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Afrika leidet weiter unter Landgrabbing: Internationale Großkonzerne beuten Agrarflächen aus. In Sierra Leone sorgt eine Gruppe für mehr Gerechtigkeit.

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Transkript
00:00Sierra Leone, reich an Bodenschätzen und doch eines der ärmsten Länder der Welt.
00:14Wir haben viele Unternehmen, die im großen Stil in den Bergbau oder die Landwirtschaft einsteigen.
00:20Sie benutzen uns als Werkzeug, dann verschwinden sie. Nichts als leere Versprechungen.
00:25Doch gegen die Ausbeutung durch internationale Konzerne regt sich Widerstand.
00:31Wir stellen sicher, dass die Kommunen wissen, dass sie Rechte haben.
00:36Es geht ihnen um Gerechtigkeit, Paralegals, Rechtsanwaltsgehilfen.
00:41Ihr Ziel faire Verträge für die Landbesitzer, die bei Verhandlungen mit den Konzernen sonst chancenlos sind.
01:00Abdullay Tommy arbeitet für die gemeinnützige Organisation Namati als Paralegal.
01:06Tommy und sein Team sind keine vollständig ausgebildeten Rechtsanwälte,
01:11aber sie haben ein juristisches Training absolviert und können so die Kommunen beraten.
01:18In Sierra Leone gibt es nicht viele Anwälte und die wenigen, die es gibt, leben in der Regel in den Städten.
01:26Wir wollen sicherstellen, dass auch die Menschen auf dem Land Zugang haben zum Rechtssystem.
01:31Als Paralegals können wir ihnen die Gesetze erklären und wie sie von ihnen profitieren können.
01:37Letztlich gestalten wir so das Recht mit.
01:44Heute machen sich Tommy und sein Team auf in Richtung Bond, auf der Insel Sherbro ganz im Süden des Landes.
01:53Keine ganz einfache Reise, der Weg dorthin führt über unbefestigte Straßen.
01:57Oft geht es nur mit dem Motorrad weiter, mit dem Boot oder eben zu Fuß.
02:06Die Brücke ist im vergangenen Jahr zusammengebrochen und jetzt ist es schwieriger auf die andere Seite zu kommen.
02:15Aber mit der Fähre geht das schon.
02:18Auf ihrer Reise sehen sie die Auswirkungen des sogenannten Landgrabbings.
02:24Riesige Baustellen internationaler Konzerne.
02:28Was hat das damit auf sich? Warum ist die Tätigkeit solcher Konzerne problematisch?
02:34Nach einer Studie der Universität Lagos sind etwa zwei von 5,4 Millionen Hektar Agrarland in Sierra Leone an multinationalen Landgrabbern betroffen.
02:42Also etwa 40 Prozent.
02:44Die Pachtverträge kommen oft ohne jegliche Beteiligung der lokalen Bevölkerung zustande.
02:51Wir haben oft gesehen, wie Konzerne hier riesige Bergbau- oder Agrarprojekte angehen.
02:57Wenn es dann um das Einhalten von Vorschriften geht, lassen sie oft nicht mit sich reden.
03:03Das Ignorieren von Vorschriften kann sehr ernste Folgen haben.
03:06Früher lebte hier eine Dorfgemeinschaft.
03:09Doch die Arbeiten hier haben das Grundwasser kontaminiert.
03:12Mit der Folge, dass alle umgesiedelt werden mussten an einen anderen Ort.
03:21Bergbau wirkt sich massiv auf die Umwelt aus.
03:25Wir wollen erreichen, dass die Kommunen hier wissen, was sie tun müssen.
03:29Das Team setzt seine Reise nach Bond fort.
03:32Von hier aus geht es nur noch auf dem Boot weiter.
03:37Tommy und die anderen durchqueren die Mündungsgebiete der Insel Sherbrooke.
03:44Auf beiden Seiten sind sie auf dem Boot.
03:47Sie sind auf dem Boot.
03:49Sie sind auf dem Boot.
03:51Sie sind auf dem Boot.
03:53Sie sind auf dem Boot.
03:55Sie sind auf dem Boot.
03:57Auf beiden Seiten dichte Mangrovenwälder.
04:01Nach einer Stunde mit dem Speedboot kommt das Team an.
04:13Bonds Architektur erinnert an Sierra Leones Vergangenheit als britische Kolonie.
04:18Damals waren es die Briten, die mit den Boden schätzten Geschäfte machten.
04:22Heute sind es die Konzerne.
04:26Das Unternehmen, das in der Region um Bond investieren will, heißt West Africa Blue.
04:31Hier genannt Africa Conservation Initiative, kurz ACI.
04:35Ihr Interesse? Die Mangroven.
04:40Wir wollen wissen, welchen Wert haben die Mangroven für das Unternehmen?
04:47ACI will die Mangrovengebiete pachten, weil sie das klimaschädliche Kohlendioxid binden.
04:53Das Geschäftsmodell ist, die Abholzung zu reduzieren, Schutzgebiete einzurichten und eine nachhaltigere Form des Mangrovenabbaus einzuführen.
05:02Die langsamere Abholzung kann gemessen und in Form von Kohlendioxid-Zertifikaten an andere Unternehmen verkauft werden.
05:11Wie das genau funktioniert, dazu später.
05:14Tommy und sein Team reisen zu einer der vielen Dorfgemeinschaften, die mit ACI über die Verpachtung der Mangrovengebiete verhandeln.
05:22Namati will den Kommunen helfen, eigene Vorschriften zu entwickeln.
05:26Für den Schutz und den Abbau der Mangroven, die für viele hier eine Lebensgrundlage darstellen.
05:32Bei der Ankunft werden sie vom Bürgermeister empfangen, Pa Thomas Farmer.
05:37Er lebt vom Fischfang und erklärt uns, warum die Mangroven für die Menschen hier so wichtig sind.
05:46Wir bauen damit unsere Häuser und räuchern die Fische damit.
05:53Wenn man hier herkommt, hat man den Eindruck, dass die Menschen hier aufgegeben haben, weil sie niemanden haben, mit dem sie über ihre Sorgen reden können.
06:06Wie also helfen die Paralegals den Gemeinschaften hier?
06:10Das Team von Namati und die Anwohner versammeln sich im Schatten einiger Palmen.
06:22Als erstes erklären wir ihnen, welche Rechte sie als Landbesitzer haben. Eine Art Einführung.
06:28Wir tun nicht so, als ob wir für alles eine Lösung haben, sondern helfen ihnen, selbst Lösungen zu entwickeln.
06:35Regeln, darum geht es.
06:38Und darum, die lokalen Gemeinschaften beim Entwickeln der Regeln mit einzubeziehen.
06:43Ein Problem dabei, in Sierra Leone werden mehr als 20 Sprachen gesprochen, oft muss ein Teammitglied übersetzen.
06:49Paralegal Dauda Golia wurde in Bond geboren.
06:53Hier hat jedes Dorf eigene Gebräuche und Traditionen. Die muss man kennen und respektieren, wenn man mit den Leuten arbeiten will.
07:06Seit 2022 gibt es neue Gesetze, die diese Herangehensweise fördern sollen. Jede Dorfgemeinschaft muss Pachtverträgen zustimmen.
07:16Wir haben ihnen vorgeschlagen, nur Vorschriften zu erlassen, die zu ihnen passen und die die Mangroven nicht gefährden.
07:26Die Dorfgemeinschaften sollen erst einmal diskutieren, was ihnen wichtig ist, bevor sie mit einem Großkonzern verhandeln.
07:36Wir müssen die Entwicklungspläne sehen, bevor wir irgendeine Vereinbarung treffen.
07:40Es war das erste Mal, dass Parfama und sein Dorf eine rechtliche Beratung hatten.
07:45Namati ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die sich durch Spenden finanziert. Ihre Beratung ist kostenfrei.
07:54Früher war ein Anwalt quasi unbezahlbar, außer Reichweite. Und niemand hier wusste, dass wir auch Rechte haben.
08:02Zurück zur African Conservation Initiative. Wer sind sie? Und wie funktionieren Kohlenrechte?
08:08Heute zeigt ACI, wie man einen Ofen baut, der weniger Mangrovenholz benötigt.
08:15Das Unternehmen will umweltschonende Alternativen zu traditionellen Lebensweisen zeigen.
08:20Das Ziel ist, die Mangrovenwälder zu schützen.
08:26Sean Fitzpatrick ist ACIs leitender Techniker.
08:30Ich bin seit einem halben Jahr hier.
08:33Wissen Sie, ich habe mir Satellitenbilder angeschaut von allen Ländern in der Gegend.
08:38Sierra Leone ist gesegnet mit diesem Mangrovenwald, den es hier immer noch gibt.
08:44Fitzpatrick erklärt, wie man mit dem Erhalten dieser wertvollen Pflanzen Profit macht.
08:50Nehmen wir mal an, wir haben 1000 Hektar Mangrovenwald, die jedes Jahr abgeholzt wurden in den letzten sechs bis zehn Jahren.
08:57Und dann kommen wir mit ein bisschen Konservierung und neuen Methoden, und dann ist es nur noch die Hälfte, die abgeholzt wird.
09:05Die erhaltenen 500 Hektar entsprechen dann exakt so und so vielen Tonnen Kohlendioxid, die sonst in die Atmosphäre gegangen wären.
09:13Unternehmen können dann die entsprechenden CO2-Zertifikate kaufen, um den eigenen Fußabdruck zu kompensieren.
09:20Nicht alle hier sind von dem Geschäftsmodell überzeugt.
09:24Wie wirkt sich das auf die Fischer hier aus?
09:28Nur wenige Meter entfernt vom Ofen-Bautraining treffen wir Emmanuel Pange.
09:37Ich gehe in den Wald und fälle Mangroven, die ich dann verkaufe. So verdiene ich Geld.
09:42Siehst du die Oster?
09:44Ostern sind eine weitere Lebensgrundlage. Pange schneidet sie von den Mangroven und verkauft sie. Für 70 Cent das Kilo.
09:53Damit das Geschäftsmodell mit den CO2-Zertifikaten funktioniert, muss die Abholzung des Mangrovenwaldes deutlich reduziert werden.
10:00Emmanuel Pange ist der Erste, der das Geschäftsmodell mit den CO2-Zertifikaten verkauft.
10:05Damit das Geschäftsmodell mit den CO2-Zertifikaten funktioniert, muss die Abholzung des Mangrovenwaldes deutlich reduziert werden.
10:11Emmanuel ist bereit, seine Lebensweise zu ändern, aber er bittet um Hilfe, zum Beispiel dabei, den Fisch frisch zu halten, um ihn auf dem Markt verkaufen zu können.
10:21Wir können aufhören, die Mangroven zu fällen, aber dann brauchen wir Elektrizität und Transportmittel.
10:26Sein ganzes Leben lang wurden Emmanuel falsche Versprechungen gemacht, von Unternehmen, die den Reichtum seines Landes ausbeuten, ohne dass Einheimische wie er davon etwas haben.
10:36Die kommen einfach hierher und dann fühlst du dich im eigenen Land wie ein Fremder, weil du keine Macht hast, sondern die da oben. Deshalb leiden wir uns hier in Leone.
10:48Dieses Gefühl der Machtlosigkeit der einfachen Leute ist genau das, was Namati ändern will.
10:54Tommy ist überzeugt, dass die Verhandlungen mit ACI anders sind, die Kommunen sind stärker eingebunden als sonst.
11:06Der Unterschied ist, dass alle von Anfang an beteiligt waren, dass sie mitgekommen sind.
11:12Sie sind beteiligt an der Verpachtung ihres Landes.
11:20Ich bin froh, dass diese Leute herkommen und mir sagen, welche Rechte ich habe, damit ich nicht mein Land hergebe, ohne eine anständige Vereinbarung.
11:28Der nächste Schritt bei den Verhandlungen ist die Frage, wie der Profit aus dem Geschäft mit den CO2-Zertifikaten aufgeteilt wird.
11:37ACI will seine Pacht ausweiten, von 10.000 auf 74.000 Hektar.
11:43Experten schlagen vor, dass die Verhandlungen mit CO2-Zertifikaten in der Verhandlungen- und Verbraucherschutzregelung,
11:50ACI will seine Pacht ausweiten, von 10.000 auf 74.000 Hektar.
11:57Experten schätzen, dass so in den kommenden Jahrzehnten Millionen Euro erwirtschaftet werden könnten.
12:03Das Unternehmen hat versprochen, die Hälfte der Einkünfte an die Dorfgemeinschaften weiterzugeben.
12:09Und die wollen gemeinsam mit dem Team von Namati ein genaues Auge darauf haben, dass die Versprechen diesmal auch eingehalten werden.
12:19Vertraue und glaube, es hilft, es heilt die göttliche Kraft!

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