Die Wiener Berufsrettung will Opfer von Stich- oder Schusswaffenangriffen künftig vermehrt selbst vor Ort am offenen Herzen behandeln. Bei dem Konzept handelt es sich um ein als "Clamshell-Thorakotomie" bekanntes Verfahren. Dabei wird Patientinnen und Patienten mit Kreislaufstillstand der Brustkorb geöffnet, "um lebensgefährliche Verletzungen notdürftig zu reparieren", so Chefarzt Mario Krammel.
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NewsTranskript
00:00Die Wiener Berufsrettung erweitert ihr Repertoire.
00:03Bei Personen mit Verletzungen im Brustbereich kann nun die sogenannte
00:08Clamshell-Torakotomie eingesetzt werden.
00:12Dabei wird Patienten oder Patientinnen mit Kreislaufstillstand der
00:16Brustkorb geöffnet,
00:18um lebensgefährliche Verletzungen notdürftig zu reparieren,
00:22so Chefarzt Mario Kraml.
00:25Wenn es zu einer Verletzung
00:26im Brustkorb gekommen ist
00:28und zu einem traumatischen Herzstillstand ist das
00:31sozusagen die letzte
00:32Maßnahme, eine Notfallmaßnahme, die man draußen setzt,
00:36um den Betroffenen ein Überleben zu ermöglichen. Das kann sein
00:39eine Pfählungsverletzung auf einer Baustelle zum Beispiel, das kann sein
00:43eine Stich- oder eine Schussverletzung.
00:45Das kann sein
00:46eine schwere Rippenverletzung, wo die Rippe zum Beispiel die Lunge oder auch
00:50das Herz verletzt.
00:52Die nach dem Aufklappen einer Muschelschale benannte Methode hat sich
00:56schon seit einigen Jahren unter anderem in Berlin oder London bewährt.
01:01Bei der Klemmschäl-Thorakotomie wird der Brustkorb nach mehreren Schnitten
01:07muschelförmig aufgeklappt.
01:09Im geöffneten Brustkorb können dann innere Verletzungen behelfsmäßig
01:13versorgt werden,
01:15etwa durch Nähte oder eine interne Herzdruckmassage.
01:19Bei einer Klemmschäl-Thorakotomie,
01:21wenn man die Literatur international anschaut,
01:23überleben zwischen 30 bis 35 Prozent.
01:27Im Jahr 2024 war diese Maßnahme fünfmal in Wien
01:31prähospital auf der Straße notwendig
01:34und zwei Patientinnen haben davon überlebt.
01:37Durchgeführt wird eine solche Behandlung immer nur von erfahrenen
01:41Notärztinnen und Notärzten,
01:44assistiert von Sanitätspersonal.
01:46100 Notärzte und Notärztinnen sowie 80 Notfallsanitäterinnen und
01:52Notfallsanitäter sind bisher darin ausgebildet worden.
01:57Weitere sollen folgen.