Was ist ein Menschenleben wert? Immer wieder stehen Ermittler fassungslos vor Mordfällen, bei denen die Täter nur geringe Beute machen und dennoch dafür töten. Was ist der Grund dafür? Die Ermittler müssen nicht nur die Fälle klären, sondern auch dieser Frage nachgehen.
So wie in einem Mordfall in Rastatt in Baden-Württemberg. Der Besitzer eines Hochhauses wird tot in seiner Wohnung gefunden. Im angrenzenden Arbeitszimmer befindet sich eine Pferdestatue – anscheinend die Tatwaffe. Marcus Winter und seine Kollegen werden den Täter bis über deutsche Grenzen verfolgen.
In der Uckermark wird ein Mann in seinem Bett mit einer Axt erschlagen. Mordermittler Peter Köhnen kann sich nicht erklären, warum der bescheidene Rentner sterben musste.
Und in Gera wird in diesem Mietshaus ein Brand gelegt. Daraufhin findet die Feuerwehr die Leiche eines Polizisten. Hans Thiers muss klären ob es sich um einen Unfall oder ein Tötungsdelikt handelt und wird die Täter mittels Cola und Camembert-Käse überführen. Drei Fälle, die zeigen: Wenn Täter auf Beutezug sind, ist ein Menschenleben nicht viel wert. (Text: ZDF)
So wie in einem Mordfall in Rastatt in Baden-Württemberg. Der Besitzer eines Hochhauses wird tot in seiner Wohnung gefunden. Im angrenzenden Arbeitszimmer befindet sich eine Pferdestatue – anscheinend die Tatwaffe. Marcus Winter und seine Kollegen werden den Täter bis über deutsche Grenzen verfolgen.
In der Uckermark wird ein Mann in seinem Bett mit einer Axt erschlagen. Mordermittler Peter Köhnen kann sich nicht erklären, warum der bescheidene Rentner sterben musste.
Und in Gera wird in diesem Mietshaus ein Brand gelegt. Daraufhin findet die Feuerwehr die Leiche eines Polizisten. Hans Thiers muss klären ob es sich um einen Unfall oder ein Tötungsdelikt handelt und wird die Täter mittels Cola und Camembert-Käse überführen. Drei Fälle, die zeigen: Wenn Täter auf Beutezug sind, ist ein Menschenleben nicht viel wert. (Text: ZDF)
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00:00Eine Pferdestatue ist die Tatwaffe in einem Mordfall in Rastatt.
00:20Ermittler Markus Winter und seine Kollegen jagen den Täter weit über deutsche Grenzen
00:25hinaus.
00:27In der Uckermark wird ein Mann in seinem Bett mit einer Axt erschlagen.
00:31Mordermittler Peter Könen kann sich nicht erklären, warum der unbescholtene Rentner
00:36sterben musste.
00:37Und in Gera wird in diesem Mietshaus ein Brand gelegt.
00:41Daraufhin findet die Feuerwehr eine Leiche.
00:44Hans Thiers ist den Mördern auf der Spur.
00:47Drei Fälle, die zeigen, wenn Täter auf Beutezug sind, ist ein Menschenleben nicht viel wert.
00:56Rastatt – eine zerbrochene Pferdestatue aus Bronze, Chaos in einem Büro und eine
01:12Leiche unter dem Schreibtisch.
01:15Fakten eines Mordfalls in einem Hochhaus, mit denen es die Polizei hier zu tun hat.
01:21Markus Winter, Matthias Hauns und Jürgen Ehinger ermitteln in diesem Fall, der sie
01:33an den Rand der Belastbarkeit bringen wird.
01:35Wir haben insgesamt bei sämtlichen Anwohnerbefragungen über 40 Nationalitäten festgestellt und natürlich
01:48auch entsprechende Dolmetscher mit vor Ort gehabt, dass wir die überhaupt befragen konnten.
01:52Insofern waren das wochenlang 18 Stundetage, 20 Stundetage und das durchgehend auch Wochenende,
02:01Feiertage.
02:02Also Sonderkommission.
02:03In den ersten 14 Tagen gibt es keine freie Minute.
02:07In diesem Hochhaus in Rastatt lebt in der kompletten obersten Etage der Hausbesitzer.
02:14Es handelt sich um Horst Dieter P.
02:17Der wird im Mai 2012 als vermisst gemeldet.
02:20Das war der Anwalt.
02:23Er hatte bereits seit mehreren Tagen versucht, Kontakt zu Horst Dieter P. zu bekommen und
02:29das gelang ihm nicht.
02:30Er ging auch hoch zur Wohnung, hat die Hundewinseln hören und hat dort auch noch einen Zettel
02:35unten durchgeschoben, dass er ihn bitte dringend zurückrufen sollte.
02:38Aber auch auf diesen Zettel hin hat er nicht reagiert.
02:41Aus diesem Grund erstattet der Anwalt bei der Polizei in Rastatt eine Vermisstenanzeige.
02:46Die Polizei will sich ein Bild vor Ort machen.
02:50Beamte machen sich auf den Weg zur Adresse des Vermissten.
02:54Der öffnet nicht.
02:56Ein Schlüsseldienst wird gerufen.
02:57Die Hunde sind am Leben, aber der 82-jährige Hochhausbesitzer Horst Dieter P. liegt blutverschmiert
03:05unter seinem Schreibtisch.
03:07Er ist nur mit einem Bademantel bekleidet, an seinen Beinen liegt ein Kabel.
03:11Wir hatten ein sehr großflächiges Blutspritzerbild um die Leiche herum.
03:17Es war ein Büro, wo wir zunächst nicht wussten, war das jetzt durch die Tat verwüstet oder
03:23war das bereits schon vorher so verwüstet.
03:26Dort lagen überall Briefe, Papiere rum, teilweise ungeöffnete Briefe.
03:32Es war sehr wirr.
03:33Uns ist am Tatort besonders ins Auge gestochen, dass wir dort eine Pferdestatue aufgefunden
03:43haben und zwar mit einem kräftigen Marmorsockel.
03:46Der Marmorsockel war zersprungen, der lag neben der Leiche und das dazugehörige Pferd,
03:52das lag im Nebenzimmer.
03:53Was uns auch aufgefallen ist, war ein abgeschnittenes Mauskabel und das war als Fesselungswerkzeug
04:00zusammengeknotet, das lag an den Beinen der Leiche.
04:05Es ist zweifelsfrei davon auszugehen, dass es die Ermittler hier mit einem Verbrechen
04:08zu tun haben.
04:10Das bestätigt auch die anschließende Obduktion.
04:13Es kam noch vor Ort ein Gerichtsmediziner und am gleichen Tag haben wir auch noch in
04:19Freiburg die Obduktion durchgeführt.
04:21Da hat man dann festgestellt, dass das Opfer mit mehreren massiven Schlägen aufs Gesicht
04:31in den Kieferbereich ermordet wurde.
04:33Als Tatwerkzeug konnte man auch recht schnell diese Marmorstatue zuordnen, besser gesagt
04:41diesen Sockel, diese Pferdestatue.
04:44Kriminaltechniker untersuchen die riesige verwüstete Wohnung und Winter und seine Kollegen
04:50erhalten erste Erkenntnisse über das Opfer und die sind erstaunlich.
04:55Das Opfer war wohl bekannt in Rastatt, sowohl in der Bevölkerung als auch polizeilich bekannt.
05:02Es war eine schillernde Persönlichkeit, er war Besitzer dieses Hochhauses, das er auch
05:08selbst entworfen hatte und in den 60er Jahren gebaut.
05:12Er hatte sich mit sehr vielen Leuten überworfen persönlich, sei es mit seinen Mietern, an
05:20dem Objekt wurden keinerlei Renovierungsmaßnahmen mehr durchgeführt.
05:24Er hat zum Beispiel schon im April die Heizungen abgestellt und es kamen eigentlich da auch
05:29regelmäßig zu Streitereien mit den Mietern, wo dann sehr oft die Polizei dazu gerufen wurde.
05:35Das Opfer selber war eine sehr schillernde Figur hier in Stadt Rastatt, war ein Egomane,
05:40sehr unbeliebt.
05:41Wir hatten zig Personen, die theoretisch ein Motiv hätten, ihm was anzutun.
05:47Er war auch 2009 schon Opfer eines Raubüberfalls in seiner Wohnung, wo ca. 50.000 Euro geraubt
05:55wurden.
05:56Also insofern hat sich die Sonderkommission in der Gestalt wirklich als besonders dargestellt.
06:02Auch der Tatort stellt die Ermittler vor eine Herausforderung.
06:06200 Quadratmeter groß und völlig unübersichtlich, voll mit Papieren, Kartons, Büchern und mehr.
06:15Und dann hatte er dort oben auch noch eine Wohnung eingerichtet, wo er seine zum Teil
06:19millionenschwere Kunstsammlung gelagert hatte.
06:22Was es da ganz besonders interessant gemacht hat, er hat ja immer seine Miete von seiner
06:26138-Mieter-Bar verlangt und die mussten dann immer am letzten Freitag des Monats hoch in
06:33den obersten Stock fahren und dort hat er sie dann empfangen und dort durfte oder musste
06:36sie ihre Mieterbar barentrichten.
06:38Es war so, dass er ja auch neunmal verheiratet war, neben diesen neun Ehen auch noch weitere
06:48Beziehungen zu Frauen hatte, aus denen zum Teil auch Kinder hervorgegangen sind, die
06:53er ignoriert hat, für die er nie Unterhalt bezahlt hat, denen er auch angekündigt hat,
06:59sie sehen, keinen Cent aus einem Erbe sollte er jemals versterben.
07:03Also es gab zahlreiche Personen, die einfach einen Motiv gehabt hätten, aus persönlichen
07:10Gründen ihm was anzutun.
07:12Die Ermittler haben es hier mit einer äußerst ungewöhnlichen Gemengelage zu tun und unzähligen
07:18Menschen, die für eine solche Tat in Betracht kommen.
07:20So einen Fall hatten sie zuvor noch nie.
07:34Eine Brechstange, ein sogenannter Kuhfuß, eine zerbrochene Axt, eine durchwühlte Wohnung
07:41und ein Toter im Bett.
07:42Dieser Mord erschüttert den kleinen Ort Trebenow in der Uckermark im Jahr 2014.
07:48Kriminaloberkommissar Peter Könen ist damals Teil der Sonderkommission.
07:53Bis heute erinnert er sich, wie erschüttert das ganze Dorf war.
07:56Die Bevölkerung ist wie immer, wenn man in so einem kleinen Ort, also so eine kleine
08:01Ortschaft, wo man vielleicht 100, 200 Einwohner hat, sind die ja immer erst mal total schockiert,
08:07dass da jemand getötet wird, erschlagen wird.
08:09Es gab wenig Wohnungseinbrüche in der ganzen Gegend vorher und die waren natürlich alle
08:12verunsichert.
08:13Die hatten natürlich auch Angst.
08:15Es ist der 21.
08:17Juli 2014, ein schöner Sommertag.
08:20Hier in Trebenow wohnt der alleinstehende Rentner Karl-Heinz D.
08:27Nach einem Schlaganfall bekommt er täglich sein Essen geliefert.
08:31An diesem Tag gibt es Bratwurst mit Kraut, sein Leibgericht.
08:35Er hat immer schon auf der Treppe gestanden, hat das Essen entgegengenommen und die haben
08:39sich dann verabschiedet.
08:40Dann ist er zum nächsten.
08:41Und am 22. war es so, dass dieser Lieferdienst das Essen wie er geliefert hat, hat auch geklingelt
08:48und geklopft, hat niemanden geöffnet.
08:49Er hat es dann wie verabredet, wenn so ein Fall mal eintritt, hat er das Essen auf die
08:54Fensterbank gestellt.
08:55Und am 23. ist er wieder zum Liefern gekommen und hat festgestellt, dass sie das Essen immer
09:00noch auf der Fensterbank steht.
09:02Daraufhin verständigt der Lieferdienst den Nachbarn.
09:05Der hat einen Schlüssel und öffnet das Haus.
09:09Der Zeuge hat das Haus betreten und hat sich ins Schlafzimmer begeben und fand den Hauseigentümer
09:16im Bett liegend vor.
09:17Der lag seitlich zur eigentlichen Liegerichtung, die Füße aus dem Bett heraus.
09:22Der Oberkörper war mit der Decke abgedeckt, sodass man Kopf und Oberkörper nicht sehen
09:26konnte.
09:27Trotzdem war auch einiges Blut schon zu sehen.
09:30Ob er das in dem Augenblick wahrgenommen hat, wissen wir jetzt nicht so.
09:33Sofort verständigt der Nachbar den Rettungsdienst.
09:36Doch der Notarzt kann nur noch den Tod feststellen.
09:39Aufgrund der Verletzungen des Toten alarmiert er die Polizei.
09:43Er hatte am Kopf offensichtlich Platzwunden, Großfläche Hämatome und starke Blutung.
09:50Es wurde also mit einem massiven Gegenstand auf seinen Kopf eingeschlagen und hat zum Teil
09:57zu offenen Verletzungen geführt und zum Schädelbruch.
09:59Die Kriminaltechniker legen nun langsam die Leiche frei und entdecken die offensichtliche
10:06Tatwaffe im Bett.
10:07Hier sehen wir das erste Mal unseren Axtstiel und hier ist der Rest von der Axt, der Kopf.
10:17Also diese schräge Lage zum eigentlichen, was darauf schließen lässt, dass er Tatsache
10:24vielleicht aufstehen wollte noch, also nimmt die Beine zur Seite und will vielleicht hoch
10:30und er kriegt dann die ersten Schläge ab.
10:34Auch das Obduktionsergebnis zeigt klar, Karl-Heinz D. wurde erschlagen.
10:38Also hier, das ist dieser Axtstiel und diese Axt, die hatte nach meiner Kenntnis nach,
10:45hatte die ungefähr einen Kopf da drauf von 900 noch was Gramm.
10:51Und wenn man jetzt hier genau hinguckt, ist diese Axt sehr, sehr womstig.
10:56Also auf Deutsch gesagt, da war Parasitenbefall, die ist sehr morsch und ja, der Täter hat
11:03halt mit dieser Axt ausgeholt und hat zugeschlagen und dann ist sie ihm nach mehreren Schlägen
11:11abgebrochen.
11:12Um offenbar sicher zu gehen, dass sein Opfer wirklich stirbt, nimmt er eine zweite Axt
11:17und schlägt erneut zu.
11:19Aber warum?
11:20Offensichtlich wird die Wohnung nach der Tat durchsucht.
11:23Es fehlen etliche Uhren und aus dieser Geldkassette fehlen Scheine.
11:27Auffällig war natürlich, dass nicht alle Schränke durchsucht waren.
11:30Es waren immer so punktuell an einer bestimmten Stelle Schubfächer aufgemacht, an einer bestimmten
11:34Stelle eine Schranktür.
11:36Also der Täter oder die Täter haben in dem Sinne nicht alles durchsucht.
11:40Man musste davon ausgehen, dass die schon ungefähr wussten, wo sie suchen müssen.
11:45Das war ziemlich auffällig.
11:47Deshalb müssen Peter Köhnen und seine Kollegen unbedingt das Umfeld des Opfers durchleuchten.
11:52Er war nicht wirklich im ganzen Ort so integriert, aber in der unmittelbaren Nachbarschaft war
11:59das schon so, dass man miteinander gesprochen hat, sich gegenseitig geholfen hat.
12:03Er war jetzt nicht der Mensch, der sich stundenlang mit jemandem unterhalten hat, er hat doch
12:07trotzdem sehr zurückgezogen gelebt, aber hilfsbereit, freundlich, also man hat von
12:11allen Nachbarn eigentlich nur gute Berichte über ihn gehört.
12:16Offensichtlich hat Karl-Heinz D. keine Streitigkeiten oder Feinde.
12:20Die Spurensicherung hat mittlerweile auch den Außenbereich des Anwesens akribisch untersucht
12:25und so rekonstruiert, wie der oder die Täter ins Haus kamen.
12:29Wenn man dieses Gebäude hier sieht, diesen Nebengelass, ganz am Ende befindet sich eine
12:36Lampe, die sieht man sogar noch von hier.
12:38Und etwa zwei Meter davor befindet sich ein Bewegungsmelder.
12:42Die Täter müssen aus dieser Richtung angekommen sein, haben die Lampe, also die Glocke und
12:48das Leuchtmittel herausgedreht, sodass der Bewegungsmelder funktionslos war, also die
12:53Lampe ist nicht angesprungen und haben sich dann über diesen Bereich von hinten an das
12:57Haus angenähert.
12:58Auf der Rückwand befinden sich mehrere Fenster, dort wurde ein Gartenstuhl vor eines der Fenster
13:03gestellt und so als Steighilfe benutzt, um in dieses Fenster zu gelangen.
13:07Anscheinend kennen sich der oder die Täter aus oder haben das Anwesen vor der Tat ausspioniert.
13:14Wenn es sich tatsächlich um einen Raubmord handelt, verstehen Peter Köhnen und seine
13:18Kollegen nicht, warum ausgerechnet der bescheidene Rentner zum Opfer wurde.
13:23Oder handelt es sich doch um ein persönliches Motiv?
13:33Zurück in Raststadt.
13:35In diesem Fall spielt dieses Hochhaus eine zentrale Rolle.
13:40Der Besitzer Hans-Dieter P. lebt luxuriös in der obersten Etage und wird blutüberströmt
13:45und tot aufgefunden.
13:49Wir sind recht schnell davon ausgegangen, dass wir es hier vordergründig zunächst
13:54mal mit einem Raub zu tun haben, der dann wahrscheinlich irgendwie ausgeufert ist, aufgrund der Tatsache,
14:02dass der Tatort im Büro war und es eigentlich bekannt war bei allen Mietern im Haus, nicht
14:09nur bei den aktuellen, auch bei den ehemaligen und da hatten wir eine sehr hohe Fluktuation,
14:13war klar, dass er über größere Bahrschaften verfügt, unser Opfer, und dass die sich auch
14:18dort drinnen befinden.
14:19Da die Mieter von dem vielen Bargeld des Opfers wussten, konzentrieren sich die Ermittler
14:25vorerst auf die über 300 Bewohner im Hochhaus, eine Herkulesaufgabe.
14:31Da waren ungefähr 40 Beamte und noch zusätzlich einige Dolmetscher vor Ort und das ging über
14:40mehrere Wochen hinweg, bis wir tatsächlich festgestellt haben, wer alles dort in diesem
14:46Haus wohnt und was der tatsächlich dort auch zu suchen hat.
14:50Das Problem war auch, dass einige leer stehenden Wohnungen von Obdachlosen bewohnt wurden,
14:56es waren praktisch wilde Bewohner dort drin, die sich illegal dort irgendwo eingenistet
15:03haben, wo unser Opfer selbst nichts davon wusste.
15:06Doch was genau haben der oder die Täter eigentlich erbeutet?
15:10Das war uns zunächst unklar, was tatsächlich die Tatbeute sein soll, mit Sicherheit ein
15:18Betrag x an Bargeld, aber was dort tatsächlich fehlt, das konnten wir aufgrund dieser Unordnung,
15:23die wir dort hatten, überhaupt nicht feststellen.
15:25Während die aufwändigen Ermittlungsmaßnahmen laufen, erhält Markus Winter einen interessanten
15:31Bericht der Kriminaltechnik.
15:32Sie sehen hier zum Beispiel das Waschbecken im Büro, augenscheinlich sieht es ganz sauber
15:40aus, wir haben hier leichte blutverdächtige Antragungen gefunden und dann haben wir das
15:46mit einer entsprechenden Chemikalie, mit Luminol behandelt und anschließend kann man mit UV-Licht
15:52sichtbar machen, wo noch entsprechende Blutspuren sind.
15:57Das, was jetzt alles hier leuchtet, das waren praktisch Blutspritzer.
16:00Man kann das Bild dann mit dem Computer nochmal entsprechend umarbeiten und so muss das Waschbecken
16:07tatsächlich ausgesehen haben.
16:10Die Kriminaltechniker finden im Waschbecken sowohl DNA des Opfers als auch eine männliche
16:14Fremd-DNA, die vom Täter stammen könnte.
16:17Er muss sich bei der Tat verletzt haben.
16:20Alle männlichen Mieter werden jetzt einem Speicheltest unterzogen.
16:24Da haben wir alle potenziellen Tatverdächtigen speicheln lassen und haben zwei bis drei
16:30Durchläufe beim Landeskriminalamt gestartet und da kann ich mich sehr gut erinnern, immer
16:35das Ergebnis, wenn es negativ war, das war dann immer so, jetzt kommt das Ergebnis, kommt
16:39das Ergebnis, kommt und dann ist die Luft draußen, dann ist man mal am Boden.
16:44Auch ein Abgleich mit der allgemeinen DNA-Datenbank von Straftätern wird gemacht.
16:49Die Auswertung ist zeitaufwendig.
16:51In der DAD, der DNA-Analyse-Datei, sind über 1,2 Millionen Datensätze gespeichert.
17:042021 konnten über 19.000 Spuren einem Spurenverursacher zugeordnet werden und mehr als 5.600 Tatzusammenhänge,
17:13Spur-Spur-Treffer, festgestellt werden.
17:15Doch in diesem Fall ergibt die Eingabe der Fremd-DNA keinen Treffer in der Datenbank.
17:24Aber dann tut sich etwas.
17:27Und zwar hat man hier in der Rastatter Innenstadt ein Fahrzeug entdeckt, das im Zusammenhang
17:35mit einem Tötungsdelikt in Montpellier in Frankreich stand.
17:39Das ist immer hellhörig geworden, wir haben mit den Kollegen der Gendarmerie dann Rücksprache
17:44gehalten und in diesem Zusammenhang stand auch dieses Fahrzeug, das bei uns jetzt in
17:50Rastatt aufgefunden wurde und haben dann tatsächlich eine Person, eine männliche Person feststellen
17:55können, die an das Fahrzeug gegangen ist.
17:59Den konnten wir dann sehr zeitnah auch festnehmen und haben natürlich sofort eine DNA-Probe
18:06von ihm genommen.
18:07Und dann haben wir natürlich ganz gespannt gewartet auf das Ergebnis der DNA-Untersuchung,
18:14doch die war leider negativ.
18:15Das war ein Zufall, dass wir hier zufälligerweise einen zweiten Mörder in der Stadt hatten.
18:23Winter und seine Kollegen klären zufällig einen Mord in Frankreich.
18:28Der Mord an dem Hochhausbesitzer Horst-Dieter P. aber bleibt weiter ungeklärt.
18:38Trebenau in Brandenburg.
18:41Ein oder mehrere Täter haben sich nachts Zutritt zu diesem Haus verschafft und den
18:46Rentner Karl-Heinz D. in seinem Bett mit einer Axt erschlagen und Uhren und Geld entwendet.
18:52Ermittler Peter Köhnen und seine Kollegen sind beunruhigt, dass weitere Morde geschehen
18:57könnten.
18:58Gerade so, wenn man den Täter noch nicht hat oder noch nicht eingesperrt hat und man
19:03weiß, der läuft noch frei rum, das beschäftigt ihn dann schon.
19:10Das Auto des Opfers, ein alter Renault Laguna, fehlt ebenfalls.
19:15Sind der oder die Täter damit unterwegs?
19:18Es ist so, dass der Wagen, der ist nicht mehr am Tatort, man stellt fest, der ist weg.
19:24Dann wird der in die Fahndung gesetzt und diese Meldung, die geht an ein System und
19:31da auf der Autobahn zu dieser Zeit in einem anderen Strafverfahren diese Einrichtung angebracht
19:36und dann ist es so, dass die Person, die diese Kennzeichen erfasst, hat die Bewegung
19:39von dem Pkw erfasst, also am 22. um 6 Uhr ist dieses Fahrzeug in Richtung Berlin gefahren.
19:45Das macht den Ermittlern Hoffnung, den Fall zu klären.
19:49Außerdem sind Peter Köhnen und seine Kollegen mittlerweile tiefer in die Vergangenheit des
19:53Opfers eingedrungen und erfahren von einer gescheiterten Beziehung.
19:58Er hatte Jahre zuvor auch mal eine Annonce geschaltet, eine Beziehungssache, dass er
20:04jemand sucht und hatte über diese Annonce auch eine Frau kennengelernt mit ihmem Sohn.
20:09Die hat auch ein paar Jahre in dem Haus zusammen mit seiner Mutter gewohnt und das hat sich
20:14dann aber einige Jahre vor seinem Tod hat sich das sozusagen zerschlagen.
20:19Die Leute sind auseinandergegangen, die Frau ist wieder weggezogen mit ihrem Sohn und dass
20:23mit dem Sohn irgendetwas nicht richtig gelaufen ist, dass er in jungen Jahren schon straffällig
20:28geworden ist durch Diebstähle und Sachbeschädigung, das hat natürlich bei meinen Kollegen und
20:36bei mir sozusagen ein Interesse geweckt.
20:39Peter Köhnen und sein Ermittlerteam finden heraus, dass der besagte Ziehsohn weitere
20:44Verbrechen begangen hat und in Berlin lebt.
20:47Wir haben festgestellt, dass dieser Sohn auch munter weiter straffällig gewesen ist, also
20:53er war im Tätigkeitsbereich Raub, Räuberische Erpressung, Diebstahl, Betrug und diese Raubstraftaten,
21:02die wir dann feststellen konnten, die waren auch unter Verwendung von Waffen, also er
21:07hatte bei einer Sache eine Softwarewaffe dabei gehabt, ein andermal hat er ein Messer und
21:13Schlagstock dabei gehabt, also auch da wieder diese Kombination Schlagstock, Stumpfgewalt,
21:19das hat sich dann immer mehr so verdichtet.
21:21Wir haben dann festgestellt, dass er auch mehrere Jahre im Gefängnis saß wegen einem
21:24Raubüberfall und jetzt hat man diesen Fakt, wir haben dort ein Gewaltverbrechen mit stumpfer
21:30Gewalt gegen diesen Mann und wir haben jemanden, der mit ihm in Beziehung steht, der Ortskenntnis
21:34hat und letztendlich auch diese Straftaten auch des Öfteren schon begangen hat.
21:41Und das hat dazu geführt, dass der Staatsanwalt dann gesagt hat, wir haben ja erst mal mindestens
21:45einen Anfangsverdacht.
21:47Bei dem Verdächtigen handelt es sich um den 25-jährigen Steffen K., er wird festgenommen.
21:52Vorerst schweigt er, doch die Kriminaltechniker können seine DNA am Axtstiel nachweisen.
21:57Jetzt suchen die Ermittler nach weiteren Beweisen und werden an dieser Tankstelle fündig.
22:03Sie liegt zwischen dem Tatort und Berlin.
22:05Letztendlich sind wir hier an diese Tankstelle herangetreten und haben gefragt, ob es Video-Aufzeichnungen
22:10in der Tankstelle gibt zum fraglichen Zeitraum und diese haben wir sichergestellt und gesichtet.
22:15Auf den Aufzeichnungen ist Steffen K. eindeutig zu sehen und ein zweiter Mann.
22:19Bei ihm handelt es sich um den Mitbewohner von Steffen K., anscheinend sein Komplize.
22:24Die Aufnahmen lassen folgenden Schluss zu.
22:26Die beiden haben gerade das Opfer in Trebenau umgebracht durch stumpfe Gewalt, haben sich
22:33das Auto angeeignet vom Opfer und sind über die Autobahn hier zur Raststätte gefahren,
22:39weil der eine Mittäter festgestellt hat, dass er keine Zigaretten mehr hat.
22:43Sie sind dann hier in die Tankstelle gegangen, haben sich Zigaretten und eine Cola gekauft
22:47und auch noch eventuell was zum Frühstück und für sie war ein ganz normaler Alltag.
22:52Also sie sind ja zum Alltagsgeschäft übergegangen, sind anschließend dann nach Berlin nach Hause
22:56gefahren und haben sich schlafen gelegt.
22:58Und all das nach einem Mord.
23:01Beide werden in der Folge gestehen, diesen aus Habgier begangen zu haben, wobei Raubmorde
23:06in Deutschland insgesamt rückläufig sind.
23:092012 wurden 52 Raubmorde begangen, 2022 wurden 29 Raubmorde begangen, 44,3 Prozent weniger
23:19als zehn Jahre zuvor.
23:26In der Folge wird Steffen K. psychologisch begutachtet.
23:31Man hatte da so gewisse Defizite bei ihm festgestellt, unter anderem auch eine Empathielosigkeit.
23:37Und er war jemand, der Leute manipuliert.
23:41Also er hat auch sein Umfeld ziemlich manipuliert.
23:45Er hat teilweise dort vorgegeben, dass er zwei Persönlichkeiten hat.
23:49Die eine Person, die ist die ganz Liebe und die andere macht dann immer die bösen Straftaten.
23:54Der hat zum Beispiel seine bei den Straftaten verwendeten Waffen, hat er da mit ins Bett
23:59genommen und hat mit denen gekuschelt und hat den Namen gegeben.
24:03Dieser Kuhfuß zum Beispiel, den hat er Betty genannt.
24:07Also er war ein ziemlich Opferlehrtyp, der auch schon vor dieser eigentlichen Tat hat
24:13er schon öfter Gewaltfantasien gezeigt, auch Tötungsabsichten.
24:18Er hat gegenüber Zeugen, wie sich später herausgestellt hat, hat er Angaben gemacht,
24:22dass er mal unbedingt jemand ermorden möchte.
24:24Und so plant Steffen K. anscheinend, dass sein Ziehvater sein Opfer sein soll.
24:30Die Ermittler stoßen jetzt auf diese Bahnhofsüberwachungsbilder, die die Täter in der Nacht des Mordes zeigen.
24:35Wir befinden uns hier am Bahnhof Nechlin, das ist eine Station hinter Prenzlau.
24:41Und die Täter sind hier in der Nacht circa gegen 0 Uhr angekommen aus Richtung Berlin.
24:47Das wäre dann auf dem gegenüberliegenden Gleis, sind hier ausgestiegen und sind von
24:51hier aus zu Fuß nach Trebinow gelaufen.
24:54Vom Bahnhof aus laufen sie eine Stunde bis zum Haus ihres Opfers.
24:59Die Ermittler fragen sich, warum hat Steffen K. ausgerechnet auf seinen Ziehvater so viel Hass gehabt?
25:05Der hatte ihm sogar als Kind hier liebevoll eine eigene Werkstatt eingerichtet.
25:10Er, das Opfer und seine eigene Mutter, die Oma, die haben sich mehr um den Jungen gekümmert als die Mutter.
25:17Und deshalb ist es schwer nachvollziehbar, warum jetzt plötzlich dieser Hass da war.
25:21Darauf haben die Ermittler bis heute keine Antwort erhalten.
25:24Steffen K. und sein Komplize schweigen dazu.
25:27Dennoch werden die beiden wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
25:32Sie haben Karl-Heinz D. getötet, obwohl die Beute nur einen geringen Wert hatte.
25:37Letztendlich haben die dieses Auto erbeutet und noch ein bisschen Uhren, Schmuck, alles nicht unbedingt hochwertig.
25:44Und für dieses Auto, was sie dort letztendlich in Hohlen verkauft haben, haben die 125 Euro bekommen.
25:51Also die Beute ist wirklich lächerlich, also der Wert ist lächerlich, wofür der Schädigste sterben musste.
26:00Dank der Arbeit von Peter Köhnen und seinen Kollegen konnten die Täter ihrer Strafe zugeführt und so aus dem Verkehr gezogen werden.
26:08Gera. Der Mord an dem Polizisten Lutz L. beschäftigt 1979 die Polizei in Thüringen.
26:23Über Monate bleibt der Fall rätselhaft.
26:26Hans Thiers ist damals bei der Kripo.
26:29Wie es ihm und einem Kollegen gelingt, den Mordfall mittels Cola und Camembertkäse zu lösen, kann er bis heute selbst kaum glauben.
26:40So etwas habe ich in der gesamten kriminalistischen Laufbahn noch nicht erlebt.
26:43Und wenn ich es teilweise auch bei Kriminalisten erzählt habe, dann haben auch solche Kriminalisten so eine Situation nicht erlebt,
26:51dass es uns dadurch gelungen ist, die Täter zu knacken.
26:58Es ist der 14. Juni 1979, drei Uhr morgens, als bei der Feuerwehr in Gera ein Notruf eingeht.
27:06Sofort machen sich die Feuerwehrleute auf den Weg in die Ernst-Holler-Straße 14.
27:11Der Nachbar hat festgestellt, dass Rauch aus dieser Wohnung rausgekommen ist.
27:19Und es war eine Art Schwellbrand und er hat natürlich dann festgestellt,
27:24durch den starken Rauchgeruch und durch den Rauch ist er wach geworden und hat sofort die Feuerwehr informiert.
27:30Die Feuerwehr waren die Ersten hier an diesem Einsatzort.
27:33Die haben dann festgestellt, als sie rein sind und haben richtigerweise, als wenn sie es geahnt hätten,
27:39den Hauptgashahn zu diesem Wohnhaus erst einmal abgedreht.
27:45Der Rauch kommt aus einer Wohnung im ersten Stockwerk.
27:48Hier strömt Gas aus dem Herd und es gibt zwei Brandherde.
27:52In der Wohnung findet die Feuerwehr einen toten Mann.
27:56Der Mann hatte nur so ein weißes Unterhemd, Feinripp an und eine Hose,
28:03weil unter den Umständen wussten wir natürlich dann klar, dass es ein Polizist war.
28:09Denn die Uniform hing ja am Korridor dazu, also die Uniform, Jacke.
28:15Ein Hauptwachtmeister, Dienstrat hatte er und auf dem Korridor, auf der Ablage waren noch zwei Polizeimützen,
28:23also eine Winter- und eine Sommermütze.
28:25Somit wussten wir, es ist ein Polizist.
28:28Bei dem Toten handelt es sich um den alleinstehenden Polizisten Lutz L.
28:33Anscheinend hatte er vor seinem Tod noch Besuch.
28:37Ja gut, es war mal eine gewisse Unordnung in dieser gesamten Wohnung.
28:41Also hier stand für mich fest, es musste ein Saufgelage stattgefunden haben.
28:45Es waren Bierflaschen, Weinflaschen da, Gläser, die benutzt gewesen sind,
28:49Falleragebächer und so weiter mit Zigarettenkippen.
28:51Die Ermittler wissen nicht, wie genau der Mann zu Tode gekommen ist.
28:55Anfangs stehen für sie mehrere Varianten im Raum.
28:59Sicherlich mussten wir auch prüfen, ob ein Suizid vorliegt, auch das ist ja möglich gewesen.
29:04Also die Varianten waren erst einmal kurzfristig, wurden alle abgecheckt.
29:08Aber dadurch, dass an zwei verschiedenen Stellen Feuer gelegt worden ist,
29:13also Brandentwicklung da war und ein Schweelbrand festgestellt worden ist,
29:17der durch die Feuerwehr gelöscht worden ist, stand eigentlich eindeutig fest,
29:22wir müssen hier den Verdacht eines Tötungsverbrechens prüfen.
29:24Dazu brauchen die Ermittler Gewissheit über die Todesursache.
29:28Hier im Bezirkskrankenhaus Gera wird die Leiche obduziert.
29:32Ermittler Hans Thies ist damals mit dabei und protokolliert die Sektion.
29:38Man konnte damals schon eindeutig sagen, es ist als Todesursache CU-Intoxikation eingetreten,
29:46also an Stackgas verstorben.
29:50Das war eindeutig. Andere Gewalteinwirkungen waren am Opfer nicht sichtbar.
29:54Also weder Hammerschläge oder Faustschläge oder andere Dinge.
29:58Und dann warteten wir natürlich schnellstens auf die Laboruntersuchung ab.
30:02Und die diagnostizierten eindeutig,
30:04er hatte einen Bromelle-Blutalkoholwert von um 4,2
30:10und hatte ungefähr als Todesursache 67% CU-Intoxikation eingeatmet.
30:16Aber er hat noch eine Weile, als das Leuchtgas ausgeströmt ist, gelebt,
30:21denn er hatte typische Einatmungen von Wustpartikeln durch den Schweelbrand
30:25in den Atemwegen bis in die Lunge.
30:27Lutz L. ist also an einer Gasvergiftung gestorben.
30:31Aber wer hat das Gas aufgedreht?
30:33In der Wohnung finden sich keine Fingerabdrücke,
30:36aber Ermittler Hans Thiers fällt etwas anderes auf.
30:40In der Folge der weiteren Ermittlungen konnten wir feststellen,
30:43dass auch Gegenstände gefehlt haben.
30:45Dass also hier sozusagen auch bestimmte Dinge entwendet worden sind
30:49aus dem Bereich dieser Wohnung.
30:54Somit zeichnet sich immer mehr das Bild eines Raubmorders ab.
30:58Die Polizei veröffentlicht die entwendeten Gegenstände.
31:02Eine Reisetasche, ein Radio, einen Wecker und einen Kerzenständer.
31:06Die Ermittler hoffen auf Zeugenaussagen,
31:09doch niemand meldet sich.
31:10Zwischenzeitlich werden die letzten Stunden des Toten Lutz L. rekonstruiert.
31:15Zuletzt wird er in seiner Stammkneipe gesehen.
31:19So gegen 24 Uhr hat er die Gaststätte verlassen,
31:22hat also auch noch Getränke mitgenommen,
31:24Weinflaschen, Bierflaschen.
31:25Der Beutel war relativ prall gefüllt
31:28und hat also dann diese Gaststätte in Richtung seiner Wohnung,
31:31in Richtung Hans-Soller-Straße verlassen.
31:34Mit diesen Erkenntnissen geht die Polizei an die Öffentlichkeit.
31:37Die Ermittler suchen händeringend nach Zeugen,
31:40die Lutz L. noch in der Nacht gesehen haben
31:42und eventuell Aussagen dazu machen können,
31:45ob er auf dem Nachhauseweg jemanden getroffen und mitgenommen hat.
31:49Doch wieder erhalten die Ermittler keine Hinweise.
31:52Hans Thiers und seine Kollegen wissen nicht weiter.
31:55Wir waren so Anfang August ziemlich ausermittelt an dem Vorgang.
31:59Zumindest alles, was im Gehring, im Bezirk Gehring abzuprüfen war.
32:03Wir waren schon ein bisschen leicht frustriert.
32:07Weil ja viele Ermittlungsergebnisse ins Leere gelaufen sind.
32:11Obwohl wir dort intensivst und alle Kollegen gut gearbeitet haben.
32:15Hans Thiers will den Mord an dem Kollegen Lutz L. unbedingt aufklären.
32:19Doch er hat zunächst keine konkreten Ansatzpunkte.
32:30Zurück in Raststadt.
32:322012 wird in diesem Hochhaus der Besitzer erschlagen aufgefunden.
32:37Für die Polizei beginnt eine Sisyphusarbeit.
32:40Denn die Ermittler vermuten, dass der oder die Täter
32:43mit dem Opfer Horst-Dieter P. im selben Hochhaus wohnen.
32:47Im Waschbecken am Tatort finden sie eine Fremd-DNA.
32:51Das macht Hoffnung, den Fall zu lösen.
32:54Wir haben insgesamt 440 Personen getestet.
32:59Nachdem die Person mit dem direkten Bezugspunkt nicht infrage kam
33:05oder nachdem unsere Suche dort nicht erfolgreich war,
33:09haben wir uns weiter konzentriert auf Gewalttäter,
33:13die in das entsprechende Alter reinpassen,
33:16hier aus dem Kreis Raststadt,
33:18von denen noch keine DNA-Beprobung vorliegt.
33:21Aber auch dort haben wir keinen Tatverdächtigen gefunden.
33:25Wir hatten um die 368 Spuren zu bearbeiten.
33:30Zum Teil hat eine Spur zwei, drei Leitsordner gefüllt.
33:34Das sind meterlange Leitsordnerbände,
33:38die dann zum Schluss auf dem Tisch stehen.
33:41Man muss dann auch gedanklich parat haben.
33:44Wenn dann wieder ein Hinweis kommt,
33:46diese Verbindungen gedanklich herstellen zu können,
33:49da muss man fit sein.
33:50Die Ermittler der Soko-Hochhaus sind ratlos.
33:53Die Ermittlungen haben keinerlei Spuren
33:55auf einen oder mehrere Tatverdächtige ergeben.
33:58Nachdem unsere Ermittlungen hier im näheren Kreis
34:02nichts erbracht hatten, war für uns klar,
34:06dass wir mit dieser DNA, insbesondere auch aufgrund der Tatsache,
34:11dass wir viele Nationen im Haus vertreten hatten,
34:14dass wir den Abgleich in anderen Ländern suchen mussten.
34:18Wir haben über das BKA unser DNA-Profil
34:21in verschiedenste Länder geschickt.
34:23Wochen später setzen sich die Kollegen des LKA Baden-Württemberg
34:27mit Markus Winter in Verbindung.
34:30Wir haben vom LKA die Nachricht bekommen,
34:33dass wir unserer DNA-Spur jetzt endlich eine Person zuordnen können.
34:40Und das war Baban V., ein bulgarischer Staatsangehöriger,
34:4648 Jahre alt.
34:48Es wurde uns gleichzeitig mitgeteilt,
34:50dass er dort bereits schon wegen mehreren Eigentums-
34:53und Gewaltdelikten in Erscheinung getreten ist.
34:55Und unter anderem auch schon wegen versuchten Mordes verurteilt wurde.
34:59Mir ist einfach ein Stein vom Herzen gefallen.
35:01Nach Monaten der Ermittlungen, nach dem Stress, den man da hatte.
35:04Ich habe es eingangs erwähnt,
35:05wie stressig eine Sonderkommission sein kann.
35:07Da bin ich einfach nur fröhlich zurückgefahren,
35:10habe die ganze Mannschaft zusammengerufen,
35:12habe das Ergebnis kundgetan.
35:14Der ist bereits vor einigen Jahren schon mal in Berlin auffällig geworden
35:20wegen dem Verdacht der Zuhälterei.
35:23Da hat er eine minderjährige Versuchte Prostitution zuzuführen.
35:27Das war das Einzige, was wir eigentlich wussten.
35:29Aber was wir überhaupt nicht wussten, ist,
35:31wie bekommen wir ihn hier zur Tatzeit überhaupt an den Tatort?
35:35Welche Bezüge hat er dazu?
35:37Zunächst haben wir dann mal einen Haftbefehl beantragt,
35:41einen internationalen, über die Staatsanwaltschaft,
35:43den wir dann auch über die bulgarischen Behörden vollstrecken ließen.
35:48Die Polizei in Bulgarien nimmt Vaban V. fest.
35:52Der Familienvater hat bereits Jahre hinter Gittern verbracht.
35:56Matthias Hauns und ein Kollege holen den Tatverdächtigen in Bulgarien ab
36:01und fliegen mit ihm nach Deutschland.
36:05Sprechen konnte er mit uns nicht,
36:07weil er nur ein paar wenige Brocke Englisch konnte.
36:10Das war für ihn beeindruckend.
36:12Das war das 1. Mal in seinem Leben, dass er geflogen ist.
36:15Er war sehr beeindruckt vom Flug. Offensichtlich hat ihm das gefallen.
36:20Aber er hat mit uns groß gar nicht geredet.
36:23Doch in Deutschland bricht Vaban V.
36:25vor dem Haftrichter mittels eines Dolmetschers sein Schweigen.
36:28Er sagt aus, er habe Horst-Dieter P. am 1. Mai 2012 überfallen
36:32und mit der Pferdestatue getötet.
36:35Anschließend habe er ihm 2 Gemälde gestohlen.
36:38Angestiftet zu der Tat habe ihn seine Freundin Jasmin B.,
36:42die früher in dem Hochhaus gewohnt hätte.
36:45Auch sie macht jetzt eine Aussage.
36:47Sie schildert, dass er aus der Wohnung kam.
36:502 Bilder unter dem Arm, die er bei ihr in den Kofferraum geschmissen hat.
36:54Vollkommen blutbesudelt von oben bis unten.
36:57Hat sich ins Auto gesetzt und geheult.
36:59Und ihr einfach nur bedeutet, sie soll endlich losfahren.
37:02Sie sei dann auch losgefahren und mit ihm weg.
37:05Die Bilder sind bis heute verschwunden.
37:07Aber der Fall ist geklärt.
37:09Der Angeklagte und seine Komplizin kommen in Baden-Baden vor Gericht.
37:13Im Juli 2013 wurde Vaban V. wegen Mordes und Raub mit Todesfolge
37:21hier zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
37:25Jasmin B. wurde wegen Raubes in Mittäterschaft
37:31zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und 10 Monaten verurteilt.
37:36Die Ermittler der Sonderkommission
37:38hatten schon nicht mehr an die Lösung des Falles geglaubt.
37:43Dass aber der Fall dann doch noch so eine Wende genommen hat
37:46und wir dann tatsächlich unseren Täter in Bulgarien festnehmen konnten,
37:50der hierhergekommen ist.
37:52Und dann tatsächlich auch noch ein Geständnis abgelegt hat,
37:55erklärt hat, wie die Tat war.
37:57Und seine Mittäterin tatsächlich identifiziert hat.
38:02Hat gezeigt, dass wir eigentlich mit unserer Hypothese richtig lagen.
38:06Dass wir unter den ehemaligen Hausbewohnern suchen müssen.
38:10Die Stunde eines Hauptsachbearbeiters kommt immer dann,
38:13wenn sich die Ermittlungen mal konkret
38:15gegen einen Tatverdächtigen richten.
38:17Und eine Sonderkommission erfolgreich abzuschließen,
38:20d.h. den Täter zu überführen, auch gegenüber der Opferfamilie
38:23dann mit dieser positiven Nachricht kommen zu dürfen,
38:26das ist das Highlight.
38:29Für mich gibt es nichts Schöneres als dieses Erlebnis.
38:32Sonderkommission für sich selber ist für mich das Highlight,
38:35lebe ich gern.
38:37Und dann so abzuschließen, gibt nichts Schöneres.
38:42Markus Winter, Jürgen Ehinger und Matthias Hauns
38:45können zu Recht stolz auf ihre Arbeit sein.
38:48Einmal mehr haben sie bewiesen,
38:50dass Teamarbeit und Ausdauer zum Ziel führen.
38:58Gera.
39:01Ermittler Hans Thiers hat es hier Ende der 1970er-Jahre
39:05mit einem besonderen Fall zu tun.
39:07Ein Polizist wird hier in diesem Mietshaus
39:10nach einem Brandtod in seiner Wohnung gefunden.
39:15Wenn es natürlich noch ein Polizist ist,
39:17ist das natürlich schon eine andere Nummer.
39:20Wo man sagt, okay, hier müssen wir intensiv vermitteln.
39:23Wir müssen alle Umstände abklären und aufklären.
39:26Und in der Folge hat sich das bestätigt,
39:29dass es sich in dieser Situation um ein Tötungsverbrechen handelt.
39:33Polizist Lutz L. starb an einer Gasvergiftung.
39:36Anscheinend wollten es der oder die Täter
39:39nach einem Unfall aussehen lassen.
39:41Die Ermittler der thüringischen Polizei
39:43versuchen alles, um den Fall aufzuklären.
39:47Es wurde sehr viel gemacht,
39:49um relativ an gesicherte kriminalistische Erkenntnisse zu kommen.
39:54Der Zustand war Null.
39:56Das machte uns stutzig, zu sagen,
39:58der Täter wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht aus Gera
40:02eventuell in der weiteren Gebung oder sogar von weiter her kommen.
40:06Das war dann unsere neue Überlegung.
40:09Zeitgleich in Dresden.
40:11Hier arbeitet die Polizei an einem Raubmorddelikt
40:14und hat 2 Verdächtige.
40:16Horst S. und Uwe J., beide 20 Jahre alt.
40:20Ermittler Hans Thiers erhält davon Kenntnis
40:23und fragt sich, ob die Verdächtigen
40:25auch etwas mit seinem Fall in Gera zu tun haben könnten.
40:31Die Dresdner haben das gut ausgearbeitet
40:34in der kriminalistischen Information.
40:37Ob es auch in anderen Beziehungen Delikte gibt,
40:40die auf diese Arbeitsweise der Täterschaft passen.
40:44Am Ende haben wir gesagt, das passt eigentlich auf uns.
40:49Hans Thiers soll mit einem Kollegen die inhaftierten Männer
40:53zum ungeklärten Fall in Gera vernehmen.
40:56Er beginnt mit der Vernehmung des Horst S.
40:59Der kommt ihm zugänglicher vor.
41:03Plötzlich sagte er aus der Kalten heraus,
41:06wir könnten miteinander reden,
41:09aber ich hätte da schon von euch etwas gehabt.
41:14Ich trinke gerne Feta Cola, ich rauche gerne und trinke gerne Kaffee.
41:19Außerdem, es ist mit Vorliebe, diesen Kammertkäse,
41:23aber nicht in Silberpapier, sondern in Goldpapier.
41:27Das war natürlich ein Hinweis für uns.
41:30Aha, der will mit uns kommen.
41:33Will er uns eventuell verarschen?
41:36Das war natürlich ein Hinweis für uns.
41:39Der will mit uns kommen.
41:41Will er uns eventuell verarschen?
41:44Will er uns auf eine andere Fährte führen?
41:47Oder ist es wirklich so?
41:49Um das herauszufinden, werden jetzt Vita-Cola
41:52und der besagte Kammerbär-Käse besorgt
41:55und vor dem Verdächtigen auf den Tisch gelegt.
41:58Er sollte das sehen, wir haben es.
42:00Das war eine starke Beobachtung.
42:03Man merkte, wie sich der Knopf bewegte.
42:08Er hat sich gefreut, dass es da ist.
42:11Aber dann haben wir gesagt, gut, er kann das bekommen.
42:16Aber es ist eine Gegenleistung, muss hier entstehen.
42:20Und er hat gesagt, ja, mach ich.
42:23Wir waren in einer Stadt mit G.
42:26Er wusste nicht, dass wir aus Gerau kommen.
42:30Das war definitiv so festgelegt.
42:33Und plötzlich waren wir angespannt.
42:36Es wird Hans Thiers und seinen Kollegen
42:39noch etliche Cola-Flaschen und Käse-Portionen kosten,
42:43bis Horst S. tatsächlich alles gesteht.
42:46Die haben in der Folge eindeutig die Tötung gestanden.
42:50Und zwar deshalb, als sie die Wohnung betreten haben,
42:54waren sie erschrocken, weil sie wussten,
42:57sie sind in der Wohnung eines Polizisten.
43:00Da gab es zu DDR-Zeiten den Bullenausspruch.
43:03Den müssen wir irgendwie fertig machen.
43:06Den müssen wir umbringen.
43:08Wir sind jetzt in einer Bullenwohnung.
43:11Da kann uns nur was Schlimmes passieren,
43:14dass wir mit viel höheren Strafen rechnen müssen.
43:17Horst S. und Uwe J.
43:19werden wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
43:23Die waren in ihrem Charakter schon dermaßen verwahrlost,
43:27meiner Auffassung nach, dass sie keine Reue hatten.
43:31Sie waren nicht interessiert, wenn sie bei Diebstahls-Handlungen
43:35älteren Leuten Geld weggenommen haben.
43:38In dem Sinne war ihre Hemmschwelle schon sehr niedrig.
43:43Das war der Grund,
43:45dass für sie im Menschenleben nicht die Bedeutung hatte,
43:49wie die man haben sollte.
43:52Das war bei denen so geprägt.
43:56Kommissar Thiers ist mittlerweile pensioniert
43:59und ein begeisterter Radsportler.
44:02Die Geschichte vom Geständnis für Cola und Käse
44:05gibt er auch heute noch gerne zum Besten.