FPÖ-Obmann Herbert Kickl wirbt trotz des gescheiterten Gesprächs mit Parteichef Karl Nehmammer um die Gunst der ÖVP. "Unsere Hand bleibt ausgestreckt", sagte er am Mittwoch in einer Pressekonferenz und legte die beim Treffen am Vortag vorgelegten Unterlagen vor, die Schnittmengen mit der ÖVP betonen. Nehammer hatte nach dem von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Auftrag gegebenen Gespräch eine Regierungszusammenarbeit mit den Blauen erneut ausgeschlossen. Mehr zum Thema und die neuesten Updates auf https://www.derstandard.at.
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00:00Nach ÖVP-Chef Karl Nehammer hat am Mittwoch FPÖ-Chef Herbert Kickl seine Sicht auf das
00:06von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Auftrag gegebene Gespräch nach der Nationalratswahl
00:11dargelegt und resümierte, er habe im Bundeskanzler einen gekränkten Wahlverlierer gehört.
00:17Der Noch-Bundeskanzler, möchte ich sagen, ist auch zweieinhalb Wochen nach der Wahl
00:23immer noch in der Wahlkampfrhetorik und im Wahlkampfmodus hängen geblieben.
00:28Ich habe ihn gestern in gewisser Weise, ja so emotional beleidigt möchte ich fast sagen,
00:34erlebt. Ich habe einen etwas beleidigten und gekränkten Wahlverlierer gehört. Einen,
00:39der es irgendwie immer noch nicht fassen kann, dass so viele Menschen die katastrophale Politik,
00:44die ÖVP und Grün in den letzten Jahren gemacht haben, nicht als Segnung für unser Land und
00:50nicht als Gewinn für sich selbst, sondern viel viel mehr als Desaster und als Katastrophe einordnen.
00:56Aber trotz des gescheiterten Gesprächs wirbt Kickl weiter um die Gunst der ÖVP.
01:01Mein Zugang war und ist ein anderer, als der den Karl Nehammer gewählt hat.
01:08Ich habe ja am Wahlabend und schon davor und auch seit der Wahl wiederholte Male angekündigt,
01:14dass unsere Hand zur Zusammenarbeit ausgestreckt ist und ich sage dazu,
01:18das ist auch für mich nicht leicht. Das ist keine leichte Übung, denn Sie dürfen nicht vergessen,
01:23dass ich ja im Grunde genommen jahrelang im Fadenkreuz oder im Visier der heftigsten Angriffe
01:29der österreichischen Volkspartei gestanden bin. Aber darum darf es nicht gehen. Diese persönlichen
01:36Befindlichkeiten dürfen keine Rolle spielen. Das ist meine feste Überzeugung und ich glaube,
01:41dass das auch die berechtigte Erwartungshaltung der großen Mehrheit der österreichischen Bevölkerung
01:46ist. Bei der Pressekonferenz legte Kickl die beim Treffen am Vortag vorgelegten Unterlagen vor,
01:51die Schnittmengen mit der ÖVP betonen, so der FPÖ-Chef. Für Sondierungsgespräche hätte
01:56sich die FPÖ außerdem eine gemeinsame Lagebeurteilung und einen Kassasturz gewünscht.
02:02Ich habe Karl Nehammer und der ÖVP also ganz, ganz klar auch in schriftlicher Form verdeutlicht,
02:08dass die Freiheitliche Partei bereit ist, Verantwortung für Österreich zu übernehmen
02:13und dass ich dazu bereit bin auf Basis der genannten Gemeinsamkeiten. Wir wollen arbeiten,
02:18wir wollen arbeiten zuerst in diesen Sondierungen und dann, wenn die erfolgreich ausgehen,
02:24natürlich auch in einer Regierung. Und ich habe daher Karl Nehammer gestern dann im Interesse
02:30Österreichs und im Interesse der Wählerinnen und Wähler unserer beiden Parteien natürlich
02:35auch vorgeschlagen, dass wir doch einen Folgetermin definieren. Einen Folgetermin
02:40auf den gestrigen Termin als Startschuss zur Umsetzung dieses grundvernünftigen
02:45Sondierungspakets. Und ich habe ihn ersucht, in aller Ruhe darüber nachzudenken. Er soll
02:50noch einmal drüber schlafen, wie man so schön sagt, wenn er nicht gleich zustimmen kann. Und
02:55das verstehe ich natürlich, dass man das vielleicht in einem laufenden Gespräch nicht macht, aber dann
03:00ist es eben ganz gut, darüber noch einmal nachzudenken und sich vielleicht irgendwo auch
03:03rückzukoppeln und dann erst zu entscheiden. Er hat das beiseite geschoben und er hat das ganz
03:10offenkundig nicht gewollt. Ich bin trotz alledem Optimist. Selbstverständlich kann er jetzt hergehen
03:16und sagen, das Land braucht Optimismus und dann verfalle ich selber in einen Pessimismus. Da gibt
03:20es ja auch gar keinen Grund dazu. Nein, nein, ich bin Optimist und ich sage, unsere Hand bleibt
03:24ausgestreckt. So wie ich das vorher gesagt habe, unsere Hand bleibt ausgestreckt im Interesse einer
03:29guten Zukunft Österreichs. Auch einen Fahrplan für Sondierungsgespräche hatte die FPÖ vorbereitet.
03:35Dieser umfasst sechs Themenblöcke von Wirtschaft über Asyl bis Gesundheit. Der
03:39Beginn war für den 22. Oktober geplant, das Ende für den 14. November.