Im Juli 2009 wird am Berliner Stadtrand die Leiche eines
Mannes gefunden. Die Polizei stößt bei ihren Ermittlungen auf
einen großangelegten Handel mit Gold, Steuerhinterziehung und
eine Entführung.
Mannes gefunden. Die Polizei stößt bei ihren Ermittlungen auf
einen großangelegten Handel mit Gold, Steuerhinterziehung und
eine Entführung.
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TVTranskript
00:00Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2020
00:30Wer ist der Tote? Was ist mit ihm geschehen?
00:35Trotz enormer Mühen finden die Ermittler auch nach Wochen kaum Antworten auf diese Fragen.
00:41Dann entschließen sie sich zu einem umstrittenen Experiment.
00:48Speziell ausgebildete Hunde, sogenannte Man-Trailer, sollen bei der Suche nach den Tätern für den Durchbruch sorgen.
01:0011. Juli 2009. Eine Landstraße bei Berlin.
01:17Kurz nach 5 Uhr ist ein Radfahrer auf dem Weg zur Arbeit. Am Straßenrand fällt ihm etwas auf.
01:23Ein Mann, der zu schlafen scheint.
01:28Das ist so, beenden. Auf dich, auf dich. Hallo. Hallo.
01:36Kein Lebenszeichen.
01:37Der Radfahrer alarmiert die Polizei.
01:44Der unbekannte Tote wird zum Fall für Peter Augustin, zuständiger Mordermittler in Cottbus.
01:50Ich erinnere mich, dass ich am Frühstück saß und einen Anruf von meiner Dienststelle erhielt.
02:02Es war ein Kriminalbeamter des Bereitschaftssystems dran.
02:06Ich hatte gleich, wo er anrief, ein ganz merkwürdiges Gefühl.
02:12Er schilderte mir eine atypische Aufwindesituation.
02:15Und das war dann der Anlass, wo ich gesagt habe, das müssen wir uns mal mit der Mordkommission genauer angucken.
02:20Die Straße, an der die Leiche entdeckt wird, verbindet zwei Dörfer in der Nähe des Berliner Flughafens Schönefeld.
02:31Der Tote liegt hier auf der Zufahrt zu einem Waldweg, trägt nur Unterwäsche.
02:38Und er hat eine Wunde am Hinterkopf. Stunden nach dem Leichenfunk.
02:44Bei den ersten Ermittlern vor Ort verstärkt sich der Verdacht, dass es hier um ein Verbrechen geht.
02:48Noch ist nicht klar, ob der Mann an der Straße nur abgelegt wurde oder ob er hier auch ums Leben kam.
02:56Und wer ist der Tote überhaupt? Bei ihm wurden keinerlei Papiere gefunden.
03:04Das Ermittlerteam, zu dem wenig später auch Wolfgang Bauch stößt, hat anfangs kaum etwas in der Hand.
03:13Und ansonsten war die Spurenlage eher dürftig.
03:16Wir haben die ein oder andere Spur gesichert, etwa Reifenspuren, konnten dann aber im Verlauf der weiteren Ermittlungen feststellen,
03:25dass das etwa von Einsatzfahrzeugen verursacht worden ist und dergleichen mehr.
03:28Also ich habe mal meinen Kollegen gesagt, irgendwie kommuniziert dieser Tatort nicht mit uns.
03:33Das waren nicht wirklich Spuren, die wir vorgefunden haben, die uns sofort einen Ermittlungsansatz gewährt hätten.
03:39Der Tote wird in die Gerichtsmedizin gefahren und dort obduziert.
03:47Schnell steht fest, der Mann starb durch einen Kopfschuss aus nächster Nähe.
03:51Das Projektil vom Kaliber 7,65 trat nicht wieder aus.
04:01Es blieb im Felsenbein stecken, dem härtesten Schädelknochen.
04:06Die Mediziner entdecken außerdem fremde DNA-Spuren an der Unterwäsche des Mannes.
04:11Und sie liefern den entscheidenden Hinweis, um wen es sich bei dem Getöteten handelt.
04:19In solchen Konstellationen nehmen wir also von Toten auch die Fingerabdrücke.
04:26Und in diesem Fall stellte sich heraus, dass diese Fingerabdrücke bereits im polizeilichen System erfasst worden sind.
04:32Und so konnten wir also relativ zeitnah feststellen, dass wir es hier mit einem jungen Mann aus Berlin zu tun haben.
04:39Der Tote heißt Okan A. 26 Jahre alt, geboren in der Hauptstadt.
04:46Seine Familie hat ihn kurz vor seinem Tod als vermisst gemeldet.
04:54Mit einem Schlag gibt es jetzt auch eine Verbindung zu einem zweiten rätselhaften Fall, der sich einen Tag vor dem Leichenfund ereignete.
05:03An der Autobahn 9 wurde auf diesem Rastplatz ein BMW in Brand gesteckt.
05:08Da, wo der Asphalt herausgeschnitten und ersetzt wurde, ist heute noch zu erkennen, wo das Auto stand und wo der vom Brandstifter benutzte Benzinkanister lag.
05:22Fotos der Staatsanwaltschaft zeigen die Löscharbeiten.
05:27Jetzt stellt sich heraus, es war der BMW von Okan A., der hier brannte.
05:32Einen Tag, bevor er getötet wurde.
05:34Der Brandort an der Autobahn 9 befindet sich zwischen den Abfahrten Niemek und Kleinmarzenz.
05:44Der Fundort der Leiche von Okan A liegt bei Schönefeld, etwa 80 Kilometer entfernt.
05:51Der Lebensmittelpunkt des Opfers wiederum befand sich in Berlin.
05:56Die Ermittler vermuten, dass hier auch der Schlüssel für die Tat zu finden ist.
05:59Doch warum wurde Okan A. erschossen?
06:11In Cottbus wird eigens eine erweiterte Mordkommission eingerichtet.
06:16Rasch aber zeigt sich, dass die Aufklärung des mysteriösen Todesfalls sehr aufwendig wird.
06:20So fällt die ungewöhnliche Entscheidung, mit allen Beamten an den Berliner Stadtrand umzuziehen.
06:27Cottbus liegt zu weit weg.
06:31Die Mordermittler quartieren sich in der Nähe des Leichenfundortes ein, im Polizeirevier Flughafen Schönefeld.
06:38Hier werden auch die vielen Zeugen aus Berlin befragt.
06:41Unterkunft bietet ein benachbartes Hotel.
06:47Zeitweise arbeiten 34 Ermittler in der erweiterten Mordkommission.
06:52Für alle werden hier Zimmer angemietet.
06:57Gerade am Anfang der Ermittlungen entstehen natürlich auch immer relativ viele Überstunden.
07:01Und hier ist es dann also so gewesen, da muss man natürlich auch am Abend nicht auf die Uhr gucken.
07:04Und hat also auch noch alle Zeit, um noch mehr Zeit, um nochmal die Sachlage intensiv zu diskutieren,
07:11Versionen zu bilden, zu schauen, wie man also weiter vorgehen wird.
07:15Da kommt keine Urlaubsstimmung auf.
07:19Zunächst ermittelt die Mordkommission im persönlichen Umfeld des Opfers.
07:24Gab es vielleicht Streit mit jemandem? Hatte der junge Mann Neider?
07:27Freunde von Okan A. schildern den 26-Jährigen als lebenslustigen, geselligen Menschen.
07:37Er feiert oft in Restaurants und Clubs, fährt ein getuntes Auto, trägt eine teure Uhr.
07:46Okan A. gibt gern Geld aus.
07:49Nicht selten trägt er die Scheine in Plastiktüten bei sich.
07:52Er spricht auch davon, dass er für alle Fälle immer eine größere Summe bei einem Vertrauten hinterlegt hat.
08:02Dieses Geld verdient er beim Handel mit Gold.
08:06Das Prinzip? Er kauft massenweise Schmuck an, vermutlich von türkischen Privatleuten, oft Hochzeitsschmuck.
08:12An manchen Tagen gehen bis zu 18 Kilogramm Gold durch die Hände von Okan A.
08:20Anschließend wird der Schmuck weiterverkauft von Juweliere und Altgoldverwerter.
08:26Die Ermittler glauben anfangs, dass sich der junge Mann dabei womöglich Feinde gemacht hat.
08:34Den Weiterverkauf des Schmucks übernimmt er nämlich nicht selbst.
08:38Strohleute gehen für ihn zu den Juwelieren.
08:40Vom Erlös zahlt Okan A. aber keine Steuern.
08:48Das komplette Risiko für die Geschäfte wälzt er auf die Strohleute ab.
08:54Eine Helferin des Goldhändlers steht vor dem Ruin, weil das Finanzamt von ihr plötzlich Steuern nachfordert.
09:00An der Stelle wurde uns natürlich schon ein bisschen komisch, weil die Vermutung lag nah, dass es nicht nur eine Person gibt,
09:10die für das Opfer eingebunden war in Goldverkäufe.
09:16Und wenn da analog derartige Zustände, sprich finanzielle Konkurse anzunehmen waren,
09:26dann dürften sich wahrscheinlich viele Leute möglicherweise mit dem Opfer durchaus im Widerspruch befunden haben.
09:35Die Ermittler folgen dieser Spur über mehrere Wochen.
09:40Doch sie führt zunächst nicht weiter.
09:42Das Team braucht einen anderen Ansatz.
09:45Noch einmal rücken die verschiedenen Orte in den Blick, die in dem Fall eine Rolle spielen.
09:50Wohnorte, Tatorte, Fundorte.
09:52Gibt es jemanden, der eine Verbindung zu diesen Orten hat?
09:59Dafür werden jetzt die Funkmasten der Handynetze wichtig.
10:03Rund um diese Masten bilden sich sogenannte Funkzellen, in die sich jedes Handy einloggt, das gerade in der Nähe ist.
10:12Hier ist eben die spannende Sache. Wir hatten ja zwei relevante Örtlichkeiten.
10:17Zum einen den Fundort des Toten, zum anderen den relativ weit entfernten Ort,
10:22wo sein Pkw ausgebrannt aufgefunden worden ist.
10:25Und wir haben also aus diesen Bereichen auf der Grundlage richterliche Beschlüsse die Funkzellendaten,
10:30also die Daten der Handyns, die dort eingeloggt gewesen sind, gesichert.
10:34Und haben in einem entsprechenden Prozedere versucht abzugleichen, ob es da Überschneidungen gibt.
10:38Das war natürlich ganz wertvolle Ermittlungshinweise für uns.
10:42Am Wohnort des Opfers, am Brandort des Autos und am Leichenfundort erfassen die Ermittler zwei Millionen Datensätze.
10:49Und sie landen einen Treffer.
10:53Eine bestimmte Handynummer taucht im Tatzeitraum sowohl am Brandort als auch am Leichenfundort auf.
11:01Sie ist auf eine Frau namens Nadine Fröhlich angemeldet.
11:04Ja, Nadine Fröhlich.
11:09Das war ein kleines Highlight während der Ermittlungen.
11:13Und ich konnte es gar nicht glauben.
11:16Nach mehreren Wochen kam der mit dieser Aufgabe, Beauftragte, Beamte zu mir und sagt,
11:21Peter, wir haben deine Telefon noch.
11:24Ja, der Blutdruck ging hoch, das ist ganz klar.
11:27Aber es war ein Alias-Name.
11:30Der oder die Täter hatten sich unter falschen Namen eine Telefonnummer zugelegt,
11:36sodass wir eine eigentlich ganz wichtige Spur haben, die im Verfahren uns zum Durchbruch bringen könnte,
11:42sie aber gleich wieder erkaltete, weil wir keine konkreten Ermittlungsansätze zu der Person, die dahinter steht, hatten.
11:47Ein Rückschlag. Doch nur für den Moment.
11:52Die Ermittler entscheiden, die Nummer der mysteriösen Nadine Fröhlich überwachen zu lassen.
12:00Erst später zeigt sich, welche Bedeutung sie für die Aufklärung des Falles noch bekommen soll.
12:14Zunächst rücken andere Spuren in den Vordergrund.
12:17Ein wichtiger Zeuge meldet sich.
12:20Er sei ein Freund und Geschäftspartner des Goldhändlers, sagt er.
12:24Der Mann schildert der Polizei, was er am Tag vor dem Mord an seinem Bekannten erlebt hat.
12:32Am Vormittag des 10. Juli 2009 bekommt er einen Anruf von Okan A.
12:38Dieser hat eine dringende Bitte.
12:39Der Freund soll eine Plastiktüte mit 100.000 Euro abholen, die bei einem Juwelier hinterlegt ist.
12:47Dann bittet Okan A. ihn, das Geld hinter Kleidercontainern an einer Berliner Straßenecke abzulegen.
12:53Die Straßenecke mit den Kleidercontainern im Sommer 2009.
13:07Hier versteckte der Zeuge das Geld.
13:09Wer es abholte, konnte er allerdings nicht sehen.
13:13Akten der Staatsanwaltschaft zeigen die Situation an den Containern.
13:17Auch dieser Ort hat also eine Bedeutung für das rätselhafte Verbrechen.
13:23Was der Mann erzählt, alarmiert die Ermittler.
13:26Zum ersten Mal deutet sich ein möglicher Hintergrund für die Tat an.
13:30Ging es um Lösegeld?
13:33Doch wo befand sich Okan A. in diesem Moment?
13:35Der hielt ihn fest.
13:37Wurde er bedroht?
13:38Ermittler Thomas Britze soll damals unter anderem die Umstände dieser Geldübergabe aufklären.
13:48Der Zeuge hat das sehr plastisch geschildert, wo er das Geld hinterlegt hat, hinter so einem Kleidercontainer.
13:55Und wie er dann gewartet hat, um möglicherweise noch mitzubekommen, wer das Geld dann abholt und so.
13:59Und das in Verbindung natürlich mit der Lebensweise unseres Opfers legte dann schon nahe, dass hier möglicherweise unser Opfer entführt wurde, um Geld zu erpressen.
14:10Und dabei scheint offensichtlich was schiefgegangen zu sein, weswegen er dann sterben muss.
14:17Zwei Monate laufen die Ermittlungen jetzt schon.
14:21Noch immer gibt es keine Tatverdächtigung.
14:23In der Nacht zum 4. September 2009 aber kommt den Ermittlern der Zufall zur Hilfe.
14:29Ein Mann ruft bei der Berliner Polizei an, weil er auf der Stadtautobahn einen Unfall hatte.
14:37Daran scheint zunächst nichts Besonderes.
14:41Doch die Handynummer, die der Unfallfahrer benutzt, ist jene, die das Cottbusser Ermittlerteam jetzt schon wochenlang überwachen lässt.
14:50Die Nummer, die in der Funkzelle am Autobahnrastplatz auftauchte, wo der BMW des Mordopfers brannte.
14:57Und die auch in der Funkzelle am Fundort der Leiche eingeloggt war.
15:05Es ist die Nummer, die auf den Namen Nadine Fröhlich angemeldet ist.
15:09Weil die Polizei bei der Unfallaufnahme die Personalien des Anrufers aufnimmt, wissen die Ermittler nun, wer wirklich mit dieser Nummer telefoniert.
15:23Und offenbar nutzt der Mann dabei sogar ein Handy, das früher dem Mordopfer gehörte.
15:29Er heißt Ismet S., 32 Jahre alt.
15:32Das war ein Wendepunkt in den Ermittlungen, denn nun hatten wir einen Tatverdächtigen.
15:44Sicherlich erstmal nur einen Anfangsverdacht, denn so ein Handy kann man weitergeben.
15:48Insofern gab es jetzt einen Schwerpunkt, zu schauen, ist Ismet unser Mann.
15:52Doch erneut zerschlagen sich die Hoffnungen, den Fall nun rasch aufklären zu können.
15:59Denn die Beweislage gegen Ismet S. ist zu dünn.
16:03Eine Verbindung zu dem Mord kann ihm nicht sicher nachgewiesen werden.
16:07Dann sitzt man da und kommt schon ins Grübeln.
16:13Weil man hatte vorher so eine Phase der hohen Anspannung und möchte jetzt ein Ergebnis haben.
16:18Man hat das ja nicht umsonst gemacht. Und jetzt sitzt man da und es kommt nichts.
16:22So und jetzt fragt man sich, hat man was übersehen?
16:25Oder ist das jetzt vielleicht der eine Fall, den man nicht aufklärt?
16:28Das möchte man sich nicht vorstellen, was da an manchen Kollegen vorgeht.
16:31Also manche werden in der Regel recht mürrisch. Und man fällt da auch manchmal in so ein kleines Loch.
16:38Wer steckt hinter der Tötung des Goldhändlers?
16:41Das Team der Erweiterten Mordkommission sucht nach Ideen, um eine Verbindung zwischen dem Leichenfundort und dem Verdächtigen herzustellen.
16:51In diesem Moment fällt den Ermittlern die Zeitschrift Der Kriminalist in die Hände.
16:56Titelthema? Die Spurensuche mit Man-Trailern, also mit speziell trainierten Hunden.
17:042009 ist die Methode in Deutschland noch wenig bekannt.
17:07Könnte damit wieder Bewegung in die festgefahrenen Ermittlungen kommen?
17:12Uns ist sehr viel Interesse und Neugierde natürlich entgegengebracht worden.
17:16Aber es gab natürlich auch relativ deutliche Signale, wo man also gesagt hat, das ist pseudowissenschaftlich, das funktioniert nicht.
17:24Ihr seid nicht bei klarem Verstand. Es ist schade um den Aufwand, den ihr betreibt.
17:30Schlussendlich hat eine einfache Analyse zu meiner Entscheidung geführt.
17:34Wir haben nichts zu verlieren, aber vielleicht möglicherweise neue Ideen und Ermittlungsansätze.
17:40Das war der Hintergrund dieser Geschichte, warum ich zu diesem Experiment schlussendlich Ja gesagt habe.
17:45Trotz aller Bedenken nehmen die Ermittler Kontakt zu Andrea von Buddenburg auf.
17:51Sie ist Notärztin, aber auch Expertin für Man-Trailing-Hunde.
17:55Was macht sie so besonders?
18:01Ja, sie können halt problemlos Spuren, auch alten Spuren folgen, die aus dem Auto herausgelegt wurden.
18:07Für die Hunde macht es keinen Unterschied, ob einer gefahren oder gelaufen ist.
18:11Man sieht noch nicht mal den Unterschied.
18:13Des Weiteren ist, die Hunde halten das über viele Stunden auch durch.
18:16Also jeder Hund ist so zwei Stunden, zweieinhalb Stunden im Riemen, durch sämtliche Wetterverhältnisse, durch sämtliche örtliche Gegebenheiten.
18:28Die Spezialistin arbeitet mit der Hunderasse Gordon Setter.
18:34Andrea von Buddenburg hat sich von einer Expertin des FBI in der Methode ausbilden lassen.
18:40Seit Jahren hilft sie jetzt mit ihren Hunden bei der Suche nach Vermissten oder bei Mordermittlungen.
18:45Eine Geruchsprobe auf einem Tupfer genügt, um die Hunde auf die Spur zu bringen.
18:51Doch immer wieder stößt Andrea von Buddenburg auf Unglauben und Ablehnung, wenn sie die Fähigkeiten der Tiere beschreibt.
19:00Unsere Hunde haben gelernt, solange sie das Geschirr tragen, müssen sie sich den Geruch merken.
19:05Das heißt, auch auf der Autobahn können wir die Hunde zwischendrin ins Auto setzen,
19:09lassen sie an der nächsten Ausfahrt wieder raus und der Hund weiß immer noch, welchem Geruch erfolgt.
19:15Wie das alles genau funktioniert, lässt sich wissenschaftlich bisher nicht erklären.
19:22Lange ging man davon aus, dass die Hunde der Spur von Hautschuppen folgen,
19:25die jeder Mensch ständig verliert und die auch aus Autos herausgeweht werden.
19:31Aktuelle Untersuchungen ziehen das aber in Zweifel.
19:34Bis heute weiß niemand genau, was die Mantrailer riechen.
19:37Im Oktober 2009, drei Monate nach dem Mord, werden die Hunde am Leichenfundort angesetzt.
19:45Sie sollen es spüren, von wo aus Okan A hierher gelangte.
19:49Niemand ahnt, welchen entscheidenden Hinweis die Suche bringen wird.
19:53Sie gab dem Hund die Geruchsprobe und ich dachte immer, was wird jetzt passieren.
20:01Und der Hund lief zielgerichtet los, zielstrebig los Richtung Berlin.
20:08Und teilweise mit einer Geschwindigkeit, dass ich da also Mühe hatte hinterher zu kommen.
20:12Der Mantrailer folgt der Spur des Opfers vom Fundort zunächst bis zur Bundesstraße 96.
20:20Dann führt die Spur nach Berlin hinein, 16 Kilometer weit.
20:25Vermutlich wurde das Opfer auf dieser Route mit einem Auto transportiert.
20:29Für die Ermittler kaum zu glauben, denn die Spur ist drei Monate alt.
20:36Dann läuft der Hund zielgerichtet in eine Straße auf ein bestimmtes Haus zu.
20:40Ein zweiter Mantrailer wenig später ebenfalls.
20:44Die Hundeführerin kennt die bisherigen Ermittlungen nicht.
20:47Sie ahnt nicht, welche Bedeutung dieses Haus hat.
20:52Denn hier wohnt der Hauptverdächtige.
20:55Hier wohnt Ismet S.
21:00Der Mann, der nach seinem Autounfall das Handy des Mordopfers benutzt.
21:05Mit einer Rufnummer, die auch am Autobahnrastplatz und am Leichenfundort verwendet wurde.
21:10Ja und wenn ich von heute drauf gucke auf die Geschichte, ich verstehe immer noch nicht, was diese Hunde dort gemacht haben.
21:20Wie das funktionieren konnte, aber das Ergebnis war imposant.
21:24Jetzt werden die Hunde auch auf dem Autobahnrastplatz angesetzt, am Brandort des BMW.
21:32Sie sollen diesmal einem Tätergeruch folgen.
21:36Das Problem?
21:37Als Geruchsquelle steht nur ein Rest des Benzinkanisters zur Verfügung, der bei der Brandstiftung benutzt wurde.
21:43Da war die Frage, ist daran überhaupt noch Geruch?
21:47Und uns wurde eigentlich schon schriftlich gegeben, da kann kein Geruch mehr dran sein.
21:53Wir haben es dennoch probiert.
21:55Schlimmer, als dass die Hunde stehen geblieben wären, hätte es ja nicht passieren können.
21:58Und haben dann auf diesem Autobahnparkplatz angesetzt.
22:01Und die Hunde konnten auch da mit dem Griff dieses eingeschmolzten Kanisters wieder einen Trail aufnehmen.
22:07Die Hunde zeigen an.
22:10Der Mann, dessen Geruch am Kanister war, hat sich von hier aus wieder nach Berlin bewegt.
22:15Und dort führt diese Spur erneut zu einem bestimmten Gebäude.
22:18Zum Wohnhaus von Ismet S.
22:21Offenbar haben sich Täter und Opfer hier aufgehalten.
22:24Die Hinweise, dass Ismet S. an der Entführung und an der Tötung des Goldhändlers beteiligt war, verdichten sich.
22:40Doch die Ermittler bezweifeln, dass er allein handelte.
22:45Also die Frage, ob es mit einem Täter oder mehreren Tätern zu tun, begleitet uns von Anfang des Verfahrens.
22:51Die Aufwendungssituation, da war schon mal das erste Mal die Frage, wie kann ein Mann, der eigentlich als sehr wehrhaft bekannt ist, es zulassen, außerhalb Berlin geführt zu werden und sich da exekutieren zu lassen.
23:07Schafft das einer alleine?
23:11Der mögliche zweite Mann steht schon länger im Visier der Ermittler.
23:15Es ist Ali S.
23:17Er hat auffällig oft mit dem anderen Verdächtigen telefoniert.
23:21Ali S. ist hoch verschuldet.
23:23Er kennt das Mordopfer sehr gut, war zeitweise sogar mit ihm befreundet.
23:28Schon zweimal wurde Ali S. vernommen, ohne dass ihm etwas nachzuweisen war.
23:35Dann aber willigt er ein, eine DNA-Probe abzugeben.
23:39Als endlich das Ergebnis vorliegt, schließt sich der Kreis.
23:43Eine Spur an der Unterwäsche des Opfers stammt von Ali S.
23:46Er muss der zweite Täter sein.
23:49Wie sich zeigen wird, war er auch der Drahtzieher.
23:54Wochenlang bereiten die Ermittler jetzt die Verhaftung vor.
23:58Am Morgen des 11. November 2009, vier Monate nach dem Mord, stürmen Spezialkräfte die Wohnungen der Verdächtigen.
24:05Im Abstand von wenigen Minuten werden Ali S. und Ismet S. festgenommen.
24:14Als der Funkspruch kam, Täter fest, keine Verletzten, dann habe ich erstmal durchgeatmet.
24:20Wir haben leider viel zu viel verletzte Polizeibeamte im Dienst, leider auch bei Gewalttäterzugriffen, tote Polizeibeamte.
24:27Und ich war als Polizeiführer einfach nur in dem Moment erleichtert, dass alle meine Kollegen am Abend gesund zu ihren Familien zurückgehen werden.
24:35Dann sind die beiden gefasst und verhaftet.
24:38Und dann ist, ich denke, man kann das am ehesten so vergleichen, wenn man ein gutes, langes Buch gelesen hat und das plötzlich fertig.
24:47Am 8. Juli 2010, ein Jahr nach der Tat, beginnt der Prozess gegen die zwei Beschuldigten.
24:56Erst nach Wochen geben Ali S. und Ismet S. zumindest die Entführung des Goldhändlers zu.
25:03Den Mord bestreiten beide.
25:07Was genau geschehen ist, muss vor Gericht aus Indizien rekonstruiert werden.
25:12Goldhändler Okan A., das spätere Mordopfer, sitzt am Abend des 9. Juli 2009 mit Freunden vor einem Restaurant am Berliner Kurfürsten Damm.
25:23Er hat einen Beutel mit 47.000 Euro dabei.
25:28Der Erlös aus einem Goldverkauf früher am Tag.
25:32Die Runde wird beobachtet.
25:34Von den beiden Tätern.
25:36In der Tiefgarage unter dem Wohnhaus des Goldhändlers schlagen die Entführer zu.
25:45Sie zwingen Okan A. mit Waffengewalt in seinen BMW.
25:51Wahrscheinlich muss er selbst sich ans Steuer setzen.
25:54Einer der Täter sitzt mit im Auto, der zweite folgt in einem anderen Fahrzeug.
25:59Über die Autobahn geht es zum Rastplatz im Süden Brandenburgs, wo der BMW des Goldhändlers zunächst abgestellt wird.
26:11Dann fahren die Täter mit ihrem Opfer zurück nach Berlin.
26:16In der Wohnung von Ismet S. wird er an die Heizung gefesselt.
26:19Bedroht und geschlagen.
26:22Der Goldhändler verspricht, am nächsten Tag das Lösegeld zu organisieren.
26:25Später fährt Ali S. noch einmal los und steckt den BMW in Brand.
26:36Vermutlich um Spuren zu verwischen.
26:40Am nächsten Morgen lässt Okan A. seinen Freund das Lösegeld holen und hinter dem Kleidercontainer ablegen, wo Ali S. sich den Beutel holt.
26:48Die Entführer haben jetzt nicht nur 100.000 Euro Lösegeld, sondern dazu auch die 47.000 Euro, die ihr Opfer dabei hatte.
26:59Eigentlich sind sie am Ziel.
27:02Beiden waren klar, wenn wir den, nachdem wir das Geld haben, laufen lassen, würde dieser Mann, hat er in der Vergangenheit schon gezeigt, mit eigenen Straftaten, sich furchtbar an beiden rächen.
27:14Also mussten sie ihn töten.
27:15Am Morgen des 11. Juli 2009 fahren die zwei mit ihrem Opfer an die Landstraße bei Schönefeld.
27:23Vor oder während der Fahrt muss sich Okan A. bis auf die Unterwäsche ausziehen.
27:29Vermutlich wird der Goldhändler erst hier getötet.
27:32Wer genau den Schuss abgab, wird nie geklärt.
27:35Auch die Waffe bleibt verschwunden.
27:42Von dem erpressten Geld zahlt Ali S. einen Teil seiner Schulden ab.
27:47Ismet S. richtet sich von seinem Anteil ein Imbissgeschäft ein.
27:50Dass der mysteriöse Mord aufgeklärt werden konnte, liegt auch am ersten Einsatz von Mantrailer-Hunden in Brandenburg.
28:03Ihre Suchergebnisse haben zwar für sich allein keinen Beweis wert.
28:07Doch die Richter würdigen die Mantrailer in einem der ersten Prozesse bundesweit sogar in ihrem Urteil.
28:12Hundeführerin von Buddenbrook und ihre Tiere konnten sich so auch bei Gegnern dieser Methode durchsetzen.
28:21Mir am liebsten sind die, die erstmal kritisch mit einer natürlichen Portion Skepsis da sind,
28:26die aber offen genug sind, sich von Ergebnissen überzeugen zu lassen.
28:31Ismet S. und Ali S. werden im März 2011 zu lebenslanger Haft verurteilt.
28:37Sie müssen also mindestens 15 Jahre im Gefängnis verbringen.
28:43Es war ein herausragender Fall. Es war ein Fall, bei dem wir am Anfang überhaupt nicht sicher waren, ob wir ihn klären würden.
28:51Wir haben ihn geklärt. Wir sind also hier sehr, sehr tief auch in die Lebenswelt des Opfers eingestiegen.
28:59Es war die Gier nach dem Vermögen, nach dem vielen Geld, was man immer wieder auch vorgezeigt hat.
29:06Und das war eine ganz geplante Geschichte aus Harpgir.
29:36Vertraue, es war die Gier nachdem Ruhig, nach dem Familien gehen.
29:40Das war die Gier nach dem Land zu den Kirchen.
29:41Ich bin jetzt noch ein, was man immer wieder auf dem Fall zurückgeistet.
29:45Ich habe die Gier nachdem Gier nachdem Gier nachdem Gier nachdem Gier nachdem Gier nachdem Gier nachdem Gier nachdem Gier nachdem Gier nachdem Gier.