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00:00Guten Abend, meine Damen und Herren. Sie haben es eben gesehen, wir stellen Ihnen heute wieder vier aktuelle Tricks und Maschen vor, die Sie kennenlernen sollten.
00:10Zunächst zu einem Fall, der vor allem ältere Menschen angeht. Zum Betrug mit Wohnungen in sogenannten Seniorenzentren.
00:16Natürlich möchten wir dabei nicht nur ältere Menschen unmittelbar ansprechen.
00:20Oft ist es sehr viel wichtiger, dass die Söhne und Töchter, die Neffen und Nichten, die Gefahren kennen, die ihren Eltern und Angehörigen drohen.
00:27Denn gerade sie werden häufig um Rat gefragt und sie könnten durch ihr Wissen und ihre Kenntnisse oft unheil verhindern.
00:35Es versteht sich von selbst, meine Damen und Herren, dass wir dabei nicht diejenigen Organisationen und Firmen meinen,
00:41die tatsächlich den dringend benötigten Wohnraum für alte Leute schaffen.
00:45Etwa die karitativen Verbände oder auch große, seriöse Bauunternehmen.
00:50Uns geht es um diejenigen aus der Branche, die den alten Leuten nur das letzte Geld aus der Tasche ziehen, ohne dafür eine echte Gegenleistung zu erbringen.
00:58Wenn man nur ein bisschen kritisch ist, erkennt man sie an der Arbeitsweise, die wir Ihnen jetzt anhand eines Beispiels aufzeigen wollen.
01:07Eine beinahe alltägliche Szene. Ein Werbefotograf bei der Arbeit. Sein Modell allerdings ist diesmal kein Mannekel, sondern ein Bürohaus am Stadtrand von Hannover.
01:18Und von hier aus kriegen Sie das Haus ganz drauf, ja?
01:21Also hören Sie, ich fotografiere nicht erst seit gestern. Natürlich kriege ich das Haus ganz drauf.
01:25Ja, ja, ich frage ja nur, weil genau die Ansicht brauche ich nämlich für den Prospekt.
01:30Und Sie wissen ja, wenn ich die Bilder möglichst rasch haben könnte, wäre ich Ihnen sehr dankbar.
01:34Der Mann, der anscheinend so dringend die Fotos des Bürohauses in Hannover benötigt, heißt Piontek.
01:40Er ist der Chef einer noch relativ jungen Firma, der Freude im Alter GmbH & Co. KG.
01:48In dem Hochhaus hat er für sein Unternehmen zwei Räume gemietet.
01:53Wenige Wochen später ziert das Foto des hannoverschen Bürohauses die Werbeprospekte der Firma.
01:59Sie liegen im Tagungsraum eines Hotels im Taunus.
02:03Herr Piontek hat hier seine Vertreter zusammengerufen, die er mit Hilfe von Zeitungsinseraten geworben hat.
02:09Er möchte sie mit einheitlichen, zukräftigen Argumenten für ihre Arbeit ausstatten.
02:14Dabei ist auch dem Bürohaus in Hannover, in dem Herr Piontek zwei Räume gemietet hat, eine besondere Rolle zugedacht.
02:20Das ist Ihre Chance, meine Herren.
02:24Und vergessen Sie nie, bei den Kunden beiläufig und unauffällig das Verwaltungszentrum unseres Unternehmens vorzustellen.
02:33Das macht Eindruck und schafft Vertrauen.
02:36Damit kriegen die Leute automatisch das Gefühl, dass die Häuser und Wohnungen, die wir bauen, gut sind.
02:41Aber hören Sie, ältere Leute haben doch meistens ihre eigenen Wohnungen und die ziehen auch gar nicht so gern um.
02:46Wie soll man die denn für so ein Geschäft interessieren?
02:49Also ehrlich gesagt, da liegen Sie schief nach unseren Erfahrungen.
02:52Die älteren Leute haben doch ein Leben lang gespart. Deshalb haben sie Geld.
02:55Und viele von Ihnen möchten sich gern auf ihre alten Tage eine bessere, schönere und bequemere Wohnung leisten.
03:02Aber natürlich müssen Sie sich auf Ihren jeweiligen Gesprächspartner einstellen, dafür sind Sie ja Vertreter.
03:08Ich denke, die Kombination aus sicherer Geldanlage und Komfortwohnung, wie wir sie mit unseren alten Zentren anbieten, lässt sich ja wohl schmackhaft machen.
03:16Die Leute wollen doch sicherlich wissen, ob das so eine Art Altersheim ist, mit Hausordnung und so.
03:22Nein, die Bewohner unserer Zentren werden völlig frei und unabhängig sein.
03:26Das heißt natürlich nicht, dass Sie auf Dienstleistungen verzichten müssten.
03:30Wer beispielsweise im Bett frühstücken möchte, kann das selbstverständlich haben.
03:33Aber alle diese Fragen sind sowieso ausführlich in unserem Prospekt behandelt.
03:38Die Vertreter haben schnell verstanden, worauf es der Firma Freude im Alter ankommt.
03:43Sie will angeblich in landschaftlich reizvollen Gegenden sogenannte Seniorencenter bauen
03:49und zunächst einmal vor Errichtung der Häuser das notwendige Eigenkapital mithilfe der späteren Bewohner ansammeln.
03:56Tja, meine Herren, wenn sonst im Moment keine Fragen mehr sind, dann würde ich sagen, an die Arbeit.
04:03Viele der Adressen, die Herr Piontek den Vertretern mit auf den Weg gegeben hat,
04:08stammen von einem anderen in Konkurs gegangenen Schwindelunternehmen.
04:12Die Freude im Alter GmbH hat diese Adressen, meist Anschriften von älteren Menschen, gekauft,
04:18weil sie weiß, dass diese Leute bei der anderen Firma nur zum Teil Geld verloren haben
04:23und deshalb vermutlich noch einige Ersparnisse besitzen müssen.
04:27Hier der Eingang, hier das Bad und dann wären hier noch zwei Einbauschränke.
04:32Sie sehen also, Frau Reisner, was ich Ihnen da gesagt habe, das hat Hand und Fuß.
04:37Und später mal in so einer hübschen kleinen Wohnung zu leben, das wäre doch was.
04:41Ja, das sieht ja ganz gut aus.
04:43Ja, und wann Sie einziehen wollen, das können Sie jederzeit selbst bestimmen.
04:47In der Zwischenzeit arbeitet Ihr Geld bei uns.
04:50Neun Prozent Rendite sind Ihnen garantiert und zusätzlich gibt es noch eine Gewinnbeteiligung.
04:55Aber sagen Sie mal, wie viel Geld müsste ich denn da einzahlen?
05:00Frau Reisner, das kommt ganz darauf an, was Sie machen wollen.
05:04Sie können sich bei uns mit einer Einlage beteiligen.
05:07Dann sind Sie gewissermaßen Aktionär in unserer Firma.
05:10Oder Sie mieten eines der Apartments für sich selbst.
05:14Das können wir, wie gesagt, so lange vermieten, bis Sie selber einziehen wollen.
05:18In diesem Fall müssen Sie eine Kaution bezahlen.
05:21Das wird mit neun Prozent verzinst. Das ist mehr, als Sie normalerweise bei Ihrer Sparkasse kriegen würden.
05:26Nein, nein, eine Wohnung möchte ich schon haben.
05:29Also, wenn ich hier vom Typ 1 später eine mieten wollte, wie viel Kaution muss ich denn dann zahlen?
05:37Vom Typ 1? Moment mal, dann müssen Sie bezahlen 4.800 Mark.
05:44Frau Reisner wohnt in Düsseldorf. Seit dem Tod ihres Mannes bezieht sie eine schmale Rente.
05:50Um nicht allein mit diesem Geld auskommen zu müssen und um für ihr Alter etwas ansparen zu können,
05:55arbeitet sie seit mehreren Jahren als Putzfrau.
05:58Etwas mehr als 5.000 Mark hat sie nun auf der hohen Kante.
06:03Die Aussicht, für ihr Geld bei der Firma Freude im Alter mehr Zinsen als bei der Sparkasse zu bekommen
06:10und damit gleichzeitig die Anwartschaft auf ein modernes Apartment zu erwerben, erscheint ihr verlockend.
06:16Sie unterschreibt bei dem Vertreter schließlich einen Vertrag und zahlt die geforderten 4.800 Mark ein.
06:23Dankeschön, Frau Reisner.
06:26Aber auch die anderen Vertreter, die Herr Piontek ausgeschickt hat, sind recht erfolgreich.
06:31Es sieht so aus, als sei der zwielichtige Geschäftsmann aus Hannover in eine Marktlücke gestoßen.
06:38Die scheinbar so günstigen Konditionen verführen auch die Eheleute Trappe in Würzburg,
06:43sich mit ihren ersparten 9.000 Mark an der Firma zu beteiligen.
06:47Und wie ist das denn mit der Sicherheit unseres Geldes?
06:50Da brauchen Sie keine Bedenken zu haben, Herr Trappe. Das Unternehmen ist unheimlich gesund.
06:55Denken Sie nur an die vielen Grundstücke, die die Firma besitzt.
06:58Und Ihre Beteiligung wird ja schließlich auch notariell beglaubigt.
07:02Na ja, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen, nicht?
07:05Da können wir ja gleich Vertrag machen.
07:09So.
07:11Also im Grunde gefällt mir das sehr gut, aber ich weiß nicht genau...
07:16In München erhält die Studienrätin Maria Schindler Besuch von einem Vertreter der Firma Freude im Alter.
07:22Auch sie zeigt Interesse an einer Beteiligung.
07:25Hier allerdings verläuft das Gespräch anders, als der Vertreter sich vorgestellt hat.
07:30Das würde mir gefallen. Und wo würde dieses Center genau sein für mich?
07:35Ja, hier von München aus, da wären der Bayerische Wald oder die Rhön vielleicht das Beste.
07:42Die Rhön? Und wo da genau?
07:45Wo genau? In der Nähe von Bischofsheim, in der Bayerischen Rhön.
07:50Von Bischofsheim? Also das ist merkwürdig.
07:56Wissen Sie, ich habe den größten Teil meiner Kindheit dort verbracht
07:59und eigentlich habe ich mir immer gewünscht, ich wollte meine alten Tage da wieder verleben.
08:04Wir denken eben an alles gnädige Frau.
08:07Also wenn das so ist, dann würde ich mir sogar überlegen, ob ich nicht eine dieser Wohnungen kaufen soll.
08:14Also gnädige Frau, wenn Sie an die schleichende Geldentwertung denken,
08:18dann ist das natürlich das Beste, was Sie tun können.
08:21Frau Schindler will nichts überstürzen.
08:23Trotz der überraschend aufgetauchten Möglichkeit, ihren Alterssitz
08:26vielleicht in einer sehr vertrauten Umgebung zu bekommen, unterschreibt sie noch nicht.
08:32Sie will sich an Ort und Stelle nach dem Bauprojekt erkundigen.
08:36Eigentlich bin ich sicher, dass ich mich positiv entscheiden werde.
08:41Am Wochenende fährt sie deshalb selbst in den kleinen Ort in der Rhön,
08:45um doch nach dem Seniorencenter zu fragen.
08:48Sie trifft sich mit einer alten Schulfreundin, die immer noch hier wohnt.
08:53Stell dir vor, Luise, plötzlich sagt der Vertreter,
08:56dass seine Firma eines dieser Häuser hier in Bischofsheim bauen will.
09:00Ja, wir haben auch schon davon gehört.
09:02Neulich war jemand da beim Bürgermeister.
09:05Du, das soll ein ganz großer Komplex werden.
09:07Mehr als 200 Wohnungen kommen da rein.
09:11Die haben mir Pläne gezeigt, das Haus ist wirklich wunderschön.
09:14Ja, die haben sich auch ein schönes Grundstück ausgesucht.
09:17Du, ich glaube, man kann es von hier aus sehen.
09:19Komm mal.
09:22Da drüben am Südhang, das ist das Baugelände.
09:26Ach, das ist wunderschön.
09:30Weißt du, Luise, ich freue mich jetzt schon darauf, hier wieder zu wohnen.
09:34Du glaubst nicht, die Großstadt ist einfach zu hektisch für mich geworden.
09:37Ja, das kann ich mir vorstellen.
09:39So schön hätte ich es mir gar nicht vorgestellt, Luise.
09:42Frau Schindler erfährt nicht,
09:44dass die Firma sich lediglich für das Baugrundstück interessiert,
09:47es aber keineswegs gekauft hat.
09:50Für sie beseitigt der Besuch in der Rhön die letzten Zweifel.
09:54So unterschreibt sie schließlich, als sie wieder zu Hause ist,
09:56den Vertrag, der sie zur Zahlung von 22.000 Mark verpflichtet.
10:01Angeblich als Anzahlung für die Eigentumswohnung,
10:04die insgesamt 110.000 Mark kosten soll.
10:09Die Geschäfte des Herrn Piontek florieren.
10:12Das liegt nicht zuletzt daran,
10:14dass er den angeworbenen Anteilseignern tatsächlich,
10:17wie versprochen, notariell beglaubigte Urkunden ausstellt.
10:21So, Herr Doktor, jetzt haben Sie es bald geschafft.
10:25Ungefähr 20 Stück haben wir noch.
10:28Na ja, ich habe auch gleich einen Termin.
10:32So, das wären jetzt die nächsten zwei.
10:37Frau Schindler aus München, Ehepaar Trappe aus Würzburg.
10:44Herr Piontek bestätigt auf diesen Urkunden seinen Kunden
10:47die Beteiligung an seiner Firma in der Höhe der Einlage.
10:51Für die Freude im Alter GmbH
10:53haben die notariell beglaubigten Urkunden
10:55einen beachtlichen Werbeeffekt.
10:57Die meisten Kunden, die dank der Unterschrift eines Notars
11:00ihr Geld in guten Händen glauben,
11:02merken nicht, dass der Notar nach dem Text der Urkunde
11:06nicht die Beteiligung, sondern lediglich die Echtheit
11:09der Unterschrift von Herrn Piontek bestätigt,
11:12so wie jedermann es von einem Notar verlangen kann.
11:21Guten Morgen, Frau Schindler.
11:23Wie gut, dass ich Sie treffe. Wir haben ein Einschreiben für Sie.
11:25Ein Einschreiben? Wo kommt das her?
11:27Von der Freude im Alter GmbH und Co.
11:29Ach, das ist von meiner neuen Eigentumswohnung.
11:31Danke.
11:32Wenn Sie bitte unterschreiben wollen.
11:34So, bitteschön.
11:35Dankeschön.
11:37Die Urkunden, die die Firma in den nächsten Tagen verschickt,
11:40wiegen die Empfänger zunächst einmal weiter in Sicherheit.
11:44Sie haben keinen Anlass misstrauisch zu werden
11:47oder sogar Alarm zu schlagen.
11:49So gewinnt Herr Piontek mehrere Monate Zeit,
11:52um mithilfe seiner Vertreter in der ganzen Bundesrepublik
11:55immer neue Kunden einzufangen.
12:01Im Laufe eines Jahres ist es dem Geschäftemacher in Hannover gelungen,
12:04über 400 meist ältere Menschen zum Abschluss von Verträgen
12:08und entsprechenden Zahlungen zu bewegen.
12:11Insgesamt erbeutet die Freude im Alter GmbH
12:14nahezu 4 Millionen Mark.
12:18Als die Bauarbeiten nach Jahresfrist immer noch nicht beginnen,
12:21werden die ersten Kunden nun doch ernsthaft ungeduldig
12:24und drohen sogar mit der Polizei.
12:27Jetzt macht sich Herr Piontek so wie von Anfang an geplant aus dem Staub.
12:31Das eingenommene Geld hat er,
12:33soweit es nicht für die Werbung und die Vertreterprovision verwendet wurde,
12:37längst ins Ausland transferiert.
12:45Um seinen Vorsprung noch etwas zu vergrößern,
12:47hat er, bevor er selbst die Bundesrepublik verlässt,
12:50seinen Kunden einen gewollt missverständlichen Brief geschrieben.
12:55Bedauern wir Ihnen mitteilen zu müssen,
12:58dass die Freude im Alter GmbH und CoKG
13:01aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage
13:03die geschäftlichen Aktivitäten vorübergehend einstellen muss.
13:07Wir dürfen Ihnen aber versichern,
13:09dass Ihnen kein finanzieller Schaden entstehen wird
13:11und wir zu gegebener Zeit unsere Tätigkeit fortsetzen werden.
13:15Verstehst du das? Was bedeutet denn das?
13:19Tja, ganz verstanden habe ich das auch nicht.
13:23Aber irgendetwas ist da faul an der Sache.
13:26Entweder die sind pleite
13:28oder da steckt irgendeine andere Schweinerei dahinter.
13:30Ja, was machen wir denn jetzt?
13:32Ja, da hilft alles nichts.
13:35Ich glaube, wir müssen damit zur Polizei.
13:38Die Polizei kann den Kunden der Freude im Alter GmbH nicht mehr helfen.
13:43Nachdem die Polizei eingeschaltet wird
13:45und schließlich auch eine Handhabe gegen PionTech bekommt,
13:48hat er die Bundesrepublik längst verlassen.
13:51Zurück bleiben 400 Menschen,
13:53die nicht nur um ihre Ersparnisse,
13:55sondern auch um ihre Hoffnungen betrogen worden sind.
14:00Wir haben es zu Beginn dieser Sendung schon gesagt,
14:03unsere Schilderung gilt nur einigen schwarzen Schafen in dieser Branche.
14:07Es geht keineswegs darum,
14:09die seriösen Firmen in Misskredit zu bringen,
14:11die auch von Senioren-Sendern eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe erfüllen.
14:15Und diesen Firmen ist es im Allgemeinen nur recht,
14:18wenn man die dunklen Praktiken der Geschäftemacher ein bisschen ans Licht holt.
14:23Und wenn Sie sich in einer solchen Situation einmal nicht klar sind,
14:26mit wem Sie es zu tun haben,
14:28dann vielleicht noch ein allgemeiner Hinweis.
14:30In zahlreichen Städten und Gemeinden
14:32gibt es öffentliche Beratungsstellen bei den Gemeindeverwaltungen.
14:35Man sollte dort auch in solchen Fragen durchaus einmal vorsprechen.
14:38Denn zumindest bekommt man gesagt,
14:40wie man sich am besten verhält.
14:44Und nun mit dem nächsten Thema an das entgegengesetzte Ende der Opferskala.
14:49Nämlich zu den jungen Leuten,
14:51die heute ebenfalls bevorzugte Zielgruppen von Betrügern aller Schattierungen sind.
14:56Zu den Symptomen unserer Tage gehört auch der Traum vieler tausend junger Menschen
15:00von einer großen Karriere im Showgeschäft.
15:03Und es kann eigentlich schon gar nicht mehr überraschen,
15:05dass sich manch zwielichtige Gestalten mit beachtlichem Erfolg
15:09darin versuchen, diese jungen Leute und ihre harmlosen Ekelbegeisterung
15:13für ihre Zwecke auszunutzen.
15:23In der Welt aus der du kamst,
15:26war die Liebe überall.
15:30Und es wohnte nur das Glück in deinem Haus.
15:35Jürgen Kent ist einer der jungen Menschen,
15:37die sich heute für die romantische Welle begeistern.
15:40In seiner Freizeit greift er selbst gern zur Gitarre.
15:45Seit zwei Monaten ist der junge Mann mit einem Mädchen namens Katja verlobt.
15:49Sie arbeitet bei einer Bank.
15:51Und nach ihrer Meinung singt Jürgen besser als mancher Plattenstar.
15:58Deshalb ermuntert sie ihn auch dazu,
16:00vor Publikum oder auch vor einer Kamera zu singen.
16:04Bravo, ganz große Klasse.
16:06Du sollst dich wirklich mal beim Fernsehen verlaufen.
16:08Hey, jetzt fängst du auch noch an.
16:09Komm, wir drehen da hinten noch eine Szene, das wird bestimmt romantisch.
16:14Jürgen Kent hört die Komplimente seiner Verlobten eigentlich doch ganz gern.
16:19Komm, mach mal was.
16:26Und er hat auch schon so etwas wie eine bescheidene Karriere gemacht.
16:30Dreimal in der Woche ist er ein Star in seinem kleinen Heimatort im Sauerland.
16:35Am Wochenende arbeitet Jürgen dort als Discjockey im Come-In,
16:39einem Beatkeller für jugendliches Publikum.
16:43Er serviert hier nicht nur heiße Hits vom Plattenteller.
16:47Zu später Stunde greift er auch häufig selbst in die Seiten.
17:00Und nun, Freunde, ihr habt sicher schon drauf gewartet.
17:02Der Hit des Abends, brandheiß aus der Kehle von Jürgen Kent.
17:09Keine Ovationen, bitte.
17:13I told you once before and I won't tell you no more.
17:16So get down, get down, get down.
17:20You're a bad dog, baby, but I still want you around.
17:27Die meisten der jungen Leute sind von ihrem singenden Discjockey wie immer begeistert.
17:32Doch an diesem Abend ist noch ein weiterer, etwas ungewöhnlicher Gast in die Diskothek gekommen.
17:38Auch er findet offensichtlich Gefallen an dem jungen Sänger.
17:41Hey, Mann.
17:42Der ist ja prima, der Junge. Wer ist denn das?
17:44Der Jürgen. Der singt ja jedes Wochenende.
17:46Gut, der Junge. Den muss ich unbedingt kennenlernen. Aus dem kann man was machen.
17:49Wirklich super.
17:50Hier meine Karte. Sag, der soll doch mal vorbeikommen, wenn er fertig ist.
17:53Okay, ich sag ihm gleich Bescheid.
17:55Der Mann, der sich so auffällig für Jürgen Kent interessiert, scheint aus der Branche zu sein.
18:00Seine Visitenkarte, die er dem Discjockey überreicht hat, gibt nähere Auskunft.
18:06Daniel LeBlanc, Musikmanager, Production Promotion steht darauf.
18:11Schon kurze Zeit später sitzt Jürgen Kent bei dem Mann am Tisch.
18:15Mensch, das ist doch Ihre ganz große Chance. Überlegen Sie mal. So was kriegen Sie nicht alle Tage.
18:20Hier Nelly zum Beispiel, vor vier Wochen noch, da kannte sie keinen Mensch.
18:23Und jetzt machen wir eine große Bädertournee mit ihr. Dabei hat sie jetzt eine Platte gemacht.
18:27Was für eine Plattenfirma ist das denn?
18:29Na, die Firma DiscSound, haben Sie sicher schon gehört. Die fördert besonders junge Talente.
18:34Und Sie meinen, ich könnte wirklich schon nächste Woche ins Studio?
18:37Klar, Mann, hab ich Ihnen doch gesagt. In vier Wochen müssen wir auf dem Markt sein.
18:41Dann kommen wir noch voll ins Weihnachtsgeschäft.
18:43Natürlich müssen wir möglichst schnell einen Vertrag machen.
18:45Vertrag? Was denn für einen Vertrag?
18:48Das muss doch schriftlich gemacht werden, wenn ich Sie managen soll.
18:51Das muss doch alles seine Ordnung haben.
18:53Der Vertrag ist astrein. Sie bekommen 75 Prozent und ich 25 Prozent von den Einnahmen.
18:59Das ist branchenüblich.
19:01Ich mache die Werbung, Rundfunk, Fernsehen und so und die Organisation.
19:05Und Sie brauchen nur zu singen, fragen Sie Nelly. Die fährt ganz gut dabei.
19:10Toi, toi, toi. Früher hab ich auch kein Bein auf die Erde gekriegt.
19:13Aber seit Benno, im Frühjahr singe ich in Regione.
19:17Nur für die erste Platte, da müssen Sie halt was zuschießen. Das kann ich allein nicht tragen.
19:22Sagen wir mal, 2000 Mark werden genügen.
19:24Aber dafür bekommen Sie von der ersten Platte 300 Stück für sich.
19:28Na, die werden Sie doch alleine hier in diesem Laden spielen und los.
19:31Wo die Typen doch alle so begeistert sind.
19:34Zuschießen? Ich weiß nicht.
19:37Aber warten Sie mal. Ich muss jetzt erst mal wieder was tun.
19:40Wir können ja gleich weiterreden.
19:48Und jetzt James Brown.
19:51Sexy, sexy, sexy.
19:57Auch wenn Jürgen es sich noch nicht anmerken lässt.
20:00Das verlockende Angebot des Plattenproduzenten hat seine Wirkung nicht verfehlt.
20:05Im Geiste sieht sich der junge Mann schon unter den Großen der Hitparaden.
20:09Die 2000 Mark, die er für die erste Platte investieren soll,
20:13erscheinen ihm bald als gut angelegtes Geld für einen Start in den Karrierehimmel.
20:19Schließlich soll er 300 Platten dafür bekommen.
20:22Jürgen-Kent-Platten, die er mit seinem Autogramm versehen,
20:25sicher für 5 Mark das Stück, also insgesamt für 1500 Mark in der Diskothek, absetzen kann.
20:32Es bleibt also, so rechnet sich Jürgen-Kent aus, für ihn ein Risiko von 500 Mark.
20:37Und das ist ihm der Einstieg ins Showgeschäft wert.
20:43So lässt sich der junge Mann noch am selben Abend dazu bewegen,
20:46einen Vertrag mit dem Produzenten zu unterschreiben.
20:53Na denn auf unseren neuen Star, auf Jürgen-Kent.
20:56Naja, leider ein neuer Konkurrent, aber trotzdem auch von mir.
21:00Toll!
21:01Toll!
21:02Toll!
21:03An mir soll's nicht liegen, kann's nur bald losgingen.
21:1114 Tage später steht Jürgen-Kent tatsächlich in einem Tonstudio in Düsseldorf.
21:17Er nimmt seine erste Platte auf, mit zitternden Knien zwar,
21:20aber sein Manager hat ihm Mut gemacht.
21:35Nach einigen Proben kommt Jürgen über die Runden.
21:38Die Aufnahmen sind überraschend schnell beendet.
21:41Schneller als bei Profis üblich.
21:43Aber das merkt der hoffnungsvolle Nachwuchsstar nicht.
21:48Okay, dankeschön, das genügt.
21:50Wir können Schluss machen.
21:52Fantastisch, du warst großartig.
21:54So schnell waren wir lange nicht fertig.
21:56Ich hab schon Stars gehabt, mit denen haben wir uns tagelang abgequält.
21:58Und Sie meinen wirklich, das wird was?
22:00Na klar, das wird ein Renner.
22:01So was hab ich in der Nase.
22:07Tatsächlich gehen schon wenige Tage später die Aufnahmen von Jürgen-Kent ins Plattenpresswerk.
22:12Und auch hier ist die Produktion sehr schnell abgeschlossen.
22:16Denn der Produzent, Benno Lablon, hat insgesamt nur 300 Platten bestellt.
22:20Genauso viel, wie Jürgen-Kent nach seinem Vertrag zu bekommen hat.
22:25Bei der Firma wundert man sich nicht über den kleinen Auftrag.
22:28Denn hier ist Benno Lablon ein alter Kunde,
22:31der immer nur Platten von unbekannten Sängern für private Zwecke in ganz kleiner Auflage herstellen lässt.
22:37Na, was haben wir denn da? Für mich?
22:40Ich glaub schon. Jürgen-Kent heißt der.
22:43Platz bei den 300?
22:44Ja, prima, dass Sie fertig sind. Der wird sich freuen.
22:47Mit dem Gang ins Büro des Presswerkes ist Benno Lablons Produzententätigkeit auch im Fall Kent beendet.
22:54Um die Funk- und Fernsehkarriere seines Schützlings, die er versprochen hat, kümmert er sich nicht.
23:00Ihm geht es immer nur darum, 300 Platten zu verkaufen. An seine Sänger.
23:05Dafür kassiert er jeweils 2000 Mark.
23:08Die Unkosten für das Tonstudio und die Plattenfirma betragen knapp 750 Mark.
23:15Jürgen-Kent merkt erst einige Wochen später, dass er einem Betrüger aufgesessen ist.
23:20Seine Platten erweisen sich als unverkäuflich.
23:23Und auch der Künstlervertrag, den er mit dem Produzenten abgeschlossen hat, ist nichts wert.
23:28Denn er ist nur auf Erfolgsbasis abgeschlossen.
23:31Und ein Erfolg lässt sich, so behauptet der Produzent, wieder erwarten mit dem Sänger Kent nicht erreichen.
23:37Die verdammten Platten. Was soll ich denn jetzt machen mit dem Zeug?
23:41Tja, zumal die Wandnageln sind sie wohl zu schade. Dazu waren sie ja zu teuer. Für 2000 Piepen.
23:46Naja, wenn du mal ein Geburtstagsgeschenk brauchst. Für deine Oma vielleicht.
23:56Und nun die neueste Scheibe im Popcorn-Sound. Saltbox!
24:00280 unverkäufliche Platten besitzt Jürgen-Kent heute.
24:04Denn seine Freunde hören ihn lieber live. Weil's nichts kostet und weil er so gut auch wieder nicht singt.
24:10Der Reinfall hat dem jungen Mann nicht nur viel Geld, sondern auch sein Selbstvertrauen gekostet.
24:15Und die Gitarre hat er zunächst einmal an den Nagel gehängt.
24:23Das Geschäft mit den Hoffnungen junger Menschen, meine Damen und Herren, kennt viele Varianten.
24:29Auch von anderen sogenannten Produzenten und Managern wird die weitverbreitete Illusion, schnell zu Ruhm und Reichtum zu kommen, ausgenutzt.
24:36In diese Kategorie gehören auch einige jener Firmen, die sich als Nachwuchsstudios ausgeben.
24:42Sie haben in neuerer Zeit eine besondere Masche entwickelt.
24:46Für 50 bis 100 Mark versprechen sie, besungene Tonbänder zu prüfen und an große Plattenfirmen weiter zu vermitteln.
24:53Zu Tausenden schicken die jungen Leute dann tatsächlich solche Tonbänder und das verlangte Geld ein.
24:58Aber die großen seriösen Plattenfirmen sind an einer Zusammenarbeit mit diesen dubiosen Geschäftemachern überhaupt nicht interessiert.
25:05Der Erfolg für die Einsender ist also entsprechend, nämlich gleich null.
25:12Übrigens, vielleicht ist Ihnen aufgefallen, die heutige Sendung ist in ihrer Gesamtheit wieder einmal ein Beispiel dafür,
25:19wie sich Betrüger auf die jeweils gängigen Wünsche und Bedürfnisse ihrer Mitmenschen einstellen.
25:24So haarsträubend es klingt, sie haben sich sogar etwas einfallen lassen,
25:28um aus dem berechtigten Wunsch nach mehr Sicherheit, speziell vor Dieben und Einbrechern, Kapital zu schlagen.
25:34Und was dann dabei herauskommt, wenn Ganoven Schutz vor Gangstern anbieten, das wollen wir Ihnen jetzt zeigen.
25:40Im Herbst des Jahres 1972 in einem Dorf im Westerwald.
25:45In einem kleinen Hof am Ortsrand wohnt der Bauer Willi Mahlmann.
25:50Er befindet sich zu dieser Zeit in einer ziemlich verzweifelten Lage und weiß nicht, wie er mit seinem Problem fertig werden soll.
25:57Vor 14 Tagen ist seine Frau gestorben, er selbst kann wegen eines chronischen Gelenkleidens kaum die Hände bewegen,
26:04viele, selbst die wichtigsten Arbeiten auf dem Hof, bleiben deshalb liegen,
26:08wenn nicht ab und zu die Nachbarn aus Hilfsbereitschaft einspringen.
26:12Na, du hast es ja jetzt gleich, dann komme ich mit dem Rest schon zurecht.
26:16Ja, ist gut. Ich muss ja bei mir drüber auch noch melden.
26:21Also vielen Dank, Otto. Wenn du mir nicht helfen würdest, dann wäre ich ziemlich aufgeschmissen.
26:28Ach, das ist doch klar, Willi. Sag mal, hast du eigentlich jetzt schon was überlegt, wie das weitergehen soll?
26:34Na ja, ach Gott, ich hab's mal so durchgerechnet, weißt du, wegen einer Melkmaschine und so, aber hat ja alles keinen Zweck.
26:40Verkauf doch die Kühe, mach irgendwas anderes.
26:43Na ja, das hab ich mir auch schon überlegt.
26:47Ja, und wenn ich dann auch das Feld verkaufe, dann, dann kann ich mir bitte auch die Kühe verkaufen.
26:52Das hab ich mir auch schon überlegt.
26:55Ja, und wenn ich dann auch das Feld verkaufe, dann, dann kann ich mir bitte im Geld irgendwas anderes aufbauen, weißt du.
27:01Ja, irgendwas, was man auch noch so als halber Kruppel machen kann.
27:05Ah, du sieh mal nicht gleich schwarz. Du findst schon was. Und solange helfen wir dir. Das ist doch ganz klar.
27:11Willi Mahlmann redet nicht nur von einer neuen beruflichen Existenz, er hat den ersten Schritt dazu bereits getan.
27:17Auf eine Zeitungsanzeige hat er sich um eine Gebietsvertretung mit angeblich glänzender Zukunft beworben.
27:23Und für diesen Tag erwartet er sogar schon einen Mann, der ihm alles Nähere erklären soll.
27:29Wenige Stunden später sitzt dann tatsächlich ein Vertreter in Mahlmanns Küche.
27:33Er hat ein Muster des aussichtsreichen Artikels, der vertrieben werden soll, gleich mitgebracht.
27:39Sehen Sie, hier ist sie, unsere Alarmanlage. Und sie wird uns buchstäblich aus der Hand gerissen.
27:46Damit verdienen Sie Ihr Geld leichter als mit Milch oder Kartoffeln.
27:50Also, ich bin ja nun kein Geschäftsmann. Wissen Sie, ich war mein Leben lang auf dem Hof. Meinen Sie denn, das geht?
27:57Überhaupt kein Problem. Sehen Sie mal, Alarmanlagen sind das Geschäft der Zukunft.
28:03Es wird doch jetzt immer schlimmer mit den Einbrüchern. Und gerade auf dem Land.
28:07Da sind die Leute tagsüber auf dem Feld und zu Hause räumt einer in aller Ruhe den ganzen Hof aus.
28:12Naja, ist schon richtig. Bei uns haben die Leute auch alle Angst vor Einbrüchern.
28:17Nach unseren Umfragen würde sich jeder Zweite eine Alarmanlage anschaffen, wenn sie nicht zu teuer wären.
28:22Das kostet ja sonst so ein paar Tausend Mark.
28:25Ach so. Und die hier, die ist billiger, hm?
28:28Das ist es ja gerade. Diese hier kostet alles zusammen 370 Mark. Und Sie kriegen sie für 170 netto.
28:36Also verdienen Sie an jeder Anlage 200 Mark.
28:40Und das Beste daran ist noch, Sie haben keinen Ärger mit dem Einbau. Sie brauchen praktisch nur zu kassieren.
28:46Dieses Ding ist so narrensicher, dass jederlei Sie selbst verlegen kann. Sehen Sie mal.
28:58So einfach ist das.
29:00Naja, das ist schon ganz gut. Aber was soll ich denn nun genau tun?
29:08Ich meine, wie soll ich die denn verkaufen und dann wehen? Wie geht denn das überhaupt?
29:12Hauptsache ist, dass Sie einen trockenen Lagerraum haben.
29:15Uns kommt es ja darauf an, dass wir nicht von der Zentrale aus für jedes Gerät durch halb Deutschland fahren müssen.
29:21Sie kriegen von uns alle Anfragen und Bestellungen für Ihr Gebiet.
29:26Viele Leute schreiben ja direkt an uns, wenn sie die Anlage bei Bekannten gesehen haben oder auf unsere großen Zeitungsinserate.
29:33Ach so. Ach, dann brauche ich die Kunden also praktisch nicht selber zu suchen.
29:38Nein. Sie liefern dann die Geräte nur aus, rechnen ab und bestellen bei uns neu, wenn Sie keine mehr haben.
29:44Aber Sie können natürlich den Umsatz steigern, wenn Sie selbst auch Aufträge hereinholen.
29:48Dazu können Sie von uns das gesamte Werbematerial bekommen. Plakate, Musterinserate, Prospekte und so weiter.
29:56Es fällt dem Vertreter nicht schwer, Willi Malmann zu überzeugen, dass ein Auslieferungslager genau der richtige Ausweg aus seiner schwierigen Situation ist.
30:05Im Dorf sind in jüngster Zeit mehrere Male Einbrecher und Trickdiebe aufgetreten.
30:10Und Willi Malmann weiß, dass einige seiner Nachbarn durchaus bereit wären, für eine gute Einbruchssicherung ein paar hundert Mark auszugeben.
30:19Also Herr Malmann, normalerweise muss man ja bei einem Auslieferungslager immer eine ganz gewisse Menge abnehmen.
30:25Das brauchen Sie bei uns nicht. Sie können so viel und so wenig bestellen, wie Sie wollen.
30:30Wir wissen ja, wie die Geräte weggehen.
30:33Was meinen Sie denn, wie viel ich brauche?
30:36Also ich würde Ihnen vorschlagen, als Erstausstattung jetzt nur einmal 30 Geräte zu bestellen.
30:42Wenn die verkauft sind, haben Sie 6.000 Mark verdient.
30:46Und ich schätze, dass Sie die in vier bis sechs Wochen verkauft haben.
30:50Sie müssen dann nur rechtzeitig nachbestellen.
30:53Aber wofür brauche ich denn die 20.000 Mark barkapitalisch?
30:57Ich meine, was Sie da in Ihrer Anzeige da geschrieben haben.
31:00Ja, natürlich einmal für die Erstausstattung.
31:03Dann brauchen Sie sicher ein Telefon, eine Schreibmaschine.
31:07Können Sie Maschine schreiben?
31:09Ja, mit einem Finger. Es geht besser als mit der Hand.
31:13Ich habe nur Schwierigkeiten, etwas festzuhalten.
31:17Na ja, und dann müssen Sie natürlich auch an uns die Lizenzgebühr zahlen.
31:20Das sind 15.000 Mark.
31:22Ach so, ja. Aber wofür ist denn das genau?
31:27Sehen Sie, wir haben ja das Gerät entwickelt.
31:30Wir machen die große Werbung.
31:32Sie bekommen von uns alle Kundenadressen aus Ihrem Gebiet.
31:35Und Sie haben absoluten Gebietsschutz.
31:37Das heißt, Sie bekommen Ihre Provision auch,
31:39wenn hierher ein Gerät verkauft worden ist, ohne dass Sie es bestellt haben.
31:42Und sehen Sie, dafür müssen wir natürlich auch was haben.
31:45Eben die Lizenzgebühr.
31:47Ja, das sehe ich schon ein, aber 15.000 Mark.
31:51Das ist eine Menge Geld.
31:53Dafür müsste ich ja fast mein ganzes Land verkaufen.
31:55Das Geld ist ja nicht verloren.
31:57Sobald Sie 12.000 Mark Umsatz gemacht haben,
31:59bekommen Sie von da an auf alle Geräte noch einmal einen Extrarabatt von 25 Prozent.
32:05So lange, bis Sie Ihre 15.000 Mark wieder drin haben.
32:08Ja, gut.
32:11Dann ist das vielleicht gar nicht so dumm, wenn ich das mache.
32:14Nein.
32:16So, dann ziehen wir uns doch einmal den Lagerraum an.
32:19Bitte.
32:24Ein paar Wochen später ist es soweit.
32:26Willi Mahlmann hat den Vertrag unterschrieben.
32:29Er hat von dem Geld für sein Vieh und für seine Äcker die 15.000 Mark Lizenzgebühr bezahlt.
32:34Und er beginnt mit viel Energie und großer Hoffnung,
32:37zunächst im eigenen Dorf für die Alarmanlagen zu werben.
32:41So sieht das aus.
32:43Was du hier siehst, Fritz, das reicht aus,
32:45um den ganzen Hof hundertprozentig einbruchssicher zu machen.
32:48Der Otto, der hat gestern schon eine gekauft.
32:51Ach, meinst du, ich überlege mir das vielleicht noch einmal.
32:54Na, ich gebe dir mal einen Prospekt mit.
32:56Dann kannst du dir diese Ruhe mal durchschauen.
32:58Willi, bist du da?
33:01Ja, hier, im Lager.
33:05Also, Willi.
33:07Ich komme mit dem Zeug nicht klar.
33:09Was ist denn das hier mit Ruhestrom, Schleife und Arbeitsstrom?
33:13Na, und hier, der Klebstoff hält auch nicht.
33:16Die Dinger fallen jedes Mal wieder ab.
33:18Ach, du musst die Beschreibung richtig lesen.
33:20Das ist doch so einfach, dass das jeder Laie selber machen kann.
33:23Dann bin ich eben doof.
33:25Kannst du mir mal sagen, wie das funktionieren soll,
33:27wenn ich das selbst so hiebfusche?
33:29Ach, komm, du bist doch schon Elektriker, der was davon versteht.
33:31Also, wenn ich schon hundertsiebzig Mark ausgebe,
33:33da will ich wenigstens, dass das Ding richtig da ist.
33:35Wieso hundertsiebzig?
33:37Zu mir hast du doch gerade gesagt, dreihundertsiebzig.
33:39Naja, dreihundertsiebzig ist der richtige Verkaufspreis.
33:42Dem Otto habe ich die Anlage billiger gemacht,
33:45weil er mir immer geholfen hat, nachdem die Anlage gestorben ist.
33:48Und bei deinen alten Freunden schlägst du zweihundert Mark drauf?
33:51Ich glaube, du spinnst.
33:52Gott, Fritz.
33:53Du, Duxwalder wolltest du auch dreihundertsiebzig haben.
33:55Na, der wird sich wundern, wenn ich ihm das sage.
33:58Fängt der Willi plötzlich an, seine Freunde auszunehmen.
34:00Das darf doch nicht wahr sein.
34:02Ja, aber das ist doch der richtige Verkaufspreis.
34:10Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
34:12Na, weißt du, das finde ich ja auch ein bisschen dick.
34:14Schließlich habest du dir ja all geholfen, als Notarmbann war.
34:17Also, was ist jetzt? Hast du einen Elektriker oder nicht?
34:20Nee, ich hab keinen.
34:22Vor ein paar Tagen hab ich drüben in Riesbach mal angerufen bei dem Elektriker
34:25und ihm gesagt, dass ich Alarmanlagen verkaufe.
34:27Weißt du, ich hab mir gedacht, dass er sie vielleicht montiert,
34:30wenn sie einer wirklich mal nicht kann.
34:31Ja, und was hat er gesagt?
34:33Dass er selber welche verkauft und dass er sie auch montiert.
34:37Und für andere hat er keine Zeit.
34:40Dann mach ich dir einen anderen Vorschlag.
34:42Ich bring dir den ganzen Krempel wieder rüber und du gibst mir mein Geld zurück, ja?
34:47Mit einem Mal sind alle Hoffnungen, für die Willi Mahlmann fast alle Äcker verkauft hat, zerronnen.
34:53Von der Alarmanlagenfirma bekommt er nicht eine einzige Bestellung.
34:57Auch sonst macht niemand Anstalten, ihm die Geräte, so wie es der Vertreter versprochen hat, aus den Händen zu reißen.
35:04Und er hat selbst erkannt, dass er sich von schönen Worten hat verführen lassen.
35:09Und dass man nicht so ohne weiteres von einem Tag zum anderen zum erfolgreichen Geschäftsmann wird.
35:17Alarmanlagen sind natürlich im Prinzip eine gute Sache.
35:20Aber genauso wichtig wie die Anlage selbst ist eine funktionssichere und fachgerechte Installation.
35:26Den Firmen, die auf die gezeigte Weise ihre Opfer suchen, kommt es nicht in erster Linie darauf an, Einbrüche zu verhindern.
35:33Ihre Geräte sind vor allem dazu da, sogenannte Gebietsvertreter zu werben und von ihnen hohe Lizenzgebühren zu kassieren.
35:41Typisch für diese Leute ist die Tatsache, dass ihre Vertreter bei den Opfern den Eindruck erwecken,
35:46der Markt für Sicherungseinrichtungen sei so aussichtsreich und gewinnbringend,
35:50dass man dabei auch ohne kaufmännische Erfahrung viel Geld verdienen könne.
35:54Und das ist, wie Sie gesehen haben, meist eben doch eine Illusion.
35:59Und nun, meine Damen und Herren, zu unserem Experiment, das auch diesmal wieder unsere Sendung beschließen soll.
36:05Mit versteckten Kameras haben wir unsere Mitarbeiter beobachtet,
36:09als sie versuchten, in der Rolle von Trickdieben eine weitere Gaunermasche zu testen.
36:15Heute geht es um eine Methode, bei der die echten Täter mit großer Dreistigkeit vorgehen
36:20und die Unkenntnis der meisten Leute im Umgang mit Elektrizität und allem, was damit zusammenhängt, ausnutzen.
36:27Der erste Versuch in einer Schuhmacherei.
36:30Unser Mitarbeiter Bernd Schröder und Kameramann Hans Wunsch geben sich als Prüfer der Stadtwerke aus,
36:35die angeblich den Zähler und die Leitungen kontrollieren sollen.
36:39Ihre einzige Verkleidung, eine gewöhnliche Schirmmütze.
36:45Könnten Sie uns mal ein bisschen Ihre Steckdosen zeigen in den Zählerkasten, da müssen wir mal nachprüfen.
36:50Wir haben nämlich hier im Bezirk einen unheimlichen Stromverbrauch festgestellt in den letzten Tagen.
36:55Der nicht zu erklären ist. Wir wollen mal versuchen, ob irgendwo da ein Kriegsstrom ist.
37:02Die Kamera, mit der sie ihre Auftritte filmen, ist in einem Werkzeugkoffer versteckt.
37:06Sie haben das noch nicht bemerkt, dass irgendwie was an Leitungen, dass der Zähler schneller geht oder so?
37:12Könnten Sie mir vielleicht aus der Kasse mal zwei Kupferpfennige geben, damit ich da mal was probieren kann?
37:19Durch die Frage nach dem Pfennigen stellen die beiden fest, wo sich die Kasse des Geschäftes befindet.
37:24Wir müssten jetzt ein bisschen Licht aufmachen, damit wir das mal testen können.
37:27Können wir die Sicherung mal rausdrehen hier?
37:30Es läuft nichts was, ja?
37:33Also ich kann ja nichts merken direkt. Aber könnten Sie eine Sekunde mal draufhalten.
37:37Wir dürfen nicht zusammenbringen, wir wollen einfach auf die Pfennige drücken, ja?
37:40Die beiden Enden auf die Pfennige.
37:43Hast du den Spannungsprüfer? Ah ja, der ist hier.
37:46Während der Schuhmacher am Sicherungskasten steht und einen völlig harmlosen Draht auf die dort festgeklebten Pfennige drückt,
37:52gelingt es unserem Mitarbeiter, im Schutz der Dunkelheit in die Kasse zu greifen.
37:57Er erbeutet hier 90 Mark.
38:04Der nächste Versuch führt die beiden falschen Stromprüfer in eine Bäckerei.
38:09Die Stadtwerke sind da.
38:11Könnten wir mal Ihren Sicherungskasten sehen?
38:13Könnten wir mal Ihren Sicherungskasten sehen?
38:15Die junge Verkäuferin scheint keinen Moment an der Geschichte zu zweifeln, die ihr die Männer da auftischen.
38:20Auch hier werden zwei vorbereitete Drähte am Sicherungskasten befestigt,
38:24bevor durch die Frage nach dem Pfennigen der eigentliche Trick eingeleitet wird.
38:30Könnten wir vielleicht mal zwei Kupferpfennige haben aus der Kasse, dann ist das leider den Strom recht gut.
38:35Hängt hier auch im Stromkreis dann die Kasse? Dann lassen Sie sie vielleicht besser im Moment auf.
38:40Wir müssten jetzt mal die Sicherung ausmachen.
38:42Könnten Sie vielleicht mal eine Sekunde halten hier?
38:45Aber dass ich keinen Gewicht kriege.
38:48Einfach so drauf, möglichst nicht zusammenkommen, nur festhalten und hier auf die Pfennige.
38:55Etwas ängstlich hält die junge Frau die Drähte fest und im Dunkeln fällt es dann wieder leicht,
39:00aus der offenstehenden Kasse rund 120 Mark zu entwenden.
39:05Wenn Sie mir vielleicht mal zwei Kupferpfennige geben können, haben Sie sowas in der Ladenkasse?
39:10Im dritten Fall gelingt es sogar zwei Personen abzulenken.
39:13Die Frau hält die Drähte, der Mann die Taschenlampe.
39:16Könnten Sie vielleicht mal eine Sekunde hier die Dinger draufdrücken?
39:20Sehen, dass die zwei Enden vorne nicht zusammenkommen, nur auf die Pfennige drücken.
39:24Auf die Pfennige draufdrücken, so Moment.
39:27Also nicht zusammenbringen, so draufdrücken.
39:31Moment, so die zwei Enden, so drauf, so drauf, sind raus, so festhalten.
39:39Halten Sie gerade mal fest, können Sie mal eine Sekunde mit dem Gerät mitkommen,
39:42dass wir hier vorne mal schauen können.
39:44Wo ist denn der Spannungsprüfer, der ist hier.
39:48Auch hier gelingt der unbemerkte Griff in die Kasse, die Beute 40 Mark.
39:53Ja.
39:55Nur der Vollständigkeit halber.
39:57Unsere Mitarbeiter haben das Geld natürlich jeweils sofort zurückgegeben.
40:01Und in allen Fällen waren die Betroffenen hinterher basser staunt.
40:04Niemand hatte Verdacht geschöpft, dass die beiden Stromprüfer vielleicht nicht echt sein könnten.
40:09Niemand hatte sie nach einem Ausweis gefragt oder sich bei den Stadtwerken vergewissert.
40:13Vielleicht haben es die echten Gauner, die mit diesem Trick reisen, nach dieser heutigen Sendung etwas schwerer.
40:19Und damit auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal bei der Sendung Vorsicht Falle.
40:49Untertitel der Amara.org-Community
41:19Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt
41:49Die Sendung wurde vom NDR live untertitelt