Mordermittlungen im Ausland stellen deutsche Ermittler vor besondere Herausforderungen: Unterschiedliche Rechtssysteme und Sprachbarrieren machen es oft schwer, die Fälle zu lösen. So wie bei einem Leichenfund in Tschechien. Ein Toter liegt im Wald. Um die Identifizierung zu erschweren, hat der Täter sogar die Zähne des Opfers entfernt. Kann ausgerechnet ein künstliches Hüftimplantat bei der Identifizierung des Opfers helfen?
In Frankreich finden Spaziergänger eine verkohlte Leiche auf einem Feldweg. Die französischen Ermittler folgern aufgrund der Kleidung des Mannes, dass es sich um einen Deutschen handeln muss. Was aber hat ein Sushi-Essen mit dem Fall zu tun? Und in Österreich ist es dem berühmten Braunbären M13 zu verdanken, dass eine Leiche in einem Geröllfeld entdeckt wird. Ohne den Bären, da sind sich die Ermittler sicher, wäre dieses Verbrechen gar nicht entdeckt worden. (Text: ZDF)
In Frankreich finden Spaziergänger eine verkohlte Leiche auf einem Feldweg. Die französischen Ermittler folgern aufgrund der Kleidung des Mannes, dass es sich um einen Deutschen handeln muss. Was aber hat ein Sushi-Essen mit dem Fall zu tun? Und in Österreich ist es dem berühmten Braunbären M13 zu verdanken, dass eine Leiche in einem Geröllfeld entdeckt wird. Ohne den Bären, da sind sich die Ermittler sicher, wäre dieses Verbrechen gar nicht entdeckt worden. (Text: ZDF)
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00:00Mordermittlungen, die deutsche Kommissare ins Ausland führen, sind eine besondere Herausforderung.
00:21Andere Rechtssysteme und Sprachbarrieren machen es den Ermittlern schwer, Mordfälle zu lösen.
00:27So wie in einem Fall in Tschechien, bei dem ein toter Mann im Wald entdeckt wird.
00:33Auch ein Fall in Frankreich, bei dem eine verbrannte Leiche auf einem Feldweg gefunden wird.
00:40Und ein Fall in Österreich, bei dem durch einen kuriosen Zufall ein Toter in einem Geröllfeld auftaucht, stellen die Ermittler vor große Herausforderungen.
00:50Drei extrem komplizierte Mordfälle, die die Ermittler an ihre Grenzen bringen.
00:58Nowa Pek in Tschechien.
01:04Ein Waldstück, rund zehn Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
01:09Es ist ein nebliger Tag im November 2018, als die Polizei hierher gerufen wird.
01:17Der Grund? Eine Spaziergängerin glaubt, im Wald läge eine menschengroße Puppe.
01:24Iri Rusitschka von der Polizei Budweis und sein Kollege machen sich auf den Weg.
01:30Doch sie finden keine Puppe, sondern einen nackten Toten.
01:35Die Leiche lag auf dem Rücken und hatte die Beine angezogen.
01:40Die Hände lagen entlang des Körpers und im Mund hatte der Leichnam Handtücher, welche in Brand gesetzt wurden.
01:46Schon aus diesem Grund ging man davon aus, dass es sich um eine gewaltsame Tat handelt.
01:50Auch deshalb, weil der Leichnam Strangulationsmaler aufwies.
01:55Sofort sichern die Beamten den Leichenfundort.
01:59Zu diesem Zeitpunkt gehen sie auch davon aus, dass es sich um den eigentlichen Tatort handelt.
02:05Die tschechischen Kriminaltechniker können trotz akribischer Absuche keinerlei Spuren finden, die auf einen möglichen Täter hindeuten.
02:13Außerdem deutet nichts auf die Identität des Toten hin.
02:16Iri Rusitschka erhofft sich mehr Informationen durch die anstehende Obduktion.
02:22Der Rechtsmediziner hat bemerkt, dass der Mann operiert wurde, und zwar im Bereich des Hüftgelenks.
02:30Und er hat festgestellt, dass ihm eine Prothese implantiert worden war.
02:37Doch auch das bringt die Ermittler vorerst nicht weiter.
02:41Ohne die Identität des Toten zu kennen, können sie die Tat niemals aufklären.
02:47Deshalb setzen sie ihre Hoffnung auf die Öffentlichkeit.
02:53Wir sind davon ausgegangen, dass es sich um einen Touristen aus der Umgebung des Fundorts handeln könnte.
03:01Daher haben wir die Öffentlichkeit hier in diesem Grenzbereich angesprochen.
03:04Durch Pressemeldungen, im Fernsehen, im Radio. Und vor allem die Inhaber und Vermieter von Hotels und Pensionen.
03:12Sie sollten für uns überprüfen, ob ihnen ein Gast fehlt.
03:21Das bringt auch nicht den erhofften Erfolg.
03:25Drei Monate später erhält Mordermittler Iri Rusitschka einen Anruf aus der Pathologie.
03:32Den Kollegen ist es aufgrund der Seriennummer des Hüftimplantats gelungen, den Toten zu identifizieren.
03:39Es handelt sich um den britischen Staatsbürger Peter von Unruh. Gemeldet ist er in diesem Anwesen im bayerischen Grafen Traubach.
03:53Hier arbeiten Herbert Pinkel und Wolfgang Kilger.
03:58Sie werden durch die tschechischen Kollegen über den Mordfall informiert und übernehmen die Ermittlungen in Deutschland.
04:05Doch bevor sie den Angehörigen die Todesnachricht überbringen, wollen sie mehr über das Opfer in Erfahrung bringen.
04:12Wir wollen natürlich wissen, wo war der Wohnhaft? Wer war zum Beispiel noch in diesem Gebäude wohnhaft?
04:20Welche Beziehungen können wir herausfinden? Wir können hier Meldedaten abgleichen.
04:27Und wir wollen auch wissen, welche Vergangenheit hat der Peter von Unruh gehabt?
04:34Die Ermittler können über Peter von Unruh Folgendes herausfinden.
04:39Der Mann ist 69 Jahre alt, lebt seit 2014 in Bayern, handelt mit Kosmetikartikeln
04:45und ist seit vier Jahren mit der amerikanischen Zahnärztin Cheryl verheiratet.
04:51Außerdem erfahren die Ermittler von ihren Kollegen vor Ort etwas über das Ehepaar.
04:57Im Zuge der polizeilichen Recherche haben wir herausgefunden, dass es im November 2018 zu einem Familienstreit gekommen ist,
05:09in dessen Verlauf die Frau von Unruh die Polizei um Hilfe gebeten hat.
05:17Es war ein verbaler Streit, in dessen Verlauf der Herr Peter von Unruh Bilder zerschlagen hat.
05:28Und die Kollegen konnten den Streit schlichten.
05:33Pinkel und Kilger entschließen sich, jetzt zum Anwesen zu fahren und der Ehefrau die Nachricht vom gewaltsamen Tod ihres Gattens zu überbringen.
05:43Mit uns kehren sie noch einmal zurück zum Haus der Familie.
05:48Das ist jetzt für mich persönlich fast eine Premiere, hier das Anwesen nochmal sehen zu dürfen, wo wir uns damals aufgehalten haben,
05:56wo wir die Frau von Unruh erstmalig gesehen haben, an dem Tag, wo wir die Todesnachricht überbracht haben,
06:04dass der Ehemann einziges gewaltsamen Todes gestorben ist.
06:07Es waren, glaube ich, so Mischgefühle irgendwie schon gefasst und kontrolliert.
06:12Dennoch ist sie einige Male auch von den Tränen übermannt worden, hat geweint.
06:19Herbert Pinkel und sein Kollege Wolfgang Kilger wollen wissen, warum die Frau ihren Mann nicht als vermisst gemeldet hat.
06:27Dazu gibt Cheryl von Unruh an, das Ehepaar habe Scheidungspläne gehabt und ihr Mann wäre am 24. November nach Portugal abgereist.
06:37Trotz dieser Differenzen gibt sie wenig später diese Traueranzeige auf.
06:43Zitat
06:55Die Angehörigen sind augenscheinlich sehr betroffen vom Tod des Mannes.
07:00Und wer dafür verantwortlich ist, das müssen die Mordermittler Pinkel und Kilger jetzt herausfinden.
07:13Der sogenannte Bär M13 treibt hier sein Unwesen.
07:18Er wirft einen Baum um, der auf eine Stromleitung fällt. In der Folge kommt es zu einem Brand.
07:24Da die Feuerwehrleute befürchten, der Bär könnte sie angreifen, sichert die Polizei das Gelände.
07:30Was dann passiert, wird für Armin Engelberg von der Polizei Friedrichshafen, der später die Mordermittlungen leitet, entscheidend sein.
07:37Weil bekannt war, dass in dieser Gegend der Braunbär M13 unterwegs ist, war natürlich auch die Polizei dort mit eingesetzt zur Sicherung der Feuerwehrleute.
07:50Und die haben das Gelände abgesucht und haben geguckt, ob der Bär irgendwo unterwegs ist.
07:55Und im Rahmen dieser Absuche hat ein Kollege die Leiche im Hang liegen sehen.
08:00Also das war ein reiner Zufall, dass die Leiche zu dem frühen Zeitpunkt gefunden worden ist.
08:05Weil die Schlucht ist sehr tief, der Hang sehr steil.
08:11Die wäre sonst unter normalen Umständen, prognostiziere ich jetzt mal, so schnell nicht gefunden worden.
08:19Die österreichischen Beamten können ihren Augen kaum trauen, als sie die Leiche entdecken.
08:24Es handelt sich um einen ca. 40-jährigen Mann, der lediglich mit dieser Unterhose bekleidet ist.
08:30Zur gleichen Zeit im 200 Kilometer entfernten Friedrichshafen.
08:35Hier ist Armin Engelberg mit einem Vermisstenfall beschäftigt.
08:39Eine Frau meldet bei der Polizei, ihr Ehemann sei seit Tagen verschwunden.
08:44Es handelt sich um den 39-jährigen italienischen Staatsbürger Peter H.
08:49Die Tanja B. hat berichtet, dass sie in einer Ferienwohnung wohnt.
08:55Und da hätte es dann am Freitagabend um 22 Uhr geklingelt.
09:00Und da wäre dann ein Sandro vor der Tür gestanden.
09:04Den hat sie dann in die Wohnung gelassen. Relativ kleine Wohnung allerdings.
09:09Und mit ihrem Mann hätte der sich auf Italienisch unterhalten.
09:14Weiter gibt sie zu Protokoll, dass Sandro der Mafia angehöre und ihr Mann mit ihm die Wohnung verlassen habe.
09:22Danach habe sie ihn nicht mehr erreicht.
09:25Engelberg und seine Kollegen geben daraufhin eine Fahndung nach Peter H. heraus. Auch in die Schweiz und nach Österreich.
09:34Dann kam am Donnerstagabend ein Anruf von der Frau B., von der Tanja B., die mitgeteilt hat,
09:43sie hätte von ihrer Mutter eine Information bekommen über ein Südtiroler Internetportal.
09:52Da wäre vom Fund einer Leiche berichtet worden.
09:57Und diese Information hat uns die Tanja B. übermittelt am Donnerstagabend.
10:04Und wir haben dann entsprechend Kontakt aufgenommen.
10:08Und es hat sich dann sehr schnell bestätigt, dass es sich bei der aufgefundenen Leiche um den Herrn H., um ihren Ehemann handelt.
10:17In der Zwischenzeit ist die Leiche von Peter H. in Österreich von der Spurensicherung Zentimeter für Zentimeter untersucht worden.
10:26Und ein Obduktionsergebnis liegt vor.
10:29Es hat eindeutig ergeben, dass Verletzungen gegen Schädel und Gehirnverletzungen und gegen den Hals,
10:39Gewalteinwirkungen gegen den Hals, dass das todesursächlich war.
10:44Also es war von Anfang an dann eigentlich klar, auch schon aufgrund der Auffindesituation und allem, dass da ein Gewaltdelikt dahinter steckt.
10:51Somit hat es Armin Engelberg jetzt mit einem Mordfall zu tun.
10:54Eine 30-köpfige Kommission wird gegründet, die zunächst die Lebensumstände des Toten untersucht.
11:03Er war auch Polizei bekannt, sowohl in Italien als auch in Deutschland.
11:09Es waren Betrugsdelikte, Urkundenfälschung, Unterschlagung.
11:13Und aus diesen Ermittlungen heraus plus dem, was Tanja B. uns übermittelt hat,
11:18kamen zum einen Hinweise, vage Hinweise, dass er in Südtirol, Italien schon mal mit einer kriminellen Vereinigung was zu tun hatte.
11:28Da gab es auch Bestätigung, aber das war alles nur, sag ich mal, nicht, dass er da tief verwickelt war.
11:35Und dann gab es auch noch Hinweise bezüglich der homosexuellen Szene, dass er da wohl verkehren würde.
11:43Das war auch noch so ein Hinweis. Also das ging in verschiedene Richtungen.
11:47Doch alle Ermittlungen in Richtung Mafia und homosexuelle Szene verlaufen im Sande.
11:53Vielversprechender scheint, dass die Beamten herausfinden, dass Tanja B. einen Liebhaber hat.
11:59Christoph M. Das macht die Polizei stutzig.
12:03In diesem Fall war es so, wir machen regelmäßig dann Besprechungen,
12:08dass die Kolleginnen und Kollegen das eine oder andere ungute Gefühl geäußert haben
12:13und auch Indizien einzelne dafür gesprochen haben, dass da was im Gesamtsachverhalt nicht stimmig ist.
12:22Somit geraten Tanja B. und Christoph M. immer mehr in den Fokus der Ermittlungen.
12:27Eine besondere Bedeutung kommt im weiteren Verlauf einer Holzkiste zu,
12:32die der gelernte Schreiner Christoph M. laut seinen Kollegen gebaut hat.
12:37Im Rahmen dieser Vernehmungen kam heraus, dass er eine Holzkiste gefertigt hat
12:43und die Zeugen sich aber so darüber aufgeregt haben,
12:48wie schlampig diese Holzkiste von dem Herrn Christoph M. gefertigt worden ist,
12:53was für uns dann auch den Anlass gab, die Holzkiste von den beiden Zeugen nachfertigen zu lassen.
12:59Und es war dann auch so, die Holzkiste, die nachgefertigt wurde,
13:02hat haargenau in den Kofferraum von dem Fahrzeug von Herrn Christoph M. gepasst.
13:08Wurde Peter H. in einer solchen Kiste transportiert und bis in die Schlucht nach Österreich gefahren?
13:15Für diese These braucht Ermittler Armin Engelberg Beweise.
13:19Doch von der Originalkiste fehlt jede Spur.
13:24Zurück im niederbayerischen Straubing.
13:27Die Ermittler Herbert Pinkel und Wolfgang Kilger haben es hier mit einem Leichenfund in Tschechien zu tun.
13:34Bei dem Opfer handelt es sich um den 69-jährigen Peter von Unruh.
13:39Erst Wochen nach dem Leichenfund erfährt seine Ehefrau Cheryl davon.
13:44Die Beamten fragen sich, warum sie zuvor keine Vermisstenanzeige erstattet hat.
13:49Wo es dann um diese Vermisstenanzeige ging, war es so, dass die Frau von Unruh uns gegenüber gesagt hat,
13:58ihr ist er eigentlich gar nicht abgegangen, weil sie uns erklärt hat, er hat das Anwesen verlassen.
14:06Und diese Vermisstenanzeige hat sie nicht erstattet, weil prinzipiell die beiden schon getrennt waren.
14:13Den letzten gemeinsamen Abend verbrachte das Ehepaar am 24. November.
14:19Cheryl von Unruh schildert diesen folgendermaßen.
14:23Gegen 18 Uhr sei man mit einem befreundeten Ehepaar in diese nahegelegene Pizzeria gefahren.
14:31Der Betreiber der Pizzeria, der konnte sich noch sehr genau erinnern, was der Herr von Unruh hier gegessen hat.
14:38Das war nämlich das Essen, das er hauptsächlich dort gegessen hat.
14:42Und das waren eben Nudeln mit Pilzen und Tomaten.
14:46Und genau diese Speisen wurden in seinem Magen vorgefunden.
14:53Die Rechtsmediziner in Budweis, die konnten tatsächlich dann einen Todeszeitpunkt bestimmen.
15:00Das hat damit zu tun, wann dieses Essen anverdaut wurde und dieses Essen wurde kaum anverdaut.
15:07Und somit konnte man den Todeszeitpunkt auf circa zweieinhalb Stunden eingrenzen.
15:13Das bedeutet für die Ermittler, Peter von Unruh hat hier gegen 18.30 Uhr gegessen.
15:19Sein Tod muss also bis circa 21 Uhr am gleichen Abend eingetreten sein.
15:24Der Seepaar von Unruh ist um 19.11 Uhr nachweislich zu Hause eingetroffen.
15:29Wenn man dann 19.11 Uhr plus maximal zweieinhalb Stunden nimmt.
15:34Und wir wissen im Zusammenhang mit den Betriebszeiten vom Pkw, dass kein Pkw in Betrieb war.
15:42Also wussten wir dann im Zuge der Gesamtheit der Ermittlungen, dass Tatort des Ehepaars,
15:48Also wussten wir dann im Zuge der Gesamtheit der Ermittlungen, dass Tatort des Wohnanwesen hier in Grafen-Traubach war.
15:58Hier in seinem Haus wurde Peter von Unruh also umgebracht.
16:03Das ist für die Ermittler Pinkel und Kilger sicher.
16:06Doch bedeutet das, dass seine Ehefrau Cheryl die Tat begangen hat oder beteiligt war?
16:12Pinkel und Kilger müssen tiefer in die Ermittlungen einsteigen, um diese Frage beantworten zu können.
16:18Wir prüfen mithilfe der tschechischen Kollegen, wo das Handy des Opfers eingeloggt war.
16:23Zunächst war das in Tschechien.
16:26Das Interessante an dieser Sache war, dass dieses Handy anhand dieser Verkehrsdaten, die er bekommen hat,
16:35nicht in Tschechien geblieben ist, sondern dass dieses Handy das tschechische Hoheitsgebiet wieder verlassen hat
16:42und wieder in die Bundesrepublik Deutschland hereingebracht wurde.
16:48Somit war uns klar, dieses Handy ist natürlich von höchster Bedeutung.
16:53Doch das Handy ist ausgeschaltet und nicht auffindbar. Auch sein Auto ist verschwunden.
16:59Das Mobiltelefon von Cheryl von Unruh war am 24. November 2018 ständig in Bayern eingeloggt.
17:07Pinkel und Kilger nehmen sich jetzt mit weiteren Kollegen das Fahrzeug der Ehefrau vor.
17:12Bei dessen Überprüfung werden die Ermittler fündig. Es gibt einen Chip, der die Fahrrouten aufzeichnet.
17:18Und siehe da, man konnte feststellen, dass genau dieses Fahrzeug zeitgleich mit dem Handy vom Herrn Peter von Unruh
17:31im tschechischen Mobilfunknetz eingeloggt war.
17:34Wir haben aber nicht gesehen, wer der Benutzer in Tschechien zu der tatrelevanten oder entsorgungsrelevanten Zeit war.
17:45Dennoch rückt Cheryl von Unruh in den Fokus der Ermittler. Doch für eine Festnahme reichen die Indizien nicht aus.
17:52Mittlerweile sind mehrere Monate vergangen und das Ermittlungsteam hat tausende Arbeitsstunden in die Aufklärung des Falls investiert.
18:00Dann erreicht die Kommissare einen Anruf, den sie nicht vergessen werden.
18:05Das Handy des Opfers wird plötzlich in der Nähe von München angeschaltet.
18:09Jetzt ist die Polizei auf der Suche nach dem Handybenutzer.
18:13Es konnte ermittelt werden, wer dieses Handy tatsächlich in Betrieb genommen hat.
18:20Es war so, dass dieser Herr tätig ist im Zuge eines Hausmeisterservices.
18:30Und der hatte die Aufgabe, dass er Mülltonnen reinigt.
18:37Und er konnte schlüssig und nachvollziehbar erklären, dass die Mülltonnen, die er gereinigt hat, zu einem Gebäudekomplex nach München zuzuordnen sind.
18:51Und genau dort findet der Mann das Handy.
18:53Die alles entscheidende Frage ist jetzt für die Ermittler, wer hat das Handy des Opfers in einer Mülltonne in München entsorgt?
19:09Ermittler Armin Engelberg ist hier mit einem Leichenfund im angrenzenden Österreich beschäftigt.
19:16Die Leiche eines Mannes wird in dieser Schlucht gefunden.
19:19Bei dem Opfer handelt es sich um Peter H.
19:22Um den Fall zu klären, aktivieren Engelberg und sein Team jede Ressource.
19:31Überstundenwahrtagesordnung, Arbeitszeit, die ist nachrangig.
19:36Der Fall muss geklärt werden, wenn eine Spur da ist, muss es geklärt werden.
19:40Das heißt 8, 9, 10, 12, 14 Stunden, wie es der Fall erfordert.
19:44Stellenweise haben wir sogar die Nacht durchgearbeitet und auch am Wochenende.
19:49Verdächtig erscheint in diesem Fall die Ehefrau des Getöteten, Tanja B.
19:54Vor allem, nachdem sie zeitnah nach dem Tod ihres Mannes einen neuen Partner hat.
19:59Die Ermittler untersuchen jetzt die Wohnung des Ehepaares nochmals gründlicher.
20:04Sie hoffen dabei, neue Erkenntnisse zu erlangen.
20:08Es gab auf dem Sofa und im Umfeld, es war so ein dunkelblaues Sofa,
20:13ganz feine Antragungen, die sich dann als Blutantragungen herauskristallisiert haben.
20:19Und wir haben dann auch das Sofa mitgenommen und kriminaltechnisch untersuchen lassen.
20:26Und da dabei hat sich herausgestellt, dass da im Lehnenbereich,
20:31wo man normalerweise sich so auf die Leine legt,
20:34im Lehnenbereich, wo man normalerweise sich so mit dem Rücken, Schultern hinlehnt,
20:39massive Bluteintragungen waren, die man aber so auf dem dunkelblauen Stoff
20:44augenscheinlich gar nicht wahrnehmen konnte, sondern erst durch Aufschneiden von dem Sofa
20:49und Untersuchung der Polsterung innen drin sich das Ganze dann bestätigt hat.
20:54Weitere erdrückende Beweise liefert der Chatverlauf der beiden,
20:59der ihre mörderischen Absichten offenbart.
21:01Die haben dann schon im August 2011 begonnen, Pläne zu schmieden,
21:08wie sie den Ehemann von der Tanja B. beseitigen können.
21:13Das ging los mit Versuchen, Bremsschläuche am Auto zu manipulieren,
21:19bis hin, ihn zu sedieren, dass er einen Verkehrsunfall verursacht und dabei ums Leben kommt.
21:26Die Indizienkette reicht für die Festnahme.
21:30Martin Hussls ist heute Vorsitzender Richter am Landgericht Ravensburg.
21:362012 tritt er in dem Prozess gegen das Paar als Staatsanwalt auf.
21:41Er kann sich noch lebhaft an diesen außergewöhnlichen Fall erinnern.
21:45In dem Kontext dieses Verbrechens war sie aus meiner Sicht sicherlich die treibende Kraft.
21:51Sie war lange schon in ihrer Ehe unglücklich.
21:56Sie wollte aus dieser Ehe raus.
21:59Warum sie, und das ist eines der Mysterien dieses Falls gewesen,
22:02warum sie nicht mal drüber nachgedacht hat,
22:05also wir haben hier fast keine Anhaltspunkte dafür gefunden,
22:07dass es auch legale Wege gibt, eine Ehe zu beenden,
22:11war für mich einfach nicht nachvollziehbar.
22:13Also sie wollte aus dieser Ehe raus.
22:15Sie hat zuletzt ihren Mann abgrundtief gehasst, so sagt sie selber in Skype-Protokollen.
22:20Und sie war eine, die das Ganze vorantreiben wollte, um ihn endlich loszuwerden.
22:27Also ganz deutlich die treibende Kraft in diesem ganzen Szenario.
22:31Der Angeklagte, ihr Hausfreund, ist relativ schnell auf den Zug aufgesprungen.
22:37Walter Rundl ist Gerichtsreporter.
22:40Auch ihn hat dieser Fall nachhaltig beeindruckt, vor allem die Täterin Tanja B.
22:45Ich hätte so gern von der Frau selber gehört, was hat sie bewogen in den Monaten vor dem Mord,
22:53und was ist ihr durch den Kopf gegangen, wie hat sie sich vorbereitet und alles,
22:58aber die hat geschwiegen bis zum letzten Tag.
23:00Nicht mal das letzte Wort hat sie ergriffen.
23:03Sie blieb stumm, nur etwas sah auffallend.
23:06Sie war jeden Tag perfekt geschminkt, sie war gestylt, kann man fast sagen,
23:13und manchmal dachte ich mir, vielleicht war das so die äußere Maske,
23:18die die Frau brauchte, um überhaupt dieses ganze Verfahren durchzuhalten.
23:23Ein Prozess voller Emotionen, nur die Angeklagten zeigen keine.
23:28Martin Hussels hat ein Detail zum Mord an Peter Haag ganz besonders bewegt.
23:34Das war eigentlich das, was mich am meisten berührt hat,
23:37dass man Postmortem die Identifikation erschweren wollte,
23:42und zwar dadurch, dass man ihm den Ehering mit Gewalt vom Finger gezogen hat.
23:48Das war für mich eher das menschlich Berührende,
23:52und das hat der Gerichtsmitzieher deutlich zeigen können,
23:56insbesondere die Verletzung, das war das Menschliche, was mich berührt hat.
24:00Nach dem Tod, ich bringe schon meinen Ehepartner um,
24:03ich finde keine Wege, dieses Problem legal zu lösen.
24:05Und als letztes, sozusagen als letzter Schlussstrich,
24:09ziehe ich ihm noch den Ehering vom Ringfinger mit Gewalt und entsorge ihn.
24:13Wir haben ihn nie gefunden, wir wissen nicht, wo er ist.
24:16Im Prozess gelingt es schließlich mit Hilfe von mehr als 50 Beweisen und Indizien auch zu klären,
24:21dass das Liebespaar bereits vor dem Mord zweimal versucht hat,
24:25Peter Haag mittels fingierter Autounfälle zu töten.
24:28Dazu verabreichten sie ihrem späteren Opfer unbemerkt Schlafmittel.
24:32Der Herr Haag hatte tatsächlich auch zwei Verkehrsunfälle,
24:35und da blieb er unverletzt.
24:38Und ein glücklicher Umstand ist, dass ein Unfall erst kurz vor dem Auffinden der Leiche war,
24:45und der Kollege, der den Verkehrsunfall aufgenommen hatte,
24:49der hatte eine Blutentnahme veranlasst,
24:51und diese Blutprobe hatten wir noch, und die konnten wir untersuchen lassen.
24:55Das war auch eine Bestätigung, ein Indiz für das Beibringen,
24:57weil sie hatten da mehrere Versuche gestartet, ihn zu sedieren.
25:02Somit ist klar, dass Peter Haag vor seiner Tötung mit Schlafmittel betäubt wurde.
25:06Wahrscheinlich, damit das mörderische Duo einfaches Spiel hatte.
25:10Nach unseren Feststellungen und auch nach meiner Überzeugung haben sie es gemeinschaftlich gemacht.
25:14Der Mann hat geschlagen mit diesem eckigen Kantholz mindestens 14 Mal auf den Schädel.
25:20Anschließend hat sie, die Angeklagte, ihn stranguliert, erdrosselt mit einem Kabel, mit einem Seil.
25:27Peter B. und Christoph M. haben die Wehrlosigkeit ihres Opfers ausgenutzt
25:32und werden beide wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
25:35Die besondere Schwere der Schuld wird festgestellt.
25:38Es war unter dem Strich für alle Kollegen eine Bestätigung für diese gute, solide Arbeit,
25:43die wir geleistet haben über diese lange Zeit, weil es war eine massive Belastung.
25:48Und ich denke, das Urteil zweimal lebenslänglich und Feststellung der besonderen Schwere der Schuld,
25:53das spricht für sich.
25:57Und das Gericht hat ja auch, sage ich, alles, was wir in dieser Indizienkette ermittelt haben,
26:03auch gewürdigt und ist ja zu diesem Urteil gekommen.
26:07Und insofern war das für uns eigentlich so, sage ich, die Bestätigung, wir haben alles richtig gemacht.
26:12So sehr Braunbär M13 die Bevölkerung und Behörden auch in Aufregung versetzte,
26:17so hatte er am Ende einen wichtigen Anteil an der Aufklärung dieses Verbrechens.
26:21Hätten wir also diesen Bären M13 nicht gehabt, der dort wahrscheinlich durch Schubbern einen Strommast zum Umfallen gebracht hat,
26:29mit der Folge, dass es einen Stromausfall gab, mit der weiteren Folge, dass dieser repariert werden musste,
26:35in dem Wissen, M13 ist noch in der Gegend, mit der weiteren Folge, dass man drum gebeten hat,
26:40liebe Polizei, sichert die Gegend ab, nicht, dass der dann auf uns losgeht, bin ich sicher, wir hätten die Leiche niemals gefunden.
26:46M13 wurde am Tag der Prozesseröffnung erschossen. Er ist heute im Museum Poschiavo ausgestellt.
27:04Es ist Samstag, der 22. Juni 2019. Spaziergänger sind hier in Frankreich, 30 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, unterwegs.
27:14Sie entdecken in den Morgenstunden einen Brand. Die herbeigerufene Polizei macht einen grausamen Fund.
27:22Eine halbverbrannte männliche Leiche, die Identität unklar. Der französische Kommissar Olivier Domi ist als einer der ersten Beamten vor Ort.
27:32Ich habe festgestellt, dass da ein Körper lag, der teilweise verkohlt war, verletzt war, vor allem der Rücken.
27:39Der Körper war bekleidet, die Kleidung war weitestgehend in Ordnung, bis auf eine Ausnahme.
27:45Auf dem Rücken hing die Hose etwas niedriger. Daraus konnte man ableiten, dass die Leiche einige Meter geschleift worden war.
27:53Der Gendarmerie ist sofort klar, hier muss es sich um ein Verbrechen handeln.
27:59Aufgrund der Lage des Körpers, wegen des fehlenden Benzinkanisters und wegen der verkohlten Schleifspur war es klar,
28:05dass es sich entweder um eine kriminelle Tat oder eine verbotene Einläscherung eines Körpers handelte.
28:13Einen Tag zuvor in Pforzheim in Baden-Württemberg.
28:18Mehrere Verwandte melden Martin S. bei der Polizei als vermisst.
28:23Der Vater und Ehemann sei von einem Geschäftstermin nicht zurückgekehrt.
28:27Im weiteren Verlauf dieses Falles wird Markus Winter von der Polizei in Karlsruhe den Fall übernehmen.
28:34Am Freitag, dem 21.06.2019, hat die Ehefrau zuletzt Kontakt zu Martin S. gehabt.
28:43Das war so um die Mittagszeit. Sie hatte dann versucht, im Laufe des Nachmittags Kontakt zu ihm zu bekommen, telefonisch.
28:52Das gelang ihr aber nicht. Und als er dann abends zu einem verabredeten Abendessen um 18 Uhr nicht erschienen ist,
28:58hat sie dann nochmals mehrfach versucht, ihn telefonisch zu erreichen, hat versucht, Bekannte anzurufen.
29:05Wo ist Martin S.? Die Familie hat mit Freunden bereits die ganze Nacht gesucht und immerhin sein Auto gefunden.
29:13Es ist auf einem öffentlichen Parkplatz am Fluss Enz abgestellt.
29:18Markus Winter und sein Kollege Frank Torbo machen sich umgehend auf den Weg zum Fundort
29:23und erhalten dort einen wichtigen Hinweis von einer Zeugin.
29:28Hier gegenüber haben wir auch das Wohnanwesen einer Zeugin, die beobachtet hat, wie das Fahrzeug von Martin S. hier abgestellt wurde
29:37und wie eine Person das Fahrzeug auch verlassen hat, wobei die Personenbeschreibung definitiv nicht auf Martin S. zutraf.
29:44Was ist hier passiert? Von Martin S. fehlt weiter jede Spur.
29:48Da das Auto des 57-Jährigen direkt an dem Fluss geparkt ist, leitet die Polizei umfangreiche Suchmaßnahmen ein.
29:56Wir befinden uns hier im Uferbereich der Enz. In diesem Bereich haben wir zunächst natürlich mal nach den fehlenden Gegenständen gesucht.
30:06Uns hat der Fahrzeugschlüssel gefehlt von Martin S., seine Armbanduhr war nicht da, sein Geldbeutel.
30:12Und hier haben wir intensive Suchmaßnahmen durchgeführt, durch das ganze Dickichtersichersehen.
30:17Und auch den Fluss haben wir komplett mit Polizeitauchern abgetaucht, um einfach diese Gegenstände aufzufinden.
30:24Leider haben wir sie dort nicht gefunden.
30:26Die Polizei gründet die Sonderkommission Brosche.
30:30Kriminaldirektor Winter und sein Team wollen mehr über Martin S. in Erfahrung bringen.
30:35Martin S. war zur Tatzeit 57 Jahre alt. Er hat langjährig in der Schmuckbranche gearbeitet, früher im Vertrieb.
30:43Er hat es sich vor einigen Jahren selbstständig gemacht und hat eigene Kollektionen entworfen, entwickelt und diese entsprechend an Händler weiterverkauft.
30:55Die Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus und leiten eine internationale Fahndung nach Martin S. ein.
31:01Unterdessen rekonstruiert die Soko Brosche den Tag des Verschwindens von Martin S.
31:07Dabei hilft ihnen sein Geschäftshandy, das im abgestellten Auto liegt.
31:12Letzter eingetragener Termin von Martin S. am 21. Juni 2019, eine Besprechung mit dem Schmuckhändler Peter K.
31:22Peter K. hat über dieses Treffen nur oberflächlich berichtet.
31:26Es ging um ein Geschäft, das man miteinander durchführen will, gerade um dieses Projekt Auridia,
31:33wo eben Martin S. der Zulieferer war für die Solitäringe, für die Rohlinge praktisch.
31:42Und da ging es letztendlich um Preisverhandlungen, wie man das tatsächlich dann letztendlich später gestalten kann.
31:49Bei der Besprechung geht es um die gemeinsame Geschäftsidee von Martin S. und Peter K.
31:54Beide vermuten dahinter das ganz große Geschäft, so groß, dass Peter K. sogar einen eigenen Imagefilm produzieren lässt.
32:07Auridia ist seine neue Schmuckkollektion und dort verwendet er sinnvolle Produkte,
32:13Synthetische Diamanten können Sie optisch nicht von echten unterscheiden.
32:18Sie werden im Labor hergestellt, hatten damals ungefähr die Hälfte des Marktpreises von echten Diamanten.
32:27Und was er dort bewirbt, ist eigentlich die Tatsache, dass diese Diamanten ohne Gefahren für die Umwelt,
32:35ohne Ausbeutung von Kinderarbeit, ohne Kriege hergestellt werden, ganz friedlich im Büro.
32:42Man könnte es heutzutage sagen, das sind sogenannte Biodiamanten.
32:46Kriminaldirektor Winter und sein Team versuchen jetzt händeringend Ansatzpunkte zu finden,
32:52was nach dem Geschäftstermin mit Martin S. passiert ist.
32:56Dann bekommen die Ermittler einen Anruf.
32:58Die französischen Ermittler gingen recht schnell davon aus, dass es sich um einen Deutschen handeln muss.
33:06Sie haben das damit begründet, dass diese Person ein Unterhemd anbaut,
33:12weil sie sich nicht mehr mit einem deutschen Unterhemd befinden.
33:16Sie haben das damit begründet, dass diese Person ein Unterhemd anbaut,
33:21weil sie sich nicht mehr mit einem deutschen Unterhemd befinden.
33:24Sie haben das damit begründet, dass diese Person ein Unterhemd anhat
33:29und das eigentlich für einen französischen Staatsbürger atypisch wäre.
33:33Von daher sind sie davon ausgegangen, dass das ein Deutscher ist.
33:36Kriminaldirektor Winter braucht Gewissheit und ordnet eine DNA-Untersuchung an.
33:42Handelt es sich bei dem halb verbrannten Toten tatsächlich um Martin S.?
33:46Zurück in Straubing.
33:49Die Ermittler Herbert Pinkel und Wolfgang Kilger
33:52arbeiten hier seit mehreren Monaten an einem besonders bizarren Fall.
33:57Die Leiche des Geschäftsmannes Peter von Unruh wurde in Tschechien nackt aufgefunden.
34:03In den Fokus der Ermittlungen gerät seine Frau Cheryl.
34:07Doch für eine Festnahme reichen die Beweise nicht aus,
34:09bis plötzlich das Handy des Toten eingeschaltet wird.
34:12Das Handy lag in einer geleerten Mülltonne, in einem Plastikbeutel.
34:19Und der Auffünder konnte erzählen, dass er dieses am 27. November 2018
34:28in der Mülltonne auffand.
34:31Und die Mülltonne gehört zum Gebäudekomplex,
34:34in dem Cheryl von Unruh ihre Zahnarztpraxis betreibt.
34:38Ja, das war wie Weihnachten für uns, natürlich.
34:43Das war eine super Sache.
34:46Natürlich auch das Glück, das wir gehabt haben,
34:49dass wir das Handy in der Mülltonne bekommen haben.
34:51Aber natürlich auch das Pech, das die Frau von Unruh im Nachhinein hatte,
34:57dass sie das Telefon in die leere Mülltonne warf.
35:01Nach Absprache mit der Staatsanwalt Cheryl von Unruh
35:05hat Peter von Unruh das Handy in die leere Mülltonne geworfen.
35:09Und zwar in der Mülltonne.
35:12Und zwar in der Mülltonne.
35:15Und zwar in der Mülltonne.
35:18Nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft
35:21reichen die Indizien gegen Cheryl von Unruh jetzt für eine Festnahme.
35:26Herbert Pinkel und sein Partner Wolfgang Kilger
35:29machen sich auf den Weg zum Anwesen der Zahnärztin.
35:32Bei der Verhaftung war es so,
35:35dass wir nach der Haustüre in dem Vorraum waren.
35:38Und da hat sich letztendlich das Geschehenes abgespielt,
35:42wo ich den Haftbefehl eröffnet habe und wo ich sie belehrt habe.
35:47Das war auch der Ort,
35:50wo sie sich dann zunächst einmal hingesessen hat.
35:53In ihrer Vernehmung auf dem Präsidium
35:56gibt Cheryl von Unruh zu den Vorwürfen dann Folgendes zu Protokoll.
36:00Sie berichtete, dass sie im Vorfeld schon bei ihrem Ehemann im Schrank
36:06eine Garotte aufgefunden hatte.
36:10Das ist ein Würgeninstrument aus früheren Zeiten.
36:14Er sagte, so die Frau Unruh, er wolle ihr es zeigen,
36:19was man mit diesem Gerät machen kann.
36:22Und hätte ihr dann oder hätte versucht,
36:25ihr diese Garotte über den Kopf zu legen, zu streifen.
36:29Ihr wäre es dann gelungen, ihn wegzustoßen.
36:34Dann sei er aufs Bett gefallen, sie genauso.
36:39Es sei zu einem Kampf, zu einem Gerangel gekommen,
36:42in dessen Verlauf es Frau von Unruh gelang,
36:46diese Garotte über den Hals ihres Mannes zu schlingen und zuzuziehen.
36:51Eine Notwehrversion, die die erfahrenen Ermittler so nicht glauben können.
36:56Bis zur Anklageerhebung ermitteln sie weiter
36:59und finden eine Auffälligkeit im Überwachungssystem des Hauses.
37:04Es ist Abend, es ist Nacht.
37:07Man sieht die Beleuchtung im Haus angehen, ausgehen.
37:09Aber was der wichtigste Faktor ist für uns,
37:13um 20.40 Uhr wird diese Videoüberwachungsanlage ausgeschaltet.
37:18Die ist überhaupt nie ausgeschaltet worden, die ist durchgelaufen.
37:23Aber an diesem Tag wurde die Videoüberwachungsanlage deaktiviert,
37:27ist ausgeschaltet worden.
37:29Bis zum Prozessauftakt gelingt es den Straubinger Kommissaren,
37:33eine Unmenge an Indizien zu sammeln,
37:36die für die Täterschaft der Ehefrau sprechen.
37:39Frau von Unruh wird wegen Totschlags an ihrem Mann Peter
37:43zu neun Jahren Haft verurteilt.
37:46Die Planung hat mich sehr beeindruckt.
37:50Das Planungsverhalten von der Frau von Unruh hat mich beeindruckt.
37:54Weil die wirklich an sehr viele Kleinigkeiten gedacht hat.
37:59Natürlich hat sie auch Fehler gemacht,
38:03sonst wäre es nicht zur Aufklärung von der Tat gekommen.
38:07Aber im Großen und Ganzen ist die Frau von Unruh
38:12da sehr strukturiert vorgegangen.
38:15Sie ist eine intelligente Frau, das steht außer Zweifel.
38:19Ich kann da jetzt nur im Zuge des Verfahrens darüber sprechen.
38:23Und da hatte ich durchaus den Eindruck,
38:26wie wenn die Frau von Unruh uns gegenüber immer der Meinung war,
38:31dass sie etwas überlegen ist.
38:34Nichtsdestotrotz haben aber auch unsere Arbeit
38:38und das Sammeln der vielen Indizien
38:42in gewisser Weise zu einer Gerechtigkeit geführt.
38:46Das Motiv für die Tat
38:49bleibt auch für die Ermittler Pinkel und Kilger im Dunkeln.
38:53Sie sind dennoch erleichtert, diese Frau überführt zu haben,
38:57auch mithilfe ihrer tschechischen Kollegen.
39:04Pforzheim.
39:07Markus Winter ist Leiter der Mordkommission
39:11und arbeitet mit seinem Team an einem mysteriösen Vermisstenfall.
39:15Der Schmuckhändler Martin S.
39:18ist nach einem Termin spurlos verschwunden.
39:21Als dann die französische Polizei einen Leichenfund meldet,
39:25bringt ein DNA-Abgleich Gewissheit.
39:28Die Leiche im Elsass ist Martin S.
39:30Doch was ist ihm passiert?
39:33Es gibt massive Verletzungen an Hals und Rücken.
39:37Die vielversprechendste Spur führt zu seinem Geschäftspartner Peter K.,
39:41mit dem er kurz vor seinem Tod ein Treffen hatte.
39:44Er geriet weiter in den Fokus.
39:47Wir konnten zunächst bei der Alibi-Überprüfung feststellen,
39:51dass er für die Tatzeit selber kein Alibi hatte.
39:54Er gab selber an, er war in seinen Firmenräumlichkeiten.
39:57Um 9.30 Uhr sei Martin S. gegangen.
40:00Insoweit war es das letzte Lebenszeichen,
40:03wo wir tatsächlich von Martin S. hatten.
40:06Es gab überhaupt keine weiteren Anknüpfpunkte mehr.
40:10Dann hatten wir natürlich noch diese Aussage von der Zeugin,
40:14wo das Fahrzeug abgestellt wurde,
40:17dass eine Person, deren Beschreibung wirklich auf Peter K. passte,
40:22dieses Fahrzeug dann abgestellt hat
40:24und sich dann auch nochmals grob in die Richtung seines Büros bewegt hat.
40:29Die Schlinge zieht sich immer weiter zu.
40:32Eine Beobachtung aus der Nacht des Verschwindens
40:35belastet den Schmuckhändler schwer.
40:38Eine Zeugin hat beobachtet, nachts um 1 Uhr,
40:42wie ein weißes Fahrzeug, ein großer weißer Mercedes,
40:46hier vorfuhr, ganz dicht an die Hauswand.
40:49Eine Person ausstieg.
40:51Nach ungefähr 15 Minuten wieder rauskam.
40:54Er hat dabei einen sehr großen Sack geschleppt,
40:58der offensichtlich sehr schwer war,
41:01den er ins hintere Teil des Fahrzeuges rein verfrachtet hat.
41:05Das reicht der Polizei.
41:08Peter K. wird festgenommen.
41:11Eine Durchsuchung der Geschäftsräume
41:14liefert das letzte entscheidende Puzzlestück.
41:17Wir sind im Rahmen der weiteren Ermittlungen
41:19darauf gekommen,
41:22dass eventuell nicht nur die Gewalteinwirkung auf den Hals,
41:26sondern auch vielleicht noch
41:29eine mögliche Vergiftung im Raum stand.
41:32Für uns war das immer wieder auffällig,
41:35dass Peter K. immer wieder
41:38dieses Sushi so oft erwähnt hat.
41:41Und von daher hatten wir bereits schon zu diesem Zeitpunkt
41:45erste Verdachtsmomente.
41:47Und letztendlich dann auch nach der Festnahme von Peter K.
41:50haben wir in dessen Küche
41:53neben Sushi-Resten auch noch eine Spritze
41:56mit einer unbekannten Substanz aufgefunden.
41:59Die haben wir dann untersuchen lassen bei uns am LKA.
42:02Und dort hat man festgestellt,
42:05dass dort Reste von GBL drin sind, also sogenannte K.O.-Tropfen.
42:09Peter K. ist nicht nur ein Mörder.
42:12Es stellt sich heraus, er hat noch eine weitere dunkle Seite.
42:16Wo wir dann seine digitalen Medien durchgesehen haben,
42:20wir haben sehr viele kinderpornografische Bilder
42:23und Filme dort gefunden.
42:26Wir haben auch festgestellt,
42:29dass er aktiv danach im Internet gesucht hat.
42:32Wir haben aber auch festgestellt,
42:35dass er im einen oder anderen Sexforum unterwegs war,
42:38dass er dort etwas abartige Sexualkontakte gesucht hat.
42:41Wegen Mordes an Martin S.
42:43und des Besitzes von Kinderpornografie
42:46wird Peter K. vor dem Landgericht Karlsruhe
42:49im Herbst 2020 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
42:53Auch danach muss Markus Winter immer wieder an den Fall denken.
42:57Da sitzt man natürlich schon kopfschüttelnd davor.
43:00Das versteht man nicht.
43:03Wenn Sie natürlich aussehen,
43:06er hat nicht nur das Leben seiner Familie zerstört,
43:09sondern auch das Leben der Opferfamilie.
43:11Der Sohn von Martin S.
43:14hatte am 21. Juni Geburtstag,
43:17wird es auch weiterhin haben.
43:20Ich denke, es wird kein Geburtstag vorbeigehen,
43:23an dem er frei und unbefangen feiern kann,
43:26sondern er wird immer an dieses schreckliche Ereignis erinnert.
43:30Markus Winter empfindet Empathie für die Angehörigen des Opfers.
43:34Mit seinem Team ist es gelungen, das Verbrechen aufzuklären
43:37und einen Mann zu überführen,
43:40der ein perfides Doppelleben geführt hat.