Zum Stanglwirt E26-Göhst net mit auffi?

  • vor 2 Monaten
Im Stanglwirt soll ein Theaterstück aufgeführt werden. Da die wenigsten mit Peter Stangls (Peter Steiner) Rollenverteilung zufrieden sind, übernimmt kurzerhand Thomas (Rudi Decker) die Regie. (Text: Premiere)

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Transcript
00:00Untertitelung im Auftrag des SWR
00:17Auf geht's, Heidel zum Steingemäht.
00:19Wir haben einen Stein gewählt, da ist was los.
00:21Auf geht's, Heidel zum Steingemäht, denn da ist die Stimmung groß!
00:25Der steht auf wie auf dem Feld, der steht auf auf dem Feld!
00:30Mein Gott, Mann!
00:32Sag einmal, wie magst du den für so einen Schmarrn hergeben?
00:36Also mich brauchst du erst gar nicht fragen, ich tue da voll nicht mit.
00:39Alti, das ist ein uraltes, wilderer Drama.
00:42Also Kultur, da verstehst du doch nix davon, Alti.
00:45Ja, aber das verstehe ich schon,
00:47dass du für einen Fashion-Wildschütz nicht mehr die richtige Figur hast.
00:53Willst du da vielleicht etwas Bestimmtes zum Ausdruck bringen?
00:57Richtig, du bist zu alt.
00:59Genau, Papa. Lass doch mich den Gussl spulen.
01:04Es glaubt doch kein Mensch mehr, dass du noch auf die Faisen rumkraxelst.
01:08Die kriegen doch alle einen Lachkrampf.
01:10Die möchten sehen, wer bei mir einen Lachkrampf kriegt, ne?
01:13Also weißt du gut, bei denen werden die Augen noch rübergehen.
01:16Da brauchst du nicht lachen, dann lern du mal deinen Rollen, ne?
01:20Also weißt du, das ist doch alles ein hirnrissiger Kass.
01:23Da zieht dir ein Zocker aus. Schau, was da drinsteht.
01:26Da hin, die Meuchel, schmort er in seinem eigenen Blute.
01:30Also sei mir nicht böse.
01:32Das verstehst du nicht, Bub. Das ist Kultur.
01:35Ach so.
01:36Ach, was seid ihr zwei doch für Kunstbanausen.
01:40Geht nicht auf, ihr auf dem Felsen.
01:43Es ist nicht zu erfassen.
01:45Den Satz hört er jetzt schon den ganzen Vormittag.
01:48Ach, der Felsen kümmt ihn immerher.
01:59Das blühende Leben hat er müssen lassen.
02:04Der dumme Bub.
02:08Komm, mir ein Mensch verraten, warum ich die alte Mutter spielen muss
02:15und die lelige junge Pfeife.
02:18Doch einfach, weil ich die Rolle nach den künstlerischen Fähigkeiten besetzt habe.
02:23Ende der Debatte.
02:25Tja, dass sie nicht lacht. Das darf ja wohl wirklich nicht wahr sein.
02:29Die Lene mit ihrem alten Kopf, die spielt das junge Pfeifen
02:35und ich in meiner erblühenden, jugendlichen Schönheit
02:41des alten Mutters, da fehlt's doch was.
02:44Ja, die regt sich doch nicht auf.
02:47Schau her, ich muss ja auch das alte, grauengebeugte Vaterl spielen
02:52und der Papa, der spielt den jungen, kraftstrotzenden Gustl.
02:56Alter, du magst dich lächerlich.
03:00Du, Peter.
03:02Pass auf.
03:06Pass auf. Wie ist jetzt das in dieser Szene?
03:10Also, da steht, nimm mich noch einmal in deine starken Arme,
03:17bevor du hinaufsteigst in die finstere Wand.
03:23Ist jetzt da ein Kuss vorgesehen oder nicht?
03:28Das kannst du halten, wie Sie wollen.
03:31Gut. Und, und, wer spielt meinen Geliebten?
03:36Ich.
03:39Du? Na, dann lassen wir das lieber mit dem Kuss.
03:43Jetzt geht auf, geht auf, die felsen Wand.
03:47Auf die felsige Wand geht's raus.
03:49Also, Papa, wenn du schon über den ersten Satz nicht rauskommst,
03:53dann hast du keine schauspielerische Karriere, das sag ich dir gleich.
03:56Aber wie finde ich denn das?
03:58Für mich ist natürlich keine Rolle in diesem wilderen Drama.
04:01Weil in einem wilderen Drama kein Preußen vorgesehen ist,
04:05weil damals waren Preußen in Bayern noch nicht erlaubt.
04:11Der spielt auch hier auf die Wand.
04:15Auf dem Feld.
04:17Auf dem Feld spielt er auch.
04:20Ach, wie ich Sie kenne, schreiben Sie mir doch da locker eine preußische Rolle rein, oder?
04:24Also, weißt du, ich habe überhaupt keine Lust mitzuspielen, wenn der Toni nicht dabei ist.
04:28Und außerdem, warum muss ich die depperte Zänze spielen und nicht die Gerdi?
04:34Ich meine, die braucht Sie wenigstens nicht verstehen, oder?
04:39Also, das ist ja wohl wirklich eine Unverschämtheit.
04:43Soll das vielleicht heißen, dass ich depper bin, hm?
04:46Opa, ich möchte die Pfeife spielen und der Toni den Kuss, sonst mag ich nicht.
04:50Nein, die Pfeife spiele ich.
04:53Und ich spiele den Kuss, dann gehst du nicht auf die ...
04:56Was?
04:58Das darf doch nicht wahr sein.
05:00Also, Papa, eins sage ich dir, bei dieser Rollenbesetzung, da hast du ein paar Knöpfe reingebracht.
05:05Ja, das sind nicht seine ersten und seine letzten Knöpfe im Leben.
05:10Sag einmal, du Stangloper, was heißt denn da, dass ich den preußischen Kommissar spielen soll?
05:18Lass mich doch mal händeln, mein Frieden.
05:21Ich bin preußischer Besatzter, meine Rolle, liest vor.
05:24Hör mal zu, ich bin geschwollen, dass der da herritt.
05:27Du folgst mir nun auf der Stelle zum Revier.
05:32Ich werde dich leeren, nachts das scheue Ganserl zujagen.
05:37Was?
05:38Meine Rolle ist doch klar, spiele ich.
05:40Moment, wo spielt er denn hin?
05:42Hört doch mal auf, sonst wird beim Stangl überhaupt nichts mehr gespielt.
05:46Ach, wie schön, die ganze Familie versammelt.
05:50Du, Opa, hast du für mich auch eine Rolle?
05:52Oh, die hab ich vergessen.
05:55Vielleicht kannst du dir so einen Urgroßvater noch einbauen für den Steffel.
05:59Geil, fängt er noch nicht.
06:00Aber die Ehre benannt, auch ein Postkarten-Headshot machen.
06:03Ah, Erich!
06:09Sag mal, Erich, kommst du zu mir?
06:12Nein, eigentlich nicht.
06:13Für die Tante Leni habe ich ein Paket.
06:15Was? Ach, das ist mein zarthimmelblaues Dirndl, ja.
06:20Für die Rolle, für die Femme, ja.
06:23Ja, du, Tante Leni, habt ihr eigentlich einen Maskenbildner oder einen Stuckateur?
06:30Sag mal, Stangl, hast du für mich auch so eine Rolle?
06:33Kuriertes Zahren oder irgendetwas Ähnliches?
06:36In dem Drama ist noch ein Depp nicht mehr gestattet.
06:40Der steht auf wie auf dem Fels, auf dem Felsmarsch.
06:44Hör schon, bleib noch mal rein.
06:46Kommst du jetzt ins Zartzimmer noch nicht?
06:49Also, der ist im Stand und schmeißt uns die ganze Aufführung.
06:54Also, was ist? Hast du jetzt schon eine Rolle für mich?
06:56Gehst du?
06:57Aber, Erich, du spielst doch nur noch eine Rolle. Und die bei mir.
07:03Und du, Toni, spielst auch nur noch eine Rolle. Und zwar bei mir.
07:08Hast du es dir endlich überlegt, Silvi?
07:10Ja, Toni.
07:11Ach so, Österreich, da wird man gar nicht gefragt.
07:14Ein Preuß in meiner Familie, das habe ich nicht verdient.
07:21Mausi, Schwanzeli.
07:24Sag mal, hast du mir jetzt nicht auch was zu sagen?
07:27Nein, ich habe überhaupt keine Zeit. Ich muss wieder weiter.
07:30Führt euch beieinander.
07:31Nee, Erich, hast du mir wirklich nichts zu sagen?
07:33Ich schreibe das dann, per Einschreiben.
07:35Erich, bleib da!
07:37Also, wenn die glaubt, dass er es nimmt,
07:40dann schaut sie eines Tages genauso blöd aus der Wäsche, wie ich.
07:45So, und jetzt?
07:47Jetzt probiere ich mein zarthimmelblaues Dirndl an.
07:51Mei, da wird's schon.
07:53Das verjüngert mich um Jahrzehnte.
07:57Moment einmal, Sante Leni.
07:58Was denn?
07:59Jetzt übernehme nämlich ich die Sache, ja?
08:01Was?
08:02Als erstes werde ich mir eine Rolle niederlegen, die soll der Steffel spielen.
08:05Und dafür übernehme ich die Regie.
08:07Was?
08:08Ja, und die Rollen werde ich jetzt altersgerecht verteilen.
08:11Und du, Papa, du spielst das alte Vaterl und die Tante Leni das alte Mutterl.
08:16Mein zarthimmelblaues Dirndl.
08:20Moment einmal, nein, nein, ich spiele den Jungen.
08:23Das habe ich nicht verdient.
08:25Ja, wo sind wir denn? Wer bin ich denn?
08:28Auf alle Fälle kein jugendlicher Liebhaber,
08:31sondern ein knirrbarer Wildschütz.
08:35Das könnte ich mir doch nicht antun.
08:38Jetzt hole ich den Satz.
08:40Gehst nicht auf wie auf dem Fels,
08:43du wild gewordener Jagerstuhl.
08:50Ach, Fräulein Uschi, Sie ahnen ja gar nicht,
08:53wie faszinierend es ist, in der griechischen Mythologie
08:57die Wege unserer modernen Gesellschaft zu entdecken.
09:01Wollen Sie auf dem Weg der Entdeckung mein Begleiter sein?
09:04Wissen Sie, Herr Lehrer, ich habe leider ein kleines Kind und das geht...
09:07Ach, das stört mich doch überhaupt gar nicht.
09:10Wenn ich Ihnen doch sage, Entschuldigung,
09:13die griechische Mythologie ist...
09:16Ich glaube es Ihnen ja gern, Herr Holdendold,
09:19aber ich bin ehrlich froh, wenn mein Sepp mal richtig Deutsch lernt.
09:22Was grün sie heibt, wie der Leona?
09:24Wenn ich doch bemerken durfte,
09:27dass für die Entwicklung eines so jungen Kindes
09:30eine gebildete Mutter äußerst wichtig ist.
09:33Zwei Mark macht's, Herr Lehrer.
09:35Wie bitte?
09:36Ja, die Leona.
09:37Ja, aber ich wollte doch keine Leona.
09:39Ich dachte da eher an Leberkäse.
09:42Dann kommen Sie einfach mit Ihrem reizenden Knaben
09:45und dem Leberkäse bei mir heute vorbei.
09:47Was isst denn der Kleine so in der Regel?
09:49Mit Sicherheit noch keinen Leberkäs.
09:51Er trinkt immer noch sein Flascherl.
09:53Flascherl? Ach, wie süß.
09:56Dann trinken wir alle zusammen den Leberkäse aus dem Flascherl.
10:01Wann darf ich Sie denn erwarten?
10:03Gar nicht.
10:04Sagen Sie mal nicht böse,
10:05aber das wird nix mit der griechischen Mythologie.
10:07Nicht?
10:08Ja, dann bleiben Sie ja ungebildet.
10:11Armes Kind, welche triste Zukunft erwartet Dich?
10:14Fräulein Uschi, ich muss Ihnen sagen,
10:16Sie werden es noch einmal bitter bereuen, ungebildet zu sterben.
10:21Und wenn ich jetzt meinen Leberkäse haben dürfte...
10:23Ja, freilich.
10:26Bitte schön.
10:27Trick 17 funktioniert auch nicht.
10:29Ich hab einfach kein Glück bei den Frauen.
10:33Wirklich.
10:34So nett ist der Lehrer.
10:36Aber nicht für mich und mein Säpperl.
10:40Grüß Gott, Uschi.
10:41Bitte geben Sie mir Geschwindigkeit und Hackfleisch.
10:43Nicht, dass ich an Eurer Nachbarin an die Birnenstingel hinlau.
10:46Haben Sie denn so Angst vor ihr?
10:48Heute schon.
10:49Wissen Sie, jetzt hat es ja wieder jede Menge Gesprächsstoff
10:52wegen meinem Kirchenchor.
10:53Da lässt es kein gutes Haar an mir.
10:55Aber was kann ich denn dafür,
10:57dass die alle so hoffnungslos und musikalisch sind?
11:00Ich hab mich so gefreut auf den Chor.
11:02Ach, das wehrt schon noch.
11:03Nicht gleich beim ersten Versuch aufgehen.
11:05Wissen Sie schon die Katastrophe vom letzten Sonntag?
11:08Ich weiß auch nicht, was mit unserem Pfarrer da los war.
11:11Sagt er doch am Ende von der Predigtstadt Amen
11:14Feigrat Prost.
11:17Das ist nicht super.
11:18Das ist auch nicht schlimm.
11:19Eher lustig.
11:20Lustig?
11:21Ja.
11:22Und dann die wunderbare Fischvermehrung,
11:24die Bergpredigt.
11:25Redt er doch allerweil vom Berghotel.
11:27Die hat gemeint, ich muss den Erdboden versinken.
11:30Dankeschön, Uschi.
11:31Für Gott.
11:32Nicht, dass ich an die da drüben hinlaufe.
11:35Ich glaub, die da drüben hat gerade Hausarrest.
11:37Was?
11:38Ja.
11:39Das freut mich aber.
11:40Mei, heute bin ich wieder sehr bös, gell?
11:43Mei, bin halt auch bloß ein schwaches, sündhaftes Weib.
11:47Für Gott.
11:48Für Gott.
11:50Mutter, kannst nicht klängen.
11:52Es zieht mich halt hinauf in die steile Wand,
11:55wo's Gänsel wartet.
11:57Nimmer mehr kannst mich da halten.
11:59Auf, ich muss, ich, auf, ich.
12:01Also ich hab auch schon viel Schmarrn gehört,
12:03aber das übertrifft alles.
12:05Da hast recht, Uschi.
12:06Aber Mei, der Opa will's so.
12:08Bei uns wird immer das gemacht, was der Opa will.
12:10Manchmal.
12:11Du, schaust mich schon an bei dem Drama.
12:13Ich spiel in festen Wildereien.
12:15In 2. Besetzung.
12:16Den Buben kannst du auch mitbringen.
12:18Ah, ich weiß nicht recht.
12:19In die rauchige Gaststube?
12:21Den stellen wir dabei in die Küche raus.
12:23Und immer, wenn ich keinen Auftritt hab, pass ich auf.
12:25Das ist aber lieb von dir, Steffl.
12:27Hast du vielleicht geglaubt,
12:28ich kann mit so einem kleinen Scheißerl nicht umgehen?
12:30Das mach ich doch mit links.
12:31Ach so?
12:32Du, Uschi, was ich sagen wollt,
12:34mir macht das für überhaupt nichts aus,
12:37dass der Bub keinen Vater hat.
12:39Ich mein, das war jetzt blöd.
12:40Natürlich hat der Bub einen Vater.
12:42Ich mein, ich glaub, du verstehst mich schon.
12:45Ja, ja.
12:46Aber was ich gar nicht verstehe,
12:48das ist doch für dich vollkommen uninteressant.
12:50Ja, ich wollt's nur beiläufig so nebenbei erwähnen.
12:54Aha.
12:55Du, aber ein lieber, trauriger Kerl ist er schon, der Seppi.
12:59Und angelacht hat er mich auch schon.
13:02An den könnt ich mich direkt gewöhnen.
13:07Ja, was soll jetzt das?
13:09Nein, ich will von keinem Mannsbild mehr was wissen.
13:12Ich hab die Nase voll.
13:15Ja, da schau her.
13:17Sad, gell, Frau Birnstingl.
13:19Aber ins Fitnessstudio können wir schon, oder?
13:22Ja, ich weiß jetzt gar nicht.
13:24Bei mir ist mit der Zeit momentan ein bisschen knapp.
13:27Und ganz im Vertrauen gesagt,
13:28irgendwo ist mir das nicht so recht da drin,
13:30das blöde Um-einander-Hupfen.
13:32Das ist ein bisschen unter mein Niveau.
13:34Ja, ja, ja.
13:35Aber Fräulein Uschi, ja, Sie könnten doch in das Studio gehen.
13:39Ja, wenn Sie in der Zeit auf mein Seppi aufpassen, dann gern.
13:42Heilige, Sie haben ja ein lediges Kind.
13:44Ist schon blöd, wenn man keinen Vater dazu hat.
13:47Aber ich sag Ihnen,
13:48auf den Heimatabend freu ich mich ja schon narrisch.
13:51Ja, wirklich.
13:52Und ich würd ja so gerne mitmachen,
13:54aber ich hab leider keine Zeit momentan.
13:56Ja, ja, ja.
13:57Oh.
13:58Okay, noch einmal.
13:59Ja, ja.
14:02Aber, aber, Lentine,
14:06warum bist denn du gar nicht auf dem Feld?
14:09Weil ich so viel Zeit lang gehabt hab
14:11mit meiner Weibelein.
14:12So.
14:13Und wo find ich sie?
14:15Nirgends, wo ich doch so viel Zeit lang gehabt hab nach ihr, ja.
14:20Was mit dir?
14:21Zack, zack.
14:22Nichts für ungut, aber muss sein muss, muss sein.
14:31Also, ich bin bestimmt nicht boshaft,
14:34aber so hab ich seit Jahren nichts mehr gefreut mit dem.
14:38Uschi, wie gefällt's dir denn beim Stange?
14:42Gut, Tante Betty.
14:43Es ist zwar manchmal schon ein bisserl arg chaotisch,
14:46aber ich darf halt immer meinen Seppi mitbringen.
14:48Und das ist mir das Wichtigste.
14:50Ja, grüß Gott, Frau Wagner.
14:52Grüß Gott, Frau Stange.
14:53Also das muss ich schon sagen,
14:54mit ihrer Nichte, da sind wir sehr zufrieden.
14:57Obwohl sie ja eigentlich von der Wurst keine Ahnung gehabt hat.
15:00Aber sie macht sich recht gut.
15:02Mei, das freut mich, Frau Stange.
15:04Frau Stange, nächste Woche ist doch der Heimatabend, gell?
15:06Ja.
15:07Gute Idee, ich freu mich schon drauf.
15:09Oh, ich mich auch.
15:11Sind sie bloß starrt.
15:12Und dann noch dazu der Blödsinn,
15:14der allweil meinen Mann im Kopf umgeht.
15:16Das kommt gar nicht infrage.
15:18Wenn ich schon das alte Mutterl spielen muss,
15:21dann zirkelt das himmelblaue Hirn lang.
15:25Also da lachen ja wirklich die Kühe.
15:27Was?
15:28Jetzt frag ich dich.
15:29Schaut's an.
15:30Oh, jetzt Mutterl aus.
15:31Eingewickelt wie ein zart himmelblaues Gurgelpapier.
15:36Also das ist ja eine Gemeinheit, gell?
15:40Das Hirn ist ab 498 Mark gekostet.
15:44Und?
15:45Ja, und das verjüngert mich ja kolossal.
15:49Jetzt komm, geh weiter,
15:50zeig dich endlich mal starrt, schämt sich gar nicht.
15:52Also sie hat mir da die Ruhe im Wecker genommen.
15:55Wenn man mich ein kleines bisschen schminkt
15:57und das Licht ein bisschen gedämpft ist,
15:59also dann kann ich ja noch locker eine jugendliche Liebhaberin spielen.
16:04Also ich spiel die junge Pfäfige, gell?
16:07Nein, ich!
16:08Ich spiel's!
16:09Aber ich hab ja gedacht, hör jetzt mal auf.
16:12Hör mit dem Gewand.
16:13Und dieses Pfäferl, das spiel ich jetzt.
16:22Herr Pfarrer, Herr Pfarrer,
16:24was soll man denn mit Ihnen jetzt bloß machen?
16:26Aber ich bitte Sie, lieber Bürgermeister,
16:28in diesen tristen Zeiten muss man ganz einfach für etwas Humor sorgen.
16:32Die Leute haben doch sowieso nichts zu lachen.
16:34Ja, das schon.
16:35Aber ein Gotteshaus dient ja nicht zur allgemeinen Volksbelustigung.
16:39Aber bitte schön, Sie sind der Herr Pfarrer, nicht ich.
16:42Na, da sei uns Gott davor.
16:44Was ist, gehen Sie gleich mit rein?
16:45Nein, ich möchte noch etwas von der lauen Linden Luft schnuppern.
16:49Ja, dann schnuppern Sie mal schön.
16:51Bis später.
16:52Ach, das ist ein Schlitzohr.
16:54Dem trau ich nicht über den Weg.
16:56Ist ja ein Mordsbetrieb hier heute.
16:59Hochwirkend.
17:00Ja?
17:01Hochwirkend.
17:02Ich bin außer mir über den südlichen Portal in dieser Gemeinde.
17:04Mein Rad wurde mir entwendet. Einfach weg.
17:06Ihr Fahrrad, das habe ich.
17:08Aber wieso? Sie haben doch Ihr eigenes Fahrrad.
17:10Ja, aber leider ohne Luft.
17:11Und da mir die Pumpe abhandengekommen ist,
17:13habe ich nicht Ihre Luftpumpe gehabt, doch ich.
17:15Ich hatte Sie aber davon unterrichtet,
17:17dass ich dieselbe im Beichtstuhl deponiere.
17:19Wusste ich doch, dass Sie heute Nachmittag da die Beichte abhalten.
17:22Jetzt weiß ich auch, was mir so einen stechenden Schmerz
17:24in meinem verlängerten Rücken verursacht hat.
17:26Mein lieber Ernst, Bruder.
17:28Ich habe in aller Ehrfurcht, aber nichtsdestotrotz
17:31ein ernstes Wort mit Ihnen zu reden.
17:34So, ein Bier, die Herrengeistlichkeiten.
17:36Ein Wasser, bitte.
17:37Um Gottes Willen, nicht für mich ein Wasser.
17:38Ein Bier, bitte, Toni.
17:39Bier, Herr Pfarrer.
17:41Ich brauche ja wohl nicht eigens zu betonen,
17:43dass es sich um die letzte skandalöse Sonntagspredigt handelt.
17:47Nein, nein, das brauchen Sie nicht.
17:48Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?
17:50Tja, was habe ich mir eigentlich dabei gedacht?
17:53Sie, Sie wird es mir sicher gleich sagen.
17:55Ja, das werde ich.
17:56Es geht nicht an, mit unseren geheiligten Bibelworten Scherze zu treiben.
18:00Unsere Gemeindekinder glauben am Ende wirklich noch,
18:02dass es sich hierbei um Zitate aus der Bibel handelt.
18:04Ich bin, gelinde gesagt, entsetzt.
18:07Gott opferte seinen Sohn doch nicht irgendwelchen Eingeborenen.
18:13Gott opferte ganz ohne Zweifel seinen eingeborenen Sohn.
18:16Ja, da war ich wohl etwas zerstreut.
18:19Etwas.
18:20Und dann handelt es sich auch nicht um irgendeinen warmherzigen Bernhardiner,
18:24sondern eindeutig um den barmherzigen Samariter.
18:28Ja, ja, danke, Toni.
18:30Danke.
18:31Mein lieber Bruder, Sie sollten sich nicht so aufregen.
18:34Trotz Ihrer Jugend kann ein gewaltsamer Andrang des Blutes zum Gehirn
18:39nicht ganz ohne Folgen sein.
18:41Prost.
18:42Ja, das kommt ja noch dazu.
18:44Prost statt des Amens.
18:47Oh, Herr, in welche Gegend hast du mich hier verbannt?
18:49Also, da wir gerade so nett plaudern, Sie sollten darauf achten,
18:53dass unsere gute Frieda die Verwirrung ihrer Gefühle in eine gewisse Richtung
18:58wieder in den Griff bekommt.
19:00Also, Hochwürden, der Herr ist mein Zeuge,
19:04dass ich mir keinerlei, aber auch nicht der geringsten Verfehlung bewusst bin,
19:08die eine solche Sinnesverwirrung bei der armen Frieda hätte auslösen können.
19:12Naja, wir werden Ihr Kind schon schaukeln.
19:14Hochwürden.
19:15Oh ja, das war in diesem Fall eine etwas schlechte Bemerkung.
19:18Ja, leider nicht die einzige.
19:20Sie erlauben, dass ich mich nunmehr mit meinem Fahrrad wieder entferne.
19:24Ja, ja, ich erlaube.
19:25Mo, mo, mo, mo, man, wie soll ich denn nach Hause kommen?
19:28Zu Fuß hochwürden.
19:30Einfach und geradeaus, immer zu Fuß.
19:33Zu Fuß hochwürden.
19:35Der Junge ist fürwitzig.
19:37Der wird langsam obstinat.
19:40Ha!
19:42Die Wege des Herrn sind lang.
19:44Ha, ha, besonders zu Fuß.
19:46Ich sag's euch, meine Kuh leidet seit einer Woche an akuter Appetitlosigkeit.
19:53Da machst du einen Fehler, mein lieber Sohn.
19:56Herr Pfarrer, grüß Gott.
19:57Grüß Sie Gott.
19:58Du musst nicht beten, Jesus, meine Kuh frisst nicht,
20:02sondern Jesus, meine Kuh frisst nicht.
20:05Sie haben nichts dagegen, wenn ich da drüber später lache, gell?
20:09Ja, jetzt darf ich nämlich nicht daheim auch wieder lachen.
20:12Ja.
20:13Hab immer schon gelacht.
20:14Ja.
20:15Dann bin ich dazu in den Keller runtergegangen.
20:16Ja.
20:17Servus beinand.
20:18Servus.
20:19Servus.
20:20Ah, Herr Brink!
20:21Lorenz, deine Frau Gemahlin schaut schon den ganzen Machmittag so sehnsüchtig zum Finstern aus.
20:26Jetzt tut's mir gleich direkt leid.
20:27Grüßt Sie halt, ich hab nichts dagegen.
20:29So.
20:30Also Männer, passt einmal auf.
20:31Ja.
20:32Ich möchte jetzt das Projekt der Flurbereinigung ganz schnell vorantreiben.
20:36Ja.
20:37Und dazu ist es wichtig, dass wir nicht länger nur so ein unbedeutender Punkt auf der Landkarte sind.
20:42Nein, nein, die da oben sollen ruhig wissen, dass es bei uns auch rührige, intelligente und durchsetzungswillige Kommunalpolitiker gibt.
20:53Jawohl.
20:54Das war jetzt eine lange und schöne Rede.
20:56Ja, Politik fängt im Kleinen an, aber auch im Bonn und später in Berlin werden fähige Köpfe gebraucht.
21:04Jawohl.
21:05Aha, Berlin.
21:06Und da denkst du an dich.
21:08Das sagt der Eiskalt.
21:11Das steht jetzt überhaupt nicht zur Debatte.
21:14Du, Papa.
21:15Ja.
21:16Kannst mir du draußen mal helfen?
21:17Ja, Moment, Moment, Moment.
21:19Der redet mir zu viel von Berlin.
21:21Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass ich Bürgermeister werde.
21:24Du.
21:25Ja.
21:26Bist ja nicht einmal im Gemeinderat.
21:28Geht ja gar nicht.
21:29Da legst du aber falsch, mein Lieber.
21:31Es sind nämlich auch Direktwahlen möglich.
21:33Du kannst ja schon direkt nach Berlin fahren.
21:35Ja.
21:36Wir besuchen dich dann in Berlin, gell?
21:38Ja.
21:39Auch wenn wir dich blutenden Herzens ziehen lassen.
21:42Aha.
21:43Aha.
21:44Aha.
21:45Jetzt habe ich mir gedacht, man weiß unter erwachsene Leute, da weiß man unter geistig degeneriertem Schaftelhubert,
21:52und mich seht ihr so schnell nimmer da, gell?
21:54Du wirst der Kraften.
21:56Ja, dir wird's nachher auch noch vergehen, gell?
21:59Ich weiß nicht, warum ihr den Arben immer so ärgert.
22:02Ja, weil er sich immer so aufregt.
22:04Da streite ich mit ihm so schön.
22:07Kauft er eine halbe, du hast es verdient.
22:09Hey, hey, hey, hey, hey.
22:11Was ist denn da los?
22:12Hey, hey, hey, hey.
22:14Hey, hey, hey.
22:16Ja, ja, ja.
22:19Ja, was ist denn da los?
22:22Der Herr soll uns gnädig eine Gänseinvasion.
22:26Ja, Mama, du schickst einfach gar nichts zurück.
22:30Jetzt wenn mir einer sagt, was das werden soll, dann weiß ich, was das ist.
22:34Mein Gott, was das Pfundiger.
22:37Habt ihr das gesehen, wie hoch ich mein Bein geschmolzen habe?
22:43Also auch nicht höher als ich.
22:46Und ich habe es gleichzeitig hochgebracht.
22:51Toni, wir haben ihn durch. Bring was zum Trinken.
22:55Also, meine Damen, ihr habt euch großartig gehalten.
22:59Ich muss ja zugeben, es war eine Mordsgaude.
23:02Aber jetzt tun mir die Knochen weh.
23:05Wenn wir das Programm jetzt sechs Wochen durchhalten, werden wir wieder jung und elastisch.
23:10Wo schaut ihr denn jetzt alle so geistlos rein?
23:13Alter, du kannst deinen Brotladen auch wieder zumachen.
23:16Toni, Toni.
23:18Ja, ist irgendwas passiert?
23:20Ja, ein Sekt für uns. Aber für dich doch nicht.
23:24Was? Sekt? Ich glaube, ich trinke ein Pferd.
23:27Leute, erzählen mir sofort, was hier gefeiert wird.
23:31Stangl-Opa, ich erkläre es Ihnen gerne.
23:33Wir Damen gründen den Club der Golden Girls von Oberdorf.
23:41Toni, einen Champagner.
23:46Ja, ich bin ja auch da. Ich habe bloß meine Tasche noch.
23:49Ja, mein Alter.
23:51Wieso bist du denn da und nicht im Haus, wo ich dir verboten habe, selbiges zu verlassen?
23:55Weil ich das Boot bedrohe, das mich von dir einsperren lasse, oder was?
23:59Jetzt streitet nicht schon wieder. Der Abend war doch so lustig.
24:02Der wird gerne viel lustiger werden. Auf, Marsch, ab, heim.
24:05Nichts, da bleibe ich. Kapiert?
24:08Weibelein.
24:10Bitte?
24:11Wenn du unbedingt recht haben willst, dann ...
24:13Dann?
24:14Gehen wir jetzt dann gleich miteinander heim.
24:16Oh, Lorenz Birnstengel, ich bin von dir bitter enttäuscht.
24:21Was sagen Sie, Herr Pfarrer?
24:23Liebe Gott, ich danke dir, dass ich nicht heiraten muss.