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In seinem sehr persönlichen Film erzählt der Filmemacher Aljoscha Pause die Geschichte seines Vaters Rainer Pause, der | dG1feDV0V1o4X1E1cVk
Transcript
00:00Die Rolle von Fritz Litzmann ist nicht nur albern, die ist auch sehr politisch.
00:11Der Rainer, dieser Opa auf der Bühne, Haare nach hinten und Hornbrille,
00:17das war so seine zweite Identität und die hat er jetzt in echt erreicht.
00:22Wenn das Theater deines Vaters nicht gewesen wäre, hätte ich diese Kunstform nie in der Breite kapiert,
00:27kennengelernt und dann ansatzweise diesen beruflichen Werdegang eingeschlagen, ganz bestimmt nicht.
00:33Es war immer das Pantheon, das ist, also wenn man da spielt irgendwann, das ist der Olymp.
00:39Ich habe gedacht, so danach kommt gar nichts mehr.
00:43Warum ist das so, dass du Familien nicht offensiv lebst?
00:47Es war für mich nicht erstrebenswert, eine Familie zu haben.
00:49Ich habe keinen Grund dafür, außer die natürliche Situation, dass ich auf einmal Vater wurde.
00:57Ich wollte natürlich die Weltrevolution, das war ja klar.
01:01Ich habe dir was vom Vietnamkrieg erzählt, da warst du irgendwie drei Jahre alt oder was.
01:05Ist eigentlich letterlich, aber das war so.
01:08Und dann haben sie ihm vorgeworfen, kann doch sein, sie sind noch nicht alle, das ist ja revolutionistisch.
01:13Und dann hat er zudem gesagt, ja soll ich ihn vielleicht Leaping-Pause nennen, das klingt doch auch scheiße.
01:17Du warst so engagiert, ich meine, ich habe mir gedacht, irgendwie ist der Paul, du habt sie ja auch nicht alle.
01:28Als kleinen Vater konnte ich eigentlich nie richtig einschalten, ich wusste gar nicht eigentlich, glaube ich, was der macht.
01:32War eigentlich nie da.
01:33Und das wurde immer schlimmer.
01:36Das alles, was er machte, immer unter dem Diktat stand Theater.
01:43Der Antriebsmotor für das ganze Leben ist die Arbeit.
01:48Nichts anderes.
01:49Da hattest du viel mehr Freiheit, als gesund war.
01:54Das war ja wie eine Studenten-WG, nur zehn Jahre zu früh.
01:57Am Ende Brutstätte jeglichen Verderbens.
02:00Ich meine nicht, dass Leute gesagt haben, wir kriegen jetzt einen neuen Schüler, der heißt Ayosha Pause und der ist brandgefährlich.
02:10Denn Abgangszeugnis, finde ich eigentlich schon, ist ein Pointer.
02:14Darf ich das erwähnen?
02:15Geschichte ungenügend, Erdkunde ungenügend, Philosophie ungenügend.
02:18Und französisch ungenügend.
02:21In der Zeit warst du wahrscheinlich verloren.
02:25Wir haben vor allen Dingen echt viel Mist gebaut in dieser Zeit.
02:29Ja, schöner Mist.
02:31Schöner Mist.
02:32Wo man Mist bauen konnte, haben wir Mist gebaut.
02:36Du hattest schon so eine Wut in dir.
02:38Das konnte man merken.
02:40Ich habe dich irgendwie verstanden, weil ich merkte, dass das so eine Wut ist, die von ganz tief innen kam.
02:48Warum ist man als junger Mann nicht glücklich?
02:53Ist, weil man eben zu wenig Aufmerksamkeit und Liebe von seinen Eltern bekommt.
02:58Und dann fängt man an zu rebellieren und wenn man merkt, dass das nirgendwo hinführt, dann muss man halt lauter werden.
03:03Wenn ich mir den Rainer betrachte, er scheint, seine Liebe darin gefunden zu haben, dieses Kabarett und das Pantheon durchzuziehen.
03:21Das ist sein Leben.
03:22Da hat er und auch seine Liebe.
03:24Ich glaube schon, dass das auch eine Art Diagnose ist, dieser Berufszweig.
03:32So als wollte ich womöglich von irgendwas weglaufen. Keine Ahnung.
03:36Weglaufen.
03:38Weglaufen.
03:40Es ist natürlich auch sehr viel Therapie für einen selber auf der Bühne.
03:44Ich kann mir ein Leben ohne Bühne kaum vorstellen.
03:50Was soll ich sonst machen? Das frage ich mich auch selbst.

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