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Menschen mit Behinderungen sterben viermal häufiger bei Naturkatastrophen, so die Vereinten Nationen. Oft können sie nicht selbständig fliehen. In Mosambik soll nun niemand mehr bei einem Notfall zurückbleiben.

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Transkript
00:00Der Zyklon Idai traf die Küste Mosambiks im März 2019 mit Windgeschwindigkeiten von über 200 km pro Stunde.
00:08Helena Dorego überlebte den Sturm in Baira.
00:12Einige Fenster flogen weg. Wir haben vergeblich versucht, sie mit Seilen festzuhalten. Das Dach ist auch weggeflogen.
00:20Idai war einer der stärksten tropischen Wirbelstürme in Afrika und die schlimmste humanitäre Krise in Mosambik.
00:27Mehr als 1500 Menschen starben. Viele der Opfer waren Menschen mit Behinderungen wie Helena Dorego, die als Kind an Polio erkrankt war.
00:37Nur dank ihrer Familie hat sie überlebt.
00:40Wenn ich allein gewesen wäre, wüsste ich nicht, was passiert wäre. Wir waren insgesamt elf Leute.
00:47Man hat weniger Angst, wenn man mit vielen Leuten zusammen ist. Ist man allein, denkt man, ich werde sterben.
00:55Aber wir waren so viele. Wir haben miteinander geredet. Und Helena ist mutig.
01:02Glücklicherweise hielt das Wohnzimmer des Hauses den Winden stand und bot der Familie Schutz. Helena saß dort drei Wochen lang fest.
01:10Die Straßen waren alle überflutet. Überall lagen Steine, Blech von Dächern und Baumstämme. Die Straße war voller Schutt.
01:19Es gab also keine Möglichkeit, mich mit einem Rollstuhl aus dem Haus zu bringen. Es wäre unmöglich gewesen.
01:31An ihrem Haus sind die Spugen des Zyklons noch immer gut zu sehen.
01:37Nach der Tragödie entschied sie sich, eine Spezialistin für inklusive Katastrophenvorsorge zu werden. Mittlerweile arbeitet sie für eine NGO.
01:49Durch den Klimawandel werden Katastrophen wie der Zyklon Idai immer heftiger und häufiger auftreten. Darunter leiden die Schwächsten der Gesellschaft oft am meisten.
02:00Menschen mit Behinderungen haben ein bis zu viermal höheres Risiko, bei einer Naturkatastrophe zu sterben.
02:07Die Vereinten Nationen fordern daher, dass sie in die Prävention einbezogen werden.
02:12Wir verstehen unsere eigene Situation besser. Unsere Erfahrungen sind nicht zu unterschätzen.
02:20Davon abgesehen sind wir Experten in vielen anderen Bereichen und bereichern damit die Ergebnisse von Diskussionen, der Planung, der Umsetzung.
02:28Und wir stellen Menschenrechtsfragen in den Mittelpunkt.
02:31Eine UN-Umfrage hat gezeigt, dass in den letzten zehn Jahren kaum Fortschritte bei der Integration von Menschen mit Behinderungen in Katastrophenfällen erreicht wurden.
02:4784 Prozent der Betroffenen weltweit sagen, dass sie nicht auf Katastrophen vorbereitet sind.
02:53Würde man die Menschen früher vor Katastrophen warnen, hätten sie mehr Zeit, sich vorzubereiten. Das würde viele Leben retten.
02:59Aber die Informationen müssen in zugänglicher Form und über verschiedene Kanäle verbreitet werden.
03:05In jedem Land gibt es sehr unterschiedliche Möglichkeiten, Menschen mit Behinderungen zu erreichen.
03:10In Mosambik zum Beispiel werden seit dem Zyklon Idai verschiedene Methoden eingesetzt.
03:15Wir haben kommunale Radiosender. Wir verbreiten Informationen auch von Tür zu Tür. Außerdem werden Flugblätter in den Gemeinden verteilt.
03:28Und wir arbeiten auch mit verschiedenen Verbänden zusammen, was sehr wichtig ist.
03:36Auch Helena Dorego besucht Gemeinden, um Schulungen zum Umgang mit Behinderungen und zur Vorbereitung auf extreme Wetterbedingungen anzubieten.
03:45Wird Mosambik wieder von einem Wirbelsturm heimgesucht, können einfache Anweisungen, zum Beispiel wo man sich informieren und wo man Schutz suchen kann, über Leben und Tod entscheiden.
03:55Es geht ihr aber auch darum, die Gemeinden kennenzulernen.
03:59Oft ist kaum etwas darüber bekannt, wie viele Menschen mit Behinderungen es gibt und wie schwer sie eingeschränkt sind.
04:05Die UN schätzt, dass jeder sechste Mensch in irgendeiner Form eine Behinderung hat.
04:09Doch ohne genaue Informationen ist es unmöglich, sie auf Katastrophen vorzubereiten.
04:14Die Erhebung von Daten ist dabei oft schwierig.
04:18Aufgrund von Fehleinschätzungen, Stigmatisierung und Diskriminierung werden Menschen mit Behinderungen manchmal versteckt.
04:27Die Familien wollen nicht, dass andere wissen, dass es sie gibt.
04:31Gemeinsam mit Behindertenorganisationen fordern wir nun die Staaten auf, dafür zu sorgen, dass Menschen mit Behinderungen bei jeder Erhebung und jeder Volkszählung berücksichtigt werden.
04:43Mittlerweile gibt es in Mosambik Katastrophenschutzübungen, organisiert von Behörden und NGOs.
04:50Dabei sollen die Einsatzkräfte auch lernen, die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zu erkennen.
04:56Denn manchmal werden sie in Krankenhäuser statt in Notunterkünfte geschickt, weil man ihren Zustand nicht erkennt.
05:03Wir haben dieses Programm entwickelt, weil wir beim Zyklon Idai gesehen haben, dass Menschen mit Behinderungen bei der Nothilfe zurückgelassen wurden.
05:14Wir haben gesehen, dass es ein Problem gibt.
05:17Es reicht nicht aus, einmal Unterstützung zu leisten, wenn ein solches Phänomen nicht möglich ist.
05:22Sondern wir müssen die Institutionen, die mit Naturkatastrophen umgehen, dauerhaft schulen.
05:26Die Katastrophenhilfe muss inklusiv sein und die Bedürfnisse von Menschen mit verschiedenen Arten von Behinderungen berücksichtigen.
05:33Der beste Weg dazu ist, ihnen zuzuhören.
05:37Und das ist der Weg, den wir jetzt machen.
05:40Wir sind in Mosambik und wir wollen die Menschen mit Behinderungen in die Zukunft bringen.
05:45Deshalb wurden in den Gemeinden Ausschüsse für Risiko- und Katastrophenmanagement eingerichtet.
05:50Sie alle haben mindestens ein Mitglied mit einer Behinderung.
05:54Wir sind Teil dieser Gesellschaft, also muss es in jeder Hinsicht Inklusion geben.
06:00Wenn wir da sind und reden, ist es einfacher für sie, sich an uns zu erinnern.
06:05Es ist wie ein Ruhepunkt für sie.
06:07Menschen mit Behinderungen in das Risiko- und Katastrophenmanagement einzubeziehen, kann Leben retten.
06:13Und es zeigt auch das enorme Potenzial, das wir damit freisetzen können, wenn wir Barrieren beseitigen und Möglichkeiten schaffen.
06:19Menschen mit Behinderungen in das Risiko- und Katastrophenmanagement einzubeziehen, kann Leben retten.
06:24Und es zeigt auch das enorme Potenzial, das wir damit freisetzen können, wenn wir Barrieren beseitigen und Möglichkeiten schaffen.

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