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Transkript
00:00Ich habe geweint wie noch nie in meinem Leben. Jetzt durch dieses ganze Ereignis, das ersetzt 50 Therapiestunden für mich.
00:07Erst Anfang des Monats wurden in Magdeburg fünf Stolpersteine gestohlen.
00:11In Sachsen-Anhalt in Zeitz wurden im Oktober alle zehn Stolpersteine des Ortes herausgerissen.
00:16In Wien werden seit 2005 keine Stolpersteine, sondern sogenannte Steine der Erinnerung verlegt.
00:22Sie sind aber ähnlich wie Stolpersteine und zeigen an, wo jüdische Opfer des Holocaust früher gelebt haben.
00:27Heute werden im 9. Wiener Gemeindebezirk neue Steine der Erinnerung verlegt.
00:31Wir gedenken heute meinem Urgroßvater, deinem Großvater, Siegfried Frankfurt, der bis zum allerletzten Moment in Wien 1941 als Jude ausgeharrt hat.
00:47Er hat seine Frau verloren an Krankheit, seine Kinder ziehen lassen in die Freiheit nach Schweden.
00:55Er ist selber zurückgeblieben und deportiert worden nach Lodz in Dohlen, von wo er nie wieder zurückgekommen ist.
01:03Das sind die Gravestone für die Menschen, die nie einen bekommen haben.
01:06Es fühlt sich so schön, dass meine Großvater und mein Vater, dass es etwas von ihnen an dieser Adresse gibt.
01:17Das letzte Ort, wo sie zusammen waren, bevor die Familie schüttet wurde.
01:21Viele der Angehörigen kommen aus der ganzen Welt. Wir haben ungefähr 40 Adressen jedes Jahr.
01:29Dieser Stein kostet 770 Euro.
01:31Wie ist es mit dem Kümmern? Also das Messing läuft ja irgendwann auch an, oder?
01:35Wir kümmern uns regelmäßig. Fünfmal im Jahr wird er wirklich professionell gereinigt.
01:39Wenn der Stein zerstört wird, dann zahlt der Stadt Wien für eine Erleihung.
01:43Es ist ganz wichtig, dass wir gerade in Zeiten wie diesen Gedenkkultur hochhalten, aber auch verstehen, dass Gedenkkultur und Erinnerungskultur hier gleichzeitig mit einer Verantwortung verbunden ist
01:52und mit einer Verpflichtung aufzustehen gegen alle reaktionären und rechten und rechtsextremen Kräfte, die leider immer stärker werden in Tagen wie diesen.
02:01Je mehr man sich damit auseinandersetzt, mit der Geschichte und mit dieser Zeit, umso näher rückt sie auch.
02:16Vor zehn Jahren war Enver die 80 Jahre noch viel weiter weg als jetzt.
02:20Alle Toten sind irgendwann lange her, aber sie wären für die Familie. Sind sie nie lange her? Sie sind Teil der Familie?
02:27Ich fühle zum ersten Mal, dass ich meinen Großvater vermisse. Ich bin selber Opa und weiß, was meine Enkeln mir bedeuten und ich ihnen.
02:37Und dass ich jetzt sagen kann, ich habe so ein richtiges Gefühl, dass Mensch, ich vermisse meinen Opa, aber das ist jetzt auch ein gutes Erlebnis, weil es so eine Befreiung erwähnt durch diesen Sakt jetzt.
02:47Ja, die Krieg hat 80 Jahre gelesen, aber die Effekte der Krieg, so viele Familien tragen sich um diese Geschichte, die nie vergessen werden können.
02:58Es muss nicht vergessen werden.
02:59Ich komme da erst allmählich dran, wie sehr das noch in mir vorhanden ist, dieses Trauma und wie sehr man als Nachfolger und dann auch als Enkel und Urenkel noch sowas mit sich trägt.
03:12Das habe ich mir selber totgeschrieben. Das kommt alles jetzt an die Oberfläche und das hilft, glaube ich.
03:17Das ist eine Person, die selber Krieg erfahren hat und Flucht erfahren hat und genau weiß, was es heißt, solche Traumata als Familie und als Generationen in sich zu tragen.
03:27Es gibt keine Verjährungsfrist auf Verantwortung. Es gibt keine Verjährungsfrist auf Gedenken und auf Erinnerungskultur.
03:34Mit diesen Steinen ist politisch so viel verbunden, dass es wirklich Mahnmale sind, achtsam zu sein, dass so etwas nie wieder passieren kann.
03:43Ich werde sicherlich hier oft so beikommen und schauen, ob der Stein auch da ist, wenn nicht, dann werden wir ihn halt wieder setzen.

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