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00:00:00Es ist ein Gefühl.
00:00:29Unendlicher Weisheit.
00:00:30Wenn man diese Einheit spürt, spürt man, dass man auch ein Teil davon ist.
00:00:44Wir haben das Leben in die Welt gebracht.
00:00:46Du kannst uns nicht sehen, aber wir florieren.
00:00:54Überall.
00:00:55In allem.
00:01:00Sogar in dir.
00:01:07Ob du es glaubst oder nicht.
00:01:13Von deinem ersten bis zum letzten Atemzug.
00:01:20In der Dunkelheit und im Licht.
00:01:25Wir sind die Ältesten und Jüngsten.
00:01:28Die Größten und Kleinsten.
00:01:31Die Weisheit aus Millionen Jahren.
00:01:35Wir sind Schöpfung.
00:01:37Wir sind Auferstehung.
00:01:39Wir sind Zerstörung und Regeneration.
00:01:43Wir sind Pilze.
00:01:54Pilze leben im Verborgenen und sind äußerst raffiniert.
00:02:08Sie verstecken sich vor uns.
00:02:14Wir sind jetzt in der Agarikon-Zone.
00:02:18Hier gibt es ein paar große Kulturen.
00:02:23Es ist immer wieder interessant und anregend in so einem alten, gewachsenen Wald.
00:02:28Aber nicht immer hat man das Glück und findet tatsächlich einen neuen Agarikon-Organismus.
00:02:33Aber es ist auf jeden Fall besser als im Büro.
00:02:42Pilze sind die großen Komposter der Natur.
00:02:45Was bedeutet das?
00:02:46Sie zersetzen Holz.
00:02:48Ich liege hier am Boden, bin aber noch topfit.
00:02:51Da liegt Holz. Würde ich mich hinlegen und hier sterben, würden Pilze kommen und mich recyceln.
00:02:56Der Lauf der Natur.
00:03:11Pilze stehen für Wiedergeburt, Verjüngung, Regeneration.
00:03:21Sie erzeugen lebensspendende Erde.
00:03:26Unsere Aufgabe in der heutigen Zeit ist es, die Natur wieder zu verstehen.
00:03:32Meine Mission ist, die Sprache zu erkunden, mit der die Pilznetzwerke mit dem Ökosystem kommunizieren.
00:03:39Und ich bin überzeugt, die Natur ist intelligent.
00:03:44Dass uns die Fähigkeit abgeht, mit der Natur zu kommunizieren, widerspricht keineswegs dem Gedanken, dass Natur intelligent ist.
00:03:52Es beweist nur die Beschränktheit unserer Mittel.
00:03:57Wenn wir es nicht schaffen, mit den Organismen, die uns heute am Leben erhalten, im Einklang zu leben,
00:04:03werden wir nicht nur sie zerstören, sondern auch uns selbst.
00:04:27Ein Pilz ist weder Gemüse noch Tier, sondern irgendetwas dazwischen.
00:04:35Er ist sein eigenes Königreich.
00:04:40Es gibt über 1,5 Millionen Spezies.
00:04:44Sechsmal mehr, als es Pflanzen gibt.
00:04:48Und von allen Pilzarten bilden gut 20.000 sichtbare Pilze aus.
00:04:53In unglaublich vielen verschiedenen Formen.
00:04:57Und die Pilze werden immer mehr.
00:05:01Und viele Menschen haben Angst vor ihnen.
00:05:32Sie assoziieren Pilze mit Schimmel, Tod und Verfall.
00:05:37Was auch Sinn macht.
00:05:41Die Furcht ist da wegen ihrer Rolle im Kreislauf des Lebens.
00:05:50Pilze kompostieren Tote wie lebende Organismen.
00:05:54Und bringen die Nährstoffe wieder in den Kreislauf ein.
00:05:58Sie bestehen am Ende von allem, aber auch am Anfang.
00:06:06Lässt man sich einmal auf Pilze ein, verfällt man ihnen.
00:06:11Ein wichtiger Unterschied zwischen Pflanzen und Pilzen ist,
00:06:15Pflanzen wollen ins Auge fallen.
00:06:19Eine Tomate wird rot und sagt so, hey, ich bin reif, pflück mich.
00:06:26Pilzen ist das egal. Die machen ihr eigenes Ding.
00:06:30Viele verstecken sich sogar.
00:06:35Jedes Mal, wenn man einen findet, steckt man in einem Dilemma.
00:06:39Weiß ich genug über ihn? Kann ich ihn essen oder wird er mich umbringen?
00:06:45Deshalb verzweifeln manche an Pilzen.
00:06:48Denn ja, einige davon sind tödlich.
00:06:51Ein paar schädigen die Leber oder die Nieren.
00:06:54Aber Hand aufs Herz, das können einige Waldbären auch.
00:06:58Man muss sich eben auskennen.
00:07:02Es gibt eine riesige Subkultur mit Pilzenthusiasten.
00:07:06Sie suchen und essen sie zusammen.
00:07:09Sind wie aufgeblasene Genusssüchtige mit einer wissenschaftlichen Neigung.
00:07:14Mein Publikum.
00:07:16Das ist ein Ritterling.
00:07:18Grafolofondosa?
00:07:20Ein Cortanario lordogrisus.
00:07:23Das ist eine Flechtenart.
00:07:26Ich bin zu Festivals gegangen auf Pilzsuche und habe mich weitergebildet.
00:07:31Das hat meine Sicht auf alles verändert.
00:07:34Pilze waren das Fenster, durch das ich ein tieferes Verständnis für die Natur bekam.
00:07:41Gäbe es keine Pilze, würde sich hier nur Pflanzenmaterial anhäufen, das den Boden erstickt.
00:07:47Pilze sind die Lösung.
00:07:49Sie zersetzen alles, sodass neues pflanzliches und tierisches Leben entstehen kann.
00:07:58Sie sind der Verdauungstrakt des Waldes.
00:08:02Einige von ihnen, zum Beispiel Schimmelpilze, wirken als Destruenten in Form von Saprobionten.
00:08:12Die Hefe- und Schimmelpilze, die man für Bier und Wein verwendet, sind alle Saprobionten.
00:08:18Ein Penicillin-Schimmelpilz arbeitet in Gorgonzola und Roquefort.
00:08:23Bourbon ist ein pilzvergorener Mais.
00:08:27Die Fähigkeit, Dinge aufzubrechen, ist ein Talent, das man nutzen könnte, um ein paar unserer Probleme zu lösen.
00:08:34Wie zum Beispiel die Umweltverschmutzung.
00:08:41Diese Schimmelpilze kriegen alles klein, was natürlich in Ursprungs ist.
00:08:47So haben sie sich entwickelt.
00:08:49Alles, was auf Kohlenwasserstoff basiert, also auch Ölteppiche oder Schadstoffe aller Art, das ist eine Tatsache.
00:08:59Ich war bei einem Experiment dabei, bei dem vier Proben mit Diesel und anderen Erdölstoffen verschmutzt wurden.
00:09:05Eine diente als Kontrollprobe und wurde mit Enzymen behandelt, eine mit Bakterien und unsere mit Pilzsporen.
00:09:13Der Pilz absorbiert das Öl, er produziert Enzyme, Peroxidasen, die die Kohlenwasserstoffverbindungen aufbrechen.
00:09:22Der Pilz wird nun vom Öl verschmutzt.
00:09:25Nach sechs Wochen sahen wir nach.
00:09:28Die anderen Proben waren tot, dunkel und klebrig.
00:09:32Auf unserer wuchsen hunderte Pfund Austernpilze, äußerst gesunde sogar.
00:09:37Sie waren sehr groß, was zeigt, wie viele Nährstoffe sie aufgenommen haben.
00:09:42Und noch etwas, es war eine echte Offenbarung für mich, sie bildeten Sporen.
00:09:47Die Sporen zogen Insekten an, die wiederum Vögel und die brachten Samen mit.
00:09:52Unsere Probe wurde eine Oase des Lebens.
00:10:02Pilze sind die Fruchtkörper in der Mykologie, vergleichbar mit einem Apfel.
00:10:08Ihre überwiegende Masse wächst unter der Erde und besteht aus langen Fäden.
00:10:15Die wachsen Zelle für Zelle, dann verzweigen die Hüfen sich immer weiter in jede denkbare Richtung, sogar dreidimensional.
00:10:23Das gesamte Gebilde nennt sich dann Mycelium.
00:10:29Ein Ast fällt zu Boden und schon ist das Mycel zu Stelle.
00:10:34Es ist einfach überall.
00:10:37Ein Mycel ist komplexer vernetzt als unser Gehirn.
00:10:41Und es arbeitet fast genauso, mit Elektrolyten, elektronischen Impulsen.
00:10:46Pilze sind die häufigste Spezies auf der Erde. Sie sind überall.
00:10:52Um Ihnen eine Größenvorstellung zu geben, wenn Sie durch den Wald laufen, liegen unter jedem Schritt, den Sie machen, fast 500 Kilometer Pilze, auf der ganzen Welt.
00:11:02Sie bilden riesige Netzwerke, wie ein großes Netz unter dem Waldboden.
00:11:21Ein Mycel, selbst wenn es nur so groß ist, kann Billionen von Verzweigungen haben.
00:11:26Fast jeder weiß, wie das Internet funktioniert. Das Mycel ist genauso aufgebaut.
00:11:38Bäume kommunizieren miteinander über das Mycel. Es verbindet einen Baum mit dem anderen.
00:11:45Sie füttern sich über das Mycel, anders gesagt, teilen Nährstoffe mit anderen und benutzen das Mycel als Transportweg.
00:11:53Wir halten oft Arterkennung für tierisches Verhalten.
00:11:58Wir Menschen lieben unser Baby, wissen, dass es unseres ist und umsorgen es.
00:12:03Nie kamen wir darauf, dass auch Pflanzen das tun könnten.
00:12:07Wir haben immer wieder die Idee, dass wir ein Tier sind.
00:12:11Wir haben immer wieder die Idee, dass wir ein Tier sind.
00:12:15Wir haben immer wieder die Idee, dass wir ein Tier sind.
00:12:18Und umsorgen es. Nie kamen wir darauf, dass auch Pflanzen das tun könnten.
00:12:23Aber wir haben herausgefunden, dass Pflanzen ihre Art erkennen.
00:12:26Bäume tun das durch das Mykorrhiza-Netzwerk. Sowohl der Mutterbaum als auch seine Sprösslinge senden Signale.
00:12:32Sie reden miteinander.
00:12:42Sind sie verbunden und es fließt Kohlenstoff, helfen die Starken den Schwachen.
00:12:46Weiß ein Mutterbaum, dass er von Schädlingen befallen ist,
00:12:50wird ihr den Nachwuchs zu stärkerer Konkurrenz anspornen, damit er sich schneller erholt.
00:12:55Eine magische Sache. Undenkbar ohne Pilz.
00:13:00Ich bin kein Baum-Umarmer, aber ab und zu mache ich es. Und ich gebe zu, ich war mal Holzfäller.
00:13:17Hallo? Einmal sägen, zwei Bäume. Bäume fällen und arbeiten lassen. Das mache ich mit Vorsatz.
00:13:36Sie sollen verrotten für Shiitake-Pilze.
00:13:39Paul war im September 1974 Holzfäller in Darrington. Ich habe ihn da besucht und wir gingen in den Wald, wo ich ihm die Pilze zeigte.
00:13:50Er wollte ihre Namen wissen und so haben wir zum ersten Mal genauer hingeschaut.
00:13:54Plötzlich stand da dieser gewaltige lila Pilz vor uns. So einen hatte ich noch nie gesehen. Eine Offenbarung.
00:14:02So fing es an und es hörte nie mehr auf.
00:14:06Ein rotbandiger Baumschwamm. Ein eleganter Filipporus, pelziger Stamm. Das ist ein Täubling, essbar. Der wächst hier in diesem Wald.
00:14:20Die Wissenschaft kennt wenige derart interessierte Amateure. Amateur bedeutet Liebhaber. Und er liebt seine Pilze.
00:14:28Er hat bewiesen, dass auch ein Amateur bedeutende Forschung betreiben kann.
00:14:33Wie im 19. Jahrhundert, da wimmelte es geradezu von wissbegierigen Naturfreunden. Denken Sie nur an Darwin.
00:14:45Er zog ein in das universelle Bewusstsein. So entsteht Genialität.
00:14:52Jede herausragende Leistung der Menschheit wurde daraus geboren.
00:14:59Ich wuchs in einer kleinen Gemeinde namens Columbiana in Ohio auf. Sehr konservativ und christlich.
00:15:12Mein Bruder John ging nach Yale, der andere, Bill, nach Cornell. Eine Akademikerfamilie.
00:15:19Aber ich hatte ein Problem. Ich stotterte und hatte große Schwierigkeiten, mich auszudrücken.
00:15:26Ich habe sechs Jahre Sprachtherapie durchgemacht. Und ich bekam keinen einzigen Satz raus, ohne heftig zu stottern.
00:15:35Da half auch die Therapie nicht.
00:15:39Ich konnte den Leuten nicht in die Augen schauen und starrte mein Leben lang auf den Boden. Egal bei wem. Immer so.
00:15:47So habe ich Fossilien und Pilze gefunden.
00:15:55Wir sind die Sterne. Unser Königreich wurde im Himmel geboren, vor viereinhalb Milliarden Jahren.
00:16:16Wir sind die Pioniere. Wir stiegen aus dem Meer, um fruchtbare Erde zu kreieren und die Bühne für sämtliches Leben zu bereiten.
00:16:28In Südafrika fand man in Lavagestein pilzartige Organismen. Mycelium-Fossilien im Vulkangestein. 2,4 Milliarden Jahre alt.
00:16:48Der älteste Nachweis eines vielzelligen Organismus auf der Erde.
00:16:53In diesem Jahr wurde noch ein Fossil gefunden. In Brasilien, 113 Millionen Jahre alt. Der perfekte Abdruck eines Pilzes.
00:17:05Wir haben uns vor gut 650 Millionen Jahren vom Pilz gelöst. Ein Zweig bildete weiter Pilze aus, der andere den Ursprung der Tierwelt.
00:17:15Unser Weg führte dazu, Nährstoffe in einem zellulären Beutel zu verwerten, dem Magen. Das Mycel verblieb unter der Erdoberfläche und verdaute seine Nährstoffe extern.
00:17:29Die Artenvielfalt wuchs. Bis zu den katastrophalen Asteroideneinschlägen auf unserem Planeten.
00:17:45Unmengen Staub und Geröll stiegen in die Atmosphäre und hielten das Licht der Sonne ab. Pflanzen und Tiere starben. Die Pilze eroberten die Welt.
00:18:02Und heute wissen wir, die Organismen, die sich mit ihnen zusammentaten, überlebten das Massensterben.
00:18:11Wir sind näher mit den Pilzen verwandt, als mit irgendetwas anderem. Damit will ich sagen, wir sind die Nachkommen des Mycels. Das Mycel ist unser Aller-Mutter.
00:18:23Ist ein Pilz intelligent? Er reagiert auf seine Umwelt, ernährt sich selektiv, verteidigt sich. Er löst Probleme. Das nennt man intelligent.
00:18:43Theoretisch ist ein Mycel unsterblich, solange es Nahrung hat. Und so ist der älteste wie auch größte Organismus, den es auf Erden gibt, ein Pilz.
00:19:05Er lebt auf einer Bergspitze in Oregon, ist tausende Hektar groß und tausende Jahre alt.
00:19:15Der sichtbare Pilz ist sein Fortpflanzungsorgan, denn er verteilt die Spuren.
00:19:23Pilze haben keine Samen, sondern Sporen. Winzige, federleichte Gebilde, die die Gene in sich tragen.
00:19:36Landen sie auf etwas für sie essbarem, machen sie sich darüber her und resorbieren die Nährstoffe. Dann müssen sie weiter und neue Nahrungsquellen suchen.
00:19:52Ein Pilz entlässt Milliarden von Sporen in die Atmosphäre. Es gibt so viele. Mit jedem Atemzug nehmen sie zehn Pilzsporen auf. Sie sind überall um uns herum.
00:20:10Betrachtet man, was Pilze so tun, ist das schon unheimlich. Auf wunderbare Art. Sie korrigieren einfach alles.
00:20:20Sie erhalten Leben, sie wandeln es um, sie tragen es weiter. Bemerkenswerte Wesen.
00:20:27Wenn die Menschheit ausstirbt, welche Art wird wohl die Erde übernehmen?
00:20:33Vielleicht ist das Myzel heute schon die dominierende Spezies. Und das nicht nur, weil es die häufigste auf dem Planeten ist.
00:20:42Schauen Sie uns doch an. Wir sind sieben Milliarden kleine verletzliche Kreaturen, die auf der Erde herumlaufen und beim kleinsten Angriff in Lebensgefahr geraten.
00:20:51Hurricane Harvey traf Texas auf Land. Über 30.000 Leute sind ohne Strom. Und das ist erst der Anfang.
00:21:01Puerto Rico erlebt einen Jahrhundertsturm. Vor dem Land liegen nun Monate ohne Grundversorgung.
00:21:10Der Klimawandel ist die bislang größte Bedrohung für die Zukunft unseres Planeten.
00:21:16CO2 ist der Auslöser des Klimawandels. Pflanzen atmen den Kohlenstoff ein und atmen Sauerstoff wieder aus.
00:21:30Sie betreiben mit CO2 Photosynthese, lagern den Kohlenstoff in ihren Blättern und Stämmen ein.
00:21:38Aber 70% des Kohlenstoffs parken sie unter der Erdoberfläche.
00:21:51Die Hüfen tauschen ihn dort gegen Nährstoffe ein. Der Kohlenstoff wird in ihren Zellwänden eingelagert.
00:21:58Er ernährt Mikroben und andere Mitbewohner dieser Nahrungskette, wie Milben und Nematoden.
00:22:04Sie tragen durch ihre Ernährung die Nährstoffe weiter.
00:22:08Pilze sind also enorm wichtig, um Kohlenstoff im Erdreich zu binden.
00:22:13Isst er erst einmal dort, kann er die Nährstoffe in der Nahrung weiterentwickeln.
00:22:18Wir wissen, dass Kohlenstoff von Pflanze zu Pflanze wandern kann,
00:22:23was eine gleichmäßige Verteilung in diesem System gewährleistet.
00:22:27Sie arbeiten wirklich hart.
00:22:29Wenn wir die Pflanzen erhalten, den Wald und die natürliche Gemeinschaft der Pilze,
00:22:34haben wir eine natürliche Kraft, um die Pflanzen zu verteilen.
00:22:38Und wenn wir die Pflanzen erhalten, haben wir eine natürliche Kraft, um die Pflanzen zu verteilen.
00:22:43Wenn wir die Pflanzen erhalten, den Wald und die natürliche Gemeinschaft der Pilze,
00:22:47haben wir eine natürliche Kraftquelle, die CO2 unterirdisch speichert.
00:22:52Wir wissen das. Es geschieht direkt vor unserer Nase.
00:22:59Wir bilden nicht nur neue Pilze.
00:23:03Wir können weit mehr als nur Dinge zersetzen.
00:23:07Wie wichtig unsere Arbeit ist, habt ihr bis heute nur ansatzweise verstanden.
00:23:11Wie wichtig unsere Arbeit ist, habt ihr bis heute nur ansatzweise verstanden.
00:23:18Wir verändern alles.
00:23:30Ich war 14 oder 15, als mein Bruder John mir ein Buch gab.
00:23:33Veränderte Bewusstseinszustände war sein Titel.
00:23:37Darin hat Andy Weil ein Kapitel über Bewusstseinserweiterung geschrieben.
00:23:41Ich war begeistert.
00:23:45Ich ging zu christlichen Revival-Meetings, begegnete Menschen, die errettet worden waren.
00:23:51Und was ich richtig cool fand, war das veränderte Bewusstsein der Leute.
00:23:55Ich dachte, das folgt alles ein und demselben Grundgedanken.
00:23:59Ich bin Andrew Weil echt dankbar.
00:24:04Er hat eines meiner ersten Bücher übers Pilzesammeln gelesen.
00:24:08Über berauschende und auch über medizinisch wirksame Pilze.
00:24:13Da hat sich was verändert. Ich wurde quasi erweckt.
00:24:17Viele Leute beschäftigten sich mit Bewusstseinserweiterung.
00:24:20Und so gab ich das Buch meinem Freund Ryan Snyder.
00:24:23Ein paar Tage später fragte ich ihn, wo mein Buch sei.
00:24:27Sein Vater hatte es verbrannt.
00:24:30Verbrannt? Mein Buch?
00:24:34Statt es einfach zurückzugeben oder meine Eltern anzurufen, beschloss er es zu verbrennen.
00:24:42Ich schulde Ryans Vater großen Dank, denn damit hat er mein Interesse nur noch angefeuert.
00:24:48Ich dachte, wenn dieses Buch jemanden zu solch einer Tat veranlasst,
00:24:54dann sollte ich mich doch mal eingehen, damit der Sache beschäftigen.
00:24:57Menschliches Leben hat eine lange Historie auf der Erde, über deren Großteil wir nur wenig wissen.
00:25:11Es ist nachvollziehbar, dass die indigenen Völker dieser Welt ein herausragendes Wissen über Pflanzen besitzen
00:25:19und wissen, wie sie miteinander in Verbindung stehen.
00:25:22Und unsere prähistorischen Vorfahren kannten demzufolge auch bewusstseinsverändernde Pflanzen.
00:25:34Über zwei Millionen Jahre wuchs der menschliche Kortex auf die dreifache Größe
00:25:39und unser Gehirn ist in einer lächerlich kurzen Zeitspanne der Evolution regelrecht explodiert.
00:25:45Zwei Millionen Jahre sind nichts in der Evolution. Was löste das aus?
00:25:50Ende der 1970er Jahre entwickelten Terence McKenna und sein Bruder Dennis die sogenannte Stoned-App-Theorie.
00:25:58Heute weiß man, 22 Primaten, mit uns 23, konsumieren Pilze.
00:26:04Ihre Theorie besagt, dass unsere Vorfahren von den Bäumen stiegen, durch die Savanne zogen und Tiere jagten, die gekotet haben.
00:26:11In den Subtropen gedeiht der weitverbreitetste Pilz auf solchen Kuhfladen,
00:26:15der kubanische Kahlkopf, ein stark berauschender Pilz.
00:26:20Eines, das Pilze und andere Psychedelika zuverlässig tun, ist, dass sie Synesthesie auslösen.
00:26:27Synesthesie ist die Wahrnehmung einer Sinnesmodalität in einer anderen,
00:26:32das Hören von Farben zum Beispiel oder das Sehen von Musik.
00:26:46Das sind tiefgehende Erfahrungen.
00:26:50Und jetzt muss man sich vorstellen, welchen Eindruck das auf die ersten Menschen gemacht haben muss.
00:26:58Solche Zauberpilze steigern die Informationsaufnahme.
00:27:03Sie wirken wie ein Gleitmittel zwischen unseren Synapsen im Gehirn.
00:27:08Ein unerhörter Wettbewerbsvorteil.
00:27:11Wenn man mit Waffen hantieren oder etwas bauen muss, das die Überlebenschancen vergrößert.
00:27:19Bedenkt man nun, dass es über Abermillionen von Jahren passiert ist,
00:27:24hat man eine plausible Erklärung für das rasante Wachstum des menschlichen Gehirns vor zwei Millionen Jahren.
00:27:31Es wäre zu einfach zu sagen, die haben berauschende Pilze gegessen und dann mutiert ihr Hirn.
00:27:37Es dürfte komplexer sein, wobei das sicher ein Faktor war.
00:27:42Das war wie eine Software zum Programmieren einer modernen neurologischen Hardware mit Denken, Erkenntnis und Sprache.
00:27:50Sprache ist im Grunde nichts anderes als Synesthesie.
00:27:54Sprache ist erst einmal bedeutungsloses Geräusch, nur dass dem Ganzen dann ein komplexes Geflecht an Bedeutungen zugeteilt wird.
00:28:02Die meisten Möbel in unserem Oberstübchen, um das einmal so bildlich zu sagen, dienen der Bildung und dem Verständnis von Sprache.
00:28:11Diese neuronalen Strukturen besaßen unsere Vorfahren noch nicht.
00:28:15Es ist typisch menschlich, dass so viel unserer Physiologie dem Bilden und Verstehen von Sprache dient.
00:28:21Und diese Fähigkeit macht uns erst zu dem, was wir sind.
00:28:31Ich habe sie lange Zeit nicht bekommen.
00:28:34Aber in Ohio konnte ich endlich eine Tüte Zauberpilze erstehen.
00:28:39Wie und in welcher Menge man sie konsumieren muss, konnte mir jedoch keiner sagen.
00:28:44Ich hatte nun also so eine Tüte und dachte, es ist vielleicht eine Dosis, und habe alle verdrückt.
00:28:51Für Unwissende sei gesagt, das war ungefähr zehnmal zu viel.
00:28:57Es war ein warmer Sommertag und da stand eine herrliche, große Eiche.
00:29:03Ich sah in den Wolken, dass ein Gewitter aufzog und dachte, toll, das gibt bestimmt irre Bilder.
00:29:11Vielleicht sollte ich in ihr ganz raufklettern.
00:29:14Und dann ging's los.
00:29:17Ich sah Wellen aus Luft.
00:29:20Sie wurde flüssig und auf einmal wurde die ganze Landschaft verzerrt.
00:29:26Das hatte ich noch nie erlebt und ich dachte, wow, das meinten die.
00:29:32Die Wolkenberge kamen näher und sie sahen böse aus.
00:29:36Dann kamen die Blitze.
00:29:39Und ich dachte, wow, was ist das?
00:29:41Aus ihnen entwickelten sich geometrische Muster,
00:29:45gefolgt von sich überlagernden Mosaiken aus geometrischen Formen in vielen Farben.
00:29:51Die schwammen da rum und dann flogen so Wellen durch.
00:29:55So etwas hatte ich noch nie im Leben gesehen.
00:30:01Der Sturm legte sich weiter.
00:30:04Ich dachte, wow, was ist das?
00:30:07Der Sturm legte zu.
00:30:10Es schüttete und ich bekam Angst.
00:30:13Langsam dämmerte mir, dass ich mitten in einem Gewitter auf einem Hügel in der Krone des höchsten Baumes saß.
00:30:18Nicht unbedingt der beste Platz für eine spirituelle Erfahrung.
00:30:22Der Baumstamm war so etwas wie meine Säule bis in den Mittelpunkt der Erde.
00:30:26Ich klammerte mich an ihn.
00:30:29Solange ich das tat, fühlte ich mich sicher.
00:30:32Überall Blitze, Donnerhall.
00:30:34Eine Sekunde zwischen Blitz und Donner.
00:30:37Es kam also immer näher.
00:30:40Ich fürchtete um mein Leben.
00:30:43Und mitten in dieser irren Erfahrung, irre und beängstigend zugleich,
00:30:48hockte ich im Baum und fragte mich, was wirklich wichtig für mich ist.
00:30:52Und ich sagte mir, Stamets, du bist nicht bescheuert, aber du stotterst.
00:30:57Du musst damit aufhören.
00:31:00Und ich sagte zu mir, hör auf zu stottern.
00:31:04Hör jetzt auf.
00:31:07Eine innere Stimme in meinem Kopf rief, kannst du mich hören?
00:31:11Hör auf zu stottern. Und ich sagte zu mir, hör jetzt auf zu stottern.
00:31:14Hunderte, hunderte, tausende Male.
00:31:23Als das Gewitter abgezogen war, stieg ich vom Baum, patschnass,
00:31:27voller Liebe für das Leben, die Natur, diesen Baum.
00:31:31Er war so wichtig für mich.
00:31:34Zu Hause bin ich dann direkt ins Bett, ohne jemanden zu sehen.
00:31:38Am nächsten Morgen fiel mir eine recht attraktive Frau auf.
00:31:42Aber ich hatte ihr noch nie in die Augen gesehen, aus Angst zu stottern.
00:31:46Ich vermied soziale Kontakte wie diese lieber,
00:31:49auch wenn ich mich von ihr stark angezogen fühlte.
00:31:52Sie mochte mich auch, aber ich konnte damit nicht umgehen.
00:31:56Nun, sie kam zu mir, sah mich an und sagte, guten Morgen, Paul.
00:32:00Und zum ersten Mal sah ich ihr direkt in die Augen und sagte,
00:32:04guten Morgen, wie geht's? Ohne zu stottern. In einem Zug.
00:32:31Darauf stehen meine Mitarbeiter. Die beste Quelle für neue Musik.
00:32:36Wir lieben es laut, dann funktionieren wir besser.
00:32:41Bei uns läuft viel nonverbal, wegen der Bakterien.
00:32:48Weniger reden, mehr Gesten. Und laute Musik.
00:32:55Mein Vater war Geschäftsmann. Ich wollte nie einer werden,
00:33:00aber unabhängig sein. Also machte ich einen kleinen Versandhandel auf,
00:33:05um mich und andere pilzinteressierte Leute zu versorgen.
00:33:10Das war gar nicht so einfach, denn wir hatten keinerlei Ressourcen.
00:33:15Wir buchten Anzeigen im Organic Gardening Magazine.
00:33:19Es gab nur drei Fernsehsender.
00:33:22Ich habe alles selbst aufgebaut und Equipment für mein erstes
00:33:26Verkaufslager angeschafft.
00:33:31Heute habe ich fast 100 Angestellte und es gibt tausende Multiplikatoren.
00:33:36Die Pilze haben mir so viel gebracht, ich wollte mehr über sie wissen.
00:33:41Diese hier heißt Reishi oder Lingchi, der Pilz der Unsterblichkeit.
00:33:45Eine der wunderbarsten Pilze aus unserer Zucht.
00:33:50Er wirkt lebensverlängernd bei Menschen und Bienen.
00:33:55Musik
00:34:00Auf diesem Berg läuft auf 64 Hektar ein großes Mykologie-Experiment.
00:34:05Wir haben vor neun Jahren 33.000 Bäume gepflanzt.
00:34:10Die Hälfte mit Mykorrhiza-Pilzen im Wurzelbeet, die Hälfte ohne.
00:34:15Wir haben die Hälfte mit Mykorrhiza-Pilzen im Wurzelbeet gepflanzt.
00:34:20Wir haben die Hälfte mit Mykorrhiza-Pilzen im Wurzelbeet gepflanzt.
00:34:24Die Hälfte mit Mykorrhiza-Pilzen im Wurzelbeet, die Hälfte ohne.
00:34:29Jetzt wollen wir in einem Testfeld 1100 Bäume vergleichen.
00:34:34Ich habe durch den Verkauf eines meiner Patente eine Menge Geld gemacht.
00:34:39Und als ich das politische Klima in den USA gegen Umweltschützer richtete,
00:34:44kauften wir Land in Kanada.
00:34:48Ich glaube, weil er nicht den konventionellen, akademischen Weg gegangen ist,
00:34:53ist er offener für Ideen, die nicht jeder auf dem Schirm hat.
00:34:58Ich hatte die Ehre, ein paar Dinge zu entdecken, die neu waren.
00:35:03Und ich besitze nun fünf Patente auf entomopathogene Pilze,
00:35:08also Pilze, die Insekten befallen, vor allem Termiten.
00:35:12Das größte Problem bei der Kommerzialisierung von Biopestiziden aus Pilzen
00:35:17sind die sogenannten sporenabweisenden Fähigkeiten.
00:35:22Die Insekten meiden die Sporen dieses Pilzes.
00:35:27Das geht so weit, dass eine Arbeiterin, die mit ihnen in Kontakt kam,
00:35:32bei der Rückkehr in den Bau von den Wächtern abgefangen wird.
00:35:37Sie führen sie zu einem Friedhof, trennen ihren Kopf ab und begehen dann Selbstmord.
00:35:42So versuchen sie, ihre Königin und die ganze Kolonie zu schützen.
00:35:47Dann entdeckte ich etwas, das bislang in keiner wissenschaftlichen Arbeit erwähnt worden war.
00:35:52Einen biologischen Schalter, der die Sporenbildung verzögerte.
00:35:57Nun wurden die Insekten nicht abgestoßen, das genaue Gegenteil war der Fall.
00:36:02Findet nun ein Insekt diesen Pilz, folgen ihm die anderen. Er wird zum trojanischen Pferd.
00:36:07Genau derselbe Pilz wird nun an den Wächtern vorbei zur Königin gebracht.
00:36:12Die ganze Kolonie wird quasi vom Mycelium mumifiziert.
00:36:16Und im Handumdrehen sind alle infiziert und sterben.
00:36:20Diese sporenabweisenden Fähigkeiten schützen unser Haus vor Invasionen. Eine bedeutende Entdeckung.
00:36:26Ich habe das mit Tischlerameisen und Feuerameisen versucht, dann mit Trauermücken und Moskitos.
00:36:32Jetzt arbeiten wir mit Bettwanzen. Es klappt bei allen.
00:36:42Das gesamte Ökosystem ist von Pilzen durchzogen. Für mich sind sie das ökologische Reservoir schlechthin.
00:36:58In einer Welt der Erfindungen könnte die Lösung eurer größten Probleme direkt unter euren Füßen liegen.
00:37:06Die westliche Medizin verwendet Pilze zum Beispiel für Penicillin, ein sehr effektives Antibiotikum.
00:37:15Als es noch nicht synthetisch hergestellt wurde im Bürgerkrieg, hat man verwundeten Soldaten einfach ein Stück verschimmeltes Brot auf die Wunde gelegt, das antibiotisch wirkte.
00:37:26So vermied man Entzündungen.
00:37:30Alexander Fleming entdeckte Penicillin im Jahr 1927.
00:37:36Aber man fand keine Sorte, die ausreichend viel abwarf, um damit kommerziell, also wirtschaftlich, zu arbeiten.
00:37:43Erst 1942 gelang einer Gruppe Forscher in Chicago der Durchbruch.
00:37:48Ein Laborassistent fand beim Einkaufen eine Zuckermelone, auf der ein schöner goldener Schimmel wuchs.
00:37:55Und der wurde die Grundlage für die erste schnell wachsende Sorte Penicillin.
00:38:03Es hat bis heute zehntausenden Soldaten das Leben gerettet.
00:38:08Die Briten hatten es, die Deutschen und die Japaner nicht.
00:38:14Man nimmt an, dass die Entdeckung dieses hyperproduktiven Penicillin-Stammes einen wesentlichen Einfluss auf den Ausgang des Zweiten Weltkrieges hatte.
00:38:22Alexander Fleming erhielt 1945 den Nobelpreis, in Anerkennung der enormen Auswirkungen des Penicillins auf unsere Gesundheit.
00:38:41Medizinische Pilze nutzt man so.
00:38:44Ein Pilz produziert alle möglichen Enzyme.
00:38:47Er ist wie eine Chemiewaffe.
00:38:49Er wehrt sich gegen Konkurrenz, um sich zu ernähren.
00:38:53So wie auch andere Mikroben, Pilze, Bakterien oder Viren.
00:38:58Und so wirken auch Antibiotika.
00:39:01Ein Pilz produziert Chemikalien wie die, aus denen Penicillin gemacht wird, um Bakterien in sich abzutöten.
00:39:08Deshalb tötet Penicillin auch Bakterien in uns ab.
00:39:12Im fernen Osten gibt es eine lange Tradition der Pilzheilkunde, vor allem in Korea, China und Japan.
00:39:20Pilze scheinen in der Lage zu sein, die Abwehrmechanismen des Körpers zu stärken.
00:39:25Und füllen so Nischen, für die die westliche Pharmazie noch kein Mittel gefunden hat.
00:39:31Westliche Medizin ist auf die Krankheit fokussiert, will die Ursache finden und eliminieren.
00:39:37Das hat seine Berechtigung, doch wir tun wenig, um das Gute zu fördern.
00:39:47Im Schamanismus zählen Krankheiten zu den Elementen der Geisterwelt.
00:39:53Für einen Arzt der Gegenwart sind Infektionen und deren Geist nichts als pathogene Bakterien oder Viren.
00:40:00Aber egal ob Geister oder Mikroben, erst die Erfindung des Mikroskops eröffnete uns den Blick in winzige Universen und Landschaften,
00:40:09die wir mit jedem Schritt zertreten.
00:40:14Diese Pilznetzwerke sind zwar nahezu unsichtbar, wachsen aber in wenigen Tagen zu einem großen, aufblühenden Gebilde heran.
00:40:22Jetzt endlich haben wir Einblick in die Landschaft unter unseren Augen.
00:40:26Jetzt endlich haben wir Einblick in die Landschaft unter unseren Füßen.
00:40:46Pilznetzwerke bekämpfen schon immer pathogene und Krankheitsüberträger.
00:40:51Virale Pandemien treten periodisch auf.
00:40:54Zwischen 1347 und 1353 starb ein Drittel der Bevölkerung Europas an der Pest.
00:41:03Die Spanische Grippe 1918 raffte zwei Prozent der Weltbevölkerung dahin, Abermillionen Menschen.
00:41:12Ich denke, jeder ist sich der Bedrohung durch den Bioterrorismus bewusst.
00:41:17Aber nur wenige wissen, dass wir Europäer, bewusst oder unbewusst, daran aktiv beteiligt waren.
00:41:24Wir brachten den Bioterrorismus in die neue Welt, zu den indigenen Völkern Mittelamerikas.
00:41:29Und wer schwer erkrankt ist, kann Invasoren schlecht abwehren.
00:41:35Welch wunderbare Ironie der Geschichte, dass die US-Regierung jetzt die Bevölkerung vor Virenpandemien schützen will.
00:41:42Paul Stamets kultivierte unzählige Sorten in seinem Labor und zog viele Extrakte, die er zum Testen an das Bioshield-Programm übergab.
00:41:51Ironischerweise bin ich Dick Cheney und George W. Bush grossen Dank schuldig.
00:42:01Sie finanzierten diese Forschung, die führte zu Entdeckungen, die uns bis heute beschäftigen.
00:42:07Über die Mycelennetzwerke wissen wir, dass sie lernende Membranen besitzen.
00:42:12Sie sind lernende, netzwerkbasierende Organismen, die Wissen teilen und speichern können.
00:42:17Das Mycel impft sich selbst gegen Erreger im Ökosystem.
00:42:21Davon können wir profitieren, denn viele Erreger, die die Pilze befallen, können auch Tiere befallen.
00:42:29Wir haben neue Moleküle gefunden, die sehr effektiv das Pockenvirus bekämpfen.
00:42:33Andere wirken gegen HPV, das humane Papillomvirus.
00:42:38Viele Wissenschaftler arbeiten am nächsten Penicillin.
00:42:42Und wir haben das Pilzgenom noch kaum angezapft.
00:42:50Bedenken Sie, dass unsere alten Wälder, in denen diese uralten Pilze leben,
00:42:55Reservoire für potenzielle Medikamente gegen pandemische Viren sein können.
00:42:59Sie sind von Gewicht für die nationale Sicherheit.
00:43:13Meinen Patienten rate ich regelmäßig zu Pilzen und Pilzprodukten und vermittle Kollegen deren Nutzen.
00:43:20Sie haben Moleküle, die es nirgendwo sonst in der Natur gibt.
00:43:23Einige haben ungewöhnliche Eigenschaften, wie der Löwenmähenpilz.
00:43:30Der Löwenmähenpilz, kugelförmig, er sieht wie eine Eiskaskade aus.
00:43:35Er schmeckt wie Hummer oder Garnelen.
00:43:38Ein japanischer Forscher, Hirokazu Kawagishi, entdeckte ihn 1993.
00:43:43Ich habe keinen blassen Schimmer, wie er es herausfand, aber er sagt, dass dieser Pilz Nerven nachwachsen lässt.
00:43:49Und er ist überzeugt davon, dass er effektiv gegen Alzheimer eingesetzt werden könnte.
00:43:56Wir haben kein Mittel gegen Alzheimer. Der Pilz ist ungiftig, warum nicht ausprobieren?
00:44:01Pilze sind außergewöhnliche Organismen, oft ignoriert.
00:44:05Doch sie sind eine wichtige Schnittstelle zwischen allen Lebensformen.
00:44:09Es gibt eine sehr interessante Studie der Universität von Südflorida.
00:44:13Dabei wurde Mäusen eine konditionierte Angstreaktion antrainiert.
00:44:18Sobald sie ein Geräusch hörten, das sie mit Schmerz assoziierten, kauerten sie sich zusammen.
00:44:23Erhielten sie Psilocybin, den Wirkstoff aus Zauberpilzen, konnten sie diese Verknüpfung auflösen.
00:44:29Die Mäuse konnten sich mit der Schmerzreaktion trainieren.
00:44:33Sobald sie ein Geräusch hörten, das sie mit Schmerz assoziierten, kauerten sie sich zusammen.
00:44:38Sie konnten ihren Angstreflex überwinden.
00:44:44Wir fingen mit sehr geringen Dosierungen an.
00:44:48Interessant waren vor allem die neu entstehenden Neuronen.
00:44:52Dort verzeichneten wir einen Anstieg.
00:44:56Neurogenese steht für Neuro, Nerven und Genese, also Wiedergeburt.
00:45:02Das Nachwachsen von Neuronen.
00:45:05Auf anderen neurologischen Bahnen, wie sie ursprünglich angelegt waren.
00:45:10Das ist aufregend, denn es bedeutet, dass das Gehirn eine Plastizität hat, die Fähigkeit zu heilen, zu wachsen.
00:45:19Es braucht nur die richtigen Wirkstoffe, die ihm helfen, neue neurologische Bahnen zu entwickeln.
00:45:24Wir werden alle älter, leiden unter einem gewissen Grad an Demenz.
00:45:34Was also können wir einnehmen, um die Neurogenese aktiv zu halten?
00:45:43Ich kenne viele Leute, die sich niemals auf einen Trip mit Psilocybin einlassen würden.
00:45:48Aber das Konzept, dass man nur ein Fünfzigstel einer Dosis einnimmt, die Neurogenese anregt,
00:45:53dadurch schlauer, besser gelaunt oder glücklicher wird, das ist ein ganz anderes Thema.
00:45:59Wir sind auf einer nie endenden Partnersuche.
00:46:04Nach der Beziehung fürs Leben.
00:46:09Oder zumindest für den nächsten Abschnitt unserer Reise.
00:46:15Wir haben uns Seite an Seite mit unseren Artgenossen entwickelt.
00:46:20In Symbiose.
00:46:22Seit Jahrtausenden.
00:46:25Schamanische Kulturen auf der ganzen Welt vertrauen auf Pilze für transzendentale Erfahrungen.
00:46:34Es geht ihnen dabei um die Verbindung des Individuums mit der spirituellen Welt und um das Mysterium des Lebens an sich.
00:46:47Das sind Angebote.
00:46:50Das sind Artefakte aus der Mayakultur. Sogenannte Pilzsteine.
00:46:56Dürfte wohl die größte Sammlung dieser Art weltweit sein.
00:47:00Die Mayakultur war sehr mykophil.
00:47:03Sie verehrten Pilzsteine für Prophezeiungen, für Spiritualität und auch um bevorstehende Angriffe und Abwehrstrategien vorherzusagen.
00:47:20Der große Ethnomykologe R. Gordon Wasson prägte den Begriff Mykophilie.
00:47:27Der Liebe zu den Pilzen, wie sie die Maya hatten.
00:47:31Mykophobie hingegen war in klassischem Englisch die Furcht vor Pilzen, denn sie sind voller Rätsel.
00:47:37Sie können einen Hai machen, wie heilen. Sie können einen ernähren, wie töten.
00:47:42Etwas derart mächtiges wird natürlich gefürchtet.
00:47:45Wasson war Amateurmykologe.
00:47:48Eines Tages wurde er zu einer Zeremonie bei einer Heilerin eingeladen, Maria Sabina.
00:47:55Das war 1955.
00:47:59Er aß Pilze und hatte eine psychedelische Erfahrung.
00:48:07Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte Wasson im Live-Magazin 1957.
00:48:14Es war im Grunde ein Leitfaden für Psilocybin-Pilze,
00:48:19lesbar für Millionen Amerikaner, gerade als der Kalte Krieg startete.
00:48:24Und er entging auch den Akademikern von Harvard nicht und den anderen Ivy League Schulen.
00:48:31Ebenso wenig den Experten, wie Timothy Leary, Ram Dass und Dr. Andrew Weil.
00:48:39Warum bilden Pilze Moleküle, die an Rezeptoren im menschlichen Hirn und Körper andocken?
00:48:45Was sagt uns das? Sollen wir sie etwa verwenden?
00:48:50Psychedelika in den 50ern und 60ern waren der letzte Schrei in der Psychiatrie.
00:48:56Es gab bemerkenswerte Studien mit erfolgsversprechenden Ergebnissen.
00:49:02Psychedelika wurden 30 Jahre alt.
00:49:06Psychedelika wurden 30 Jahre lang Teil der Forschung und der Psychiatrie.
00:49:11Und es gab diverse interessante Resultate, vor allem bei Alkoholabhängigen.
00:49:17Wir fanden heraus, dass eine mystische Erfahrung bei einer Sitzung der stärkste Indikator für ein positives Ergebnis war.
00:49:24Dadurch blieb die betreffende Person für einen langen Zeitraum trocken.
00:49:28Beeindruckend.
00:49:31Wie sagt man so schön? Diese Drogen sind aus dem Labor geflüchtet.
00:49:37Millionen haben sie konsumiert. Dadurch wurde im Westen eine radikale Kraft entfesselt.
00:49:51Die Kids, die Psychedelika nehmen, werden nicht in eurem Krieg kämpfen, nicht in eurem Konzern arbeiten.
00:50:00In den 1960ern passierte sehr viel. Irrationale Ängste kamen auf, man fürchtete sich vor dem rasanten Kulturwandel.
00:50:10Präsident Nixon nannte Timothy Leary den gefährlichsten Mann in Amerika.
00:50:16Wenn ich jemanden Schrums sagen höre, kommt mir der Missbrauch vom Pseudo-Zybin als Partydroge in den Sinn.
00:50:22Dabei können sie viel mehr als dich high machen.
00:50:30Diese Bewegung hin zu einer massiven Drogenabhängigkeit, die wir in den 70er Jahren erleben,
00:50:37sie endete in einer Gegenkulturbewegung, der Anti-Kriegs- und Anti-Establishment-Bewegung.
00:50:46Da spielte einiges mit hinein.
00:50:56Die Psychedelika ist eine Form der Antikriegs- und Antiestablishmentbewegung.
00:51:02Dann brannte ihnen die Sicherung durch. Und eines der Opfer war die klinische Forschung mit Psychedelika.
00:51:10Es herrschte ein irrationales, anti-wissenschaftliches Klima, das von Pamphleten der Regierung befeuert wurde,
00:51:18mit Fehlinformationen, die nicht wissenschaftlich fundiert waren.
00:51:23Spontaner Wahnsinn.
00:51:281970 kam die Forschung zum Erliegen. Man erklärte den Drogen den Krieg.
00:51:34Der Controlled Substances Act wurde verabschiedet und weitere Forschungen wurden gestrichen.
00:51:41Ich habe den leisen Verdacht, dass ich der letzte, die eine solche Forschung gemacht hat,
00:51:46der einem Krebspatienten Psilocybin verabreicht hat, im Maryland Psychiatric Research Center.
00:51:52Danach kam die Forschung zum Erliegen.
00:52:01In unserer Entwicklung als Art sind wir an einem Punkt, der einen Paradigmenwechsel erfordert.
00:52:07Eine Erfindung, die wir in den letzten Jahrzehnten haben,
00:52:11eine Änderung der Sichtweise auf unsere sogenannte Realität.
00:52:23Das bringt immer Spannungen und Ängste mit sich,
00:52:27denn wir klammern uns an das althergebrachte Verständnis unseres Universums.
00:52:32Da wird einem klar, dass die eigene Wahrnehmung der Realität die ganze Zeit äußerst beschränkt war.
00:52:38Wäre uns das früher bewusst geworden, wie viel weiter hätten wir uns entwickeln können?
00:52:43Davor hätte so mancher gewaltigen Bammel.
00:52:51Wir haben uns überlegt, wie weit wir uns entwickeln können.
00:52:56Das ist ein sehr gefährliches Territorium.
00:53:00Menschen wollen die Verantwortung zum eigenständigen Denken abgeben.
00:53:04Sie sind überfordert und vertrauen anderen, die behaupten, sie würden diese Verantwortung übernehmen.
00:53:09Das ist für mich der ideale Nährboden für eine räuberische Beziehung.
00:53:26Jeder, der so eine Erfahrung gemacht hat, in einem Land, in dem das verboten ist,
00:53:31steckt in einer Zwickmühle.
00:53:35Denn einerseits ist das eine wertvolle Erfahrung, ein Geschenk.
00:53:39Andererseits kann diese Kultur damit nichts anfangen
00:53:43und man macht sich gegebenenfalls strafbar.
00:53:49Da kann man wütend werden und aufbegehren.
00:53:52Oder man sagt, wir müssen den Leuten eben erklären, was hier vor sich geht.
00:53:57Wenn sie es erst verstehen, werden sie es auch respektieren.
00:54:06Hier in der Bay Area leben einige Ältere, die an psychologischen oder religiösen Studien gearbeitet haben.
00:54:12Die wurden zu einer kleinen Konferenz nach Esslen eingeladen,
00:54:16mit dem Titel »Pazifisches Symposium über Rauschmittel«.
00:54:20Wir stellten uns einander vor.
00:54:24Die meisten waren Klinikärzte, die aufgeregt darüber sprachen,
00:54:28welche Art klinischer Studie sie machen würden,
00:54:32wenn sie eine dieser Substanzen bei Traumata oder Depressionen verwenden könnten.
00:54:37Wir formulierten dann den bestmöglichen Antrag für die FDA.
00:54:41Und sie bewilligten ihn.
00:54:44So wurde 1999 die Forschung mit Psychedelika reaktiviert,
00:54:50nach 22-jährigem Dornröschenschlaf in den Staaten.
00:54:55Das ist wie ein Rip Van Winkle-Effekt.
00:54:59Der ist auch nach 20 Jahren wieder aufgewacht.
00:55:02Und es gibt so viele methodische Ansätze und offene Fragen.
00:55:14Bei mir wurde Prostatakrebs festgestellt.
00:55:18Die Prognose war sehr schlecht.
00:55:21Man gab mir keine Chance mehr.
00:55:25Ich hatte die Diagnose Nierenkrebs.
00:55:30Da will man die letzten Dinge regeln.
00:55:35Ich wurde auf die Studie durch ein Pamphlet aufmerksam,
00:55:39das mir mein Onkologe gab, mit den Worten
00:55:41«Vielleicht nimmt Ihnen das die Angst.»
00:55:45Und ich wurde angenommen.
00:55:48Das Wichtigste ist, es kann Ihnen gar nichts passieren.
00:55:52Meine Empfehlung, was immer geschieht, lassen Sie es zu.
00:55:56Sie müssen es nicht mögen.
00:55:59Aber nehmen Sie es eher an, als davor wegzulaufen.
00:56:05Unsere freiwilligen Teilnehmer werden von uns bestens
00:56:08auf die Psilocybin-Sitzungen und die Nachbehandlungen vorbereitet.
00:56:15Ich habe rund 350 Sitzungen begleitet
00:56:19und sicher 1'000 Vorbereitungs- und Integrationsmeetings.
00:56:26Es geht darum, den Moment bewusst zu erleben,
00:56:30wenn der Psilocybin-Effekt eintritt.
00:56:33Im intensivsten Teil dieses Trips standen diese Welt, die Familie
00:56:38und das, was den meisten wichtig ist, nicht im Mittelpunkt.
00:56:43Es ging um das, worum es sich handelte.
00:56:47Es ging darum, die Menschen zu verstehen,
00:56:51was es um sie geht.
00:56:54Es ging darum, die Menschen zu verstehen,
00:56:58was es um sie geht.
00:57:00Es ging darum, die Menschen zu verstehen,
00:57:04was es um sie geht.
00:57:07Die Teilnehmer meinten, man könne das Mystische nicht erklären.
00:57:12Das glaube ich auch.
00:57:15Man spürt eine derart immense Kraft, es ist unvorstellbar.
00:57:20So etwas habe ich noch nie zuvor empfunden.
00:57:24Es fühlte sich nach Unendlichkeit an.
00:57:28Man ist in positiver Stimmung, offenherzig, liebend.
00:57:33Erlebt eine Transzendenz von Zeit und Raum.
00:57:37Eigentlich ist es unbeschreiblich.
00:57:41Man kann diese Erfahrung nicht in Worte fassen.
00:57:51Ich dachte bei mir, ich würde niemals in diese Welt zurückkehren.
00:57:55Ich dachte bei mir, wenn ich mich darauf einlasse,
00:58:00versprecht ihr mir, dass ich anschließend
00:58:04mindestens in der gleichen Verfassung bin wie jetzt?
00:58:09Und dann sagte eine Stimme in meinem Kopf,
00:58:14glaubst du, ich würde mein eigenes Werk nicht respektieren?
00:58:19Eine Stimme von oben.
00:58:22Glaubst du, ich würde mein Kind nicht respektieren?
00:58:26Es fühlte sich wunderbar an.
00:58:30So hatte ich mich noch nie gefühlt, geliebt zu werden.
00:58:35Es wehrt zu sein, dass man mich liebt,
00:58:40umsorgt, dass ich wichtig bin.
00:58:44Dass ich jemandem etwas bedeute,
00:58:49das war gewaltig.
00:58:58Sie müssen keine Angst haben.
00:59:14Ein Drittel der Studienteilnehmer sagte,
00:59:19dies sei die spirituell bedeutendste Erfahrung ihres Lebens gewesen.
00:59:24Gut 70% meinten, sie gehöre zu den 5 bedeutendsten ihres Lebens.
00:59:29Was will uns das sagen?
00:59:34Anfangs dachte ich, wahrscheinlich haben sie entzündet.
00:59:38Aber nein, sie erzählten von ihrem Erstgeborenen,
00:59:43dessen Geburt sie nie vergessen würden.
00:59:48Oder vom Tod ihres Vaters.
00:59:53Ein Erlebnis, das sie so berührt hat,
00:59:58dass sich ihre Weltsicht total verändert hatte.
01:00:03Solche Sachen.
01:00:08Das Schönste ist,
01:00:13dass ich jetzt zufriedener mit dem Leben bin.
01:00:18Denn die Angst vom Sterben ist weg.
01:00:23Ich bin eigentlich nur eine Laborratte.
01:00:28Darauf war ich nicht vorbereitet.
01:00:33Als Folge dieses transzendentalen Zustands
01:00:38hatte ich weniger Ängsten und Depressionen,
01:00:43weniger Beschäftigung mit Schmerz und engeren zwischenmenschlichen Beziehungen.
01:00:48Vor allem aber verschwand die Angst vor dem Tod.
01:00:53Die Sichtweise auf den Tod verändert sich.
01:00:58Und es ist toll, wie sie von der Liebe sprechen.
01:01:03Viele bezeichneten die Natur selbst als eine Substanz,
01:01:08und änderten ihre Sicht auf ihren Tod.
01:01:13Das Johns Hopkins Psilocybin-Forschungsteam
01:01:18führte an die neuen Studien durch,
01:01:23und die Welt heuchte auf.
01:01:28Dann haben wir die Ergebnisse unseres Experiments
01:01:33in einer Fachzeitschrift veröffentlicht.
01:01:38Die Reaktion der Medien war recht erfreulich.
01:01:43Thema Gesundheit. Eine einzige Dosis Psilocybin-Pilze hilft,
01:01:48dass Menschen mit Angstattacken und Depressionen sich monatelang besser fühlen.
01:01:53Es verändert die Selbstwahrnehmung und die anderer.
01:01:58Durch eine Gabe.
01:02:03Nicht wie bei Prozac, das man jeden Tag schlucken muss.
01:02:08Und die machen nun mal den Hauptmarkt im Pharmaziegeschäft aus.
01:02:13Bei der Behandlung mit Psilocybin reichen schon ein, zwei oder drei Pillen.
01:02:18Damit kann man nicht wirklich viel Geld machen.
01:02:23Der Kern dieser mystischen Erfahrung ist
01:02:28ein Mysterium.
01:02:33Es geht um die existenzielle Frage,
01:02:38wozu wir wirklich hier sind. Wofür das alles?
01:02:43Das ist eine sehr erhebende Erfahrung.
01:02:48Man spürt, dass man Teil eines größeren Netzwerks ist.
01:02:53Und das ist nach so einer Erfahrung irgendwie realer.
01:02:58Man spürt auf gewisse Weise die Verbundenheit
01:03:03mit jedem einzelnen Atom im Universum.
01:03:08Aus meiner Sicht vereint diese Schlüsselerfahrung
01:03:13alles aus Religion, Ethik und Moral.
01:03:18Was bedeutet denn Liebe deinen Nächsten wie dich selbst?
01:03:23Wenn wir nicht zügig damit anfangen,
01:03:28unsere Mitmenschen und unsere Umwelt mit Respekt zu behandeln,
01:03:33werden wir aussterben.
01:03:38Man geht auch nicht im Himalaya wandern, ohne sich vorzubereiten.
01:03:43Das ist eine Reise. Das sind Sakramente und Medizin,
01:03:48die mit Respekt und Vorsicht verwendet werden sollten.
01:03:53Sehen Sie es als Ihre eigene Kirche.
01:03:58Und Sie sitzen drin, voller Ehrfurcht vor dem Universum.
01:04:08UNTERTITELUNG
01:04:38Es läuft gerade eine bemerkenswerte Studie mit religiösen Anführern,
01:04:43also Geistliche diverser Richtungen, Christen, Buddhisten, Juden, Hindus.
01:04:48Erfahrungen dieser Art sind der Kern vieler großer Religionen.
01:04:53Warum also nicht mit geistlichen Arbeiten,
01:04:58die ihr Leben lang mit solchen Erfahrungen zu tun hatten?
01:05:08Gehört?
01:05:13Es vibriert, ein Anruf.
01:05:18Ah, da ist sie ja.
01:05:23Auf der Box.
01:05:28Ich hatte die beste aller Mütter. Äußerst gütig.
01:05:33UNTERTITELUNG
01:05:38Das ist eine Schmetterlingstramete.
01:05:43Auch sie wird seit über 1000 Jahren als Heilmittel verwendet.
01:05:48Ich kam mit ihr in Kontakt, als 2009 meine 84-jährige Mutter anrief
01:05:53und meinte, sie müsse etwas sehr Ernstes mit mir besprechen.
01:05:58Ihre rechte Brust sei fünfmal so groß wie die linke.
01:06:03Ich habe sechs vergrößerte Lymphdrüsen.
01:06:08Ich hatte Schmerzen und mir kamen die Tränen.
01:06:13Sie hatte Krebs im vierten Stadium.
01:06:18Doch der Arzt sagte, sie sind zu alt für eine Chemo.
01:06:23Man kann nur die Brüste entfernen.
01:06:28Aber es gibt eine interessante Studie über die Schmetterlingstramete
01:06:33an der Bestia Medical School.
01:06:38Das war im Juni 2009.
01:06:43Und heute kann man keine Tumore mehr bei ihr feststellen.
01:06:48Hier ist sie, meine Mutter.
01:07:03Man muss es erleben, um es zu glauben.
01:07:08Ich bin froh, dass du mich geboren hast.
01:07:13Du hast dich noch nie bedankt.
01:07:18Es gibt Berichte darüber, dass medizinische Heilpilze
01:07:23die Wirkung von Chemotherapeutika verbessern.
01:07:28Sie ist das lebende Beispiel.
01:07:33Sicher kann sie mit mir über Statistiken streiten,
01:07:38und das hätte ihr nicht einer ihrer Ärzte zugetraut.
01:07:57Es ist mir eine Ehre, Paul Stamets zu begrüßen.
01:08:08Ich habe einen Pilzfreund aus dem Ursprungswald mitgebracht.
01:08:13Ich präsentiere Agarikon.
01:08:22Schon im Jahr 65 v. Chr. nannte man ihn
01:08:27das Elixier des langen Lebens.
01:08:32Ich möchte Sie auf eine Zauberpilztour mitnehmen.
01:08:36Ohne Rücksicht auf Verluste.
01:08:41Mykodiversität ist Biodiversität.
01:08:46Wir alle werden dereinst kompostiert, denn wir alle werden sterben.
01:08:51Das ist okay, wir landen im Myko-Verso.
01:08:56Wir werden ewig gemeinsam weiter existieren
01:09:01in der mykomolekularen Matrix.
01:09:06So wie er spricht, channelt er das Myzel.
01:09:11Eine wunderbare Sache.
01:09:16Schmerzneuronen, Myzele, das Internet, der Aufbau des Universums.
01:09:21Alle haben denselben Archetyp.
01:09:26Ich glaube, Materie erzeugt Leben, Leben erzeugt einzelne Zellen.
01:09:31Zellen bilden Ketten, Ketten bilden Verzweigungen.
01:09:36Zellen bilden Myzel und myzelartige Organismen.
01:09:41Und das nicht nur auf diesem Planeten, sondern überall und nie endet.
01:09:46Vielen Dank.
01:09:55Es war wundervoll, wie Paul von den vielen Möglichkeiten der Pilze berichtet
01:10:00und diese jungen Menschen inspiriert hat.
01:10:04Er spricht über Biopestizide, über die Entgiftung von Schweröl,
01:10:09all diese faszinierenden Dinge, die Paul ins Bewusstsein vieler,
01:10:14vor allem junger Menschen gebracht hat.
01:10:19Die erweitern jetzt unser Wissen darüber, was die Welt der Pilze noch für uns tun kann.
01:10:24Ich heiße Peter und ich bin beim Radical Mycology Project dabei.
01:10:29Mein Pilz kann Zigarettenfilter essen.
01:10:34Es ist klar, dass Pilze mehr als nur Nahrungsmittel sind.
01:10:39Als ich die Highschool abgebrochen habe, machte ich nur Rap-Musik.
01:10:44Ich hatte keine Ahnung von Natur, ging mit 18 zum ersten Mal wandern.
01:10:49Das TED-Talk-Video von Paul Stamets inspirierte mich und führte mich in die Welt der Mykologie ein.
01:10:54Mein erstes Pilzbuch war The Mushroom Cultivator.
01:10:59Ich werde ihm ewig dankbar dafür sein, dass er mich zur Pilzbesessenen gemacht hat.
01:11:04Wir kennen längst nicht alle Pilze, entdecken täglich neue Arten,
01:11:09und das noch nicht mal an exotischen Orten.
01:11:14Jeder kann etwas tun, eine neue Art finden oder ein Mykosanierungsprotokoll entwickeln.
01:11:19Wir brauchen viel mehr Leute, die Pilze studieren.
01:11:24Möglichkeiten gibt es ohne Ende.
01:11:29Es ist erstaunlich, was wir alles nicht über sie wissen.
01:11:34Wir müssen Probleme beitragen. Einen Versuch wäre es wert.
01:11:39Jeder kann helfen. Gehen Sie in den Wald, werden Sie Mykologe.
01:11:44Vielleicht finden Sie eine völlig neue Spezies.
01:11:49Wir brauchen Pilze. Gemeinsam lösen wir Probleme.
01:11:54Wir könnten die Gemeinschaft sein, die den Planeten heilt.
01:11:58Man schätzt, dass zwei Drittel unserer Nahrungsmittelversorgung von Bestäubung abhängt.
01:12:03Doch leider erleben wir gerade weltweit ein dramatisches Bienensterben,
01:12:08was sehr gefährlich für die Biodiversität ist.
01:12:13Ich suchte nach Wegen, die Bienen zu retten.
01:12:18Dabei fiel mir im Sommer eine endlose Kolonne von Bienen zwischen meinen Bienenstöcken und dem Mycel auf
01:12:23und mir dämmerte, dass sie eventuell von den antiviralen Eigenschaften des Mycels profitierten.
01:12:28Ich probierte die aggressivsten Stränge und brachte sie in Kontakt.
01:12:33Wir testeten, ob diese Extrakte das Überleben der Bienen ermöglichten.
01:12:38Einige Pilzextrakte senken das Virenlevel in den Bienen deutlich.
01:12:43Es gibt also einen Pilz, der Viren in einem Insekt bekämpft.
01:12:48Wir machen aus Pilzen völlig neue Materialien, die zu 100% kompostierbar sind.
01:12:53Erhitzt man die Haut eines Portobello-Champignons auf über 1000 Grad,
01:12:58bleibt ein Gitter aus Nanokohlenstoffbländern.
01:13:02In Batterien verwendet, ist es eine ideale Oberfläche zum Energiespeichern.
01:13:07Du kannst Wasser filtern, medizinische Verbindungen nach Bedarf herstellen.
01:13:12Hier in Haiti glaubt man, wir besessen Superkräfte.
01:13:16Und ich sagte, die könnt ihr auch haben.
01:13:21Als ich ins Labor kam, ohne Hintergrund und Ausbildung,
01:13:25fühlte ich mich wie ein Superheld, quasi allmächtig.
01:13:29Du bist jetzt offiziell Pilzfarmer.
01:13:32Macht schön viele Spuren.
01:13:35Ich sehe meine Art als Teil eines größeren Ganzen.
01:13:40Weniger an der Spitze der Pyramide, denn als Organismus im Inneren des Kreises.
01:13:45Und der Kreis ist das Myzel, das uns alle verbindet.
01:13:50Wir haben immer Pflanzen als träge Objekte betrachtet,
01:13:54die nicht interagieren oder etwas aufbauen.
01:13:58Meine und die Arbeit vieler Menschen zeigt, dass sie einander brauchen.
01:14:03Sie halten zusammen und teilen sich die Arbeit.
01:14:08Du machst dies, ich das.
01:14:12Gemeinsam erschaffen wir eine Stärke.
01:14:15Sie besitzen ein unglaubliches Potenzial, Dinge schnell zu verändern.
01:14:19Und wenn wir lernen, mit ihnen zu arbeiten, wenn wir das erst einmal angehen,
01:14:23können auch wir einiges sehr schnell ändern.
01:14:27Ich bin voller Zuversicht.
01:14:30Wir müssen nur in die Gänge kommen und der Natur helfen, ihr Ding zu machen.
01:14:45Die Evolution hört nie auf.
01:14:49Es geschieht nicht einmal und ein anderes Mal geschieht nichts.
01:14:53Es passiert andauernd.
01:14:57Ein Hauptbestandteil der Evolution ist,
01:15:01dass durch natürliche Selektion die Stärksten und Fittesten überleben.
01:15:05Und Gemeinschaften überleben besser als Einzelgänger.
01:15:09Gemeinschaften bedingen Kooperation.
01:15:12Für mich ist das die Kraft der Güte.
01:15:16Evolution basiert auf gegenseitigem Nutzen
01:15:20und der Bereitschaft zur Großzügigkeit.
01:15:26Wenn wir es sehen, verstehen wir es.
01:15:30Als nächstes kümmern wir uns darum.
01:15:34Und dann tun wir auch etwas, um es zu erhalten.
01:15:38Wir brauchen einen Paradigmenwechsel.
01:15:43Wir sind nicht ein Individuum.
01:15:47Wir sind ein riesiges Netzwerk aus Molekülen, Energien und Wellenlängen.
01:15:52Erst die Verbundenheit im Sein macht uns zu dem, was wir sind.
01:16:01Unsere Welt ist im steten Wandel.
01:16:05Nicht zum Besseren oder Schlechteren, sondern zum Leben.
01:16:09Ob Stürme aufziehen, die Meere steigen,
01:16:13ob Feuersbrünste übers Land ziehen oder alles in Dunkelheit versinkt,
01:16:18wir werden da sein und arbeiten.
01:16:22So wie immer.
01:16:26Das Netzwerk vergrößern, die Gemeinschaft aufbauen,
01:16:30für Balance sorgen.
01:16:34Stück für Stück eine Verbindung nach der anderen.
01:16:39Es mag eine Million Jahre dauern oder auch ein Hundert.
01:16:44Wir werden immer noch da sein.
01:17:08Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
01:17:38Ich wurde Astronautologe wegen HOA, dem Wunder des Lebens.
01:18:08Und war angefixt von der Idee, durch das Weltall zu reisen.
01:18:13Und wie ich dann herausfand, können Pilze einem dabei helfen.
01:18:18Wenn ich Sie besuchen würde, könnten wir ein paar davon einnehmen?
01:18:23Die gibt's in der Natur, nicht bei mir.
01:18:38Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
01:19:08Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
01:19:38Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
01:20:08Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

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