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Der ehemalige AfD-Influencer Erik Ahrens will Rassentheorien nach SS-Vorbild massentauglich machen und Führer von Deutschland werden. Sein Netzwerk reicht bis nach Österreich und zur FPÖ.
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Transkript
00:00Ja, das sind alles Elemente, die wir für den Wettbewerb suchen, aber nicht wie Verlierer, wir wollen eigentlich...
00:07Ja, wir wollen den Wettbewerb beeinflussen.
00:09Wir wollen auch die Lette hochheben. Ich denke, wir können es kurzschreiben.
00:12Der Mann, der hier in einem Restaurant in Athen seine rassistischen Visionen präsentiert, ist Erik Ahrens.
00:18Er ist ein rechtsextremer deutscher Influencer und AfD-naher Social-Media-Stratege.
00:24Und er will eine Art neuer Führer für Deutschland werden.
00:28Meine Vision ist eigentlich, dass ich in Deutschland in einer Trump-Fashion fliegen kann.
00:33Ich bin schon 400 Jahre hier.
00:35Um einen populistischen Bewegungszentrum um die Person herum zu führen, den ich suche.
00:38Wer kann das sein?
00:39Populismus kann das sein.
00:40Ich muss wahrscheinlich in diese Richtung gehen.
00:59Was Ahrens bei seinen Ausführungen in Athen nicht weiß, sein Gegenüber filmt ihn und seinen Geschäftspartner mit einer Knopfkamera.
01:06Der Mann wurde Ahrens als reicher Erbe mit Rechtstrahl und potenzieller Investor vorgestellt.
01:12In Wahrheit ist er aber ein Aktivist der britischen Organisation Hope Not Hate.
01:17Was diese britische Aktivistengruppe gemacht hat im letzten Jahr,
01:20sie hat sich langsam eingeschlichen in das Netzwerk von Rechtsextremen in Großbritannien.
01:27Und ihren Freunden in Europa, eben auch Erik Ahrens, haben sie so getroffen.
01:32Es gab mehrere Treffen, es gab mehrere Videocalls.
01:35Die Aufnahmen geben tiefen Einblick in die rechtsextreme Szene Europas und in Ahrens Gedankenwelt.
01:43Er erzählt, dass er ein Netzwerk aufbauen will mit Deutschland als Zentrum, um rechte Ideen in Europa voranzutreiben.
01:50Mittlerweile erreichen Ahrens Spuren auch bis nach Österreich.
01:54Ahrens hat erst heuer eine Firma in Wien angemeldet, nämlich die Gedankensturm Flexco.
02:00Und die sitzt im Haus von einem Verein, in dem hochrangige Kriminalbeamte im Bundeskriminalamt sitzen.
02:06Außerdem ist Ahrens sehr eng oder war sehr eng mit Martin Sellner,
02:10dem vom Verfassungsschutz beobachteten Kopf der Identitären Bewegung in Österreich.
02:16Und Ahrens war auch letztes Jahr, zumindest gesichert, einmal in Österreich,
02:21nämlich auf einem Kongress, auf dem auch FPÖ-Mandatare anwesend und gesprochen haben.
02:26Er hat zu uns auch gesagt, er hatte in der Vergangenheit mehrmals Kontakt mit Menschen aus der FPÖ
02:31oder die für die FPÖ gearbeitet haben.
02:33Also man sieht, Ahrens versucht hier ein internationales Netzwerk aufzubauen in mehreren Ländern.
02:39Und wie unsere Recherchen gezeigt haben, spielt auch Österreich da eine nicht unbedeutende Rolle.
02:44In seinem innersten Kreis, so sagt er in Athen, will Ahrens aber nur von einer kleinen, elitären Gruppe umgeben sein.
02:51Als Vorbild nennt er die nationalsozialistische Schutzstaffel SS.
03:04Das ist eine Ungewöhnlichkeit. Du musst 1,80m haben und blaue Augen und so weiter.
03:08Also sie haben eine gewisse Kategorie.
03:12Aber das Prinzip ist dasselbe. Du nimmst die Linke.
03:15Er sagt ganz dezidiert, es ist nicht wie die SA, das war für ihn die Prügeltruppe unter Hitler,
03:21sondern er vergleicht es mit der SS, der Elite.
03:23Solche Menschen will er haben.
03:25Er will aber auch, dass sie sich ertüchtigen körperlich.
03:28Deswegen will er ihnen Boxen beibringen.
03:30Deswegen sollen sie auf Camps gehen.
03:32Und dafür will er auch Geld verlangen, das soll sich monetarisieren.
03:35Es soll aber auch die ganze Bewegung tragen, die er vorhat aufzubauen, mit sich an der Spitze.
03:41Für dieses Projekt hat Ahrens anscheinend auch schon finanzielle Unterstützung gefunden.
03:46Er erzählt von einem US-amerikanischen Unternehmer, der schon mehr als 1,3 Millionen Euro in das Netzwerk investiert hat.
03:54Und es soll noch mehr Geld fließen.
04:01Das viele Geld kommt von Andrew Conroe, das ist ein amerikanischer Unternehmer.
04:04Wir haben ihn natürlich damit konfrontiert und ein Sprecher von Herrn Conroe lässt uns ausrichten,
04:09dass Herr Conroe nicht wusste, dass es sich hier um reichsextremes Gedankengut gehandelt hat
04:14und dass er jetzt sofort sein Funding da rausziehen will und mit all dem nichts mehr zu tun haben möchte.
04:19Mit der finanziellen Unterstützung Conroes können Ahrens und sein Umfeld also nicht mehr rechnen.
04:24Auch Ahrens selbst hat mittlerweile eine Stellungnahme zu den Aufnahmen abgegeben.
04:29Wir sind an Herrn Ahrens herangetreten natürlich, wir recherchieren das gemeinsam mit dem Guardian.
04:33Und Herr Ahrens sagt zu seinem Rassismus, den verteidigt er, das macht er ja auch jeden Tag auf Social Media.
04:41Und was wir sonst da reinlesen, das relativiert er und sagt, er wollte eben eine Gruppe mit Gleichgesinnten haben
04:50und mehr gibt es hier auch nicht zu sehen.
04:52Die AfD und die österreichischen Identitären haben sich mittlerweile, zumindest offiziell, von Ahrens distanziert.
05:00Experten und Expertinnen schätzen diese Distanzierungen aber als sehr oberflächlich ein, also als nicht glaubwürdig.
05:07Auch der deutsche Verfassungsschutz in Brandenburg sagt, dass die Gefahr, die von Ahrens ausgeht, immer noch sehr hoch ist.
05:14Wir sehen, dass Ahrens so weitermacht wie bisher und von seinen Plänen auch nicht abweicht.
05:19Also wir sind uns sicher, dass er auch in Zukunft noch eine Rolle in der rechtsextremen Szene in Deutschland und Österreich spielen wird.

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