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MusikTranskript
00:00Das war ein herrlicher Ritt.
00:01Ich bin recht kalt.
00:02Wir wollen schnell ein Feuer anzünden.
00:04Mir macht die Kälte nichts.
00:06Doch so ein Feldfeuer ist eine feine Sache.
00:08Ich will etwas Holz sammeln.
00:10Du kannst, was hier herum liegt, schon anzünden.
00:12Gaius, wie schön das hier aussieht.
00:14Ich bin froh, dass du hier bist.
00:16Ich bin froh, dass du hier bist.
00:18Ich bin froh, dass du hier bist.
00:20Ich bin froh, dass du hier bist.
00:22Ich bin froh, dass du hier bist.
00:24Ich bin froh, dass du hier bist.
00:26Ich bin froh, dass du hier bist.
00:28Gaius, wie schön das leuchtet.
00:30Es macht mich richtig froh.
00:32Mir ist es noch immer kalt.
00:34Wir wollen nur heimreiten.
00:36Mutter wartet sicher schon auf uns.
00:38Doch gerade sind wir hier.
00:40Und schon drängst du nach Hause.
00:42Ich bin viel lieber draußen als drinnen.
00:44Bald sollen wir für immer von hier fort.
00:46Festus, unser Stallknecht hat es mir gesagt.
00:49Es geht in ein fernes Land.
00:51Nun, vielleicht ist es dort nicht so kalt wie hier in der Steppe.
00:54Heute erhielt ich eine Botschaft des Kaisers.
00:57Sie hat bestätigt, was wir schon vermutet hatten.
00:59Bereits in den nächsten Tagen müssen wir Sabaria verlassen.
01:02Die Legion wird von Ungarn nach Italien verlegt.
01:04Pavia ist unser Ziel.
01:06Ich kann mich nicht darüber freuen.
01:08Schon lieber möchte ich hierbleiben.
01:10Martin ist noch so jung und...
01:11Sag das bitte nicht.
01:12Er wird immerhin schon zehn.
01:14Du weißt, ich habe ihm den Namen Martin gegeben,
01:16weil er einmal ein tüchtiger Krieger werden soll.
01:18Ein tapferer Soldat im Heere des Kaisers.
01:20Früh übt sich, was ein Meister werden will.
01:22Außerdem reitet er gut und gern.
01:25Der Marsch wird ihm nichts ausmachen.
01:27Sein Freund Gaius ist um ein Jahr jünger und muss auch mit.
01:29Du fährst im Reisewagen.
01:31Ich hoffe, wir werden vor Einbruch des Winters an Ort und Stelle sein.
01:36Der Winter ist vergangen.
01:38Ein blödes Thema.
01:39Nun zwiebeln uns dieser Federfuchser schon vier Monate.
01:42Ach, was war das noch für ein freies Leben in Sabaria.
01:45Da konnten wir reiten, statt Aufsätze schreiben.
01:48Ich fand das Thema ausgezeichnet.
01:50So froh bin ich, dass der Winter vorbei ist.
01:52Nach Herzenslust habe ich den Frühling besungen.
01:54Na, sei nicht so poetisch.
01:56Ach, vergessen wir lieber den Unterricht.
01:58Was tun wir heute Nachmittag?
02:00Im Osten der Stadt haben die Christen einen neuen Tempel gebaut.
02:03Mein Vater hat mir davon erzählt.
02:05Wollen wir da nicht ein wenig herumspionieren?
02:07Au gut, einverstanden.
02:09Wir treffen uns um drei Uhr bei mir.
02:13Da sind wir schon. Wollen wir hineingehen?
02:16Vater und Mutter halten nicht viel von den Christen.
02:18Vater meint, ein guter römischer Soldat könne kein Christ sein.
02:22Aber ich möchte sie dennoch kennenlernen.
02:27Halt! Ich glaube, drin wird gesungen.
02:29Gehen wir hinein.
02:31Wo wollt ihr hin? Wer seid ihr?
02:34Hört, Brüder und Schwestern, die Frohbotschaft nach dem Evangelisten Markus.
02:40Das ist Gaius und ich heiße Martin.
02:42In jener Zeit zogen das ganze Land Judäa und alle Bewohner Jerusalems zu Johannes.
02:48Wir möchten die Christen kennenlernen.
02:50Und Johannes predigte also?
02:53Wir sind Christen.
02:55Ich taufe euch nur mit Wasser.
02:57Er aber wird euch taufen mit Heiligem Geist.
03:01Jetzt folgt die Predigt.
03:03Brüder und Schwestern,
03:06Johannes hat dem Herrn Jesus Christus durch sein Leben und durch sein Wort die Wege bereitet.
03:13Auch ihr sollt ihm die Wege bereiten in die Herzen der Menschen.
03:18Licht sollt ihr sein im Dunkel der Zeit.
03:21Leuchtende Feuer, die das Böse verbrennen und die Liebe künden.
03:26Amen.
03:33Nun müsst ihr uns verlassen.
03:35Es beginnt die Eicharistiefeier, an der nur die Getauften teilnehmen dürfen.
03:40Können wir ein anderes Mal wiederkommen?
03:42So oft es euch Freude macht.
03:45Du kommst sehr spät nach Hause, mein Junge.
03:48Wo seid ihr gewesen?
03:50Mutter, ich weiß nicht, ob ich es dir sagen soll.
03:53Bitte, sei nicht böse.
03:55Wir waren bei den Christen.
03:56Bei allen Göttern, was habt ihr getan?
03:58Wenn das der Vater erfährt, ich weiß nicht, was geschieht.
04:01Ich werde es auch ihm sagen.
04:03Es ist doch kein Verbrechen.
04:05Auch ich achte die Christen.
04:07Aber du weißt, wie Vater die alten Götter ehrt.
04:10Er möchte aus dir einen tüchtigen Soldaten machen.
04:13Du hast alle Anlagen dazu.
04:15Zerstöre ihm nicht die Hoffnung seines Lebens.
04:20Seit der ersten Begegnung mit den Christen
04:22hatte das Feuer des Heiligen Geistes im Herzen Martins zu brennen begonnen.
04:26Es sollte nie mehr zum Erlöschen kommen.
04:30Gegen den Willen der Eltern bat er um Aufnahme unter die Taufbewerber.
04:34Er wusste, dass er Gott mehr gehorchen musste als den Menschen.
04:38Schon mit zwölf Jahren liebte er die Einsamkeit
04:41und machte sich Gedanken über das Klosterleben.
04:44Er musste sie jedoch zurückstellen,
04:46denn eine kaiserliche Verordnung bestimmte,
04:48dass die Söhne der Veteranen zum Kriegsdienst herangezogen werden mussten.
04:52Der Gesetzgeber hatte dafür das 16. Lebensjahr festgesetzt.
04:56Martin war inzwischen 15 Jahre geworden.
05:00Junge, du bist groß und stark.
05:02Was steht im Wege, dass ich dich schon jetzt auf die Militärschule schicke?
05:06Du weißt, ich hoffe sehr,
05:08dich eines Tages als großen Soldaten im Heere des Kaisers zu sehen.
05:12Vater, ich hasse das Soldatenleben.
05:15Nicht das Reiten und Speerwerfen,
05:17wohl aber das Morden und Plündern.
05:19Am liebsten möchte ich mich weigern.
05:21Bist du verrückt geworden? Ich will nichts mehr hören.
05:23Schon morgen reitest du nach Mailand.
05:25Aber Vater...
05:26Kein Wort mehr!
05:32In dem herrlichen Sommermorgen schrien die Trompeten
05:35und schreckten die Militärschüler von ihrem harten Lager.
05:38Eine Viertelstunde später standen sie wohl ausgerichtet auf dem Kasernenhof.
05:43Einer fehlte.
05:45Martin.
05:46Mit Gewalt musste er geholt werden.
05:50An einen anderen, gekettet, steht er nun vor seinem Tribunen.
05:54Der Vater ist aus Pavia gekommen, um der feierlichen Eidesleistung beizuwohnen.
05:58Aber es wird für ihn eine Stunde der Schmach.
06:01Er selber muss für Martin die Eidesformel sprechen.
06:05So wahr ich lebe,
06:06ich werde den römischen Staat nicht im Stiche lassen,
06:09noch dulden, dass ein anderer dasselbe tut.
06:11Wenn ich wissentlich mein Wort breche,
06:13dann sollst du, bester und höchster Jupiter,
06:15über mich, mein Haus, meine Familie,
06:17über mein ganzes Hab und Gut das Schlimmste verderben bringen.
06:21So auch mir, solange der Kaiser mir nichts befiehlt,
06:24was gegen den Willen Gottes ist.
06:27An einem goldenen Herbsttag verließ Martin Mailand
06:30und ritt über die Alpenpässe gen Norden.
06:34In Samarob Riva, dem heutigen Amiens,
06:37erreichte er einige Wochen später das römische Lager.
06:41Der neue Winter kam, mit klirrendem Frost.
06:44Nie zuvor hatte man im Lande der Ambiana
06:46eine solche erbarmungslose Kälte erlebt.
06:50An einem Februarmorgen kehrt Martin von einem nächtlichen Ritt zurück.
06:54Am Stadttor trifft er auf einen zerlungten Bettler.
06:57Nur kümmerlich bedeckt das zerfetzte Gewand seine Blöße.
07:00Von der Kälte scheint er halb erstarrt.
07:05Ihr Leute habt erbarmen.
07:07Ich gehe zugrunde vor Kälte und Hunger, dummes Bettelfolk.
07:10Der Kerl soll arbeiten, dann hat er auch Brot und Kleidung.
07:13Eine Gabe, guter Herr.
07:18Martin hat nichts, was er dem Bettler anbieten könnte.
07:21In einem jähen Entschluss reißt er den Mantel von seiner Schulter,
07:24zieht sein Schwert, zerteilt ihn mit einem einzigen Streich
07:29und wirft die Hälfte dem Bettler zu.
07:31Dann spornt er sein Ross und reitet eilendst davon,
07:34bevor ihm der Bettler danken kann.
07:58Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin zieht die Züge nach.
08:07Sein Ross steht still bei andern Hand.
08:11Sankt Martin mit dem Schwertentanz den andern Mantel ungereizt.
08:23Trotz des langen Rittes fand Martin lange keinen Schlaf.
08:27Als er endlich einschlief, hatte er einen seltsamen Traum.
08:31Es wurde ganz hell um ihn.
08:33Sein Zimmer war erleuchtet wie von unzähligen Feuern.
08:37Er sah Jesus Christus in der Schar der Engel und Heiligen.
08:45Ich fürchte mich, Herr.
08:48Wie groß ist deine Herrlichkeit?
08:50Sieh hier den Mantel.
08:52Es ist die Hälfte meines Mantels,
08:54Ihr Engel und Heiligen.
08:56Martin hat mich mit diesem Mantel bekleidet,
08:58obwohl er erst Taufbewerber ist.
09:00Herr, wo habe ich dich bekleidet?
09:03Was du diesem Bettler getan hast, das hast du mir getan.
09:07Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin legt sich früh zur Ruh.
09:14Da tritt ihm von der Erde hinzu.
09:19Er trägt des Mantels schön als Lötz.
09:23Sein Mantel schreitet Lieblichkeit.
09:30Martin sah in dieser Erscheinung das gütige Walden Gottes.
09:34Er ist jetzt 18 Jahre alt und bittet seinen Bischof um die heilige Taufe.
09:39In der heiligen Osternacht steigt er ins Bad der Wiedergeburt
09:43und wird mit dem Mantel der Gnade bekleidet.
09:46Martin, ego te baptizo, in nomine Patris et Filio et Spiritus Sancti.
09:53Schließlich salbt ihn der Bischof mit heiligem Grisam
09:56und reicht ihm das Brot des Lebens.
10:17Seid unser Gott,
10:21seid unser Gott,
10:24seid unser Gott,
10:27denn er ist sehr freundlich,
10:33denn er ist sehr freundlich.
10:39Reicht uns dein Willen,
10:44seid unser Gott.
10:50Einen strahlenden Ostertag verbrachte Martin voll dankbarer Freude
10:54im Kreise der christlichen Gemeinde.
10:57Aber dann musste er wieder ins Lager zurück.
11:00Doch sein Entschluss stand fest.
11:02Er wird das Heer verlassen.
11:04Nur treue Kameradschaft zu seinem Tribunen sollte ihn noch eine Zeit lang festhalten.
11:08Silvanus, endlich bin ich am Ziel.
11:11Nun werde ich dem Heeresdienst den Rücken kehren
11:13und nur noch Gott und meiner Seele dienen.
11:15Ist das dein Ernst?
11:16Ja, ich muss dem Ruf Gottes folgen.
11:18Martin, denk an deinen Fahnen.
11:20Den hat man mir aufgezwungen.
11:22Er bindet mich nicht im Gewissen.
11:24Dann denk an mich, an unsere Kameradschaft.
11:27Bleib wenigstens noch zwei Jahre, dann will auch ich meinen Abschied nehmen.
11:31Es fällt mir schwer, aber unsere Freundschaft bindet mich.
11:35Freund, du bist gut.
11:37Gebe deinem Gott, dass auch ich eines Tages Christ werde.
11:41Im Sommer 352 zog das römische Heer aus Gallien an den Rhein.
11:47In der Nähe der Stadt Worms liegt auf einem Hügel das römische Lager.
11:51Drunten im Rheintal lagern die Alemannen.
11:54Wiederum soll es einen Bruderkrieg geben.
11:57Aber für Martin steht es fest, er wird nicht mehr kämpfen.
12:00Nie mehr töten.
12:02Kaiser Julian selber ist dabei, als man den Soldaten das Geldgeschenk auszahlt.
12:07Das sicherste Zeichen für die unmittelbar bevorstehende Schlacht.
12:11Martin weigert sich, die 300 Denare anzunehmen.
12:15Das Geld steht mir nicht zu.
12:17Ich werde nicht mehr kämpfen.
12:19Ich bitte um meine Entlassung.
12:21Und deine Entlassung?
12:23Ein römischer Offizier mit seiner Entlassung am Vorarm der Schlacht?
12:27Bist du von Sinn oder bist du ein Feigling?
12:30Großer Kaiser, bis heute habe ich dir gedient.
12:34Gestatte, dass ich jetzt Gott diene.
12:36Nur mehr Soldat Jesu Christi möchte ich sein.
12:39Soldat Christi?
12:41Ein Feigling bist du!
12:43Ich bin kein Feigling.
12:45Das werde ich dir beweisen.
12:46Ohne Waffen, ohne Schild und Helm,
12:48allein mit dem Zeichen des Kreuzes,
12:50werde ich morgen vor der Schlachtreihe dem feindlichen Heer entgegen gehen.
12:54Gut, ich entnehme dich beim Wort.
12:57Bindet ihn, damit er sich bei Nacht nicht davon schleift.
13:02Am anderen Tage aber kamen Unterhändler der Alemannen.
13:06Sie boten die Übergabe an.
13:08Der Kaiser hatte ohne Kampf einen Sieg errungen.
13:12Martin erkennt darin die Hilfe Gottes.
13:15Er wird von seinen Fesseln gelöst
13:17und erhält den so seelisch gewünschten Abschied.
13:21Der Weg führt ihn zu Bischof Hilarius nach Poitiers.
13:26Vater, ich habe den Kaiser verlassen.
13:30Ich freue mich, dich zu sehen.
13:33Jetzt möchte ich nur mehr Christus dienen.
13:36Nicht immer wird dieser Dienst leicht sein, mein Sohn.
13:40Die Zeit ist dem wahren Glauben feindlich.
13:45Satan hat den Geist vieler verdunkelt.
13:48Der Herr ist ihnen nicht mehr wahrhaft Gottes Sohn.
13:53Selbst der Kaiser steht auf der Seite der falschen Lehre.
13:57Vater, ich will mit dir für den Glauben kämpfen.
14:02Martin fand im Hause des großen Bischofs eine neue Heimat.
14:06Der hochgebildete Mann,
14:08der einst als Beamter im römischen Verwaltungsdienst gestanden hatte,
14:12war ihm ein ausgezeichneter Lehrer.
14:14Martin vergalt das Gute, das ihm geschah, durch treue Hilfe.
14:19Wiederholt bot ihm daher Hilarius die Diakonatsweihe an,
14:23doch Martin hielt sich einer solchen Auszeichnung nicht für würdig.
14:27Erst nach langem Zureden ließ er sich zum Exorzisten weihen,
14:31mit Gewalt und Auftrag, den Bann des Bösen zu brechen.
14:36Es mögen drei oder vier Jahre gewesen sein,
14:39dass Martin als treuer Helfer des Hilarius in Poitiers lernte und arbeitete.
14:45In einem Traum gebot ihm dann der Herr, in seine Heimat zu ziehen,
14:49um auch seinen Eltern die frohe Botschaft der Erlösung zu bringen.
14:53Diese waren inzwischen nach Sabaria zurückgekehrt.
14:57Schweren Herzens nahm Martin von Hilarius Abschied.
15:01In der Hoffnung auf ein frohes Wiedersehen gingen die beiden Freunde auseinander.
15:06Martin reitet über blühende Wiesen und grünende Felder den Alpen entgegen,
15:10die er nach langen Wochen erreicht.
15:13Auf der Höhe des kleinen St. Bernhard gerät er im Abenddämmern mitten in einer Räuberbande.
15:27Einer der rauen Kerle hebt ohne Wort die Axt gegen Martin,
15:31aber ein anderer, Lucius, springt dazwischen.
15:34Lass ab! Ich möchte kein Blut sehen.
15:36Durchschucht ihn und bringt ihn in unser Versteck. Lucius soll bei ihm wachen.
15:41Lucius, derselbe, der Martin das Leben gerettet hatte,
15:45wunderte sich, dass Martin kein Zeichen der Angst zeigte.
15:48Wer bist du, dass du keine Angst hast?
15:51Ich bin ein Christ. Ich habe mich nie so sicher gefühlt wie in diesem Augenblick.
15:56Mein Gott ist nahe. Er ist überall.
15:59Alles hat er erschaffen. Die Welt und die Menschen, die Pflanzen und die Tiere.
16:03Zu unserer Erlösung hat er seinen Sohn auf die Erde gesandt.
16:06Jesus Christus, mein Herr und König.
16:09Alle will er retten. Auch dich.
16:12Ich möchte mehr von diesem Gott hören, der dich so stark macht.
16:16Lucius verließ die Räuberbande und schloss sich Martin an.
16:20Martin erzählte ihm auf dem Wege von den Geheimnissen des Christengottes.
16:25Nachdem sie die Alpen hinter sich gelassen hatten,
16:28erreichten sie nach vielen Tagen der Wanderung die Po-Ebene.
16:32In der Nähe von Mailand stellt sich ihnen ein abscheulich aussehender Mann in den Weg.
16:37Wohin, ihr beiden?
16:39Wohin mich der Herr ruft.
16:41Du magst gehen, wohin du willst. Immer würde der Teufel alles verderben.
16:46Der Herr ist mein Beistand.
16:48Ich fürchte nicht, der Menschen anschläge gegen mich.
16:52So sprach Martin mit den Worten des Propheten.
16:56Und der Böse verschwand.
17:00Lucius ließ er mit vielen Empfehlungen bei den Christen in Mailand zurück.
17:04Er selber erreicht auf ihm bekannten Wegen das elterliche Haus in Sabaria.
17:09Die Mutter empfängt ihn mit Tränen der Freude.
17:12Der Vater aber verweigert ihm Gruß und Händedruck.
17:16Das muss ich erleben.
17:18Mein Sohn, ein Fahnenflüchtiger.
17:22Vater, vergiss, ich stehe unter den Fahnen des Weltenkönigs Jesus Christus.
17:27Dann habe ich keinen Sohn mehr.
17:30Geh deiner Wege, Fremdling.
17:32Für dich ist kein Platz in meinem Hause.
17:35So konnte Martin nicht einmal im elterlichen Hause wohnen.
17:39Er hatte jedoch die große Freude, seiner Mutter zum wahren Glauben zu führen.
17:44Ebenso wenig Erfolg wie bei seinem Vater war es ihm bei seinen Landsleuten.
17:49Sie waren Anhänger der damals weit verbreiteten Irrlehrer des Arianismus.
17:54Martin trat tapfer für den wahren Glauben ein.
17:57Darum wird er von der Menge auf den Marktplatz geschleift und mit Ruten geschlagen.
18:05Herr, sie wissen nicht, was sie tun.
18:08Ich bitte dich, verzeihe ihnen.
18:10Hilf ihnen in dir den wahren Gott erkennen.
18:14Schließlich wurde Martin aus Sabaria ausgewiesen.
18:18Er wandte sich wieder nach Italien und wollte zu Hilarius zurück.
18:22Unterwegs jedoch erfuhr er, dass sein Lehrer von den Arianern aus der Heimat vertrieben worden sei.
18:28Darum versuchte Martin in Mailand ein Klösterlein des wahren Glaubens zu gründen.
18:35Doch auch hier widerfuhr ihm das gleiche Schicksal wie in seiner Vaterstadt.
18:39Er musste vor den Nachstellungen der Irrlehrer flüchten
18:42und rettete sich auf die kleine Insel Gallinaria bei Genua.
18:46Endlich fand er die Gottesstille, nach der er sich schon in seinen Kindertagen gesehnt hatte.
18:52Herr, verzeihe, wenn ich vor ihnen geflüchtet bin.
18:57Aber was konnte ich allein ausrichten gegen ihre große Macht?
19:01Ich will büßen für meine Unzulänglichkeit, ich will leiden für die Irrgläubigen.
19:06Herr, ich bitte, lass sie erkennen, dass in dir und dem Sohne mit dem Heiligen Geiste ist eine Gottheit,
19:12eine gleiche Herrlichkeit, eine ewige Majestät.
19:42Wie schweigt der Himmel in Jahren hoch.
19:52Aus allen Seiten steigt ihr noch hoch da.
19:59Aus allen Seiten steigt ihr noch hoch da.
20:13Als Martin fünf Jahre später auf die Nachrichten von der Heimkehr des Bischofs Hilarius hin wieder in Poitiers auftauchte,
20:23erkannte niemand in dem ärmlich gekleideten Manne mit dem wirren Haar und dem bleichen Antlitz den einstigen Garderoffizier.
20:30Er trat auch nicht öffentlich auf, sondern er baute unfern der Stadt das erste abendländische Kloster,
20:37wo er mit wenigen Gefährten sein hartes Büßerleben fortsetzte.
20:41Der Ruf von seiner Heiligkeit und seinen Wundern, die er gewirkt hatte, war auch nach Thur gedrungen.
20:48Eines Tages kommt zu ihm ein Bürger dieser Stadt.
20:51Martin, du musst sofort mit mir in die Stadt kommen, du wirst dringend gebraucht.
20:55Was soll ich in der Stadt, hier ist meine Bleibe.
20:58Ich verlasse sie nicht, Martin, keine Zeit verlieren, es eilt sehr.
21:02Gott ruft dich.
21:05Der Bürger von Thur führt Martin geradewegs in die Bischofskirche.
21:10Hier sind die Bischöfe der Umgebung an ihrer Spitze Bischof Defensor von Angers
21:15und die Bürger der Stadt zur Bischofswahl versammelt.
21:18Liebe Christen von Thur,
21:21Rhetorius, euer geliebter Bischof, wurde von Gott in die Ewigkeit gerufen.
21:26Nun sind wir hier versammelt, ihr die Christen dieser Stadt
21:30und wir die Bischöfe der Umgebung einen neuen Bischof zu wählen.
21:34Lasst uns zunächst niederknien und den Heiligen Geist um seine Hilfe bitten.
21:38Heiliger Geist,
21:43du bist der Heilige Geist,
21:48du bist der Heilige Geist,
21:54du bist der Heilige Geist,
22:00du bist der Heilige Geist,
22:05du bist der Heilige Geist.
22:10Nun soll euer Sprecher vortreten und eure Vorschläge kundtun.
22:14Nur einer ist unter uns, der des hohen Amtes würdig ist.
22:17Und dieser eine heißt Martin.
22:24Schweigt, meine lieben Christen von Thur.
22:28Wir Bischöfe glauben nicht, das hohe Amt zu übernehmen.
22:31Schaut ihn an, seine Kleider.
22:34Ähnelt sie nicht mehr der Umhüllung eines Bettlers als dem Gewand eines Bischofs?
22:39Seht sein Haar, wie ungepflegt.
22:41Darf sich ein solcher Bischof in der Öffentlichkeit zeigen?
22:45Nein, nein.
22:47Lasst uns erst die Lesung aus dem Psalmen hören.
22:50Das ändert euren Sinn.
22:52Als Bischofdefensor zur Lesung auffordert, ist der Lektor nicht zur Stelle.
22:57Darum springt einer der Umstehenden zum Adlerpult und liest den ersten besten Vers aus dem Buch der Psalmen.
23:02Im Munde der Kinder und Säuglinge hast du dir Lob bereitet, oh Gott,
23:06deinen Feinden ins Angesicht, dass der Defensor und die Widersacher verstummen müssen.
23:11Habt ihr es gehört, ihr Bischöfe, ihr Christen von Thur?
23:14Hier hat Gott das Urteil gesprochen und Martin Lob bereitet,
23:18Bischofdefensor aber beschämt.
23:20Ja, Martin! Martin! Martin!
23:26Die Bischöfe konnten nun nicht anders.
23:29Sie mussten Martin zum Bischof ein.
23:57Demütig fügt sich Martin in die ihm auferlegte Bürde.
24:02Sein Leben ändert er nicht.
24:04Seine Kleidung zeigt weiterhin dieselbe Ärmlichkeit.
24:08Auch als Bischof bleibt er Mönch.
24:11Freilich, sein Kloster Légugé muss er verlassen.
24:15Zwei Meilen vor der Bischofsstadt erbaut er ein neues Kloster, das spätere Marmoutier.
24:21Tag und Nacht ruft die kleine Glocke zum Gebet.
24:24Mit 80 Mönchen setzt er hier sein strenges Büßerleben fort.
24:36Nur um die Pflichten seines bischöflichen Amtes zu erfüllen,
24:40verlässt er von Zeit zu Zeit die Klostermauern.
24:44An den Hochfesten des Jahres kündet festliches Glockengeläut
24:48die Ankunft des Bischofs in der Stadt Andaluar.
24:51Und da sind sie versammelt, die Kinder und Kreise,
24:54die Jungen und Mädchen, die Männer und Frauen,
24:57die Reichen und die Armen.
25:00Das ist das Bischofskloster Légugé.
25:03Das ist das Bischofskloster Légugé.
25:06Das ist das Bischofskloster Légugé.
25:09Das ist das Bischofskloster Légugé.
25:12Und die Armen.
25:14Ja, vor allem die Armen sind hier zusammengekommen.
25:18Aus Martins Augen leuchtet das Feuer der Liebe,
25:21wenn er zum Altar schreitet, um das Opfer der Liebe zu feiern.
25:25Nie betritt er den heiligen Raum,
25:27wenn er nicht Gaben der Liebe ausgestreut hat,
25:30die Herzen der Ärmsten damit zu erfreuen.
25:33Heute fällt sein Auge auf einen Mann,
25:36der mehr Lumpen als Kleider am Leibe trägt.
25:39Gib ihm ein warmes Untergewand, Diakon.
25:42Ja, ich will es besorgen.
25:45Nach der Begegnung mit dem Bettler
25:47betritt der Bischof wie gewöhnlich die Sakrestei
25:50und kniet nieder, um sich auf die Feier der Heiligen Messe vorzubereiten.
25:54Nach einiger Zeit klopft es
25:57und der Bettler steckt seinen Kopf durch die Tür.
26:01Wo fehlt es, Bruder?
26:03Ich warte auf das warme Untergewand.
26:06Du hast es noch nicht bekommen?
26:08Einen Augenblick, es wird dir gleich geholfen.
26:11In einem Winkel der Sakrestei streift Martin sein eigenes Untergewand ab
26:15und reicht es dem Bettler.
26:17Inzwischen ist der Diakon eingetreten.
26:20Bischof Martin, es ist Zeit, die Heilige Messe zu beginnen.
26:24Der Arme wartet auf sein Untergewand.
26:27Der Arme, das ist nun der Bischof selber.
26:31Der Diakon muss ihm ein neues Untergewand besorgen.
26:34Erst dann kann die heilige Opferfeier beginnen.
26:37In feierlichem Zuge ist Martin
26:39mit den ihn begleitenden Geistlichen zum Altar geschritten.
26:43Der Eingangspsalm ist verklungen
26:45und nun stimmt man das Kyrie an.
26:51Martin legt Weihrauch ein
26:53und beräuchert, wie es schon damals Brauch ist,
26:56betend den Altar.
26:58Wie Weihrauch steige mein Gebet zu dir in Ruhe,
27:02wie ein Abendopfer sei die Gabe meiner Heldin.
27:07Als der Bischof den Altar umschreitet,
27:09ist sein Haupt von einem hellen Feuerschein umgeben.
27:13Es leuchtet Gottes liebende Glut auf ihn herab.
27:25Martin feiert nicht nur die Heilige Messe,
27:28nein, er lebt sie.
27:31Er trägt die Liebe, die er selber empfangen hat, zu den anderen.
27:35Er fühlt sich gesandt zu denen,
27:37die noch auf die gute Botschaft warten.
27:39Weit durch das Land wandert er mit seinen Mönchen,
27:42um die Tempel der Götter zu zerstören
27:44und die Herzen der Menschen zu gewinnen.
27:48Nach einem harten Wortgefecht mit dem heidnischen Priester
27:51haben Martins Mönche dessen Götzentempel angezündet.
27:55Während die Flammen des Teufels Werk verzehren,
27:58senkt Martin in die Herzen der Männer, Frauen und Kinder
28:01das Feuer der Liebe.
28:03Plötzlich trägt ein leichter Wind Funken auf die Wohnung des Priesters.
28:06Martin sieht es und ist in wenigen Sekunden auf dem Dach.
28:13Er wird verbrennen.
28:14So hat er seinen Lohn für sein frevelhaftes Tun, der Christenhund.
28:18Du undankbarer Mensch, will er nicht dein Haus retten?
28:21Aber er hat den Tempel meiner Götter zerstört.
28:23Wovon soll ich jetzt leben?
28:24Leben wirst du von deiner Hände Arbeit und von der Liebe der Christen.
28:28Wir kommen nicht, um blind zu vernichten.
28:31Unser Herz brennt von der Liebe unseres Gottes.
28:35Martin verbrannte nicht.
28:37Er konnte das Haus des Priesters vor großem Schaden bewahren.
28:42Nachdem der Tempel abgebrannt ist, gehen die Mönche sofort an die Arbeit.
28:46Ein neuer Tempel entsteht.
28:48Ein heiliger Bezirk für die Erscheinung des wahren Gottes.
28:52Zu Martin aber drängt sich die Schar der Dorfbewohner.
28:56Sie sind von seiner Liebe entzündet und möchten Christen werden.
29:00Brüder und Schwestern, bedenkt, was ihr da fordert.
29:03Es ist nicht so einfach.
29:05Ihr müsst euch von den alten Göttern abkehren
29:08und euch hinwenden zu dem allein wahren Gott,
29:11dem Schöpfer des Himmels und der Erde,
29:13dessen Liebe wir in seinem Sohne Jesus Christus erfahren haben.
29:18Er starb für uns am Stamme des Kreuzes.
29:21Darum müssen auch wir Ja sagen zum Leid und zur Not unseres Lebens.
29:27Auf der anderen Seite ist uns in ihm Heil, Leben und Auferstehung geschenkt.
29:32Er bringt Freude und Trost in die Herzen derer, die guten Willens sind.
29:38Bischof Martin, ich bin der Vorsteher dieser Gemeinde.
29:42Ich spreche für alle.
29:44Wir suchen den wahren Gott.
29:46So mögen die vor mich hintreten, die bereit sind,
29:49in den Dienst des wahren Gottes zu treten.
29:53All denen, die vor ihn hintraten, legte Martin die Hand auf
29:58und reihte sie damit in die Zahl der Taufbewerber ein.
30:02Anschließend zog er mit seinen Mönchen weiter.
30:05Einer blieb zurück und vollendete das Werk der Bekehrung.
30:10Seine Reisen führten ihn kreuz und quer durch das ganze Land, bis hin nach Paris.
30:14Mit Schwert und Axt drangen die wütenden Bauern auf ihn ein,
30:17aber am Ende siegte immer das ungestüme Feuer seiner Liebe.
30:22Er machte den Bedrückungen durch Gaugrafen und Fronvögte ein Ende.
30:26Er verhinderte die Ausführung der schweren Strafen,
30:29die auf geringe Vergehen gesetzt waren.
30:31Er schnitt Verbrecher vom Strick ab und kauerte eine ganze Winternacht
30:35vor dem Tor einer Burg, um einigen armen Sündern Leben und Freiheit zu erlangen.
30:41Selbst vor dem Kaiser machte er nicht Halt.
30:44Auch ihm verkündet er das Gesetz des wahren Gottes.
30:48Martin zieht darum in die kaiserliche Residenz nach Trier.
30:52Hier tritt ihm schon auf der Straße ein kaiserlicher Bote entgegen.
30:57Bischof Martin, Kaiser Maximus lädt dich an seine Tafel.
31:02Ich kann nicht mit dem zu Tische sitzen, der zwei Kaiser beraubt hat.
31:07Valencian hat er den Thron genommen, Grazian sogar das Leben.
31:11Sage dem Kaiser, ich könne nicht kommen.
31:14Nochmals sandte der Kaiser einen Boten und entschuldigte seine Taten.
31:18Nicht aus eigenem Antrieb habe er die Regierung übernommen,
31:21sondern durch Gottes Fügung sei ihm im Jahre 383 in Britannien
31:26von den Soldaten die Krone aufgenötigt worden.
31:29Anschließend habe er sich mit dem Schwerte verteidigen müssen.
31:32Seine Gegner habe er nicht ermordet, sondern sie seien in der Schlacht gefallen.
31:38Dadurch ließ sich Martin bestimmen, doch an der Tafel zu erscheinen.
31:42Im Schein von 100 Kerzen begrüßt ihn der Kaiser.
31:45Ich freue mich sehr, den großen Bischof von Tours an meiner Seite zu sehen.
31:50Er ist mir der vornehmste Gast dieses Tages.
31:53Ihm reicht den Ehrentrunk.
31:55Martin nimmt ganz selbstverständlich die goldene Schale,
31:58trinkt und reicht sie dann zum Entsetzen aller seinem Begleiter.
32:03Ich weiß wohl, dass die Sitte gebeut, die Schale dem würdigsten darzubieten.
32:08Ich folgte ihr ganz genau, denn die Weihe erhebt den Priester über Kaiser und Könige.
32:15Ein Jahr darauf erhielt Martin eine Nachricht, die ihn tief erschütterte.
32:20Der Kaiser hatte Priscilian und einige seiner irrgläubigen Anhänger
32:24durch das Schwert hinrichten lassen.
32:26Zugleich erfuhr er, dass Maximus Willens sei, zwei Kohorten nach Spanien zu schicken,
32:31um auch die anderen Anhänger der Irrlehrer einzukerkern und zu töten.
32:36Sofort machte sich Martin wieder auf den Weg nach Trier, um zu retten, was noch zu retten war.
32:42Mitten in der Nacht klopfte er an die Tür des Kaiserlichen Palastes
32:45und verlangt gebeterisch Einlass.
32:47Der Kaiser ist wütend, aber dennoch empfängt er den heiligmäßigen Mann.
32:51Du bist gekommen, um mir die Hinrichtung des Ketzers Priscilian vorzuwerfen.
32:56Du kannst deine Worte sparen. Was geschehen ist, ist geschehen.
32:59Du brauchst dich nicht vor mir zu verantworten.
33:02Der von dir Rechenschaft fordert ist Gott.
33:05Ich beschwöre dich nur um der Barmherzigkeit Gottes willen.
33:08Rufe die Kohorten zurück, die du nach Spanien gesandt hast.
33:11Nur unter einer Bedingung.
33:13Nenne sie, Herr. Ich bin bereit, alles zu tun, um Menschen das Leben zu retten.
33:17Nimm die Gemeinschaft mit den Bischöfen wieder auf, von denen du dich trenntest.
33:22Lieber würde ich mein Leben lassen, als tun, was mir mein Gewissen verbietet.
33:28Aber die Pflicht, meine Brüder zu retten, erscheint mir größer, wenn es kein anderes Mittel gibt.
33:36Um Liebe und Frieden zu bringen, war Martin kein Weg zu weit.
33:41So machte er sich im Winter des Jahres 397 auf nach Kornde,
33:46einer Gemeinde 44 Kilometer von Thur entfernt, einen Streit zu schlichten.
33:52Am späten Abend erreichte er den Weiler und wollte in der Sakristei übernachten.
33:56Man bereitete ihm ein Lager auf Stroh.
33:59In einer Ecke brannte ein offenes Feuer, um die schlimmste Kälte zu vertreiben.
34:03Martin warf das Stroh beiseite und schlief auf dem kalten Boden.
34:08Bald danach stand der ganze Raum in Flammen.
34:11Seine Mönche eilten zu Hilfe.
34:13Er jedoch kniet inmitten der Flammen und betet, bis der Brand gelöscht ist.
34:20Ich hebe meine Augen zu den Bergen empor.
34:24Woher wird mir Hilfe kommen?
34:27Hilfe kommt mir vom Herrn, der Himmel und Erde geschaffen.
34:31In seiner Hut hält mich der Herr.
34:34Der Herr ist der Schutz zu meiner rechten Hand.
34:37Am Tage verseht mich die Sonne nicht und nicht der Mond in der Nacht.
34:43Am anderen Tag konnte Martin den Streit schlichten.
34:47Als er sich aber auf den Heimweg begeben wollte, versagten ihm die Kräfte.
34:52Nun sind seine engsten Mitarbeiter um ihn versammelt.
34:56Meine Brüder, das Ende ist nahe.
35:00Ich gehe zum Vater.
35:03Vater, warum verlässt du uns?
35:06Wem vertraust du uns in unsere Trostlosigkeit an?
35:10Räuberische Wölfe werden in deine Herde einbrechen.
35:13Herr, bin ich für dein Volk noch notwendig,
35:17so weigere ich mich der Mühsal nicht, dein Wille geschehe.
35:22Obgleich der Greis nach der harten Arbeit die Ruhe ersehnt,
35:27werde ich unter deiner Fahne schreiten, solange du es willst.
35:31Willst du aber jetzt auf mein Alter Rücksicht nehmen,
35:35so ist dein Wille eine Wohltat für mich.
35:38Du selbst wirst Schützer derer sein, um die ich ängstlich besorgt bin.
35:45Trotz heftigen Fiebers lässt er nicht ab vom Gotteslob.
35:49Betend durchwacht er die Nächte, auf Asche und Bußgewand gebettet.
35:54Vater, nimm etwas Stroh für dein Lager.
35:58Meine Brüder, für einen Christen ziemt es sich nicht anders, als auf Asche zu sterben.
36:04Vater, leg dich ein wenig zur Seite, es bringt dir Erleichterung.
36:09Lass mich, Brüder, lass mich lieber zum Himmel als zur Erde blicken.
36:15Dorthin geht mein Weg, dort erwartet mich das neue Leben.
36:22Wahrscheinlich ist Martin am 8. November 397 in Korn gestorben.
36:29Am 11. November wurde er in einem wahren Triumphzug in Thur beigesetzt.
36:35Ein einfaches Grab hatte er sich gewünscht, mitten unter den Gläubigen.
36:40Aber gegen Ende des 5. Jahrhunderts errichtete Bischof Perpetuus über seinem Grabe eine große Kirche,
36:46die zu einem Wallfahrtsort des ganzen Frankenlandes wurde.
36:50Seinen Mantel verehrten die Franken als ein Reichskleinod, wie Krone, Zepter und Reichsapfel.
36:57Noch Karl der Große soll ihn bei seinen Kriegen mitgeführt haben.
37:01Nach den Kriegszeiten bewahrte man ihn in einem besonderen Raum bei Hofe auf.
37:06Im Lateinischen heißt Mantel Capa, die Verkleinerungsform Capella.
37:12Daraus ist für den Aufbewahrungsort von Martins Mantel die Bezeichnung Kapelle entstanden.
37:18Noch heute ist sie für kleine Kirchen in Gebrauch.
37:22Die Geistlichen, die bei Hofe den heiligen Dienst verrichteten,
37:26nannte man nach Martins Mantel Kapellani, unserer heutigen Kapläne.
37:31Dass auch die Musikkapellen schließlich von seinem Mantel den Namen erhielten,
37:35setzt der Verehrung für ihn die Krone auf.
37:38Nicht nur in diesen Bezeichnungen wurde das Andenken des Großen Heiligen erhalten.
37:44Weit über das Frankenreich hinaus hat er im Laufe der Jahrhunderte Verehrung gefunden.
37:49In rheinischen Dörfern und Städten ziehen die Kinder am Martinsabend von Haus zu Haus und singen ihre Lieder.
37:59Sie spielen den Bettler und erbitten von den großen Gaben der Liebe, wie sie Sankt Martin ausgeteilt haben.
38:20Hier wohnt ein reicher Mann, der uns was geben kann.
38:24Viel soll er geben, lange soll er leben.
38:27Selig soll er sterben, das Himmelreich erwerben.
38:31Lass uns nicht so lange stehen, denn wir müssen weiter gehen.
38:50Der Heilige scheint geradezu wieder auf die Erde gekommen,
38:54wenn an den Abenden um den 11. November die Martinszüge durch die Straßen ziehen.
38:59Voran reitet ein Mann in rotem Mantel, mit goldenem Helm.
39:03Hinter ihm herrumpelt der Bettler, in Lumpen gehüllt.
39:07Und dann die Kinder, die Kleinen und Großen, die Jungen und Mädchen,
39:11jedes eine leuchtende Fackel in der Hand.
39:14Am Wegrand die Erwachsenen lassen den wärmenden Schein und die klingenden Lieder tief in ihre traurigen Herzen.
39:45Auf einem großen Platz haben fleißige Hände einen Holzstoß zusammengetragen.
39:51Das ist das Ziel der abendlichen Singefahrt.
39:54Sankt Martin steht still und teilt seinen Mantel.
39:58Der Bettler bekleidet sich damit, das Feuer leuchtet auf.
40:03Die Kinder schauen in die Flammen und freuen sich ihrer wärmenden Kraft.
40:09Die Kinder schauen in die Flammen und freuen sich ihrer wärmenden Kraft.
40:14Sankt Martin hält eine kleine Rede.
40:16Ihr alle, die ihr Fackeln tragt, ihr Großen und ihr Kleinen,
40:22bedenkt, dass ihr auch Edles wagt.
40:26Damit die Lichter scheinen, putzt eure Herzensfenster blank von Habsucht und von Neid und Zank,
40:34so blank wie Schnee und Leinen.
40:39Sie sind heimgegangen in den Städten und Dörfern.
40:43Die Kinder mit einer kleinen Tüte voll Backwerk, die Großen mit einem Lichtstrahl im Herzen.
40:50Die Feuer aber leuchten noch.
40:52Sie rufen eine Botschaft in die Dunkelheit der Zeit,
40:55die Botschaft des großen Heiligen von Thur,
40:59des Boten der göttlichen Liebe.
41:04Die Kinder rufen eine Botschaft in die Dunkelheit der Zeit,
41:07die Botschaft des großen Heiligen von Thur,
41:10des Boten der göttlichen Liebe.
41:14Du bist das heilige Hohenjoch,
41:19mit vielen guten Gänzen.
41:24Deutlich wie ein Stahlstrahl die Nacht,
41:29die Dunkelheit zu enden.
41:34Dann kommt ihr Jahr um Jahr zu spät,
41:39und in dein unverfälschter Herz,
41:45riecht es ein lauter Gänselchor.
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