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Das Spessartmuseum im Schloss zu Lohr am Main beherrbergt einen Schatz des Spessarts, der voller Geschichte und interessanter Geschichten ist.
Das ehemalige Schloss der Grafen von Rieneck und der Kurfürsten von Mainz ist heute das Spessartmuseum, in dem auf mehr als 2.000 m² die Kulturgeschichte eines der grössten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands unter dem Motto „Mensch und Wald“ präsentiert wird.
Transkript
00:00Lohr am Main ist eines unserer letzten Etappenziele unserer Reise durch den Spessart.
00:15Viel Spannendes und Interessantes haben wir gesehen und es gibt noch mehr. Neben den
00:20Wining und Dining Aktivitäten finden wir hier in Lohr auch Kultur und Geschichte versammelt.
00:26Wir sahen den rund 250 Jahre alten Eisenhammer in Hasloch, der Schwerindustrie des ausgehenden
00:3118. Jahrhunderts. Heute gibt es im Spessart immer noch Schwerindustrie sowie die Eisengießerei
00:38von Bosch Rexroth in Lohr. Wie alles miteinander zusammenhängt, finden wir im Schlossmuseum
00:45eindrucksvoll veranschaulicht.
01:25Untertitel der Amara.org-Community
01:55Was hier so romantisch und auch nostalgisch aussieht, zeugt von einem richtig harten Alltag der Bewohner dieser Gegend.
02:15In unserem Archiv fand ich Aufnahmen von 1997, in denen Herr Bald, der damalige Museumsleiter,
02:32sein profundes Wissen über Leben und Arbeiten in dieser Region mit uns teilte.
02:37Von Herbert Bald wollen wir wissen, was das Leben im Spessart für die einfache Bevölkerung
02:45bedeutet hat. Denn ein leichtes Leben hatten die Menschen hier nicht.
02:49Diese Doppeldeutigkeit des Spessarts hat die Lage der Menschen hier vom Mittelalter, also
02:54vom Beginn der Besiedlung bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein geprägt. Auf der anderen
02:58Seite hat der Wald eben auch Möglichkeiten zum Überleben geboten, wie Sie richtig sagen,
03:03und zwar einmal durch sein Holzreichtum und zum anderen durch den Buntsandstein selbst,
03:08was wir hier drüben ganz gut sehen können. Der Buntsandstein des Spessarts wurde in Steinbrüchen
03:13gebaut, wie wir hier das auf diesem Großfoto sehen. Diese Menschen hier wurden 1899 aufgenommen
03:20und es gibt vielleicht einen ganz guten Eindruck, wie man sich die Leute damals vorzustellen
03:24hat, gezeichnet durch harte Arbeit. Und aus diesen Steinbrüchen wurden eben dann von den
03:29Steinhauern solche Blöcke gebrochen. Die wurden dann weiter transportiert in die Werkstatt
03:34der Steinmetzen. Der Expat des Buntsandsteins ging weit über die Region hinaus, ging also
03:39bis ins Rheingebiet. Wir gehen jetzt in den Keller des Schlosses und damit gehen wir symbolisch
03:44gewissermaßen auch in den Boden des Spessarts hinein. Und da werde ich dann Ihnen mal ein paar
03:49Bodenschätze zeigen, vor allem den wirtschaftlich wichtigsten des Spessarts, nämlich das Eisen.
03:54Die Arbeit des Schmieds wurde bereits zu Ende des Mittelalters teilautomatisiert, könnte
03:59man sagen. Das heißt, man hat mit Wasserkraftbetrieben Hammerwerke eingerichtet, dort wo es eben
04:04landschaftlich möglich war und konnte dann einen Teil der Arbeit mit Hilfe dieser großen und
04:09ungefügten Maschinen erledigen. Und auch im Spessart hat man solche Anlagen eingerichtet.
04:14Wirtschaftsgeschichtlich stellt es praktisch ein Zwischenstück dar zwischen der Schmiede mit
04:18ihrer reinen Handarbeit und der modernen Industrie, die eben gekennzeichnet ist durch
04:22Vollautomatisierung und eine sehr starke Arbeitsteilung.
04:26Diese junge Dame ist Schneewittchen. Auf sie trifft man mit etwas Glück an Wochenenden
04:31oder Feiertagen. Zu ihr hat Lohr ein ganz spezielles Verhältnis.
04:42Das Lohrer Schloss ist wie bekannt die Heimat von Schneewittchen. Und Schneewittchen war
04:47eine Tochter aus dem Geschlecht derer von Erthal, die hier als kurmainzischer Oberamtmänner
04:52residierten. Das heißt, man könnte sagen, es war ein Stadthalter des Kurfürsten und
04:56Erzbischofs von Mainz, die im Auftrag dieses Hohen Herrn den östlichen Teil des
05:00Spessarts beherrschten und natürlich auch eine standesgemäße Wohnung haben mussten.
05:05Und dieser Raum hier, der als einziger noch im Stil des 18. Jahrhunderts erhalten ist,
05:10so in der Zeit etwa zwischen 1700 und 1750, der vermittelt einen kleinen Eindruck davon,
05:16wie man hier als kurmainzischer Oberamtmann lebte. Und weil wir schon bei der
05:21Verwandtschaft von Schneewittchen sind, da haben wir hier Franz Ludwig von Erthal,
05:25ihren jüngeren Bruder, der später dann Fürstbischof von Würzburg und Bamberg geworden ist.
05:31Im Märchen Schneewittchen spielt der sprechende Spiegel die entscheidende Rolle.
05:35Er hat durch seinen Spruch die katastrophalen Ereignisse in Gang gesetzt.
05:39Und solche sprechende Spiegel, die hat es tatsächlich gegeben. Und zwar wurden die
05:43hier in Lohr hergestellt. Und ein solches Exemplar hängt hier im Spessartmuseum.
05:48Dieser Spiegel aus der Zeit des frühen 18. Jahrhunderts enthält, wie man oben sieht, Sprüche.
05:55Und damit haben wir einen sprechenden Spiegel, gewissermaßen geschliffene Sprache.
06:01Unser Rundgang durch das Spessartmuseum in Lohr geht zu Ende. Die Highlights des westlichen Spessarts,
06:20die sich mit dem Wald, einer sich entwickelnden Schwerindustrie und den herausfordernden
06:25Lebensumständen der Bevölkerung beschäftigen, haben wir kennengelernt.
06:29Und auch die historischen Anknüpfungen zur Geschichte rund um das Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen.
06:36Mehr darüber erzähle ich unter anderem in unserem Beitrag über die Stadt Lohr am Main.
06:59Untertitel der Amara.org-Community

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