Kurz hintereinander kommen zwei Mieter eines Wohnhauses ums Leben: Kriminalreporter Lohmann starb angeblich durch einen Unfall, und Versicherungskaufmann Sterz soll sich selbst umgebracht haben. Hauptkommissar Siska hat seine Zweifel. (Text: Premiere)
Category
📺
TVTranskript
00:00Untertitel von Stephanie Geiges
00:30Untertitel von Stephanie Geiges
01:00Untertitel von Stephanie Geiges
01:25So, Haare, bitteschön.
01:27Na los.
01:28Ach, das ist Gruppenzwang.
01:30Eine besonders üble Art von Gruppenzwang.
01:32Warum spielen wir nicht Schach?
01:33Haare, aber bitte, wo soll man denn hier die Figuren aufstellen?
01:36Also komm, machen Sie schon, das tut mich weh.
01:38Vorausgesetzt, du zielst in die richtige Richtung.
01:41Ich kann mir bei diesem Spiel nie die Regeln merken.
01:43Haare, Mann, mit Ihrer Auffassungsgabe, ich bitte Sie.
01:46Außerdem, ich bin verletzt, ja.
01:50Also gut, aber ich setze noch eine Runde aus, wenn's möchten.
01:54Also recht ist es nicht.
01:56Bitteschön.
02:07Kobi!
02:09Kobi!
02:12Oh nein, vom Regen in die Traufe.
02:16Eberhard!
02:17Ja!
02:18Wie geht's dir?
02:20Gut, geht's dir?
02:22Was gibt's?
02:24Morgen.
02:25Ja.
02:26Du, Kobi, morgen.
02:28Ja, was denn sonst, Eberhard?
02:31Das ist Lohmann.
02:33Der Herr Eberhard Lohmann.
02:35Der!
02:38Der Eberhard Lohmann.
02:40Der Lohmann war, ähm, ist, äh, Kriminalreporter,
02:44wenn er auch in der letzten Zeit nicht mehr so viel veröffentlicht hat.
02:48Immer auf Recherche, Kobi, immer auf Recherche.
02:53Man wird bald wieder von mir reden.
02:55Oh ja.
02:56Bald.
02:57Wir sind gespannt, Eberhard.
02:58Aber, weißt du, dummerweise sind wir mitten in einem Spiel.
03:04Kobi.
03:06Kobi, ich hab ihn.
03:09Wen?
03:11Den Fall der Fälle.
03:15Der schreibt mein Leben lang über Fälle überall in der Welt
03:20und wo findest du den raffiniertesten Mörder?
03:27Weißt du das?
03:30Im eigenen Haus.
03:32Ja, im eigenen Haus, Kobi.
03:37Wollen Sie uns was anzeigen?
03:42Alles zu seiner Zeit, mein Freund, alles zu seiner Zeit.
03:48Mein Gott.
03:50Mein Gott, das Leben ist schön.
04:06Nicht zu fassen.
04:08Er war wirklich mal eine große Nummer.
04:11Ja, auf jeden Fall hat er wohl eine große Liebe.
04:13Kobi.
04:15Das ist die Verkleinerungsform von Jakob.
04:18Ich war nicht mehr ganz nüchtern damals, als er mir das Du angeboten hat.
04:22Schließlich war ich auch mal jung.
04:24Ich rufe mein Taxi.
04:26Kobi.
04:30Also ich wäre sehr dankbar, wenn wir daraus jetzt nicht einen Dauerwitz machen.
04:35Ja?
04:36Woraus, dass Sie mal jung waren?
04:39Kobi.
04:58Loderweg 9.
05:00Loderweg 9.
05:03Loderweg 9.
05:05Loderweg 9.
05:06Loderweg 9.
05:08Ja, man hat mir gesagt, da wohnen Sie.
05:10Ach so, das hat man gesagt.
05:12Ja.
05:14Macht 28,40.
05:16Bisschen viel, nicht, oder?
05:18Ja.
05:20Kannst nicht erinnern.
05:22Stimmt so.
05:24Haben Sie Frauen, Kinder?
05:26Hä?
05:27Frauen, Kinder?
05:28Nein.
05:29Nein?
05:30Raus mit dem Wechselgeld.
05:33Einer macht 60.
05:34Hier.
05:36Ja, gut.
05:37Gute Nacht.
05:38Gute Nacht.
06:05Suchen Sie die hier?
06:14Oh ja, das ist eine tolle Kombi...
06:17Kombinationsgabe.
06:23Spät wie immer, schöne Frauen.
06:25Ja.
06:26Ja.
06:27Ja.
06:28Ja.
06:29Ja.
06:30Ja.
06:31Ja.
06:32Spät wie immer, schöne Frauen.
06:34Man hat's nicht leicht, wenn man im Beruf steht.
06:37Ja, ich glaub's auch, aber schwer mit dem Stehen.
06:42Na, haben Sie sich's überlegt?
06:45Überlegt, was?
06:47Ob Gelegenheit und Bekanntschaft zwischen uns sich lohnt.
06:50Ja.
06:51Ja.
06:52Ja, ich hab's mir überlegt.
06:54Und die Antwort ist nein.
06:56Das ist aber ein Fehler.
06:58Der Fehler ist viel größer als Sie glauben.
07:00Werde ich der erste in meinem Leben.
07:02Ja, das kann ich mir denken.
07:04Bitte?
07:09Ich weiß ja, mit wem Sie zusammen sind.
07:13Bitte?
07:14Ja.
07:15Ich weiß auch, was das für einer ist.
07:19Das geht nicht gut.
07:21Das ist nie, nie gut gegangen, sowas.
07:25Zu Ihren Zeiten vielleicht.
07:27Aber jetzt haben wir andere.
07:33Andere?
07:44Hallo, Mann.
07:46Sie wissen ganz genau, wie laut das hier in meinem Treppenhaushalt.
07:49Das hab ich Ihnen jetzt schon oft genug gesagt.
07:51Guten Abend, lieber Erstaunlicher.
07:53Na, wie geht's?
07:55Oh.
07:57Eine neue Matte.
07:59Hm?
08:00Ja, die ist handgewebt.
08:02Handgewebt?
08:04Von frisch geschorenen Lämpchen, nicht?
08:06Och, sie schlimmer, sie.
08:08Hallo, Mann.
08:10Sie sind wirklich unmöglich.
08:22Ich bin unmöglich.
08:23Ich bin unmöglich.
08:53Ich bin unmöglich.
09:24Gerhard?
09:38Gerhard?
09:40Ich hab was gehört.
09:42Ja.
09:44Ja, mich natürlich.
09:46Ja.
09:48Ja.
09:50Ja.
09:51Ja, mich natürlich.
09:53Du stehst doch sonst nicht auf mitten in der Nacht.
09:56Ich, äh, ich hatte Durst.
09:58Dein Blumenkohl im Pfeffermandel, der hat es wirklich in sich.
10:02Dabei hab ich nur drei Chili genommen.
10:04Zwei weniger als im Rezept.
10:07Hat genügt.
10:09Ach.
10:11Aber egal.
10:13Komm, lass uns ins Bett gehen.
10:17Du hast ja noch gar nichts getrunken.
10:22Ja, richtig, ja.
10:48Sieht aus wie ein Unfall.
10:49Aber ich kann mir das nicht vorstellen.
10:51Da war nichts mehr zu machen.
10:58Da sieht man sich jahrelang nicht.
11:00Aber innerhalb weniger Stunden.
11:02So ist das Leben.
11:05Mich wundert's, dass er lächelt.
11:07Würden Sie lächeln, wenn Sie da runterfallen?
11:09Kommt drauf an, wie viel Alkohol ich getrunken habe.
11:12Ja, um so das Gleichgewicht zu verlieren,
11:14mindestens drei Promille, hm?
11:16Wie könnte er gehabt haben?
11:17Und gesehen hat's natürlich niemand.
11:19Mitternacht.
11:21Der Mann oben, der hat ihn gefunden.
11:26Ja, natürlich.
11:28Und denken Sie an die gestreiften Westen.
11:30Ja, auf dem hinteren Wühltisch.
11:32Ja, die müssen ausgezeichnet werden.
11:34Ach, wissen Sie was?
11:36Lassen Sie's, lassen Sie's einfach.
11:38Ich mach es selber.
11:40Ja, ich komm, sobald ich kann.
11:42Wenn man sich nicht um alles selber kümmert.
11:44Ja, wem sagen Sie das?
11:45Sie haben den Toten gefunden, Herr?
11:47Staudlinger.
11:49Mit L.
11:51Das sieht ihm wieder ähnlich.
11:53Einen Tag vor Schlussverkauf.
11:55Und wann haben Sie ihn gefunden?
11:57Als ich die Wohnung verließ, um zehn vor sieben genau.
12:00Ehrlich gesagt, zuerst dachte ich mir, er ist betrunken.
12:03Aber dann bin ich in so etwas Ekliges gestiegen,
12:06in so was Glitschiges.
12:08Und ehrlich gesagt,
12:10würde ich jetzt unheimlich gern meine Schuhe wechseln, ja?
12:12Gleich, gleich.
12:13Haben Sie an seiner Position irgendwas verändert?
12:15Um Gottes willen, nein, nein, nein.
12:17Ich hab ihn so liegen lassen, wie er war.
12:19Und sofort 110 angerufen, ja.
12:21Und seitdem steh ich jetzt hier rum.
12:23Und ehrlich gesagt, müsste ich im Geschäft sein.
12:25Haben Sie in der Nacht irgendwas gehört?
12:27Nein.
12:29Ach, ich hab ja zwei Schlaftabletten genommen, ja.
12:32Aber vor einem Schlussverkauf bin ich immer so wahnsinnig kribbelig.
12:35Verstehen Sie?
12:37Gut, danke.
12:39Sagen Sie, wer wohnt denn da?
12:41Das ist Ehepaar Sterz.
12:43Ah, sehr nette junge Leute.
12:45Und Sie trennen Ihren Müll?
12:47Ah ja, schön. Gut, vielen Dank.
12:49Okay.
12:53Was gehört?
12:56Wissen Sie, ich hab die Wohnung nicht zuletzt
12:58wegen der guten Schallisolierung gekauft.
13:00Nehmen Sie, nehmen Sie noch Platz.
13:02Danke.
13:04Wissen Sie, wann es passiert ist?
13:06Ach, der Arzt sagt, vor fünf bis sechs Stunden.
13:08Also nachts gegen zwei.
13:10Ach, danke.
13:11Wenn die Tür zu ist, dann hört man hier nichts.
13:13Ja, da lege ich auch Wert drauf.
13:15Wissen Sie, ich hab tagsüber genug Hektik.
13:17Was machen Sie?
13:19Ich bin Kreditberater bei der Sparkasse
13:21und ja, da will ich abends meine Ruhe haben.
13:23Das verstehe ich, ja.
13:25Arbeiten Sie auch bei der Sparkasse?
13:27Nein, ich arbeite freiberuflich als Übersetzerin.
13:30Das heißt, Sie sind tagsüber zu Hause?
13:32Ja.
13:34Na, dann kannten Sie Herrn Lohmann vielleicht etwas näher.
13:36Der blieb ja tagsüber auch zu Hause.
13:38Herr Lohmann hat tagsüber wahrscheinlich geschlafen,
13:39war eher nachtaktiv.
13:41Jedenfalls hätte seine Schreibmaschine
13:43laut genug geklappert.
13:45Das muss man sich mal vorstellen,
13:47heutzutage eine Schreibmaschine.
13:49Also hört man doch etwas.
13:51Durchs Fenster, wenn es offen ist.
13:54Wir leben hier unten ziemlich abgeschieden.
13:57Vielleicht fragen Sie mal die Frau Krug aus dem ersten Stock.
14:01Bei der war er, glaube ich, ziemlich aufdringlich.
14:04Aufdringlich?
14:06Das ist zu viel gesagt.
14:07Ich kann mir die Leute durchaus im Leib halten.
14:10Sie leben hier allein, Frau Krug?
14:12Mein Freund ist gelegentlich hier,
14:14und ich bin gelegentlich bei ihm.
14:16Wir können uns nicht entscheiden, die Wohnung zusammenzulegen.
14:19Ja, sowas kommt vor. Und letzte Nacht?
14:21War ich hier, allein.
14:23Und Sie haben nichts gehört?
14:25Nein, ich habe nichts gehört.
14:29Kannten Sie Herrn Lohmann näher?
14:31Das könnte noch.
14:33Ich meine, ich fand ihn nicht völlig unsympathisch.
14:34Solange er auf Abschied blieb.
14:36Und, blieb er?
14:38Na ja, die letzten Monate wurde er mir zu übermütig.
14:40Er war ziemlich aufgedreht.
14:42Er wollte, er soll Stunden leben.
14:44Stunden?
14:46Ja, ich bin Fitnesslehrerin.
14:48Ich gebe auch privat Stunden.
14:50Aber in seinem Fall habe ich ihn doch lieber abgelehnt.
14:53Sie sagten, die letzten Monate. Und zuvor?
14:56Zuvor?
14:58Habe ich ihn kaum bemerkt.
15:00Er war irgendwie anders.
15:02Zurückgezogen, schweigsam.
15:04Alt.
15:06Und dann wurde er plötzlich, wie soll ich sagen,
15:08jünger, frischer, vielleicht frecher.
15:11Ja, wacher.
15:13Wie ein Mann, der auf einmal eine Aufgabe hat.
15:15Oder ein Ziel.
15:17Und was für eine Aufgabe, das wissen Sie nicht?
15:19Ich ließ ihn nie mehr als zwei Sätze an mich ran.
15:21Ich spürte, er war ein schwieriger Mensch
15:23und mein Bedarf an Schwierigkeiten ist gedeckt.
15:26Entschuldigung.
15:28Lohmanns Tochter ist unten.
15:30Ach, wer hat sie denn verständigt?
15:32Niemand. Sie ist vorbeigekommen, einfach so.
15:35Kommt sie öfter vorbei?
15:38Ich wusste nicht mal, dass er eine Tochter hat.
15:45Was haben Sie denn gemacht?
15:47Ich habe den Müll zurück in die Tüte gepackt.
15:49Das ist nämlich Ordnungssinn.
15:51Nee, das sind nicht Ermittlungen.
15:53Und wissen Sie was?
15:55Ich habe die Tüte nicht mal ein Drittel vollgekriegt.
15:57Schau an.
15:59Das ist doch merkwürdig.
16:01Ich meine, wer bringt nachts um zwei eine Mülltüte runter,
16:02die noch nicht mal ein Drittel voll ist?
16:04Sinnlos betrunken, ne?
16:08So betrunken habe ich gesehen,
16:10aber so sinnlos betrunken kann man mir gar nicht vor.
16:12In der Tüte war auch nichts, was stinkt.
16:15Das ist die Tochter von Herrn Lohmann.
16:28Frau Lohmann?
16:30Hinze.
16:32Ich bin verheiratet, mein Mann.
16:34Guten Tag.
16:36Guten Tag, Siska, Krepo München.
16:38Mein Beileid.
16:40Danke.
16:42Darf ich Sie trotzdem gleich fragen,
16:44warum Sie ausgerechnet heute hierher gekommen sind?
16:46Ich meine, ich habe gehört,
16:48dass Sie Ihren Vater nicht allzu oft besucht haben.
16:50Er hat mich herbestellt.
16:52Herbestellt?
16:54Ja.
16:56Er wollte mir irgendetwas zu lesen geben.
16:58Er hat mich gestern angerufen.
17:00Wann war das, Lothar?
17:02Ich weiß es nicht.
17:04Ich habe nicht aufgepasst.
17:06Ich war mitten in einem Artikel.
17:08Mein Mann ist Geologe.
17:10Er schreibt gerade irgendwas Wichtiges
17:12über metronome Gesteine.
17:14Metamorphosgesteine?
17:16Ja.
17:18Und ich muss sagen,
17:20mein Vater hatte einen Ton drauf,
17:22wie ich ihn seit Jahren nicht mehr gekannt habe.
17:25Inwiefern?
17:29Triumphierend.
17:30Ich weiß nicht, wie ich es anders nennen soll.
17:33Nun interessiert es mich aber wirklich sehr,
17:35was Ihr Vater Ihnen zu lesen geben wollte.
17:37Können wir?
17:43Und warum sind Sie mitgekommen?
17:45Aus reiner Neugier?
17:47Nein, nein, das ist ein anderer Grund.
17:49Ah ja.
17:51Und welche?
17:53Müssen Sie das wissen?
17:55Bitte.
17:58Ich habe gerade keinen Führerschein.
18:01Verstehe.
18:13Mein Gott,
18:15das sieht ja aus wie ein Museum.
18:19Ich möchte alles sein,
18:21bloß nicht sein Nachlass verwalten.
18:25Darf ich vorstellen,
18:27das ist Herr Lohmanns Tochter, Frau Hinze,
18:28ihr Mann, mein Kollege Hane.
18:30Frau Hinze sagt,
18:32Ihr Vater wollte ihr etwas zu lesen geben,
18:34etwas Wichtiges.
18:36Ah ja, bitte, bedienen Sie sich gern.
18:38Gibt es hier irgendwas, was neu aussieht?
18:40Oh, überall liegt Staub drauf.
18:42Fast überall.
18:44Und er hat Ihnen auch nicht gesagt, worum es sich handelt?
18:46Nein.
18:48Er hat nur gesagt,
18:50es würde mir zeigen,
18:52dass man sich in einem Menschen gewaltig täuschen kann.
18:54Und Sie wissen auch nicht mehr?
18:56Nein.
18:58Wie finde ich diese Erkenntnis?
19:00Es ist gerade weltbedingt neu.
19:02Vielleicht liegt ein Schreiben im Safe.
19:05Im Safe?
19:14Triumph der Stahlindustrie.
19:16Haben Sie eine Ahnung, wo das Schlüssel ist?
19:18Nein.
19:20Dann kann es noch eine Weile dauern,
19:22bis wir wissen, was drin ist.
19:29So, wer passt zusammen?
19:32Nur nicht drängeln.
19:34Ein Unfall, wie er öfter mal vorkommt.
19:36Ja, aber mit einigen Eigenheiten.
19:38Ja, die man aber alle irgendwie erklären könnte.
19:41Sie wissen, an was wir denken?
19:43Oh ja, an gestern Abend und was er da gesagt hat.
19:46Über den raffiniertesten Mörder.
19:48Im eigenen Haus.
19:51Jetzt fahren Sie endlich.
19:53Kannst du trotzdem noch kommen?
19:56Na und?
19:59Uns bleiben noch zwei Stunden ist doch besser als gar nichts.
20:02Lohmann war seinerzeit der Kriminalreporter.
20:04Die absolute Nummer eins.
20:06Er hatte sogar eine eigene Kolumne.
20:08Kein Mord ohne Lohmann.
20:10Wer weiß, vielleicht ist er diesem Spruch ja treu geblieben bis zuletzt.
20:14Es hat mir natürlich gefallen, dass er mich mochte.
20:16Er hat immer gesagt,
20:18Kobi, aus dir wird noch was.
20:20Ein Prophet.
20:22Also Verbrüderungen zwischen Polizei und Presse
20:25sind immer was kniffliges.
20:26Aber ich muss sagen,
20:28er wollte nie Informationen von mir.
20:30Im Gegenteil.
20:32Ich bekam sogar welche von ihm.
20:34Das einzige Problem dabei war nur,
20:36dass man mit ihm nachts durch die Kneipen ziehen musste.
20:39Und das ist nun mal nicht meine Natur.
20:41Ich bin Frühaufsteher.
20:43Ja, was Sie mich sagen, Kollege.
20:46Na ja, und dann kommt der Computer.
20:48Neue Zeiten, neue Methoden, neue Fabriken.
20:51Nicht mehr seine Welt, hä?
20:53Das Einzige, was noch so war wie früher, war der Whisky.
20:56Ich glaube, es war mindestens fünf Jahre her,
20:59dass ich ihn zum letzten Mal nüchtern gesehen habe.
21:01Hat er daran gearbeitet?
21:03Oh ja, an seine Erinnerungen.
21:05Den Titel hatte er schon.
21:07Lohmanns gesammelter Mörder.
21:09Ich möchte wissen, was daraus geworden ist.
21:11Wir nehmen die nächste Bahn.
21:16Siska?
21:18Frau Hinze.
21:20Frau Hinze?
21:22Ja, also ich sagte,
21:24wir schicken Ihnen einen Spezialisten für den Safe.
21:26Sie haben nämlich gemeint,
21:28dass er innerhalb der nächsten fünf Minuten kommt.
21:30Ja, wir machen das schon.
21:32Heute Nachmittag.
21:34Danke.
21:36Ja.
21:38Ja.
21:40Ja.
21:42Ja.
21:46Ja, danke Frau Hinze.
21:48Danke.
21:57Das war die Frau Hinze, die Tochter vom Lohmann.
22:00Ja, das haben wir schon mitgekriegt.
22:02Aber was hat sie gesagt?
22:04Ach, sie hat irgendwas gefunden,
22:06irgendwelche Schriftstücke, Verfügungen,
22:08gezeichnet von Lohmann, betreffend einem gewissen Herrn,
22:10der auch mal jung war.
22:12Kobi.
22:16Sie haben gesagt, wir machen keinen Dauerwitz daraus, hä?
22:19Sie haben gesagt, Sie wollen alles sein, nur nicht ...
22:22So ein Nachlassverwalter.
22:24Sie sind's.
22:26Nein.
22:28Nein.
22:31Ich seh's gar nicht, Sie wollen mich verkohlen.
22:34Ja, Glückwunsch.
22:39Oh nein.
22:57Wissen Sie, es ist schon längere Zeit her,
23:00dass ich Ihren Vater kannte.
23:02Ich möchte nicht auf seine alten Regelungen stehen.
23:05Verwandte Erstengardes sind für eher zuständig für den Nachlass.
23:09Ja, ja, wir überlegen uns das.
23:18Ich weiß gar nicht, wie Vater sein Geld angelegt hat.
23:21Vielleicht sind Wertklapiere drin.
23:23Ach, Anni.
23:25Ein Vater war keiner, der das Geld anlegt,
23:27aber einer, der es ausgibt.
23:33Überhaupt, Lohmann, der Fluch des Hauses Chesterfield,
23:36so was hat der auch geschrieben.
23:38Na ja, alles, was Geld brachte.
23:41Eisiger Nebel krocht die Temse herauf,
23:44Big Ben schlug Mitternacht,
23:46Rebecca, du weißt doch gar nicht, wie sie heißt, die Dampfwiesel,
23:50schlug fröstelnd den Kragen ihres Regenmantels hoch,
23:52der nur knapp die wohlgefundenen Schenkel verdeckte.
23:55Du kannst es ruhig mitnehmen.
23:57Kenner lesen das zu Hause im Bett.
23:59Kannten Sie Ihren Schwiegervater eigentlich gut?
24:02Gut?
24:04So weit hat es nicht kommen lassen.
24:07Ich erkläre ihm haargenau den Unterschied
24:10zwischen Gneis, Glimmer und Philipp.
24:12Und was macht er?
24:14Er fragt mich, haben Sie einen Waffenschein?
24:16Ich sage, warum, nein.
24:18Sagt er, Sie bräuchten einen.
24:19Sie langweilen doch jeden zu Tode.
24:23Und dann sahen wir uns nur noch selten.
24:27Metamorphesgestein hat eine tiefe innere Schönheit.
24:34Aber das ist einem Laien nur ganz schwer begreiflich zu machen.
24:37Ja, jeder Beruf hat seine Schattenseiten.
25:19Zeitungsartikel.
25:21Nichts als Zeitungsartikel.
25:23Zeitungsartikel.
25:25Nichts als Zeitungsartikel.
25:52Na, Sie sind wieder da.
26:22Sie sehen ja nicht gerade verzückt aus.
26:24Ich verstehe es nicht.
26:26Ich verstehe nicht, was er damit wollte.
26:28In all diesen Artikeln geht es um das Gleiche.
26:30Und zwar?
26:32Um Roland.
26:34Um den Roland?
26:36Den Roland.
26:38Es wäre schon schön, wenn mir mal jemand sagen würde, worum es geht.
26:41Roland ist ein Phantom, ein Auftragsmörder der Mafia.
26:44Niemand weiß, wer er ist, kommt, tötet, verschwindet.
26:47Das Einzige, was man von ihm kennt, ist diese Beschreibung hier.
26:52Wer ist der Roland?
26:54Einer der Ermittler hat ihn so getauft.
26:56Vielleicht nach seinem Schwiegervater.
26:59Lohmann hat zu drei Fällen die Artikel gesammelt.
27:03Allesamt aus diesem Jahr.
27:05Mord an einem Dealer in Frankfurt,
27:07Mord an einem Dealer in Berlin,
27:09Mord an einem Staatsanwalt in Florenz.
27:11Und alle nach der gleichen Vorgehensweise.
27:14Auf offener Straße erschossen.
27:16Was hat Lohmann damit machen wollen?
27:19Ein Buch schreiben?
27:20Ein Buch schreiben?
27:22Da würde er doch nicht irgendwelche Zeitungsartikel im Safe verstecken.
27:26Und uns erzählt er im Suff, dass er ein Mörder auf der Spur ist.
27:30Aus seinem eigenen Haus.
27:34Wenn beides zusammenhängt, was wäre dann die einfachste Folgerung?
27:38Er wusste, wer Roland ist.
27:44Jetzt machen Sie mal nicht so ein Gesicht,
27:46als wäre es ein unsinnliches Angebot.
27:47Selbst wenn das zusammenhängt, bleibt immer noch die Möglichkeit,
27:50dass Lohmann sich in eine fixe Idee verrannt hat.
27:53Von den Leuten im Haus sieht niemand so aus.
27:57Er wird ja wohl kaum in seinem privaten Umfeld
27:59in seiner Roland-Maskerade rumlaufen.
28:07Ich will alles wissen, was über Roland bekannt ist.
28:10Alles?
28:12Alles. Weiterbildung kann nie schaden.
28:15Ich schlage vor, wir stellen mal fest,
28:17ob einer von den Hausbewohnern zur fraglichen Zeit
28:19in Berlin, Frankfurt oder Florenz gewesen ist.
28:21Ah ja, da gibt es noch einen Hausbewohner,
28:23den Freund von der Fitnesslehrerin.
28:25Der geht da auch ein oder aus.
28:27Mit dem könnte ich mich übrigens noch mal schnell unterhalten.
28:29Die Muckibude liegt da bei mir auf dem Heimweg.
28:31Was für eine Bude?
28:33Muckibude.
28:35Ah nee, das Fitnessstudio.
28:37Schönen Feierabend allerseits.
28:39Hey, lass die Luft raus.
29:03Mit Verkleidung.
29:05Mein Gott, wie lächerlich.
29:07Ich habe Ihnen doch gesagt,
29:09er war letzte Nacht nicht bei mir.
29:11Ich möchte es einfach gerne mal von Ihnen persönlich hören.
29:13Dann ist die Sache erledigt.
29:15Nein.
29:17Bitte?
29:19Nein, das möchte ich nicht.
29:21Mein Freund war nicht da.
29:23Es gibt nichts, was er Ihnen sagen könnte.
29:25Und ich habe mit Ring zu tun.
29:27Ist er verheiratet?
29:29Nein.
29:31Hat er Schwierigkeiten mit der Polizei?
29:33Nein, nichts dergleichen.
29:34Das ist doch eine Demoral.
29:36Ich verstehe es nicht.
29:38Ihr Freund geht bei Ihnen ein und aus.
29:40Da kennt ihn doch sowieso jeder.
29:42Schon.
29:44Aber wenn er zu mir kommt, sieht er sich mal was anderes.
29:46Können Sie mich zwingen, seinen Namen preiszuwählen?
29:48Nein, ich kann Sie jetzt nur bitten.
29:50Kann ich jetzt meine Arbeit?
29:52Ich habe eine Wohnung abzuzahlen.
29:54Und Siska?
29:56Siska, Ihr Feierabend ist gestrichen.
29:58Ja, aber dafür dürfen Sie mit Lorenz in der Perle auf Haust.
30:13Das war ein kurzer Feierabend, oder?
30:15Nachts im Wald, wie ich das sehe.
30:17Ja.
30:19Das war ein kurzer Feierabend, oder?
30:20Nachts im Wald, wie ich das liebe.
30:22Wer hat ihn gefunden?
30:24Die beiden da drüben.
30:26Die es hier so romantisch finden.
30:28Er saß auf dem Fahrersitz.
30:30Sie haben ihn rausgezogen und versucht wiederzubeleben.
30:32Aber es war schon zu spät.
30:34Er hat die Abgase ins Auto reingeleitet.
30:36Klassische Variante.
30:38Ja.
30:41Heute früh kam er mir gar nicht vor wie jemand,
30:43der sich am Abend umringt.
30:45Hm.
30:47Unsere schnelllebige Zeit.
30:49Ach.
30:51Sie werden zynisch, Herr Kollege.
30:53Und ich dachte, ich werde weise.
30:55Gibt's da überhaupt einen Unterschied?
30:57Was? Oh ja, oh ja, oh ja, den gibt's.
30:59Gute Nacht.
31:01Nacht.
31:03Also entweder ist das hier ein ganz besonders hässlicher Zufall
31:05oder es besteht da wirklich irgendein,
31:07irgendein übler Zusammenhang.
31:19Ich hatte den Eindruck, dass bei ihm alles in Ordnung war.
31:22Geistig und körperlich.
31:24Das lässt sich ja feststellen.
31:26Je schneller, desto besser.
31:30Er hat sich nicht umgebracht, niemals.
31:33Die Umstände sprechen leider dafür.
31:36Frau Sterz, welchen Grund könnte ihr Mann gehabt haben?
31:39Keinen.
31:41Einer wie Gerhard bringt sich nicht um.
31:43Er hat von einer Villa in Marbella geträumt.
31:45Er hat jeden Abend nur darauf gewartet,
31:47dass seine Aktien steigen.
31:49Sich umzubringen wäre das Letzte, was er getan hätte.
31:54Das war das Letzte.
32:03Frau Sterz, heute früh habe ich gesagt,
32:05dass der Unfall hier im Haus
32:07letzte Nacht gegen zwei passiert sein muss.
32:09Ich hatte den Eindruck, dass Sie dazu etwas sagen wollten,
32:11aber es ist nicht so.
32:12Ich hatte den Eindruck, dass Sie dazu etwas sagen wollten,
32:14aber Ihr Mann hat Sie daran gehindert.
32:20Es war nicht wichtig.
32:23Sagen Sie es trotzdem, bitte.
32:28Gerhard ist letzte Nacht aufgestanden,
32:30um etwas zu trinken.
32:33Ziemlich genau um diese Zeit.
32:35Nur um etwas zu trinken, sonst nichts?
32:37Sonst nichts.
32:40Frau Sterz, ich glaube Ihnen gern,
32:42dass Ihr Mann nicht um etwas zu trinken ist,
32:44aber trotzdem, vielleicht hat er irgendwas gesehen oder gehört.
32:46Wenn, dann hat er mir nichts davon gesagt.
32:49Gut, vielen Dank.
32:52Ach, Frau Sterz,
32:54kennen Sie den Freund von Frau Krug im ersten Stock?
32:57Netter Mann.
32:59Könnten Sie ihn beschreiben?
33:02Mitte 30,
33:04dunkelblond, schlank.
33:06Trinkt er ein Bart?
33:08Kein Bart.
33:10Gut, vielen Dank.
33:12Vielen Dank, Frau Sterz.
33:18Gut, ganz so abwinklig ist es nicht,
33:20dass er irgendwas gesehen hat oder irgendjemanden.
33:24Und zwar jemand, bei dem er dachte,
33:26da lässt sich viel Geld holen.
33:28Eine todsichere Anlage, sozusagen.
33:30Ich bin nicht zynisch, ich denke nur logisch.
33:32Ich gebe Ihnen ja recht,
33:34natürlich nur wenn alle Reden stimmen
33:36mit dem, was Sie hier zu tun haben.
33:38Niemand da.
33:40Was machen wir jetzt?
33:42Ich habe mal gelesen,
33:44es gibt irgendwo Menschen,
33:46die gehen einfach schlafen.
33:48Echt?
33:50Na schön,
33:52dass es aber nicht zur Gewohnheit wird.
34:08Herr Staudlinger, wann waren Sie denn hier?
34:10Mein Gott, haben Sie mich erschreckt.
34:13Ich suche meine ...
34:16Staudlinger!
34:18Sie sind nicht da.
34:20Wir sind hier.
34:22Wir sind hier, Herr Staudlinger.
34:24Wir sind hier.
34:26Wir sind hier.
34:28Wir sind hier, Sie sind hier.
34:30Wir sind hier.
34:32Wir sind hier.
34:34Wir sind hier.
34:35Ja. Der Herr Lohmann hat ihn sich vorgestern bei mir ausgeliehen.
34:40Anscheinend das Einzige, was er nicht besessen hat.
34:43Ich dachte mir, es wird wohl am unkompliziertesten sein,
34:47wenn ich ihn mir ganz diskret zurückhole.
34:50Ah, da ist er ja.
34:52Benutzt hat er ihn anscheinend nicht.
34:58Herr Staudlinger, wie sind Sie hier reingekommen?
35:01Wollen Sie uns erzählen, die Tür war offen?
35:04Aber nein. Ich habe aufgesperrt.
35:07Sehen Sie, das ist ein ganz besonderer Fall.
35:10Das ist ein ganz besonderer Fall.
35:13Das ist ein ganz besonderer Fall.
35:16Das ist ein ganz besonderer Fall.
35:19Ich habe aufgesperrt.
35:21Sehen Sie, der Schlüssel zum Heizungskeller,
35:24der passt hier für sämtliche Wohnungen.
35:27Das weiß hier jeder, aber niemand sagt etwas.
35:30Das ist ein richtig offenes Haus hier.
35:33Ja. Zufrieden?
35:35Nein, aber Sie können trotzdem gehen.
35:38Danke.
35:40Eine Frage hätte ich noch. Reisen Sie viel?
35:43Natürlich. Was meinen Sie, was ich rumkomme als Einkäufer?
35:47Italien wunderbar. Frankreich weniger.
35:50Also Frankreich ist ja meiner Meinung nach
35:53in der Herrenmode hoffnungslos überschätzt.
35:56Gut zu wissen. Leben Sie allein?
35:59Ja, natürlich. Hat doch nur Vorteile.
36:02Ja. Nicht für uns.
36:07Gute Nacht.
36:09Gute Nacht.
36:17Gute Nacht.
36:39Was ist denn das für eine Nummer?
36:42Wissen Sie, ich habe mich letzte Nacht
36:45sehr lange mit meiner Frau unterhalten.
36:48Wir wollen nichts von dem, was mein Schwiegervater zurücklässt.
36:52Sie können frei darüber verfügen.
36:54Oh, danke.
36:56Diese ganzen Sachen, die er da gesammelt hat,
36:59was sollen wir denn damit?
37:01Das ist ja nicht unsere Welt.
37:03Und die alte Verfügung von ihm, die klärt das ja eindeutig.
37:07Ehrlich gesagt, wir sind ganz erleichtert.
37:10Machen Sie damit, was Sie wollen.
37:13Ich denke, mein Schwiegervater wusste schon, was er tat.
37:17Jedenfalls damals noch.
37:19In letzter Zeit war das ja nicht mehr so eindeutig feststellbar.
37:24Sie meinen, er wusste nicht mehr, was er tat?
37:27Na ja, er hatte so seine Merkwürdigkeiten.
37:33Zum Beispiel?
37:35Am schlimmsten Beispiel leiden wir immer noch.
37:38Wissen Sie, warum meine Frau keinen Führerschein mehr hat?
37:41Ja.
37:42Fahrerflucht, ich habe nachgeschaut.
37:44Sie hat eine ältere Dame angefahren.
37:46Sie war's nicht.
37:48Mein Schwiegervater war im Steuer, sie hat's auf sich genommen.
37:52Sie war immer so stolz auf ihren Vater.
37:56Sie konnte es nicht ertragen, dass er...
38:00dass er Defizite hatte.
38:03Aber die hatte er.
38:05Er hat schon immer viel getrunken
38:07und in den letzten Jahren begann das ihm zu greifen.
38:11Es tut schon weh, wenn man erleben muss,
38:13wie sich ein ehemals scharfer Verstand verwirrt.
38:16Vielleicht war es deshalb,
38:18dass wir mehr und mehr Abstand zu ihm genommen haben, unbewusst.
38:23Wir werden sein Andenken natürlich ehren,
38:26aber seine sonstige Haare ist bei Ihnen besser aufgehoben.
38:30Sie haben dazu ja bestimmt auch einen größeren inneren Bezug,
38:33schon von Berufs wegen.
38:35Ich bedanke mich Ihnen sehr, auch im Namen meiner Frau.
38:38Auf Wiedersehen.
38:40Auf Wiederschauen.
38:42Auf Wiedersehen.
38:45So, damit haben wir jetzt zwei Gewissheiten.
38:47Erstens, er war nicht mehr ganz dicht.
38:49Und zweitens, ich hab sein Gerümpel endgültig am Hals.
38:52Ja, nach dem klaren Verstand klingt das allerdings wirklich nicht.
38:55Aber das ist ja meine Rede.
38:57Ich halte es für gewagt, Lohmannsprüche wörtlich zu nehmen.
39:05Hane!
39:07Ja?
39:08Was ist das?
39:10Alles über Roland. Sie wollten doch alles recherchieren.
39:13Und im Computer ist noch einiges auf Gizette.
39:17Und hier hab ich eine Liste,
39:19Name, Anschrift, Telefon von sämtlichen Ermittlern,
39:22die sich jeweils mit ihm beschäftigt haben.
39:26Hane, manchmal wünschte ich mir, Sie wären nicht so gründlich.
39:31Kommen Sie! Ich weiß was Besseres.
39:34Wie was? Billard?
39:35Ja!
39:36Oh nein!
39:37Doch!
39:38Damit hat alles angefangen.
39:39Ja!
39:40Doch!
39:44Ja, was denn jetzt, wo es spannend wird?
39:46Hier der Obduktionsbericht von Gerhard Sterz.
39:49Es ging ja schnell wie noch nie. Wie haben Sie das geschafft?
39:51Ich war freundlich.
39:52Und? Schon gelesen?
39:54Ja, Prinzipen klar erfahren.
39:56Er war nüchtern. Kein Alkohol, keine Drogen.
39:58Und die Todesursache steht eindeutig fest.
40:00Kohlenmonoxidvergiftung.
40:02Ja, nun nicht nicht so zufrieden. Es gibt da nämlich noch eine kleine Merkwürdigkeit.
40:05Nämlich?
40:06Haben Sie extra veranlasst, dass man den Toten auf Spuren äußerer Gewalt untersucht?
40:11Hab ich ja. Es war so ein Gedanke.
40:13Er hatte eine leichte Schwellung am Kinn. Kaum wahrnehmbar.
40:16So als hätte man ihn betäubt mit einem gezielten Schlag?
40:19Vielleicht.
40:20Und wenn es so war, dann muss der Schlag genau das wichtige Maß gehabt haben.
40:24Soll heißen, gerade mal stark genug, um ihn bewusstlos ins Auto zu setzen?
40:27Und das Gas reinzuleiten, ja.
40:29Und wenn das so war, dann heißt das was?
40:31Das heißt, dass derjenige, der den Schlag ausgeführt hat,
40:34sich mit sowas sehr sehr gut auskennen muss.
40:38Ein Profi?
40:39Ein Profi.
40:40So, dann bringen Sie das mal weg und kommen Sie mit. Es ist eh Mittagszeit.
40:44Jo.
40:45Ah, Sepp, bist du so nett und legst dich bitte mal bei uns ins Büro?
40:49Danke.
40:50Ein Mann stürzt die Treppe runter.
40:52Gemäß allen vergleichbaren Fällen ist das ein Unfall.
40:56Ein anderer Mann, zufällig aus dem selben Haus, erstickt in seinem Auto.
41:00Gemäß allen vergleichbaren Fällen ist das ein Selbstmord.
41:03Ja, das sind die einzig wirklichen Fakten.
41:06Alles andere ist ein ewiges Wenn, Wenn, Wenn, Wenn.
41:09Hanno, jetzt holen Sie mal Tiefluft.
41:11Tut mir leid, wenn ich pingerlich bin, aber wenn es ich nicht bin, dann ist es hier keiner.
41:15Außerdem sind Sie noch schockiert von dem gigantischen Aktenberg,
41:18den ich Ihnen auf den Tisch gelegt habe.
41:20Was ist denn für ein Aktenberg?
41:21Ach, ach, ach, Hanno, zu Ihrer Information.
41:23Das meiste ist mir schon bekannt, so und jetzt steigen Sie gefälligst ein.
41:26Ich habe Ihnen etwas zu erzählen, ich war nämlich nicht untätig, Sie auch.
41:31Das grundsätzliche Problem mit Roland ist, er hinterlässt keine Anhaltspunkte,
41:35abgesehen von der immer gleichen Vorgehensweise.
41:38Die Beschreibungen von ihm sind sehr, sehr vage.
41:40Er tritt ja auch nur in Maskierung auf.
41:42Fazit, die Ermittlung tritt auf der Stelle.
41:45Was macht man in so einem Fall?
41:46Man erstellt Psychogramme.
41:48Genau, genau.
41:50Es gibt über Roland jede Menge psychologische Profile.
41:53Alle untersuchen die Frage, was ist er für ein Mensch?
41:56Was hat er für eine Persönlichkeit?
41:58Und was treibt ihn an?
42:04Ja, und? Was?
42:08So, und darin sind sich alle einig.
42:10Die Liebe zum Handwerk.
42:12Dieser Mann ist ein stiller, gründlicher Profi,
42:15der seine ganze Befriedigung in einer gut geleisteten Arbeit findet.
42:20So wie, wie Hale zum Beispiel.
42:24Nur auf der Gegenseite.
42:26Oh, danke, ich nehme das als Kompliment.
42:28Nur, wenn der in Rente geht, dann tut er das auf einer Jacht in der Karibik.
42:32Also die Liebe zum Geld scheint doch eine gewaltige Triebfeder zu sein.
42:36Hale, Sie können doch immer noch umsatteln.
42:38Also inzwischen geht man davon aus,
42:40dass er sich in aller Sorgfalt eine unauffällige,
42:43bürgerliche Tarnexistenz aufgebaut hat.
42:48Noch eine Gemeinsamkeit mit dir.
42:50Genau. Und wer weiß, wie so einer reagiert,
42:52wenn seine Tarnung aufzufliegen droht.
42:54Er legt alle um.
42:58Dieser Roland erschießt seine Opfer.
43:00Weder Lohmann ist erschossen worden, noch Sterz.
43:03Wenn ihm jemand reicht, dann ist es der Roland.
43:07Wenn ihm jemand aus seinem bürgerlichen Umfeld auf die Schliche kommt,
43:10dann wird er sich doch davor hüten, ihn auf die Art umzubringen,
43:12die sein Markenzeichen ist.
43:14Genau.
43:16Naja, viel Schönes dran.
43:18Aber alles nur Hypothese, leider.
43:21Ja, zugegeben.
43:23Trotzdem sagt mir mein Gefühl, dass wir uns im Fall Lohmann
43:25ein paar Dinge noch mal näher anschauen müssen.
43:27Du bist dran.
43:29Und zwar?
43:31Den unbekannten Freund von Frau Krug, zum Beispiel.
43:35War unser braver Herr Staubticker im Lande zu den Terminen,
43:38als Roland zuschlug, oder war er geschäftlich unterwegs?
43:41Ja, und dieses Pärchen, das den Sterz gefunden hat,
43:44unmittelbar nachdem es passiert war.
43:49Du hast heimlich geübt, oder was?
43:51Ich reife an meinen Aufgaben.
43:59Wunderschön, sehen Sie? Ich komme gleich zu Ihnen.
44:02Fragen?
44:04Zu unserem Herrn Staudlinger? Na, dann fragen Sie mal.
44:07So viel Sie wollen.
44:09Könnten Sie einfach mal nachschlagen,
44:11wo er an diesen Tagen hier war?
44:13Nachschlagen, sowas muss ich auch nicht nachschlagen.
44:15Sonst habe ich im Kopf.
44:17Das finde ich...
44:21Ohrfisch?
44:23Möchten Sie? Reine Hirnnarbe.
44:25Nein, danke.
44:2727. April, nein, da war er nicht da.
44:29Aber vom 17. April bis 8. Mai.
44:31Und wissen Sie wo?
44:33Ja, natürlich, in Marokko.
44:35Er hat dort einen Kurs gemacht, im Teppichweben.
44:38Praktisch sein einziges Thema auf sämtlichen Betriebsfeiern.
44:434. Juni.
44:496. August?
44:53Nein, da war er auch nicht da.
44:55Ach, weder am 4. noch am 6.,
44:58aber das ist doch nicht weiter verwunderlich.
45:00Warum?
45:02Weil beide Tage ein Sonntag waren.
45:04Und noch ist dieses Haus hier sonntags geschlossen.
45:07Aber das wussten Sie natürlich.
45:09Naja, natürlich.
45:12Danke.
45:14Ich muss jetzt telefonieren.
45:20Ach, jetzt verstehe ich.
45:22Sie haben die Daten aus dem Zeitungsartikel notiert,
45:24ohne im Kalender nachzuschauen?
45:26Ohne im Kalender nachzuschauen, welche Wochentage es waren?
45:29Ja, na und?
45:31Hane!
45:33Ja, hin und wieder darf man es doch merken,
45:35dass Sie ein Mensch sind.
45:37Aber genau so hat er ausgesehen.
45:39Ja gut, das mit dem Gut ist auch nicht so wichtig.
45:42Hauptsache ist, Sie sind sich in all den anderen Details einig.
45:45Sind wir.
45:47Ja, Sie haben uns sehr geholfen, vielen Dank.
45:49Kommen Sie mit, bitte.
45:52Wiederschauen.
45:55Auf Wiedersehen.
45:57Und?
45:59Haben Sie irgendwen gesehen?
46:01Außer dem Toten?
46:03Ja, ein Mann ist Ihnen entgegen gekommen.
46:05Aha, konnten Sie ihn beschreiben?
46:07Hier ist das Phantombild.
46:09Oh nein.
46:14Noch ein Zufall?
46:16Ab jetzt ist es einer zu viel.
46:25Bleib.
46:27Eis.
46:29Vollständig.
46:31Nochmal.
46:33Atmen.
46:35Und wieder hoch.
46:37Nochmal.
46:39Und wieder hoch.
46:41Jetzt die Seite hoch.
46:44Wechsel.
46:48Mitte.
46:50Und das war es für heute.
46:52Vielen Dank.
47:01Du lieber Gott, Sie müssen hier ganz schön unterbeschäftigt sein.
47:04Im Gegenteil, ich bin beschäftigt wie selten.
47:06Nicht zuletzt Ihre Wege.
47:08Immer noch die gleiche Frage?
47:10Ja, immer noch die gleiche Antwort?
47:12Ja.
47:14Dann muss ich Ihnen leider sagen,
47:16dass Sie sich über den Ernst der Lage nicht im Klaren sind.
47:18Ich ermittle hier in einem Mordfall.
47:20Mein Freund hat nichts damit zu tun.
47:22Nein, so einfach geht das jetzt nicht mehr.
47:24Und ich biete Ihnen hiermit die letzte Möglichkeit,
47:26das diskret zu erledigen.
47:28Ich kann Ihnen nichts sagen, ohne Ihnen vorher zu fragen.
47:32Gut.
47:34Dann tun Sie es.
47:36Ich kläre es von Ihnen persönlich ab.
47:39So schnell wie möglich, bitte.
47:46Hane, sie geht gerade raus.
47:50Ja.
48:20Habe ich Sie schon gesehen?
48:22Nein.
48:24Ich habe Sie schon gesehen?
48:26Nein.
48:28Habe ich Sie schon gesehen?
48:30Nein.
48:32Habe ich Sie schon gesehen?
48:34Nein.
48:36Habe ich Sie schon gesehen?
48:38Nein.
48:40Habe ich Sie schon gesehen?
48:42Nein.
48:44Habe ich Sie schon gesehen?
48:46Nein.
48:48Habe ich Sie schon gesehen?
48:50Nein.
49:18Habe ich Sie schon gesehen?
49:48Habe ich Sie schon gesehen?
49:50Nein.
50:02Sisa?
50:04Ja, Hane, endlich.
50:06Sie steigt aus
50:08und wartet.
50:10Sie hält vor einer Kirche,
50:12einer Kirche in der gerade eine Hochzeit ist.
50:14Gut, bis später, ja.
50:20Ja, Wiegand?
50:22Wen wollen Sie sprechen?
50:24Ach, den netten Herrn Hane, ja.
50:26Der ist leider im Moment nicht da.
50:29Aber ich kann ihm gern was ausrichten.
50:31Um wen? Um den Herrn Staudlinger geht's.
50:34Ah, ja?
50:37Und wo war der am 4. Juni?
50:39Er war bei einem Klassentreffen der Lüneburger Heide.
50:42Ich weiß das noch so genau, weil er mir damals erzählte,
50:45dass er jedem einen selbstgewebten Bettvorleger geschenkt hat.
50:48Also ich hab mich gefragt, was die sich wohl alle gedacht haben.
50:51Und wissen Sie etwas Näheres?
50:54Ich meine, wo genau in der Lüneburger Heide er war?
50:57Nein, das weiß ich nicht.
50:59Aber das finden Sie doch ganz leicht heraus.
51:01So leicht ist es auch nicht für uns.
51:03Sagen Sie, können Sie nicht den Herrn Staudlinger
51:06einfach ans Telefon holen?
51:08Nein, das kann ich nicht.
51:10Ich weiß, dass er weg ist. Danke.
51:12Wiedergern.
51:154. Juni, das war der Mord in Florenz.
51:18Tja, wenn unser süßer Herr Staudlinger
51:20tatsächlich in der Lüneburger Heide war,
51:22dann ist ein Alibi nicht zu überbieten.
51:24Das will ich aber schon noch genau wissen.
51:27Aber so wie es aussieht,
51:29sind wir damit wieder bei Frau Krug und ihrem Freund.
51:32Siska?
51:34So, die Leute sind jetzt draußen
51:36und nehmen Aufstellung für ein Foto.
51:38Was macht Frau Krug?
51:41Hält sich abseits.
51:45Jetzt gehen die Leute zu ihren Autos.
51:47Sie steht immer noch dort.
51:49Moment, der Pfarrer kommt.
51:51Sie geht auf ihn zu.
51:54Die unterhalten sich.
51:56Ziemlich eindringlich.
51:58Beschreiben Sie mal den Pfarrer.
52:00Gut aussehend, dunkelblond, schlank.
52:021,90 groß.
52:05Mitte 30?
52:07Etwa.
52:09Alles klar. Kein Wunder, dass sie es geheim hält.
52:11Hane, kommen Sie zurück.
52:13Das fällt Ihnen unseres vor.
52:15Na, sowas.
52:18Aber den Vatikan werde ich melden.
53:07Hilfe!
53:09Hilfe!
53:11Gott, was ist denn passiert?
53:13Rufen Sie die Polizei.
53:15Warum denn?
53:18Ein Mann in meiner Wohnung.
53:20Ja, bitte.
53:22Hier, rufen Sie die Polizei.
53:24Rufen Sie die Polizei!
53:26Rufen Sie die Polizei!
53:29Rufen Sie die Polizei!
53:31Rufen Sie die Polizei!
53:33Rufen Sie die Polizei!
53:35Rufen Sie die Polizei!
53:37Er wollte mich betäuben und aufhängen.
53:39Es sollte aussehen wie ein Selbstmord.
53:42Genauso wie bei Gerhard. Warum?
53:44Haben Sie den Mann gekannt?
53:46Es ging alles so schnell.
53:48Ich hoffe, er hat jetzt einen Finger weniger.
53:50Meine Zähne tun mir immer noch weh.
53:53Frau Sterz, das ist nicht ohne Grund passiert.
53:55Wissen Sie etwas über den Tod von Lohmann,
53:57dass Sie uns verschwiegen haben?
53:59Nein.
54:01Über den Tod Ihres Mannes?
54:03Nein.
54:06Gut.
54:08Wir leiten die Fahndung ein.
54:10Mein Kollege Hahne wird bei Ihnen bleiben.
54:12Erzählen Sie ihm ruhig alles, was Ihnen sonst noch einfällt.
54:14Komm, lass das mit der Fahndung.
54:17Ja, wie jetzt?
54:19Es bringt doch alles nichts.
54:21Hut, Bart, Brille, hat er doch alles schon längst abgelegt.
54:23Auf jeden Fall hier.
54:25Der Schlüssel zum Ganzen liegt hier.
54:28Der alte Lohmann hatte recht.
54:30Er muss da wirklich auf etwas gestoßen sein.
54:33Dieses Buch vom Lohmann, das Sie da gerade lesen,
54:35wie heißt das?
54:37Der Fluch des Hauses Chesterfield.
54:39Aber da geht es nicht um ein Haus, sondern um eine Familie.
54:42Ja, und?
54:44Haus ist doch nur ein anderes Wort für Familie.
54:46Halt mehr dichterisch.
54:48Ach so.
54:50Genau, ach so.
54:55Ob wir Kontakt zu Lohmanns Tochter hatten?
54:57Nein.
54:59Wir kennen Sie natürlich vom Sehensiel und Ihren Mann.
55:02Das heißt,
55:04ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber
55:06als ich letzte Nacht Georgs Eltern anrufen wollte,
55:09war da eine Nummer in der Wahlwiederholung,
55:11die ich nicht kannte.
55:13Es muss die letzte Nummer gewesen sein,
55:15die Georg gewählt hat.
55:17Ich habe dann da angerufen, um zu wissen, wer dran ist.
55:20Ja, und?
55:22Es war der Schwiegersohn von dem Lohmann.
55:24Ich habe ihn dann gefragt,
55:26warum mein Mann ihn angerufen hat.
55:28Und was hat er gesagt?
55:30Er hat gesagt, er erklärt es mir später.
55:33Vielleicht ist das ja seine Art,
55:35sich von einer Erklärung zu drücken.
55:37Arne?
55:39Großes Aufgebot.
55:41Genau.
55:44So, hilfst du mir bitte?
55:46Das ist komisch,
55:48dass Sie dich jetzt plötzlich bei diesem Kongress
55:50wieder dabei haben wollen.
55:52Arne, du weißt, ich bin kein Angeber,
55:55aber ich bin vielleicht noch wichtiger als du denkst.
55:57Lothar?
55:59Lothar?
56:02Du bist so viel unterwegs.
56:04Manchmal habe ich das Gefühl,
56:06ich kenne dich überhaupt nicht richtig.
56:08Du hast recht.
56:10Doch alles zu seiner Zeit.
56:13Alles zu seiner Zeit.
56:30Da, Herr Hintze.
56:32Ja?
56:34Ist Ihre Frau zu Hause?
56:36Ja, natürlich, die ist oben.
56:39Danke.
56:41Ach, Herr Hintze,
56:43können Sie mir sagen, wie spät es ist?
56:49Hände hoch!
56:51Komm, komm, komm!
56:59Untertitelung. BR 2018