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Mehr Chancen als Sorgen: Nach Syrien, Afghanistan und der Ukraine ist für Serdar Sido, Milad Halimi und Olena Bezhenutsa nun Chemnitz die neue Heimat. Nach der Flucht aus ihren jeweiligen Heimatländern kam die Jobsuche. Auf dem sächsischen Arbeitsmarkt werden Fachkräfte gebraucht und gefördert. Eine Win-Win-Situation?

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Transkript
00:00Sachsen soll zum unattraktivsten Bundesland für Flüchtlinge werden,
00:05wenn es nach dem Willen der AfD geht und die Partei bei der Landtagswahl am 1. September
00:11zur stärksten Kraft in dem ostdeutschen Bundesland wird.
00:14Dagegen bemühen sich viele Organisationen in Sachsen um die Integration von Flüchtlingen.
00:20Im Bildungszentrum CBZ in Chemnitz beispielsweise wird Menschen mit und ohne Migrationshintergrund geholfen,
00:27eine Berufsausbildung oder andere Beschäftigung zu finden.
00:31Dabei helfen Mentoren. Tausende Menschen wurden so bereits in Lohn und Brot gebracht.
00:37Ich denke es wird leider in Sachsen ein bisschen zwei gegenseitige Bewegungen geben, wo Räumung entstehen wird.
00:50Klar geht, wenn man jetzt rein auf die Wahlprognosen schaut, geht es in eine eher willkommensfeindlichere Richtung.
01:01Aber es gibt genug Zivilgesellschaft und es gibt Gott sei Dank auch über 60% der Menschen, die eben willkommen doch leben wollen.
01:14Weil Arbeit das Kernelement der Integration ist, hat die Landesregierung den Job-Turbo geschaffen.
01:21Das heißt, nach dem Erwerb von Deutsch-Grundkenntnissen sollen Geflüchtete schnell eine Arbeit finden und die Fachsprache lernen.
01:29Das ist der Fall bei dem Elektroingenieur Milad Halimi aus Afghanistan.
01:34Er lebt seit drei Jahren in Sachsen und hat gerade sein erstes Ausbildungsjahr an der Technischen Universität Chemnitz absolviert.
01:42Er freut sich darüber, eine Aufenthaltsgenehmigung im sogenannten Silicon Saxony zu haben.
01:48Hier möchte Halimi mit seiner frisch gegründeten Familie eine Zukunft aufbauen.
01:53Er arbeitet 40 Stunden pro Woche und erhält dafür knapp 870 Euro.
01:58Dafür muss er keine Miete zahlen, sondern nur Strom und Internet.
02:02Das war ein bisschen schwierig. Ich habe in meinem Heimatland so viel in diesem Bereich gearbeitet, auch in Frankreich.
02:11Aber danach habe ich mich entschieden, als Betriebelektroniker hier zu arbeiten.
02:18Das war nicht einfach eine Ausbildung zu finden, aber ich habe es gelungen.
02:22Ich habe ein nettes Team gefunden hier mit netten Menschen.
02:27Neben fehlenden Sprachkenntnissen gibt es bei der Arbeitsvermittlung viele weitere Hürden.
02:32Das liegt auch an der Wirtschaftsstruktur, denn die meisten Unternehmen in Sachsen haben weniger als zehn Mitarbeiter.
02:39Für sie ist es besonders schwer, Integrationsangebote zu bieten.
02:43Dabei braucht Sachsen dringend Arbeitskräfte. Bis 2030 könnten bis zu 200.000 Mitarbeiter in dem Bundesland fehlen.
02:52Pro Lehrjahr haben wir drei Auszubildende. Es wird wirklich schwer, die zu besetzen.
02:58Vor 20 oder 15 Jahren hatten wir 60 Bewerbungen auf die Stellen.
03:04Wenn wir Glück haben, sind es jetzt 15.
03:07Es ist wirklich stark zurückgegangen, aber es ist allgemein in der Elektrotechnik so.
03:11Auch im Studium haben wir damit zu kämpfen.
03:13Es ist wirklich schwierig, in der Elektrotechnik Leute zu finden, die sich dafür wirklich brennend interessieren.
03:19Im Mai hat der Sächsische Landtag ein Integrations- und Teilhabegesetz beschlossen.
03:25Für den Sächsischen Flüchtlingsrat ist das ein gut gemeintes, aber etwas mutloses Werk ohne klare Pflichtaufgaben und Finanzierungsplan.
03:34Ankommen nach der Flucht bedeutet nämlich, Zitat, mehr als die bloße Verwertbarkeit von Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu fördern.
03:43Die ukrainische Psychologin Olena Bezenuza ist vor zwei Jahren aus Odessa geflohen.
03:48Wegen des Krieges in ihrem Heimatland musste sie ihre Weiterbildung als Therapeutin abbrechen.
03:54Derzeit wartet die 41-Jährige auf die Anerkennung ihrer Zusatzausbildung.
03:59Um ihren Traum zu verwirklichen und eine Praxis in Chemnitz zu öffnen, lernt Bezenuza Deutsch und arbeitet ehrenamtlich als Psychologin.
04:08Heute hält sie ein Seminar zur Stressbewältigung für geflüchtete Frauen.
04:39Über Integration kann der syrisch-kurdische Selfmade-Man Serdar Sido ein Lied singen.
04:50Er lebt schon seit neun Jahren in Chemnitz. Hauptschulabschluss, Ausbildung als Malerhelfer, dann Malermeister und seit einem Jahr Gründer und Eigentümer einer Handwerkerfirma, zusammen mit seinem Bruder.
05:04Steine hat man ihm hier nie in den Weg gelegt, berichtet Sido. Pragmatisch statt panisch blickt er auf die anstehende Landtagswahl.
05:12Ich habe auch in der Europawahl teilgenommen. Angst nicht. Das Wahl ist schön, es ist auch demokratisch. So etwas haben wir noch nie erlebt in unserer Heimat.
05:24Ich habe Angst vor Gewalt. Nicht von welcher Partei gewinnt oder wie es da läuft. Aber ich denke, Gewalt gehört nicht zu Deutschland. Deswegen sind wir auch hierher gekommen.
05:36Am Ende effekt, die werden ja demokratisch gewählt und wenn die gewinnen, dann muss man halt auch akzeptieren, denke ich.
05:44Es bringt nichts, wenn man das wie einen Dollar im Traubti, weil Leugner sagen, das stimmt nicht. Klar macht mir das Sorgen.
05:50Natürlich, wenn irgendwelche gewaltbereite Leute an der Macht kommen. Ich habe ja Angst, dass die irgendwann nicht mehr unterscheiden, du bist gut oder schlecht.
06:03Du bist ein Ausländer, auch wenn du den Pass hast. Das ist das, was mir persönlich Sorgen macht. Ich hoffe, dass das nicht so wird.
06:12Angekommen ist er zu 95 Prozent, sagte Sido. Jetzt würde er gerne seine engsten Verwandten nach Deutschland holen, um sie in seinem Betrieb zu beschäftigen.
06:21Einfach wird das aber nicht, hieß es in der Ausländerbehörde. Die Zahl Asylsuchender hat 2023 im Vergleich zum vorigen Jahr zugenommen.
06:31Von allen Asylsuchenden in Deutschland nimmt Sachsen weniger als 5 Prozent auf.
06:42Vielen Dank.

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