SOKO Stuttgart: Druck | Folge 3/Staffel 16

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00:00Untertitel von Stephanie Geiges
00:30Die Sehnsucht nach Vollkommenheit nagte weiter an ihrem Herzen,
00:34und doch fand sie Trost in dem Gedanken, dass das Leben selbst unvollkommen ist.
00:40Und in der Unvollkommenheit offenbarten sich die kostbarsten Augenblicke,
00:47die sich wie funkelnde Edelsteine in die Dunkelheit des Vergessens abzeichneten.
00:54Die Existenzangst umklammerte sie wie ein eisiger Nebel, der alles erstickte.
01:00Sie dachte darüber nach, wie zerbrechlich das Leben ist,
01:04dass es sich in einem einzigen Atemzug verändern kann.
01:08Und doch, selbst in der Dunkelheit, spürte sie eine leise Hoffnung,
01:14dass die Liebe, die sie teilten, ein helles Licht in den Erinnerungen des jungen Mannes sein könnte.
01:21Ein leuchtender Stern in der endlosen Galaxie des Vergessens.
01:31Ihr Herz schlug im Takt der ungewissen Melodie des Lebens,
01:36und ihre Gedanken formten sich zu einem leisen Gebet für den jungen Mann,
01:42der so schnell in den Schatten der Vergangenheit lebt.
01:52Hallo.
01:54Hey Martina. Also wie das aussieht, hat sich das Opfer gerade ein Buch aus dieser öffentlichen Bücherbox genommen
02:00oder auch zurückgestellt, keine Ahnung, und dabei wurde sie attackiert.
02:03Die Frau wurde von hinten mit der Flasche am Kopf getroffen
02:06und ist dann oberhalb der rechten Schläfe hier an der Bank aufgeschlagen.
02:09Und dann hat sie das Buch zurückgebracht.
02:11Und dann hat sie das Buch zurückgebracht.
02:13Und dann hat sie das Buch zurückgebracht.
02:15Und dann hat sie das Buch zurückgebracht.
02:17Die Frau wurde von hinten mit der Flasche am Kopf getroffen
02:20und ist dann oberhalb der rechten Schläfe hier an der Bank aufgeschlagen.
02:23Was davon jetzt todesursächlich war, das kann ich noch nicht sagen,
02:26aber durch das Fehlen der Schnittverletzung am Hinterkopf
02:29gehe ich davon aus, dass die Flasche erst auf dem Boden zerbrochen ist.
02:32Wie du siehst, war sie in Seidenpapier eingewickelt.
02:34Gut für die Flasche, aber schlecht für uns.
02:36Fingerabdrücke sind quasi da drin beim Lotto.
02:39Ach so, bei der Spurenlage könnte man spontan erst mal an Raubmord denken,
02:43Handy, Portemonnaie und Schmuck hatte sie alles noch bei sich.
02:47Wann ist sie denn gefunden worden?
02:49Gegen 14 Uhr von den Paketboten.
02:51Können Sie was zur Todeszeit sagen?
02:53Ja, zwischen 13 und 14 Uhr.
02:56Die Kollegen hören sich schon in der Nachbarschaft um.
02:58Sie hat ganz in der Nähe gewohnt.
03:00Miriam Liedtke, Verlagsredakteurin, Lanus Verlag.
03:04Sie hat eine Mutter, die in einem Seniorenheim in Metzingen lebt.
03:08Die Kollegen vor Ort sind schon informiert.
03:10Gut.
03:11Mit ihrem Ex-Mann, einem gewissen Lasse Johansson,
03:14gibt es eine gemeinsame Tochter, die in Wien studiert.
03:17Haben wir schon Kontakt zu ihr?
03:19Noch nicht, aber ihr Vater lebt hier in Stuttgart und hat eine kleine Druckerei.
03:23Apropos, ich habe auf der Mailbox des Opfers etwas sehr Interessantes gefunden.
03:27Miriam, es tut mir leid.
03:29Ich wollte das nicht, ich habe überreagiert.
03:32Sorry, ich mache das wieder gut, okay?
03:36Und diese Nachricht wurde heute um 11.15 Uhr aufgenommen.
03:39Und die stammt von Lasse Johansson, ihrem Ex-Mann.
03:41Ich habe dir schon eine Martinenschuhe weitergeleitet.
03:43Sie sind auf dem Weg zu ihm.
03:44Okay, danke.
03:46Kannst du dir das mal kurz anschauen, Lasse?
04:10Ich habe versucht das zu reparieren, aber hier löst sich der Leim immer wieder.
04:13Das kriegen wir hin.
04:16Guten Tag, Entschuldigung, wir suchen Herrn Johansson.
04:19Aber wenn Sie wegen des Buchbindekurses da sind, der ist leider total ausgebucht.
04:23Dann müssen Sie ein andermal wiederkommen.
04:25Nein, nein, Stoll ist mein Name.
04:26Apropos Stuttgart, das ist meine Kollegin, Frau Seifert.
04:28Können wir uns vielleicht irgendwo ungestört unterhalten?
04:30Ja, draußen.
04:33Macht mal weiter, ich bin gleich wieder da.
04:35Nach Ihnen.
04:36Danke.
04:42Sollen wir uns setzen?
04:48Herr Johansson, es tut mir leid.
04:50Ihre Ex-Frau, Miriam Liedtke, ist heute Mittag Opfer eines Gewaltverbrechens geworden.
05:01Weiß meine Tochter das schon?
05:04Unsere Kollegen sind wahrscheinlich gerade bei ihr.
05:07Ich nehme an, ja.
05:16Herr Johansson, es tut mir leid.
05:19Ihre Ex-Frau, Miriam Liedtke, ist heute Mittag Opfer eines Gewaltverbrechens geworden.
05:22Weiß meine Tochter das schon?
05:25Unsere Kollegen sind wahrscheinlich gerade bei ihr.
05:27Ich nehme an, ja.
05:46Wie war denn Ihr Verhältnis zu Ihrer Ex-Frau?
05:49Gut.
05:52Ey Mann, es ist jetzt inzwischen über zehn Jahre her, dass wir uns getrennt haben.
05:59Also hatten Sie regelmäßig Kontakt?
06:02Äh, natürlich.
06:06Allein wegen unserer Tochter.
06:08Wissen Sie, ob Ihre Ex-Frau in der letzten Zeit Probleme mit jemandem hatte?
06:13Ärger?
06:17Nee.
06:20Wer sollte ihr denn etwas antun wollen?
06:24Verlagsredakteurin, das ist doch kein gefährlicher Beruf.
06:29Nein.
06:31Sie haben mir heute um elf vor fünfzehn eine Nachricht auf Mailbox gesprochen.
06:36Sie haben sich darin entschuldigt. Worum ging es?
06:41Das war nichts Besonderes.
06:46Kabeleien unter Ex-Partnern.
06:51Zum Beispiel?
06:54Mir hat sich manchmal in Sachen reingemischt, die sie eigentlich nichts mehr angehen.
07:01Mein Privatleben zum Beispiel.
07:07Ich habe das letzte Mal wahrscheinlich ein bisschen ruppig reagiert.
07:13Und das hat mir im Nachhinein leidgetan.
07:16Das war der Anruf.
07:19Wo waren Sie heute zwischen dreizehn und vierzehn Uhr?
07:24Ich habe den Kurs vorbereitet.
07:28Kann das jemand bezeugen?
07:34Ich bin nicht allein.
07:42Hallo, Jana Rehberg?
07:45Nee, der ist gerade draußen.
07:48Ja, einen Moment.
07:51Ja.
07:55Lasse, deine Tochter.
08:01Hey.
08:06Hast du es schon gehört?
08:10Ja.
08:23Ofen!
08:25Die Tür ist offen!
08:31Hallo?
08:34Hallo?
08:38Frau Götter?
08:45Guten Tag.
08:47Entschuldigen Sie die Störung, Frau Götter.
08:49Ich war hier gerade in der Gegend und da dachte ich, dass Sie das wissen sollten.
08:52Bitte, was sollte ich wissen?
08:53Miriam Liedtke ist tot.
08:54Oh, das ist keine schöne Nachricht.
08:56Entschuldigen Sie bitte, ich bin gerade am Arbeiten.
08:58Wenn Sie so lieb sind, da vorne ist die Tür.
09:00Klar.
09:01Vielen Dank.
09:02Entschuldigung.
09:03Was ist da denn los?
09:04Die Liedtke ist tot.
09:05Wie ist das dann passiert?
09:06Das weiß ich nicht.
09:08Ich bin dann wieder oben.
09:10Trinken wir später einen Tee zusammen?
09:13Ja!
09:24Das Opfer war sozusagen die Stuttgarter Außenstelle des Landesverlags.
09:30Sie hat von zu Hause aus gearbeitet und in der Mittagspause, also ungefähr zur Tatzeit,
09:36hat sie sich öfter bei einem vegetarischen Bistro etwas zu essen geholt.
09:40Dieser Bücherschrank liegt auf dem Weg dahin.
09:43Und den hat sie manchmal mit Mängelexemplaren bestückt.
09:47Man fragt sich nur, ob die Tatperson von dieser Routine wusste, ob es reiner Zufall war.
09:52Was ist mit dem Ex-Mann?
09:54Mit dem haben wir gerade gesprochen.
09:56Marcel Johansen. Keine Alibi.
09:58Und Motiv?
09:59Müssen wir sehen.
10:00Auf jeden Fall wirkte er sehr betroffen von der Todesnachricht.
10:04Es gab auch heute noch einen unbeantworteten Anruf auf dem Handy des Opfers von einem gewissen Fabian Steffen.
10:10Wer ist das?
10:11Er hat eine Künstleragentur in Berlin und vertritt unter anderem die Bestseller-Autorin Charlotte Getter.
10:15Sie ist das Aushängeschild des Landesverlags.
10:18Kennt ihr vielleicht die Bücherreihe Ellie Hagen?
10:20Ja, natürlich kenne ich die.
10:22Das sind spannende Geschichten um eine Doppelagentin in Berlin zur Zeit des Kalten Krieges.
10:28Wunderbar erzählt.
10:30Nora hat mich im Urlaub mit dem Ellie-Hagen-Virus infiziert.
10:33Ich habe inzwischen alle sieben Bände gelesen.
10:36Das ist deutsche Zeitgeschichte.
10:41Ja gut.
10:44Herr Jan. Na?
10:45Also, die Tatwaffe spricht eher für eine spontane Tat.
10:48Das war nämlich nicht irgendein Rotwein, sondern ein sehr kostspieliger Tropfen.
10:52Chateau Beaumont, 2013.
10:54Fingerabdrücke?
10:56Leider nein.
10:57Wie gesagt, Seidenpapier, darauf haftet nichts.
10:59Und auf den Schaben war auch nichts.
11:01Außerdem ist die Flasche erst am Boden kaputt gegangen.
11:03Sonst irgendwas Relevantes?
11:05Vielleicht. Eine Kleinigkeit.
11:07Sie lag einzelmann allein neben dem Bücherschrank.
11:10Was könnte das jetzt für eine Tablette sein?
11:13Keine Ahnung, ich trinke mal Pfirster.
11:15Du das?
11:19Also der Schlag mit der Flasche war nicht todesursächlich.
11:22Sondern der Sturz.
11:23Ganz genau.
11:24Der helle Fleck hier auf dem Scan, das sind massive Einblutungen.
11:27Und den Todeszeiten konnte ich auch noch etwas konkretisieren.
11:30Auf 13.30 Uhr bis 14 Uhr.
11:33Wollen Sie nicht wissen, ob ich vielleicht noch was Spannendes rausgefunden habe?
11:37Doch.
11:39Unter den Nägeln des Zeige- und Mittelfingers der rechten Hand des Opfers habe ich Fremddehnleispuren gefunden.
11:44Sie hat jemanden gekratzt.
11:46Gut möglich, ja.
11:47Von daher glaube ich, dass es vielleicht ziemlich zielführend sein könnte,
11:51sich die den Abproben aller Beteiligter zu holen.
11:54Ach so, so.
11:56Sonst noch Abwehrspuren?
11:57Nö.
12:02So, Sander, was gibt's?
12:04Also vergangenen Dienstag gab es wohl in der Stuttgarter Buchhandlung namens Rehberg eine Lesung von Charlotte Goethe.
12:09Und das Opfer, das war auch dort.
12:10Und die Frau Goethe hat ja dabei im neuesten Buch vorgelesen,
12:13das, und jetzt ist es interessant, rein digital erschienen ist.
12:17Also als E-Book.
12:18Ja, genau. Und es gibt auch ein Video von der Veranstaltung. Hier.
12:23Die Existenzangst umklammerte sie wie eisiger Nebel, der alles erstickte.
12:30Sie dachte darüber nach, wie zerbrechlich das Leben ist.
12:34Gleich, gleich.
12:35Ein leuchtendes Stern in der endlosen Galaxie des Vergessens.
12:42Okay, jetzt kommt der Applaus und dann...
12:59Ja, ein lautes Neutikel hier sind wohl Charlotte Goethe und Jana Rehberg.
13:02Das ist sie, die Buchhändlerin, bei der die Lesung stattgefunden hat.
13:06Die sind wohl sowas wie die Speerspitze einer Bewegung,
13:09in der sich Autorinnen und Autoren zusammen mit Buchhändlerinnen und Buchhändlern
13:13für die Erhaltung des analogen Buches einsetzen.
13:15Sander, wissen Sie was? Sie und ich, wir beide werden morgen früh
13:18dieser erfolgreichen Schriftstellerin mal einen Besuch abstatten.
13:21Und jetzt raus hier, Feierabend.
13:37Was ist?
13:39Nichts, ich hätte nur was anderes erwartet.
13:50Hallo?
13:55Guten Morgen.
13:57Ich komme aus Stuttgart.
13:59Ein bisschen früh für einen Besuch, oder?
14:02Nein.
14:04Entschuldigung, mit wem haben wir denn das Vergnügen?
14:07Fabian Steffen, der Agent von Frau Goethe.
14:10Ach, Sie wohnen hier ebenfalls in dem Haus?
14:13Manchmal.
14:15Sie füttert das Huhn.
14:17Fabi?
14:19Ja?
14:21Ja.
14:22Sie füttert das Huhn.
14:24Fabi?
14:26Was ist denn los?
14:27Frau Goethe, guten Morgen.
14:29Kaiser, Kripo Stuttgart, das ist mein Kollege Sander.
14:33Wir würden gerne kurz mit Ihnen sprechen.
14:35Hallo, ja, bitte, kommen Sie mit rein.
14:40So, als erstes brauche ich einen Kaffee.
14:43Ja, das verstehe ich.
14:44Wollen Sie auch einen?
14:45Ach nein, danke.
14:46Bitte nehmen Sie Platz.
14:48Wir haben Miriam noch vor einer Woche auf einer Lesung gesehen,
14:50die übrigens einem voller Erfolg war und bestätigt,
14:52dass die Leserschaft Charlotte auch dann lebt,
14:54wenn sie nicht von Andy Hagen erzählt.
14:56Fabi.
14:57Die Verlorenen Charlottes neuer Roman.
14:59Ja, davon habe ich gehört.
15:00Ja, herzlichen Glückwunsch, Frau Goethe.
15:02Und was macht der Verlag?
15:03Er bringt das Ganze als E-Book raus.
15:04Fabi, bitte.
15:05Nein, nein, das interessiert uns.
15:07Äh, und für diese Entscheidung war Miriam Liedtke verantwortlich?
15:11Sagen wir mal so, sie hat sich nicht besonders stark für mich gemacht.
15:14Ah, und wie war Ihr Verhältnis zu Miriam Liedtke?
15:16Miriam Liedtke war 15 Jahre meine Lektorin.
15:19Sie hatte großen Anteil am Erfolg von Eli Hagen.
15:22Aber wir haben sehr oft Meinungsverschiedenheiten gehabt.
15:25Und jetzt fährt der Verlag gnadenlos die Billigschiene.
15:27Aber was sage ich immer, Paper-Book will never die.
15:30Ja, wie war denn die Stimmung zwischen Ihnen und Frau Liedtke bei der Lesung?
15:33Ach, Sie meinen, ob ich ihr ein E-Book liebe?
15:35Natürlich nicht.
15:36Das Getrug die Wortes bezeichnet.
15:37Dieser Satz hätte übrigens auch von dir sein können.
15:38Ganz kurz, Sie sprechen gerade von Jana Rehberg, ne?
15:40Ja, korrekt.
15:41Und gestern haben Sie versucht, gestern Vormittag,
15:43die Frau Liedtke telefonisch zu erreichen.
15:45Warum?
15:46Ich wollte ihr beweisen,
15:47dass das gedruckte Buch ein wichtiges Marketinginstrument ist.
15:50Aber sie ist nicht reingegangen.
15:52Wo waren Sie gestern zwischen 13.30 Uhr und 14.00 Uhr?
15:55Hier.
15:57Beide.
16:01Ja, danke.
16:02Das war's dann auch erst mal.
16:08Ah, Sie trinken Chateau Vermont?
16:10Ja, Miriam und ich haben ihn auf einer Lesereise durchfranken.
16:14Miriam hat ihn geliebt.
16:16Wollen Sie ihn mitnehmen?
16:18Äh, nee, nee, danke.
16:20Aber, ähm, absolut köstlich.
16:22Ja, ist köstlich.
16:23Nochmals vielen Dank und auf Wiedersehen.
16:25Auf Wiedersehen, die Herren.
16:41Absolut köstlich.
16:43Absolut köstlich?
16:44Ich wusste gar nicht, dass Sie so gut lügen können, Sander.
16:47Das war eine Notlüge.
16:48Und die sind gestattet,
16:49wenn es um Dinge geht, die Dritte nicht erfahren sollen.
16:52Aha, okay.
16:53Das merke ich mir.
16:54Ist es eigentlich normal, dass Agenten bei ihren Klienten wohnen?
17:00Kommt drauf an, wie sehr man miteinander verbunden ist, oder?
17:08Egal.
17:13Wo ist das Auto?
17:14Hinten.
17:18Frau Riebeck,
17:19Sie haben letzte Woche eine Lesung mit Charlotte Getter
17:22in ihrer Buchhandlung ausgerichtet,
17:24wo sie ihr neues Buch vorgestellt hat.
17:26Ja, ein schöner Abend.
17:29An dem Abend war auch Miriam Liedtke vom Lanus Verlag da.
17:33Die ist tot.
17:34Deswegen bin ich doch hier, oder?
17:37Wie gut kannten Sie Frau Liedtke?
17:39Wir sind uns bei 2, 3 Anlässen über den Weg gelaufen.
17:42Kennen ist also zu viel gesagt.
17:45Wie war die Stimmung zwischen Charlotte Getter und Miriam Liedtke?
17:48Haben Sie da irgendwas mitbekommen?
17:52Frau Liedtke hat natürlich versucht, die Wogen zu glätten.
17:55Verständlicherweise.
17:57Wegen der Auseinandersetzung,
17:59weil ihr neues Buch nur digital erscheint.
18:04Die Buchhandlung Riebeck hat in der Stuttgarter Lesung
18:07einiges an Gewicht.
18:08Wir stehen kompromisslos für die Belange der AutorInnen ein.
18:11Ich finde,
18:12so kann man nicht mit einer so erfolgreichen Schriftstellerin umgehen.
18:16Das musste auch deutlich gesagt werden.
18:18Auch der Frau Liedtke gegenüber.
18:21Am Rande der Veranstaltung,
18:23ist Ihnen da noch irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?
18:30Nee.
18:31Na ja, wir waren alle sehr enthusiastisch.
18:34Wegen unserer Initiative für das gedruckte Wort.
18:37Wovon haben wir gelesen?
18:41So ein gedrucktes Buch
18:43existiert als Teil unseres gegenständlichen Lebens.
18:46Mechanisch ist dieser Einbad noch völlig in Ordnung.
18:49Es steht einfach da.
18:50Nichts an diesem Buch ist kaputt.
18:52Hier im Raum.
18:53Das hat gelebt, das hat Spuren.
18:55Schaut mal.
18:56Wir können es anfassen, fühlen, riechen.
18:59Was für eine Handwerkskraft.
19:02Ja, dieses Haptische.
19:04Der Geruch von gedruckten Seiten, das gehört einfach dazu.
19:07So ein Buch verschwindet nicht einfach im digitalen Universum.
19:10Es ist mehr als eine Kolonne von Nullen und Einsen,
19:13die beim ersten Stromausfall weg sind.
19:15Auf Nimmerwiedersehen.
19:23Die Existenzangst umklammert der CV.
19:26Eisiger Nebel, der alles erstickt.
19:29Sie dachte darüber nach, wie zerbrechlich das Leben ist.
19:32Es sich in einem einzigen Atemzug verändern kann.
19:36Doch selbst in der Dunkelheit
19:39spürte sie eine leise Hoffnung.
19:42Dass die Liebe, die sie teilt,
19:44ein helles Licht
19:46in den Erinnerungen des jungen Mannes sein könnte.
19:50Ein leuchtendes Stern
19:52in der endlosen Galaxie.
19:55Ein leuchtendes Stern
19:57in der endlosen Galaxie
20:02des Vergessens.
20:06So, bevor ihr jetzt alle gehen könnt,
20:08nehmt bitte alle so ein Schild.
20:10Fuck Digital Books!
20:12Fuck Digital Books!
20:14Fuck Digital Books!
20:26Hast du?
20:28Ja.
20:30Sie wollte mit mir sprechen, Herr Kaiser.
20:32Ah, Frau Bayer, für Sie.
20:34Danke, das ist ja der Hammer.
20:36Also, Kollegen, hört mal her, ich muss mal was loswerden.
20:39Ich kann mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen,
20:42dass so eine erfolgreiche Schriftstellerin
20:44wie Charlotte Goethe ihre Lektoren umbringt,
20:47weil ihr neues Zeitalter,
20:49ihr neues Zeitalter,
20:51ihr neues Zeitalter,
20:53ihre Lektoren umbringt,
20:55weil ihr neuestes Werk nur als E-Book erschienen ist.
20:58Also, ich find's bemerkenswert,
21:00mit wie viel Leidenschaft Frau Rehberg
21:02für die traditionelle Form des Buches kämpft.
21:04Und für Charlotte Goethe.
21:06Ja, aber das ist ja der natürliche Reflex des Buchhändlers,
21:09erst mal gegen das E-Book zu sein, oder?
21:11Was ist denn mit den Autoren?
21:13Verdienen die dann eigentlich weniger oder mehr,
21:15weil nichts mehr gedruckt werden muss?
21:17Abgesehen davon, dass man sich mit dem E-Book
21:19ja ganz neue Kofferschichten erschließen kann.
21:21Wie sieht denn das mit der Ökobilanz aus?
21:23Ich meine, so ein E-Book verbraucht eine bestimmte Menge Energie, oder?
21:26Und ein traditionelles Buch verbraucht eine bestimmte Menge Baum.
21:29Wie ist das, Rico?
21:31Äh, ich bin da raus.
21:33Charlotte Goethe war's nicht.
21:35Da lege ich mich fest.
21:37Ähm.
21:39Dann war's jemand anders.
21:41Sie werden es nicht bereuen.
21:44Hi, Jan.
21:46Die Tablette vom Tatort.
21:48Ich brauche die Zusammensetzung.
21:50Das ist schwieriger als ich dachte.
21:52Eine banale Schmerztablette ist es nicht.
21:54Aber es ist eine Schmerztablette.
21:56Die Zusammensetzung ist wesentlich komplexer.
21:58Ich muss sagen, befreundet ein Pharmazeut mitzuraten.
22:00Zieh.
22:02Ich melde mich, wenn ich mehr weiß.
22:04Okay.
22:06Merci.
22:08Na, wenigstens war's.
22:14Martina.
22:16Der Abgleich der Fremd-DNA unter den Fingernägeln ist durch.
22:26Tut uns leid, dass Sie warten mussten.
22:28Kein Problem.
22:31Wie kann ich helfen?
22:33Zum Beispiel, indem Sie uns erklären,
22:35wie Ihre DNA unter die Fingernägel von Frau Dietrich gekommen ist.
22:39Bitte schön.
22:43Danke.
22:55Miriam hat versucht, mich zu schlagen.
22:58Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist.
23:02Dabei hat sie mich gekratzt.
23:06Kam das öfter mal vor?
23:10Sie stand Dienstagabend plötzlich vor mir.
23:13Sie kam von irgendeiner Lesung.
23:16Sie hatte Stress mit einer Autorin, wollte sich bei mir ausheulen.
23:21Das hätten Sie uns früher sagen müssen.
23:23Ja, ich sag's doch jetzt.
23:25Wissen Sie, wer diese Autorin war?
23:27Nein, keine Ahnung.
23:30Ich hatte keine Zeit für sie.
23:32Meine Freundin war da.
23:34Das hat sich völlig auf die Palme gebracht.
23:36Und dieser Streit...
23:38Sie macht mich fertig.
23:41Hatte Frau Liedtke ein Problem damit,
23:43dass Sie jetzt eine neue Freundin haben?
23:45Nein, ja.
23:47Ab und zu hat sie blöde Kommentare fallen lassen.
23:53Sie war ziemlich schlecht drauf in letzter Zeit.
23:55Sie hatte Stress im Verlag mit dem neuen Arbeitsbereich.
23:59Was für ein neuer Arbeitsbereich?
24:02Sie war jetzt fürs Digitale zuständig.
24:04E-Books und sowas.
24:06Ausgerechnet.
24:08Wo sie doch so fürs gedruckte Buch gebrannt hat.
24:11Herr Johansen,
24:13haben Sie denn auch mal für diesen Lanus Verlag gearbeitet,
24:16so wie Ihre Ex-Frau?
24:18Ja, durch sie.
24:20Sie hat mir manchmal Sonderaufgaben in kleiner Auflage vermittelt.
24:24Sie hat mir aus Eifersuch keine Aufträge mehr vermittelt.
24:28Vielleicht, ja.
24:30Quatsch!
24:32Sie war jetzt beim Digitalen.
24:34Außerdem war ich nie auf sie angewiesen.
24:37Ich restauriere jede Menge Bücher für Bibliotheken
24:39und die Buchbindekurse lauschen Bombe.
24:44Was, wenn sie in dem Glauben gestorben ist,
24:46dass ich sie nicht mehr mochte?
24:49Ich hab sie geliebt.
24:53Aber auf eine eigene Weise.
25:06Hallo?
25:12Hallo?
25:36Frau Getter?
25:38Hallo?
25:45Was wollen Sie schon wieder her?
25:47Ich wollte Sie informieren, dass die Polizei mich vernommen hat.
25:50Ich habe selbstverständlich nichts gesagt,
25:52was Sie in irgendeiner Weise kompromittieren könnte.
25:55Das wollte ich Ihnen noch geben, Frau Getter.
25:57Oh.
25:58Ein Geschenk.
25:59Schön.
26:00Eine von mir selbstgebundene Ausgabe Ihres neuesten Werkes.
26:03Hergestellt nach alter Handwerkskunst.
26:10Ich...
26:11Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
26:14Nichts?
26:17Okay, ich gehe dann mal.
26:19Schönen Tag noch.
26:20Schönen Tag noch.
26:23Was fehlt hier von mir?
26:27Hier, riech mal.
26:34Sie liebt dich, Charlotte.
26:35Für wir alle.
26:40Laura hat mich heute Morgen gebeten, Charlotte Getter zu fragen,
26:43ob es irgendwann mal einen neuen Elli Hagen Band geben wird.
26:47Und, machst du es?
26:48Nee, das wäre mir zu peinlich.
26:50Kollegen, ich habe auf dem Datenboost,
26:52oder im Datenboost auf der Festplatte des Opfers,
26:54was sehr Interessantes entdeckt.
26:56Nämlich?
26:57Die Charlotte Getter,
26:59die wollte wohl aus ihrem Vertrag beim Llanos Verlag aussteigen.
27:02Aber der Verlag, der wollte das nicht.
27:05Naja, also dieser Vertrag, der beinhaltet noch 3 weitere Bücher.
27:08Und der Llanos Verlag, der hat sich ganz explizit das Recht zugesichert,
27:12darüber entscheiden zu können,
27:13wie diese Werke genau veröffentlicht werden.
27:15Also in welcher Form.
27:16Und es wäre also auch eine reine digitale Publikation denkbar,
27:19wie bei Ihrem aktuellen Buch.
27:21Das Opfer hat großen Druck von oben bekommen.
27:23Der Verlag hat ihr gedroht, das Stuttgarter Büro zu schließen,
27:26wenn sie nicht ernst macht mit der Digitalisierung.
27:28Ja, okay, okay.
27:29Aber warum unterschreibt jemand wie Charlotte Getter
27:32einen Vertrag mit einer derartig fragwürdigen Klausel?
27:36Ähm, Frau Bayer hat ein Problem.
27:41Achtung!
27:47Was ist los, Frau Bayer?
27:49Es hat ein Paketbote beim Nachbarn des Opfers abgegeben.
27:52Und dann fing das Päckchen plötzlich so an zu stinken.
27:55Oh, ist das bitter.
27:56Oh, Frau Bayer, ist ja widerlich. Muss das sein?
27:58Ja, Jan, kommst du bitte?
28:02Hallo, Adiwalpe.
28:03Oh ja, ich hol uns auch mal Masken.
28:12Und von oben, ja.
28:17So, ich hab's, ich hab's, ich hab's.
28:19Okay, jetzt langsam wegziehen.
28:20Langsam, langsam, langsam, langsam.
28:22Sehr gut.
28:24So, bitteschön.
28:28Boah.
28:34Adiwalpe, bist du?
28:36Ja.
28:37Ja, weiß die Medizin.
28:45So.
28:51Die Masken können wir wieder abnehmen.
28:53Wir haben alles dokumentiert, hat ein kleines bisschen gedauert.
28:56Eine tote Ratte.
28:57Stinkt ziemlich übel, ist aber letztendlich nur Verwesungsgeruch.
29:00Die Ratte, ich erinnere mich, das war in Band 3.
29:03Was?
29:04Ellie Hagen natürlich.
29:06Ein Doppelagent schickt seinem ehemaligen Führungsoffizier eine Ratte als Drohung.
29:10Tote oder lebendig?
29:11Was?
29:12Die Ratte.
29:13Ja, tot natürlich. Mausetot wie die da.
29:15Ja, wie auch immer. Also wer könnte so eine tote Ratte dieser Miriam Liedtke geschickt haben?
29:19Charlotte Guetta?
29:20Nee, das kann ich mir nicht vorstellen.
29:21Aber gut, reden wir noch mal mit ihr.
29:24Die Ratte muss zu Dr. Förster.
29:25Ja, ja, klar.
29:29Das ist ein relativ junges Tier.
29:31Danke.
29:36Okay.
29:38Das kann man wunderbar am Gebiss sehen. Hier, siehst du?
29:41Guck mal.
29:42Siehst du?
29:43Sieht total süß.
29:45Und weißt du, woher das Tier kommt?
29:48Das ist definitiv kein Wildtier.
29:50Hier, Kältebrand.
29:51Was heißt das?
29:52Dass die Ratte eingefroren war.
29:54Ich vermute, als Frostfutter.
29:55Und der Absender hat sie aufgetaucht, bevor er sie verschickt hat.
29:58Frostfutter.
29:59Das Tier wurde also in einer Zerhöhung gekauft.
30:01Würde ich sagen.
30:06Was heißt denn das, noch ein paar Dinge besprechen?
30:08Wie lange dauert denn das?
30:09Eine Stunde? Den ganzen Nachmittag? Bis morgen früh?
30:11Hier werden Sie so kurz wie möglich.
30:12Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, um diese Missverständnisse aufzuklären.
30:15Charlotte ist von diesem Vorfeld schon viel mehr mitgenommen, als man es ihr anmerkt.
30:19Fabi, was ist denn los?
30:20Nichts. Wir haben Besuch.
30:21Ach, die Herren von der Polizei. Bitteschön.
30:24Ja, nur noch eine Kleinigkeit, Frau Getter, die sie aus den laufenden Ermittlungen ergeben hat.
30:28Sie sehen, ich recherchiere gerade für ein neues Buch.
30:30Das regt mich auf. Das regt mich wirklich auf!
30:32Fabi! Bitte.
30:35Haben Sie Miriam Liedtke eine tote Ratte geschickt?
30:37Bitte was?
30:39Ich verschick doch keine toten Tiere. Das ist doch überhaupt nicht mein Stil.
30:43Frau Getter, es gibt mittlerweile einiges, das gegen Sie spricht.
30:45Und Ihr Alibi ist alles andere als glaubwürdig.
30:47Sie wollten aus Ihrem Vertrag raus, nicht wahr?
30:49Und den Streit mit der Frau Liedtke, den hatten Sie in dem Abend nicht wegen Ihrer Lesung oder so,
30:54sondern wegen Ihres Vertrags.
30:56Ja, es stimmt. Miriam und ich, wir hatten Streit an diesem Abend.
31:01Sie wollte mich partout nicht aus dem Vertrag rauslassen.
31:04Und das mit dem Alibi, da haben Sie auch recht, da habe ich nicht ganz die Wahrheit gesagt.
31:09Ich sage Ihnen das jetzt, weil Sie es herausfinden und mir dann unter die Nase reiben.
31:12Wo waren Sie zur Teilzeit, Frau Getter?
31:15Bei einem anderen Verleger. Es tut mir leid, ich habe sie nicht umgebracht.
31:20Ich wollte bei diesem Verleger ausloten, ob ich vielleicht zu einem anderen Verlag könnte.
31:25Das war absolut geheim, deswegen habe ich nicht drüber gesprochen.
31:28Heißt das, Herr Steffen war allein hier oder hat er Sie begleitet?
31:33Natürlich war der mit, ist doch mein Agent.
31:34Ach klar.
31:35Dann werden wir Ihr neues Alibi jetzt überprüfen.
31:37Gut, tun Sie das. Ich bringe es zu ihm.
31:40Ja, ich komme mit.
31:44Fabi!
32:08Also, ich habe alle Züchter und Zoogeschäfte in der Nähe abgeklappert.
32:12Eine Verkäuferin erinnert sich an eine junge Frau, die letzte Woche eine tiefgefrorene Ratte gekauft hat.
32:17Angeblich als Futter für ihre Schlange.
32:19Die Verkäuferin wollte dann direkt mit ihr darüber fachsimpeln,
32:22hat aber ziemlich schnell gemerkt, dass die Frau keinerlei Ahnung von Terrarien und Schlangen hat.
32:27Ich verstehe. Gibt es auch eine Kamera in dem Laden?
32:30Zum Glück ja.
32:32Das sind zwei.
32:33Das sind zwei für zwei Sie, Frau Rehberg.
32:35Sie waren in dieser Zoohandlung und haben eine Ratte gekauft.
32:38Als Frostfutter für Ihre Schlange?
32:43Frau Rehberg?
32:46Ich wollte ein Zeichen setzen für das gedruckte Buch.
32:49Was hat denn ein gedrucktes Buch mit einer toten Ratte zu tun?
32:53Charlotte sollte sehen, dass sie nicht die Einzige auf weiter Flur ist,
32:57die gegen diesen ganzen digitalen Wahnsinn kämpft.
32:59Wusste Frau Getter von der Aktion?
33:01Nein. Ehrlich.
33:11Ich komme aus einer Buchhänder-Dynastie.
33:15Mein Großvater war mit vielen Schriftstellern persönlich bekannt.
33:20Da war die Freundschaft zu Charlotte natürlich wie ein Geschenk für mich.
33:24Und ja, ich gebe das auch freimütig zu.
33:28Für Charlotte, für das gedruckte Buch, für die zeitlosen humanistischen Werte.
33:35Dafür würde ich sogar ins Gefängnis gehen.
33:40Moment mal, Sie geben also zu, Miriam Liedtke umgebracht zu haben?
33:44Nein.
33:46Wieso nicht?
33:48Weil ich das nicht will.
33:49Miriam Liedtke umgebracht zu haben?
33:51Nein.
33:53Wie sollte ich jemanden töten?
33:55Das widerspricht in allen meiner humanistischen Grundhaltung.
33:58Gewalt ruft immer nur Gegengewalt hervor.
34:02Sie haben trotzdem kein Alibi.
34:05Zur Tatzeit waren Sie alleine in Ihrer Buchhandlung.
34:09Ich würde jetzt gern mit einem Anwalt sprechen.
34:12Selbstverständlich.
34:14Wussten Sie, dass Miriam Liedtke genauso wie Sie an das traditionelle Buch geglaubt hat?
34:20Sie ist gegen Ihren Willen in die Digitalsparte versetzt worden.
34:26Das wusste ich nicht.
34:30Neuroleptika?
34:32Okay, ja, ich verstehe.
34:34Du hast eine beruhigende und antipsychotische Wirkung.
34:36Noch mal, eine beruhigende, antipsychotische Wirkung?
34:40Ja, ganz genau. Aber auch bei Autoregressionen.
34:43Also jetzt so gegen spontane Wutanfälle oder so?
34:47Unterschiedlich.
34:49Und bei welchem Krankheitsbild wird das eigentlich verschrieben?
34:52Primär wird es aber über Alzheimererkrankungen eingesetzt.
34:54Ich kann dir da gerne was rüberschicken.
34:57Ja, danke Benedikt. Tschüss.
35:14Jana Rehberg hat kein Alibi, Lasse Johansson hat kein Alibi.
35:18Was ist denn mit Charlotte Goethe und Fabian Steffen?
35:21Ja, Frau Bayer ist dran. Sander, was ist denn?
35:23Ich glaube, ich habe was.
35:25Das hier, das ist ein sogenannter Uhrentest.
35:28Die habe ich aus dem Internet und die hier, die lagen auf dem Küchentisch von Charlotte Goethe.
35:32Und mit diesem Test prüft man quasi zwei zentrale Kompetenzen des Gehirns.
35:36Die Gedächtnisleistung und das räumliche Vorstellungsvermögen, also die räumliche Wahrnehmung.
35:40Und daraus lassen sich quasi Rückschlüsse darauf ziehen,
35:43ob im Gehirn schon demenzielle Veränderungen stattgefunden haben,
35:46wie sie zum Beispiel für eine Alzheimererkrankung typisch sind.
35:49Und dann ist man nicht mehr in der Lage, eine richtige Uhr zu zeichnen?
35:53Ja, das sind quasi erste Hinweise darauf,
35:56dass die Funktionsfähigkeit des Gehirns im Alltag, also in der Realität, deutlich abnimmt.
36:00Man beginnt nach und nach kognitiv die Kontrolle zu verlieren.
36:04Rico, worauf fällst du hinaus?
36:05Ich habe mit Benedikt telefoniert und die Tablette, die am Tatort sichergestellt wurde,
36:09das ist ein Alzheimer-Medikament.
36:11Entschuldigung, Charlotte Goethes Alibi wurde gerade bestätigt.
36:14Sie hat sich am frühen Nachmittag tatsächlich mit einem Verleger getroffen.
36:17Zusammen mit ihrem Agenten?
36:19Nein.
36:21Wie, nein?
36:23Die Sekretärin des Verlegers sagt, dass Charlotte Goethe alleine da war.
36:26Ach du Scheiße.
36:36Gut, gut, gut, gut, gut.
36:38Ja.
36:43Frau Goethe?
36:55Der Agent hat gar kein Alibi, der war bei diesem Meeting nicht dabei.
36:58Aber natürlich war Fabi dabei.
37:01Allerdings ist ihm schlecht geworden, er hat unten auf der Straße gewartet.
37:05Das hat keinen Sinn mehr.
37:35Hallo?
37:37Hallo?
37:39Hallo?
38:03Wenn Außenstehende kann sich diesen Horror gar nicht vorstellen.
38:06Ich bin nur noch zu jung dafür.
38:09Aber man kann es sich eben nicht aussuchen, wie man so schön sagt.
38:14Diesen Test mache ich mittlerweile jeden Tag.
38:17Immer mit der Angst, ihn irgendwann überhaupt nicht mehr ausführen zu können.
38:28Am fürchterlichsten war es aber in der Agentur mit meinen Klienten.
38:30Man spürt die Krankheit schon in sich, will sie aber nicht zeigen.
38:36Man will doch auch gute Arbeit leisten, wie all die Jahre zuvor.
38:42Dann fühlt man sich plötzlich wie ein Betrüger.
38:46Weil man die Krankheit geheim hält.
38:49Man spielt nicht mehr mit offenen Karten.
38:53Man schämt sich.
38:54Aber die Krankheit schreitet voran.
38:56Gnadenlos.
39:00Und dann,
39:04dann muss man sich von einem Klienten nach dem anderen verabschieden.
39:14Von all den Menschen,
39:17mit denen man so lange eng verbunden hat.
39:20Und dann,
39:22mit dem man so lange eng verbunden war.
39:29Charlotte,
39:31Charlotte wollte nicht gehen, nein.
39:33Sie wollte bei mir bleiben.
39:35An meiner Seite.
39:40Sie hat mir sogar eine teure Behandlung bezahlt im Boston.
39:44Leider ohne Erfolg.
39:45Es sollte meine finale Aufgabe sein,
39:47den Streit zwischen ihr und Miriam zu schlichten.
39:54Damit Charlotte ihre letzten drei Bücher in gedruckter Form bekommt.
40:02Miriam wollte sich nicht versöhnen.
40:07Es schien die lange gemeinsame Zeit und Charlotte vollkommen egal zu sein.
40:11Ich war so schrecklich wütend.
40:16Ich konnte keinen kleinen Gedanken fassen.
40:41Für Existenzangst umklammerte sie wie ein eisiger Nebel,
40:46der alles erstickte.
40:49Sie dachte darüber nach, wie zerbrechlich das Leben ist.
40:54Dass sich in einem einzigen Atemzug verändern kann.
40:56Ich dachte darüber nach, wie zerbrechlich das Leben ist.
41:01Dass sich in einem einzigen Atemzug verändern kann.
41:27So, Frau Bayer, das ist für Sie.
41:30Der zweite Band, viel Spaß beim Lesen.
41:33Das wäre ja nicht nötig gewesen, Herr Kaiser.
41:36Also danke, das ist ganz arg lieb.
41:38Ist was?
41:40Nein.
41:42Ach, Sie merken doch alles.
41:44Ich habe mir das Buch schon geholt
41:46und habe es gestern Nacht in einem Rutsch durchgelesen.
41:48Oh.
41:50Also übernächtigte Kolleginnen kann ich hier nicht brauchen.
41:52Ich bin topfit, Ihre Wort.
41:54Also ich nicht.
41:56Ich mache jetzt Feierabend, warte auf den achten Band.
42:26Copyright WDR 2021

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