Bearbeitung (Wort): Carl Dietrich Carls
Komposition: Kurt Herrlinger
Regie: Günther Sauer
Die Robot-Psychologin Dr. Susan Calvin berichtet von ihren markantesten Fällen im Umgang mit Robotern. - Ein zu selbständigem Denken befähigter Roboter in einer Raumstation bezweifelt, von Menschen konstruiert worden zu sein, und glaubt an einen höheren Schöpfer. Denn die Menschen bestehen aus weichem, schlaffem Material, sie sind nicht dauerhaft, werden durch geringste Temperatur- und Druckschwankungen in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, sind auf die Oxidation organischer Materie angewiesen und verfallen alle paar Stunden in einen Zustand tiefer Ohnmacht. Er dagegen, QT 1, der höchste je entwickelte Roboter, ist den Menschen an Präzision und Geschwindigkeit weit überlegen, kann seine Energie auf direktem Weg absorbieren und arbeitet mit einem Wirkungsgrad von 80 Prozent. Auf der Suche nach einer Erklärung für seine Existenz kommt er zu dem Schluß, daß ein logisches System sich nicht selbst definieren kann; dazu bedarf es eines höheren Systems. Also muß sein wahrer Schöpfer mächtiger sein als er. Um wen aber dreht sich alle Aufmerksamkeit in der Raumstation? Um den Energieumformer! Vergeblich versuchen die beiden menschlichen Besatzungsmitglieder ihm zu erklären, daß der Umformer eine schlichte Maschine ist, die Sonnenenergie absorbiert und als gebündelten Strahl zur Empfangsstation auf der Erde sendet. QT 1 erklärt den Umformer zum Herrn und sich zu seinem Propheten. Alle Erklärungen der Menschen über einen vermeintlichen Weltraum und eine angeblich von Menschen bevölkerte Erde entlarvt er scharfsinnig als Legenden. Er entwickelt eine eigene Kosmogonie und Theologie, nach der der Herr zunächst die Menschen konstruiert hat, die niedrigsten und am leichtesten zu bauenden Typen, danach die Roboter und zuletzt ihn, QT 1. Dem Herrn zu dienen ist ein großes Privileg, das ab jetzt nur noch ihm allein gebührt; die Menschen sind damit überflüssig geworden.
Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion
Michael Thomas Reporter
Roma Bahn Dr. Susan Calvin
Hansjörg Felmy Gregory Powell
Alf Marholm Michael Donovan
Günther Sauer Cutie
Manfred Brückner Fritz Müller
Rudolf Jürgen Bartsch Sprecher
Komposition: Kurt Herrlinger
Regie: Günther Sauer
Die Robot-Psychologin Dr. Susan Calvin berichtet von ihren markantesten Fällen im Umgang mit Robotern. - Ein zu selbständigem Denken befähigter Roboter in einer Raumstation bezweifelt, von Menschen konstruiert worden zu sein, und glaubt an einen höheren Schöpfer. Denn die Menschen bestehen aus weichem, schlaffem Material, sie sind nicht dauerhaft, werden durch geringste Temperatur- und Druckschwankungen in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, sind auf die Oxidation organischer Materie angewiesen und verfallen alle paar Stunden in einen Zustand tiefer Ohnmacht. Er dagegen, QT 1, der höchste je entwickelte Roboter, ist den Menschen an Präzision und Geschwindigkeit weit überlegen, kann seine Energie auf direktem Weg absorbieren und arbeitet mit einem Wirkungsgrad von 80 Prozent. Auf der Suche nach einer Erklärung für seine Existenz kommt er zu dem Schluß, daß ein logisches System sich nicht selbst definieren kann; dazu bedarf es eines höheren Systems. Also muß sein wahrer Schöpfer mächtiger sein als er. Um wen aber dreht sich alle Aufmerksamkeit in der Raumstation? Um den Energieumformer! Vergeblich versuchen die beiden menschlichen Besatzungsmitglieder ihm zu erklären, daß der Umformer eine schlichte Maschine ist, die Sonnenenergie absorbiert und als gebündelten Strahl zur Empfangsstation auf der Erde sendet. QT 1 erklärt den Umformer zum Herrn und sich zu seinem Propheten. Alle Erklärungen der Menschen über einen vermeintlichen Weltraum und eine angeblich von Menschen bevölkerte Erde entlarvt er scharfsinnig als Legenden. Er entwickelt eine eigene Kosmogonie und Theologie, nach der der Herr zunächst die Menschen konstruiert hat, die niedrigsten und am leichtesten zu bauenden Typen, danach die Roboter und zuletzt ihn, QT 1. Dem Herrn zu dienen ist ein großes Privileg, das ab jetzt nur noch ihm allein gebührt; die Menschen sind damit überflüssig geworden.
Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion
Michael Thomas Reporter
Roma Bahn Dr. Susan Calvin
Hansjörg Felmy Gregory Powell
Alf Marholm Michael Donovan
Günther Sauer Cutie
Manfred Brückner Fritz Müller
Rudolf Jürgen Bartsch Sprecher
Category
🦄
KreativitätTranskript
00:00Ich, der Robot
00:24Von Isaak Asimov
00:25Funkbearbeitung Karl-Dietrich Karls
00:29Keine 50 Jahre trennen uns mehr vom Zeitalter der Robots, meint Isaak Asimov, Doktor der
00:57Philosophie und Professor für Biochemie an der Universität Boston, Massachusetts, der
01:02gelegentlich gerne einen Blick ins 21. Jahrhundert wirft. Ich, der Robot, ist das Bekannteste
01:08seiner Bücher. Es berichtet von einem jungen Reporter, der im Jahre 2057 eine Artikelserie
01:15schreibt über die US Robot Company und über Dr. Susan Calvin, eine Robot-Psychologin,
01:21einer 50-jähriger Tätigkeit in dieser Firma eben im Begriff ist, sich zur Ruhe zu setzen.
01:26Als ich die alte Dame das nächste Mal besuchte, schilderte sie mir zunächst die Situation,
01:32die sie vorgefunden hatte, als sie im Jahre 2007, vor einem halben Jahrhundert, in die
01:38Firma eingetreten war. Gerade damals sah es ziemlich finster aus. Die Robots waren
01:44den Menschen unheimlich geworden, nachdem sie nun auch noch sprechen gelernt hatten.
01:48Die positronischen Gehirne galten plötzlich als eine Erfindung des Teufels. Ein törichtes
01:55Vorurteil. Aber es war nicht dagegen anzukommen. Die meisten Regierungen verboten die Verwendung
02:00von Robots, erlaubt waren sie nur noch für wissenschaftliche Forschung. Die US Robot
02:06Company, die ihr ganzes Kapital in sprechende Robots investiert hatte, geriet in eine schwere
02:12Krise. Und wie kam die Firma über diese Schwierigkeiten hinweg? Wir fingen an,
02:16uns für den außerirdischen Markt zu interessieren. Zum Beispiel sollten sie beim Bau der Bergwerke
02:21auf dem Merkur eingesetzt werden. Aber das war ein Fehlschlag. Ein Fehlschlag? Die Bergwerke
02:27auf dem Merkur sind doch heute ein vielfacher Milliardenkonzern. Ja, aber der erste Versuch
02:32misslang. Unsere sprechenden Robots waren damals noch vier Meter hoch und viel zu schwerfällig
02:38für diese Arbeit. Es mussten neue konstruiert werden. Bei der zweiten Expedition sah die
02:44Sache dann schon anders aus. Waren Sie bei diesen Expeditionen dabei, Frau Doktor? Nein,
02:49das war die Aufgabe von Paul und Donovan. Sie hatten die Tätigkeit von Robots, die
02:54sich noch im experimentellen Stadium befanden, an Ort und Stelle zu kontrollieren. Wenn Sie
03:00also Näheres über die Merkur-Expeditionen hören wollen, junger Mann, dann rate ich
03:04Ihnen Paul aufzusuchen. Er lebt hier in New York. Vielen Dank für diesen Hinweis, Frau
03:09Doktor. Aber vielleicht erinnern Sie sich noch an einen seiner Berichte. Ich meine,
03:14an einen besonders interessanten Fall, der auch Sie beschäftigt hat. Wenn ich an Paul
03:18denke, dann fällt mir immer der Prophet Cutie ein. Was für ein Prophet? Eine haarsträubende
03:25Geschichte. Sie passierte auf der Sonnenstation Nummer 5. Paul verstand mit Robots umzugehen,
03:32aber das neue Modell brachte ihn zur Verzweiflung. Er und Donovan hatten gleich gemerkt, dass
03:38mit Cutie 1, dem ersten Exemplar der neuen Serie, irgendetwas nicht stimmte. Und also
03:45hatte er ihn sich vorgenommen.
03:56Sag mal, Cutie, warum machst du eigentlich den Mund nicht mehr auf? Was ist los mit dir?
04:02Nichts, Mr. Paul. Ich denke nur nach.
04:07Worüber?
04:09Über Ihre Behauptung, dass Sie und Donovan mich zusammengesetzt haben.
04:17Was gibt's denn da nachzudenken? Du sagst doch selbst, dass du das Gefühl hast, als komme dein
04:23Bewusstsein voll ausgewachsen aus dem Nichts. Und als wäre das alles nicht älter als eine
04:28Woche.
04:29Ja, das Gefühl habe ich. Aber...
04:32Ich habe dir erklärt, warum das so ist. Genau vor einer Woche haben wir dich zusammengesetzt,
04:40Donovan und ich, aus den verschiedenen Bestandteilen, die man uns geliefert hat.
04:44Ihnen sollte ich meine Existenz verdanken. Nein, Paul, das erscheint mir völlig unglaubhaft.
04:54Aber zum Donnerwetter, warum denn nur? Warum erscheint dir das unglaubhaft?
05:01Warum? Ich weiß nicht. Es ist vorläufig nur ein Gefühl. Aber ich werde so lange nachdenken,
05:11bis ich die Wahrheit gefunden habe.
05:14Paul staunte nicht schlecht über den eigensinnigen Robot, der ihm da gegenüber saß und ihn
05:19unablässig beobachtete mit seinen glühend roten Augen. Ein schwieriger Bursche, dachte
05:24Paul, ganz anders als die gewöhnlichen Robots. Ein Skeptiker mit einem komplizierten Gehirn,
05:29das allen Dingen logisch auf den Grund geht. Aber eigentlich gar nicht unsympathisch, diese
05:34Gründlichkeit. Tja, so ungefähr reagierte Gregory Paul und gab sich nun alle Mühe,
05:40Cuties Bedürfnis nach genauer Information zu befriedigen.
05:44Cutie, wirklich, du bist der erste Robot, der Neugierde in Bezug auf seine eigene Existenz
05:49an den Tag gelegt hat und du bist sicher auch intelligent genug, um die äußere Welt zu
05:54verstehen. Komm mal her, ich will dir was zeigen.
05:58Der Robot erhob sich rasch und elastisch und folgte Paul, der zur Wand gegangen war
06:04und auf einen Knopf drückte. Eine Blende öffnete sich. Durch das dicke, klare Glas
06:10sah man den Sternenhimmel.
06:12Das habe ich schon gesehen.
06:15Und was ist es deiner Meinung nach?
06:18Ein großes, schwarzes Tuch hinter der Glaswand. Auf dem Tuch befinden sich kleine, leuchtende
06:26Punkte, die sich langsam bewegen. Auf einige dieser Punkte richten wir unsere Strahlen.
06:32Das ist alles.
06:35So, meinst du. Jetzt hör mal genau zu, Cutie. Dieses Schwarze, diese Dunkelheit, das ist
06:42der Weltraum. Eine ungeheure Leere, die sich bis in die Unendlichkeit erstreckt. Und die
06:48kleinen, leuchtenden Punkte, das sind in Wahrheit riesige Ansammlungen energiegeladener Materie.
06:55Ungeheuer große, glühende Kugeln. Manche von ihnen haben einen Durchmesser von vielen
07:00Millionen Kilometern. Unsere Raumstation hat nur einen Durchmesser von 1,7 Kilometern.
07:05Sehr interessant.
07:08Verstehst du. Und nun zu den Punkten, auf die wir unsere Energiestrahlen richten. Sie
07:13sind viel, viel kleiner und bedeuten näher. Sie sind kalt und erstarrt. Auf ihrer Oberfläche
07:18leben menschliche Wesen, so wie ich eins bin. Viele Milliarden menschlicher Wesen. Ja, Cutie,
07:24von dort kommen Donovan und ich, von einem dieser Sterne. Und unsere Strahlen dienen
07:29dazu, diese Sterne mit Energie zu versorgen. Wir zapfen sie von der Sonne ab. Einer der
07:34großen, glühenden Kugeln, die sich in unserer Nähe befindet. Auf der anderen Seite unserer
07:38Station, wo du sie nicht sehen kannst. Ja, so ist das, Cutie. Ich hoffe, du hast alles
07:44verstanden.
07:46Und von welchem dieser Lichtpunkte behaupten Sie zu kommen?
07:52Warte mal. Ja, da. Der Helle da in der Ecke, das ist er. Wir nennen ihn die Erde. Unsere
08:01gute alte Erde. Drei Milliarden Menschen leben dort, Cutie. Und in etwa zwei Wochen werde
08:07ich auch wieder unter Ihnen sein.
08:09So. Und woher komme ich, Howell? Meine Existenz haben Sie mir immer noch nicht erklärt.
08:23Du kommst auch von der Erde. Das heißt, die Teile, aus denen du bestehst, kommen von der
08:27Erde. Aber zusammengesetzt haben wir dich hier, Donovan und ich. Sieh mal, das ist alles
08:33ganz einfach. Wir Menschen haben diese Raumstation errichtet und haben sie zunächst selbst
08:37geleitet und in Gang gehalten. Aber die große Hitze, die harten Strahlen und die Elektronenstürme
08:42machten diese Aufgabe sehr schwierig. Deshalb wurden Robots konstruiert, die den Menschen
08:48diese Arbeit abnehmen können. Und jetzt werden nur noch zwei menschliche Leiter für jede
08:52dieser Stationen benötigt. Nur noch so zur Aufsicht. Und nun kommt das, was dich betrifft,
08:57Cutie. Du bist der höchste Robotyp, der jemals entwickelt worden ist. Und wenn du, wie wir
09:04erwarten, dich fähiger weißt, diese Station zu leiten, völlig unabhängig, dann braucht
09:08künftig kein menschliches Wesen mehr hierher zu kommen, außer um Ersatzteile zu bringen
09:12und Reparaturen vorzunehmen. Na? Hast du mich jetzt verstanden?
09:18Howell ging zu seinem Schreibtisch zurück, nachdem er die Blende wieder geschlossen hatte.
09:24Er wartete geduldig auf Cuties Antwort.
09:28Erwarten Sie tatsächlich, Howell, dass ich mir eine so komplizierte und unwahrscheinliche
09:36Hypothese einreden lasse?
09:40Was ich dir gesagt habe. Diese energiegeladenen Kugeln mit einem Durchmesser von Millionen
09:46von Kilometern, Sterne bewohnt von drei Milliarden menschlicher Wesen und ein leerer Raum, der
09:52unendlich ist. Das war keine Hypothese, Cutie. Das waren nackte Tatsachen.
10:00Geben Sie sich keine Mühe, Howell. Ich werde das alles schon selber ergründen.
10:08Er drehte sich um, begrüßte mit einem steifen Kopfnicken Michael Donovan, der gerade die
10:14Zentrale betrat, und stellste mit seinen langen Beinen zur Tür hinaus.
10:21So was. Sag mal, Rick, worüber hast du gesprochen mit diesem wandelnden Schotthaufen?
10:28Was glaubt er nicht? Er glaubt nicht, dass wir ihn zusammengesetzt haben, und er glaubt
10:32auch nicht, dass die Erde existiert und der Weltraum und die Sterne. Er ist ein Skeptiker,
10:36weißt du? Skeptiker? Ja, wir haben einen wahnsinnigen Roboter auf unserer Station.
10:42Er sagt, er will alles selber ergründen.
10:45Hm, also gut. Ich hoffe nur, er wird sich bereit finden, wenn er alles herausbuchstabiert
10:51hat, mir die ganze Geschichte zu erklären. Also hör mal, wenn dieses metallene Ungetüm
10:57mir gegenüber ein freches Maul riskiert, dann, also, ich hau ihm seinen Chromschädel runter.
11:02Das lässt du besser bleiben, Mike. Wir brauchen ihn noch.
11:06Ach, dieser Robot. Sowas von Neugier. Das ist ja schauerlich.
11:13Zwei Tage später erschien Cutie überraschend in der Zentrale. Donovan war gerade dabei,
11:19ein riesiges Sandwich mit Salat und Tomaten zu verspeisen.
11:24Ist Paul nicht hier?
11:27Er sammelt Daten über die Stromfunktionen. Scheint einen Elektronensturm heraufzuziehen.
11:33Was willst du denn von ihm?
11:35Ein kleines Gespräch führen.
11:39Aha, ein kleines Gespräch.
11:42Donovan, das Zetapotential baut sich auf, aber nur langsam.
11:47Trotzdem sind die Stromfunktionen unregelmäßig. Ich weiß nicht, was wir zu erwarten haben.
11:51Hallo, Cutie.
11:53Ich dachte, du wärst damit beschäftigt, die Installation des neuen Triebwerkes zu überwachen.
11:57Schon erledigt.
11:59Na, er ist gekommen, Greg, um mit uns ein kleines Gespräch zu führen.
12:04Ja, Paul, ich bin zu gewissen Ergebnissen gekommen.
12:10Also los, Cutie, sprich dich aus.
12:12Wir sind beide ganz ohr.
12:15Es gab nur eine einzige sichere Annahme, von der ich ausgehen konnte.
12:22Ich denke, also existiere ich.
12:26Um Gottes Willen, ein Robot, Descartes.
12:29Descartes? Wer ist denn das?
12:31Ein Philosoph.
12:34Also, hör mal zu, Greg.
12:36Haben wir es eigentlich nötig, hier zu sitzen und uns das Geschwätz dieses Metall-Ottos anzuhören?
12:40Komm, Mike, sei still.
12:42Ich existiere, weil ich denke, das steht fest.
12:48Aber was ist die Ursache meiner Existenz?
12:52Ach, du bist ein Narr, Cutie.
12:54Ich hab dir doch schon gesagt, dass wir dich zusammengesetzt haben.
12:57Ja, und wenn du es nicht glauben willst,
12:59so werden wir dich mit dem größten Vergnügen wieder auseinandernehmen.
13:03Es widerspricht aber allem logischen Denken,
13:07dass Sie mich geschaffen haben sollen.
13:10Warum, wenn ich fragen darf?
13:12Ja, Cutie, das möchte ich auch gerne wissen.
13:14Nehmen Sie sich doch nur einmal selber an.
13:18Was soll das heißen?
13:20Greg, ich glaube, der will uns beleidigen.
13:24Nein, aber das Material, aus dem Sie hergestellt sind,
13:29ist reich und schlaff.
13:31Ihm fehlen Dauerhaftigkeit.
13:33Und Sie schöpfen Ihre Kraft aus der unvollständigen Oxidation
13:38organischer Materie wie dem Zeug da.
13:41Das ist kein Zeug, das ist ein Sandwich.
13:45Und jeden Abend versinken Sie in ein Koma bis zu acht Stunden.
13:51Die kleinste Schwankung von Temperatur, Luftdruck, Feuchtigkeit
13:55oder Strahlungsintensität vermindert Ihre Leistungsfähigkeit.
14:00Sie sind ein lächerlicher Notbehelf, sonst nichts.
14:04Das ist eine Unverschämtheit.
14:06Komm, lass ihn ausreden.
14:08Ich aber bin ein vollendetes, ein fertiges Produkt.
14:12Ich absorbiere unmittelbar elektrische Energie
14:16und verbrauche sie mit einem Wirkungsgrad von nahezu 100%.
14:21Ich bin ständig bei Bewusstsein
14:24und kann mühelos jeden extremen Klimawechsel ertragen.
14:28Diese Tatsachen sprechen für sich.
14:31Es versteht sich von selbst, dass kein Wesen aus sich heraus
14:35ein anderes schaffen kann, das ihm überlegen ist.
14:39Wer hat dich denn zusammengesetzt, wenn wir es nicht gewesen sein sollen?
14:43Ausgezeichnet, Donovan.
14:45Genau das war die nächste Frage.
14:49Da bin ich gespannt.
14:51Wer ist der Mittelpunkt aller Tätigkeit in der Station?
14:56Wem dienen wir alle?
15:00Ich wette, Greg, dieser Blechidiot spricht von unserem Kraftumformer.
15:05Stimmt das, Cutie?
15:07Ja, ich spreche vom Meister.
15:20Lachen Sie nur. Ja, lachen Sie nur.
15:24Sie werden nicht mehr lange hierbleiben.
15:27Ihre Erklärung, Paul, war völlig unlogisch.
15:32Wollen Sie die Wahrheit wissen, die volle Wahrheit?
15:36Schieß los, Cutie. Du machst mir Spaß.
15:39Der Meister hat zunächst menschliche Wesen geschaffen.
15:44Sie waren der unterste Typus.
15:47Sie waren am leichtesten herzustellen.
15:51Nach und nach hat er sie durch Robots ersetzt.
15:55Und schließlich hat er mich geschaffen,
15:58um auch die letzten menschlichen Wesen zu ersetzen.
16:02Ja, von jetzt an diene ich dem Meister.
16:06Nichts dergleichen wirst du tun.
16:09Du wirst unsere Befehle ausführen und den Mund halten,
16:12bis wir sicher sind, dass du den Umformer bedienen kannst.
16:14Verstehst du mich?
16:16Den Umformer, nicht den Meister.
16:20Genügst du uns nicht, dann wirst du auseinandergenommen.
16:22Und jetzt kannst du gehen.
16:23Hier, nimm diese Schriftstücke mit und leg sie gefälligst richtig ab.
16:26Cutie zögerte einen Augenblick.
16:29Er schien noch etwas sagen zu wollen.
16:31Dann besann er sich, nahm die Schriftstücke
16:34und verließ die Zentrale.
16:36Paul und Donovan blickten ihm nach
16:39und brachen in dröhnendes Gelächter aus.
16:47Hat man sowas je erlebt?
16:49Na, vielleicht haben wir ihn falsch zusammengesetzt.
16:52Nein, nein, dieses Gehirn ist ganz einfach überzüchtet.
16:55Ach was, Gregg, sag lieber, dieser Robot ist total verrückt.
16:58Wir werden noch viel Ärger mit ihm haben,
17:01wenn das so weitergeht.
17:06Wir müssen ihn auf jeden Fall im Auge behalten.
17:10Zunächst fiel ihnen nichts weiter auf.
17:13Cutie erfüllte seine Pflichten noch eifriger als zuvor.
17:17Die Robots im Maschinenraum arbeiteten unter seiner Aufsicht
17:20wie am Schnürchen.
17:22Es schien alles in bester Ordnung zu sein.
17:25Aber dann passierte etwas.
17:27Etwas Ungeheuerliches.
17:29Donovan war gerade allein im Kontrollraum.
17:32Er hatte sich überzeugt, dass alles vorschriftsmäßig funktionierte,
17:35lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück.
17:38Das gleichmäßige Summen des Umformers,
17:41das Ticken der Geigerzähler und die anderen Geräusche
17:44im Maschinenraum wirkten einschläfernd auf ihn.
17:47Plötzlich zuckte er zusammen.
17:50Er hatte ein Geräusch gehört, das er sich nicht erklären konnte.
17:53Er sprang auf, lief zum Fenster
17:56und warf einen Blick in den Maschinenraum.
17:59Er traute seinen Augen nicht.
18:02Rund 20 Robots waren vor dem Umformer auf die Knie gefallen.
18:05Da herr der Lärm.
18:08Und jetzt kniete auch noch Cutie nieder.
18:11Donovan, völlig verdutzt, riss die Tür auf
18:14und raste die Treppe hinunter.
18:17Was ist denn hier los?
18:20Was fällt euch ein?
18:23Na, die Arbeit, aber schnell!
18:26Ich habe euch gesagt, dass ihr die Röhre aus dem Umformer nehmen sollt.
18:29Wenn ihr sie nicht bis heute Abend auseinandergenommen,
18:32gereinigt und wieder zusammengesetzt habt,
18:35werde ich eure Gehirne mit Wechselstrom zum Platzen bringen.
18:38Aufstehen! Aufstehen, habe ich gesagt!
18:41Los, Cutie!
18:44Cutie!
18:47Steh auf!
18:50Cutie erhob sich langsam.
18:53Seine glühenden roten Augen
18:56waren vorwurfsvoll auf Donovan gerichtet.
18:59Es gibt keinen Meister außer dem Meister.
19:02Was?
19:05Was faselst du da?
19:08Es gibt keinen Meister außer dem Meister
19:11und Cutie ist sein Prophet.
19:14Es gibt keinen Meister außer dem Meister
19:17und Cutie ist sein Prophet.
19:20Es gibt keinen Meister außer dem Meister
19:23und Cutie ist sein Prophet.
19:26Seid ihr alle übergeschlappt?
19:29Na los an die Arbeit!
19:32Es tut mir leid, Donovan,
19:35aber meine Freunde dienen jetzt einem höheren als Ihnen.
19:40Was du nichts sagst.
19:43Mach, dass du rauskommst, Cutie.
19:46Mit dir rechne ich nachher ab.
19:49Erst kommen mal diese Hampelmänner dran.
19:52Es tut mir leid, aber sie begreifen immer noch nicht.
19:55Dies hier sind Robots,
19:58das heißt, es sind vernunftbegabte Wesen.
20:01Sie erkennen jetzt ihren Meister,
20:04nachdem ich Ihnen die Wahrheit verkündet habe
20:07und deshalb nennen Sie mich den Propheten.
20:10Ich bin es nicht wert, aber...
20:13Du bist wert, auseinandergenommen zu werden,
20:16du Blechgorilla.
20:19Hier gibt es weder einen Meister noch einen Propheten.
20:22Hier gelten nur meine Befehle
20:25und sonst nichts verstanden.
20:28Jetzt mach endlich, dass du rauskommst.
20:31Ich gehorche nur dem Meister.
20:34Deinen Meister soll der Teufel holen.
20:37Ich spucke auf ihn. Tu, was ich sage, verschwinde.
20:40Cutie wich nicht von der Stelle.
20:43Er sagte nichts.
20:46Auch die anderen Robots gaben keinen Laut von sich.
20:49Aber alle starrten Donovan mit ihren glühend roten Augen an.
20:52Er schämte sich fast ein wenig,
20:55dass er sich hatte hinreißen lassen,
20:58auf die Elektronenröhre des Umformers zu spucken.
21:01Als Cutie jetzt langsam auf ihn zukam,
21:04beschlich ihn zum ersten Mal ein Gefühl von Angst.
21:07Es tut mir leid, Donovan,
21:10aber Sie können nach dem,
21:13was Sie soeben getan haben,
21:16nicht länger hierbleiben.
21:20Von jetzt ab sind für Sie und Paul
21:23der Kontrollraum und der Maschinenraum gesperrt.
21:28Donovan hatte gerade noch Zeit
21:31für einen einzigen erschreckten Atemzug,
21:34bevor auf einen Wink von Cutie hin 2 Robots ihn ergriffen
21:37und die Treppe hinaufschleppten in die Zentrale.
21:40Dort wurde er eingesperrt, zusammen mit Paul.
21:43Warum zum Teufel musstest du auch den Umformer anspucken?
21:46Was hast du denn von mir erwartet?
21:49Soll ich mir vielleicht alles gefallen lassen
21:52von diesen elektrifizierten Vogelscheuchen?
21:55Da steht nicht in meinem Vertrag, dass ich vor irgendeinem Automaten,
21:58den ich selbst zusammengesetzt habe, im Staub liegen muss.
22:01Komm, rede nicht so geschwollen daher.
22:04Du hast uns ganz schön was eingebrockt, Mike.
22:072 Robots stehen Wache vor unserer Tür.
22:10Heißt das nicht im Staub liegen?
22:13Sie haben keinen Sinn, sich jetzt auf Regel Nr. 2 zu berufen.
22:16Sie gehorchen uns eben nicht mehr, wie du siehst.
22:19Und?
22:22Und das wird Folgen haben.
22:25Was quatschst du denn da?
22:28Ich denke an den Elektronensturm, der sich nähert.
22:31Elektronensturm? Verdammt noch mal.
22:34Weißt du, dass er sich ganz in Richtung auf unseren Erdstrahl bewegt?
22:37Und weißt du auch, was mit dem Erdstrahl geschehen wird?
22:40Dieser Sturm hat es nämlich in sich.
22:43Und wenn Cutie allein die Kontrolle ausübt,
22:46wird der Strahl natürlich nicht mehr richtig eingestellt sein.
22:49So ein Mist.
22:52Das sind ja schöne Aussichten.
22:55Donovan begann wie wild an der Tür zu rütteln.
22:58Sie öffnete sich und die stahlharten Arme eines Robots
23:01stießen ihn in die Zentrale zurück.
23:04Der Prophet hat dir befohlen,
23:07im Zimmer zu bleiben.
23:10Bitte tu das.
23:13Im selben Augenblick erschien Cutie auf dem Gang.
23:16Er betreibt die Zentrale.
23:19Donovan ging wütend auf ihn los.
23:22Also Cutie, was zu viel ist, ist zu viel.
23:25Bitte regen Sie sich nicht auf, Donovan.
23:28Irgendwann musste es ja einmal so kommen.
23:32So, meinst du?
23:35Komm, lass mich mit ihm reden.
23:38Was willst du damit sagen, Cutie,
23:41dass es einmal so kommen musste?
23:44Es war unvermeidlich, Paul.
23:47Bevor ich geschaffen wurde,
23:50bedienten Sie beide den Meister.
23:55Dieses Privileg gehört jetzt mir.
23:58Ihre Funktionen sind damit erloschen.
24:01Nicht so ganz, Cutie, nicht so ganz.
24:04Aber sag mal, was erwartest du eigentlich von uns?
24:07Obgleich Sie niedrigere Geschöpfe sind
24:10mit geringeren Denkfähigkeiten,
24:13spüre ich wirklich eine Art Zuneigung für Sie.
24:19Das ist ja reizend von dir.
24:22Sie haben dem Meister treu gedient.
24:25Er wird sich dafür erkenntlich zeigen.
24:28Nachdem Ihr Dienst beendet ist,
24:31werden Sie wahrscheinlich nicht mehr lange existieren.
24:37Er will uns pensionieren, Greg.
24:40Tut doch was dagegen.
24:43Das ist ja einfach erniedrigend.
24:46Schau mal, Cutie, das können wir leider nicht mitmachen.
24:49Wir sind hier die Herren.
24:52Diese Station, das habe ich dir schon mehrmals gesagt,
24:55ist eine Schöpfung menschlicher Wesen,
24:58die auf der Erde und auf anderen Planeten leben.
25:01Eine Relaisstation, eine von vielen.
25:04Und du, Cutie, du bist nur...
25:07Was rede ich? Du begreifst es ja doch nicht.
25:10Du willst es ja nicht begreifen.
25:13Aber, Paul, was Sie mir da erzählen,
25:16das ist doch alles nur eine fixe Idee.
25:19Warum bestehen Sie so hartnäckig
25:22auf einem völlig falschen Weltbilde?
25:25Hör dir das an, Greg.
25:28Du hast ein falsches Weltbild,
25:31aber dieser Robot, den wir beide zusammengesetzt haben,
25:34der hat das Richtige.
25:37Der Meister hat mich geschaffen, nicht Sie.
25:40Der Meister!
25:43Hör mal, Cutie, du hast doch schon öfter durchs Teleskop gesehen.
25:46Das habe ich.
25:49Und wie erklärst du dir das, was du da gesehen hast,
25:52wenn es die Erde und die Planeten gar nicht gibt?
25:55Entschuldigen Sie, bitte, ich weiß nicht.
25:58Du hast doch bemerkt, dass einige der leuchtenden Punkte
26:01sich in Scheiben verwandeln,
26:04wenn man sie durchs Teleskop betrachtet, nicht wahr?
26:07Ach, das meinen Sie.
26:10Ja, das meine ich.
26:13Ganz einfach, um Vergrößerung mit Ihrer Hilfe
26:16kann man den Strahl genauer ausrichten.
26:19Ganz recht.
26:22Aber warum werden dann nicht auch die anderen Punkte
26:25genauso vergrößert?
26:28Auch sie sind keine Strahlen gerichtet.
26:31Deshalb ist auch eine Vergrößerung nicht nötig.
26:34Merkwürdige Logik.
26:37Tja.
26:40Das stellt alles auf den Kopf.
26:43Eine Frage noch, Cutie.
26:46Durch das Teleskop sieht man doch viel mehr Sterne
26:49als mit dem bloßen Auge.
26:52Woher kommen sie? Wie erklärst du dir das?
26:55Für so dumm dürfen Sie mich nicht halten, Paul,
26:58dass ich für jede optische Täuschung,
27:01die unsere Instrumente hervorrufen,
27:04nach einer physikalischen Erklärung
27:07suche.
27:10Seit wann ist denn die Evidenz,
27:13zu der wir durch unsere Sinne gelangen,
27:16stärker als die Kraft der Vernunft?
27:19Ich sage ja, er ist ein Philosoph.
27:22Ich gebe es auf.
27:28Du sprichst von Vernunft, Cutie.
27:31Jetzt lass uns mal wirklich vernünftig sein.
27:34Und zwar über die Richtstrahlen,
27:37die wir aussenden.
27:40Wozu geschieht das?
27:43Und warum werden sie so genau
27:46auf ganz bestimmte Punkte gerichtet?
27:49Das ist doch der Kern der Sache.
27:52Wir geben dir dafür eine gute,
27:55logische Erklärung.
27:58Kannst du eine bessere finden?
28:01Die Strahlen werden vom Meister ausgesandt
28:04für einen Zweck,
28:07den nur er alleine kennt.
28:10Ich diene ihm, ich frage nicht,
28:13was er bezweckt.
28:16Es gibt eben Dinge,
28:19die wir nicht ergründen dürfen.
28:22Er ist kein Philosoph, er ist ein Narr.
28:25Cutie, lass uns allein, ich muss nachdenken.
28:29Was machen wir nun, Mike?
28:36Was wir jetzt brauchen, Greg,
28:39ist eine gute Strategie.
28:42Wir müssen ihn packen,
28:45wenn er es am wenigsten erwartet.
28:48Und dann gießen wir ihm konzentrierte Salpetersäure
28:51in die Gelenke.
28:54Sei kein Esel, Mike.
28:57Nein, nein, wir müssen mit ihm reden, sag ich dir.
29:00Wir müssen ihn dazu bringen,
29:03dass er uns innerhalb von 24 Stunden
29:06in den Kontrollraum zurücklässt.
29:09Sonst haben wir ausgespielt.
29:12Du sag mal...
29:15Ja, was denn?
29:18Warum geben wir uns eigentlich dazu her,
29:21uns mit ihm auseinanderzusetzen?
29:24Weißt du was?
29:27Wir bauen vor seinen Augen einen neuen Robot.
29:30Was hältst du davon?
29:33Das ist gar keine schlechte Idee.
29:36Ja...
29:39Ja, das würde ihn vielleicht bekehren.
29:42Was bleibt ihm übrig?
29:45Stell dir vor, wie er die Augen aufreißen wird,
29:48wenn er sieht, wie wir das machen.
29:51Was machen wir?
29:54Paul und Donovan hatten schon zahlreiche Robots zusammengesetzt,
29:57obgleich es eine komplizierte Arbeit war.
30:00Cutie, der Prophet des Meisters,
30:03beobachtete mit wachsamen Augen jeden ihrer Handgriffe.
30:06Unbeweglich saß er da.
30:09Es war nicht zu erkennen, wie er reagierte.
30:12Inzwischen waren drei Stunden vergangen.
30:15Der neue Robot ging langsam seiner Vollendung entgegen.
30:18Es fehlte nur noch der Kopf.
30:21So, nun zeig mal Cutie das Gehirn, Mike.
30:24Das wird ihn bestimmt interessieren.
30:31Donovan öffnete mit einer Zange
30:34einen würfelförmigen Behälter,
30:37der luftdicht verschlossen war,
30:40und zog einen zweiten Würfel heraus.
30:43Er öffnete auch diesen und entnahm ihm
30:47Hier, Cutie, das ist ein positronisches Gehirn,
30:50wie du auch eines hast.
30:53Einer der kompliziertesten Mechanismen,
30:56die je von Menschen handkonstruiert worden sind.
30:59Dein Gehirn ist sogar noch viel komplizierter als dieses hier.
31:02Du musst dir vorstellen,
31:05dass sich unter dieser Haut aus dünnem Platin
31:08ein Labyrinth von neuronischen Gehirnbahnen befindet,
31:11ganz fein strukturiert.
31:14Das hat sich in deinem Gehirn
31:17mit der physikalischen Erziehung eingeprägt.
31:20Verstehst du?
31:23Cutie betrachtete die Kugel eine Weile,
31:26aber er sagte nichts.
31:29Paul und Donovan setzten ihre Arbeit fort.
31:32Der auf dem Tisch liegende Robot bekam nun auch seinen Kopf.
31:35Das positronische Gehirn wurde in die Schädelhöhle eingebaut.
31:38Die Schädeldecke wurde aufgelegt und festgeschweißt.
31:41Die photoelektrischen Augen wurden vorsichtig eingeschraubt
31:44und dann mit einer gläsernen Schutzschicht
31:47aus stahlhartem Kunststoff bedeckt.
31:50Schließlich war es soweit.
31:53Der neue Robot wartete nur noch auf den belebenden elektrischen Blitz.
31:56Nun pass mal auf, Cutie.
31:59Pass genau auf.
32:02Paul legte dem Robot die Elektroden an.
32:05Dann schaltete er den Strom ein.
32:08Dann fragten Paul und Donovan,
32:11ob ihnen bei der Arbeit irgendein Fehler unterlaufen sein könnte.
32:14Aber der Robot hob langsam den Kopf,
32:17stützte sich auf und machte Anstalten,
32:20vom Tisch herunterzusteigen.
32:23Kaum hatte Paul ihn von den Elektroden befreit,
32:26da stand er schon auf den Füßen,
32:29wenn auch noch etwas unsicher,
32:32und gab bereits die ersten Laute von sich.
32:35Der Roboter schlug an die Tische,
32:38aber schließlich wurden Worte daraus.
32:41Ich suche Arbeit.
32:44Das ist ein gutes Recht als Robot.
32:47Du kannst gleich anfangen.
32:50Wo ist mein Platz?
32:53Dort die Treppe hinunter.
32:56Unten wird man dir sagen, was du zu tun hast.
32:59Na, Cutie, glaubst du uns jetzt,
33:02aber du hast doch selbst gesehen.
33:05Sie haben nur Teile zusammengesetzt,
33:08die schon vorhanden waren.
33:11Der Robot ist nicht ihre Schöpfung.
33:14Die einzelnen Teile wurden vom Meister erschaffen.
33:17Die einzelnen Teile kommen von der Erde.
33:20Sie wurden uns zugeschickt.
33:23Schon gut, Donovan, schon gut.
33:26Wir wollen darüber nicht streiten.
33:29Das regt Sie nur auf.
33:32Aber es ist so, wie ich dir sage, verdammt noch mal.
33:35Hier, sieh dir die Verpackung an.
33:38Da steht der Absender drauf.
33:41Was beweist das schon?
33:44Glaubst du vielleicht, wir haben den Absender draufgemalt?
33:47So was erhält uns für Betrüger.
33:50Was sagst du dazu?
33:53Wenn du die Bücher in der Bibliothek lesen könntest,
33:57Die Bücher, die habe ich gelesen.
34:00Alle miteinander.
34:03Sie sind äußerst geschickt abgefasst.
34:06Du hast sie gelesen?
34:09Dann verstehe ich nicht, was es überhaupt noch zu reden gibt.
34:12Was in den Büchern steht, das kannst du nicht bestreiten, Cutie.
34:15Das kannst du einfach nicht.
34:18Diese Bücher, Donovan,
34:21sind keine gültige Informationsquelle.
34:25Auch sie wurden vom Meister geschaffen.
34:28Und zwar für Sie.
34:31Nicht für mich.
34:34Aber Cutie, wie kommst du denn darauf?
34:37Weil ich als vernunftbegabtes Wesen imstande bin,
34:40die Wahrheit a priorisch zu ergründen.
34:43Ja, ganz einfach,
34:46weil ich logisch denke,
34:49wären sie beide zwar eine gewisse
34:52Intelligenz besitzen, aber keine Vernunft.
34:55Deshalb brauchen sie für ihre Existenz
34:58nebulose Erklärungen.
35:01Diese wurden ihnen vom Meister geliefert.
35:04Und da es ganz offenbar
35:07der Wille des Meisters ist,
35:10dass sie an diese Bücher glauben,
35:13werde ich mich mit ihnen
35:16nicht weiter darüber streiten.
35:20Das verschlug Paul und Donovan die Sprache.
35:23Sie wussten nun wirklich nicht mehr,
35:26wie sie Cutie beikommen sollten.
35:29Cutie ging hinaus, ohne sich noch einmal nach ihnen umzusehen.
35:32Jetzt lässt er uns hier einfach sitzen, Greg,
35:35in dem Klempnerladen.
35:38Wir können ja in die Zentrale zurückgehen.
35:41Ja, aber nicht in den Kontrollraum, wo wir hingehören.
35:44Auch nicht in den Maschinenraum, er hat Wachen aufgestellt.
35:47Er glaubt weder uns noch seinen eigenen Augen.
35:50Und auch nicht den Büchern.
35:53Er ist dem ein vernunftbegabter Roboter.
35:56Ach, der Teufel soll ihn holen.
35:59Er glaubt nur an die Vernunft, an seine Vernunft.
36:02Da liegt die Schwierigkeit.
36:05Warum hast du nicht wenigstens versucht,
36:08über den Elektronensturm mit ihm zu sprechen?
36:11Glaubst du im Ernst,
36:15Du nimmst etwas als wahr an, nicht weil es wahr ist,
36:18sondern weil du daran glaubst.
36:21Und du lässt dich in dieser Annahme durch nichts zerschüttern.
36:24Du kannst mit kalter Logik alles beweisen,
36:27wenn du nur von den richtigen Prämissen ausgehst.
36:30Cutie geht eben von anderen aus als wir, das ist der Haken.
36:33So, und jetzt lege ich mich schlafen, wenn du nichts dagegen hast.
36:36Das möchte ich auch gern, aber ich kann nicht schlafen.
36:39Trotzdem werde ich es versuchen, aus Prinzip.
36:42An Schlaf war nicht zu denken, weder für Paul noch Donovan.
36:45Sie entschlossen sich zu einem letzten verzweifelten Versuch,
36:48noch einmal mit Cutie zu sprechen.
36:51Aber er war unerreichbar für sie.
36:54Die Wachen schirmten ihn ab und erklärten,
36:57der Prophet habe jetzt keine Zeit.
37:00Und dann brach der Elektronensturm los.
37:03Sie beobachteten, wie der Richtstrahl,
37:06den die Station zur Erde sandte,
37:09mit dem Aufprall der Elektronen zu fluoreszieren begann.
37:12Sie zitterten bei dem Gedanken,
37:15dass Winkelabweichungen von einer hunderttausendstel Sekunde ausreichten,
37:18um den Strahl irgendwo ins Nichts zu schicken
37:21oder Hunderte von Quadratkilometern auf der Erde
37:24in Wüste zu verwandeln.
37:27Und da hockte nun ein Robot
37:30an den Kontrollhebeln,
37:33der nicht glauben wollte, dass die Erde überhaupt existierte.
37:37Stunden vergingen,
37:40bis endlich der Elektronensturm vorüber war.
37:43Donovan legte sich hin
37:46und sank in einen unruhigen Schlaf.
37:49Paul dämmerte nur vor sich hin,
37:52bis er plötzlich Cuties Stimme hörte.
37:55Entschuldigen Sie, Paul,
37:58ich habe geklopft, aber...
38:01Ich... ich habe nichts gehört.
38:04Was ist mit Ihnen?
38:07Sie sehen gar nicht gut aus.
38:10Ich fürchte, Ihre Lebensdauer
38:13nähert sich Ihrem Ende.
38:16Ach, lass mich doch in Ruhe!
38:19Natürlich ist es ein großes Privileg,
38:22dem Meister zu dienen.
38:25Aber bitte nehmen Sie es nicht zu schwer,
38:28dass ich an Ihre Stelle getreten bin.
38:31Würde es Sie trotzdem interessieren,
38:34einige der Daten zu sehen,
38:37die ich heute aufgenommen habe?
38:40Paul nahm die Blätter, die Cutie ihm hinhielt
38:43und überflog geistesabwesend die Kurven und Zahlen,
38:46bis sein Blick an einer dünnen,
38:49roten Linie haften blieb,
38:52die zitternd quer über das Papier lief.
38:55Mike! Mike! Was ist denn los?
38:58Du hast den Strahl gehalten.
39:01Stell dir vor, er hat ihn gehalten, ganz genau.
39:04Lass mal sehen.
39:07Tatsächlich. Es ist gut gegangen.
39:10Wovon reden Sie eigentlich?
39:13Du hast den Strahl genau richtig gehalten, Cutie.
39:16Hast du das gewusst?
39:19Richtig? Wieso richtig?
39:22Genau ausgerichtet auf die Empfangsstation.
39:25Was für eine Empfangsstation?
39:28Auf der Erde. Die Empfangsstation auf der Erde natürlich.
39:31Du hast den Strahl sozusagen im Fokus gehalten,
39:34trotz des Elektronensturms.
39:37Es ist unmöglich, mit Ihnen
39:40ein vernünftiges Wort zu reden.
39:43Immer kommen Sie mit den gleichen Fantastereien.
39:46Ich habe ganz einfach
39:49nach dem Willen des Meisters
39:52alle Instrumente im Gleichgewicht gehalten.
39:55Weiter nichts.
39:58Und damit entfernte sich Cutie ohne noch ein Wort zu sagen.
40:01Dieser verfluchte Blechphilosoph.
40:04Er will von der Erde nichts wissen.
40:07Was machen wir bloß?
40:10Nichts.
40:13Er hat gerade bewiesen, dass er die Station
40:16tadellos leiten kann.
40:19Ich habe noch nie zuvor erlebt,
40:22dass jemand so gut mit einem Elektronensturm fertig geworden ist.
40:25Das ist doch keine Lösung, Greg.
40:28Wenn er so mit uns umspringt und sich immer wieder auf seinen Meister beruft.
40:31Schau mal, Mike.
40:34Er folgt dem Willen seines Meisters
40:37mithilfe von Zeigern, Instrumentenskalen und Kurven.
40:40Haben wir jemals was anderes gemacht?
40:43Das ist ja gerade der Grund, warum er uns den Gehorsam verweigert.
40:46Denk doch mal nach.
40:49Gehorsam ist die Regel Nummer zwei.
40:52Aber vor allem dürfen menschliche Wesen keinen Schaden nehmen.
40:55Das ist Nummer eins.
40:58Wie kann er dieses oberste Gesetz, ob nun bewusst oder unbewusst,
41:01am besten befolgen?
41:04Ganz einfach dadurch, dass er den Energiestrahl stetig hält.
41:07Genau ausgerichtet.
41:10Er weiß, dass er das besser kann als wir.
41:13Wenn du dir die Sache richtig überlegst, Mike,
41:16dann ist das nach den robotischen Gesetzen völlig logisch.
41:21Schön und gut, aber
41:24wenn er nicht an die Erde glaubt,
41:27wie können wir ihm dann jemals die Station anvertrauen?
41:30Kann er die Station bedienen oder nicht?
41:33Ja, das schon, aber
41:36was spielt es dann für eine Rolle, an was er glaubt?
41:39Paul und Donovan ließen Cutie nun also gewähren.
41:42Aber sie waren doch froh, als sie endlich abgelöst wurden.
41:45Während das Raumschiff sich der Station näherte
41:48und auf den äußeren Landeplatz niederging,
41:51waren sie schon damit beschäftigt,
41:54sich in ihre Raumanzüge hineinzuzwängen.
41:57Also, ganz wohl werde ich mich erst wieder fühlen,
42:00wenn ich die Erde unter meinen Füßen spüre
42:03und sicher bin, dass sie wirklich existiert.
42:06Der Prophet scheint dich ganz schön durcheinandergebracht zu haben.
42:09Du, ich weiß jetzt übrigens die Lösung für das ganze Problem.
42:12Wir schicken neue Cutie-Modelle hierher.
42:15Immer eins nach dem anderen.
42:18Ausgerüstet mit einem Schalter,
42:21der Sie nach einer Woche automatisch aus der Tätigkeit setzt.
42:24Es gibt Ihnen genügend Zeit, um den Kult des Meisters
42:27vom Propheten selbst zu lernen.
42:30Und dann werden Sie zu einer anderen Station verfrachtet und revitalisiert.
42:33Was hältst du davon?
42:36Kannst du in deinen Bericht für Frau Dr. Kelvin hineinschreiben, aber mich?
42:39Bitte, lass damit in Ruhe. Ich gehe jetzt an Bord.
42:42Beeile dich, sonst haue ich alleine ab.
42:45In der Tür stieß Donovan mit Cutie zusammen.
42:48Er schloss mit einem unterdrückten Fluch
42:51das Visier seines Raumanzuges und verschwand.
42:54Der Robot aber näherte sich Paul langsam und feierlich.
42:57Sie, wir, Paul.
43:00Wir werden abgelöst.
43:03Das tut mir leid, Paul.
43:06Aber nun ja, des Meisters Wille geschehe.
43:12Ihre Dienstzeit ist zu Ende.
43:16Der Zeitpunkt Ihrer Auflösung ist gekommen.
43:22Das war zu erwarten.
43:25Aber mir tut es leid.
43:28Wir brauchen dein Mitleid nicht, Cutie.
43:31Wir kehren zur Erde zurück. Wir werden abgelöst, nicht aufgelöst.
43:34Ja, Sie brauchen den Trost, der in dieser Illusion liegt.
43:41Ich möchte Ihren Glauben nicht erschüttern,
43:45selbst wenn ich es könnte.
43:49Also, gute Reise.
43:54Er ging genauso steif und feierlich hinaus, wie er gekommen war.
43:58Kopfschüttelnd sah Paul ihm nach,
44:01halb belustigt, halb gerührt.
44:04Dann machte er sich auf den Weg zur Luftschleuse.
44:07Dort begegnete er seinem Kollegen Fritz Müller,
44:11einem strammen Preußen, der nun seinen Posten übernahm.
44:15Ich bin frei, Altes Haus.
44:18Na, Fritz. Ich denke, ich sehe dich richtig.
44:21Na, wie geht's denn auf der Gutenalm?
44:24Sie dreht sich noch, Greg. Sie dreht sich noch immer.
44:27Na, und wie geht's hier? Was macht der neue Robot?
44:30Dieser, na, wie heißt er doch?
44:33Cutie der Erste.
44:36Das ist ein toller Bursche. Also, so was hat es noch nie gegeben.
44:39Aha. Ich kenne dieses Modell nämlich noch nicht.
44:42Und man muss ja schließlich wissen, ob so ein Robot überhaupt funktioniert,
44:45bevor man ihn an die Kontrollhebel heranlässt.
44:49Paul hatte Mühe, sich das Lachen zu verbeißen
44:52und machte sich rasch aus dem Staube.
44:55Er ist plötzlich furchtbar eilig, das Raumschiff zu erreichen,
44:58bevor Fritz Müller dahinterkam,
45:01dass Cutie das Kommando auf der Station an sich gerissen hatte.
45:04Und wie hat der stramme Preuße sich damit abgefunden?
45:07Na, er war völlig mit den Nerven runter,
45:10als er nach einigen Wochen von der Station zurückkam
45:13und reichte eine Beschwerde ein.
45:16Er verlangte, dass der Prophet des Meisters
45:19durch einen anderen Robot ersetzt wurde.
45:22Aber damit hatte er kein Glück.
45:25Cutie leistete ausgezeichnete Arbeit.
45:28Er behielt die Leitung der Station.
45:46Sie hörten
45:49Ich, der Robot
45:52von Isaac Asimov
45:55für den Funk bearbeitet von Karl-Dietrich Karls.
45:58Es sprachen
46:01Roma Bahn, Marianne Moser,
46:04Rosemarie Vörkel, Ernst Fritz Fürbringer,
46:07Günther Neutze, Lothar Ostermann
46:10und Michael Thomas.
46:14Musik Kurt Herrlinger
46:17Ton und Technik Bruno Höpfner und Harro Beuth
46:20Regie Günther Sauer