Glas verkleidetes Gewirr von Drähten und Spulen, nichts weiter.
27:19Aber dieses Monstrum konnte tatsächlich sprechen.
27:23Ja, wenn man ihm die richtigen Fragen stellte, bekam man sogar die richtigen Antworten.
27:28Aber was die Kleine ihn jetzt fragte, nachdem sie ein paar Mal um ihn herumgeschlichen war,
27:33das gehörte wohl nicht zu den richtigen Fragen.
27:37Bitte, sind Sie der sprechende Robot, lieber Herr?
27:45Ich bin der sprechende Robot.
27:55Lieber Herr Robot, vielleicht können Sie mir helfen.
28:00Ich kann dir helfen.
28:07Es war verboten, allein mit dem Robot zu sprechen. Das wusste ich sehr wohl.
28:12Aber ich ließ die Kleine gewähren. Ich wollte sehen, was dabei herauskam.
28:17Dankeschön, lieber Herr. Ich suche nämlich Robby.
28:21Haben Sie Robby gesehen? Können Sie mir sagen, wo er ist?
28:25Wo er ist, er ist, er ist.
28:34Ja, wo ist Robby?
28:37Robby ist, er ist, Robby.
28:45Er ist ein Robot, lieber Herr. Genau wie Sie. Nur, dass er natürlich nicht sprechen kann.
28:50Aber er hat einen Kopf. Ich meine, Sie haben keinen, aber er hat einen.
28:55Und Arme und Beine hat er auch.
28:58Arme und Beine und Kopf.
29:05Ja, er sieht fast aus wie ein richtiger Mensch. Und er ist mein Freund, lieber Herr. Deshalb suche ich ihn.
29:14Ein Robot wie ich sieht fast aus wie ein richtiger Mensch.
29:33Das war zu viel für den sprechenden Robot. Das ging über sein Begriffsvermögen.
29:37Er drehte durch und ratterte nur noch, es mussten wohl einige Spulen durchgebrannt sein.
29:42Der Ingenieur, der den Robot zu bedienen und zu überwachen hatte, kam hereingestürzt.
29:47Hinter ihm eine aufgeregte Dame, gefolgt von einem Herrn, der verstohl, lächelte.
29:53Wer hat denn hier an der Maschine herumgespielt?
29:56Ich habe nur mit dem Robot gesprochen. Weiter nichts. Ich habe ihn nicht angerührt.
30:00Was machst du denn hier, Gloria? Warum bist du uns weggelaufen?
30:03Weil ich das Schild gelesen habe auf dem Korridor. Das Schild mit dem Pfeil zum sprechenden Robot.
30:09Ich dachte, er könnte mir vielleicht sagen...
30:11Meine Herrschaften, es ist streng verboten, diesen Raum zu betreten, ohne dass ein Wärter dabei ist.
30:17Draußen hängt ein Schild, das ist doch wohl deutlich zu lesen.
30:20Entschuldigen Sie, aber wir können wirklich nichts dafür.
30:22Die Kleine hat sich weggeschlichen, als wir den großen Elektromagneten besichtigten.
30:25Das wäre schon gut. Mir kann es ja egal sein. Den Schaden haben die Besucher.
30:30An eine Vorführung ist heute sowieso nicht mehr zu denken.
30:33Da siehst du, was du angerichtet hast, Gloria.
30:35Und außerdem hättest du daran denken sollen, dass wir uns deinetwegen ängstigen.
30:38Aber ich habe ihn doch nur nach Robby gefragt.
30:40Ich dachte, er wüsste vielleicht, wo er ist, weil sie doch beide Robots sind.
30:46Ich muss Robby finden, Mama. Ich muss einfach.
30:50Ach, hör jetzt auf. Komm, George, wir gehen. Ich kann das nicht länger erzählen.
30:56George Weston brachte seine Frau und Gloria ins Hotel zurück.
31:00Dann verschwand er für mehrere Stunden.
31:03Am nächsten Morgen rückte er mit einem Vorschlag heraus, der Mrs. Weston einigermaßen verblüffte.
31:09Grace, ich habe eine Idee. Ich habe lange darüber nachgedacht.
31:12Es gibt, glaube ich, gar keine andere Lösung.
31:15Du willst mir doch hoffentlich nicht vorschlagen, dass wir den Robot zurückkaufen.
31:18Aber nein, natürlich nicht.
31:20Ich möchte im Gegenteil die Sache einmal ganz radikal von der psychologischen Seite angreifen.
31:25Wenn du verstehst, was ich meine.
31:27Vorläufig verstehe ich kein Wort, aber lass mal hören.
31:29Also pass mal auf.
31:31Die Schwierigkeit besteht doch darin, dass Gloria glaubt, Robby sei eine Person und keine Maschine.
31:37Und deshalb kann sie natürlich nicht vergessen.
31:40Wenn wir sie nun aber davon überzeugen könnten, dass er nichts anderes war als ein Sammelsurium aus Metall,
31:46Drähten und Spulen mit keinem anderen Lebenssaft als Elektrizität,
31:50dann was glaubst du, würde sie sich dann auch noch nach ihm sehen?
31:54Nein, wohl kaum.
31:57Aber wie willst du das machen?
31:59Ganz einfach. Wir werden ihr einmal zeigen, wie Robots hergestellt werden.
32:02Gestern Abend habe ich die U.S. Robot Company besucht und mit dem Chef verabredet,
32:06dass er uns morgen eine Besichtigung seiner Werkstätten ermöglicht.
32:10Mein Gott, George, das ist ja wirklich mal eine gute Idee.
32:14Dass ich darauf noch nicht gekommen bin.
32:16Na, gönn mir doch auch mal was.
32:18Ja, diese Besichtigung wird Gloria ganz gewiss kurieren.
32:22Der Leiter der Forschungsabteilung, Dr. Alfred Lenning,
32:26der selbst die Führung übernommen hatte, gab sich alle Mühe,
32:29seine Erklärungen so zu formulieren, dass auch das Kind sie verstehen konnte.
32:34Alle Teile, aus denen die Robots bestanden, wurden Gloria einzeln vorgeführt.
32:39Dann durfte sie zusehen, wie sie zusammengesetzt wurden.
32:43Als die Besichtigung ihrem Ende entgegenging,
32:46schien Gloria sich wirklich für keinen Robot mehr zu interessieren.
32:50Vielen Dank, Dr. Lenning, das war sehr lehrreich.
32:53Mein Mann sagte mir, dass sie auch noch eine Abteilung haben,
32:56wo nur Robots als Arbeiter verwendet werden.
32:58Ja, ja, ganz recht, unsere Geheimküche sozusagen.
33:01Sie ist im Keller.
33:03Bitte, wenn Sie einen Blick hineinwerfen wollen.
33:05Ja, das wäre doch interessant.
33:07Findest du dich auch, Grace?
33:08Ja, und das wird gewiss auch Gloria interessieren.
33:10Ach, ich habe keine Lust mehr.
33:12Na nun, komm schon.
33:13Robots, die neue Robots herstellen, das sieht man nicht alle Tage.
33:16Ja, eigentlich eine Schraube ohne Ende.
33:19Das heißt, wenn die Gewerkschaften es nicht verhindern würden, begreiflicherweise.
33:23Aber ein paar Robots dürfen wir immerhin
33:26unter ausschließlicher Verwendung von Robotarbeit herstellen,
33:30sozusagen als wissenschaftliches Experiment.
33:33Sie gingen die Treppe hinunter und kamen in einen großen, heller leuchteten Saal,
33:37in dem ein halbes Dutzend Robots eifrig arbeiteten.
33:42Kein Mensch, wie Sie sehen, nur Robots.
33:45Aber man kann sich auf sie verlassen.
33:47Die drei Aufsteher, die da drüben hinter der Glaswand sitzen, sind im Grunde überflüssig.
33:51In den drei Jahren, seit wir diese Abteilung eingerichtet haben,
33:55hat sich hier noch kein einziger Unfall ereigert.
33:58Natürlich sind die Robots, die hier zusammengesetzt werden,
34:01verhältnismäßig einfach, aber...
34:03Papa, sieh mal, der da hinten, das ist doch...
34:06Ja, das ist er!
34:08Robby!
34:09Robby!
34:11Einer der Robots, den man von den anderen kaum unterscheiden konnte,
34:15zuckte zusammen und ließ sein Werkzeug fallen.
34:19Gloria, ganz außer sich vor Freude,
34:21lief mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu,
34:24bevor ihre erschrockene Mutter sie daran hindern konnte.
34:27Was dann geschah, war die Sache weniger Sekunden.
34:31Eine ferngelenkte Zugmaschine rollte auf Gloria zu.
34:35Sie bemerkte es nicht und ließ den Roboter nicht.
34:39Sie bemerkte es nicht und lief weiter,
34:41so laut ihre Eltern auch schrien.
34:43Lenning versuchte verzweifelt,
34:45sich mit den Aufsehern durch Zeichen zu verständigen,
34:47aber sie waren auch nur Menschen.
34:49Sie brauchten Zeit, um zu begreifen und zu handeln.
34:52Nur Robby handelte sofort und mit Präzision.
34:56Er stürzte auf Gloria zu und riss sie in die Höhe.
35:00Keine halbe Sekunde später erreichte die Zugmaschine die Stellan,
35:03der eben noch Gloria gestanden hatte.
35:07Gloria, mein Kind.
35:09Mein Gott, wie habe ich mich erschrocken.
35:11Wie kannst du nur so unvorsichtig sein?
35:13Beinahe wäre es passiert.
35:14Wenn Robby da ist, passiert mir nichts.
35:16Ich sage ja, auf unsere Robots kann man sich verlassen.
35:19Daran habe ich niemals gezweifelt, Dr. Lenning,
35:21aber meine Frau...
35:23Deine Frau weiß jetzt, was hier gespielt wird.
35:25Robby, warum bist du mir weggelaufen?
35:27Hat es dir bei uns nicht mehr gefallen?
35:29Ich habe dich überall gesucht, überall.
35:31Das hast du doch alles eingefädelt, George.
35:33Oder?
35:34Aber Grace, wie kommst du denn darauf?
35:36Ich habe Robby hier gar nicht hergehört.
35:38Er ist doch für solche Arbeiten überhaupt nicht programmiert.
35:40Ja, er ist eben umgeschult worden.
35:42Ach, Unsinn.
35:44Du hast ihn hier reinsetzen lassen, weil du wolltest, dass Gloria ihn fangt.
35:48Gib es zu, George.
35:50Aber jetzt kommst du wieder mit, Robby.
35:52Du kannst mich doch nicht einfach allein lassen.
35:54Oder arbeitest du lieber in der Fabrik?
35:56Ach was, bei uns ist es doch viel schöner.
35:58Wir spielen wieder im Garten.
36:00Ich erzähle dir auch wieder die Geschichte vom Aschenputtel.
36:02Also, schön, ich gebe es zu.
36:05Du kannst auch nicht ahnen, Grace, dass das Wiedersehen so stürmisch verlaufen würde.
36:08Und Robby hat dir das Leben gerettet.
36:10Das kannst du nicht bestreiten.
36:12Tja, nun kannst du ihn einfach nicht mehr wegschicken.
36:17Naja, es ist nicht mehr zu ändern.
36:19Ich seh's ja ein.
36:21Mag er bei uns bleiben, bis er verrostet.
36:27Und so behielt Gloria ihren Robby.
36:29Ja, bis sie 15 Jahre alt war.
36:33Dann war dir die Trennung schon bedeutend leichter als mit 8.
36:36Sie hörten Ich, der Robot von Isaac Asimov.
37:04Erster Teil
37:06Robby, das Kindermädchen
37:08Für den Funk bearbeitet von Carl Dietrich Karls
37:12Es sprachen
37:14Roma Bahn, Marianne Moser, Rosemarie Vörkel, Ernst Fritz Fürbringer, Günther Neutze, Lothar Ostermann und Michael Thomas
37:26Musik Kurt Herrlinger
37:28Ton und Technik Bruno Höpfner und Harro Beuth
37:32Regie Günther Sauer

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