The current exhibition at Haus Appenzell in Zürich (Switzerland) is dedicated to two Appenzell-born artists from different generations: Ludwig Stocker (*1932), who grew up in Herisau and now lives in Basel, and the "headstrong Appenzeller" Stefan Inauen (*1976). In their sculptures, both take up figures, objects and materials that revolve around the old and the new, transience and permanence in their very own way. Ludwig Stocker uses polystyrene as a metaphor for ageing and for vulnerability and instability in life. Stefan Inauen, on the other hand, presents discarded chairs under the catchy title "Friends of hopeless chairs" and presents them in a new artistic light. The exhibition is titled “Old Young, Young Old. Artistic Views by Two Appenzellers” and runs until March 29, 2025. In this video, Ernst Hohl (founder and president Ernst Hohl-Kulturstiftung Appenzell) and Hao Hohl (Curator Haus Appenzell) talk about Haus Appenzell and the current exhibition.
Old Young, Young Old. Artistic Views by Two Appenzellers / Haus Appenzell, Zürich. November 21, 2024.
Old Young, Young Old. Artistic Views by Two Appenzellers / Haus Appenzell, Zürich. November 21, 2024.
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00:00Wir sind so etwas ein wenig von allem. Also Grundlage ist, wir betreiben eine
00:25Liegenschaft, die gehört einer Stiftung, der Ernst-Paul-Kultur-Stiftung.
00:29Und unter anderem haben wir die Aufgabe vom Stiftungsrat im Zentrum von Zürich
00:40indirekt den Zürchern darzulegen, dass es eigentlich noch das Appenzellerland
00:45gibt. Und wenn wir vom Appenzellerland sprechen, sprechen wir den Kanton
00:51Appenzell-Innerhoden, Ausserhoden und das Dokkenburgerland. Die sind beide kulturell
00:56mit gleichem Gedankengut, ähnlichen Traditionen unterwegs.
01:01Was wollen wir hier bewirken? Wir möchten eigentlich die Zürcher oder wer auch
01:08immer hier ein- und ausgeht, ein wenig sensibilisieren über eine wunderschöne
01:13Gegend. Eine Gegend, die unwahrscheinlich viele Traditionen hat. Wir wollen es
01:18machen. Wir machen es mit verschiedenen Anlässen.
01:22Wir machen es mit einer jährlichen Ausstellung. Das ist die Ausstellung, die
01:26Sie jetzt gerade besichtigen. Wir machen einen Neujahrsanlass. Wir haben
01:32verschiedene Vorträge. Wir brauchen auch Mittel. Wir haben das Glück, dass die
01:38Stiftung Besitzer in einer Liegenschaft ist, diese Liegenschaft. Wir vermieten
01:44unsere Räume und versuchen dann das, was am Ende noch bleibt, eben immer wieder in
01:50die Stiftung hineinzugeben. Also wir verlangen eigentlich keinen
01:54Eintritt, solange das noch geht. Aber durch das versuchen wir eben, mehr Leute zu
02:00sensibilisieren. Das ist ganz vereinfacht ausgedrückt, das
02:04Hauptbunker Penzell und die Ernst Kulturstiftung. Vielleicht noch etwas zum
02:08Hause. Das Haus wurde 1911 gebaut. Wir sind also über 100 Jahre alt, als
02:16Möbelgeschäft. Ich war selber Innenarchitekt. In der 15. Generation
02:22haben wir hier gearbeitet. Ich wollte einfach, als in die Jahre kamen,
02:28ich bin überzeugter Schweizer, natürlich Appenzeller auch, aber ich wollte einfach,
02:35dass mitten in der Stadt, nicht dazu, als waren die Banker natürlich sehr gefragt,
02:40heute sieht es anders aus, dass irgendwie doch noch etwas besteht, wo, ja, Herr
02:46Schweizer, Frau Schweizer, aber auch wo immer die Leute herkommen, ein- und
02:50ausgehen können. Und das ist eigentlich, wir haben ein Haus, das verschiedene
02:56Stile aufweist. Es wurde oben, ich weiss nicht, ob sie das schon gesehen haben, im
03:01ersten Stock Kunst und Handwerk vereint sich hier und das ist mein Leitmotiv.
03:06Wenn wir etwas tun, versuchen wir es professionell zu machen.
03:10Das muss realisierbar und bezahlbar sein und wir möchten Nachhaltigkeit.
03:16Also wir versuchen immer etwas zu hinterlassen, so auch diese Ausstellung.
03:20Das spricht jetzt vor allem die älteren Leute an. Ich gehöre auch zu dieser
03:23Kategorie und wir wollten sie einfach irgendwie so ein wenig sensibilisieren,
03:30dass wir eigentlich alle in einem Alter stehen, wo wir noch etwas für die
03:34Gemeinschaft tun können. Und das ist auch der Grund der Ausstellung.
04:04Das Thema Alt werden, das betrifft uns ja alle. Da gibt es kein Entkommen. Aber wir
04:11können immer noch beeinflussen, wie wir uns dann selbst, wie wir fühlen, dazu
04:17dabei fühlen, oder? Und mit unserer Ausstellung, Altes, Junges, Junges, Alt,
04:22möchten wir eigentlich durch diese Kunstobjekte, zwei Künstler, dann zeigen,
04:29oder kann man auch so sagen, einen Raum schaffen, in dem die Besucher durch
04:36diese Kunstobjekte sich Gedanken machen über das Thema Alt sein und Alt werden.
04:59Der Künstler Stefan Inau hat mich auch diese Frage gestellt, oder? Wieso bringst du uns beide zusammen?
05:06Was ist unsere Gemeinsamkeit, oder? Da habe ich gesagt, ja, es gibt vieles von euch,
05:11gemeinsames. Du musst das einfach sehen, schauen und spüren. Und was ich sehe,
05:19das ist, dass wir uns gemeinsam einig sind. Wir sind einig, dass wir uns gemeinsam einig sind.
05:25Sehen, schauen und spüren. Und was ich sehe, das ist das weiß vielleicht viele,
05:31erste Gemeinsamkeit, beide sind Appenzeller. Sie haben die Wurzeln im Appenzellerland.
05:37Eine aus inneren Hoden und eine aus außen Hoden, oder? Und zweite Gemeinsamkeit ist,
05:44ich weiß nicht, ob sie das auch bemerkt haben, die Objekte. Und der Zufall spielt eine große Rolle
05:50bei beiden Künstlern. Stefan Inau lässt sich inspirieren, oder? In dem, was er sieht,
05:56aus seinem Material, oder? Das ist wirklich aus Hand, aus Land, diese schriftliche Denkweise,
06:04oder? Was an diesem Moment entsteht. Und das ist auch bei Ludwig Stocke nicht anders.
06:11Er lässt auch den Zufall, das spielt eine große Rolle in seiner Arbeit. Vielleicht kam eine Idee,
06:17aber was danach kommt, das sind viele Zufälle, die zusammenkommen. Und dritte Gemeinsamkeit
06:24sehe ich auch bei den beiden. Sie haben ein großes Können, beides, oder? Und das auf der
06:33einen Seite auch, wie sie denken, wie sie über die Sachen, oder über das Leben,
06:39über dieses philosophische Denken, das sehe ich in sehr, sehr vielen gemeinsamen Sachen.
06:43Und kommen noch dazu, von Form her, einer nimmt das Stil vor, dass sie zum Thema Out werden.
06:51Weil, was kommt Ihnen in den Sinn, wenn wir über Out sprechen? Oder, was fällt Ihnen auf?
06:59Welches Material kommt Ihnen in den Sinn, wenn wir daran denken, aha, wie unser Körper im
07:06hohen Outen, wie wirkt das bei uns? Welche Emotionen kommen bei Ihnen plötzlich zum Vorschein?
07:16Und bei Ludwig Stocke ist das so, er nimmt das Stil vor aus einem Material, das symbolisiert
07:23diese Zerpräglichkeit, Instabilität des Lebens. Und das finde ich so ein passendes Material
07:31und auch so passend zum Thema Out werden, oder Out sein, oder Jung. Und trotzdem, Stil vor,
07:38betrachtet er aus einem modernen Material, das man sich gut formen lässt, oder?
07:44Auf der anderen Seite, von Stefan Innauern, ich denke, bei ihm, wieso ist er zu dieser Ausstellung gekommen?
07:51Das ist wegen seines Projekts, das heißt, das heißt auch auf Englisch, oder?
07:59Friends of Hopeless Chairs. Das ist vorhin der hoffnungslose Stühler, das finde ich dazu so passend.
08:06Weil, ich habe Sie vorher noch gefragt, was kommt dann Ihnen emotionell in den Sinn, oder?
08:14Welche Emotionen verbinden Sie mit dem Thema Out werden, Out sein, oder?
08:21Ist das gewisse Gelassenheit, oder Ruhe, oder Zufriedenheit, oder eher ein bisschen hoffnungslos?
08:29Und das ist, finde ich, ein so spannendes Thema. Und Stefan Innauern, er nimmt dann Stühle,
08:35die niemand mehr haben will, und dann erschenkt er in gewissem Sinne mit seiner Schöpfung
08:44ihm ein zweites Leben, einen zweiten Jungen, kann man auch so sagen.
08:49Und bei ihm war sehr entscheidend, der Stuhl bleibt immer noch, das kann man immer noch sitzen, oder?
08:57Diese Funktion muss so bleiben. Aber anstelle sie zu reparieren, macht er wirklich auf eine
09:05spielistische Art und Weise diese Objekte. Und das, aus dem ersten Augenblick, wenn man das sieht,
09:14denkt man, das ist ein bisschen komisch, oder ist ein bisschen anders, aber wenn man genau betrachtet,
09:22es hat so viele Dinge drin, und jeder kann selber dann anfangen, den Dialog zu führen,
09:28das ist sehr, sehr entscheidend. Und das ist genau auch bei den Objekten von Ludwig Stocker.
09:34Und bei Ludwig Stocker hat er uns einfach erzählt, schauen wir mal, nehmen Sie diese Wahrnehmung,
09:41oder nicht zuerst auf den Titel schauen, sondern nehmen Sie sich Zeit, um dieses Objekt genau
09:51zu betrachten. Und wir haben hier eigentlich viele Objekte auch von Ludwig Stocker hier ausgestellt,
09:59in dem Sinne, weil jeder hat seine eigene Wahrnehmung. Und jeder findet etwas Besonderes,
10:06zu ihm passend, oder? Und für mich, das ist auch sehr, sehr entscheidend, ist diese Auswahl,
10:14überlassen wir es ganz Ihnen. Sie bestimmen, Sie entscheiden, welche Objekte Sie anfangen können.
10:22Und das ist auch, das kann man auch so sagen, das ist auch etwas für mich Kunst. Für mich ist Kunst
10:30nicht nur eine Begegnung, sondern das schafft auch einen Dialog. Und genau in diesem Moment,
10:37in dem Sie Ihre Aufmerksamkeit nur auf ein bestimmtes Objekt hechten, und in dem Moment
10:44schafft es dann einen Raum nur zwischen Ihnen und dem Objekt. Und das ist auch das Ziel von der Ausstellung
10:52zum Thema «Aus, jung, junges Auge». Und mit diesen Möglichkeiten, mit diesen Kunstobjekten
10:59oder bei den Appenzeller Künstlern, möchten wir eigentlich auch Ihnen die Möglichkeit schenken,
11:07oder einen Raum schaffen, um das zu ermöglichen, dass Sie sich selbst mit Ihren Gedanken,
11:13mit Ihren Emotionen, mit Ihren Gefühlen auseinandersetzen und sich neu denken.
11:19Vielleicht schafft, eröffnet sich eine neue Perspektive. Das wäre doch schön.
11:24In dieser Zeichnung ist eigentlich immer ein Zitat aus dem Buch.