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Transkript
00:00Herr Streich, Sie sind heute zu Gast beim Kicker. Sie haben sich den Kicker, die Gebäude
00:07angeschaut und mit der Redaktion gesprochen. Sie hatten ein sehr bemerkenswertes Interview
00:13im Kicker, als Sie aufgehört haben beim SC Freiburg und erzählt, dass Sie das Leben
00:16ja im Sinn auch von Reisen genießen wollen und endlich mal was anderes machen, als in
00:21diesem Fußballstress drin zu sein. Wie haben Sie denn diese freie Zeit bisher genossen?
00:26Also erstmal war es sehr, sehr interessant, hier ihr Gebäude anzuschauen, das Sie mir
00:34und meiner Frau gezeigt haben. Beeindruckend. Ich kenne viele der Bilder in der Historie
00:41des deutschen Fußballs, habe ich auch schon gekannt, andere nicht. Es ist schön,
00:46ich bin das erste Mal in Nürnberg in der Stadt. Ich war schon 50 Mal hier,
00:50aber immer im Hotel, um dann zu Spielen zu gehen gegen Fürth und gegen Nürnberg.
00:55Ich habe eine schöne Reise gemacht mit dem Fahrrad, mit einem Freund. Ich bin nach Bilbao
01:02gefahren, durch Frankreich. Es war total schön, weil an vielen Orten war ich noch nie. Dann kam
01:11der Alltag, dann war die Struktur weg, die ich seit 30 Jahren hatte, Montag bis Samstag. Dann
01:19wird es anders. Aber genau das wollte ich auch, dass ich mich mal wieder anders orientiere und
01:27mich mit mir auseinandersetze und schaue, was ich für den Rest meines Lebens oder für die
01:33nächste Zeit gerne machen will. Wenn ich jetzt mal voraussetze,
01:40ein Stück weit merken Sie schon, es ist was anderes, es fehlt was. Was fehlt denn mir?
01:44So die tägliche Arbeit mit den Jungs auf dem Trainingsplatz oder spüren Sie,
01:48Samstag nachmittags um 15.30 Uhr ist ein Kick weg?
01:50Nein, es ist weniger um 15.30 Uhr. Es ist mehr die tägliche Arbeit und auch die Gespräche. Es
01:58ist ganz viel einfach jetzt weg gewesen. Das ist die Realität. Ich bin nicht mehr bei den Jungs.
02:05Ich halte mich auch weg von ihnen jetzt, weil ich habe dort jetzt einfach nichts zu suchen.
02:11Die müssen sich jetzt neu orientieren, was sie überragend machen. Ich gehe jetzt auch
02:16nicht mehr ins Stadion im Moment, weil die Fokussierung soll total auf den Spieler und
02:20auf die Mannschaft liegen und nicht auf mich. Aber die Struktur, von Montag bis Sonntag zu
02:29wissen, wo man hingeht, man muss sich keine Gedanken machen. Und jetzt muss man sich
02:34selber organisieren. Man war sozusagen durchorganisiert schon von außen vorgegeben.
02:40Das ist die Realität. Und das habe ich 30 Jahre gemacht. Und jetzt lerne ich neue Dinge und muss
02:49mich damit auseinandersetzen, was nicht immer einfach ist, was neu ist, aber was auch sehr
02:54spannend ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie ein großes Vertrauen gesetzt haben in Ihre
02:59Nachfolger beim SC Freiburg, weil Sie die ja alle kennen. Und ich kann mir auch gut vorstellen,
03:04dass Sie im Moment das mit Freude sehen, wie sich das anlässt. Sehe ich das jetzt zu romantisch,
03:12zu naiv, zu positiv? Oder ist es wirklich so, dass Sie sagen, es läuft richtig gut und darüber freue
03:16ich mich? Also mit der Entscheidung, dass ich jetzt nicht mehr weitermachen wollte beim SC,
03:26weil auch eine gewisse Energie, die ich von mir erwarte, nicht mehr in dem Maße da war. Das ist
03:32normal nach so langer Zeit. Da war ich ganz, ganz fest davon überzeugt, weil ich eben die Leute
03:38kenne, Julian Schuster kenne, neue Trainer sind dazugekommen, alte sind dableiben, die bei mir
03:43hervorragend sind. Ich kenne den ganzen Verein in- und auswendig. Ich war fest davon überzeugt,
03:50dass es erfolgreich sein wird. Man weiß nicht, ob man mal zwei Spiele verliert am Anfang und dann
03:55wird es schwieriger kurzfristig. Aber dass das eine hervorragende Lösung ist, dass neue Sachen
04:04reinkommen, neue Innovationen reinkommen, ein bisschen was verändert wird. Die Grundstrukturen
04:09bleiben gleich. Das habe ich gewusst. Ich kenne Julian, er war Kapitän lange bei uns. Ich kenne
04:14ihn lange, er war Verbindungstrainer. Er hat sehr gute Leute dazugeholt. Er war immer bei uns im
04:20Trainerbüro, bei der zweiten Mannschaft, bei der Jugend jetzt über Jahre. Für mich ist das
04:26überhaupt keine Überraschung, dass das nahtlos weitergeht. Und darüber freuen wir uns sehr und
04:34darüber freue ich mich auch, dass ich rechtzeitig im richtigen Moment gesagt habe, jetzt soll es
04:41etwas Neues geben, weil das Neue, das ich weiss, das wird konstruktiv und positiv sein. Da war ich
04:50überzeugt davon. Da bin ich sehr froh, dass das so entschieden wurde. Sie haben von Energie gesprochen,
04:58die man natürlich auch lässt, wenn man so viele Jahre so intensiv arbeitet wie Sie. Ein großes
05:02Thema seit Wochen ist ja das Thema Belastung für die Spieler. Ja. Es gibt aktuell neue Studien,
05:07dass diese Verletzungen zugenommen haben und so weiter. Sie mit Ihrer großen Erfahrung. Sehen Sie
05:13das auch so, dass die Spieler mal die Stimme erheben müssen und sagen Stopp oder ist es doch
05:16eine Luxusdebatte? Es ist keine Luxusdebatte. Spieler, die Nationalspieler sind, Champions League,
05:22Europapokalspiele, Pokal, Meisterschaft und in England noch andere Wettbewerbe. Es ist zu viel
05:29für viele Spieler und die Statistik überlegt es ja dann einfach auch. Das ist mental und physisch
05:39zu viel und es ist nicht zu rechtfertigen, dass man sagt, das ist doch kein Problem, die verdienen
05:44so viel Geld. Das stimmt nicht, weil ein Mensch hat nur ein gewisses Maß an Möglichkeiten,
05:51die er gestalten kann. Es ist zu viel, aber es wird sehr schwierig, das Rad zurückzudrehen,
06:00weil alle wollen ein Stück vom Kuchen abhaben. Aber nur über die Spieler geht, dass sie
06:09zusammenstehen und an gewisser Stelle sagen, wir kommen mit den und denen Vorschlägen und dann
06:15müssen Vereine und auch die Spieler mal auf gewisses Geld verzichten. Aber es ist ja genug da,
06:21von dem her werden sie nicht arm. Aber die Kritik ist berechtigt, nur dann müssen sie sich organisieren.
06:26Trainer und Spieler wohl auch. Also Trainer auch als Spieler. Ja und in Vertretung auftreten und
06:32sagen, jetzt sind Grenzen erreicht. Haben Sie die Hoffnung, dass auch da noch mal gehört würde,
06:39weil die Stimmen gibt es ja schon länger, dass man mal die Trainer anhört, dass man die Spieler
06:43anhört, aber die Verbände tun es nicht. Haben Sie die Hoffnung, dass sich da was wandelt,
06:47weil einfach die Argumente immer besser und lauter werden? Ja, ich glaube, es geht nur über eine,
06:51das Problem ist, die Trainer sind sehr, sehr im Tagesgeschäft. Du bist die ganze Zeit nur am
07:00Schauen fürs nächste Spiel. Wir haben jetzt den Europapokal gespielt die letzten Jahre und dann
07:04ist Sonntag, Donnerstag, Sonntag, Donnerstag. Und dann Potenzial zu haben und Kraftorganisationen
07:10herzustellen, damit du dann auch mit einer geeinten Stimme auftreten kannst, weil nicht
07:15alle Trainer haben die gleiche Meinung oder alle Vereine. Das ist ja auch nochmal, Trainer sieht es
07:19anders als vielleicht der Sportdirektor oder der Präsident oder die Aufsichtsräte. Von dem her ist
07:26es nicht einfach das zu organisieren, aber es geht nur über ein organisiertes Auftreten, damit du dann
07:33auch eine Kraft entwickeln kannst, um deine Meinung zu äußern. Zum Abschluss noch die Frage nach der
07:40Champions-League-Reform, Europa-Pokal-Reform. Es betrifft ja alle drei Wettbewerbe. Wie empfinden
07:45Sie das und wie sehen Sie im Moment auch die Performance, um es mal neudeutsch auszusprechen,
07:50der deutschen Mannschaft? Wir haben eine sehr bewegte Woche hinter uns mit den Spielen von
07:53Dortmund, Stuttgart, den Positiven und auch von den Bayern. Wie sehen Sie das? Die Reform,
07:58es gibt immer wieder neue Ideen. Wahrscheinlich ist es auch gut, dass dann immer wieder auch mal
08:05etwas Neues kommt, dass etwas ausprobiert wird. Videobeweis auch, weil ich Videobeweis eher nicht.
08:12Jetzt sage ich, wenn es gerechter wird dadurch, dann ist es okay, muss ich ganz ehrlich zugeben.
08:18Also von dem her okay, ausprobieren, hinschauen, ob es gut ist. Ich habe Bayern gesehen, ich habe
08:27Dortmund gesehen. Ich denke nicht so kurzfristig. Es ist immer so, die deutschen Mannschaften haben
08:33mal ein Jahr, dann schafft es nur einer ins Viertelfinale, ins Halbfinale. Vorher scheidet
08:38sie aus, dann heißt es, der deutsche Fußball geht runter. Im nächsten Jahr kommen drei ins
08:43Halbfinale, dann heißt es, alles ist wunderbar. Ich habe ein hochinteressantes Spiel gesehen mit
08:50Barcelona gegen Bayern, weil es so erfrischend war. Es war so offensiv ausgerichtet und es war
08:58so ein bisschen mit offenem Visier. Wann sieht man so ein Spiel auf diesem Niveau, wo so viel
09:05Risiko gegangen wird. Das fand ich toll und nach vorne gedacht wird. Das Spiel ist 4-1 ausgegangen
09:14für Barcelona. Ich habe nach 25 Minuten gedacht, oh, das könnte auch 4-1 ausgehen für Bayern,
09:19wenn ich ehrlich sein soll, bevor es 2-1 kam. Weil da hatte Bayern alles im Griff und Barcelona
09:25stand sehr hoch und hat auf Risiko gespielt, aber Bayern auch. Das fand ich sehr erfrischend auch.
09:31Deinen Kollegen Kompagnie würde er sehr freuen, was sie da sagen.
09:34Ja, wissen Sie, es geht nicht, dass man immer sagt, es soll erfrischend gespielt werden,
09:42es soll mutig gespielt werden. Und dann, wenn es so gespielt wird, heißt es, warum spielen die nicht
09:495-3-2, warum spielen die nicht 5-4-1. Man weiß doch, Barcelona ist offensiv so gut. Dieses Spiel
09:55war so. Wenn Bayern es 2-1 schießt, kann es aus meiner Sicht genau das Ergebnis andersrum sein,
10:04weil einfach beide Mannschaften dieses Risiko genommen haben und Bayern ist ein Tor aberkannt
10:12worden. Das 2-1 kann man faul geben. Es ist so eng beieinander, aber ich fand es einfach ein wahnsinnig
10:17erfrischendes Spiel von zwei Trainern, die enorm mutig sind und ihrer Mannschaft das offensive
10:25Spiel verschreiben und sagen, lass sie von der Leine. Prima, ich hoffe, Sie können sich noch an
10:30vielen erfrischenden Spielen erfreuen, neben der Freizeit, die Sie gewonnen haben. Vielen Dank.

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