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  • 31.3.2025
Filmemacher Aljoscha Pause gewährt in seiner Doku Fritz Litzmann, mein Vater und ich einen Blick ins Leben seines Vaters Rainer Pause. Der Gründer des Bonner Kabaretttheaters Pantheon trat als Kunstfigur Fritz Litzmann auf die Bühne, die Familie spielte dahinter immer nur die zweite Geige, was auch im Leben des Sohnes Spuren hinterließ. Zusammen schauen Vater und Sohn mit Wegbegleitern zurück auf die Kabarettgeschichte Deutschlands und sprechen über Ängste und Wünsche.

Mehr dazu: https://www.moviepilot.de/movies/fritz-litzmann-mein-vater-und-ich

Kategorie

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Kurzfilme
Transkript
00:00Die Rolle von Fritz Schlitzmann ist nicht nur albern, die ist auch sehr politisch.
00:09Der Rainer, dieser Opa auf der Bühne, Haare nach hinten und Hornbrille, das war so seine
00:16zweite Identität und die hat er jetzt in echt erreicht.
00:20Wenn das Theater Deines Vaters nicht gewesen wäre, hätte ich diese Kunstform nie in der
00:24Vorreite kapiert, kennengelernt und dann ansatzweise diesen beruflichen Wehrgang eingeschlagen,
00:30ganz bestimmt.
00:31Es war immer das Pantheon, das ist, also wenn man da spielt irgendwann, das ist der Olymp.
00:37Ich hab gedacht, so danach kommt gar nichts mehr.
00:40Warum ist das so, dass Du Familien nicht offensiv lebst?
00:45Es war für mich nicht erstrebenswert eine Familie zu haben.
00:47Es gab keinen Grund dafür, außer die natürliche Situation, dass ich auf einmal Vater wurde.
00:52Ich wollte natürlich in die Weltrevolution, das war ja klar.
00:58Ich hab Dir was vom Vietnamkrieg erzählt, da warst Du irgendwie drei Jahre alt oder
01:03was.
01:04Ist eigentlich lächerlich, aber das war so.
01:05Und dann haben sie ihm vorgeworfen, kann doch sein, dass er nicht Aljoscha nennt, das
01:10ist ja revolutionistisch.
01:11Und dann hat er zu denen gesagt, ja soll ich ihn vielleicht Lieping Pause nennen, das
01:14klingt doch auch scheiße.
01:15Das war das Paradies.
01:20Du warst so engagiert, ich hab ja gedacht, irgendwie ist der Pause, habt ihr ja auch
01:25nicht alle.
01:26Deinen Vater konnte ich eigentlich nie richtig einschätzen, wusste gar nicht eigentlich,
01:29glaube ich, was der macht.
01:30War eigentlich nie da.
01:32Und das wurde immer schlimmer, dass alles, was er machte, immer unter dem Diktat stand,
01:39Theater.
01:41Der Antriebsmotor für das ganze Leben ist die Arbeit.
01:46Nichts anderes.
01:49Da hattest Du viel mehr Freiheit, als gesund war.
01:52Das war ja wie eine Studenten-WG, nur zehn Jahre zu früh.
01:55Am Ende brutscht der täglichen Verderbens.
01:57Ich meine nämlich, dass Leute gesagt haben, wir kriegen jetzt einen neuen Schüler, der
02:02heißt Aljoscha Pause und der ist brandgefährlich.
02:06Dein Abgangszeugnis, finde ich eigentlich schon, ist ein Pranta.
02:10Darf ich das erwähnen?
02:11Geschichte ungenügend, Erdkunde ungenügend, Philosophie ungenügend, Französisch ungenügend.
02:17In der Zeit warst Du wahrscheinlich verloren.
02:22Wir haben vor allen Dingen echt viel Mist gebaut in dieser Zeit.
02:26Ja, schöner Mist.
02:28Schöner Mist.
02:29Wo man Mist bauen konnte, haben wir Mist gebaut.
02:31Du hattest schon so eine Wut in Dir.
02:33Das konnte man merken.
02:35Ich habe Dich irgendwie verstanden, weil ich merkte, dass das so eine Wut ist, die von
02:41ganz tief innen kam.
02:47Warum ist man als junger Mann nicht glücklich?
02:49Ist es, weil man eben zu wenig Aufmerksamkeit und Liebe von seinen Eltern bekommt?
02:53Und dann fängt man an zu rebellieren und wenn man merkt, dass das nirgendwo hinführt,
02:57dann muss man halt lauter werden.
03:00Dann muss man halt lauter werden.
03:12Wenn ich mir den Rainer betrachte, er scheint seine Liebe darin gefunden zu haben, dieses
03:17Kabarett und das Pantheon durchzuziehen.
03:19Das ist sein Leben und auch seine Liebe.
03:23Ich glaube schon, dass das auch eine Art Diagnose ist, dieser Berufszweig.
03:30So als wollte ich womöglich von irgendwas weglaufen.
03:33Keine Ahnung.
03:34Weglaufen.
03:36Weglaufen.
03:38Es ist natürlich auch sehr viel Therapie für einen selber auf der Bühne.
03:45Ich kann mir ein Leben ohne Bühne kaum vorstellen.
03:48Was soll ich sonst machen?
03:49Das frage ich mich auch selbst.

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