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Erika Pluhar – Schauspielerin, Sängerin, Autorin und Regisseurin gastierte im Rahmen des Kultur-Abos Strasshof im Haus der Begegnung. Sie trug in ihrer unvergleichlichen Art Auszüge aus ihren Büchern vor, teils humorvolle, aber vor allem nachdenklich stimmende Texte. Ein wahrlich unvergesslicher Abend mit einer von Männern wie Frauen gleichermaßen verehrten Erika Pluhar.
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Transkript
00:00Erika Pluha, Schauspielerin, Sängerin, Autorin und Regisseurin gastierte im Rahmen des Kulturabos
00:11Straßhof im Haus der Begegnung.
00:12Sie trug in ihrer unvergleichlichen Art Auszüge aus ihren Büchern vor, teils humorvolle,
00:18aber vor allem nachdenklich stimmende Texte.
00:20Ein wahrlich unvergesslicher Abend mit einer von Männern wie Frauen gleichermaßen verehrten
00:26Erika Pluha.
00:28Eine Heimkehrerin bin ich, wie die Heimkehrer nach dem Krieg es waren, dachte Hedwig.
00:34Aus meinem eigenen Krieg bin ich heimgekehrt.
00:38Sie fühlte den Blick des Mannes am Nebentisch ernsthaft auf sich gerichtet und auch das
00:44Erwachen von Interesse.
00:46Er wird weiter fragen, dachte sie.
00:50Verzeihen Sie die Frage, aber wohnen Sie in der Nähe?
00:55Ja, um die Ecke der Schlössergasse.
00:58Ich habe gar nicht gewusst, dass es da ein Hotel gibt.
01:01Ich wohne in meiner Wohnung, nicht im Hotel.
01:03Ah, Sie besitzen hier eine Wohnung?
01:06Ja, die meiner Großmutter.
01:08Ich habe sie von ihr geerbt.
01:10Und sind Sie schon länger wieder da?
01:12Nein, erst seit drei Tagen.
01:14Tja, dann willkommen.
01:17Danke.
01:18Wieso gebe ich dem Mann all diese Auskünfte?
01:21Dachte Hedwig.
01:22Wieso lasse ich mich eigentlich auf dieses Gespräch ein?
01:25Sie trank ihr Weinglas aus, schob den leeren Pizzateller von sich und winkte dem Kellner,
01:30der untätig an der Theke lehnte.
01:32Die Rechnung bitte!
01:34Darf ich Sie vielleicht auf dieses Willkommensmal einladen?
01:38Fragte der Mann.
01:39Es wäre mir eine Freude.
01:40Nein, nein, ich zahle lieber selbst und ich werde jetzt auch gehen.
01:43Es tut mir leid, wenn ich aufdringlich war.
01:46Waren Sie nicht?
01:47Ich war zu gesprächig.
01:49Also finde ich nicht.
01:51Ich schon.
01:52Das ist eigentlich nicht meine Art.
01:54Mein Name ist Lukas Rothmeier, nur um unserem kurzen Gespräch Form zu geben.
01:59Bin aber schon stehen.
02:01Ich heiße Hedwig Pflüger.
02:04Hedwig.
02:05Schön.
02:06Erika Blur ist durchaus durch ihre Schauspielertätigkeit natürlich sehr, sehr bekannt geworden.
02:12Aber nicht nur durch das, sondern auch durch Gesang.
02:15Aber durch ihre zahlreichen Bücher.
02:17Und wir hatten das Vergnügen, sie, ich glaube, vor sechs Jahren schon einmal hier zu Gast haben zu können.
02:22In Straßhof beim Kulturabo und auch heute wieder.
02:25Robin, ich war mit meinen Institutskollegen dort.
02:29Aber bald danach hatte ich das Studium abgeschlossen.
02:32Es gab dann den tatsächlichen Fall der Mauer und der trieb mich bald darauf nach Berlin.
02:37Wie ein an mich gerichteter Appell.
02:40Ich verließ also ihn und habe meine Oma danach nie wieder gesehen.
02:46Erschreckend, wie manche Texte zeitlos sind.
02:49Das hat sich heute gezeigt.
02:51Texte, die 20 Jahre alt sind, könnten eigentlich heute geschrieben worden sein.
02:56Wenn man hier die Kriege anspricht, wenn man hier verschiedene andere Dinge anspricht.
03:01Ich glaube, dass der heutige Abend auch ganz gut Ende Oktober zu Allerheiligen passt.
03:10Es waren viele Texte dabei, die auch so ein bisschen nachdenklich über Leben und Tod handeln.
03:17Wo Allerheiligen der Bereich ist, wo wir unseren toten Gedenken und hier auch Friedhöfe besuchen.
03:24Das hat mich schon ein bisschen auch in diese Zeit erinnert oder versetzt.
03:29Und sie ist eine hervorragende Autorin mit sehr hintergründigen Texten.
03:33Und auch wenn man hört, was sie schon geschrieben hat für Kongresse, Haut, was man da alles hineintun kann.
03:41Sensationell.
03:42Und vor allem der große Vorteil.
03:44Es gibt sehr viele Schriftsteller, die wunderbare Bücher schreiben.
03:47Sie können sie aber nicht vortragen oder nicht so perfekt vortragen.
03:50Und das ist bei ihr fantastisch.
03:52Das Zusammenspiel Texte zu schreiben, aber dann auch die Schauspielausbildung und viele Jahre Burgschauspielerin gewesen zu sein.
04:00Das alleine zeigt schon natürlich, dass man dann auch Texte vortragen kann.
04:04Zusammenfassend kann man sagen, ein heiterer, aber auch sehr besinnlicher Abend.
04:08Einiges heiteres, ja, aber sehr, sehr viel Besinnliches.
04:13Was aber auch zu Erika Bluer aus meiner Sicht sehr, sehr gut passt.
04:16Wunderbar. Und wir freuen uns schon auf die nächste Veranstaltung.
04:19Ja, die nächste Veranstaltung wird sein in einigen Wochen.
04:23Tricky Nicky als Kabarettist wird zu Gast sein in Straßhoch.
04:27... zum Begriff trotzdem bleiben, der seit frühen Jahren auf eine völlig eigenständige,
04:33in der selbst entstandene Weise für mich lebensnotwendig geworden ist.
04:39Es gibt die Repertoire meiner Liedtexte nicht nur ein trotzdem Lied.
04:43Das erste schrieb ich als noch nicht 40-Jährige, ehe ich damals meine erste Schallplatte aufnehmen durfte,
04:50auf der ich nicht nur Interpretin war, sondern auch Texterin all der von ihr gesungenen Lieder.
04:56Mein erstes trotzdem Lied, also von mir kämpferisch gemeint, damals, damals, lautete in Auszügung so.
05:07Schau dir das hingespuckte Stück Leben an, vom Geborenwerden bis hin zu einem Tod,
05:14wie das nur wehtut und uns quält und so müde macht die Suche nach dem Glück.
05:21Trotzdem kämpfen wir, trotzdem glauben wir, trotzdem lieben wir, trotzdem.
05:32Und jetzt hört euch bitte diese Strophe an.
05:35Schau dir die Welt und ihre Kriege an, dieses endlose Morden, die Zerstörungen ohne Sinn
05:43und wie man unseren Stern verdirbt und langsam schleift, nur weil das Geld die Welt regiert.
05:52Ja, trotzdem kämpfen wir, trotzdem glauben wir.
06:00Ja, zuerst einmal, es war wirklich ein fantastischer Abend.
06:03Sehr nachdenklich und trotzdem, man hat sich gefreut, das zu hören.
06:08Ja, ich versuche immer, das ja meine eigenen Texte sind,
06:13also ich bin keine Interpretin mehr, nur, sondern interpretiere eigenes.
06:20Ich versuche schon, die Menschenformen mit dem zu konfrontieren, worum es geht, uns gilt.
06:28Aber ich glaube, dass man es verbinden muss mit einer gewissen Leichtigkeit, damit der Mensch es aufnehmen kann.
06:36Mit der ganzen Last dessen, was einen auch bestürzen kann zur Zeit.
06:43Ich mag auch nicht, wenn man das mit mir tut.
06:46Ich weiche auch oft auf und begebe mich weg von meinen eigenen, sehr schweren Gedanken.
06:54Eine Dikt textest trotzdem, also das ist erschreckend, wie real das geworden ist.
06:59Ich habe herausgefunden, dass ich in frühen Jahren wirklich sehr vorausschauend getextet habe.
07:07Da waren mir Sachen wichtig, die noch gar nicht so elementar zu uns Menschen gedrungen sind
07:14und ich habe sie irgendwie vorausgespürt, das muss ich zugeben.
07:18Mein kämpferisches Trotzdem damals entstand aus ersten politischen Ahnungen,
07:24die keinem fundierten politischen Wissen entsprangen,
07:27aus ersten menschlichen Enttäuschungen, die mir die Hoffnung noch nicht getrübt und die Illusionen noch nicht zerstört hatten,
07:34aus einem ersten kritischen Zweifel, der jedoch meinen Glauben an den Sieg der gerechten Wahrheit noch nicht ins Wanken gebracht hatte.
07:43Hierzulande und in der damaligen DDR schmetterte ich dieses Lied von den Bühnen herab
07:49und war fest davon überzeugt, Menschen von diesem Trotzdem überzeugen zu können.
07:54Das Lied befand sich auf einer Schallplatte, der ich dem Titel Narben gegeben hatte
08:01und auf dem Cover, also damals gab es eine Schallplatte, standen von meiner Hand geschrieben folgende Zeilen
08:10Die Angst vor dem Verlust ist es, nicht vor dem Verlorenen.
08:17Die Angst vor dem Sterben ist es, nicht vor dem Tod.
08:22Der Schnitt schmerzt, die Wunde ist zu ertragen und wird Nachbe, unverlierbar, ein Schriftzug.
08:34Mir will scheinen, dass hätte ich dadurch auf seltsame Weise ahnungsvoll vorausschauend
08:41schon damals meinem Trotzdem eine andere und tiefere Dimension gegeben,
08:47nämlich die, Verlust und Leid zu ertragen.
08:51Einige liebten Menschen hatte ich schon durch Selbstmord verlieren müssen
08:56und die Brüchigkeit einer öffentlichen Existenz, wenn sie sich nicht mit Verantwortlichkeit verbindet,
09:02war mir gerade zum ersten Mal bewusst geworden.
09:06Was mir sehr gut gefallen hat, auch das mit der Erzählung über Florezow,
09:09da habe ich sie das letzte Mal gesehen, bei der 120 Jahre Florezow, bei der Auftaktveranstaltung.
09:14Aber wenn man so zurückblicken kann, ist es schon eine tolle Sache.
09:18Na gut, ich war im Floridatower, da habe ich nur lachen müssen, dass der Floridatower heißt
09:24und dass ich mich noch über 70 Jahre im Floridatower wiederfinde.
09:30Und mein Floridsdorf war ja wirklich, dass ich so kam, war ja noch ländlich.
09:36Ich bin zur Volksschule nach Jedlersdorf durch Felder gegangen.
09:41Es hat sich überhaupt alles in meinem langen Leben unglaublich verändert
09:47und das Floridsdorf von damals schaut ganz anders aus.
09:51Wenn man so viele Professionen hat, wie zum Beispiel Schreiben, Theater, Singen, Liedertexten,
09:57gibt es da irgendetwas, was man am liebsten macht oder kann man das gar nicht so sagen?
10:01Also Theater im offiziellen Sinn mache ich nicht mehr, ich mache keine Fremdtexte mehr,
10:06ich spiele nicht mehr Theater, aber für mich hat das alles immer eine unheimliche Einheit bedeutet.
10:13Du musst musikalisch sein, wenn du Schauspieler wirst, in irgendeiner Form.
10:18Und mir ist es auch immer um die Texte gegangen, die ich als Schauspielerin gesprochen habe.
10:24Und seit meiner Kindheit habe ich schon Geschichteln erfunden und habe geschrieben.
10:31Dass dann irgendwann mal auch notwendig wurde, meine eigenen Liedtexte zu schreiben.
10:36Es hat sich so ergeben und für mich ist es eine Einheit.
10:39Wo nimmt man so diese ganzen Sachen her? Es sind ja doch unterschiedliche Texte gewesen.
10:43Das eine ist eine Erzählung, was fast autobiografisch gehört hat, sich angehört hat, aber nicht so war.
10:49Und dann diese Texte, das ist so unterschiedlich. Wie kommt man zu diesen...
10:54Es gibt die Erfindung. Das ist die Stimme meines Hundes, der herrlich kommt.
11:04Und es gibt aber auch immer, was ich betone, die Kompetenz der eigenen Erfahrung.
11:10Also ich mische Erfinden doch auch immer...
11:16Das ist ein seltenes Interview.
11:19So wie jetzt das Heulen, dieses Unhehrlich.
11:23Ich glaube, wir müssen unser Gespräch abbrechen. Er wartet auf sein Herrlich.
11:28Schönen Abend.
11:29Danke auch.
12:18Wo News, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur aufeinandertreffen.

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