• letzten Monat
Auch sieben Jahre nach dem Fund eines getöteten Babys in
Sachsen-Anhalt ist die Mutter des namenlosen Kindes nicht
ermittelt. Kurz nach Ostern 2017 wurde der kleine Junge
gefunden, im Garten einer Arztpraxis in Weißenfels. „Kripo
live“ hat mehrfach über den Fall berichtet.

Bei den
Dreharbeiten im Jahr 2018 kam es zu einem damals neuen
Ermittlungsansatz. Sechs Jahre später schaut „Kripo live“
noc
.....

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Transkript
00:00Guten Abend zu Kripo Live.
00:02Tätern auf der Spur.
00:03Menschenkind steht auf dem Grabstein des kleinen Jungen,
00:07der im April vor sieben Jahren getötet wurde.
00:10Wer dem Kind die schweren Kopfverletzungen zugefügt hat,
00:14wer seine Mutter ist, wer sein Vater,
00:16das alles ist noch immer ungeklärt.
00:18Ein sog. Cold-Case-Fall,
00:20bei dem Kripo Live die Ermittlungen von Katja Klingen
00:23von einem Menschenkind auf der Spur hat.
00:26Die Kripo Live-Zeitung hat die Entdeckung
00:28die Ermittlungen von Anfang an begleitet hat.
00:33Weißenfels in Sachsen-Anhalt.
00:36Im April 2017 wird hier ein getötetes Baby gefunden.
00:42Vermutlich ist es kurz zuvor auch hier zur Welt gekommen.
00:47Auf dem Friedhof erinnert ein Grabstein an den namenlosen Jungen.
00:52Die Weißenfelser haben ihn Menschenkind genannt
00:54und legen in den Monaten nach seiner Bestattung Kuscheltiere
00:58und sogar Spielsachen auf das Grab.
01:01Gesten der Zuwendung, die das kleine Menschenkind in seinem kurzen Leben nicht hatte.
01:09Im Bibelfers Jesaja 43,1, der auf dem Grabstein vermerkt ist, heißt es
01:16Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst.
01:20Pfarrer Martin Schmelzer hat die Worte ausgewählt und die Trauerfeier geleitet.
01:27Auch für ihn, der regelmäßig Bestattungen betreut, eine außergewöhnlich traurige Situation.
01:36Es macht betroffen, es tut weh.
01:39Einfach sich vorzustellen, dass da ein Kind ist, das keine Möglichkeit hatte zu leben.
01:45Das keine Möglichkeit hatte, Liebe zu erfahren.
01:49Also eigentlich will man anfangen zu weinen, weil das schmerzhaft ist. Es tut weh.
01:58Die Bestattung findet in Kleinem Kreis statt, im Juni 2017.
02:03Es regnet den ganzen Tag.
02:06In seiner Predigt geht es Pfarrer Schmelzer um das Kind, nicht um Spekulationen darüber, wer es getötet hat.
02:14Wir wissen nichts über die Mutter oder über den Vater.
02:18Wir wissen nur, ein misshandeltes, totgeschlagenes Kind wurde in Weißenfels gefunden.
02:28Vom Grab des getöteten Jungen bis zu dem Ort, an dem sein Leichnam gefunden wurde, sind es kaum 1000 Meter.
02:37Es ist dieses Grundstück an der Seelauer Straße, Ecke Zeizer Straße, auf dem die Babyleiche am 24. April 2017 entdeckt wird.
02:51An diesem Montag finden hier gegen 13 Uhr Gartenarbeiten statt.
02:58Sie enden am Rand einer Wiese, mit einem schrecklichen Fund.
03:03Die Polizei dokumentiert den Fundort.
03:07Das tote Kind wird von einem braunen Kästchen verdeckt.
03:11Seine Haut ist hell, die Haare blond.
03:14Am Institut für Rechtsmedizin-Halle wird der kleine Leichnam von der Polizei entdeckt.
03:20Die Polizei schüttelt den Fundort.
03:23Die Polizei schüttelt den Fundort.
03:26Die Polizei schüttelt den Fundort.
03:28Am Institut für Rechtsmedizin-Halle wird der kleine Leichnam untersucht.
03:35Wir haben festgestellt, dass wir eine schwere, stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf hier vorliegen hatten.
03:42Todesursache war ein schweres Schädelhirntrauma.
03:46Komplikationen bei der Geburt oder einem Unfall schließen die Rechtsmediziner aus.
03:50Das Kind ist gesund auf die Welt gekommen.
03:53Das war ein reifes Neugeborenes mit den entsprechenden Reifezeichen.
03:58Wenige Tage nach dem Säuglingsfund ist der Fall Thema bei KripoLeif.
04:03Die Suche nach der Täterin oder dem Täter hat gerade erst begonnen.
04:08Die Staatsanwaltschaft veröffentlicht kaum Informationen.
04:14Wir haben einen vermutlichen Geschehensablauf, wie das Kind auch zu Tode gekommen ist.
04:20Zum genauen Inhalt unserer Ergebnisse kann ich allerdings keine Angaben machen, weil ich damit die Ermittlungen schlichtweg gefährden würde.
04:29KripoLeif, ein halbes Jahr später. Noch immer ist der Fall ungeklärt.
04:35Jetzt geht die Polizei bei der Suche nach der Mutter des Babys einen ungewöhnlichen Weg.
04:41Es wird nun eine DNA-Reihenuntersuchung durchgeführt, und zwar in der Umgebung des Fundortes der Leiche.
04:47Die Ermittler gehen davon aus, dass die Gesuchte ganz in der Nähe des Fundortes lebt, und zwar in einem Radius von maximal 250 Metern.
04:57Der Radius unserer Festlegung, der resultiert natürlich aus kriminalistischer Erfahrung oder schlichtweg auch aus Lebenserfahrung.
05:05Der Leichnam ist nackt aufgefunden worden, das heißt nicht, wie häufig in diesen Fällen, eingepackt in eine Decke, in einem Koffer, in einem anderen Behältnis,
05:14sondern er ist nackt aufgefunden worden.
05:17Die Lebenserfahrung sagt, dass ich einen nackten Körper eines Kindes nicht weit transportieren kann.
05:24Das werde ich also nicht im Zweifel über mehrere Kilometer tun, insbesondere wenn ich das zu Fuß tun muss.
05:30Ein gewisser Erfahrungssatz spricht dafür, dass dieser Leichnam nicht mehr als 250 Meter, jedenfalls nach unserer Annahme, transportiert worden ist.
05:39Ein DNA-Abgleich könnte die Mutter identifizieren.
05:44Es wirkt zu dieser Zeit, als sei die Gesuchte eingekreist und eine Aufklärung stünde unmittelbar bevor.
05:52Wir haben an dem getöteten Kleinkind Fremd-DNA gefunden, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Täter oder der Täterin stammt.
06:02Wie sich später herausstellt, handelt es sich eindeutig um weibliche DNA.
06:07In einem Massentest werden Speichelproben von Frauen, die in Fundortnähe leben, gesammelt und mit der gesicherten DNA verglichen.
06:16Die Testpersonen sind im Alter zwischen 17 und 32 Jahren.
06:21Eine Schwangerschaft mit Kindstötung ist in diesem Alter aus kriminologischer Sicht am wahrscheinlichsten.
06:28Ca. 300 Frauen werden ausfindig gemacht und getestet.
06:31Wir ermitteln diesen Personenkreis aufgrund von Daten des Einwohnermeldeamtes.
06:36Und die Personen werden dann eben durch ein Schreiben der Polizei zu einem solchen Test, sprich der Entnahme der DNA, eingeladen.
06:45Alles natürlich unter der Prämisse, dass das natürlich freiwillig ist.
06:49Doch die Gesuchte kann in Fundortnähe nicht ermittelt werden.
06:53Entweder sie lebt nicht im Radius von 250 Metern oder ist hier nicht gemeldet.
06:58Vielleicht passt auch das Alter nicht. Die Suche geht weiter.
07:04In einem anderen Fall aus Sachsen wohnte die Mutter tatsächlich in einer Wohnsiedlung ganz in der Nähe des Fundortes.
07:13Ihr totes Baby wurde auf einer Wiese der Gemeinde Niederau im Dezember 2017 gefunden.
07:21Die 30-jährige Frau hat in ihrer ersten Vernehmung eingeräumt, dass sie die Mutter des toten Babys ist.
07:28Sie hat das Baby bekommen, im Auto, nicht irgendwo zu Hause oder unterwegs, sondern im Auto.
07:36Und ist dann mit dem Baby an den Platz gefahren, wo sie es abgelegt hat, wo wir es gefunden haben.
07:42Bei Temperaturen von etwas mehr als 0°C ist die Entnahme nicht möglich.
07:46Bei Temperaturen von etwas mehr als 0°C ist das Kind auf der Wiese erfroren.
07:52Aufgrund eines Zeugenaufrufs hatte es einen Hinweis aus der Bevölkerung gegeben.
07:58Das Kind war in Handtücher gewickelt. Die gesicherte DNA stimmte mit der der Mutter überein.
08:04Das Urteil 4 Jahre Haft wegen Totschlags.
08:09Im Fall aus Weißenfels steht ein Hinweis auf die Mutter mit DNA-Treffer noch immer aus.
08:16Um die Frau doch noch zu finden, hat die Staatsanwaltschaft entgegen den Überlegungen der Profiler den Suchradius später deutlich erweitert.
08:27Der zweite Durchlauf war ungefähr zweieinhalb Kilometer Radius um den Tatort.
08:32Faktisch betraf das sämtliche in Frage kommenden Frauen in der Stadt Weißenfels.
08:39Ein weiterer Fall aus Wilkau-Hasslau in Sachsen zeigt, dass zwischen dem Fundort einer Baby-Leiche und dem Wohnort der Mutter tatsächlich mehrere Kilometer liegen können.
08:54Im März 2018 steht Anja G. vor Gericht. Sie ist zu diesem Zeitpunkt 33 Jahre alt und hat bereits vier Kinder zur Welt gebracht.
09:05Staatsanwältin Ines Leonhardt geht damals in der Anklage davon aus, dass Anja G. ihr fünftes Kind getötet hat.
09:14Der Mutter wird vorgeworfen, das Kind nach der Geburt nicht versorgt zu haben, sodass es dann verstarb.
09:21Tatvorwurf ist Totschlag durch Unterlassen.
09:24Ein Unterlassen ist immer dann strafbar, wenn der Täter rechtlich dafür einzustehen hat, dass ein bestimmter Erfolg nicht eintritt, wenn er also eine sogenannte Garantenstellung inne hat.
09:35Eine Mutter hat mit Sicherheit eine derartige Schutzpflicht gegenüber ihrem neugeborenen Kind.
09:43Ihren kleinen Jungen hat Anja G. nach eigener Aussage mit dem Auto zu einer Wiese außerhalb von Wilkau-Hasslau gefahren.
09:52In Textilien gewickelt, wurden seine Überreste elf Monate später in einer Plastiktüte gefunden.
10:01Anja G. wird wegen Totschlags zu drei Jahren Haft verurteilt.
10:06Ob sie möglicherweise noch ein weiteres Kind geboren und getötet hat, kann nicht geklärt werden.
10:13Frühjahr 2018.
10:16CRIPOLIVE wendet sich an die Kriminologin Dr. Bettina Götze.
10:22Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit dem Thema Kindstötung und betreibt ein Institut für Kriminalanalytik und Forensische Psychologie.
10:34Für ihre Promotion hat sie Taten und Biografien von Kindern und Jüngern veröffentlicht.
10:39Für ihre Promotion hat sie Taten und Biografien von Frauen, die ihre Kinder getötet haben, analysiert.
10:47Pro Jahr passieren im Bundesgebiet in Deutschland circa 30 bis 40 Neonazizide.
10:53Neonazizid heißt also Kindstötung unmittelbar in den ersten 24 Stunden nach der Geburt.
10:58Das ist die Zahl, die das Hellfeld betrifft, also die registrierte Kriminalität.
11:02Dann haben wir noch das Dunkelfeld.
11:03Hier geht man davon aus, dass mindestens nochmal so viele, also weitere 30 bis 40, wenn nicht sogar mehr Kinder getötet werden, deren Leichen nie gefunden worden bislang.
11:15Für ihre wissenschaftliche Arbeit hatte die Kriminologin Kontakt zu Frauen, die ihre Kinder getötet haben und dafür verurteilt worden sind.
11:23Mit ihnen im Strafvollzug oder später ins Gespräch zu kommen, war nicht leicht.
11:28Sie können sich sicherlich vorstellen, dass die Täterinnen sehr verhalten sind, was Informationen betrifft.
11:35Es war sehr schwer, das Vertrauen zu gewinnen.
11:38Wenn man aber diesen Zugang hatte, dann ist sehr schnell ein Informationsfluss entstanden,
11:43sodass ich doch relativ gut Hinweise und Informationen erlangen konnte, wie das bisherige Leben der Frauen verlaufen ist.
11:50An einen Fall kann sich Dr. Bettina Götze ganz besonders erinnern,
11:54weil die Täterin ihr gegenüber nach anfänglicher Skepsis sehr offen war.
11:59Eine kommunikative junge Frau, die schlichtweg nicht wusste, wer der Vater ihres Kindes war.
12:06Sie hatte also mehrere Parallelverhältnisse und hatte auch Angst, irgendjemandem ein Kind unterzuschieben, der möglicherweise nicht der Vater ist.
12:17Sie hatte also immer den Verdacht, dass ihr aktueller Freund nicht der leibliche Vater ist,
12:20weil sie mit dem Exfreund noch eine Beziehung hatte und noch mit einem weiteren dritten Mann aus einem anderen Bundesland und konnte sich das nicht erklären.
12:28Irgendwie haben sich dann die Ereignisse überschlagen und durch die negative Prägung in ihrem eigenen Elternhaus ist dann der Entschluss bei ihr entstanden,
12:38das Kind nicht haben zu wollen bzw. dann eben zu töten.
12:43Dr. Bettina Götze fährt zum Fundort der Babyleiche nach Weißenfels.
12:47Die Kriminologin will sich selbst ein Bild vom Ort des Geschehens machen.
12:52Auf dem Grundstück sieht sie sich die Stelle genau an, an der der Leichnam über den Zaun geworfen wurde, wahrscheinlich Karfreitag 2017.
13:02Genauer lässt sich die Zeit nicht eingrenzen.
13:05Der erste Eindruck ist aus meiner Sicht, dass wir uns in einer relativ belebten Gegend befinden, relativ zentral gelegen.
13:14Das Entdeckungsrisiko ist durchaus vorhanden. Wir sind hier also nicht in der absoluten Einsamkeit, in der absoluten Anonymität.
13:22Wir sehen Häuser, Wohnhäuser, Geschäftshäuser, wir sehen Parkplätze, so dass die Täterin oder der Täter, wer auch immer das Kind hier abgelegt hat,
13:29durchaus in Kauf genommen hat, entdeckt werden zu können.
13:35Die Kriminologin versucht sich vorzustellen, was an diesem Ort passiert ist.
13:41Was verrät der Fundort möglicherweise über die Täterin oder den Täter?
13:47Vermutlich, davon ist eher auszugehen, was für die Täterin oder den Täter passiert ist.
13:55War es für die Täterin oder den Täter der beste und der erst geeignetste Ablageort, auf den sie drauf treffen konnte?
14:06Während sie vermutlich fand die Geburt zu Hause statt und nach der Tötung musste sie sich des Säuglings schnell entledigen.
14:13Hat sich also alles folgendermaßen abgespielt?
14:17Ist die gesuchte Frau, wie in vielen Fällen von Kindstötung, bei der Geburt allein?
14:22Oder gibt es überhaupt jemanden, der weiß, dass sie schwanger ist?
14:28Fügt sie selbst ihrem Kind die massiven Kopfverletzungen zu und tötet ihren Jungen dadurch?
14:35Sollte sie tatsächlich alleine gewesen sein, muss sie den Leichnam vom Tatort zu dem Grundstück, auf dem er später gefunden worden ist, gebracht haben.
14:53Der Leichnam des Jungen wurde nackt über den Zaun auf das Grundstück geworfen.
14:59Etwa eine Woche nach der Tötung wird er entdeckt.
15:05Wir betreten jetzt die Wiese in Richtung Zaun, wo der Säugling gefunden wurde.
15:23Das war etwa in diesem Bereich, sodass die Theorie stimmt, dass die Täterin oder der Täter von außen kam und an dieser Stelle den Säugling drüber geworfen hat.
15:37Unmittelbar am Zaun wird der Leichnam des Jungen gefunden.
15:42Auf dem Bauch liegend, die Ärmchen leicht angewinkelt, ohne Textilien oder Gegenstände.
15:52Aufgrund der Tatsache, dass der Säugling unbekleidet hier aufgefunden wurde, kann man sehr sicher schließen, dass die Mutter keinerlei Anstrengungen unternommen hat, sich auf die Geburt des Kindes vorzubereiten.
16:04Das heißt, sie ist vorab nicht in einen Bekleidungsladen für Babys gegangen und hat Strampler, Strampelanzüge, Decken etc. besorgt.
16:12Das heißt, sie hat vermutlich, dass es bei ganz vielen Täterinnen so, die ihr Kind umgebracht haben, die Schwangerschaft schlichtweg verdrängt und sich mit dem Gedanken, was ist eigentlich nach der Geburt, überhaupt nicht auseinandergesetzt.
16:24Das erklärt es auch sehr gut, dass hier keine Bekleidung an dem Säugling zu finden war.
16:29Könnte der Verdrängungsprozess der Mutter die Tat und die schweren Kopfverletzungen erklären?
16:35Hatte sie kein Verhältnis zu ihrem Kind? Oder hat sich alles ganz anders abgespielt?
16:43Hier im vorliegenden Fall haben wir es mit einem Verletzungsbild zu tun, das eher atypisch für Frauen, die ihre Kinder getötet haben, ist.
16:51Üblicherweise, das konnten auch viele Studienergebnisse zeigen, wählen Frauen den Erstickungstod oder sie ertränken ihr Kind in der Badewanne.
17:00Im vorliegenden Fall war das anders. Hier handelt es sich um schwere Gewalteinwirkungen gegen den Kopfbereich des Kindes,
17:05sodass man auch die Frage aufwerfen sollte, ob nicht eventuell ein männlicher Mittäter oder ein Haupttäter agiert hat.
17:14Das kann der Kindsvater sein, das kann der neue Freund der Frau sein, das wissen wir nicht.
17:19Aber es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass die Frau diese Handlung nicht eigenständig, nicht allein ausführte, sondern dass ein männlicher Täter mit agiert hat.
17:28Hat also möglicherweise der Vater oder ein neuer Lebensgefährte das Kind der Mutter unmittelbar nach der Geburt entrissen und getötet?
17:37Wenn ja, mit welchem Motiv? Und warum schweigt die Mutter dazu?
17:42Diese Frauen sind den Partnern auch oft hörig. Es kann ja auch sein, dass der Partner so viel Druck aus die Frau ausübte, dass sie so verängstigt ist,
18:04dass sie sich überhaupt nicht traut, aus dieser häuslichen Gewaltsituation, aus dieser Unterdrückungssituation auszubrechen.
18:10Und auf externe Hilfe der Behörden zurückzugreifen. Das ist absolut vorstellbar, dass also massive Ängste das verhindert haben.
18:20Sollte ein Mann die Babyleiche abtransportiert haben, dann könnte der Tatort sogar noch weiter entfernt sein, in einer anderen Stadt oder sogar in einem anderen Bundesland liegen.
18:32Allerdings, für diese Version gibt es keinen Beweis. Gesichert werden konnte an dem Kind nur eine weibliche DNA-Spur.
18:45Was ist hier passiert? Als CRIPOLIFE im Frühjahr 2018 am Fundort dreht, gibt es zunächst keine neuen Ermittlungsansätze.
18:54Dr. Bettina Götze sieht Parallelen zu einem anderen Fall.
18:58Ich habe mich zum Beispiel mit einem Fall intensiver beschäftigt, der weist erhebliche Parallelen zu diesem Fall auf.
19:05Dort hat eine Frau auch ihr Kind zu Hause zur Welt gebracht und dann getötet und hat den nächstbestgelegenen öffentlichen Ablageplatz ausersucht.
19:15Das war auch ein ähnliches Gelände wie hier, eine Garten- und Parkanlage, auch eher belebt in einem öffentlichen Bereich, wo sie eine Sackgasse aufgesucht hat
19:24und es sogar auch, ähnlich wie hier in diesem Fall, über den Zaun geworfen hat.
19:28Also dieses Verhalten von Frauen, sofern es die Täterin war, das wissen wir im Moment nicht, die den Leichnam hier beseitigt hat, das findet man aber immer wieder.
19:38Da kann man durchaus Parallelen zu anderen Fällen schließen.
19:45Der Dreh des CRIPOLIFE-Kamerateams mit einer Drohne sorgt bei den Anwohnern im Viertel für Aufsehen.
19:50Der Fall ist jedem hier sehr präsent.
19:53Doch was passiert, als wir die Dreharbeiten beenden, überrascht auch uns.
19:58Dr. Bettina Götze erhält einen Hinweis zu einer konkreten Person.
20:03Kurzfristig bekommt CRIPOLIFE einen Drehtermin bei der Polizeidirektion in Halle.
20:10Nachdem wir uns den Fundort noch einmal genauer angeschaut haben, wollten wir auch uns ein intensiveres Bild über die Umgebung verschaffen.
20:18Das heißt, für uns war wichtig herauszufinden, was sind das für Häuser in unmittelbarer Fundortnähe, wer wohnt in diesen Häusern.
20:26Bei diesen Recherchen sind wir auf Informationen gestoßen, die zumindest überprüfungswürdig sind,
20:31die dringend abgeprüft werden müssen durch die zuständige Polizei.
20:34Allerdings muss man auch sagen, dass man in dieser Phase sehr vorsichtig sein muss,
20:39weil natürlich keine ermittlungsrelevanten Informationen nach außen gelangen sollen.
20:43Dr. Bettina Götze trifft zunächst den damaligen Pressesprecher der Polizeidirektion Süd, Ralf Karlstedt.
20:50Die Kriminologin schildert kurz, was passiert ist und wird sofort zum leitenden Ermittler der Mordkommission gebeten.
20:59Etwa eine Stunde lang dauert das Gespräch, das nicht gefilmt werden darf,
21:04da es dabei um einen Hinweis auf eine mögliche Täterin geht.
21:12Im Moment kann man diese Information nicht nach außen tragen, weil konkrete Namen genannt wurden.
21:17Und um keine Person falsch zu bezichtigen, sollte Tunis vermittelt werden.
21:23Und auf der anderen Seite handelt es sich auch teilweise um Wissen, was nur die Täterin haben könnte.
21:29Um die Täterin hier nicht zu warnen, werden wir auch mit diesen Informationen nicht an die Öffentlichkeit gehen.
21:34Nur so viel wird damals bekannt.
21:37Es soll sich um eine Frau handeln, die sich häufig in der Nähe des Fundortes aufhält.
21:42In einer Wohnung, in einer Wohnung, in einer Wohnung.
21:45In einer Wohnung, in der sie polizeilich nicht gemeldet ist.
21:49Ist sie die Mutter des Kindes?
21:55Vor wenigen Tagen treffen wir die Kriminologin Dr. Bettina Götze erneut
22:00und fragen, wie es damals zu dem Hinweis gekommen ist und vor allem mit welchem Ergebnis.
22:07Während meiner Ortanalyse, wenn man so will,
22:10kam eine Dame aus der Bevölkerung auf uns zu und sprach mich direkt an und äußerte einen Hinweis,
22:17wer die mögliche Täterin sein könnte.
22:20Dieser Name oder diese Information wurde dann selbstverständlich auch an den zuständigen Ermittler weitergetragen.
22:28Man muss aber letztendlich sagen, dass dieser Hinweis nicht zielführend war.
22:32Seit inzwischen sieben Jahren ist nicht geklärt, dass die Täterin die Täterin war.
22:37Seit inzwischen sieben Jahren ist nicht geklärt, wer die Mutter ist,
22:42die offenbar unbemerkt ein Kind zur Welt gebracht und mutmaßlich getötet hat.
22:47Polizei und Staatsanwaltschaft haben keine neuen Ermittlungsansätze.
22:52Mehr als 2000 Frauen aus Weißenfels wurden inzwischen überprüft.
22:57Es ist, wie man das so schön nennt, ein sogenannter Cold Case.
23:00Das heißt also, wir ermitteln nicht mehr mit einer damals ja Sonderermittlungsgruppe,
23:06sondern wir ermitteln im Moment noch, glaube ich, mit einem Polizeibeamten,
23:11der sich auch mit der Sache beschäftigt, weiter.
23:13Der dann versucht, eben diese 124 noch offenen Personen entweder ausfindig zu machen,
23:20auszuschließen, dass sie existieren und dann eben zu einem DNA-Treffer zu kommen.
23:25Ansonsten sind wir natürlich auf Kommissar Zufall angewiesen.
23:30Wir haben ja immerhin die DNA der Tatverdächtigen gespeichert.
23:35Das getötete Baby von Weißenfels, die Suche nach seiner Mutter, sie geht weiter.
23:43Denn ermittelt wird wegen Mordes, die Tat verjährt nicht.
23:48Der Junge, auf dessen Grabstein Menschenkind steht, wäre im April sieben Jahre alt geworden.
23:55Untertitel der Amara.org-Community

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