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Die Französin Gisèle Pelicot forderte, dass Videos ihrer Vergewaltigungen durch dutzende Männer und ihren Ehemann vor Gericht gezeigt werden. Der hatte sie unter Drogen gesetzt. Vielen Opfern sogenannter "chemischer Unterwerfung" macht das Mut.

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Transkript
00:00Eine Szene, die schnell zum Albtraum werden kann, wenn Sex durch Drogen erzwungen wird.
00:11Durch sogenannte KO-Tropfen oder andere Substanzen wie Schlafmittel oder Ecstasy.
00:17Chemische Unterwerfung nennt man das.
00:19In Frankreich stehen deswegen gerade Dutzende Männer vor Gericht.
00:22Mehr und mehr Opfer gehen an die Öffentlichkeit.
00:25Opfer wie Anne. Die nun 63-Jährige sagt, sie sei selbst als Kind über Jahre betäubt und vergewaltigt worden.
00:35Von ihrem eigenen Vater, auch von anderen Männern.
00:38Man fühlt sich die ganze Zeit in Gefahr. Als ob man verrückt sei.
00:45Wissen Sie, für ein Kind ist die Familie die Welt.
00:49Ich dachte immer, es läge an mir.
00:51Ich dachte, dass ich das verdient hätte, dass ich schmutzig und pervers sei.
00:56Ich habe mich als Kind zutiefst selbst verabscheut.
00:59Und es ging mir körperlich immer schlechter.
01:01Ich hatte viele Krankheiten und wollte die ganze Zeit sterben.
01:05Ich habe damals immer wieder versucht, mich umzubringen.
01:11Anne darf aus juristischen Gründen ihren Nachnamen nicht nennen.
01:15Dennoch ist es ihr wichtig, öffentlich über ihr Leiden zu berichten.
01:19Der Fall der Französin Giselle Pellicot hat ihr Mut gemacht.
01:24Die 71-Jährige war rund zehn Jahre lang immer wieder von ihrem Ehemann und rund 70 weiteren Männern vergewaltigt worden.
01:31Ihr Mann gab ihr Drogen und filmte die Szene.
01:34Vor Gericht verlangte sie nun, dass diese Videos als Beweismittel öffentlich gezeigt werden.
01:44Sie hat einen so unglaublichen Mut, diese Verhandlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, was ja selten ist in solchen Fällen.
01:54Die ganze Welt sieht die Bilder von dieser schönen, eleganten Frau, die mit erhobenem Kopf vorangeht, obwohl sie innerlich zerstört ist, wie sie sagt.
02:07Und so ist die Schande, der Horror bei den anderen, bei ihrem Mann und den Angeklagten.
02:13Endlich ist die Scham nicht mehr beim Opfer, sondern bei den Vergewaltigern.
02:18Der Fall hat auch dazu geführt, dass politisch etwas geschieht.
02:23Die Regierung hat eine Kommission eingerichtet, die sich mit der sogenannten chemischen Unterwerfung befasst.
02:30Vorsitzende ist die Abgeordnete Sandrine Jousseau.
02:35Das hier ist richtig wichtig.
02:38Heute findet das erste Seminar zur chemischen Unterwerfung in der Nationalversammlung statt.
02:43Mit dabei sind Ärzte und viele andere Menschen. Es geht nach vorne.
02:51Sie berichtet im Parlamentsgebäude über die Arbeit der Kommission.
02:55Viele hoffen, dass in der Gesellschaft nun endlich ein neues Bewusstsein entsteht.
03:01Bravo. Wir brauchen Politikerinnen wie Sie, die keine Angst haben, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen.
03:08Oh, danke. Wie nett von Ihnen. Vielen Dank. Schönen Tag noch.
03:20Die Kommission will erreichen, dass endlich offizielle Zahlen zu Fällen chemischer Unterwerfung erhoben werden.
03:28Und dass man überall schnell Blutproben machen kann. Das ist in vielen Teilen Frankreichs sehr kompliziert.
03:34Wir sollten Ärzte dementsprechend ausbilden.
03:37Und wir brauchen bessere Gesetze, damit die Opfer, die jetzt im Stillen leiden, endlich etwas Seelenfrieden finden und heilen können.
03:44Wenn man vergewaltigt wird, stirbt ein Teil von uns.
03:48Auch sie selbst habe das hautnah erlebt.
03:51Ein Senator schüttete vor einem Jahr Ecstasy in ihr Glas, sagt Josso. Sie habe gerade noch entkommen können, bevor Schlimmeres geschah.
03:58Gemeinsam mit anderen Frauen und Kollegen beraten sie heute darüber, wie man dem angeklagten Senator und anderen,
04:06die der chemischen Unterwerfung beschuldigt sind, offizielle Ehrentitel entziehen kann. Als Abschreckung.
04:12Doch die Politikerin wird öffentlich angegangen wegen ihres Engagements.
04:18Man will mich unter Druck setzen, einschüchtern. Neulich war ich beispielsweise am Bahnhof.
04:26Auf einmal spricht mich ein Mann an und sagt, lassen Sie endlich den Senator in Ruhe.
04:31Aber ich muss mich wehren und für alle die sprechen, die es nicht können.
04:36Der Prozess Peliko muss dazu dienen, dass unser Land nach vorne kommt.
04:42Anne hofft, dass nun auch die Verjährungsfrist von 20 Jahren bei Vergewaltigungen in Frankreich aufgehoben wird.
04:49Denn sie selbst hätte erst nach Jahrzehnten überhaupt die Kraft gehabt, vor Gericht zu ziehen.
04:55Durch den Fall Peliko beginnen die Leute zu verstehen, welches Ausmaß das Phänomen der chemischen Unterwerfung hat.
05:04Und dass so etwas jungen Leuten, Kindern passiert. Da ist eine Verjährung einfach nicht zu rechtfertigen.
05:11Ich hoffe, dass mein Vater Angst hat, denn auch er soll sehen, dass die Zeiten sich gerade ändern.
05:18Denn erst wenn man Täter zur Rechenschaft zieht, können die Wunden der Opfer endlich heilen, sagt Anne.

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