Derrick S10E09 - Der Fall Weidau

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00:00Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2021
00:30Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2021
01:00Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2021
01:02Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2021
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02:00Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2021
02:30Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2021
03:00Was hat er gerufen?
03:02Ich habe keine Ahnung.
03:04Klaus sei tot.
03:20Guten Morgen, Frau von Turban.
03:22Guten Morgen.
03:24Im Haus muss etwas passiert sein.
03:26Würden Sie bitte meinem Mann sagen,
03:28dass er herkommt?
03:44Er ist tot.
03:48Er ist tot.
03:50Was ist da bloß passiert?
03:58Was ist denn passiert?
04:10Klaus ist tot.
04:12Was?
04:20Eindeutig tot durch Blausäure.
04:22Nur fällt es mir schwer,
04:24an Selbstmord zu glauben.
04:26Die Familie, eine sehr gute Familie,
04:28kann nicht an Selbstmord glauben.
04:30Sie halten es schlechthin für unmöglich.
04:32So nichts, nichts was dafür spricht,
04:34gar nichts.
04:36Überhaupt nichts.
04:38Kein Abschiedsbrief, gar nichts.
04:40Nach Auskunft der Familie kein Motiv.
04:42Sie sind der Todesermittler,
04:44also Ihre Meinung.
04:46Der junge Mann ist ermordet worden.
04:48Er will uns sprechen.
04:50Wo ist er denn?
04:52Nach oben.
05:08Die Familie wartet auf Sie.
05:10Danke.
05:18Danke.
05:42Guten Tag.
05:44Wir sind von der Mordkommission.
05:46Nein, mein Name ist Derrick.
05:48Mordkommission?
05:50Es wird also Mord angenommen?
05:52Was sonst?
05:54Wenn von Selbstmord keine Rede sein kann.
05:56Oder kann davon die Rede sein?
05:58Ist jemand hier,
06:00der Selbstmord für möglich hält?
06:02Ausgeschlossen.
06:04Das ist ganz unmöglich.
06:06Wer soll ihn denn umgebracht haben?
06:08Das ist doch genauso unmöglich.
06:10Wer soll es denn getan haben?
06:12Bitte sagen Sie uns erst einmal,
06:14wer Sie sind,
06:16damit wir uns ein wenig auskennen.
06:18Ja, gerne.
06:20Das ist alles Familie hier.
06:24Ich bin der Vater von ...
06:28Ich bin Roland Weida.
06:30Und das ist meine Frau.
06:34Und das sind meine Kinder,
06:36Martina und Hubert.
06:40Und das ist mein Vater.
06:43Und das sind Herr und Frau von Turban.
06:46Die Eltern meiner Frau.
06:48Sie leben hier bei uns im Haus.
06:50Sie haben doch sicher noch Angestellte.
06:52Ja, das ist mein Verwalter,
06:54Richard Hahn.
06:56Und das ist unsere Hausangestellte.
07:00Und das ist der Hauslehrer meiner Tochter,
07:02Martina, Herr Pauli.
07:04Er wohnt nicht bei uns.
07:08Er kommt jeden Morgen her.
07:10Danke.
07:12Zuerst eine ganz allgemeine Frage.
07:14Wer von Ihnen kann eine Aussage machen?
07:16Wer eine Aussage machen kann?
07:20Niemand kann eine Aussage machen.
07:24Sie sehen hier eine völlig verstörte Familie.
07:30Wir sind alle zutiefst betroffen von etwas ...
07:34völlig Unverständlichem.
07:36Das stimmt doch, oder?
07:40Hat jemand hier begriffen,
07:42was passiert ist?
07:44Hat jemand eine Erklärung,
07:46was vor sich gefallen ist?
07:48Mein Sohn hat recht.
07:50Wir sind alle völlig ratlos.
07:54Es gibt nicht die geringste Spur
07:56von einer Erklärung.
07:58Auf dem Nachttisch
08:00neben dem Bett Ihres Sohnes
08:02befindet sich eine Untertasse.
08:04Ja, das ist richtig.
08:06Ich habe mich darüber gewundert.
08:08Vielleicht hat Ihnen der Teller
08:10irgendetwas gelegen.
08:12Vielleicht ein Betthupfer,
08:14ein Stück Schokolade.
08:16Ihr Sohn muss das Gift
08:18auf irgendeine Weise
08:20zu sich genommen haben.
08:22Vielleicht war es
08:24in einem Stück
08:26präparierter Schokolade.
08:28Hat Ihr Sohn gerne
08:30Süßigkeiten gegessen?
08:32Ja, Klaus aß gerne Schokolade.
08:34Aber wieso der Teller?
08:36Ich habe ihn ins Bett gebracht.
08:38Früher als Kind, ja.
08:40Aber das ist lange her.
08:42Meinen Sie,
08:44dass es etwas damit...
08:46Das wird untersucht.
08:48Hat jemand von Ihnen zufällig eine Ahnung,
08:50wie der Teller auf das Zimmer
08:52des jungen Mannes gekommen ist?
09:00Sie sind die Hausangestellte?
09:02Ja.
09:04Nein. Nein, nein.
09:06Monika ist kein Zimmermädchen.
09:08Für ihre Zimmer sind meine Kinder
09:10immer selbstverantwortlich gewesen.
09:16Irgendjemand, der weiß,
09:18wie der Teller
09:20in das Zimmer gekommen ist?
09:24Also gut, dann habe ich eine andere Frage.
09:26Sie betrifft
09:28den gestrigen Abend.
09:30Wie haben Sie ihn verbracht?
09:32War Klaus bei Ihnen?
09:34Wir verbrachten den Abend
09:36alle zusammen,
09:38zu Hause, hier,
09:40in diesem Raum.
09:42Wir verbringen die Abende
09:44meistens zusammen.
09:48Wir hören Musik,
09:50spielen Karten oder Schach
09:52und sie entfernen uns,
09:54wenn es danach ist.
09:58Auch gestern Abend
10:00waren wir alle zusammen.
10:02Ja.
10:04Und es war ein besonders schöner Abend.
10:06Wir haben diskutiert.
10:08Klaus war ausgesprochen gut gelaunt.
10:10Er wollte gar nicht schlafen gehen.
10:12Bis ich dann gesagt habe, Schluss jetzt.
10:14Wir wollen morgen ganz früh in die Stadt.
10:16Also wann ging er schlafen?
10:18Die Kinder gingen nach oben.
10:20Es war elf Uhr.
10:22Ja, ungefähr elf Uhr.
10:24Und oben haben wir uns
10:26voneinander verabschiedet.
10:28Es sind hervorragende Kinder.
10:30Alle sind ganz hervorragend.
10:32Wie man sie heutzutage
10:34ganz selten findet.
10:36Es ist gut, Katharina, es ist gut.
10:38Ich erwähne es nur,
10:40weil es zur Sprache kommen muss.
10:42Das spielt jetzt keine Rolle, Katharina.
10:44Dass es sich um besondere Kinder handelt.
10:46Ich weiß nicht,
10:48welche Ermittlungen Sie anstellen.
10:50Aber Sie sollten diese Tatsache
10:52nicht übersehen,
10:54dass es sich hier um Kinder handelt,
10:56die ganz ungewöhnlich sind.
10:58Bitte, was verstehen Sie unter ungewöhnlich?
11:00Ungewöhnlich gelungen.
11:02Katharina, das ist nicht interessant
11:04für die Herren.
11:06Nein, wieso?
11:08Bitte sprechen Sie weiter.
11:10Sie wissen, dass man mit Kindern
11:12Glück haben muss.
11:14Und wir hier in unserer Familie,
11:16wir haben Glück damit gehabt.
11:18Katharina!
11:20Ich höre schon auf.
11:22Sie sagen, Sie haben sich gestern
11:24vor seiner Zimmertür verabschiedet.
11:26Und Sie auch.
11:28Ja, ich auch.
11:30Wir sind alle schlafen gegangen.
11:32Mehr kann ich Ihnen einfach nicht sagen.
11:34Ist das Haus abends abgeschlossen?
11:36Wir schließen die Haustür nie ab.
11:38War gestern Abend
11:40außer Ihnen noch jemand im Haus?
11:42Nicht, dass ich wüsste.
11:44Ich habe niemand gesehen.
11:46Herr Hahn, Sie sind der Verwalter.
11:48Haben Sie vielleicht irgendjemanden
11:50gesehen, der nicht hier ins Haus gehört?
11:52Nein.
11:54Und, äh,
11:56schlafen Sie hier im Haus?
11:58Nein, im Nebenhaus.
12:00Und Sie wohnen wo?
12:02Etwa drei Kilometer weg.
12:04Bin nur vormittags hier.
12:06Ja, verstehe.
12:10Herr Waldo, können wir uns mal
12:12ein wenig umschauen?
12:14Ja, bitte.
12:16Kommen Sie.
12:22Herr Waldo, sind Sie der Besitzer des Gutes
12:24oder haben Sie es gepachtet?
12:26Nein, es ist seit 120 Jahren im Besitz der Familie.
12:28Und Sie bewirtschaften es noch?
12:30Ja.
12:32Aber es trägt sich nicht mehr.
12:34Wir müssen ständig zuschießen.
12:36Aber keiner von uns
12:38will das hier aufgeben.
12:42Hier zu wohnen
12:44ist unser Leben.
12:48Jetzt aber fühlen wir uns so, als sei
12:52ein Blitz bei uns eingeschlagen.
12:56Nichts mehr
12:58wird so sein, wie es einmal gewesen ist.
13:00Wie alt war Ihr Sohn?
13:04Keine 20 Jahre.
13:08Er hat Forstwirtschaft studiert.
13:10Zum Besitz gehört
13:12ein Wald.
13:14Seine Privatleben?
13:16Übersichtlich.
13:18Wie alles bei uns in der Familie
13:20übersichtlich ist.
13:22Niemand hat vor dem
13:24anderen Geheimnisse.
13:28Wir sprechen immer über alles.
13:30Herr Waldo, gibt es jemanden,
13:32der ihn gehasst haben könnte?
13:36Hass gibt es nicht
13:38in diesem Haus.
13:40Ich meine, Ihr Sohn hatte nicht nur bei Ihnen
13:42in diesem Haus gelebt.
13:44Er war auf der Universität, wie Sie sagten.
13:46Er wird also nicht nur Freunde gehabt haben,
13:48sondern auch Rivalen oder
13:50Konkurrenten.
13:52Das kann ich mir nicht vorstellen.
13:54Das müssten wir gewusst haben.
13:56Tja,
13:58Herr Waldo, wenn Sie wollen,
14:00Sie können ruhig vorausgehen.
14:02Wir schauen uns noch ein bisschen um, ja?
14:04Sie finden mich im Hof.
14:06Danke.
14:08Na, Harry,
14:10was ist Dein Eindruck?
14:12Also, Blausauer ist bei dieser Familie so,
14:14wie sie sich darstellt,
14:16ja.
14:18Weißt Du, für gewöhnlich stellt sich
14:20zu Beginn eines Falles immer gleich etwas ein.
14:22Ein Eindruck, eine Idee,
14:24irgendeine Vorstellung.
14:26Manchmal liegt das Motiv
14:28in einem Fall ganz klar vor uns.
14:30Und hier, was ist hier?
14:32Fällt mir sogar schwer,
14:34die Routinefragen zu stellen.
14:36So als gehörten Sie einfach nicht hierher.
14:38Die Leute, die leben doch hier wie...
14:40Wie Leute, die Land unter den Füßen haben.
14:46Entschuldigung.
14:48Ja?
14:50Herr Pauli fragt, ob er noch gebraucht wird.
14:52Martina will keinen Unterricht weiter.
14:54Er würde gerne nach Hause fahren.
14:56Gut, im Moment brauche ich ihn nicht.
14:58Er kann fahren.
15:00Gut, ich sag's ihm.
15:02Ach, Herr Waldo,
15:04ich habe eine Frage an Sie.
15:06Warum hat Ihre Tochter einen Hauslehrer?
15:08Sie hat Anämie.
15:10Sie ist in einer akuten Phase.
15:12Sie möchte in der Schule nichts versäumen,
15:14Hubert? Ja?
15:18Ich habe Angst in Ihre Schwester.
15:20Ich glaube, sie begreift noch nicht ganz,
15:22was da passiert ist.
15:24Und plötzlich wird sie es wissen.
15:26Dann ist das ganz schlimm.
15:28Ja, ich weiß. Bis morgen.
15:30Bis morgen.
15:36Wir haben vor, den Betrieb zu modernisieren.
15:38Mein Sohn Hubert
15:40ist der Techniker in der Familie.
15:42Wollen Sie noch mehr sehen?
15:44Entschuldigen Sie,
15:46wenn ich nicht so ganz bei der Sache bin.
15:48Wissen Sie, was in mir vorgeht?
15:50Ich...
15:52Ich habe ein Gefühl der...
15:54der Fremdheit.
15:56Zu all diesen Dingen hier.
15:58Das ist neu für mich.
16:00Also hier kommt der Autopsiebericht.
16:02Es steht fest,
16:04Vergiftung durch Blausäure.
16:06Im Mageninhalt festgestellt,
16:08dünnflüssiger Speisebrei nach Fittermann riechend,
16:10ausschließlich dünnflüssiges Leichenblut.
16:12Da kommt die ganze Zusammenfassung.
16:14Ah, hier.
16:16Die den Schluss zulassen,
16:18dass die Blausäure in Verbindung mit Schokolade
16:20verabreicht wurde.
16:22Also,
16:24es steht fest,
16:26jemand hat eine präparierte Praline
16:28auf einen Teller getan oder was weiß ich
16:30und diesen Teller hinaufgebracht.
16:32Jemand, der sich auskannte.
16:34Der die Zimmer kannte und die Gewohnheit der Leute.
16:36Und wer kann das sein?
16:38Also Harry,
16:40schau dir das mal an.
16:42Hier liegt das Gutes,
16:44es liegt am Land wie am Ende der Welt.
16:46Es ist erreichbar nur durch eine Straße,
16:48eine Zufahrtsstraße, die am Gut endet.
16:50Auf der niemand fahren kann,
16:52auf der sich niemand bewegen kann,
16:54ohne bemerkt zu werden.
16:56Die Arbeiter, die fahren abends nach Hause,
16:58ins Nachbardorf zurückbleiben,
17:00also übernachten werden auf dem Gut die Familie.
17:02Da ist dann der Gutsverwalter,
17:04da ist das Hausmitglied.
17:06Ungefähr sind es zehn Personen
17:08und von denen soll einer der Mörder sein.
17:10Kaum zu glauben.
17:12Könnte einer der Mörder sein.
17:14Ich sag ja, kaum zu glauben.
17:16Warum bist du so sicher?
17:18Bin überhaupt nicht sicher.
17:20Aber wer ist denn da lebt?
17:22Ist doch eine Familie wie aus dem Bilderbuch.
17:24Mit Land unter den Füßen,
17:26mit Sicherheit unter den Füßen,
17:28wer mit der Natur lebt, lebt gesünder.
17:30Genauso gut kann natürlich der Mörder
17:32auch von außen kommen,
17:34wie Hunde laufen nachts frei herum.
17:36Da wird jemand umgebracht,
17:38der anscheinend keine Feinde hat,
17:40in einer Umgebung, in der es das Wort Hass
17:42scheinbar nicht gibt.
17:44Und gerade das,
17:48das wird ein Irrtum sein.
18:04Musik
18:06Musik
18:32Ach, Herr Pauli, grüß Gott.
18:34Wir haben noch nicht miteinander gesprochen.
18:36Nein.
18:38Haben Sie jetzt einen Moment Zeit?
18:40Ja, natürlich.
18:42Setzen wir uns hierher.
18:44Mögen Sie noch was trinken?
18:46Nein, besten Dank, ich hab schon getrunken.
18:48Ich vertrag nicht so viel.
18:52Seit wann sind Sie Hauslehrer bei den Waldhaus?
18:54Seit zwei Monaten.
18:56Gefällt Ihnen Ihre Arbeit?
18:58Ja, sie gefällt mir sehr, weil
19:00wissen Sie, die Atmosphäre dort
19:02ist sehr gut und Martina,
19:04Fräulein Weidau,
19:06ist sehr begabt.
19:08Es macht Spaß, mit ihr zu arbeiten.
19:10Herr Pauli, wie krank ist sie?
19:12Ich denke, dass sie
19:14bald wieder ganz normal leben kann.
19:16Sie muss sich jetzt nur schonen.
19:18Deswegen hat man mich engagiert.
19:20Ich hab Glück gehabt.
19:22Glück?
19:24Ja, für mich,
19:26es ist ein Gewinn für mich, solche Leute
19:28kennenzulernen.
19:30Weil sie alles gebildete Leute sind,
19:32angenehme Leute.
19:34Man fühlt sich einfach wohl hier.
19:36Sie haben auch die Brüder kennengelernt?
19:38Ja, natürlich, ich hab alle kennengelernt.
19:40Wissen Sie,
19:42man ist ja kein Fremder.
19:44Man gehört dazu.
19:46Und Klaus Weidau,
19:48was hatten Sie von ihm für einen Eindruck?
19:52Der war wie die anderen auch.
19:56Offen, herzlich,
19:58freundschaftlich eben.
20:00Herr Pauli, Sie,
20:04Sie haben eine besonders starke
20:06Sympathie zu Martina, ja?
20:10Starke Sympathie?
20:14Wissen Sie, so ein Mädchen
20:16muss man einfach gern haben.
20:18Verstehen Sie mich richtig, es gibt da nichts zwischen uns.
20:20Auch darüber wurde
20:22ganz offen gesprochen.
20:24Klaus sagte,
20:26den Pauli hat sie erwischt.
20:28Und Hubert sagte,
20:30pass auf Martina.
20:34Nicht, dass sie sich über mich lustig
20:36gemacht hätten, sie sprachen nur darüber.
20:38Und ich selber sagte,
20:40ja, es stimmt.
20:42Es hat mich erwischt.
20:44Und wir alle
20:46sind darüber gelacht.
20:48Wir sind alle? Auch Ihr Vater.
20:50Der legte seinen Arm
20:52um mich und sagte,
20:54Pauli, dass Sie Martina gern haben, das freut mich.
20:56Das beweist Ihren Geschmack.
20:58Sagen Sie mir,
21:00hat es in dieser Familie nicht mal einen Knatsch gegeben
21:02oder irgendwelche Konflikte?
21:04Ich habe
21:06keine bemerkt.
21:14Sie sind noch hier?
21:16Ja, natürlich, ich tue meine Arbeit.
21:20Ja, ich weiß.
21:25Herr Hahn!
21:27Guten Tag.
21:55Guten Tag.
21:57Grüße Sie Gott.
21:59Sagen Sie, haben Sie jetzt einen Moment Zeit für mich?
22:01Ja, natürlich.
22:03Wie lange sind Sie eigentlich schon Verwalter hier?
22:05Seit acht Jahren.
22:07Aha, schon acht Jahre.
22:09Und Ihre Beziehung zur Familie?
22:11Ich gehöre dazu.
22:13Was verstehen Sie da heute?
22:15Ich meine das, wie ich es sage.
22:17Ich bin ein Teil dieser Familie.
22:19Um Herrn Weidau zu zitieren, er sagt immer,
22:21ich habe nicht drei Kinder, sondern vier.
22:23Ich habe keine Beziehung.
22:25Wieso?
22:27Na ja, schließlich könnte es doch Konflikte gegeben haben.
22:29Die sind herangewachsen.
22:31Vielleicht haben Sie Ihnen etwas weggenommen.
22:33Was weggenommen?
22:35Kompetenz.
22:37Nein, da hat es eigentlich nie Schwierigkeiten gegeben.
22:39Bei uns macht jeder die Arbeit, die er am besten versteht.
22:41Das ist auch gut so.
22:43Sie sind verheiratet, ja?
22:45Nein.
22:47Wie ist Ihr Verhältnis zu Martina?
22:49Sehr gut, ich mag sie sehr.
22:51Also lieben Sie Martina?
22:53Ja, natürlich liebe ich sie.
22:55Das weiß hier auch jeder.
22:57Herr Weidau!
23:05Ich habe Ihren Wagen stehen sehen.
23:07Sie haben mit meinem Verwalter gesprochen.
23:09Na ja, ich brauche Informationen,
23:11versuche sie zu bekommen.
23:13Man hat mich gefragt, ob ich Martina liebe.
23:15Brauchen Sie solche Informationen?
23:17Auch solche.
23:19Ich habe gesagt, ich liebe Martina.
23:21Und dass es kein Wunder ist.
23:23Nein, das ist die Sache nicht.
23:27Womit kann ich Ihnen dienen?
23:29Ich möchte jetzt gerne mit jedem sprechen.
23:31Mit jedem allein?
23:35Gehst du mal hinaus, Monika?
23:49Danke.
23:55Allein? Warum allein?
23:57Damit Sie auf niemanden Rücksicht nehmen müssen.
23:59Was wollen Sie wissen?
24:01Schauen Sie, ich habe einen Mord zu klären.
24:03Es ist sehr wichtig für mich zu wissen,
24:05was für ein Mensch der Tote gewesen ist.
24:09Ein junger Mann von 19 Jahren
24:11mit den besten Anlagen.
24:13Hochbegabt.
24:15Das in jeder Hinsicht
24:17wissenschaftlich, menschlich, charakterlich.
24:21Er ist jemand umgebracht worden,
24:23der zu großen Hoffnungen
24:25berechtigt hat.
24:27Eine große Hoffnung war.
24:29Fragen Sie, wen Sie wollen,
24:31Sie werden nichts anderes hören.
24:33Überall werden Sie nur Betroffenheit
24:35feststellen.
24:37Bei uns Verzweiflung.
24:39Weil uns niemand
24:41sagen kann, wie wir weiterleben sollen.
24:43Jetzt ist die Frage,
24:45ob wir es überhaupt können.
24:47Wann haben Sie das Glut
24:49Ihrem Sohn übergeben?
24:51Als ich merkte, dass er es besser
24:53führen würde als ich.
24:55Weil er der bessere Fachmann ist?
24:57Nein, nein, das will ich damit nicht sagen.
24:59Entschuldigen Sie,
25:01es gibt da eine Erklärung,
25:03die Sie nicht interessieren wird.
25:05Mich interessiert alles.
25:07Na schön.
25:09Ich war Offizier im Krieg.
25:11Regimentskommandeur.
25:13Als wir wieder nach Hause
25:15gekommen sind,
25:17waren wir alle ein wenig
25:19verstört.
25:21Aus dem Gleichgewicht gebracht.
25:23Es begann das
25:25große Nachdenken.
25:27Ich will damit sagen,
25:29die praktische Arbeit
25:31hat darunter gelitten.
25:33Ich war nicht mehr in der Lage,
25:35sie so wichtig
25:37zu nehmen, wie sie es verdient.
25:39Deshalb habe ich
25:41meinem Sohn gesagt, mach du es.
25:43Und Sie sind hier geblieben,
25:45weil Sie eben hier zu Hause sind?
25:47Ja, das ist mein Zuhause.
25:49Wie sehr es das ist, weiß ich jetzt erst,
25:51nachdem was passiert ist.
25:53Herr Weidau,
25:55das Verhältnis
25:57Ihrer Enkelkinder zueinander...
26:01Ich habe nie
26:03Geschwister gesehen,
26:05die einander
26:07zugetan waren.
26:09Bitte, meine Herren,
26:11wir haben Sie schon erwartet.
26:13Danke, guten Tag.
26:15Sie sehen, wir haben schon eine
26:17Kleinigkeit vorbereitet.
26:19Bitte machen Sie sich keine Umstände.
26:21Das ist die Zeit, wo wir immer
26:23unseren Tee nehmen. Wir sind daran gewöhnt.
26:25Ja, an feste Ordnungen.
26:27Festordnungen gehören zum Lebensgerüst.
26:29Lebensgerüst?
26:31Die jeder braucht.
26:33Feste Gerüste, jeder Art.
26:35Materieller Art?
26:37Moralischer Art. Wissen Sie, in die man
26:39eingepasst ist, dass es einen
26:41Halt gibt.
26:43Sie sehen also, womit wir uns beschäftigen.
26:45Die gewöhnlichen Feld-, Wald- und Wiesengespräche
26:47interessieren uns nicht.
26:49So kamen wir auf das, was wir
26:51Lebensgerüste nennen,
26:53ohne die,
26:55nach unserer Meinung, kein Mensch
26:57auskommen kann.
26:59Und das in einer Zeit,
27:01in der eben diese Gerüste abgebaut werden.
27:05Da habe ich Sie gefragt, ob Sie Tee mögen.
27:07Die Herren sagten...
27:09Was sagten die Herren auch?
27:11Wir sagten,
27:13machen Sie sich keine Umstände.
27:15Schade.
27:17Gelegentlich machen wir gerne Umstände.
27:19Aber das bedeutet...
27:21Tee bedeutet es.
27:25Sehen Sie, das sind so Gedanken,
27:27Fragen, mit denen wir uns herumschlagen.
27:29Oft mit viel Vergnügen
27:31und großer Intensität.
27:33Die wirklich
27:35wichtigen Themen unserer Zeit
27:37werden nicht intensiv
27:39genug diskutiert.
27:43Und womit beschäftigen
27:45Sie sich?
27:47Mit Mord.
27:51Entschuldigen Sie aber,
27:53wie ist das
27:55möglich, dass ich das einen Moment lang
27:57vergessen konnte?
28:00Ich war schon wieder
28:02mitten in einer Diskussion.
28:04Und so
28:06geschieht das bei uns. Man ist plötzlich
28:08mittendrin aus dem Nichts.
28:10Aus Belanglosigkeit.
28:12Nur plötzlich merkt man,
28:14dass es Belanglosigkeiten
28:16eigentlich gar nicht gibt.
28:18Aber nun wollen wir die Herren
28:20ihre Fragen stellen lassen.
28:22Ja, natürlich. Entschuldigen Sie.
28:24Wohnen Sie denn schon
28:26an mir?
28:28Nachdem unsere Tochter
28:30Herrn Weidau geheiratet hat,
28:32sein Vater sagte, dann zieht doch zu uns.
28:34Wir haben genügend Platz.
28:36Was sind Sie eigentlich, oder
28:38was waren Sie von Beruf?
28:40Mein Mann schreibt Bücher.
28:42Schreiben Sie Romane?
28:44Nein, nein. Beinahe hätte ich gesagt,
28:46um Himmels Willen.
28:48Nein, nein, ich befasse mich mit
28:50Geschichte, ich bin Historiker.
28:52Meine Frau brachte mich dann darauf,
28:54die Philosophie mit hinein zu beziehen.
28:56Wenn ich fragen darf,
28:58fühlen Sie sich wohl hier?
29:00Ja.
29:02Es ist der beste Platz.
29:04Hier haben wir unseren Halt,
29:06unsere Geborgenheit.
29:08Und Ihre drei Enkelkinder.
29:10Ach ja, Sie sagten,
29:12warten Sie, Sie sagten,
29:14ja, Sie seien
29:16ungewöhnlich gelungen, nicht?
29:18Daran erinnern Sie sich?
29:20Jetzt muss ich
29:22nochmal um Entschuldigung bitten.
29:24Ich habe geglaubt, das hätten Sie überhört.
29:26Nein, das habe ich nicht überhört.
29:28Und ich wiederhole es.
29:30Es sind ungewöhnlich
29:32gelungene Kinder.
29:34Sie wissen, man hat es nicht
29:36in der Hand, wie sie sind und wie sie werden.
29:38Gelungene Kinder
29:40sind Glücksfälle.
29:42In diesem Haus
29:44gibt es drei Glücksfälle.
29:50Gab es drei Glücksfälle?
29:54Ja.
30:02Bitte, meine Herren.
30:04Hubert weiß,
30:06dass Sie ihn allein zu sprechen wünschen.
30:08Danke.
30:10Ihr Büro, ja?
30:12Ja, ein großer landwirtschaftlicher
30:14Betrieb ist wie ein Unternehmen,
30:16dass wie ein Unternehmen geführt werden muss.
30:18Und Sie machen hier Bürodienst?
30:20Ich habe ihn zusammen mit meinem Bruder gemacht.
30:22Das war sein Platz.
30:26Was wollen Sie von mir wissen?
30:30Beschreiben Sie mir Ihren Bruder.
30:32Erzählen Sie mir von ihm.
30:34Das
30:36Wohl anderer hat ihm immer mehr
30:38bedeutet als sein eigenes.
30:40Es war ihm unerträglich,
30:42jemandem weh zu tun.
30:44Ich nehme an, er hat es nie getan.
30:46Ja, auch nicht ohne es zu wissen.
30:48Sie suchen einen Grund für seinen Mörder.
30:50Ein Grund muss es ja geben.
30:52So einen Grund kann ich mir nicht vorstellen.
31:02Wir versuchen zu arbeiten,
31:04aber wir können es nicht.
31:06Wir sitzen und zerbrechen uns den Kopf,
31:08was denn da eigentlich passiert ist.
31:12Wollen Sie uns bitte allein lassen, Herr Pauli?
31:14Selbstverständlich.
31:16Soll ich gleich alles mitnehmen?
31:18Nein, nein, lassen Sie nur.
31:20Ich möchte nicht, dass Sie gehen.
31:32Ich kann nicht allein sein.
31:36Es ist irgendwas in meinem Kopf,
31:40eine Bewegung, die mir Angst macht.
31:42Kann man seinen Verstand verlieren,
31:46nur weil man einfach keine Erklärung findet?
31:48Oh ja,
31:50unter Umständen ja.
31:54Denn schauen Sie, es gibt ja Erklärungen,
31:56die zu finden fast lebensnotwendig ist.
32:00Hier handelt es sich um eine Erklärung,
32:02die lebensnotwendig ist.
32:04Für mich
32:06lebensnotwendig.
32:08Sie haben noch keine?
32:14Schauen Sie,
32:16wir suchen genauso wie Sie.
32:18Das Motiv für den Mörder,
32:20das muss bei Ihrem Bruder selbst liegen,
32:22in seiner Person,
32:24in dem, was er getan hat,
32:26was er gesagt hat,
32:28was er nicht getan hat,
32:30was er nicht gesagt hat.
32:32Deshalb ist alles,
32:34was Ihren Bruder betrifft,
32:36so immens wichtig für uns.
32:38Verstehen Sie das?
32:40Sie gehen also herum und fragen jeden nach Klaus.
32:42Was er gesagt hat, was er getan hat,
32:44was er gewesen ist.
32:46Ja, das ist richtig.
32:48Er war ohne jeden Fehler.
32:52Du hast noch Besuch.
32:54Ich störe.
32:56Nein, nein, komm nur herein.
32:58Die Herren hatten nur eine Frage.
33:00Sie wollten wissen,
33:02wer Klaus gewesen ist.
33:04Ich habe geantwortet, dass er
33:06ohne Fehler war.
33:08Gut.
33:10Sie hat mit einem
33:12Satz alles gesagt.
33:16Entschuldigen Sie, ich hätte eine Frage.
33:18Herbert, nimmst du mal?
33:20Wie lange sind Sie eigentlich schon bei der Familie Weidau?
33:22Zwei Jahre.
33:24Gefällt es Ihnen hier?
33:26Ja, sehr. Es ist eine gute Stellung.
33:28Ja, und warum ist es eine gute Stellung?
33:30Man gehört hier zur Familie.
33:32Und bitte diese jungen Leute,
33:34Klaus, Hubert, Martina,
33:36was für einen Eindruck haben sie von Ihnen?
33:38Die hatten hier niemals Streit
33:40oder irgendeine Auseinandersetzung?
33:42Nie.
33:44War da immer und zu jeder Zeit alles in Ordnung?
33:46Ja.
33:48Danke Ihnen.
33:54Die Schwister, die sich nicht streiten.
33:56Wir kommen einfach nicht vorwärts.
33:58War es doch Selbstmord?
34:00Ich meine, weder für Selbstmord noch für Mord
34:02ist irgendwo ein Motiv in Aussicht.
34:04Die Leute sind einfach zu fabelhaft.
34:06Fabelhafte Leute gibt es nicht.
34:08Gibt es nicht.
34:10Meine Erfahrung ist, dass jeder Mensch irgendwo eine Macke hat.
34:12Die haben es mit einer Familie zu tun,
34:14die die Macke hat, dass sie keine hat.
34:16Haben Sie Ihre
34:18Befragungen durchgeführt?
34:20Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Familie.
34:22Danke.
34:24Herr Weidau,
34:26ich brauche die Namen aller beschäftigten Arbeiter
34:28bei Ihnen und darüber hinaus aller Personen,
34:30die zu Ihrem Hause irgendeinen Kontakt haben.
34:32Ist das möglich?
34:34Ja.
34:36Na gut. Kann man nichts machen? Danke.
34:38Nichts, Stefan. Keiner dieser Namen
34:40gibt was her. Wir sind also
34:42kein Millimeter sind wir weitergekommen.
34:44Ich sehe nicht mal eine Richtung.
34:46Aber ein Toter ist da, ein junger Mann.
34:48Nicht mal 20 Jahre alt.
34:50Und der ist vergiftet worden.
34:52Und wenn es doch
34:54Selbstmord wäre?
34:56Das heute wirst du nicht aufgeben, oder?
35:22Derrick, ihr habt meinen Wagen bei der Fahrbereitschaft.
35:24Tank ihn voll.
35:26Ich brauche ihn noch.
35:28Nein, ich komme gleich runter.
35:52In den Kamm lagen der Mittelgebirge auf 17.
36:22Guten Abend.
36:24Guten Abend.
36:26Ich wollte gerade nachschauen, wer da gekommen ist.
36:28Herr Weidau,
36:30Sie schließen ja die Haustür
36:32immer noch nicht ab.
36:34Derrick,
36:36in Spanien auf dem Lande
36:38lassen die Menschen die Schlüssel
36:40von außen im Schloss stecken.
36:42Nicht damit jemand eintreten soll,
36:44sondern damit man weiß,
36:46dass jemand zu Hause ist.
36:48In Spanien, ja.
36:50Was wollen Sie?
36:52Was?
36:54Eine innere Unruhe.
36:56Es störe ich.
36:58Die Familie ist
37:00beisammen.
37:02Wie jeden Abend.
37:04Bitte.
37:14Wir haben noch Besuch bekommen.
37:16Guten Abend.
37:18Guten Abend.
37:20Guten Abend.
37:22Kommen Sie, nehmen Sie Platz.
37:24Haben Sie uns eine Mitteilung zu machen?
37:26Nein, ich habe Ihnen keine Mitteilung zu machen.
37:30Sehen Sie,
37:32das sind unsere gemeinsamen
37:34Abende hier.
37:38Wir,
37:40wir versuchen zu lesen,
37:42zu spielen,
37:44das zu tun,
37:46was wir jeden Abend gemacht haben,
37:48aber
37:50es geht nicht.
37:52Und wenn wir reden,
37:54wir bewegen uns im Kreis,
37:56es führt zu nichts.
38:00Sie haben uns gar nichts zu sagen?
38:04Nein, es tut mir leid.
38:08Darf ich mich
38:10in Ihrem Haus frei bewegen?
38:12Ja.
38:16Ich möchte gerne den Weg gehen,
38:18den
38:20der Mörder vermutlich gegangen ist.
38:24Ja, bitte.
38:26Darf ich, darf ich allein gehen?
38:30Natürlich.
38:32Danke.
38:46Halt!
38:48Halt!
38:50Halt!
38:52Halt!
38:54Halt!
39:16Halt!
39:46Halt!
40:16Halt!
40:46Halt!
41:16Halt!
41:18Halt!
41:20Halt!
41:22Halt!
41:24Halt!
41:26Halt!
41:28Halt!
41:30Halt!
41:32Halt!
41:34Halt!
41:36Halt!
41:38Halt!
41:40Halt!
41:42Halt!
41:44Halt!
41:46Halt!
41:48Halt!
41:50Halt!
41:52Halt!
41:56Der Weg, den der Mörder ging?
41:58Er ist ihn gegangen,
42:00die Treppe rauf.
42:02Aber ich weiß nicht, woher er kam.
42:04Wollen Sie die Haustür nicht doch abschließen?
42:06Ich sagte Ihnen doch,
42:08dass das bei uns nicht üblich ist.
42:10Wer hat ihm die Blumen
42:12in die Welt gelegt?
42:14Seine Glücksmutter.
42:18Ich sehe, Sie sind engagiert.
42:20Sie opfern Ihre Nachtruhe.
42:24Sie kommen her,
42:26jenseits Ihrer Dienststunden.
42:28Warum?
42:32Geht Ihnen der Fall nahe?
42:34Ja.
42:36Ja, er geht mir nahe.
42:38Aber,
42:40Sie müssen doch daran gewöhnt sein,
42:42an chaotische Zustände.
42:44Sie beschäftigen sich doch
42:46ununterbrochen mit diesen
42:48allgemeinen
42:50Auflösungserscheinungen,
42:52die unsere Erde heimsuchen.
42:54Katharina!
42:56Warum lässt du mich
42:58nicht sprechen?
43:00Dieser Mann ist Polizist.
43:02Wenn jemand weiß,
43:04was um uns herum
43:06los ist,
43:08wer ist er?
43:10Oder wissen Sie es nicht?
43:12Ja, ich frage mich.
43:14Wir fragen uns doch alle,
43:16immerzu. Wir haben doch oft und oft
43:18darüber diskutiert, nächtelang.
43:22Welche Chance
43:24hat die Erde noch?
43:26Beantworten Sie mir
43:28diese Frage. Welche Chance geben Sie den
43:30Menschen noch? Wässern die sich?
43:32Ändern die sich?
43:34Oder muss man
43:36nicht sprechen von einem
43:38schrecklichen, endlichen
43:42Hinsturz?
43:44In ein ganz und gar
43:46ruhmloses Ende?
43:48Mama, das gehört jetzt
43:50nicht hierher.
43:54Ich bitte
43:56um Entschuldigung.
44:02Die Haustür.
44:06Die Haustür.
44:16Du, Richard.
44:18Ja, ich hörte den Hund bellen, da dachte ich, ich schau mal nach.
44:20Warst du an der Tür? Nein.
44:22Ach, Moment mal.
44:24Ich habe vorhin die Tür geöffnet.
44:26Vielleicht habe ich sie
44:28nicht wieder richtig zugemacht.
44:32Danke, Richard. Gute Nacht.
44:34Ich will auch gehen.
44:36Gute Nacht, Herr Weidel.
44:38Empfehlung an Ihre Familie.
44:40Gute Nacht, Herr Richard.
45:04Mit Kindern muss man Glück haben.
45:06Gelungene Kinder
45:08sind Glücksfälle.
45:10In diesem Haus
45:12gibt es drei Glücksfälle.
45:14Gab es drei
45:16Glücksfälle?
45:18Es ist irgendwas,
45:20in meinem Kopf.
45:22Ich weiß es nicht.
45:24Ich weiß es nicht.
45:26Ich weiß es nicht.
45:28Ich weiß es nicht.
45:30Ich weiß es nicht.
45:32Es ist irgendwas in meinem Kopf.
45:34Eine Bewegung,
45:36die mir Angst macht.
45:38Kann man seinen Verstand
45:40verlieren,
45:42nur weil man einfach keine Erklärung
45:44findet?
45:46Ich habe
45:48nie Geschwister gesehen,
45:50die einander mehr
45:52zugetan waren.
45:54Sie müssen das
45:56doch gewöhnt sein.
45:58Chaotische Zustände.
46:00Sie sind doch ständig befasst
46:02mit diesen allgemeinen Auflösungserscheinungen,
46:04von denen unsere Erde
46:06heimgesucht wird.
46:08Welche Chance
46:10geben Sie
46:12der Erde noch?
46:14Beantworten Sie mir
46:16diese Frage.
46:18Beantworten Sie mir
46:20diese Frage.
46:22Beantworten
46:24Sie mir diese Frage.
46:30Halt!
46:56Apparat Derrick?
46:58Hubert Weidau. Er ist heute Morgen tot aufgefunden worden.
47:28Ich habe die Haustür gestern Nacht abgeschlossen.
47:55Die anderen Türen, die Fenster, unversehrt.
48:02Na, wir werden sehen.
48:06Kommt.
48:24Sie haben also gestern Nacht die Haustür abgeschlossen?
48:27Ja.
48:30Irgendjemand, der sie wieder geöffnet hat?
48:37Bitte tun Sie mir einen Gefallen und äußern Sie sich, ja?
48:41Sagen Sie irgendetwas.
48:46Frau Weidau?
48:48Ich habe mich um die Haustür nicht gekümmert.
48:51Martina, waren Sie noch einmal an der Tür?
48:55Und Sie?
48:56Niemand von uns war noch einmal an der Haustür.
48:59Sie waren auch heute Morgen verschlossen. Von innen.
49:04Sie wissen, was das bedeutet. Welche Schlussfolgerung nicht ausziehen muss.
49:09Schlagen Sie sich das ruhig aus dem Kopf.
49:13Ich bringe meine Söhne nicht um.
49:16Ich nicht und meine Frau nicht.
49:20Und Martina nicht, ihre Brüder.
49:25Und die Großeltern nicht, ihre Enkelkinder, die sie lieben.
49:33Man muss einen Arzt rufen.
49:35Katharina! Schnell, lass deinen Arzt holen!
50:06Sie waren gestern Nacht noch draußen.
50:09Weil ich die Hunde gehört hatte.
50:12Sind Sie danach noch mal ins Haus gegangen?
50:14Ich wollte noch mal ins Haus, um Herrn Weidau zu empfehlen, die Haustür abzuschließen.
50:18Aber sie war schon abgeschlossen.
50:22Gut, ich danke Ihnen.
50:36Guten Tag, Herr Luther.
50:38Guten Tag.
50:39Sie sind der Hausarzt der Familie, ja?
50:41Ja.
50:42Wie geht es der alten Dame?
50:44Ja, das ist schwer zu sagen.
50:45Ich bin übrigens nicht der Hausarzt, sondern Frau von Thorwarn.
50:48Sie ist bei einem Arzt in München in Behandlung.
50:51Also, man müsste mal eine gründliche Untersuchung vornehmen.
50:54Das habe ich auch dem Schwiegersohn vorgeschlagen.
50:56Ist Ihr Zustand, ist er besorgniserregend?
51:00Ja und nein.
51:02Wissen Sie, als Patientin ist sie sehr interessant.
51:05Weshalb?
51:06Nun, sie ist von einer ungewöhnlichen Sensibilität bis in die Physis hinein.
51:13Danke, Doktor.
51:14Bitte.
51:19Ach, Herr Weidau.
51:22Es tut mir leid, ich muss wieder ein paar Fragen stellen.
51:25Ist Ihre Familie in der Lage, Fragen zu beantworten?
51:30Ich denke schon.
51:33Bis auf meine Schwiegermutter.
51:36Sie ist völlig zusammengebrochen.
51:40Nichts?
51:41Bei diesen ganzen Aussagen, wir sagen doch überhaupt nichts.
51:44Oder sagen Sie dir eigentlich etwas?
51:47Stefan.
51:48Ja?
51:49Ja.
51:51Wo willst du anrufen?
51:55Herr Weidau!
51:56Ja?
51:57Telefon für Sie.
51:59Wer ist es denn?
52:00Die Polizei.
52:06Ja, bitte?
52:07Herr Weidau, ich habe eine Frage für Sie.
52:10Ja, bitte.
52:11Ich habe eine Frage für Sie.
52:16Ja, bitte?
52:19Herr Weidau, geben Sie mir bitte mal den Namen des Arztes in München,
52:22der Ihre Schwiegermutter behandelt.
52:24Adresse, Telefonnummer.
52:28Professor Schunk?
52:31Nein, die Adresse brauche ich nicht.
52:33Ich kenne ihn.
52:34Danke sehr.
52:37Sie sagen mir, ist das nicht der Psychiater?
52:39Ja, eben.
52:43Kommen Sie nur herein, Herr Weidau.
52:44Danke sehr.
52:45Wir hatten schon mal miteinander zu tun.
52:47Die Sache Anneliese Burka hat vor etwa einem Jahr bedrohten Platz.
52:51Erinnern Sie sich?
52:53Sehr gut.
52:54Und jetzt brauche ich wieder Ihre Hilfe in einem Mordfall.
52:57Wer ist denn umgebracht worden?
52:59Zwei junge Männer, zwei Brüder im Abstand von wenigen Tagen, Giftmord.
53:04Sie heißen Klaus und Hubert Weidau.
53:07Weidau?
53:09Sie haben eine Patientin, deren Tochter Weidau geheiratet hat.
53:14Und die beiden Mordopfer, das sind die Enkelkinder Ihrer Patientin.
53:19Aha, ja, ich weiß, Frau von Tobahn.
53:22Sie hat von Ihren Enkelkindern erzählt.
53:24Sie hat drei, glaube ich.
53:25Ja, da ist noch ein Mädchen, Martina Weidau.
53:28Und die Söhne, die Enkelkinder sind ermordet worden?
53:31Sie wurden vergiftet.
53:33Wann ist das passiert?
53:36Vor fünf Tagen der eine, heute Nacht der andere.
53:40Und alle Umstände, die lassen nur einen Schluss zu.
53:44Und welchen?
53:45Der Mörder ist ein Mitglied der Familie.
53:48Kommen Sie deswegen zu mir?
53:50Ja.
53:51Nein, nein, Berwick.
53:53Falls Sie da irgendwie an Frau von Tobahn denken,
53:56schlagen Sie sich das aus dem Kopf.
53:58Ich verletze sicher nicht meine ärztliche Schweigepflicht, wenn ich sage,
54:02die alte Dame liebt ihre Enkelkinder.
54:05In einer geradezu abgöttischen Weise.
54:13Das weiß ich.
54:14Wenn Sie das wissen, warum kommen Sie dann zu mir?
54:18Sie werden doch nicht behaupten, dass...
54:27Also gut, ich wiederhole Ihre letzten Worte.
54:31Sie liebt Ihre Enkelkinder auf eine geradezu abgöttische Weise.
54:39Ja, das sagte ich.
54:40Abgöttisch ist Krankhaft.
54:42Ich kann nicht darüber reden.
54:44Sie können von mir nicht verlangen, dass ich über meine Patienten rede.
54:47Ich frage unabhängig von der Person.
54:49Ist abgöttisch Krankhaft?
54:51Kann Krankhaft sein, ja.
54:53Aber nicht in jedem Fall.
54:54Und in diesem Fall?
54:55Ich rede nicht über meine Patienten, Berwick.
54:58Was sagen Sie?
55:01Könnte Sie...
55:05Könnte Sie die beiden umgebracht haben,
55:08weil Sie Ihre Enkelkinder zu sehr liebt?
55:12Was reden Sie denn da für einen Unsinn?
55:14Unsinn.
55:15Gut, ich wiederhole Ihnen mal, was Sie in meiner Gegenwart gesagt hat.
55:19Ich versuche es mal zusammenzukriegen.
55:23Ja.
55:24Haben wir nicht immer wieder darüber diskutiert?
55:29Haben wir nicht ganze Nächte verbracht, die Frage zu klären?
55:35Welche Chance hat diese Erde noch?
55:39Kann man nicht sprechen von einem...
55:44Ja, von einem...
55:45Von einem schrecklichen letzten Hinsturz?
55:53Nichts dazu zu sagen?
55:57Nichts.
55:58Es sind zwei Menschen gestorben.
56:01Sie hat noch ein drittes Enkelkind.
56:05Guten Tag, Professor Schorn.
56:09Warten Sie, Derrick.
56:12Frau von Turban hat mich bei Ihrem letzten Besuch gefragt.
56:16Sagen Sie mir,
56:18kann man Kindern diese Welt noch zumuten?
56:33Wo ist Ihre Frau?
56:34Sie ist im Bett. Sie ist nicht gut.
56:38Hans-Katharin hat die Kinder umgebracht.
56:40Sie ist krank.
56:42Seit heute Morgen spricht sie schon ganz verwirrt.
56:49Katharina,
56:53hast du die Kinder umgebracht?
57:05Was wollen Sie?
57:08Ich habe Ihnen geholfen.
57:10Geholfen. Nur geholfen.
57:13So sind sie geblieben, was sie waren.
57:17Gott wird mich verstehen.
57:21Das wird er doch.
57:43Untertitelung des ZDF für funk, 2017
58:13Untertitelung des ZDF für funk, 2017
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