Der Brite Harrison Marshall fand in London keine bezahlbare Wohnung und machte aus der Not eine Tugend: Er baute einen Müll-Container in ein kleines Haus um.
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NewsTranskript
00:00London, eine der teuersten Städte Europas. Ein Dach über dem Kopf, egal wie klein, ist Gold wert.
00:07Hallo, ich bin Harrison. Ich bin Designer und lebe in einem Containerhaus. Kommt rein!
00:12Ein Leben im Müllcontainer, auf nur zweieinhalb Quadratmetern Grundfläche und ohne Bad oder Toilette?
00:19Könntet ihr so wohnen? Der Brite Harrison Marshall schon. Aber warum in aller Welt macht er das?
00:27Die Idee hatte ich vor ein paar Jahren, als ich einige Monate im Ausland gearbeitet hatte.
00:32Nach meiner Rückkehr nach London brauchte ich eine neue Wohnung. Und wie tausende andere fand ich die Mieten hier einfach absurd.
00:41Die Lösung? Harrison zieht im Januar 2022 mitten in London in einen Container.
00:48Das Grundstück stellt eine Kunst- und Architekturstiftung. Das Leben hier bringt natürlich Einschränkungen mit sich.
00:55Zum Duschen beispielsweise geht Harrison ins Fitnessstudio.
01:02Das Wasser kommt von einem freundlichen Nachbarn, gleich hinter der Mauer.
01:07Wir haben einfach einen Schlauch verlegt und draußen einen Wasserhahn angeschlossen.
01:11Ich benutze einen kleinen Wassercontainer, den ich normalerweise einmal am Tag auffülle. Das geht schon.
01:19Der Aufbau auf dem Container besteht aus einer Holzkonstruktion. So hat Harrison Platz für ein Bett in der zweiten Etage.
01:27Die Innenverkleidung aus Sperrholz macht das Ganze überraschend wohnlich.
01:32Ich finde es ganz gemütlich hier zum Schlafen. Durch die gebogene Decke fühlt sich der Raum nicht so sargmäßig an.
01:39Auch wenn es klein ist, man fühlt sich nicht beengt. Und deswegen stoße ich mir hier auch nicht den Kopf an.
01:48Etwas ungemütlich wird es, wenn Harrison auf die Toilette muss. Da kommt wahlweise Baustellen- oder Festivalfeeling auf.
01:56Dass die Toilette draußen ist, ist einer der großen Nachteile. Sie ist auch nicht gerade luxuriös, aber sie erfüllt ihren Zweck.
02:04Dafür lebt Harrison immerhin im Zentrum Londons. Und zwar mietfrei. Er bezahlt nur für Strom und Wasser.
02:13Den Müllcontainer hat der Designer für gut 1.000 Euro gekauft und anschließend noch einmal rund 5.000 Euro in den Umbau gesteckt.
02:21Ursprünglich wollte Harrison nur ein Jahr im Container wohnen. Daraus wurden zwei. Und ein Ende des Projekts ist noch nicht in Sicht.
02:32Ich komme aus dem Architekturdesign und Handwerksbereiche und hatte das Gefühl, dass es für mich ein Hintertürchen geben muss.
02:39Und dass ich etwas halbwegs Komfortables selbst herstellen kann.
02:43Außerdem ist das Projekt auch gedacht als Kommentar zu den Zuständen auf dem Wohnungsmarkt, die Millionen Menschen betreffen.
02:52Denn nicht nur London ist teuer. In der Europäischen Union sind die Mieten von 2010 bis 2022 um fast ein Fünftel gestiegen.
03:01Das macht das Wohnen besonders in den Metropolen für viele unerschwinglich.
03:06In Paris liegt die Durchschnittsmiete bei rund 30 Euro pro Quadratmeter, in Amsterdam bei rund 26 Euro.
03:14Und London ist mit rund 34 Euro Durchschnittsmiete pro Quadratmeter die teuerste europäische Großstadt.
03:23Eine Situation, mit der sich Harrison nicht einfach abfinden möchte.
03:29Die Dinge werden einfach zu schnell als Normalität empfunden.
03:33Erst beträgt die Miete für ein Zimmer 600 Pfund, das ist schon viel und die Leute beschweren sich.
03:37Dann werden es 700, 800 und schließlich 900 Pfund. Und jede Erhöhung wird ganz schnell normal und muss halt akzeptiert werden.
03:45Aber ab welchem Punkt sagen wir Stopp?
03:47Auch wenn Harrison auf kleinstem Raum lebt, Platz für Besuch gibt es. Und auch für ein gemeinsames Abendessen.
03:58Ist das Leben eigentlich auch sonst eingeschränkt, wenn man so wenig Platz hat?
04:05In mancher Hinsicht ist es sogar weniger einschränkend. Ich muss nicht jeden Monat einen enormen Betrag für die Miete aufbringen.
04:16Deshalb kann ich auch mit meinem eher bescheidenen Gehalt schöne Dinge tun. Reisen, Freunde treffen, ausgehen.
04:25Müsste ich dagegen 60% meines Einkommens in die Miete stecken, wäre all das plötzlich nicht mehr möglich.
04:34Und? Könntet ihr euch so ein Leben vorstellen?
04:40Oder habt ihr andere Ideen, um den horrenden Mieten in Europa und anderen Teilen der Welt zu entkommen?