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Die Rosenheim-Cops (87) Staffel 6 Folge 11 - Tod eines Dichters

Ein Schock für die Stadt Rosenheim, denn der diesjährige Stadtschreiber Rosenheims, Florian Haffner, stürzt kurz vor einer Lesung, die er immer auf einem Felsplateau stehend vorzutragen pflegte, zu Tode. Die beiden Cops, Korbinian Hofer und Christian Lind, finden rasch heraus, dass es sich um Mord handelt, denn die Steinplatte war zuvor mit einem Brecheisen gelockert worden. Eine erste Spur führt die Kommissare zum wohlhabenden Steinmetz Felix Auer, der als einer der Sponsoren großzügig den Stadtschreiberpreis finanzierte, und sich dennoch vom diesjährigen Preisträger öffentlich lächerlich machen lassen musste.
Auer hatte vor Jahren auf eigene Kosten eine Aphorismensammlung veröffentlicht, und Haffner hatte sich einen Spaß daraus gemacht, wöchentlich einen Aphorismus nach dem anderen durch den Kakao zu ziehen. Auer strengte eine Unterlassungs-klage an, ohne Erfolg. Ins Visier der Ermittler gerät auch Auers Anwalt Herbert Sommer, dessen Frau Silke mit Haffner ein Verhältnis hatte. Aber auch Theodor Bruckner, der ehrenamtlich die Sponsorengelder verwaltete, hat etwas zu verbergen, denn in der Stadtschreiberwohnung wurde eine beträchtliche Summe Bargeld gefunden. Bruckners Erklärung hierzu erweist sich als wenig plausibel.

Die Rosenheim-Cops (87) Staffel 6 Folge 11 - Tod eines Dichters
Die Rosenheim-Cops (87) Staffel 6 Folge 11 - Tod eines Dichters
Die Rosenheim-Cops (87) Staffel 6 Folge 11 - Tod eines Dichters
Die Rosenheim-Cops (87) Staffel 6 Folge 11 - Tod eines Dichters
Transkript
00:00Diesen Pfad ging Karl-Otto Herwig Abend für Abend, um sich aus dem Anblick dieser herrlichen
00:19Landschaft Anregungen für seine naturnahe Lyrik zu holen.
00:25Ja, seine Spaziergänge, die führten ihn noch stets an diesem wunderschönen Gehöft vorbei.
00:33Eine wahrhafte Idylle, die er des Öfteren in seinen Gedichten besungen hat. Besonders schön,
00:43wie ich finde, eines, was dort auf jener Bank entstanden ist. Wenn abends der Bauer,
00:53nachdem er tagsüber das Feld bestellt, am Weizenglas sich gütlich hält, so tut er
01:02dies mit gutem Grund. Hat er denn nicht in mühsamer Arbeit, Raben, dem Boden, Früchte abgetrotzt,
01:12und soll sich jetzt versagen, was seine Magd ihm aufgetragen hat? In dem Wissen,
01:21dass seine Taten sinnvoll sind. Da ist ja auch schon unser Bus. Auf geht's zur Höllenschlucht,
01:33wo uns der Herr Florian Hafner, der diesjährige Stadtschreiber von Rosenheim,
01:39zum literarischen Höhepunkt unserer Wanderung auf herrlich Spuren erwartet.
01:46Himmelherrschaftszeiten. Korbinian. Kulturtourismus, eine prima Idee. Wir sitzen
01:52da wie die Affen im Tierpark und das Geschwär rinnt auf dem Hof umher. Die zehn Minuten hältst
01:56schon aus. Das Ganze ist wichtig, weil jeder Tourist bringt Geld nach Rosenheim. Heutzutage
02:00musst du schon ein wenig mehr bieten, als wie Zimmer mit Frühstück. Und überhaupt war das
02:03kein Provinzdichter, hast du wieder nicht aufgepasst in der Schule. Also. Jetzt kriegst du
02:07erst einmal ein wenig Nachhilfe. Also. In seiner Lyrik war er vor allem Naturbeschwörer. Seine
02:13Kritiker nannten ihn etwas abfällig Agrarromantiker. In seinen Romanen dagegen präsentierte er sich als
02:19messerscharfer, aber humorvoller Beobachter des voralpenländischen Menschenschlags. Geboren in
02:25Rosenheim, ist er dort im Januar 1976 gestorben. Mein Beileid. Kulturschluss hat er im Prospekt
02:32rausgebracht, zum Bruckner seinen literarischen Abendspaziergängen. Na prima. Da werden ja bald noch
02:38mehrere Leute hier schlafen. Die Leute fahren da voll drauf ab. Literatur und Originalschauplätze.
02:42Na, das ist doch schön.
02:43Also. Diesen Ort hat Herwig in seinen letzten Jahren oft aufgesucht. Er hat ihm ja sogar eine
03:06Ode gewidmet. Bei Regen in der Höllenschlucht. Ja, das Wetter wie bestellt für uns. Ja. Herr Hafner?
03:16Ja, jetzt müsste der Hafner aber eigentlich da sein. Ich versteh das nicht. Hafner!
03:25Oh mein Gott.
03:37Ist es nicht ein herrliches Fleckchen? So friedvoll. So still. Und wie es riecht so. Gut. Ja, bei uns ist es einfach schön.
03:51Der Moa. Der Moa. Michi, was gibt's? Kennst du die Höllenschlucht? Was schreist denn so?
04:05Freilich geht die Höllenschlucht. Da hat's einen Abentraut. Ein Unfall? Ja, ist schon möglich. Auf den ersten Blick. Und auf den zweiten Blick? Wahrscheinlich auch. Wenn er nicht so gut geschult ist wie der meine. Also der Blick. Was? Versteh ich kein Wort.
04:18Hast du irgendwas entdeckt? Hast du was gesehen? Oder warum bist du da? Freilich hab ich was entdeckt. Spuren hab ich entdeckt. Und zwar wie von einem Eisen. So wie ein Hebel. Weißt schon, wie ich mein? Und zwar in der Erde drin, aber auch auf dem Stein. Möglicherweise. Was meinst du da möglicherweise? Ja, die Spuße wird's schon klar heute schaffen. Hast du dich schon bestellt? Ja, logisch.
04:39Ich war als Kind so voll in der Höllenschlucht. Und mir ist da irgendwas passiert. Da, die war felsenfest, die Platte. Und jetzt auf einmal sollst du's runterhauen. Das kann doch nicht sein. Hast du den Lin schon angerufen? Ja, der ist gleich da. Ja, ist recht. Ich komm. Bis gleich. Verpiss mich, die Idylle.
05:09Warten Sie, Herr Lind. Nehmen Sie meinen Schirm. Ja, super.
05:38Ja, ist ja eine eindeutige Sache, oder? Zumindest was die Todesursache angeht. Ja. Danke. Gerne.
05:46Übrigens, die Leiter. Der hat der Tote extra herbringen lassen, damit er leichter zu dem Abgrund hinüberkommt. Und da wär er da gestanden und hätte seinen Vortrag vorgetragen. Einen Vortrag? Ja, was glauben Sie? Das war der diesjährige Stadtschreiber von Rosenheim. Florian Hafner, 27 Jahre alt, von Beruf Strittsteller halt. War eigentlich aus München. Hat aber von der Stadt Rosenheim ein Stipendium bekommen, das einem hiesigen Dichter gewidmet war. Moment.
06:14Ein Karl-Otto-Herwig, richtig? Ja, man kennt sich aus. Perfekt. Ja, also jedenfalls wollte er da drüben stehen und sein Gedicht aufsagen. Ist aber nicht mehr dazu gekommen, weil wenn die Leute gekommen sind, ist er schon gelegen gewesen. Aha, und wo sind die Leute jetzt alle hin? Ja, was weiß ich. Daheim oder im Hotel vielleicht. Die waren ja alle vollkommen geschockt. Haben Sie die ... Personalien. Mei, Herr Lind. Ja, Entschuldigung. Und hier haben Sie ja als Kind immer gespielt, ja? Hat mir Herr Hofer erzählt.
06:43Ja, ganz viel. Was steht denn da auf dem Schild? Höhlenschlucht. Herr Mohr. Höhlenschlucht, zutritt polizeilich verboten. Sehen Sie? Oh, mei, Herr Lind, das war doch damals doch gar nicht da gewesen. Da war ich noch nicht einmal bei der Polizei. Na, dann werde ich mal von weiteren Maßnahmen absehen.
07:03Das ist das Handy vom Toten. Nass. Ah ja, danke.
07:11Der Kaffee ist fertig. Das ist nämlich eine Absicherung des Zugangs zu Todort. Bravo. Michi. Ja, Mohr, hört. Was soll denn das? Los, ein Auto geht in Absperrung. Wo seid ihr denn? Ich kann mich ja nicht zerreißen, ich bin gleich da. Wie geht's dir denn an?
07:29Ja, eh ganz gut. Spuße ist eigentlich schon fertig und ... Was ist mit der Berge des Toten? Das wollte ich doch gerade sagen. Der liegt praktisch schon am Tisch, also bei der Frau Dr. Kern. Ich habe schon alles gemacht.
07:43Morgen, Frau Stocker. Guten Morgen. Guten Morgen. Was manipulieren Sie denn an der Uhr immer noch? Haben Sie es nicht gemerkt, ich bin immer nachgegangen? Nein. Ja, weil Sie ja auch synchron mit ihr waren.
07:56So soll's sein. Und jetzt habe ich ja ordentlich Dampf unterm Hintern gemacht. Dann ist sie aber nicht mehr synchron mit mir. Das stimmt, aber dafür haben wir jetzt ja noch Feierabend. Kommen Sie wieder rein.
08:04Ach, ich habe ja hier noch das Handy vom Toten. Wenn Sie das bitte zur KTU geben würden. Ich? Ja, ich bin gestern Abend nicht mehr dazugekommen. Vielleicht finden wir etwas über die letzten Stunden vor seinem Tote heraus.
08:14Ja, selbstverständlich. Ach, übrigens, da drüben, da wartet ein Herr Bruckner wegen diesen Höllenschlucht-Geschichten gestern Abend. Ah ja, danke. Danke.
08:24Grüß Gott, Herr Bruckner. Grüß Gott, hallo. Sagen Sie, ist das nicht unfassbar? Das muss ja passiert sein, als wir bei Ihnen auf dem Hof waren. Wahrscheinlich.
08:37Frau Jungermann, gibt es schon Erkenntnisse? Nein, die Untersuchungen laufen ja gerade erst an. Nehmen Sie bitte wieder Platz.
08:44Frau Stockel, bevor Sie rübergehen, könnten Sie uns noch zwei Kaffee? Ja, gerne.
08:49Ich meine, weil Ihr Kollege, der Herr... Mohr. ...der Herr Mohr so Andeutungen gemacht hat, weil es mit rechten Dingen zugegangen ist, er könnte ja auch nur ausgerutscht sein bei dem Regen.
09:05Ja, ja, das ist durchaus möglich, Herr Rahm. Wir haben auch Spuren gefunden, die darauf hindeuten, dass diese Steinflatte absichtlich gelockert wurde. Mit Absicht? Aber wer sollte ihm so etwas antun wollen?
09:17Ein junger Literar, warum? Herr Bruckner, das Gedicht, das der Herr Hafner da oben vortragen hat... Ode. Ode. Ode, Verzeihung, das ist natürlich ganz was anderes. Hat das immer Ihr benommen, oder haben Sie sich da abgewechselt?
09:31Nein, nein, nein, nein, das war sein Auftritt, seit er sein Stipendium vor einem halben Jahr angetreten hat. Ich hätte mich auch gar nicht so nah an den Abgrund herangewagt, aber er hat das regelrecht genossen.
09:43Sie hätten die Gesichter sehen sollen, als er seinen Text vor den versammelten Honorationen der Stadt vorgetragen hat, auf unserem Jubiläumsspaziergang, hoch über der rauschenden Tiefe, wie... wie ein Turmspringer.
09:59Er hatte ja auch eine Holzleiter, um möglichst nahe an diesen Vorsprung heranzukommen. Ja, ja, die habe ich gesehen. Danke. Danke sehr.
10:07Ah, und Frau Stockl, wären Sie bitte so nett und würden Sie etwas über Florian Hafner in Erfahrung bringen? Ach, der junge Dichter? Genau der. Selbstverständlich gerne, Herr Lind.
10:17Die Frist im Ersterhund.
10:22Und Sie haben Herrn Hafner betreut? Als Vorsitzender der Karl-Otto-Herwig-Stiftung gehört das zu meinen Aufgaben, ja. Das heißt, Sie kannten ihn näher?
10:31Privat? Na ja, ich habe seine Arbeiten gelesen, ja. Ich sitze ja auch in der Jury, die die Stipendien vergibt, aber sonst beschränkt sich mein Kontakt zu den Literaten auf das organisatorische. Terminabsprachen, Bankette, Lesungen, Empfänge.
10:52Und gibt es eigentlich so etwas wie einen Überblick über Hafners Aktivitäten? Lückenlos. Es wird alles protokollarisch festgehalten. Ich muss ja auch Rechenschaften ablegen über den Verbleib der Gelder.
11:05Und Herr Hafner hat im Herwighaus gewohnt? Ein wunderbarer Ort. Es ist ja auch noch einiges erhalten aus Herwigs Zeit. Seine Schreibstube, seine Bibliothek.
11:19Haben Sie eigentlich das Haus schon mal besucht?
11:25Nein. Ob Sie uns auch einmal so eine schöne Gedenktafel anbringen, Herr Präsidium?
11:29Ja, für Sie auf jeden Fall. Hier ermittelte zwischen den vorgeschriebenen Melkzeiten Kriminalhauptkommissar Korbinian Hofer.
11:36Heute ist hier nicht nur die Stadtschreiberwohnung untergebracht, sondern auch unser Stiftungsbüro. Aber Sie wollen sich ja sicherlich zunächst einmal die Wohnung anschauen. Also bitte hier entlang.
11:49Das ist aber eine schöne Pergola. Ja, richtig.
11:54Verlässt sich fein dicht in so eine Pergola. Ja, wenn man die entsprechenden Reime kennt.
11:59Na ja, in der schönen Pergola sitzt ganz brav die Nicola.
12:04Und kriegt Besuch von Karola. Und dann kommt noch die Viola.
12:08Und gleich darauf die Fabiola. Und die bringt den Gorgonzola.
12:12Der schmeckt sehr gut auf Rucola. Na, so geht das.
12:15So, meine Herren. Bitte. Schauen Sie sich in aller Ruhe um, ja?
12:21Also, Hund ist ja schon der Hafner, gell?
12:24Das haben sie vom alten Güter her gesagt.
12:27Wer ist denn eigentlich das da? Wer?
12:30Ja, das da. Die doch da, Silke Sommer.
12:33Tatsächlich. Grüß Gott, hier spricht Silke Sommer, die Stimme von Radi Rosenheim.
12:39Das hörst du öfter, gell?
12:42Ja, und schau, wer da ist, der Reischl.
12:46Mei, wie er das bloß immer schafft, dass er so fesch ausschaut.
12:49Vielleicht sollte ich mir auch was anbinden.
12:512.600 Euro. So was tragt er einfach schön im Westentaschl spazieren.
12:56Tja, das könnte uns ja auf eine Spur bringen.
12:59Ja, vielleicht ist er ja damals dabei.
13:02Ja, hoffe ich.
13:05So.
13:07Rein spaziert in die gute Stube.
13:10Der Bericht von der KTU wäre da.
13:13Ist natürlich genauso, wie ich es gesagt habe.
13:16Eine Steinplatte ist manipuliert worden.
13:18Und zwar finden sich Spuren von einer Eisenstange,
13:22mittels derer die Steinplatte gelockert worden ist.
13:25Sodass der auf diese Weise aus seiner natürlichen Verankerung gelöste Stein
13:30einer vertikalen Belastung nicht standhalten konnte.
13:33Ja, auf gut Deutsch, Mord.
13:35Weil sobald sich da einer draufsteht, ist er unter.
13:37Ja, und dass der Hafner das vorgetragen hat,
13:39weil auf jeden Fall jeden Bekannten schon mal an der Tour teilgenommen hat.
13:42Ja, der konnte den Stein bearbeiten und in aller Ruhe abwarten,
13:46bis der Hafner wieder einen Auftritt hat.
13:48Das hätte sich in der Zwischenzeit aber auch jemand anders
13:51auf diesen Felsen stellen können.
13:53Das Risiko hat der Täter aber in Kauf genommen.
13:55Ja schon, aber so viele rennen da auch nicht auf.
13:57Am Werktag.
13:59Traut sich ja keiner so weit vor.
14:01Außer mir. Um den Hafner.
14:03Was sagt eigentlich die KTU zu dem Handy?
14:05War nix. Das trocknet noch.
14:07Na super.
14:09Frau Stockl, haben Sie was?
14:11Ja, mit dem Damenbild hat er es ganz schön gehabt,
14:14der Herr Schriftsteller, schauen Sie her.
14:16Auf jedem Bild hat er eine andere im Arm.
14:18Ich hätte da eine ganz spezielle Quelle, die ich anzapfen könnte.
14:22Ach nee.
14:24Ja, und das habe ich herausbekommen.
14:26Steinmulti-Auer-Stinksauer-Aufstandschreiber.
14:29Der Hafner hat sich nämlich über den Auer lustig gemacht,
14:33wegen seiner Afro...
14:35Aphorismen.
14:37Hündisch.
14:39Lebensweisheit.
14:41Ja genau.
14:43Ja, die hat er durch den Kakao gezogen, was eigentlich ganz schön blöd ist,
14:45weil der Auer hat ja den Hafner ernährt.
14:46Der Hauptsponsor der Herwegstiftung.
14:49Der Auer?
14:51Ja, und deswegen war er sauer, der Auer.
14:53Und was bedeutet dieses Steinmulti?
14:55Ja, der hat ein recht lukratives Zementwerk
14:57und einen imposanten Steinbruch ganz hier in der Nähe.
15:01Grüß Gott, Herr Hartziger.
15:03Grüß Gott, Herr Herr.
15:05Sind wir schon wieder auf der Wald?
15:07Ja, ja.
15:09Der Stadtschreiberfall hält uns auf den Beinen.
15:11Und wohin tragen diese Beinesinnung?
15:13Zur Felix Auer.
15:14Felix Auer?
15:16Ja, den kenne ich.
15:18Ist ja ein bisschen eine tragische Figur,
15:20hält sich für einen großen Philosophen,
15:22der durch seinen Beruf am Nachdenken gehindert wird.
15:25Sein Vater hat ihn schon früh in seine Zementfirma eingebunden.
15:29Naja, aber zu einem Aphorismenband hat er es ja trotzdem gebracht.
15:32Haben Sie den gelesen?
15:34Nein, nur davon gehört.
15:36Ja, er hat ihn im Eigenverlag rausgebracht,
15:38er ist aber Exemplar daheim, mit persönlicher Widmung.
15:40Ja, und unser Mordopfer
15:42hat ihn in seiner Funktion als Stadtschreiber öffentlich verrissen.
15:46Woche für Woche, Spruch für Spruch.
15:48Der Auer hat sich gar nicht mehr beruhigen können.
15:50Und waren diese Verrisse wenigstens gerechtfertigt?
15:52Sagen wir mal so,
15:54die Gedanken, die der Auer da formuliert hat,
15:56entstehen meistens und das ist mit.
15:58Das würde ich sprengen und dann auch alles fertig machen, oder?
16:01Haben Sie es oben auch reingehauen?
16:03Schauen Sie.
16:09Grüß Gott, Herr Hofer.
16:11Grüß Gott, Herr Auer.
16:13Das ist mein Kollege, Hauptkommissar Lindh.
16:15Guten Tag.
16:17Grüß Sie.
16:19Sie werden es schon erfahren haben,
16:21Ihr stipendiales Tod.
16:23Schlimm.
16:25Aber er war jetzt nicht speziell meiner.
16:27Ich unterstütze die Stiftung nach Kräften.
16:29Aber da bin ich nicht der Einzige,
16:31auch wenn ich mich ganz besonders
16:33für eine harmonische Ehe von Wirtschaft und Kunst einsetze.
16:35Wobei diese Ehe im Fall Hafner ja
16:37nicht so harmonisch war.
16:38Wer kann sich seine Künstler schon aussuchen?
16:40Sie sind doch in der Stiftung,
16:42die die Stipendien vergibt.
16:44Herr Hofer, ich bin ein Literaturinteressierter
16:46und habe da zweifellos meine Kenntnisse.
16:48Aber in erster Linie bin ich Unternehmer.
16:50Möge der Dichter das Wort bearbeiten.
16:52Ich halte mich an Stein.
16:54Das ist meine Devise.
16:56Apropos Metier,
16:58die Steinplatte, mit der Herr Hafner
17:00in die Schlucht gestürzt ist,
17:02ist absichtlich gelockert worden.
17:04Ach.
17:06Was heißt, dass der Herr Hafner ermordet wurde?
17:08Das ist natürlich schon der Konflikt,
17:10den Sie mit ihm hatten.
17:12Verstehe, verstehe,
17:14weil er sich mit meinen Aphorismen auseinandergesetzt hat.
17:16Ach, wissen Sie,
17:18es prallen so viele Anschauungen aufeinander.
17:20Platon, Aristoteles.
17:22Ich finde, man sollte das eher sportlich betrachten.
17:25Und das haben Sie getan?
17:27Es ist wahrscheinlich viel verlangt, Herr Auer,
17:29aber ein lückenloses Alibi
17:31über die letzten 24 Stunden
17:33vor Hafners Tod wäre hilfreich.
17:35Am Sonntagabend
17:36ist die Steinplatte Hafners Vortrag noch stand.
17:3824 Stunden?
17:40Wissen Sie, wie viele Steinbrüche ich habe?
17:42Sie haben also keins.
17:44Richtig.
17:46Ich denke, das war's fürs Erste, Herr Auer.
17:48Wir sehen uns wieder.
17:50Wiederschauen.
17:58Auer hier,
18:00Sie müssen mir helfen.
18:02Ich würde sagen, dann schauen wir jetzt mal,
18:04wie der Bruckner sich die Barschaft am Hafen erklären kann.
18:07Der müsste um die Zeit im Haus sein, der Bruckner.
18:10Wir sollten schon längst bei Frau Dr. Kern sein.
18:12Ja, Arbeitsteilung.
18:15Gut.
18:18Ich setze Sie beim Bruckner ab.
18:20Ja.
18:27Ja, am besten kommen Sie gleich vorbei.
18:29Ist irgendwas?
18:31Nein, nur ein Bandant, der gefragt hat,
18:33ob er vorbeikommen kann.
18:35Ich bin drin und arbeite.
18:39Herzlich willkommen bei Radio Rosenheim.
18:41Ich bin Silke Sommer
18:43und freue mich, dass Sie auch heute wieder dabei sind.
18:46Dass Sie auch heute wieder eingeschaltet haben.
18:48Eingeschaltet haben?
18:50Ja.
18:52Ich bin Silke Sommer
18:54und freue mich,
18:56dass Sie auch heute wieder dabei sind.
18:59Auch, Herr Lind.
19:01Bitte.
19:03Ich habe den jungen Mann noch mal untersucht.
19:06An der Todesursache selbst gab es ja nichts zu rütteln.
19:09Also einen Sturz aus dieser Höhe zu überleben,
19:11das wäre ja ein Wunder.
19:13Dafür habe ich etwas über seine letzten Stunden
19:16in Erfahrung gebracht.
19:19Einen Moment bitte.
19:21Oh ja.
19:23Danke.
19:25Er muss eine leidenschaftliche Begegnung
19:28gehabt haben.
19:30Davon zeugen nicht nur die DNA-Spuren,
19:32die ich an ihm sichergestellt habe,
19:34sondern auch diese Streifen hier.
19:36Die stammen eindeutig von Fingernägeln.
19:39Und zwar von sehr gut manikürten Fingernägeln.
19:42Und?
19:44Die Dame hatte einen eingerissenen Nagel.
19:46Dafür spricht diese Vertiefung hier.
19:49Wenn Sie also Hafners Geliebte finden wollen,
19:52dann müssen Sie nur auf ihre Hände achten.
19:54Das ist schlau.
19:56Danke.
19:59Und weiterhin noch viel Glück, Herr Lent.
20:04Sag nichts.
20:06Vom Reichel, oder?
20:08Weißt du, Michi, es gibt heutzutage wenige Menschen,
20:11die wissen, wie man einer Dame eine Freude macht.
20:13Ihr seid einfach ein Gentleman.
20:18Grüß dich.
20:21Weißt du, was komisch ist?
20:23Was denn?
20:25Sie sehen genauso aus wie die, die ich gestern beschlagnahmt habe.
20:26So, so.
20:28Von wem denn?
20:30Vom Reichel.
20:32Nein, nicht vom Reichel.
20:34Von ein paar Rutzlöffeln, die sie abgerissen haben im Stadtpark.
20:36Ja, Michi, das ist der Unterschied.
20:38Er gibt und du nimmst.
20:40Entschuldigung.
20:53Ach, und?
20:54Keine Erklärung dafür, woher die 2600 Euro stammen könnten.
20:56Das monatliche Geld von der Stiftung,
20:58das hat der Hafen immer per Überweisung gekriegt.
21:00Interessant finde ich, dass der Auer,
21:02der den Rühmanteil der Stiftung stellt,
21:04erwogen hat, sein Engagement zurückzuziehen.
21:06Wegen seines Streits mit Hafner.
21:08Und, gibt's was Neues?
21:10Der Herr Reichel wird da unser Haus- und Hofinformant.
21:13An ihm kostet ja nix.
21:15Außer Zeit.
21:17Sind die Rosen auch für ihn?
21:19Logisch.
21:21Auch noch Haus- und Hoflieferant.
21:23Der Herr Reichel, wie geht's?
21:25Die Herren Kommissare, grüß Sie.
21:27Unsere liebe Frau Stockl hat gemeint,
21:29ob ich vielleicht ein paar Interna dazu hätte,
21:31weil ich auf dem Foto da mit drauf bin.
21:33Aber mei, in der Haute-Vallee ist es immer so,
21:36da wirst du abgelichtet, ob du das willst oder nicht.
21:38Und vor den Paparazzi kann man sich ja gar nicht beätzen.
21:40Ja, ja, freilich.
21:42Jetzt zu den Internas.
21:44Ja, die.
21:46Also, die haben wir schon mal besucht,
21:48und die haben gesagt,
21:49dass wir uns ja auch mal besuchen müssen.
21:51Ja, die haben sich schon ganz gern gesehen.
21:53Da haben die Oberschl richtig Besuch bekommen.
21:55So haben die sich angegrinst.
21:57Ich mein, die Silke Sommer ist schon so ein Fetzen.
22:00Silke Sommer?
22:02Ja, die Moderatorin vom Radio Rosenheim.
22:04Habe ich denn diesen Namen schon mal gelesen?
22:06Gelesen wahrscheinlich nicht, eher gehört.
22:08Die hat ja jeden Abend ihre Sendung.
22:10Ist sozusagen on air, wie die Lateiner sagen.
22:13Ach, ich weiß.
22:16Ja, genau.
22:17Florian Haffner, Begegnungen gelesen von Silke Sommer.
22:20Wahrscheinlich.
22:22Ist die gute Dame alleinstehend?
22:24Also, wenn man so ausschaut, bestimmt nicht.
22:26Er da, das ist ihr Mann.
22:28Was?
22:30Der, der so krampfhaft wegschaut, ja?
22:32Herbert Sommer.
22:34Anwaltskanzlei hat er in der Altstadt von Rosenheim.
22:37Herr Hofer, Sie müssten den doch kennen.
22:39Einen, zwei Mal gesehen vielleicht.
22:41Bekannt kommt er mir schon vor.
22:43Aber jetzt, was meinen Sie?
22:44Was hat er von dieser Zusammenarbeit gehalten?
22:46Also, wenn Sie mich da schlagen, ich weiß es nicht.
22:48Herr Reinschl, ich würde das nie bis jetzt bringen.
22:51Vielen herzlichen Dank.
22:53Nichts zu danken.
22:55Jederzeit und immer gern.
22:57Danke, Wiederschauen.
22:59Frau Stockl, Sie haben wieder mal den richtigen Riecher gehabt.
23:02Ich glaube, ich habe Ihren Kollegen
23:04mit ein paar Insider-Tipps weiterhelfen können.
23:06Also, so wie ich die beiden Herren einschätze,
23:08haben die den Fall bald gelöst.
23:10Sehen Sie's.
23:12Ich wünsche.
23:14Danke, Herr Reinschl.
23:16Übrigens, Sie kochen einen hervorragenden Kaffee.
23:26Jeder packt gern mit.
23:28Michi!
23:30Ja?
23:32Seit du so nett kommst, komm mal her.
23:34Was ist denn?
23:36Stichwort Bayerische Agrarbank.
23:38Da hat der Hafner sein Konto gehabt.
23:40Sei so gut, geh hin und frag,
23:42ob die ihm in letzter Zeit Geld ausbezahlt haben.
23:44Der Betrag ist 2.600 Euro.
23:46Achso.
23:48Ach, und Herr Mohr, wenn die Frau Stockl bitte so nett wäre
23:51und sich mal hier die Sachen von Hafner vornehmen würde.
23:54Frau Stockl!
23:56Mir haben die Erzählungen auf Anhieb gefallen.
23:59Und dann war es ja auch eine Herausforderung für mich,
24:02mir die Texte stimmlich zu erarbeiten.
24:04Herr Hafner war mir da äußerst hilfreich.
24:08Sie haben sicher einige Zeit zusammen verbracht.
24:11Naja, die Betonungen festzulegen,
24:12den Rhythmus, die Melodiebögen,
24:14die den Sinnzusammenhang deutlich werden lassen.
24:17Da geht es um jedes Komma.
24:19Zeit, in der man sich auch näher kommt.
24:22Wie meinen Sie das?
24:24Herr Hafner war ein attraktiver junger Mann.
24:26Und deshalb gehe ich gleich mit ihm ins Bett oder was?
24:29Das nicht, aber möglich ist alles heutzutage.
24:32Weiß Ihr Mann, dass Sie ihn betrogen haben?
24:35Wie bitte?
24:37Oder wo haben Sie sich den Fingernagel eingerissen?
24:39Ausgerechnet da, wo Ihr Ehering sitzt.
24:43Wir können natürlich gerne einen DNA-Test machen,
24:46wenn Sie das wünschen.
24:48Also, wusste Ihr Mann Bescheid?
24:53Ja.
24:55Und, was schließen Sie jetzt daraus?
24:57Wie lange ging das schon?
25:00Drei Monate.
25:02Herr Hofer, stimmt's?
25:04Richtig, Herr Sommer.
25:06Guten Tag.
25:07Das ist mein Kollege Hauptkommissar Lindh.
25:09Die Herren sind wegen des Todes von Florian Hafner her.
25:12Sie wissen, dass ich ein Verhältnis mit ihm hatte.
25:14Ja, dass das mich zum Jubeln veranlasst hätte,
25:17davon kann keine Rede sein.
25:19Das Gegenteil ist allerdings auch nicht der Fall.
25:21Mich plagen weder tiefe Trauer noch ausgeprägte Hassgefühle.
25:25Das ist doch vermutlich, was Sie wissen wollen.
25:27Genau.
25:29Das sind Dinge, die passieren. Sie gehören zum Leben, man kennt das.
25:31Und geht entsprechend offen und erwachsen damit um.
25:33Dann haben Sie bestimmt auch kein Problem,
25:34uns ganz offen zu sagen,
25:36wie Sie den Tag vor Hafners Tod verbracht haben.
25:38Da muss ich Sie an meine Sekretärin verweisen.
25:41Den Abend? Die Nacht?
25:43Da war ich hier.
25:45Können Sie das bezeugen?
25:47Ja.
25:49Waren Sie nicht auf Sendung?
25:51Ja, doch. Von 21 bis 23 Uhr.
25:55Danke.
25:57Tja, das wär's dann fürs Erste.
25:59Sie halten sich bitte zu unserer Verfügung,
26:01falls noch Fragen auftauchen.
26:02Wir finden selbst raus, danke.
26:04Bitteschön.
26:06Ach ja, eins noch.
26:08War das nicht gerade der Herr Auer, der hier war?
26:10Ja, er ist ein Mandant von mir.
26:12In welcher Angelegenheit?
26:14Ich sehe keinen Grund, Ihnen das zu sagen.
26:16Ja, Herr Sommer vertritt mich.
26:18Oder jetzt muss man ja sagen, hat mich vertreten.
26:20Wollte mir Hafners Sport einfach nicht mehr länger bieten lassen.
26:22Dann hat Sie die Sache ja doch mehr aufgewühlt,
26:24als Sie uns heute Morgen erzählt haben.
26:26Der Wehr steht schon über den Dingen.
26:28Wie ist der Herr Sommer gegen den Hafner vorgegangen?
26:30Mit einer Unterlassungsklage.
26:32Aber glauben Sie, das hätte den interessiert?
26:34Was ihn natürlich noch mehr aufgeregt hat.
26:36Klar.
26:38Er lässt sich denn schon gerne vorführen,
26:40auch wenn er in der Öffentlichkeit steht, so wie ich.
26:42Und wie blöd stehe ich denn da,
26:44wenn ich so einem auch noch den Lebensunterhalt finanziere?
26:46Wer bin ich denn?
26:48Und wie kann Ihnen der Herr Sommer jetzt helfen?
26:50Jetzt, wo der Herr Hafner tot ist?
26:52Ja, Sie waren doch sofort bei mir
26:54und haben mich mit Ihren Fragen bombardiert.
26:56Nach einem Alibi gefragt.
26:58Das ist unsere Pflicht.
27:00Ich weiß doch ganz genau,
27:02was Sie sich zusammen fantasieren.
27:04Das heißt also,
27:06der Herr Sommer vertritt Sie jetzt auch im Mordfall Hafner?
27:08Ja.
27:10Wenn es sein muss.
27:12Schauen wir mal.
27:14Herr Auer.
27:21Hier ist Silke Sommer.
27:23Ich begrüße Sie auch heute Abend
27:25ganz herzlich bei Radio Rosenheim.
27:27Haben Sie heute in den Spiegel geschaut
27:28und in Ihrem Gesicht ein Fältchen entdeckt,
27:30das gestern noch nicht zu sehen war?
27:32Na, schaust denn du so?
27:34Gibt's.
27:36Du denkst, ich hab Falten, gell?
27:38Schmarrn!
27:40Du schaust eh aus wie jemand, der keine Sorgen hat.
27:49Ist das nicht Silke Sommer?
27:51Ja.
27:53Ich hab gedacht, Sie ist erst um halb zehn in unserer Sendung.
27:55Das ist eine Wiederholungssendung von gestern Abend.
27:56Stimmt aber heute auch noch.
27:58Aha.
28:00Ja.
28:02Aber jetzt ist Schluss.
28:04Nein!
28:06Doch!
28:08Habt ihr mit irgendwas anders gemacht, außer Radio hören?
28:10Selbstverständlich.
28:12Ich hab den Korb vom Hafner durchgesehen.
28:14Das hier sind die Verrisse vom Auer, seine Lebensweisheiten.
28:16Ich hab die alle kopiert und Ihnen auf den Schreibtisch gelegt.
28:18Herzlichen Dank, Frau Stubl.
28:20Gerne.
28:22Und ich war auf der Bayerischen Agrarbank wegen die 2600 Euro.
28:24Die sind bestellt,
28:26bestimmt von einem Scheck, den der Hafner eingelöst hat.
28:28Ja, ausgestellt von der Karl-Otto-Herweg-Stiftung
28:30und unterzeichnet von Bruckner.
28:32Mhm.
28:34Danke, Michael.
28:36Keine Ursache.
28:38Mir hat er erzählt, der Hafner wird per Beweisung bezahlt.
28:40Dann hätten wir uns diesen Bruckner mal vorknöpfen müssen.
28:42Mhm.
28:44Schafft man das heute nicht?
28:46Nein, das machen wir erst morgen, würde ich sagen.
28:48Was, schon so spät?
28:50Für was sind wir überhaupt hierher gefahren?
28:52Keine Ahnung, Gewohnheit.
28:54Was halten Sie für eine Abflussbesprechung?
28:56Bei einem gepflegten Glas Weizenbier im Rosenkreu?
28:58Einiges, aber wir haben einen Deal.
29:00Und heute wäre das Times Square.
29:03Stimmt so.
29:05Danke.
29:07Und seid Sie jetzt am Fall Hafner dran?
29:09Das ist Betriebsgeheimnis.
29:11Tschüss.
29:13Servus, bis zum nächsten Mal.
29:15Ich meine nur, weil der letzte Woche da war und ...
29:19Was und?
29:21Das ist jetzt auch Betriebsgeheimnis.
29:23Komm, Joe, jetzt höre ich nicht, erzähl halt.
29:25Der Hafner hat bei mir letzte Woche eine Lesung gegeben.
29:28Hafner, bei dir?
29:30Der Hafner.
29:33Man muss jungen Künstlern ein Forum geben.
29:37Ach, die Stimme.
29:40Worum geht's da?
29:42Das sind ziemlich erotisch angehauchte Geschichten.
29:45Also mir gefällt das auch.
29:47Und wem nicht?
29:49Das ist also nicht schwer zu enträtseln,
29:51wer mit der Stimme gemeint ist,
29:52wenn man sich die Geschichte anhört.
29:54Nämlich?
29:56Die Stimme von Radio Rosenheim.
29:58Sülke Sommer.
30:00Und die war auch hier.
30:02Und was ein bisschen peinlich war, ihr Mann ebenfalls.
30:04Und Hafner?
30:06Der hat in aller Ruhe seine Geschichte fertig gelesen
30:08und sich dann an den Borduck gehalten.
30:10Ah.
30:13Ah, spielen wir heute wieder mal Business, Frau?
30:15Hast du den Stall schon gemacht?
30:17Guten Morgen.
30:19Guten Morgen, Schwesterherz.
30:20So, sagen wir mal, in eurem Prospekt
30:23über die Herwegstiftung steht da auch was
30:25über die Höhe der Stiftungskrede drin?
30:27Nein, aber ich weiß es zufällig trotzdem.
30:29Was?
30:31Es sind 125.000 im Jahr.
30:33Das wirkt aber nicht, also der Staatsschreiber, oder?
30:35Schwan, damit werden Empfänge gezahlt,
30:37Lesungen, alles Mögliche.
30:39Die Erhaltung des Herweghauses wird damit auch finanziert.
30:41Aha, und der Bruckner kann dann
30:43nach seinem Gut Dünkel damit verfahren?
30:45Ja, aber der passt schon auf,
30:47dass er nicht zu viel ausgibt.
30:48Ja, aber er hat das Staatssektor.
30:50Ganz genau.
30:52Außerdem ist es ja auch nicht sein Geld,
30:54also kann er es nicht mit vollen Händen rausschmeißen.
30:57So, jetzt muss ich aber.
30:59Für dich.
31:01Auf, auf.
31:05Was ist mit meinem Frühstück?
31:07Kaffee ist in der Küche, die Eier sind im Stall.
31:10Im Stall, sehr witzig.
31:12Übrigens, du hast da was auf der Stirn.
31:14Was?
31:16Herrschaftszeiten.
31:19Herr Lindner, was gibt's?
31:21Sind Sie fertig mit Frühstücken?
31:23Nein, die Eier sind noch im Stall.
31:25Aha.
31:27Aber ich fahre trotzdem gleich los.
31:29Na gut, dann werde ich die Zeit effektiv nutzen
31:31und fahre schon mal bei den Sommers vorbei.
31:33Dass ich nicht sonderlich erbaut war,
31:35die Affäre meiner Frau in aller Öffentlichkeit
31:37breitgetreten zu sehen, ist doch verständlich.
31:39Aber dass ich deshalb einen Mordanschlag verübe auf Hafner,
31:41genauso gut hätte ich meine Frau umbringen können.
31:44Die war ja an der Angelegenheit nicht minder beteiligt.
31:47Aber beides ist natürlich Unsinn.
31:51Herr Bruckner, jetzt hören Sie endlich auf zu rumdrucksen
31:53und sagen Sie mir, wofür der Scheck war.
31:55Für besondere Leistungen.
31:57Welcher Art?
31:59Hafner hat für mich mehrere Handschriften
32:01von Herwegs Briefen abgetippt.
32:03Dafür ist das Geld.
32:05Ja, da muss doch eine Rechnung existieren von Herrn Hafner.
32:07Ja, natürlich.
32:09Das heißt, nein, er hat sie noch nicht geschrieben.
32:11Aber den Scheck haben Sie bereits gegeben gehabt.
32:13Ja.
32:15Ich weiß nicht für was,
32:17aber er brauchte das Geld dringend.
32:20Und das fällt Ihnen alles erst jetzt wieder ein.
32:22Wissen Sie was, Herr Bruckner, ich glaube Ihnen kein Wort.
32:24Wir gehen jetzt in Ihr Büro
32:26und da werde ich mir einen Einblick in Ihre Buchführung verschaffen.
32:28Bitte, bitte.
32:30Ach, Sie glauben,
32:32der Herr Bruckner hat Stiftungsgelder unterschlagen.
32:34Glauben ist gut.
32:36Diese Ablehnungen stimmen hinter und vorne nicht.
32:38Da sind Empfänge abgeredet,
32:40an die sich einige der geladenen Gäste
32:42gar nicht erinnern können.
32:44Das haben Sie überprüft?
32:46Ja, zusammen mit dem Herrn Lindh.
32:48Stichprobenartig.
32:50Na schön.
32:52Also, der Bruckner hat mir den Verwendungszweck
32:54seines Schecks für den Herrn Hafner
32:56nicht wirklich zwingend erklären können.
32:58Der Hafner wiederum war auf all diesen Empfängen.
33:00Und er hat in einem Haus gewohnt,
33:02in dem sich auch das Stiftungsbüro befindet.
33:04Von daher könnte er also
33:06auch diese Abrechnungen gekannt haben.
33:08Ach, Sie glauben, dass Hafner Bruckner erpresst hat?
33:10Wäre möglich.
33:12Na gut.
33:14Dann machen wir Nein.
33:16Aber Ihr Verdacht richtet sich gegen Herrn Sommer.
33:20Äh, ja.
33:22Einerseits.
33:24Er hat ein sehr starkes Motiv.
33:26Allerdings wird es schwer, ihm irgendwas nachzuweisen,
33:28solange wir nicht genügend Indizien haben.
33:30Ja, das Gleiche träfe er ja auch auf Herrn Auer zu.
33:33Ja, freilich. Er hat ein genauso starkes Motiv.
33:35Und sein Alibi,
33:37zumindest was den späten Abend vor Hafners Tod angeht,
33:39ist genauso schwach wie das von Sommer.
33:41Sagen Sie, Sommer ist doch Auers Anwalt.
33:42Ja, richtig.
33:44Das heißt, wenn wir Auer einbestellen, kommt Sommer auch.
33:46Ja, denke ich schon, ja.
33:48Ja, dann machen Sie das doch.
33:50Dann sehen wir, was dabei rauskommt.
33:52Mit Bruckner fangen wir an.
33:54Ja, es stimmt.
33:56Ich habe mir gelegentlich was abgezweigt
33:58von den Stiftungsgeldern.
34:00Na und, wem hat das schon geschadet?
34:02Ich mache den Vorsitz jetzt seit fünf Jahren.
34:04Ehrenamtlich. Alles unentgeltlich.
34:06Und ich habe mich nicht geschont all die Jahre.
34:08Und wenn ich dann ein bisschen meine Pension aufstocke, nu?
34:10Pension aufstocken ist gut, Herr Bruckner.
34:12Aber Sie haben Ihre Rechnungen gefälscht.
34:14Das nennt man Betrug.
34:16Ja, glauben Sie, das ist so einfach, ja?
34:19Wenn man Jahr für Jahr sieht,
34:21wie sich zum Teil sehr untalentierte Skribenten hier einnisten
34:25und in Saus und Braus von den Fondsgeldern leben?
34:29Das klingt aber sehr nach Neid.
34:31Nach Neid.
34:35Gut, nennen Sie es Neid, ja.
34:37So üppig habe ich als Lehrer nicht verdient,
34:39dass ich jetzt aus dem Vollen schöpfen könnte.
34:41Und die Pension, wie gesagt?
34:44Eben, eine Pension als Lehrer.
34:46Und dazu noch Ihre Führungen.
34:49Aber der Erlös daraus kommt doch auch dem Fonds zugute.
34:52Die Arme.
34:54Auf jeden Fall hat Florian Hafner Ihre Betrügereien abgedeckt
34:57und hat sie erpresst.
35:01Ja, es wäre mir klar, welche Konsequenzen das haben würde.
35:06Wenn das auffliegt.
35:08Ich meine, eine Haftstrafe in meinem Alter.
35:16Ich würde hier doch wahrscheinlich nicht lebend mehr herauskommen.
35:23Also habe ich gezahlt.
35:25Ja, aus den Mitteln der Stifter.
35:28Ja.
35:30Ja.
35:32Ja.
35:34Ja.
35:36Die Zahlung war natürlich keine Garantie für Sie.
35:40Hafner hat so rasch schon angekündigt,
35:43dass das nicht der letzte Scheck gewesen sein wird,
35:45den er von mir erhält.
35:52Was Sie jetzt denken, das kann ich gut nachvollziehen.
35:56Aber nein, ich habe nicht umgebracht.
36:01Ich habe den Stein nicht gelockert.
36:05Ja, wenn ich das getan hätte, ja,
36:08damit hätte ich doch überhaupt alles erst in Gang gesetzt,
36:10dass Sie die Umstände seines Todes untersuchen
36:14und damit überhaupt erst hinter diese Unregelmäßigkeiten kommen.
36:20Das ist richtig.
36:22Es ist nur die Frage, ob Sie das vorher auch schon bedacht haben.
36:25Tja, ich schätze, wir müssen Sie erst mal in Untersuchungshaft behalten.
36:31Bitte.
36:38Frau Stockel, gibt es was Neues vom Auer?
36:41Ja, der kommt, sobald seine Anwaltszeit hat.
36:43Das habe ich mir gedacht.
36:45Haben Sie schon was von Hafners Handy gesprochen?
36:48Der Michi ist bei der KTU, um denen ein bisschen Druck zu machen.
36:51Sehr gut.
36:54Ich denke, wir sollten uns doch mal die Silke Sommer begrüßen.
36:57Wie meinen Sie das?
36:58Na, wie ich sage.
37:00Ja, Moment.
37:02Die beiden Herren warten jetzt im Vernehmungsraum.
37:04Super, Frau Stockel.
37:06Sind Sie so nett und bestellen mir die Silke Sommer ins Präsidium.
37:08Und wohin?
37:10Ja, ins Büro.
37:12Gut.
37:14Frau Huber-Stockl, hier können Sie...
37:16Ich, ja, arbeitsteilungsmäßig.
37:18Na gut, ich schaffe die beiden Herren auch alleine.
37:20Na gut.
37:24Herr Auer,
37:25Sie fühlten sich durch Hafners Kritik an Ihrem Aphorismenband beleidigt?
37:29Es tut nichts der Sache, ob Herr Auer sich beleidigt fühlte.
37:32Hafners Attacken waren beleidigend.
37:34Wir sehen Sie noch nicht vor Gericht, Herr Sommer.
37:37Ich kann das durchaus nachvollziehen, dass man sich da verletzt fühlt,
37:40zumal Herr Hafner also ziemlich gegen Ihre Sinnsprüche gekontert hat.
37:44Unter anderem auch diesen.
37:47Die Vernunft ist die kalte Schwester der Leidenschaft.
37:52Daraufhinschreibt Hafner.
37:53Ja, ja, ich weiß, was er geschrieben hat.
37:55Aber mich von ihm als warmen Bruder der Unvernunft bezeichnen lassen zu müssen,
37:59das geht dann wirklich zu weit.
38:02Ausgerechnet ich, wo ich eh schon dreimal verheiratet war.
38:08Sie haben ihn doch sicher zur Rede gestellt.
38:10Ja, aber so arrogant, wie der war.
38:12Herr Auer, das ist hier nicht von gelangt.
38:14Da hat er noch von Zensur gesprochen,
38:16und dass er das alles öffentlich machen wird,
38:18da habe ich mir gedacht, nein, so, Bürschchen, so bitte nicht.
38:20Das heißt?
38:22Na, ich habe dann Herrn Sommer konsultiert,
38:24und er hat mir dann die Unterlassungsklage empfohlen.
38:27Aha.
38:29Da haben Sie wohl auch Ihr eigenes Süppchen gekocht.
38:31Wen vernehmen Sie? Mich oder Ihnen?
38:33Schon gut.
38:36Herr Auer, wir haben einige Ihrer Bauarbeiter befragt aus dem Steinbruch.
38:41Meine Bauarbeiter?
38:43Ja.
38:46Sie haben ja ziemlich vom Leder gezogen.
38:47Als Sie Beleidigungen nicht aufführten.
38:49Trotz der Klage.
38:52Zum Beispiel haben Sie gesagt,
38:54dass er sich auf eine harte Landung einstellen könne,
38:56wenn er so weitermacht,
38:58oder dass es auch noch ganz andere Mittel gäbe als das Recht.
39:02Naja, noch einige solche Äußerungen von ihm,
39:05die man leicht als Drohung werten kann.
39:07Stimmt das?
39:09Warum haben Sie mir das...
39:11Ich würde gerne mit meinem Mandant allein sprechen.
39:13Nur zu?
39:21Sie wollten Ihren Mann verlassen?
39:23Ja. Er wollte mir meinen Fehltritt nicht verzeihen.
39:26Dabei war es gar kein Fehltritt.
39:28Sie haben Florian Hofner geliebt?
39:31Er war so verständnisvoll,
39:33so sanft,
39:35so zuversichtlich.
39:38Als mein Mann herausgefunden hat,
39:40dass Florian Hofner sein Mann war,
39:41als mein Mann herausgefunden hat,
39:43dass es mit Florian und mir ernst ist,
39:45da war es nicht mehr zum Aushalten mit ihm.
39:48Er hat sich voll in diese Unterlassungsklage
39:50gegen Florian gestürzt.
39:52Er wollte ihn zerstören,
39:54aus Rosenheim vertreiben.
39:56Aber ich wäre mit Florian gegangen,
39:58darüber waren wir uns beide einig.
40:00War das Ihrem Mann klar?
40:02Bis für ein paar Tage nicht.
40:04Aber dann hatten wir Streit
40:06wegen irgendeiner Belanglosigkeit.
40:08Dann habe ich es ihm gesagt.
40:09Und wie hat er darauf reagiert?
40:12Er war aussaßig.
40:16Entschuldigen Sie.
40:19Diese Aussage belastet Sommer aber schwer.
40:22Nein.
40:24Trotzdem könnte genauso gut der Auer oder der Bruch
40:26mit dieser Tat begangen haben.
40:28Da werden die wohl kein Geständnis ablegen.
40:30Nein.
40:32Ist vielleicht auch gar nicht notwendig.
40:34Warum?
40:36Ich habe sämtliche Telefonnummern von Hofner,
40:37und eine davon ist besonders interessant.
40:39Abgeschickt am Tag vor seinem Tod
40:41an eine Dame in München.
40:43Hallo, mein Schatz,
40:45ich habe es Silke gesagt,
40:47dass Schluss ist und ich mich für dich entschieden habe.
40:49Ich liebe dich.
40:51Bussi.
40:53Mit Y.
40:55Es war die richtige Entscheidung.
40:57Die richtige Entscheidung?
40:59Jetzt hat sie einen Motiv.
41:01Leider ein Wasserdichtes Alibi.
41:03Für die letzten 24 Stunden vor dem Absturz.
41:05Mit einer Live-Sendung.
41:07Aber...
41:16Frau Sommer,
41:18wir haben bei Radio Rosenheim nachgefragt
41:20bezüglich der Sendung,
41:22die vorgestern Abend ausgestrahlt wurde
41:24und wegen der Sie angeblich im Studio waren.
41:27Man hat uns dort mitgeteilt,
41:29dass es sich um eine Reserve-Sendung gehandelt hat,
41:31die schon vor längerer Zeit aufgezeichnet worden ist.
41:34Und die wurde anstelle der ursprünglich geplanten Live-Sendung
41:37ausgestrahlt.
41:39Die Sie ja nicht moderieren konnten,
41:41weil Sie sich an dem Abend freigenommen hatten.
41:43Kurzfristig.
41:45Es ist schwer sich vorzustellen,
41:47für was Sie diese Zeit genutzt haben.
41:49Das Arschloch hat es verdient.
41:51Ich glaube, jetzt brauchen Sie einen guten Anwalt.
41:54Michi, abführen.
41:57Frau Sommer, wenn Sie bitte mitkommen.
42:05Für mich war es ernst.
42:07Vielen Dank für die Unterstützung.

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