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NewsTranskript
00:00Man darf sich auf einen neugedachten Klassiker im Lessing-Theater Wien freuen.
00:05Goethes Faust ist nicht nur ein literarisches Meisterwerk, sondern auch ein zeitloses Stück,
00:10das die menschliche Natur und die Herausforderungen des Lebens widerspiegelt.
00:15In dieser Neuinterpretation möchte Regisseur Simon Maleczek und die DarstellerInnen
00:19die zentralen Themen von Faustes Pakt mit Mephisto beleuchten
00:22und deren Relevanz für unsere moderne Welt erforschen.
00:26Goethes Faust ist mehr als nur ein literarisches Werk,
00:29es ist ein Spiegel unserer eigenen menschlichen Erfahrungen.
00:32Der Pakt mit Mephisto steht für die Herausforderungen, vor denen wir alle stehen,
00:36und die moralischen Entscheidungen, die wir treffen müssen.
00:40Für Besucher eine faszinierende Reise in Lessing-Theater Wien
00:43und das Entdecken der zeitlosen Relevanz von Goethes Meisterwerk.
00:48Als nächstes Stück wird im Lessing-Theater der Prozess von Franz Kafka zu sehen sein.
00:54Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden,
00:56auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhen.
00:59Wenn wir es drüben wiederfinden, sollten wir das Gleiche tun.
01:03Das Drüben kann mich wenig kümmern,
01:06schlecht zuerst diese Welt zu trümmern, die andere mag danach entstehen.
01:13Aus dieser Erde kühlen meine Freuden,
01:17dann mag was will und kann geschehen.
01:21In diesem Sinne, kannst du es wagen, verbinde dich.
01:27Du wirst, mein Freund, in diesen Tagen noch meine Künste sehen.
01:31Ich gebe dir, was noch kein Mensch gibt, Sehnen.
01:34Was willst du, armer Teufel, geben?
01:37Weil deines Menschengeist in seinem hohen Streben von deinesgleichen je bekannt?
01:42Doch hast du Speise, die dich zettigt?
01:45Hast du rotes Gold, das ohne Rast Quecksilber gleich mir in der Hand zerrinnt?
01:49Ein Spiel, bei dem man nie gewinnt?
01:51Zeig mir die Frucht, die faul gehen, wenn sie bricht, und Bäume, die sich täglich neu begrünen.
01:55Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht.
01:58Mit solchen Schätzen kann ich dienen.
02:01Doch, mein Freund, die Zeit kommt auch heran,
02:04wo wir was Gutes in Ruhe schmausen mögen.
02:08Werd ich beruhigt, je mich auf ein Faulbild legen,
02:11dann seist du gleich um mich getan.
02:14Kannst du mich schmeichelnd je belügen, dass ich mir selbst gefallen mag?
02:18Ja, wir sind da im Lessing-Theater und heute wurden wir Zeuge von einer Probe.
02:23Faust. Ein hartes Stück, Faust.
02:27So ziemlich, ja. Also ein ziemlich hartes Stück, wenn man es genau nimmt.
02:31Es gilt als meist inszeniertes deutsches Werk
02:35und wir haben uns dieser Herausforderung angenommen.
02:43Kannst du mich mit Genuss betrüben?
02:48Das sei für mich der letzte Tag. Die Wette biete ich zurück.
02:53Und Schlag auf Schlag
02:57möchte ich zum Augenblicke sagen,
03:01verweile doch.
03:04Du bist so schön.
03:07Dann magst du mich in Fesseln schlagen.
03:09Dann mag ich gern zugrunde gehen.
03:11Dann mag die Tonkenglocke schallen, dann bist du deines Dienstes frei.
03:14Die Uhr mag stehen, der Zeiger fallen.
03:16Es sei die Zeit für mich vorbei.
03:19Bedenkt es wohl, wir werden es nicht vergessen.
03:21Das wirst du in volles Recht. Ich habe mich nicht freiwillig vermessen.
03:25Mich beharre, bin ich Knecht.
03:28Ob dein, was frage ich, oder wessen.
03:33Ich werde beim Doktor Schmaus
03:36als Diener meine Pflichten tun.
03:39Nur eins, um des Lebens oder Sterbens willen,
03:43bitte ich mir ein paar Zeilen aus.
03:45Ach, was geschriebenes Wort hast du bedammt.
03:48Hast du noch keinen Mann? Nicht Mannes Wort.
03:50Gekannt ist's nicht genug, dass mein gesprochenes Wort
03:52aufs Wie-ewig-soll-in-meinen-Tagen-weiter-schalten.
03:55Rast nicht, die Welt immerfort.
03:57Und mich soll ein Versprechen halten.
04:00Was willst du, böser Geist, zu mir?
04:02Herz, Marmor, Pergament, Papier?
04:04Soll ich mit Griffelmeißelfeder schreiten?
04:06Ich gebe jede Arbeite frei.
04:09Wie magst du deine Rednereien nur immer so hitzig übertreiben?
04:13Doch.
04:16Jedes Blättchen in Blut.
04:20Du unterzeichnest mit deinem Tröpfchen Blut.
04:24Wenn das dir völlig genüge tut, dann mag es bei der Fratze bleiben.
04:33Blut ist ein ganz besonderer Saft.
04:36Nur keine Angst, dass ich dich bündnisch breche.
04:40Mein Busen darf vom Wissenstrauen geheilt ist
04:42und keinen Schmerzen künftig sich verschließt.
04:45Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist,
04:47will ich in meinem Innern selbst genießen.
04:49Jetzt wollte ich immer schon mal Mephisto gegenüberstehen.
04:52Jetzt habe ich Mephisto da.
04:54Wie ist es, diese Rolle zu spielen?
04:56Das ist ja etwas ganz Besonderes, oder?
04:58Ja, die Rolle ist sehr anstrengend zu spielen.
05:01Aber dieses Heimtückische von Mephisto
05:03ist einfach so eine große Emotion,
05:05dass das zu spielen echt schön ist.
05:07Es macht schon Spaß.
05:09Er nimmt ihm so auf den Hintern,
05:11so richtig mit Schmähnen.
05:13Ja, definitiv. Er verarscht jeden.
05:32Ich sag mal, dass das was ist.
05:42Wie widersteht das tolle Zauberwesen?
05:46Versprichst du, mich soll genesen
05:48in diesem Wust von Raserei?
05:51Ja, deine Rolle, auch eine ganz interessante Rolle.
05:54Wie bereitest du dich auf diese Rolle vor?
05:57Also, ich probiere einfach,
05:59mir die Szene anzuschauen,
06:01zu schauen, was die Hexe fühlt,
06:03was ihre Gedanken sind.
06:05Und so bereite ich mich vor.
06:07Halt einfach mich konzentrieren,
06:09probieren zumindest.
06:11Das Festkochen habe ich gesehen im Hintergrund.
06:13Das ist schon sehr effektvoll.
06:15Ja, schon. Das ist auch ziemlich ablenken,
06:17weil es so cool ist.
06:19Na gut, je öfters du es probst,
06:21umso klarer wird es.
06:23Ja, das stimmt.
06:25Verlange ich Rat von einem alten Weibe.
06:27Man schafft die Sudelköcherei,
06:29wo ich 30 Jahre mir verbleibe.
06:31Wehe mir, wenn du nichts Besseres weißt.
06:35Mein Freund, nun sprichst du wieder klug.
06:37Bis zu Verjüngern gibt es doch ein anderes Mittel.
06:39Alleine steht ein anderer im Buch
06:41und ist ein wunderlich Kapitel.
06:43Ich will es wissen.
06:45Na gut.
06:47Ein Mittel ohne Erz,
06:49Geld und Zauberwesen.
06:51Na gut.
06:53Ein Mittel ohne Erz,
06:55Geld und Zauberwesen.
06:57So ist doch die Hexe dran.
06:59Ihr seid die Hexen oder Katzen?
07:01Was stellt ihr dar?
07:03In der Szene haben wir
07:05die Katzen dargestellt, gespielt.
07:07Eine dankbare Rolle, oder?
07:11Eine sehr anspruchsvolle Rolle.
07:13Absolut. Sehr viele Texte.
07:15Richtig viele Texte, ja.
07:17Wer hat sich den zu merken?
07:19Ähm...
07:27Wie scheint die Haarfrau es nicht zu Haus?
07:29Vom Schmausel.
07:31Aus dem Hause.
07:33Zum Schornstein hinaus.
07:35Wie lange pflegt sie wohl zu sterben?
07:37Solange wir uns die Pfoten wärmen.
07:41Verdammte Tiere.
07:43Verfluchte Sau.
07:45Versäumte Kessel.
07:47Auf jeden Fall.
07:49Was spielt sie sonst in dem Stück?
07:51Ich spiel das Lieschen.
07:53Die beste Freundin von Gretchen.
07:55Sie hat zwar keinen so langen Auftritt,
07:57aber auch einen sehr wichtigen.
07:59Vor allem in Gretchens Leben.
08:01Weil Gretchen wird ja irgendwann schwanger.
08:03Und ich bin halt ihre beste Freundin des Lieschen
08:05und tratsche mit ihr halt über...
08:07so wie die Zeit damals war.
08:09Es war ziemlich unanständig,
08:11wenn damals jemand verheiratet war,
08:13aber noch nicht schwanger war.
08:15In einem Zeitraum, wo sie bereits schwanger ist.
08:17Das hat sie ziemlich hart getroffen,
08:19als ich ihr das erzählt habe,
08:21dass ich so drüber gelästert habe.
08:25Welche Rolle spielst du?
08:27Ich spiel so ziemlich jede kleine Rolle,
08:29die es gibt.
08:31Multitasker.
08:33Meine größte Rolle ist Brandner.
08:35Es ist ein besoffener Mann.
08:39Ich lalle halt herum
08:41und sitze halt herum.
08:43Ich bin eigentlich nur da für den Spaß.
08:45Und du singst.
08:47Und ich singe, ja.
08:49Und was spielst du?
08:51Ich spiele noch die Marthe.
08:53Die Nachbarin von Gretchen.
08:55Die mich jetzt auf dem Mephisto opfert.
08:59Was ist das hier?
09:01Wer seid ihr hier?
09:03Was wollt ihr da?
09:05Wer schlägt sich ein?
09:07Die Feuerpfeile!
09:09Erkennst du mich?
09:11Versteckt!
09:13Hab ich dich sein Gesicht versteckt?
09:15Oh Herr, verzeih den rohen Gruß!
09:17Seh ich doch keinen Fernfuß!
09:19Für diesmal kommst du mir so nach vorn,
09:21dass wir uns nicht gesehen haben.
09:23Sinn und Verstand verlegst du hier!
09:25Seh ich den Jokersatan wieder her?
09:27Den Namen weib, verbitt ich mir!
09:29Faust ist ein ganz tolles Stück.
09:31Wie du gesagt hast, das ist sehr häufig aufgeführt.
09:33Warum gerade dieses Stück?
09:37Das ist eine ganz lustige Geschichte,
09:39weil wir eigentlich in der Schule schon damit angefangen haben,
09:41weil wir irgendwie ein Stück machen wollten
09:43und das stand halt im Lehrplan,
09:45dass wir ein klassisches Stück spielen müssen.
09:47Und so ist das dann irgendwie entstanden,
09:49dass wir uns da immer mehr reingefuchst haben
09:51und dann irgendwann gesagt haben,
09:53ja, wir wollen das zwar spielen,
09:55aber dann hat das in der Schule leider nicht geklappt.
09:57Und jetzt haben wir uns hier an den Verein Lessing Tata Wien gewendet
09:59und die haben uns angeboten,
10:01dass wir hier spielen dürfen.
10:03Was man sagen muss,
10:05der Faust platzt ja eigentlich nur an Kritik,
10:07an Gesellschaft, an Religion, an Sexismus,
10:09an jeglichen Rollenbildern,
10:11die die Welt irgendwie aufweist.
10:13Also Goethe war damals schon
10:15sehr weit
10:17mit seinen Gedanken,
10:19da er wirklich in seinen Versen ganz viel kritisiert hat.
10:21Und das hat immer noch
10:23seine Daseinsberechtigung,
10:25weil das Themen sind,
10:27die wir uns heute übertragen können.
10:29Vor allem wenn wir jetzt denken,
10:31wie das weitergeht mit unserer Geschichte,
10:33was kann jetzt die KI machen?
10:35Was ist es jetzt, dass wir Menschenmacht verlieren?
10:37Zum Beispiel.
10:39Und generell geht das Stück einfach
10:41auf super vielen Ebenen
10:43und ich glaube, es ist deswegen so erfolgreich,
10:45weil es so wandelbar ist
10:47und weil du so viel mit dem Stück machen kannst.
10:49Und wir haben heute versucht, das Beste rauszuholen.
10:51Absolut zeitlos, wenn man sich das
10:53an manchen Präsidenten anschaut.
10:55Warum?
10:57Was hat euch getan?
10:59Ich bin ein Kavalier wie alle anderen Kavaliere.
11:01Das ist meine Art.
11:03Erzähl mir, wie du immer warst.
11:07Dann sag dir halt, was ihr schafft.
11:09Ein Glas vom bekannten Saft.
11:11Jahre doppelt seine Kraft.
11:13Gar gern.
11:17Hast du gesagt, ja und ich möchte unbedingt
11:19Mephisto spielen?
11:21Jein, es hat sich ein bisschen
11:23von Anfang an ergeben,
11:25dass es klar war, dass ich Mephisto spielen
11:27werde,
11:29weil er tatsächlich auch einfach gut zu mir passt.
11:31Dadurch war dann klar, dass ich den nehme.
11:33Sie ist eine sehr böse Frau.
11:35Nein, was man sagen muss,
11:37wir sind ein sehr
11:39kleines Ensemble, wie man vielleicht sieht.
11:41Es fehlen zwar noch zwei Leute,
11:43trotzdem sind wir sehr klein ausgefallen.
11:45Was für den Faust natürlich nicht sehr
11:47gut ist, weil
11:49wenn man den Faust ungekürzt spielen würde,
11:51wir spielen natürlich eine brachiale, runtergekürzte Form,
11:53wenn man ihn ungekürzt spielen würde,
11:55müsste man über 80 Rollen besetzen.
11:57Das schaffen wir hier natürlich nicht,
11:59viele Eidespringer, die dann
12:01ab hier
12:03sitzen, die so circa
12:05in alle Rollen schlüpfen, die tausende
12:07Umzüge haben, um die
12:09Illusion aufrecht zu erhalten.
12:11Ich würde sagen, das sind die wahren Künstler hier.
12:13Vor allem, es wäre schlimm,
12:1580 Darsteller auf der Bühne und 50
12:17im Publikum.
12:25Hier habe ich eine Flasche,
12:27aus der ich selbst zwei nasche.
12:29Ich will euch gerne Gläschen geben.
12:31Das Stück ist natürlich
12:33ausverkauft schon, gell?
12:35Tatsächlich, ja, das ging schneller als erwartet.
12:37Wir hätten vielleicht euren Termin früher
12:39verschieben sollen.
12:41Wir haben nur fünf Vorstellungen
12:43und wir spielen in einem sehr
12:45kleinen Rahmen. Wir haben nur
12:4740 Zuschauerplätze
12:49und die sind jetzt tatsächlich
12:51schon ausverkauft.
12:53Sorry an alle, die kommen wollten.
12:55Liebe Zuschauer, edge!
12:57Es ist ausverkauft.
12:59Genau, falls es zu einer Wiederaufnahme
13:01kommen sollte, dann werden wir natürlich
13:03sie informieren.
13:05Doch wenn es dieser Herr
13:07unvorbereitet trinkt,
13:09so kann er wohl nicht eine Stunde länger leben.
13:11Wunderbares Stück. Das, was wir
13:13jetzt gesehen haben, hat mir wirklich sehr gut gefallen.
13:15Ich drücke euch ganz fest die Daumen
13:17und wie man so schön sagt, toi toi toi.
13:19Und wir warten
13:21drauf, wie die Resonanz dann ist.
13:23Am 11. schauen wir auch noch einmal vorbei und schauen es uns an.
13:25Super, danke schön.
13:27Danke euch.
13:29Er ist ein guter Freund, dem es gedeihen soll.
13:31Ich gönne ihm gern das Beste aus deiner Küche.
13:33Zieh deine Kreise,
13:35sprich deine Sprüche
13:37und gib ihm eine Tasse Volle.