Rund um die Uhr E03-Die verlorene Tochter

  • vor 2 Monaten
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00:30Wie willst du damit hin?
00:57Daniela ist nicht schlecht und nett und ich will Mami und Papi.
01:01Kommt nicht und fragen wir uns.
01:03Wie kann der mein Tagebuch umschnüffeln?
01:06Aber dein Vati will doch nur das Beste für dich, Daniela.
01:11Martin, halt du dich da mal raus, bitte.
01:14Ich weiß, Kinder sehen ihre Eltern meist anders,
01:17aber unsere Mutter, die hat auch viele Sachen gemacht,
01:20die wir damals, also deine Mutti und ich, nicht immer gut fanden.
01:23Aber hinterher hat es sich immer herausgestellt,
01:26dass es zu unserem eigenen Nutzen war.
01:28Was soll es denn zu meinem eigenen Nutzen sein,
01:31wenn ich nicht zur Disco darf,
01:33aber jede Woche zweimal zum Volkstanz muss?
01:37In seinem Betrieb, wo er Kulturobmann ist.
01:41Volkstanz ist stinklangweilig und ödet mich absolut an.
01:45Ach, und das hast du wohl in dein Tagebuch geschrieben?
01:49Na, und vieles andere auch noch, was mir nicht passt.
01:53Z.B. wenn wir abends nach Hause gehen und es schon früh dunkel ist,
01:58wie es im Herbst und Winter normal so üblich,
02:01steht der prompt mit seinem Fahrrad 50 m vom Tor entfernt,
02:06um zu spionieren.
02:08Er denkt, ich merke es nicht, aber alle wissen es
02:11und ziehen mich damit auf.
02:14Dabei werde ich 16.
02:16Na ja, nicht heute und nicht gleich morgen.
02:18Martin, lass doch mal das Kind.
02:20Ich bin kein Kind mehr, Tante.
02:22Daniela, so war es doch nicht gemeint.
02:27Daniela schläft heute in meinem Bett
02:29und ich schlafe im Wohnzimmer auf der Couch.
02:31Du willst ja nur dort schlafen,
02:33weil du die halbe Nacht schmökern willst.
02:35Sabine, Vati und Mutti haben seit Wochen zufällig beide Tagsschicht
02:39und da wollen sie auch mal wieder ruhig schlafen
02:41und nicht, dass du sie immer wachstrampelst
02:43und dreimal in der Nacht pullern gehst.
02:45Wer wo schläft, bestimmt es nicht zu
02:47und außerdem bin ich das Geburtsjahrkind.
02:49Wenn ich nicht lauter Einzelnen nach Hause bringe
02:52oder vielleicht mal mit einer Verwarnung nach Hause komme,
02:55dann hängt das ganze Familienleben für Tage auf halbmast.
02:59Nicht mal das Fernsehen darf angestellt werden.
03:02Vati sagt kein Wort, Mutti schmollt
03:05und Daniel, der merkt nichts.
03:07Und wenn, dann hält der zu Vati.
03:10Und ich, ich gehe kaputt dabei.
03:14Ja, aber das alles ist doch kein Grund,
03:17von zu Hause wegzulaufen, Daniela.
03:21Von deinen Eltern, von der Schule, von den Freunden.
03:27Doch, das Schlimmste kommt ja erst.
03:31Kommt noch?
03:32In meiner Klasse haben schon alle einen Freund.
03:35Die neben mir hat einen nach dem anderen.
03:38Ja, jedenfalls vor zwei Tagen habe ich Post bekommen.
03:42Na ja, von hier aus Berlin.
03:44Von einem der Jungs, die ich damals am Müggelsee kennengelernt habe.
03:48Und wie ich gerade mit dem Antwortbrief fertig bin,
03:52da hat Daniel mir beide Briefe geklaut und ist damit zu Vati gerannt.
03:56Na, der hat natürlich einen großen Aufstand gemacht.
04:00Das kann ich mir vorstellen.
04:01Meine Tochter, hinter meinem Rücken.
04:04Sumpf der Großstadt.
04:06Das ist doch wohl.
04:07Macht ihre Eltern in aller Augen lächerlich.
04:11Vertrauen gebrochen, Erziehung misslungen.
04:15Jedenfalls zwei Stunden ging das.
04:19Ihr könnt euch das gar nicht vorstellen.
04:23Ich hasse Vati.
04:31Und das hast du wohl auch in dein Tagebuch geschrieben.
04:36Na dann, gute Nacht.
04:43Das überwindet Julius nicht so schnell.
04:46Was ist denn da los?
04:48Ja, aber guck!
04:50Ich sehe gar nicht richtig.
04:52Peter, Sabine!
04:54Nee, du weißt mich, da kriegst du Fahrt.
04:56Ihr benehmt euch wie die Vandalen.
04:58Wollt ihr wohl mal aufhören jetzt?
05:00Was soll denn Daniela von euch denken?
05:02Gar nicht wahr, sie lügt.
05:04Du hast angefangen, ich wollte bloß.
05:06Siehste, erst hat Mutti immer schimpfen.
05:09Jetzt hier, einte alle mal.
05:12Wer wann, wo und mit wem schläft, das bestimme ich.
05:16Und nicht Sabine und nicht Peter.
05:19Und jetzt raus hier, aber schnell.
05:22Daniela, ich komme gleich, mein Kind.
05:25Entschuldige, aber ich bin so rausgerutscht.
05:30Wollen wir wohl letztendlich mal ihr Ruhe geben?
05:34Dann freu ich mich auf die Party.
05:36Sabine!
05:38Hallo, Geburtstagskind.
05:40Ich gratuliere dir ganz herzlich zu deinem Geburtstag.
05:44Danke, Oma Knies.
05:46Und wann kommst du dir dein Geschenk abholen?
05:50Morgen, dann muss ich mich im Kindergarten.
05:53Ach so, ihr habt wohl Besuch?
05:55Ja.
05:57Daniela ist aus Gera gekommen.
06:00Was, Daniela alleine?
06:02Ja.
06:04Ganz alleine?
06:06Ja, aber da stimmt was nicht.
06:09Sie weint.
06:11Ach so, deswegen ist der Papa runtergegangen
06:15zu den schwarzen Telefonieren.
06:18Ja.
06:20Sabine, kommst du dein Geschenk holen?
06:24Vergiss nicht.
06:27Ja, ist alles in Ordnung, Julia.
06:30Es ist ein bisschen durcheinander.
06:33Kein Wunder bei dem impulsiven Entschluss.
06:37Nein, nein, keine Sorge.
06:39Wir haben da die Sache voll im Griff.
06:42Du kennst doch Monika.
06:44Ja?
06:46Ja, ich hab Dienstmorgen früh.
06:49Monika auch.
06:51Ich hab Streife hier im Kiez.
06:53Ich hab dich um diese Zeit doch unser Haus im Auge behalten.
06:57Ich sag dir, es ist kein Problem.
07:00Ich hab Streife hier ganz in der Nähe.
07:03Wenn du kommst, ja.
07:05So, als letztes noch den Streifenbereich
07:08von Hauptwachmeister Kleinau übernimmt heute Oberwachmeister Fuchs.
07:12Sie, Genosse Kleinau, stoßen auf Anweisung der Inspektion zu VK.
07:16Gemeinsame Radarkontrolle des einfließenden Verkehrs.
07:19Sie schauen mich so erstaunt an, Genosse Kleinau.
07:22Ist das nicht in Ordnung?
07:24Sie sagten doch selbst, dass Genosse Fuchs durchaus in der Lage sei...
07:28Kein Problem, Genosse Oberlieutnant.
07:30Ich bin vom Genossen Kleinau so gut eingewiesen,
07:33dass ich den Bereich kenne wie er selbst.
07:35Ich bin über alle laufenden Ereignisse und Erfordernisse voll im Bilde.
07:39Na bestens.
07:41Genosse Kleinau, Sie melden sich sofort an Ihrem Einsatzort.
07:45Und dort bei Obermeister Handtke. Die Anweisung ist beendet.
07:49Ernst, warte mal. Ich muss hier...
07:53Genosse Fuchs. Genosse Oberlieutnant.
07:55Sie bleiben noch eine Minute.
07:57Ich möchte mir noch Ihren Tätigkeitsbericht von gestern ansehen.
08:20Hauptbaumeister Kleinau, eingeteilt zur Unterstützung der Verkehrskontrolle,
08:24meldet sich zur Stelle.
08:26Danke. Handtke. Guten Morgen.
08:28Morgen.
08:30Also, Herr Kleiner... Kleiner...
08:32Kennen Sie uns nicht?
08:34Nein.
08:36Dann können Sie sich doch mal vorstellen,
08:38wie Sie hierher gekommen sind.
08:40Ja, ja, ja, ja.
08:42Ja, ja, ja, ja.
08:44Ja, ja, ja, ja.
08:46Kleiner, kennen Sie uns nicht?
08:49Kann sein.
08:51Ich weiß nicht.
08:53Dich hatte ich doch schon mal an der Angel.
08:56Nee, nicht, dass ich wüsste.
08:58Na ja. Na, ist ja auch egal.
09:01Ach so.
09:03Pass auf. Der Schirm steht da, du dort, ich bin hier.
09:06Jetzt werden euch Kennzeichen und Typ durchgesagt.
09:09Er winkt die schnellen Vögel raus und du nimmst den ersten Kontakt auf.
09:12Alles klar? Alles klar.
09:14Na los, Kleiner.
09:20Wie lange bleibst du diesmal bei uns?
09:23Vielleicht für immer.
09:25Oh, für immer?
09:27Das wär schau.
09:29Hm?
09:31Schau.
09:33Dann werden wir ja zwei gegen Peter.
09:35Na, der wird sich umgucken.
09:37Aber du darfst ja gar nicht mehr mit Jungs spielen.
09:40Wieso? Du darfst ja auch mit Jungs spielen.
09:43Deine Terz-Mutti hat gesagt, wenn die Mädchen so kleine Brüstchen schön haben,
09:48dann dürfen sie nicht mehr mit Jungs spielen.
09:56Nein.
09:58Darf ich auch nicht mehr.
10:00Jungs sind sowieso doof.
10:03Gelber Skoda, Ida Emil Victor, 1,64, 85 kmh.
10:1385 kmh.
10:3585 auf 60er Strecke.
10:38Ich habe neue Schuhe.
10:40Die dürfen mit der Deibe.
10:42Ich hab dir gleich gesagt, es gibt Theater mit den Schuhen.
10:46Melden Sie das mal bitte dem Genossen da drüben im Barkas.
10:50Grüner Torwand, 1,X37, 98, 88 kmh.
11:00Hauptwachmeister Kleinau.
11:04Was halten Sie da?
11:07Ach ja.
11:09Na, jetzt können Sie mich wahrscheinlich verstehen.
11:12Ihre Papiere steigen Sie bitte aus.
11:14Warum?
11:15Geschwindigkeitskontrolle. Sie sind zu schnell gefahren.
11:18Oh, tut mir leid.
11:25Ich habe nicht drauf geachtet.
11:28Hindemith.
11:30Hindemith. Mit Gebühren.
11:33Wahrscheinlich.
11:35Konzertgeld.
11:4095 kmh.
11:45Mann, der denkt wohl, er ist auf dem Sachsenring.
11:50Papi hat Sträfe, ganz in der Nähe.
11:53Er will mein ein Auge auf uns werfen.
11:58Mami hat gesagt, nach dem Frühstück können wir in den Tierpark fahren.
12:04Jetzt hat sie da auf den Schrank gelegt, auch für alles.
12:08Isst du auch Eis gerne?
12:11Nein.
12:13Macht nichts, ist dem nur Bockwurst, weil ich esse zweimal Eis.
12:20Geh mal schnell zur Oma die Kniehase runter.
12:23Ein Geschenk abholen.
12:27Wenn du willst, kannst du ja noch die paar Scherben abwaschen.
12:38Ich habe dir eine Platte aufgelegt.
12:51Dein Vati kommt heute.
12:55Woher weißt du das?
12:57Mein Vati hat dein Vati angerufen.
13:01Heute will er kommen?
13:03Vor dem Mittagessen.
13:09Du musst nicht mehr traurig sein, dann wird alles gut.
13:23Ich bin nicht zu schnell gefahren, nur 50.
13:26Hauptwartmeister, Verkehrskontrolle.
13:29Steigen Sie bitte aus und Ihre Papiere.
13:32Ich bin wirklich nicht zu schnell gefahren.
13:36Ich wundere mich, dass Sie überhaupt noch fahren können.
13:40Wieso, wie meinen Sie das?
13:42Ich habe einen ordnungsgemäßen Führerschein.
13:45Kein Alkohol getrunken, bin rechts gefahren.
13:48Habe die vorgeschriebene Geschwindigkeit unterschritten.
13:52Niemand belästigt oder behindert.
13:54Würden Sie jetzt bitte mal aussteigen.
14:01Alles fest.
14:04Rote Fahne hinten, wir dauern auf Vorschrift.
14:10Das ist doch alles zugebaut.
14:12Ein 2. Außenspiegel ist auch nicht dran.
14:15Wie wollen Sie denn da sehen, was hinter Ihnen ist?
14:18Und das Kind sitzt vorne.
14:20Deswegen fahre ich ja so langsam.
14:23Geben Sie mir jetzt bitte Ihre Papiere
14:26und kommen Sie mit zu den Genossen am Bahnhof.
14:34Hopp, Meister Kleinauer, Geschwindigkeitskontrolle.
14:37Sie sind mit 94 kmh gestoppt worden.
14:39Mit 94? Guter Mann, wie soll ich denn das wissen?
14:42Mein Tacho ist kaputt, der ist da oben im Eimer.
14:45Wollen Sie mal sehen?
14:47Na, haben Sie was gesehen?
14:49Stellen Sie den Motor ab, steigen Sie aus.
14:52Ja, ja, ja, ja, ja.
14:54Ja, ja, ja, ja, ja, ja.
14:56Ja, ja, ja, ja, ja, ja.
14:58Ja, ja, ja, ja, ja.
15:00Stellen Sie den Motor ab, steigen Sie aus.
15:03Ah, da haben wir es.
15:05Kein Fahrzeug hat sich bewegt, nicht mal 1 mm.
15:0894 sind Sie gefahren.
15:1094? Junge, Junge, Junge.
15:12Glauben Sie, mir kam das vor wie 70.
15:15Auch das wäre zu schnell gewesen.
15:17Da haben Sie auch recht.
15:19Ihre Papiere bitte.
15:21Kommen Sie bitte mit in den Markers.
15:23Selbstverständlich.
15:25Herr Wachtmeister, etwas Unglaubliches.
15:27Sie müssen den gelben Datscher stoppen, den ich überholt habe.
15:30Ich habe es eilig, ich habe keine Zeit.
15:32Unbedingt stoppen, falls er dich in Ohren macht.
15:34Moment mal, um was geht es eigentlich?
15:36So etwas haben Sie noch nicht gesehen.
15:38Da muss man eingreifen.
15:40Wollen Sie mir vielleicht mal erklicken?
15:42Jetzt sei schön lieb zu dem Onkel.
16:13Das ist Ingo.
16:15Angenehm, Obermeister Anke.
16:17Gestatten Sie eine Frage?
16:19Fahren Sie immer so?
16:21Meistens.
16:23Ich nehme ihn überall hin mit.
16:25Wissen Sie, zu Hause alleine, da fühlt er sich nicht wohl.
16:27Und streunen gibt es ja nicht mehr für ihn.
16:29Herr Wachtmeister, wissen Sie, ich habe ihn doch kastrieren lassen.
16:33Und deswegen stinkt er auch nicht.
16:35Mein Ingolein, wenn wir dir schon die Freude an den kleinen Katzenmädelchen genommen haben,
16:39dann sollst du wenigstens immer mit der lieben Mama fahren.
16:42Da hat die Volkspolizei auch nichts dagegen.
16:45Wenn Sie Ihre Katze nicht ausgerechnet auf dem Lenkrad transportieren würden.
16:49Dann spürt er meine Körperwärme und das tut ihm gut.
16:53Haben Sie doch Verständnis, Herr Wachtmeister.
16:57Für den Kater durchaus.
16:59Aber wenn wir das durchgehen lassen, junge Frau,
17:01dann sitzt das nächste Mal der Kater persönlich am Lenkrad.
17:06Aber Sie sind kein Tierfreund, Herr Wachtmeister.
17:09Oh ja, doch, junge Frau.
17:11Aber ich bin darüber hinaus in erster Linie Menschenfreund.
17:14Und deshalb setzen Sie das liebe Tierchen doch lieber nach hinten.
17:17Ach, ist das niedlich.
17:20Darf ich es einmal rausnehmen, Oma Gniese?
17:24Natürlich, das gehört dir doch.
17:31Hat er schon einen Namen?
17:33Ach, wo? Den musst du ihm geben.
17:35Ist das ein Junge oder ein Mädchen?
17:38Ach so. Ja, das weiß ich nicht.
17:41Was bist denn du? Komm mal her.
17:44Ja, das kann ein Junge sein.
17:48Das kann aber auch ein Mädchen sein.
17:52Sag, Kunja-Kün.
17:54Dein Papa ist da bestimmt, sag Kunja, wa?
17:56Fragen wir den mal, nicht?
18:00Oma Gniese, vielleicht erlaubt meine Mutter nicht,
18:03dass ich den oder das Meerschweinchen mit nach Hause nehme,
18:07weil wir doch keinen Balkon haben.
18:10Das Meerschweinchen, das bleibt hier auf meinem Balkon.
18:13Und wenn du Lust hast, dann kommst du rüber und besuchst es
18:16und spielst mit ihm, nicht?
18:18Dann habt ihr gleich doppelte Freude.
18:20Erstens hier an dem Tierchen
18:22und dann, dass du mich öfter besuchen kommst, mein kleiner Affe.
18:25Und zweitens, dass du mich immer annehmen
18:27und du frische Moor riechst.
18:29Frische Kohlrabi.
18:31Nur, was es gerade gibt, nicht?
18:33So, das machen wir so.
18:37Mann, das ist ja die reinste Einflugschneise hier.
18:40Du sagst es, leider nicht die einzige.
18:43Weißer Trabant, NB 8614, 78 kmh.
18:48Ach du Scheiße.
18:51Was ist denn?
18:53Was ist denn?
19:03Julius Schweider?
19:05Ist das ein Zufall?
19:07Julius, ich muss dich leider bitten, auszusteigen und...
19:13Ich bin wohl zu schnell gefahren.
19:15Zu tief geflogen, fast 20 kmh zu schnell.
19:17Du weißt ja...
19:19Ich denke, du hast im Wohngebietstreifendienst...
19:23Daniela ist übrigens in der Wohnung.
19:25Das ist ein wunderbarer Zufall.
19:27Könntest du nicht vielleicht sagen, die Umstände...
19:29Julius, ich kann dir nicht helfen.
19:31Du musst zur Kasse.
19:39Guten Tag.
19:40Obermeister Handke.
19:42Angenehm, hilfreich.
19:43Bitte sehr.
19:4778 kmh.
19:51Besondere Umstände, Genosse Handke.
19:54Familienangelegenheiten, die keinen Aufschub dulden.
19:57Wenn Sie bei überhöhter Geschwindigkeit einen Unfall verursachen,
20:01müssen Sie eventuell einen viel größeren Aufschub in Kauf nehmen.
20:04Notgedrungenerweise.
20:06Darf ich mal einen Blick nehmen?
20:12Nicht ohne Stolz möchte ich darauf hinweisen dürfen,
20:15dass mein Berechtigungsschein seit neuneinhalb Jahren
20:18keinerlei Eintragungen aufweist.
20:20Sozusagen noch juhrfreudig ist.
20:22Bitte, Juhrfrau, schließe ich mal an.
20:25Wie?
20:26Das ist nur eine Frage des Zeitpunktes.
20:51Anke Julius, Anke Julius!
20:54Ah!
20:56Deine Ehe ist um und wartet auf dich.
20:58Das ist gut.
21:01Weiß sie denn, dass ich komme?
21:03Ich glaub schon.
21:05Woher denn?
21:07Sie hat zum Frühstück zu mir gesagt, ich hab so eine Ahnung,
21:11dass mein Vati heute kommt.
21:14Ich hab von Oma Kina einen Meerschweinchen bekommen.
21:17Ist ja toll.
21:19Und ich will jetzt den Koran zu ihm lesen.
21:21Aber ich weiß nur nicht, wie er es heißt.
21:23Kannst du vielleicht erkennen, ob es ein rohes Mädchen ist?
21:27Nein.
21:29Bei Meerschweinchen weiß ich das nicht.
21:31Klingel nur schon bei uns, Daniela wird dir aufmachen.
21:34Und der Julius ist ganz schön süß.
21:36Ja.
21:38Klingel nur schon bei uns, Daniela wird dir aufmachen.
21:41Anke Julius ist gekommen aus Gera und will Daniela abholen.
21:45Tare Helferich, haben Sie eine gute Fahrt gehabt.
21:48Ja, danke Frau Kniehase, ich hab's fertig.
21:51Ich wollte noch mit Daniela in den Tierpark gehen.
21:54Vielleicht kommst du mit?
22:09Daniela?
22:14Daniela!
22:18Daniela, Kind, hörst du mich?
22:23Nichts, sie ist nicht da.
22:25Daniela ist weg.
22:27Anke Julius, Ihre Reisetasche hat sie auch mitgenommen.
22:31Bitte.
22:33Soll ich erst mal eine Tasse Kaffee machen, Herr Helferich?
22:36Nein, wo ist Monika?
22:38Ich meine, ist meine Schwägerin auf ihrer Arbeitsstelle?
22:41Bis vier Nachmittag.
22:43Dann wollte sie noch einkaufen gehen.
23:07Zum Krankenhaus, Herr Wachtmeister.
23:09Über die Brücke, dann die neue Straße, dann rechts.
23:12An der Ampelkreuzung steht ein Hinweisschild zum Krankenhaus.
23:15Die Rettungsstelle ist wohl auch dort.
23:17Ja, ebenfalls, gleich unten beim Eingang.
23:19Warum fragen Sie es, was passiert?
23:21Nein, nein, aber ich muss dringend zu meiner Schwägerin.
23:24Sagen Sie, kennen Sie Herrn Kleinau?
23:26Ja, mein Hauptwachtmeister Kleinau.
23:28Ja, natürlich, das ist ein Freund von mir.
23:30Ach, Herr Kleinau, Sie sind ein Freund von mir?
23:34Ja, natürlich, das ist ein Freund von mir.
23:36Mein Lehrwachtmeister.
23:38Sagen Sie, könnten Sie ihm vielleicht über Funk etwas ausrichten lassen?
23:42Ja, wenn es wichtig ist und dringend.
23:44Bitte richten Sie ihm aus.
23:46Daniela ist weg, verschwunden, spurlos.
23:552814 für 28, willkommen.
24:04Wohebsbüde!
24:06Das erste Mal alleine unterwegs, Kleiner, wa?
24:09Oh, ich bitte um Entschuldigung.
24:11Ich bin fremd hier, ich kenne mich nicht so aus.
24:14Dann lass doch von Mutti eine Leine nehmen,
24:16damit du nicht unter die Räder kommst.
24:26Der ist schon da.
24:28Der ist schon da.
24:31Den 115er.
24:33Ist hier die Rettungsstelle?
24:35Ja, wir sind in jedem Falle die Rettungsstelle.
24:38Sagen Sie mal, waren Sie das eben,
24:40wegen dem die Bremsen so gequietscht haben?
24:42Ja, ich war in Gedanken.
24:44In Gedanken waren schon viele
24:46und sind hier nach der Narkose erst wieder wach geworden,
24:49wenn überhaupt.
24:51Sicher, der Verkehr in Berlin...
24:53Sie haben einen Anliegen?
24:55Ja.
24:57Nein, ich möchte jemanden sozusagen mehr...
25:00mehr privat sprechen.
25:02Privat?
25:04Nee, das gibt es nicht.
25:06Arbeitszeit ist Leistungszeit.
25:08Auch bei uns, gerade bei uns.
25:1011.45 Uhr ist Mittagspause.
25:12Heute ist Andrang.
25:14Ja, da lassen wir uns durch private Kinkerlitzchen nicht stören.
25:18Sie können da rübergehen und so lange warten.
25:21Es...
25:23Ja?
25:25Ist da ein Chefarzt?
25:27Nein.
25:40Sehen Sie?
25:44Da geht es schon wieder los.
25:56Was Schlimmes?
25:58Verkehrsunfall.
26:00Wuhlheide. Die Rennstrecke.
26:02Stefan, einen Krankenstuhl für die Frau, die noch im Laden ist.
26:05Ja, geht klar.
26:07Es vergeht doch kein Tag,
26:09wo Sie sich nicht gegenseitig mit 80 auf die Hörner nehmen.
26:13Wie lange benötigen Sie den von mir gestellten Ersatzmann noch?
26:16Kommen.
26:18Wird nicht mehr benötigt. Wir sind beim Abbau, Genosse 28.1.
26:21Kommen.
26:23Dann setzen Sie ihn beim Revier ab, während Sie zurückfahren.
26:26Kommen.
26:28Habe verstanden. Kommen.
26:30Wenn der Genosse Kleiner kommt, sofort zu mir.
26:32Jawohl, Genosse Major.
26:34Wir haben es im Anschluss.
26:36Ruhig.
26:39Stefan, wir sind gleich fertig.
26:41Stefan!
26:43Ja, doch, gleich.
26:45Was haben Sie denn?
26:47Geschnitten?
26:49Der Daumen ist ja fast ab.
26:51Na, dann kommen Sie mal gleich mit rein.
26:54Na ja, wir verballern heute.
26:56Viel mehr gibt es als der gesamte Verband
26:58behinderter Künstler in einem Quartal.
27:00Noch jemand vordringlich?
27:02Ja, Frau Doktor.
27:04Schwester Bärbel, bitte.
27:06Schwester Bärbel, ich muss unbedingt Frau Kleiner sprechen.
27:08Ja, Frau Doktor.
27:10Frau Kleiner.
27:12Frau Kleiner.
27:14Frau Kleiner.
27:16Frau Kleiner.
27:18Frau Kleiner.
27:20Frau Kleiner.
27:22Ich muss unbedingt mit Frau Kleiner sprechen.
27:24Dringend.
27:26Das ist unmöglich.
27:28Weswegen denn?
27:30Privat zwar.
27:32Aber nichtsdestoweniger dringlich.
27:34Also rausholen kann ich Sie jetzt nicht.
27:36Sie assistiert beim Oberarzt.
27:38Aber ich könnte etwas ausrichten.
27:40Also gut, richten Sie sich aus.
27:44Julius sei da, Daniela weg.
27:46Julius da, Daniela weg.
27:49Was?
27:51Ja.
27:53Sie kennen wohl Zusammenhänge.
27:55Und ob.
27:57Sie sind der Schwager.
27:59Ja.
28:01Und Daniela die Ausreißerin.
28:03Ja.
28:05Sekunde, das haben wir gleich.
28:07Stefan, bring den Kollegen doch mal schnell zum Hof.
28:09Du weißt doch, zum hinteren Fenster.
28:14Sehr freundlich, Herr Doktor.
28:16Herr Doktor, ich bin hier nur der Liberello.
28:18In Don Juan spielen die anderen.
28:20Ich sehe, Sie sind ein Kenner klassischen Bildungsgutes.
28:22Ja.
28:24Aber das ist heute kaum noch gefragt.
28:26Wenn man neben den Ärzten als Mann auch bestehen will,
28:28muss man schon spät aus dem Schützhof fahren.
28:30Ich kann Ihnen ja satten sagen.
28:32Also vielen Dank.
28:36Herr Kühnl, es ist schön, dass du kommen konntest.
28:38Aber ich habe im Augenblick keine Sekunde Zeit.
28:40Also schnell, was ist?
28:42Daniela ist aus der Wohnung verschwunden.
28:44Das kann nicht sein.
28:46Unter Mitnahme ihres Gepäcks, das ist der Beweis.
28:48Ich denke, Martin wollte...
28:50Das ist schief gelaufen.
28:52Ihre Nichte scheint ein attraktives Mädchen zu sein.
28:56Da streiten sich drei ausgewachsene Jungs um ihre Adresse.
29:00Dann ist sie angeblich verschwunden.
29:02Spurlos.
29:04Ein halbes Kind noch, Genosse Major.
29:08Halb oder dreiviertel Kind.
29:10Aus Knospen
29:12sprießen eines schönen Tages Blumen.
29:14Und nur uns Eltern
29:16kommt das Überraschende plötzlich vor.
29:18Dabei ist das ein ganz natürlicher Vorgang,
29:20der sich unserem Zugriff, zum Glück,
29:22energisch widersetzt.
29:26Aber, wie dem auch sei,
29:30wenn ich es recht sehe,
29:32könnten Sie im Augenblick
29:34ein paar freie Stunden gebrauchen.
29:36Richtig gesehen, Genosse Major.
29:38Wie wäre es,
29:40wenn wir sofort dienstfrei hätten
29:42und dafür die Nachtstreife übernehmen?
29:46Ich musste heute früh zwei Genossen aus der Nachtschicht
29:48für einen zentralen Einsatz abgeben.
29:50Ich dachte, das käme uns beiden zugute.
29:52Ja, ja.
29:54Ich überlege bloß, wie ich das meiner Frau schon beibringe.
29:56Da können Sie übrigens
29:58auch nochmal aufpassen, ob sich Ihr fliegender Holländer
30:00wieder zeigt. Aber wie gesagt,
30:02kein Aufsehen.
30:04Fingerspitzengefühl.
30:06Und behutsam sondieren.
30:08Wir verstehen uns.
30:10Und viel Glück bei der Suche nach der Jungdame.
30:12Weit kann sie ja wohl nicht sein.
30:32Wo mag sie bloß sein?
30:34Hättest du ihr vorher
30:36ein bisschen mehr Leine gelassen,
30:38dann bräuchtest du jetzt nicht zu jammern.
30:42Aber
30:44warum ist sie jetzt von uns abgehauen?
30:46Ja, das ist mir klar.
30:48Sie hat erfahren, dass ich komme.
30:50Von wem soll sie es denn erfahren haben?
30:52Von mir nicht.
30:54Von mir auch nicht.
30:56Ist ja gut. Natürlich nicht.
30:58Sie hat es gewusst. Das ist Fakt.
31:00Woher ist doch egal.
31:02Wir müssen eben
31:04systematisch vorgehen.
31:06Nach alter Spursuche, Vati.
31:08Auf ein Daniela.
31:14Herr Kleinau,
31:16Ihre Frau hat soeben
31:18während der Mittagspause angerufen,
31:20ob Sie an den Brief
31:22gedacht hätten,
31:24den Daniela in Gera
31:26aus Berlin bekommen hatte.
31:28Und dem wo der Vater...
31:30Natürlich.
31:32Vielen Dank, Frau Schwarzlose.
31:34Wiedersehen.
31:36Der Brief ist ja die Lösung.
31:38Sag mal, glaubt Deine Frau wirklich,
31:40dass meine Tochter bei diesem Jungen ist?
31:42Was, Monika, glaubt? Das ist doch völlig unwichtig.
31:44Gib doch mal den Brief her.
31:46Den hab ich vergessen.
31:50Wo mögen die Bengels bloß die Adresse herhaben?
31:54Ich selbst hab da den Zettel zerrissen.
31:56Vati,
31:58einer der drei Jungs hat mich an der Schule abgepasst
32:00und mir die Adresse von Gera abgeloxt.
32:02Für seine Schwester hat er gesagt.
32:04Peter,
32:06Du bist der Größte.
32:08Und deshalb kommst Du jetzt mit.
32:18Nee, fahr mal, fahr mal 100 Meter weiter.
32:20Da ist ein Parkplatz.
32:22Martin, warum hast Du nur Deine Uniform ausgezogen?
32:24Die wäre jetzt sicher ganz nützlich.
32:26Also ich such doch meine Nichte nicht als Staatsmacht.
32:30Ach Jörg, ich...
32:32Moment mal.
32:46Mein Mann.
32:48Entschuldige, Martin,
32:50aber wenn ich unterbreche, kann ich...
32:52Entschuldige, Martin,
32:54aber wenn ich unterbreche, kann ich...
32:56Entschuldige, Martin,
32:58aber wenn ich unterbreche, kann ich...
33:00Ist die Welle hin.
33:02Du musst auf den hundertsten Millimeter hinhauen.
33:04Sonst kannst Du das teure Material wegschmeißen.
33:06Du stresst aber auch ganz schön.
33:08Junge, Junge.
33:10Wie ist abends, was Du gemacht hast?
33:12Ja, dafür hab ich ja dann auch mein Freizeitentspannungs-Hobby bei Euch.
33:14Wofür ist denn so die Welle?
33:18Kupplung für eine Werkzeugmaschine.
33:20Aha.
33:24Aber Du willst ja bestimmt was von mir.
33:26Ja.
33:28Adresse von einem der drei Jungs.
33:30Vom Strand.
33:32Und von welchem?
33:34Wenn ich das wüsste.
33:36Bei uns arbeitet nur einer von Ihnen.
33:38Bei der Kabelfertigungsanlage, Halle 3.
33:40Peter, der würde ihn ja kennen,
33:42aber der wartet unten
33:44mit meinem Schwager bei der Anmeldung.
33:46Dann gehen wir ihn halt abholen.
33:48Ja.
33:50Komm.
33:52Wartet mal da vorne rechts,
33:54ich hole noch Martin.
33:56Ja.
33:58Peter,
34:00der Jörg, ist das der Junge,
34:02der mit Daniela?
34:04Ach, Opa Julius, der doch nicht.
34:06Der Jörg ist V.P., Alter.
34:08Ach so.
34:22Peter?
34:24Na nun, komm doch mal.
34:34Nun, guck mal, ist das der da?
34:36Nee, der ist es nicht gewesen.
34:40Der war blonder und stärker.
34:44Robert oder so haben sie zu ihm gesagt.
34:46Hallo, Kollege!
34:48Ja?
34:50Ach, sagen Sie, kann ich den Kollegen da hinten mal sprechen?
34:53Ja, Moment, holen.
35:03Ach, hallo, Herr Kleinau.
35:05Gibt's was Besonderes?
35:07Nein.
35:09Nein.
35:11Nein.
35:13Nein.
35:15Gibt's was Besonderes?
35:17Ach nee, ist belanglos.
35:19Sag mal, wo arbeitet denn der Robert?
35:21Robert?
35:23Was denn für ein Robert?
35:25Robert, du weißt doch,
35:27wer mir das Ding verpasst hat.
35:29Ach, Sie meinen Norbert.
35:31Natürlich, Norbert.
35:33Na klar, den meine ich.
35:35Wo arbeitet der?
35:37Na, der ist Lehrling im Funkberg.
35:39Wendenschlossstraße.
35:41Elektronische Bauelemente für Industrieroboter.
35:43Aha, Norbert.
35:45Norbert Nolze.
35:47Ja, schön, danke.
35:51Nein, tut mir leid, ich sagte doch schon,
35:53der Norbert Nolze ist heute Mittag weggegangen,
35:55Berufsschule.
35:57Wie lange kann denn das dauern?
35:59Ja, bis späten Nachmittag.
36:01Das ist ein Sonderlehrgang
36:03für Prüf- und Messprozesse,
36:05hält einer von dem Forschungsprofessor.
36:07Da kann er auch nicht weg.
36:09Aha.
36:11Ja, wie ist er denn sonst so,
36:13der Norbert?
36:15Der Norbert?
36:17Ist der Beste.
36:19Das ist der Einzige,
36:21der zu dem Lehrgang delegiert.
36:23Hat einen Kopf wie ein Computer.
36:25Das freut mich ja zu hören.
36:27Ja, da werde ich ihn dann sicher
36:29heute Abend zu Hause treffen.
36:31Ja, bestimmt,
36:33aber halten Sie nicht so lange auf.
36:35Wir tüfteln nebenbei noch rum
36:37an Konstruktionszeichnungen
36:40Ach, übrigens,
36:42der Norbert hat heute schon mal Besuch gehabt,
36:44von auswärts.
36:46Ein Mädchen,
36:48eine Verwandte,
36:50hat sie gesagt.
36:52Und?
36:54Die hat sich für Ausbildungsmöglichkeiten
36:56interessiert.
36:58Hier im Funkwerk?
37:00Ja, doch.
37:02Ich habe gesagt, wie es läuft
37:04und Bewerbungsunterlagen mitgegeben.
37:06Ist zwar schon ein bisschen schwierig,
37:08ist zwar schon ein bisschen spät,
37:10aber macht einen vernünftigen Eindruck.
37:12Ja, dann schönen Dank.
37:30Schwager?
37:32Ich meine, jetzt.
37:34Jetzt reicht es.
37:37Gibst du mir mal bitte eine Zwiebel?
37:39Jetzt könnten wir eigentlich schon.
37:41Warte mal noch eine halbe Stunde.
37:43Du weißt nicht, was du gerade reinschneidest
37:45beim Brandenauer Teil.
37:59Peter,
38:01du kommst mit auf alle Fälle.
38:04Ich weiß nicht, ob er das war,
38:06dem du die Adresse gegeben hast.
38:08Seit Peter Mittag will ich auch mit.
38:10Nee, nee.
38:12Du kümmere dich lieber bei Oma Kniehase
38:14und dein olles Karnickel.
38:16Das ist kein Karnickel.
38:18Das ist ein Meerschweinchen.
38:20Und außerdem, Papi muss nachgucken,
38:22ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.
38:26Elektronikfacharbeiter
38:30für Industrieroboter.
38:33Und warum eigentlich nicht?
38:35Und was heißt als Mädchen?
38:37Nie hat sie sich für sowas interessiert.
38:39Nie.
38:41In unserer ganzen Familie
38:43ist niemals großes Interesse
38:45für technische Finessen dagewesen.
38:47Kunst ja, Literatur ja.
38:49Ich habe als Kind
38:51einmal zu Weihnachten
38:53eine Dampfturbine bekommen
38:55und eine völlig zerfällerte Ausgabe
38:57von Gustav Schwab's
38:59Sagen des klassischen Altertums.
39:01Das sagenhaft teure
39:03technische Wunderwerke
39:05habe ich nicht angeschaut,
39:07aber die zerlesene Schwarte
39:09über die griechischen Götter und Helden
39:11habe ich über die Feiertage
39:13mit wahrer Inbrunst buchstäblich
39:15in mich hineingefressen.
39:17Bei Daniela ist es nun mal
39:19ins Gegenteil umgeschlagen.
39:21Vielleicht hat sie das aus unserer Linie.
39:23Über meine Schwester.
39:25Daniela interessiert sich
39:27jedenfalls mehr für heutige Helden.
39:29Wenn's nur stimmt
39:31und nicht nur ein Strohfeuer ist
39:33für ihre Bekanntschaft mit dem jungen Mann.
39:35Mein Gott,
39:37nicht mal 16.
39:39Ich gebe zu bedenken,
39:41ob es nicht doch besser wäre,
39:43die Uniform anzuziehen.
39:45Zivil,
39:47es bleibt dabei.
39:49Ich möchte keinen Auflauf.
39:53Wer soll eigentlich mit ihr sprechen?
39:55Ich meine, wenn wir sie dort finden.
39:57Es ist ja schließlich eine delikate Situation.
39:59Monika!
40:01Als Frau hat sie doch
40:03das beste Einfühlungsvermögen.
40:05Sicher.
40:07Man darf ihre junge Seele nicht verletzen, Monika.
40:09Das fällt dir jetzt ein,
40:11nachdem sie dir davongelaufen ist.
40:15Sie lief von meiner Güte davon.
40:17Man kann aus Güte
40:19auch zum Tyrann werden.
40:21Daniela ist kein Flittchen.
40:23Nein, natürlich nicht.
40:25Wenn ihr ihrem Tochter mehr Vertrauen geschenkt,
40:27dann wäre es auch nicht nötig gewesen,
40:29in ihrem Tagebuch herumzuschmökern.
40:31Ich hatte Angst,
40:33dass sie uns zu früh entwechst.
40:35Trotz ihrer Roboterneigung neuerlich
40:37ist sie eigentlich noch
40:39ein zartes Pflänzchen.
40:45Geh doch nicht mal runter
40:47von den Schaugegnern.
40:51Wollt ihr das hier stehen lassen?
40:53Stellt euch mal da einen Baum.
40:55Hier wollen wir ja trotzdem keinen Platz haben.
40:57Ohne Spruch, auf dem Hof ist ein Dorf auf dem Hof.
40:59Robert, pack doch mit an.
41:03Kinder, kommt mal her.
41:05Ihr könnt euch auch ein bisschen nützlich machen.
41:07Du hast den Schlüssel nicht gehört, oder was?
41:09Kommt, bringt mal den Müll in den Container.
41:11Robert?
41:13Ja?
41:15Mit der Anlage geht alles klar.
41:17Du wißt, wir wollen pünktlich anfangen
41:19mit der Beleuchtung.
41:21Aber Herr Richter,
41:23fallen Sie mal da bloß nicht runter
41:25von dem euren wackeligen Stuhl.
41:27Keine Spange, Frau Nolte.
41:29Ich habe meine Erfahrungen
41:31mit den Flippen.
41:33Was glauben Sie wohl,
41:35was wir in unserer lauten Kolonie
41:37schon alles angestellt haben?
41:39Ja, das glaube ich Ihnen gerne.
41:41So ist es schön, Herr Richter, immer quer über den Hof.
41:45Na, Daniela, wie sieht es denn aus?
41:47Na, du mach doch mal bloß
41:49keine Sorgen, mein Kind.
41:51Was soll es schon weiter sein?
41:53Bleibst du erst mal hier und schläfst heute Nacht bei uns.
41:55Na, aber wenn doch mein Vati
41:57kommt und die Polizei...
41:59Den, lass mich mal übernehmen,
42:01den raben Vater.
42:03Na, das wäre doch gelacht.
42:05Außerdem, wie soll er uns denn hier finden
42:07in unserem Flies?
42:0920, hier wird es sein.
42:11Peter, siehst du vor?
42:17Mensch, ein Haufen Leute im Hof.
42:19Na und, ist der Junge dabei?
42:21Da ist er, ich habe ihn genau erkannt.
42:23Ich gehe zuerst.
42:25Du, Martin.
42:29Bleib mal hier.
42:35Frau Nolte,
42:37jetzt wäre ich geruht.
42:39Was gibt es denn hier?
42:41Norbert,
42:43geh mal du mit Daniela nach oben,
42:45dann können wir uns nicht so komplizieren, oder was?
42:47Ich mache das hier schon.
42:51Guten Tag.
42:53Glaube ich nicht, dass das für Sie ein guter Tag wird.
42:55Noltse ist mein Name.
42:57Ich bin die Mutter von Norbert.
42:59Liebe Frau Nolte.
43:01Nehmen Sie sich keine Mühe.
43:03Ich weiß alles.
43:05Ich bin bestens informiert.
43:07Einschließlich Details.
43:09Ich habe nur weiter keine Zeit für Sie heute,
43:11deswegen kurz und knapp meine Meinung.
43:13Ich halte nichts von Ihrem Vater,
43:15der seine Tochter gegen ihren Willen
43:17zum Volkstanz jagt,
43:19ihr beim Spazierengehen nachspioniert,
43:21seine Nase in Jungmädchentarebücher steckt,
43:25die Schlüpper von der Leine reißt,
43:27sie in ein Blechkorsett stecken will,
43:29ihr die Musik vermisst,
43:31die sie gerne hört,
43:33ihre Berufswahl bestimmt
43:35und ihre Post ausschnüffelt.
43:37Und denn?
43:39Kriegen Sie doch mal ein Spiel.
43:43Und dann rechnen Sie sich mal aus,
43:45wie alt Sie höchstens gewesen sein können,
43:47als Sie Ihren ersten Sündenfall hatten
43:49bei der großen Tochter.
43:51Nee, da gibt es ja nichts zu lachen.
43:53Etwas mehr Achtung.
43:55Etwas mehr Respekt
43:57vor dem zarten Pflänzchen
43:59der ersten Jugendliebe.
44:01Na gut.
44:03Daniela ist 16.
44:05Falls Sie hier mit Gewalt eindringen wollen,
44:07zwei Häuser weiter ist das VP-Revier.
44:11Erstens ist Daniela noch gar keine 16.
44:13Was?
44:17Wie hat sie gesagt, sie ist 16?
44:19Polizei bin ich sozusagen selber.
44:23Sie unterliegen einem Irrtum.
44:25Sie sind an der völlig falschen Adresse.
44:29Der Vater von Daniela.
44:33Ach.
44:37Und wer ist das?
44:41Und die Junge daneben?
44:43Das ist die Mutter.
44:45Das ist nur meine Frau.
44:47Das ist die Schwester von der Mutter von Daniela.
44:51Jetzt feiern schon sie in den Ofen, was?
44:55Gerdi!
44:57Guck dir das hier an!
44:59Alter, ich glaube, das wird nun reichen.
45:01Ja, ich wüsste nicht, Vater.
45:03So wie ich das überschaue,
45:05ist es nicht so.
45:11Das dauert.
45:15Vielleicht finden sie Daniela gar nicht.
45:21Bist du müde, Sabine?
45:23Ja.
45:25Werde ich ins Bettchen bringen?
45:27Nein.
45:29Du wirst ja nur den Film sehen, der jetzt kommt.
45:31Und, ist da was von Liebe drin?
45:33Na, hoffentlich, mein Schätzchen.
45:35Hoffentlich!
45:37Peter sagt, Liebe ist Käse.
45:43Liebe ist sicher etwas Wunderbares.
45:45Etwas ganz Natürliches.
45:49Sozusagen ein normaler Vorgang.
45:53Weißt du, als ich deine Mutter kennenlernte...
45:55Ich weiß, Vati.
45:57Wir sind monatelang spazieren gegangen.
45:59Als du mal ihr Händchen halten durftest.
46:01Ja.
46:03Aber inzwischen kenne ich auch Mutti's Person.
46:05Und sie ist gar nicht anders.
46:07Ja, so realistisch genau.
46:11Aber ist das schon nach so vielen Jahren.
46:13Ich war ja auch mal hier.
46:15Siehst du.
46:17Fertig.
46:23Hier.
46:29Danke.
46:37Komisch.
46:39Dein Vater ist ganz anders, als du mir erzählt hast.
46:41Ich glaube auch.
46:43Zum Wohl.
46:51Das kann ich Ihnen aber sagen.
46:53Eine Müllkippe mit Hundekacke.
46:55Na, ist ja klar.
46:57Das ist ja ein schöner Bäckerzug.
46:59Goldene Worte.
47:01Danke.
47:03Eines Tages habe ich gesagt, Schluss jetzt.
47:05Danke.
47:07Was die anderen können, das können wir schon lange.
47:09Ein paar richtige Leute mit hattwerklichen Fähigkeiten.
47:11Und die Sache ist gebaut.
47:19Sieh mal hier.
47:21Wir haben einen Buddelkasten für die Kleinen gebraucht.
47:23Bitte schön.
47:25Das ist jetzt sozusagen
47:27die grüne Stube unserer Hausgemeinschaft.
47:29Ist doch gut, was?
47:31Wunderbar.
47:33Sogar einen echten japanischen Schlitzarm haben wir.
47:35Ja.
47:37Mein neustes.
47:39Ach so.
47:41Aber das Tollste ist der Klettermatze.
47:43Der wächst bis hoch ins Rippenstock.
47:45Der kriegt meine neuen Küche.
47:47Klettermatze?
47:49Nein, Knöte.
47:51Der wächst viel verrückter.
47:53Und da neben der Tür,
47:55da werden wir eine Perle reinbauen.
47:57Wenn die Pflanzen höher sind.
47:59Tja.
48:11Peter!
48:23Peter!
48:35Herr Helfrich.
48:37Herr Helfrich.
48:39Herr Helfrich.
48:41Was haben Sie denn eigentlich vorhin?
48:43Keine Worte.
48:45Was ich so gesagt habe.
48:47Also das meiste, ja.
48:49Ich fand Sie auch ein bisschen übertreten.
48:51Ich habe ja auch schon mal über mich erzählt.
48:53Naja, aber ...
48:55Also im Rahmen von ...
48:57Ja, ist man nun ganz gewiss nicht,
48:59wenn man sein Kind vor Üblem bewahren möchte.
49:01Sie, Sie haben ja einen Sohn.
49:03Naja, so gesehen.
49:05Wollen wir uns wieder vertrauen.
49:07Na klar.
49:09Prost.
49:15Peter!
49:17Na du, fertig wird's auch.
49:19Mutti wartet schon.
49:21Naja, klar.
49:23Komm ab in die Heia.
49:25Darf ich in dein Bett schlafen?
49:27Wenn du schreiben willst?
49:29Wenn Mutti einverstanden ist.
49:31Schönen Abend noch.
49:33Wiedersehen.
49:35Bloß du hast noch Dienst heute.
49:37Das kenn ich dir aber lieber als mir.
49:39Wie weit bist du denn?
49:41Ich bin fertig.
49:43Ich muss nur noch mal durchlesen.
49:45Na prima.
50:01Was schreibe ich denn nun
50:03bei Grund der Berufswahl?
50:05Eine Liebe.
50:07Quatsch.
50:09Warum denn nicht?
50:11Schreib, ich habe einen Unfall.
50:13Schreib, ich habe ein unstillbares Verlangen
50:17nach Mikroelektronik.
50:23Herr Kleinau.
50:25Wieder mal auf Nachtstreife.
50:27Freue mich.
50:29Kurzfristig eingesprungen.
50:31Guten Abend, Dr. Schilling.
50:33Und Sie nicht am Fernrohr heute Abend?
50:35Ich liebe es, bei sternklarem Himmel
50:37spazieren zu gehen und
50:39Weite zu spüren.
50:41Darf ich Ihnen ein Stück des Weges anschließen?
50:43Ja.
50:45Oder bereite ich Ihnen da Ungelegenheiten?
50:47Ich habe inzwischen erfahren,
50:49dass Sie der sind,
50:51der den Brand im Altersheim gelöscht hat.
50:53Entdeckt, nicht gelöscht.
50:55Das ist ja fast dasselbe.
50:57Auch die Automarder sollen Sie gefangen haben.
50:59Aber nicht allein.
51:01Sehen Sie, so entstehen Legenden.
51:03Aber Legenden brauchen
51:05einen Helden.
51:07Und der sind nun mal Sie.
51:09Das ist so etwas gewaltig.
51:11Mir imponiert ja nun wieder
51:13Ihre Art, im Weltall rum zu popeln.
51:17Ebenfalls mit Fernanalysen.
51:21Sagen Sie,
51:23hat Ihr Sohn sich denn über das Geburtstagsfernrohr gefreut?
51:27Vorläufig sieht es so aus, ja.
51:29Vergreift er denn das schon?
51:31Na ja, Kinder,
51:33muss man behutsam einführen
51:35und ohne Mystik.
51:39Ich habe ja inzwischen auch mehr drauf geachtet.
51:43Sogar mit dem Fernglas geguckt,
51:45aber ich sehe immer nur Lichtpünktchen,
51:47weiter nichts.
51:49Man kommt es ja so klein vor,
51:51so unwichtig,
51:53richtig wehrlos,
51:55wenn man da hochstarrt
51:57und sich diese anderen Dimensionen vorstellt.
52:01Ist das nicht wie eine Flucht
52:03aus der Wirklichkeit,
52:05wenn man sich da hineinversetzt?
52:07Ringen um Welterkenntnis?
52:09Kann doch niemals Flucht
52:11oder ein Ausweichen von der Realität sein.
52:13Im Gegenteil,
52:15die Erforschung
52:17der Gesetzmäßigkeiten
52:19bestimmten das gesamte
52:21Vorwärtsschreiten der Menschheit.
52:23Vom Pitig Anthropos bis heute.
52:27Und immer war es der optimistische Geist,
52:29der begreifen wollte, der erkennen möchte,
52:31der die Welt vorwärts trieb.
52:33Wer den Eindruck erweckt,
52:35er ist unerkennbar
52:37und wir den Mächten
52:39eines unentrimmbaren Schicksals ausgeliefert,
52:41der macht den Menschen wehrlos,
52:43macht ihn ohnmächtig,
52:45will heißen, ohne Macht.
53:05Ach!
53:07Entschuldigung, Herr Doktor.
53:09Bitte.
53:11Sie schläft.
53:17Na, wie war's denn noch?
53:19Na, ausgezeichnet.
53:21Frau Nolze
53:23ist eine prächtige Frau.
53:25Ich verstehe mich gut mit ihr.
53:27Schon das nächste Rang-Nouveau ausgemacht?
53:29Bald.
53:31Aber, Herr Doktor,
53:33bald.
53:35Aber nur unter Aufsicht.
53:37Fängst du schon wieder an?
53:39Grüß Renate, schön.
53:41Und gute Farbe.
53:43Und nochmals, für alles Dank, Schwager.
53:45Ach so.
53:51Die Beschäftigung mit dem Himmel
53:53brachte Galileo Galilei,
53:55Kopernikus
53:57und Kepler
53:59auf sehr irdische Gedanken.
54:01Man hat bei der Betrachtung
54:03des Firmaments
54:05staunende Ehrfurcht
54:07vor der Größe des Universums,
54:09vor der Mächtigkeit der Natur.
54:11Umso dringender spürt man da
54:13die Notwendigkeit,
54:15dass die Menschheit ihre
54:17irdischen Probleme selbst lösen sollte.
54:19Moment.
54:21Der soll mich nicht sehen.
54:23Kommen Sie, Doktor.
54:31Na, was ist denn?
54:33Na nichts, die Blauen waren in der Nähe.
54:35Ja, seid mir vielleicht, pfeifen wirst ihr.
54:43Dasselbe wie in der ILB 882M.
54:49Betrunkener?
54:51Was?
54:53Er sagte doch, Blaue in der Nähe.
54:57Mit den Blauen, da meint er die Transportpolizei.
55:01Tja, sehen Sie, Doktor,
55:03so schnell wird man vom Himmel
55:05wieder auf die Erde geholt.
55:07Ja.
55:31Ah.
56:01Na, wer kommt denn da
56:03in mein Nestchen gekrochen?
56:05Das ist mir ein Schönkind.
56:09Schade, dass Daniela
56:11nicht mehr da ist.
56:13Warum?
56:15Fremd, sie mir vielleicht
56:17sagen könnte,
56:19dass ich sie nicht mehr
56:21sehen kann.
56:23Ja.
56:25Ich weiß,
56:27dass sie nicht mehr da ist.
56:29Und dass sie mir vielleicht
56:31sagen könnte,
56:33ob das Meerschwimmchen
56:35ein junger oder ein Mädchen wäre.
56:37Komm, schlaf jetzt.
56:59Untertitel der Amara.org-Community
57:29Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt
57:59Die Sendung wurde vom NDR live untertitelt
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